Auf und ab - trotz Familie?

Rolfe
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Rolfe »

Seid lieb gegrüßt,
aber meine Therapie "darf" noch nicht beginnen, weil die Beihilfestelle es immer noch nicht geschafft hat, einen Gutachter zu benennen, der dann entscheidet, ob ich diese
Therapie machen darf und wieviele Stunden.
Jetzt hänge ich in der Luft; da bin ich schon dankbar für jeden Rat von Euch, auch wenn es mir schwerfällt, das anzunehmen.
Ihr meint es sicher gut, aber ich kann nicht aus meiner Haut heraus. Und auch die Therapie wird wohl viel Zeit brauchen,
bis ich mit meiner Situation klarkomme.
Gruß, Rolle
rilke
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von rilke »

Hallo Rolle,

kein Mensch verlangt von dir, dass du deine Probleme auf die Schnelle löst. Wir tragen schließlich hier alle eine schwere Kugel auf den Schultern. Wenn es dir aber hilft hin und wieder ein paar liebe Wünsche oder Ratschläge zu bekommen, dann denke ich wird sich das machen lassen. Wichtig ist nur, dass du weißt, daß du dich für deine Krankheit nicht schämen musst. Und es wäre beruhigend zu wissen, dass du dir professionelle Hilfe holst, wenn gar nichts mehr geht. Ich habe mir schon so manches Mal echt Sorgen um dich gemacht, wenn du schreibst "...wäre ich schon nicht mehr da".
Halte durch.

Liebe Grüsse Gika
______________________________

Zwei Dinge sind unendlich:

Das Universum

und die menschliche Dummheit.

Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

(Albert Einstein)
kruedorida
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von kruedorida »

Ja, Rolle, das stimmt: Es wird eine lange Therapie wohl nötig sein, denn da sind Denkstrukturen, die verändert werden müssen - und ds braucht viel Zeit. Auch hier kann ich aus eigener Erfahrung sprechen. Bin zwar mittlerweile aus meiner akuten Depressionsphase heraus, aber immer noch in Therapie (ambulant) und stelle fest, wie schwer ich aus den eingeschliffenen Denkgewohnheiten ausbrechen kann und i h immer noch Hilfe und Unterstützung brauche, um neue Denkmuster zuzulassen und dann auch noch in die Tat umzusetzen. Doch - so meine Therapeutin- es ist möglich, aber es braucht seine Zeit.
Das wichtigste Wort, das wir uns deshalb "hinter die Löffel" schreiben müssen, lautet: G E D U L D .
Doro
zu betreten ei
Rolfe
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Rolfe »

Ach, Ihr seid alle so lieb,
ich weiß, daß ich viel Geduld haben muß, aber ob ich das schaffe, weiß ich nicht.
Geduld war noch nie meine Stärke, aber es bleibt mir wohl nichts anderes übrig.
Ihr habt ja Recht, trotzdem brauche ich manchmal Euren Zuspruch. Und der hilft mir wirklich, das weiß ich. Wenn Ihr seit Juli
2004 nicht gewesen wäret - ich weiß nicht, wo ich dann wäre.
Wenn Ihr sagt, ich soll und muß für mich selbst leben und nicht für meine Familie, ist das für mich schwer verständlich.
Wofür habe ich denn meine Familie?
Was wäre ich denn ohne die beiden? Ich alleine wäre doch nichts! Ich glaube, ich meine zwar, was Ihr meint, aber wenn die beiden nicht wären, was sollte mich denn dann noch hier halten? Und was ist denn an dieser Einstellung so schlimm? Ich habe meine Frau 10 Jahre lang gesucht; jetzt habe ich meine Familie, für die ich lebe - was ist denn daran so schlimm? Ist denn das bei anderen Familienvätern anders? Das kann ich mir nicht vorstellen.
Das ist doch so eine Art Symbiose, oder nicht? Ich finde das schön, wenn der eine ohne den anderen nicht leben kann.
Was ist denn daran so schlimm?
Seid lieb gegrüßt, Rolle
kruedorida
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von kruedorida »

Daran ist ganz und gar nichts schlimm. Es ist schön, ja ideal, wenn man sich liebt, sich braucht, sich aufeinander verlassen kann, füreinander da ist in guten wie in schlechten Zeiten (wie es so schön im Ehegelöbnis heißt - und da stehe ich auch voll dahinter).
ABER: Man sollte nicht sein Leben von dem des anderen abhängig machen. Das halte ich für persönlich für sehr gefährlich und auch nicht für gut für den Lebenspartner. Es ist - so denke ich - eine riesige psych. Belastung für ihn, das Gefühl zu haben, ich lebe nur (noch) für ihn und ohne ihn ist alles sinnlos. Was ist, wenn ihm etwas passiert?
Ich denke, mein Leben muss mir selbst so viel Wert sein, dass ich FÜR MICH es aufrecht erhalte, weil es MEIN Leben ist, das ich natürlich gerne mit gerade diesem Partner teile und das durch ihn bereichert wird; aber es darf nicht soweit gehen, dass es NUR den Sinn hat, für IHN da zu sein, IHM zuliebe erhalten zu werden. Das belastet ihn eher als dass es ihn freut, diese wichtige Funktion zu haben. Er hat doch dann immer diese Riesenbürde auf seinen Schultern: "Was ist, wenn ich es nicht schaffe, meinen kranken Partner am Leben zu erhalten, wenn ich irgend etwas tue, was ihn enttäuscht" - Ich finde, das solltest du auch bedenken, Rolle.
Nichts gegen die Liebe zu deiner Familie, schön, dass du sie hast und dass sie dir in dieser schweren Zeit Halt gibt, aber belaste sie nicht mit dem Gefühl: Mein Leben ist ohne euch sinnlos.
Das sollte nur ein Denkanstoß sein, vielleicht lohnt es sich, ihn anzunehmen.
Doro
rilke
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von rilke »

Hallo Rolle,

ich denke da ähnlich wie Doro. Es ist schön, dass du deine Familie so liebst, aber du überträgst durch Äußerungen wie "ich lebe nur für meine Familie" auf deine Familie eine riesige Verantwortung, unter der man auch zusammenbrechen kann. Sie könnten sich deshalb die Schuld an deiner Situation geben und das möchtest du sicher auch nicht.

Außerdem wirst du sicher insgesamt viel mehr für deine Familie da sein können, wenn sich aus dir der Wunsch entwickelt auch um deinetwegen zu leben.

Liebe Grüße Gika
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kruedorida
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von kruedorida »

Gika, du hast auf den Punkt gebracht und in kurze, prägnate Worte gefasst, was ich umständlich versuchte, Rolle mitzuteilen.
Danke dir
Doro
Rolfe
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Rolfe »

Nein, ich will nicht meiner Familie das aufbürden, wirklich nicht.
Aber, ich liebe meine Familie bis in alle Ewigkeit. Ich glaube auch nicht, daß meine Frau (und schon gar nicht mein KInd) das so empfindet, daß ich sie extrem belaste damit.
Und wenn den beiden mal was passieren würde,
wüßte ich auch nicht, wie ich weiterleben würde. Wahrscheinlich überhaupt nicht.
Aber, das ist doch eher unwahrscheinlich, daß das passiert - daß beide z.B. bei einem Unfall ums Leben kommen. Obwohl ich diese Horrorvorstellung auch schon hatte!
Alles Scheiße! Mein Gott, woran denke ich hier eigentlich?
Versteht mich nicht falsch, aber ich bin schon so oft alle möglichen Varianten
durchgegangen, was alles passieren könnte.
Es ist schon schlimm.
Aber, was ist denn daran so schlimm?
Ich kann mir ein Leben völlig allein ohne meine Familie nicht vorstellen. Und so, wie andere, daß sie vielleicht nach ein paar Wochen nach dem Tod ihrer Partnerin wieder eine Neue haben - unvorstellbar für mich!
Nach 10 Jahren Suche nach meiner Frau bin ich doch froh, noch eine abbekommen zu haben.
Ist denn das so unverständlich?
Ich lebe meinen Traum, den ich immer hatte,
nun mal aus - bis zum Ende. Und wenn der zu
Ende sein sollte, ist mein Leben auch zu Ende. Dann hat es keinen Sinn mehr.
Das ist eben so.
Gruß Rolle
Reysa
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Reysa »

Hallo Rolle,

hmmm wenn du deinen Traum lebst warum bist du dann so unglücklich?
Du fühlst doch selber dass da was nicht stimmt.
Ich könnte mit dieser Verantwotung die du deiner Familie aufbürtest nicht leben. Ich würde dran ersticken.
Entschuldige die harten Worte aber mein Exmann wollte sich umbringen als ich mich trennte, er hat auch immer so wie du geredet. Es erinnert mich und nimmt mir die Luft zum Atmen wenn ich nur dran zurück denke. Ich weiß ganz genau mit dieser Verantwortung möchte ich NIE mehr leben!
Es hat mich fast zerstört und ich wurde immer kränker. Diese Verantwortung für das Leben eines anderen... sorry aber für mich klingt es sehr egoistisch. Ich möchte dich nicht angreifen, es sind meine Gefühle die ich empfunden habe.
Du fragst immer, ist es denn schlimm? Ja für mich war es die Hölle!! Ich konnte nichts mit ihm besprechen alles lag auf meinen Schultern, musste ihn ja schonen damit er sich nichts antut! Ich zitter schon wenn ich nur dran zurück denke.
Denk mal drüber nach was du deiner Familie damit antust. Sie haben keine Chance....
Viele Grüße
Reysa
kruedorida
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von kruedorida »

Ja, Reysa, so sehe ich das auch.
Ich habe zwar keinen Ehepartner, der mir dieses Gefühl gibt, dass er nur für mich lebt (er lebt zum Glück auch für sich!), aber ich hatte eine Mutter, deren Lebensinhalt ich alleine war - zumindest empfand ich das so. Ich fühlte mich ständig der Belastung ausgesetzt, verantwortlich zu sein für ihr Glück. Ich lebte und traf meine Entscheidungen nicht aus mir heraus, sondern immer im Blick darauf, ihr zu gefallen, mitverantwortlich zu sein für ihr Lebensglück, mich schuldig zu machen, wenn ich nicht ihren Vorstellungen, ihren Wünschen, ihren Bedürfnissen entsprechen konnte/wollte. Das hat mich letztendlich krank gemacht, nicht sofort, aber meine Depressionen haben ihren Ursprung in dieser Zeit. Man sagt ja: Depressionen entstehen in der Kindheit.
Lieber Rolle, denk auch in diesem Sinne mal an deine Tochter. Du wirst jetzt noch nicht bemerken, was es für sie heißt, das Gefühl zu haben, dass du, ihr Vater, sie als seinen einzigen Lebensinhalt ansiehst, aber dein Kind wird geprägt von dieser "Last".
Ich an deiner Stelle würde diese Thematik mal mit meiner Therapeutin besprechen.
Verregnete Pfingstgrüße
Doro
Edeltraud
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Rolle,

schön, dass das Theater dir und deiner Familie so gut gefallen, so gut getan hat. Es ist auch i.O., wenn es dir nur gefallen hat, weil deine Tochter so begeistert war. Auch mir bereitet es viel Freude, wenn ich die Freude meiner Kinder sehe.

Deine Familie ist dir wichtigster Halt - und das ist gut so! Gerade in schweren Zeiten, schwere Krankheit brauchen wir nichts nötiger als liebe Menschen, die bei uns sind und zu uns halten.
Soetwas empfinde ich nicht als Belastung sondern als Zeichen von Zuneigung und Verbundenheit.

Könntest du dich nicht doch dazu entschließen dich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen? Es wäre dir sicherlich ein zusätzlicher Halt und eine Kraftquelle.

Viele Grüße
Edeltraud
Reysa
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Reysa »

Hallo Edeltraud,

Rolle war lange in der Klinik und ich denke sie haben ihn auf alle Hilfsmöglichkeiten hingewiesen. Da ist eine Mauer und er kommt nicht drüber. Ich wollte ihm sagen was man fühlt wenn man solche Verantwortung tragen muss.
Er muss einfach aufwachen! Es triggert mich ziemlich wenn ich seine Worte lese.
Diese Abhängigkeit kann Leben zerstören. Ach ja.. was machen Menschen die keine Familie haben?
Ich kann mich jetzt zu dem Thema nicht mehr äußern, ich muss an mich denken, es wühlt mich leider immer noch recht auf. Aber es zeigt mir auch ich habe richtig gehandelt als ich mich für mich entschieden habe, für mich und meine Kinder und fürs Leben!

Viele Grüße
Reysa
Reysa
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Reysa »

Hallo Doro,

ja ich verstehe dich sehr gut, bei mir begann alles auch in der Kindheit und setzte sich leider in meiner Ehe fort. Seit ich aufgewacht gehts mir mit jedem Tag besser. Wir hätten uns so viel Leid ersparen können. Aber da mag ich nicht drüber nachdenken. Mir geht es jetzt gut und ich lebe gerne und dafür bin ich sehr dankbar. Ich weiß ich muss dran bleiben und das wahrscheinlich immer. Aber es ist ja alles in Bewegung, nichts bleibt wie es ist und das gibt mir Hoffnung.
Wünsche dir alles Liebe und pass auf dich auf.

Liebe Grüße
Reysa
Edeltraud
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Reysa,

Angehörige (soziales Umfeld) spielen für die psychische Stabilisierung des Betroffenen eine bedeutsame Rolle.

Natürlich müssen Angehörige ihre eigenen persönlichen Grenzen beachten und den Betroffenen zur Eigenverantwortung ermutigen z.B.sich in ärztl. Behandlung zu begeben.

Die Partnerin von Rolle ist soviel ich weiß Ärztin. Gerade deshalb glaube ich, dass sie rel. gut damit umgehen kann. Zumindest habe ich diesen Eindruck aufgrund der Postings von Rolle.

"Was machen Menschen, die keine Familie haben?"
Ich bin mir sicher, wenn ich keine mir wichtigen, liebe Menschen (gehabt) hätte, dann wäre ich desöfteren/länger in der Klinik/beim Therapeuten.

Viele Grüße
Edeltraud
Schnarchi
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Schnarchi »

Hallooooo ! Und erstmal ...schöne Pfingsten alletsamm.

Also Edeltraud, da sprichste mir total aus der Seele.
Das Problem sehe ich eher darin, dass heutzutage eher "zu wenig geliebt" wird. Oder zu oberflächlich, zu egoistisch, ...wat weiß ich.
Aber Liebe ist doch kein Konsumgut. Ebenso wenig wie das Leben an sich.
Diese, sich mittlerweile in den Vordergrund drängende Denke ...wohin hat sie uns geführt ? ..."Behindertes" Leben wird abgetrieben, Kranke werden verlassen und Alte werden in Heime gesteckt.
Man ist eher bereit sich vom Chef drangsalieren zu lassen als sich für seine(n) Ehefrau/-mann verantwortlich zu fühlen.
Wer das anders sieht, der muß sich dann aber schon die Frage stellen lassen, warum er/sie bei der Heirat wat von "in guten wie in schlechten Zeiten" geschworen hat. Und natürlich, ob man bereit ist, sich ebenfalls entsorgen zu lassen, sobald man nicht mehr so glänzt wie am Anfang einer Beziehung.
Was für mich wahres Minderwertigkeitsdenken wäre.
Ich weiß nicht, wie man mit einer derartigen Lüge leben kann, denn spätestens wenn es uns selbst einmal mieserabel geht, wollen wir oft so behandelt werden, wie wir's anderen vorenthalten haben.
Dann wünschen wir uns mit mal, dass man sich für uns "aufopfert".

Der Zusammenhalt in Rolles Familie ist, wenn ich das richtig beurteile, doch schon etwas, wofür es sich zu leben lohnt.
Wer sagt denn, dass Rolles Tochter nicht eines Tages sagt, "Papa, Du warst der Beste von allen, denn Du warst immer für mich da" ?
Die "Gefahr" liegt meines Erachtens ja nicht in einer Überdosis Liebe, sondern darin, was man dafür fordert.
Rolles Problem ist, so scheint es mir, die übermächtige Angst, sein Glück wieder zu verlieren. Vielleicht hat er durch die "Pflegeerfahrungen" nur krass die Vergänglichkeit des Lebens vor Augen geführt bekommen ? Dann verändern sich die Werte nämlich oftmals ganz gewaltig.

Wichtig ist doch, ...fühlt sich seine Frau erdrückt, wie man's hier an den Haaren herbeizieht ? ...Oder fühlt sich seine Tochter zu sehr geliebt ?
Da muß man halt drüber sprechen.

Naja, ....auf jeden Fall sollte Rolle sich nicht schämen, denn, wäre es morgen seine Frau, der es schlecht geht, dann würde er sicherlich ebenso hinter ihr stehen und keine Mühen scheuen.
Befriedigend ist der Zustand allerdings auch nicht, so das ich Rolle auch dazu raten würde, nochmal so'n Klinikaufenthalt anzustreben.
Er kann damit seiner Familie halt in anderer Weise etwas gutes tun.

Rolle......Du mußt mehr auf den Moment schauen. Das was Du hast, ist das was Du hast und nicht das, was man Dir nehmen könnte.

Frag' Deine Frau, ob sie meint, dass Du momentan in einer Klinik besser aufgehoben wärest. Und dann tuste es halt ihr zuliebe.

Vergiss das mit dem Schämen, denn eigentlich kannste stolz auf Dich sein.

Tu's für Deine Lieben. Dann tust Du das Richtige !

(Auch der alten Dame, die mal für Euch in die Bresche gesprungen ist als Euer Auto den Geist aufgab.....wenn ich das richtig in Erinnerung habe......habt Ihr durch das Annehmen des Geldes etwas Gutes getan. Ihr habt ihr daduch einen Sinn gegeben. Das Gefühl, helfen zu können und deswegen nicht nutzlos zu sein.)

Halt die Ohren steif Rolle. Und habt'n schönen Tag.
rilke
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von rilke »

Hallo Ihr,

ich glaube, ich denke da wie Reysa. Die Verantwortung, die man mit derartigen Äußerungen seinen doch so geliebten Menschen aufbürdet ist auf Dauer nicht aushaltbar. Ob nun Ärztin oder nicht. Und wie sich das auf die Tochter auswirkt, lässt sich bis dato noch gar nicht einschätzen.

Ich habe während meiner langen Klinikaufenthalte gelernt, dass ich mein Leben in erster Linie um meiner selbst Willen erhalten sollte und es nicht allein von Anderen abhängig machen sollte.

Und ehrlich gesagt triggern mich Rolles Aussagen auch ein bißchen. Ich habe außer zwei guten Freunden niemanden, der meinen Heilungsprozeß unterstützt und das ist schwer genug, so dass ich mich häufig genug frage: "Wozu noch?" Wenn ich dann Rolles Beiträge lese (weil das häufig genug mein einziger menschlicher Kontakt am Tag ist), dann kommt mir häufig genug in den Sinn, dass ich dann ja auch Schluss machen könnte.

Gruß Gika
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kruedorida
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von kruedorida »

Michael, ich glaube, du verkennst da die Problematik ein bisschen: Es geht nicht darum, Rolle auf einen "Egotrip" zu bringen (a la: sei dir selbst der Nächste, egal, was deine Familie davon hält - leb dein Leben ) Nein - ganz und gar nicht. Es geht auch nicht darum, der Unterstützung durch Familienangehörige ihren Wert abzusprechen, sondern es geht darum, SEIN Leben zu bejahen mit all seinen Beschwernissen, und zwar unabhängig von den äußeren Gegebenheiten. Es ist falsch, den Sinn seines Lebens nur durch die Existenz anderer zu definieren - das KANN auf Dauer nicht gut gehen. Man sollte sich tatsächlich alle möglichen Eventualitäten vorstellen können, die auf einen einstürmen könnten - und trotzdem noch einen Sinn für sich sehen, weiter zu machen. Ich denke, sonst kommst du aus der Depressionsspirale nicht heraus, weil Enttäuschungen durch andere dich immer wieder aus der Bahn werfen und du deine Befindlichkeit ständig davon abhängig machst, wie andere dir begegnen, ob du andere enttäuschst etc.
Wenn du in erster Linie für DICH lebst, dann ist es schön, wenn du dann auch noch liebe Angehörige, Freunde, Mitmenschen hast, denen du von der Kraft, die du daraus für dich schöpfen kannst, auch noch abgeben kannst. Wovon willst du aber abgeben, wenn du selbst keine Reserven mehr hast?
Nein, ich sehe das ein wenig anders als du, eher wie Reysa und Gika - und zwar, weil ich die Erfahrung selbst gemacht habe und weiß, wovon ich spreche (so wie die Beiden ja auch). Im Übrigen habe ich - genau wie Gika -das auch in meiner Therapie "gelernt" und bin stolz darauf, dass ich beginne, es zu verinnerlichen. Muss sagen: Ich fahre gut damit und meine Familie "leidet" nicht unter meinem "Egoismus". Lieber eine Mutter/einen Vater, der etwas für sich bereit ist zu tun (und wenn es ein Klinikaufenthalt, eine Auszeit zur Behandlung seiner Krankheit ist) als eine Mutter/ ein Vater, dem anzumerken ist, dass er nicht genießen kann, DAS belastet die Kinder und die Familie. Ich weiß es!
Doro
Reysa
Beiträge: 38
Registriert: 16. Apr 2005, 13:13

Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Reysa »

Hallo

also mir fällt dazu nur noch ein Satz ein.
Liebe deinen nächsten wie dich selbst! Kann man überhaupt jemanden lieben wenn man sich selbst nicht mag? Oder ist man dann abhängig? Diese Frage kann aber Rolle nur für sich selber klären, sinnlos drüber zu diskutieren. Ich weiß was für mich gut ist und kann nur für mich sprechen. Hier fühle ich mich jetzt wirklich überfordert, da müssen Fachleute ran.
Ich wünsche euch noch schöne Pfingsten und dir Rolle dass du deinen Weg noch findest.



Liebe Doro und Gika,

das habt ihr schön geschrieben, ist genau das was ich meine und auch in meiner Therapie gelernt habe.
Ich glaub jemand der das nicht hautnah erlebt hat kann gar nicht nachvollziehen welche Spirale sich da immer wieder dreht.
Ich wünsche euch alles Gute

Liebe Grüße
Reysa
kruedorida
Beiträge: 383
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von kruedorida »

So ist es, Reysa.

Ich wünsche dir und allen, die dazu selbst hautnahe Erfahrungen gemacht haben, ganz viel Mut , für sich selbst etwas zu tun, sich lieben zu lernen, seine guten und seine negativen Seiten zu akzeptieren - dann klappt es auch mit dem Lieben der Mitmenschen.

In diesem Sinne alles Gute
Doro
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Edeltraud »

Für alle die, die hier "so" reden:

Ich weiß nicht, ob ihr selber Kinder habt.
Würdet ihr auch so reden und handeln, wenn eure Kinder so krank wären wie Rolle?
Würdet ihr auch ihnen nicht hilfreich die Hand reichen und alles für sie tun was in eurer Macht steht? - natürlich in Beachtung der eigenen Grenzen und ohne sich selbst "aufzuopfern".
Was versteht ihr unter "Partnerschaft"?

Meine Fragen sollte sich jeder selbst stellen, ich erwarte keine Antworten darauf.

Natürlich wird Rolle wieder seinen gesunden Eigen-Sinn finden.
In der Schwere der Erkrankung ist das schwer und oft nur ansatzweise zu verwirklichen.
In der Schwere der Erkrankung waren mir auch meine Kinder ein sehr wichtiger Halt. Sie akzeptier(t)en, dass ich krank war/bin und das schon seit vielen Jahren. Ich bin mir sicher, dass meine Kinder nicht leiden wegen meiner Erkrankung oder sich deswegen negativ entwickeln oder gar einen seelischen Schaden dadurch erleiden.
Damit dies gut gelingt ist es erforderlich, dass der Betroffene mit seiner Erkrankung gesund umgeht.

Viele Grüße
Edeltraud
kruedorida
Beiträge: 383
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von kruedorida »

Hör mal, Edeltraud, was denkst du eigentlich?
Wenn ich hier mitrede (-schreibe), dann mische ich mich nur dann ein, wenn ich denke mitreden (-schreiben) zu können, weil ich in ähnlicher Situation war wie Rolle (Kinder, Partner, Gefühl der Sinnlosigkeit des eigenen Daseins, wenn da nicht die Familie wäre). Ich stimme ja zu, dass es für Rolle in seiner momentanen Situation gut ist, dass er den Sinn für sein Leben so sehr durch die Existenz seiner Familie definiert, will ihm auch nur klar machen, dass dies nur ein Übergangsstadium sein darf, da er UND seine Familie damit auf Dauer nicht glücklich sein werden. Und dazu stehe ich nach wie vor - DU magst das ja anders sehen, aber so habe ICH das erlebt. Jeder kann eben nur aus seiner Erfahrung heraus raten; was davon derjenige, der den Ratschlag bekommt, für sich annimmt, bleibt ihm überlassen - und hier über "richtig" oder "falsch" zu entscheiden, wage ich - würde ich an deiner Stelle auch vorsichtig sein.
Gruß
Doro
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2866
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Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Vieleicht sollten Sie nicht streiten......
wahrscheinlich haben beide Fraktionen recht..zumindest hört sich doch beides logisch und vertretbar an......wobei ich wenn ich mich positionieren müsste auch zu der Fraktion tendieren würde, die sagt, dass es Grenzen in der Partnerschaft gibt. Paartherapeuten vertreten die Ansicht, dass symbiotische Beziehungen nicht so gut funktionieren wie solche mit klaren Grenzen ...
Dr. Niedermeier
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Rolfe »

Seid alle lieb gegrüßt,
ich will nicht, daß Ihr Euch wegen mir streitet. Das ist es doch nicht wert. Obwohl ich es irgendwie beeindruckend finde, daß fremde Menschen sich um mich solche Gedanken machen. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Meine Frau hat vor ein paar Stunden diesen Thread gelesen und meint, ich brauche mir keine Gedanken machen - sie würde niemals sich selbst die Schuld dafür geben, daß ich es habe so weit kommen lassen.
Und irgendwie hat sie Recht. Es war ja meine Entscheidung, mich so hoch zu verschulden -
auch, wenn ich es nicht für mich, sondern für die Mutter und Oma meiner Frau getan habe.
Aber meiner Frau habe ich davon eben kaum was erzählt, weil ich sie nicht belasten wollte. Und deshalb wußte sie praktisch im Detail nichts. Und deshalb muß und darf sie sich auch nicht die Schuld geben.
D a s könnte ich nun erst recht nicht ertragen, das nicht! Dafür habe ich ihre Angehörigen nicht finanziert, daß sie sich jetzt selber Schuld einredet, dafür nicht!
Aber ich brauche dieses Forum und Euch - wenn einige von Euch jetzt sagen, sie können nicht mehr, ich solle mir professionelle Hilfe holen - ja, da will ich doch auch!
Aber, was soll ich denn machen, wenn die Beihilfestelle Wochen braucht, um die Kostenzusage zu erteilen. Wenigstens hat mich meine Psychologin in der letzten probatorischen Sitzung gefragt, ob ich denn jemanden habe, mit dem ich diese Wochen überbrücken kann. Meine Psychiaterin ist ja auch noch da und sie ist sehr verständnisvoll. Jetzt rede ich auch viel mehr mit meiner Frau, aber sie ist schon so sehr extrem mit mir belastet. Manchmal, wenn es ganz schlimm ist, läßt sie mich noch nicht mal mehr mit meiner Tochter allein, weil sie Angst hat, ich könnte Dummheiten machen. Aber ich will das natürlich nicht, auch wenn ich manchmal ganz nah dran bin.
Aber, dann denke ich an meine Familie - die braucht mich doch. Das kann und will ich den beiden doch nicht antun. Es ist ein ständiger Wechsel der Gefühle. Warum ist das nur so schlimm? Aber ich liebe beide so sehr und bin froh, daß meine Frau mich in- und auswendig kennt und mir jede Gefühlsregung ansieht. Dann kuschle ich mich bei ihr ein und dann ist alles schon leichter.
Versteht Ihr das?
Gruß Rolle
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von fish »

Gika, Reysa,
meine volle Zustimmung.

Ich persönlich halte symbiotische Beziehungen für zu eng und problematisch. Das sind Menschen, die keine klaren Grenzen haben und gerne auf eine Weise miteinander verschmelzen wollen, weil sie vielleicht noch gerne mit ihrer Mutter verschmolzen wären, was ihnen und ihrer Beziehung nicht guttut. Empfehle in diesem Zusammenhang das Buch on Pater Anselm Grün: Grenzen setzen - Grenzen achten. Da beschreibt er sehr schön, warum wir das tun sollten. Und was passiert, wenn wir es nicht tun.

Die "Immer in Harmonie"-Menschen, sie verstehen aber nicht, auch nicht mit einem noch so lieben und gescheiten Buch wie das vom Pater, dass sie genügend eigenen Freiraum brauchen, um neues in die Beziehung einzubringen. Das kriegt auch kein Forumposter hin, das aufzulösen...

Freundlichst

Freigeist
Wanda
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Auf und ab - trotz Familie?

Beitrag von Rolfe »

Hallo, Wanda und alle anderen,
aber was ist denn daran so schlimm, daß ich mich mit meiner Frau "verschmelzen" will?
Es ist doch das Schönste, was es gibt: sich mit seiner Frau völlig zu vereinigen - nicht nur sexuell, sondern auch sinnlich.
Was Schöneres kann es doch nicht geben, oder?
Warum versteht Ihr das denn nicht?
Und warum ist Harmonie was Schlechtes?
Das ganze Leben besteht aus Kampf! Warum darf ich denn nicht wenigstens innerhalb der Familie Harmonie spüren? Ich sehne mich so sehr danach! Und bestimmt nicht nur ich, auch wenn es andere nicht zugeben würden.
Aber das will doch jeder Mensch.
Was ist denn daran so schlimm?
Ich verstehe das nicht.
Gruß Rolle
Antworten