Loslassen

orangezimt
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Re: Loslassen

Beitrag von orangezimt »

Hallo Ihr!

Liebe Annette!
Der Vergleich mit den Pickeln und Wunden trifft es auch bei mir sehr gut. Ich empfinde das Kratzen darin als eine Möglichkeit, sich selbst zu spüren. Trotzdem gibt es sicher angenehmere Alternativen...
Wenn man in diese Schmerzphasen zurückgeworfen wird, ist es gut, sich liebevoll um sich zu kümmern, so wie Du es auch probierst und ich bin mir sicher, daß Du Deine inneren Quellen kennst und ausnutzen kannst.
Es ist nicht leicht, diesen Schmerz auszuhalten, das weiß ich. Ich versuche immer mehr, das schwere Gefühl in der Herzgegend, das manchmal so unwillkürlich aufkommt, auszuhalten und wirklich nachzuspüren, wie es sich anfühlt. Meistens lösen sich dann schon ein paar Tränen, was mich sehr erleichtert.

Liebe Lee,
schon der Titel Deiner Lektüre und Deine kurzen Eindrücke daraus lösen diese Herz-Schwere bei mir aus, ich weiß, daß da ein Knackpunkt bei mir liegt. Ich bewundere, daß Du es geschafft hast, Deine Geschichte aufzuschreiben und Dir auch noch diese Schmerz-Begegnungs-Methode auszudenken. Ich finde die einen sehr hilfreichen Gedanken. Das hat doch genau mit dem "Zentrieren" und "Meditieren" zu tun, mit dem Du ergo doch etwas anfangen kannst. (Meine Umdeutung.) Außerdem bin ich schlicht beeindruckt, wie Du Deine Therapeutengeschichte jetzt siehst, nämlich als eine zwar entglittene aber immerhin in Gang gekommene Reise in alte Gefühle.

Das Schreiben über die traumatischen Ereignisse hat mir auch geholfen. Und ich denke auch Aufmalen wäre eine Methode, wenn man das Bild hinterher manipuliert und die "Bösen" z.B. einsperrt, oder durchstreicht. Aber gerade fürs letztere wäre Begleitung doch wichtig. (Das war eine der mir vorgeschlagenen Methoden.)

Überhaupt die alten Gefühle. Wir scheinen ja hier alle eine gewisse Alt-Last mit uns herumzutragen. Es ist schon seltsam, wie diese alten Gefühle so präsent werden können, daß sie uns immer noch stören, verstören, hemmen, schmerzen etc. Naja, um es mal wieder positiv zu wenden: es ist auch eine Chance, daran zu wachsen. Bäume wachsen nicht immer gerade in den Himmel. Es gibt die bizarrsten Verrenkungen bei manchen Baumstämmen. Aber gerade die sind auch wunderschön.

Und liebe Xeni!
Noch mal ein beeindruckt: Du hörtest Dich inzwischen total distanziert und geklärt an, was Deine "Reise"vorbereitungen betrifft. Das ist schön, und ich hoffe, das hat Dir geholfen.
Danke für Deinen überlegenswerten Einwand gegen die Idee des "vollständigen Verbrennens" und das dahinterliegende Nicht-Projizieren-Wollen. Das Vollständig-Raus-Sein ist wohl ein Ideal. Es funktioniert ja auch gut, wenn es sich um Freundschaften handelt. Aber bei den von Lee so genannten A-Menschen... Schwierig, schwierig, da für mich das Gleichgewicht zu finden, auch in der TPB, aber ich arbeite daran. Ein klein bißchen Regression gemischt mit einem Schuß Projektion läßt sich wohl nicht vermeiden. (Wäre aber auch langweilig, so gesehen.)
(Ich war übrigens noch nie in Süddeutschland. Aber allein die Tatsache, daß dort Wein wächst, der manchmal sogar richtig gut schmeckt ist, schon ein Indiz dafür, daß da ein großes landschaftliches Schönheitspotential ist..Drücke mich wohl gerade krumm aus.)

Seid alle herzlich gegrüßt, bis demnächst.
OZ
Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

chimera

Re: Loslassen

Beitrag von chimera »

Hi Lee,

extrem cooles Netzfundstückchen! Danke! An dieser Stelle auch noch einmal vielen Dank für den cip-medien.com-Link, der hat mich echt weitergebracht. Meine Depressions- und Derealisationsbewältigungsstrategie beruht in starkem Maße darauf, daß ich in mir die Prioritäten verschoben habe: Vom SEIN-SOLLEN zum SEIN. Eigentlich isses der Schritt ins echte Leben...

>>> Schmerz ist das allgemeine Unbehagen, das Sie auf Grund Ihrer Gedanken über die Realität empfinden. Er ist das Ergebnis fortwährenden Vergleichens zwischen dem, was Sie tun, und dem, was Sie tun "sollten".

Die Realität anzuerkennen, mit all der Grütze, die eben so in ihr abläuft, macht uns lebendig, Luftschlösser und -ruinen töten. 'Sauberem Schmerz' kann man sogar 'ne gewisse Qualität abgewinnen...


Hi OZ!

>>> Aber allein die Tatsache, daß dort Wein wächst, der manchmal sogar richtig gut schmeckt ist, schon ein Indiz dafür, daß da ein großes landschaftliches Schönheitspotential ist..

Mit diesem Satz haste mich jetzt zutiefst beeindruckt. Möchte allerdings zu bedenken geben, daß in SD jede Menge Schwaben, Badenser und ähnlich verquerte Gestalten mit merkwürdigen Dialekten herumlungern, dies halte ich für eindeutig depressionsfördernd. [Darf sowas schreiben, da Halbschwabe...]


Grüße,
Chimera
orangezimt
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Re: Loslassen

Beitrag von orangezimt »

Lieber Chimera,

ähm--man tut, was man kann... Leider kann ich mich zu Deinem Einwand wegen nordostdeutscher Herkunft nicht äußern, habe ihn aber mit nach oben gerichteten Mundecken und schüchtern angedeuteten haha bzw. hoho- Geräuschen durchaus mit tieferem Verständnis zur Kenntnis genommen. Dabei möchte ich betonen, daß ich eigentlich nur äußerst nette sympathische SDler kenne.

Liebe Lee,
nee, ich denke diese Methode wäre im Einklang mit der Gefühle-Anguck-Fraktion. Weil das Kämpfen gegen die negativen einprogrammierten Botschaften (der Kindheitserfahrungen) ja immer so was Impulsives hat. Um also nicht in die Schleife des inneren impulsiven Protestes und Ansteuernwollens zu geraten, sollte man sich die Protestler im Inneren-Stimmen-Parlament genau anschauen.
(Und wenn man das dann macht, ahnt man ja wahrscheinlich, woher die so stammen.) Puh. Viel Stoff.
Bis bald,
orangezimt
Xenia
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Re: Loslassen

Beitrag von Xenia »

Hallo Ihr Lieben,

bin gerade zurückgekommen.

Ich habe einen ganzen Arbeitstag damit verbracht, in eine dämliche Psychiatrie (okay, sie ist schön gelegen, da fast am Bodenseeufer) zu fahren, mit einem unkonzentrierten und abgelenkten Chefarzt zu sprechen. Das Gespräch dauerte zwei Stunden. Er sagte mir zu Beginn des Gesprächs, daß er die Akten nicht gelesen hat, weil er lieber von mir hören wolle, was es mit dem Gutachten so auf sich hat und was mit mir los ist (Krankheitsgeschichte). Das hat mir gestunken. Naja, wir haben dann mal eine ausführliche Anamnese gestartet, die nach zwei Stunden eben noch immer nicht beendet war. Dann meinte er, daß wir ja noch nicht einmal die äußeren Lebensumstände abschließend besprochen hätten und daß er merkt, daß in meinem Leben so viel gewesen ist, daß er das Gutachten nicht ambulant machen kann. Oh Mann, ich habe echt gedacht, ich spinne. Da fahre ich fast drei Stunden zu einem Termin und erfahre, daß der Arzt gar nicht weiß, worum es geht und so. Ich meine, klar, daß das nicht mit einem ambulanten Termin getan ist. Mir war es zumindest klar. Und der medizinische Dienst des Versorgungsamts (Versorgungsamt ist für meinen Antrag zuständig) hat bestimmt auch nicht einfach so beschlossen, daß ich stationär begutachtet werden soll.

Nun gut, ich werde also stationär begutachtet. Ich kriege echt die Krise, ich will einfach keine Psychiatrie mehr von innen (als Patientin) sehen. Mir reicht's. Das habe ich heute gemerkt, ich war zu früh da und habe mir in dem Café etwas zu Trinken geholt. Die Leute, die da rumsaßen haben mich ganz schön runtergezogen. Ich will einfach keine Patientin mehr sein. ICH HABE GENUG DAVON!!!!

Ich will einfach nicht mehr zurück. Und heute war ein Schritt zurück... Mal ein bißchen in der Vergangenheit gewühlt, Fragen direktester Art gestellt und so.

Er hat gefragt, warum es in meiner Ehe zu Übergriffen kam. Ich habe es versucht zu erklären und habe u.a. gesagt, daß mein Ex sich immer damit gerechtfertigt hat, daß ich ihn provoziert habe und es deshalb nicht anders verdient hätte. Damit wollte ich nicht sagen, daß ich ihn dauernd provoziert habe und er ja ansonsten ein Lämmchen ist. Aber da kommt dann echt die Hammerfrage zurück: "Neigen Sie dazu, provokatives Verhalten an den Tag zu legen?" Ich habe es nicht fassen können. Innerlich bin ich zusammengebrochen.

Naja, ansonsten geht es mir aber ganz gut. Habe die Fahrt genossen, den Rheinfall gesehen und schöne Musik gehört. Und jetzt bin ich einfach nur müde.

Werde mich noch ein bißchen ausruhen oder so.

Vielen Dank, daß Ihr an mich gedacht habt!

Liebe Grüße von der müden

Xeni
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

orangezimt
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Re: Loslassen

Beitrag von orangezimt »

Hi Xeni,

ebenfalls Glückwunsch zum Überstandenhaben (und unwesentliche leichte Neidgefühle wegen dem Rheinfall und den hohen Temperaturen, die es heute "unten" gab)

Auf ein empathisches Vorgehen war der betreffende Arzt offenbar nicht so eingestellt. Die eine Frage erscheint mir jedenfalls ein bißchen unverschämt. Gibt es denn eine Möglichkeit, die stationäre Beobachtung zu umgehen, wenn Du das nicht willst?
Wie lange wäre die? Könnte man nicht stattdessen darauf bestehen, daß er in der Akte liest und dann noch zwei, drei Gespräche mit Dir führt? Hättest Du einen Einfluß auf die Länge des Aufenthaltes? Frage ich mich. Aber erhol Dich erstmal.

Jedenfalls herzliche Grüße und eine wirklich gute erholsame Nacht,
oz
chimera

Re: Loslassen

Beitrag von chimera »

Hallo Lee,

bin gerade nicht in der Lage, was Brauchbares zu schreiben, aber - um noch einmal auf die alten, aufgerissenen Wunden zurückzukommen - hier ein Link, der mir hilft, wenn ich - wie heute - mit den brutalen Schmerzen meines inneren Kindes in Kontakt gerate:

http://www.paulvereshack.com/german/helpme/chapt2.html
http://www.paulvereshack.com/german/paulcvr_ger.html

Achtung: 1. Teilweise etwas holprige Übersetzung ins Deutsche. 2. Es werden auch durchaus schwierige Aspekte der TPB [wie Ihr das so schön nennt] abgehandelt, die ganz gut in Rapunzels 'Bin verliebt'-Threads gepaßt hätten...


Grüße,
Chimera
Xenia
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Re: Loslassen

Beitrag von Xenia »

Guten Morgen Mädels (und Bub)!

Irgendwie habe ich den gestrigen Tag nicht ganz so "cool" verdaut, wie ich es gehofft hatte. Naja, werde aber dem dysfunktionalen Scheiß nicht nachgehen sondern mich auf meine Ressourcen konzentrieren. Außerdem muß ich nachher auch arbeiten.

Liebe Lee,

ist ja schon klar, daß der Gutachter das von mir hören will. Habe ich ja im Prinzip auch nichts dagegen. Nur finde ich, daß er zum einen mal die Akte lesen hätte lesen können und zum anderen vielleicht mehr Empathie an den Tagen legen dürfen. Ich meine, wer geht in ein Gespräch mit jemandem, wenn er nicht weiß, was Sache ist??? Naja, vielleicht war das ja auch nur Taktik; vielleicht machen "die" Gutachter das so (aus welchen Gründen auch immer), ich habe leider keine Vergleichsmöglichkeiten.

Wie hast Du Dich den gefühlt, als Du an der Klinik vorübergegangen bist? Kam auch irgendein positives Gefühl auf? Ich meine, es war doch sicher nicht nur schlecht dort. Das hat mich gestern eben gewundert, bei mir kam absolut nichts Positives auf. Hat mich nur bedrückt.

Liebe OZ,

nö, die stationäre Begutachtung kann ich nicht umgehen. Der Arzt meinte auch, daß es wichtig sei, ein umfassendes Bild von mir zu bekommen, zu sehen, wie es mir geht. Für mich heißt das natürlich, daß er mich für eine Simulantin hält... Und das ist irgendwie ein heftiger Rückfall in alte Denkmuster. "Man glaubt mir nicht", das war anfangs meine Devise, nachdem ich Therapie angefangen hatte. Weil ich mir selbst ja nicht geglaubt habe.

So, Laptop fängt an zu zicken...

Nur noch kurz: geplant sind drei Tage Aufenthalt. Das geht noch.

Wenn mein Laptop es zuläßt, schreibe ich nachher noch was zum Thema... Besinnen auf eigene Ressourcen ist ein ganz wichtiges Thema, finde ich.

Viele liebe Grüße

xeni
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

Xenia
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Re: Loslassen

Beitrag von Xenia »

Liebe Lee,

Du hast mich weiter oben etwas gefragt:

>Zack, wurde er zum ablehnenden Elternteil und ich stehe nun vor der Wahl: Zurück in die Kleinkindrolle oder endlich erwachsen werden - was mit diesem Thera nicht möglich war. (Und „sowas“ kannst du mit VTlern besprechen, Xeni? Oder hattest du das Glück, an jemanden zu geraten, der schulübergreifend arbeitet?)

Ich habe Dich so verstanden, daß es Dir um die Frage ging, ob ich mit einem VT'ler solche Dinge wie Kleinkind vs. Erwachsener besprechen kann. Ja, das konnte ich schon. Weil mir in der Therapie eben schonungslos gespiegelt wurde, wann ich unerwachsen reagiere. Und dadurch konnte ich mit der Zeit erwachsener werden. Bei Rückfällen werde ich dann mal kurz erinnert.

Hmm, kann es sein, daß Du davon ausgehst, daß in einer VT weniger an der TPB gearbeitet wird bzw. sie nicht eine so große Rolle spielt? Das ist nämlich nicht so, die TPB spielt eigentlich immer eine Rolle. Und je nach "Unterform" der VT spielt sie sogar eine wesentliche Rolle. Zum Beispiel in der IPT (interpersonelle Psychotherapie), die vorwiegend bei Depressiven angewendet wird, ist die TPB ein ganz wesentlicher Punkt. In der DBT auch.

Für mich scheint es so zu sein, daß in der VT die einzelnen Probleme eher verbalisiert werden. Man wird manchmal ziemlich heftig mit irgendwelchen Denk-, Fühl- oder Verhaltensweisen konfrontiert. Und daran wird dann ganz gezielt gearbeitet. Ich kann mir übrigens durchaus vorstellen, daß Menschen mit psychischen Erkrankungen, die sich schon in Kindheit/Jugend/frühem Erwachsenenalter manifestiert haben, ein ganz entscheidendes Entwicklungsdefizit haben: die Pubertät wurde ausgelassen. Keine Ahnung, ob an dieser Theorie was dran ist, habe noch nicht gefahndet, ob das wissenschaftlich auch belegt ist.

Du fragtest nach Strategien zur Besinnung auf die eigenen Ressourcen.

Ich denke, daß es ganz wichtig ist, sich darauf zu konzentrieren, was man geschafft hat und was gut gelaufen ist und so. Bei mir läuft es oft so ab, daß ich merke, daß ich gerade dabei bin, mich in irgendwelche Zustände reinzusteigern. Wenn ich die Kurve noch kriege, mache ich mir klar, wo es enden wird, wenn ich nicht aufpasse, nämlich in einer schweren Depression und in irgendeiner Klinik. Das hilft mir, wieder Kräfte zu mobilisieren, denn ich will einfach nicht mehr dorthin zurück. Oft bin ich aber dabei auf äußere Hilfe angewiesen, z.B. durch meine Therapeutin oder durch einen Freund. Wenn es gut läuft kann ich mir dann auch sagen, daß ich schließlich schon ganz andere Situationen überlebt habe und daß das Leben weitergehen wird.

Was auch ganz gut funktioniert ist das "Umlenken" schmerzhafter Gefühle in Wut. Und diese Wut trifft mittlerweile dann nicht mehr mich, sondern diejenigen, die sie "verdient" haben. Äh, nicht daß wir uns falsch verstehen: ich werde nicht gewalttätig oder ausfallend. Ich beschimpfe auch niemanden oder so. Ich bin dann halt wütend und lasse meine Wut in Gedanken an der betreffenden Person aus. Ich will damit aber nicht sagen, daß bei mir generell andere schuld sind, wenn es mir schlecht geht. Es ist nur so, daß meine schmerzhaften Gefühle ihren Ursprung oft in zwischenmenschlichen Situationen haben.

Ein anderes Mittel ist auch, sich bewußt zu machen, daß die Situation gerade nun einmal so ist, daß sie schon irgendeinen Sinn für mich haben wird. Z.B. die aktuelle Geschichte mit meinem Laptop und so. Irgendwas soll es bedeuten.

Was Chimerale schon irgendwo anders beschrieben hat, finde ich auch gut: erkennen, daß negative Gefühle aus nicht erfüllten oder nicht erfüllbaren Bedürfnissen resultieren. Und dann nicht unbedingt nach diesem einen Bedürfnis fahnden, sondern empathisch mit sich umgehen. Damit gibt man dem Gefühl seine Berechtigung. Und somit verliert es letztendlich an seiner Bedrohung und auch an seiner Intensität.

Liebe Grüße erstmal von

Xeni
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
chimera

Re: Loslassen

Beitrag von chimera »

Moin!

Es wird mir immer klarer, daß meine Gefühle erst dann wiederkommen können, wenn ich mit meinen Schmerzen verschmelzen kann. Aber ich weiß nicht, wie ich das schaffe, weiß nicht, wie ich die depressive Enge auflösen kann, die sich hinter meinen funktionalen Verhaltensmustern verbirgt. Es ist nicht so, daß ich meine Schmerzen nicht fühlen möchte, ich kann sie nicht fühlen, finde keinen ausreichenden Zugang zu ihnen. Irgendwie isses eindeutig, daß ich kein Kandidat für die VT bin, da ist etwas in mir, was schon mein ganzes Leben lang heftigst nach Auflösung drängt. Latenter, chronischer Schmerz, der nach außen kommen möchte. Und jedesmal, wenn ich darauf stoße, muß ich mich zurückziehen, das kotzt mich an. Okay, ich widerspreche mir, ich will die Schmerzen nicht fühlen, will mich nicht wie der letzte Dreck fühlen... Bei der Schmerzkontaktaufnahme fällt mir aber immer wieder auf, daß er sich geil jung anfühlt und es riecht - unabhängig von der Jahreszeit - sofort nach Frühling und nach Leben...

"... Nun werde ich aktiv und bewege mich selber sanft in das Zentrum des Schmerzes. Mein Gefühl ist nun, daß ich darin liege. Ich versuche die Grenzen zwischen meinem Bewußtsein und dem Schmerz, welcher in mir versteckt liegt, auf zu lösen. Ich versuche mit dieser physischen Kommunikation eins zu werden. Ich öffne mich ganz. Es ist, als ob jede Pore meiner Haut und all meine Körperöffnungen den Schmerz in mein Bewußtsein lassen. Ich und der Schmerz werden eins. Der Schmerz durchdringt alle Teile von mir und saugt sich bis zu dem Mark meiner Knochen voll. Auf diese Weise, und nur auf diese Weise, werde ich es verdauen. Seine bisher eingefrorene und bösartige Form beginnt sich langsam völlig aufzulösen. Während seine Struktur auseinanderfällt, verschwindet auch gleichzeitig seine Kraft mich zu verletzen. Aber ich werde diesen Schmerz tief und möglicherweise viele Male fühlen müssen um davon endgültig frei zu werden..."

http://www.paulvereshack.com/german/helpme/chapt17.html

Irgendwie isses mein größter Wunsch, wieder fühlen zu können... Oder bilde ich es mir nur ein, es nicht zu können? Derealisation is' auf jeden Fall was ekliges...

Was mir übrigens gigantisch hilft, ist die Kontaktaufnahme mit meinem Unterbewußtsein, ich erlebe es als Schatzkammer der Erkenntnis. Im Halbschlaf werden mir ganz zwanglos entscheidende Dinge klar, zum Beispiel, was in mir das falsche Selbst ist und so. Das ist Hingabe, echtes Loslassen... Selbstreinigung forte... Schlaf und Entspannung sind die totalen Kraftspender und Pendeln sollte ich auch unbedingt mal wieder...

.

@ Xenile: Bitte heute net wieder in den Rhein fallen...

>>> Ich kann mir übrigens durchaus vorstellen, daß Menschen mit psychischen Erkrankungen, die sich schon in Kindheit/Jugend/frühem Erwachsenenalter manifestiert haben, ein ganz entscheidendes Entwicklungsdefizit haben: die Pubertät wurde ausgelassen.

Da kann ich - als Prototyp der Frühgestörten - doch glatt mitreden, was meinste? Naja, ganz ausgelassen habe ich die Pubertät nicht, freudvoll erlebt allerdings auch nicht. Das entscheidenste pubertätsspezifische Problem besteht wohl in der nachhaltig gestörten Beziehungsfindung zum anderen Geschlecht, wenn wir ein spezifisches Vater- oder Mutterproblem haben. Alice Miller zum Beispiel meint, daß ein früher Mangel an Mutterliebe niemals kompensiert werden kann, und wenn ich mir mich so anschaue, glaube ich das fast...


Liebe Grüße,
Chimera
Xenia
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Re: Loslassen

Beitrag von Xenia »

Liebs Chimerale,

>Es ist nicht so, daß ich meine Schmerzen nicht fühlen möchte, ich kann sie nicht fühlen, finde keinen ausreichenden Zugang zu ihnen

Hmm, wie Du weißt, denke ich, daß das im Rahmen von Expositionsübungen gut funktionieren kann. Das kann man alleine nicht schaffen. Es ist unmöglich, alleine an Gefühle ranzukommen, die nicht fühlbar sind.

>Irgendwie isses eindeutig, daß ich kein Kandidat für die VT bin,

Einspruch! Ich habe in meinen VTs auch Zugang zu diesen Gefühlen bekommen. Das Positive an Expo in der VT ist in meinen Augen, daß man aber gleichzeitig an der Gegenwart arbeitet, so daß das Alltagsleben eben weiter funktioniert. Man verliert sich dann nicht so sehr.

>Alice Miller zum Beispiel meint, daß ein früher Mangel an Mutterliebe niemals kompensiert werden kann, und wenn ich mir mich so anschaue, glaube ich das fast...

Und ich glaube, daß Du das getrost glauben darfst. Einer meiner Therapeuten hat irgendwann einmal gesagt, ich müsse lernen, mir selbst gute Eltern zu sein. Und da ist etwas dran, es macht einfach keinen Sinn, als Erwachsener immer noch der Mutterliebe hinterherzurennen.

Mutter- oder Elternliebe ist etwas, das uns in ganz früher Kindheit prägt. Wenn wir erwachsen sind, können wir sie nicht mehr bekommen. Und selbst wenn wir sie bekämen, könnte sie nichts mehr heilen. Denn sie kommt einfach zu spät.

Viele Grüße

Xeni
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
orangezimt
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Re: Loslassen

Beitrag von orangezimt »

Lieber Chimera,

ob man fühlt, merkt man glaube ich am Körper, bzw. entdecke ich, daß es für jedes Gefühl eine Resonanz im Körper gibt. Das steht ja auch in dem Zitat. Aber: dieser Körper reagiert (bei mir) am stärksten, wenn ich auf andere Menschen treffe, oder mich auf sie beziehe, wenn ich allein bin. Oder wenn ich direkt mit dem Körper arbeite.
Der gute alte Wilhelm Reich sprach von Charakterpanzern. Eine passende Theorie auch für Depression. Die verdrängten Gefühle führen zu körperlichen Verkrampfungen. Es gibt eine Reihe karthatischer Übungen, den Panzer aufzubrechen. (Siehe im Buch von Alexander Lowen über Körpertherapie bei Depression.)
Gut, Wilhelm Reich dachte da an was Bestimmtes. Aber: es geht auch anders. Es gibt zum Beispiel ein paar Yoga-Übungen, bei denen deutlich spürbar wird, wie diese Verspannungen sich lösen. Führt bei manchen zu Tränenausbrüchen oder zu seltsamen Wutgefühlen. (Letzteres zum Beispiel bei mir beim "Hund") Solche karthatischen Gefühle können, da stimme ich zu, wohl nur durch Loslassen entstehen. Wobei Loslassen und Genau-Hinschauen sich nicht ausschließen, oder sich sogar bedingen.

Liebe Xenia, hm. Die Sache mit der Klinik wirst du hoffentlich noch mit kompetenten Beratern besprechen können? Zur Hypothese der ausgelassenen Pubertät. Trifft empirisch bei mir zu und wenn ich so überlege auch bei anderen.

Hm. Sich selber Ersatzeltern werden. Eine schwierige Aufgabe. Aber keine unmögliche. Wichtig ist da wohl, vor lauter Ehrgeiz, sich selbst genug sein zu wollen, nicht zu vergessen: Daß man sich nicht wirklich "alles" geben kann und also immer auf andere angewiesen ist.
Die entscheidenen Impulse in meinem Leben verdanke ich Gesprächen mit Freunden. (Naja, und die entscheidenden Krisen auch.) Das rechte Maß zu finden zwischen Angewiesen-Sein und Sich-Selbst-Behaupten wäre meine grosse Aufgabe.
Liebe Grüße an alle,
orangezimt
Sadness
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Re: Loslassen

Beitrag von Sadness »

Hallo an alle hier!

Einen spannenden Thread habt Ihr hier. So viel Wahres und Kluges...puh. Ich hab nicht alles gelesen, aber bin bei vielem hängengeblieben. Bei mir dreht sich auch gerade alles um das Wiederholen von alten Gefühlen und Mustern, das Rückfallen in die Kindheitsgefühle und -ängste. Das "Hinterrennen" der Mutterliebe spielt da auch mit rein, so daß mich hier vieles von dem was Ihr schreibt, sehr berührt. Ich durchlebe all das mit meiner Therapeutin... beim kleinsten Gefühl von Abgrenzung ihrerseits reagiere ich verletzt, entttäuscht, ängstlich. Es ist furchtbar. Ich weiß nicht, wie ich sie jemals wieder loslassen kann. Therapiepausen sind immer schwierig für mich und wenn ich weiß, dass sie in Urlaub fährt, so wie im Moment, also weg ist aus meinem näheren Umfeld, bin ich ganz krank. Sie hat sehr, sehr viel in mir wachgerüttelt und angerührt, was lange verborgen war. Da kommt noch immer so viel Schmerz mit, wenn mir klar wird, dass ich Geborgenheit und Wärme wohl so lang vermisst habe. Nur wie soll man damit umgehen? Wie soll man diesen Menschen, der so wichtig geworden ist, der mir oft genau das, was ich brauchte, gegeben hat, wieder loslassen? Ich weiß einerseits genau, dass es kindisch ist, was ich tue, wie ich fühle, aber auf der anderen Seite sind diese Gefühle so stark, dass ich denke, man muss sie ernst nehmen und nicht wieder verdammen. Aber wie sieht die "Heilung" aus? Wie kann man seine Traumata so ins Leben integrieren, dass man nicht immer wieder davon überschwemmt wird?

Ich merke gerade, wie es wieder losgeht. Deshalb hier erstmal Schluss. Bloß nicht wieder heulen, hab' eh schon den ganzen Tag Hammer-Kopfschmerzen...der Frühling kam wohl zu schlagartig

Würd mich freuen, wenn ich trotz der eingeschworenen Gemeinschaft hier was von Euch lese!!!!!

Herzliche Grüße
Sadness
dasBöse

Re: Loslassen

Beitrag von dasBöse »

"Mutter- oder Elternliebe ist etwas, das uns in ganz früher Kindheit prägt. Wenn wir erwachsen sind, können wir sie nicht mehr bekommen. Und selbst wenn wir sie bekämen, könnte sie nichts mehr heilen. Denn sie kommt einfach zu spät."

...oder sie kommt gar nicht, weil die mutter/eltern inzwischen bereits verstorben ist/sind.

was habt ihr eigentlich für probleme? ihr stellt euch ja an als wärt ihr noch nie vor der aufgabe gestanden, einen menschen, den ihr liebt und/oder schätzt, loszulassen.

herzliche grüße

sewi
Sadness
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Re: Loslassen

Beitrag von Sadness »

Sewi, Du hast echt nichts verstanden hier! Aber auch gar nichts.
dasBöse

Re: Loslassen

Beitrag von dasBöse »

schön das von dir zu hören sadness *g*
dasBöse

Re: Loslassen

Beitrag von dasBöse »

...hinzufügen möchte ich noch, daß ich das geschwafel hier uninteressant und wenig hilfreich finde. man sollte nicht vergessen, es fing an mit einem post wo steht daß sich da eine person schwer tut ihren therapeuten zu verlassen.

und? sind das eure größten probs?
Bellasus
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Re: Loslassen

Beitrag von Bellasus »

Liebe Xenia,

gut, dass du den Tag überstanden hast und auch im Nachhinein nicht in den Keller gerutscht bist. Dass so ein Wieder-Aufrollen der eigenen Geschichte nicht ganz spurlos an einem vorübergeht, ist ja irgendwie logisch. Das Verhalten des Gutachters finde ich aber auch blöd. Ich mußte beim Vorgespräch für die TK ausführlich meine Geschichte erzählen. Beim Aufnahmegespräch eine Woche später (bei jemand anders) sollte ich meine Geschichte erzählen. Ich, erstaunt: Alles nochmal? Ja, sie wolle es von mir hören. Und hat immer wieder nachgefragt. Später im Bericht stand: Erzählt ausufernd von ihren Krankheiten. Blöde K.., kann ich da inzwichen sagen. Damals war ich tief verletzt.

Was ihr hier inzwischen so alles philosophiert habt - da kann ich nicht mehr folgen. Momentan bin ich total K.O., die letzten Tage haben geschlaucht, bin aber langsam wieder sicherer auf den Beinen. Heute morgen wollte ich eigentlich meine Thera anrufen, war mir so unsicher ob ich richtige Entscheidungen treffe. Habe mir dann ihre Antwort vorgestellt, so dass anrufen gar nicht mehr nötig war. Und dann habe ich FREUDE gespürt! Ganz kurz nur, aber immerhin!

Kann sein, dass ich erst mal nur alle paar Tage vorbeischaue, und den Link von Chimera schau ich mir auch noch an, bin gespannt.

Laßt euch von der Sonne verwöhnen,

liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
chimera

Re: Loslassen

Beitrag von chimera »

Liebe Xeni, Orangezimt, Lee, Annette und Sadness,

ich denke, wir haben hier einen klasse Thread und ich sehe hier eine Menge Solidarität, gemeinschaftliche Suche und Erkenntnisse, viele wertvolle Infos und ich nehme eine tolle Energie wahr... Danke dafür!

Der Frühling hat leider auch mich auf dem falschen Fuß erwischt, meine seelischen Schmerzen sind heute und gestern etwas unsanft aufgetaut...

@ Sadness: Ich denke nicht, daß wir hier eine 'eingeschworene Gemeinschaft' sind, denke eher, daß es Lee und die anderen freut, wenn der Thread auch bei anderen etwas auslöst... Von mir auf jeden Fall ein 'Herzlich willkommen' im Thread...

@ Lee: Ich hoffe, mein Posting führte nicht zu sehr vom ursprünglichen Thema des Threads weg. Wenn doch, halte ich mich selbstverständlich zurück... Aber ich habe mir gestern ein paar Mal Dein Ursprungsposting durchgelesen, und es fiel mir auf, daß Du - sofort nachdem Du von der großen Wunde Deines Lebens sprachst - Deine Eltern erwähntest. Und ich nahm die Energie und die Verzweiflung, die ich in Deinem Ursprungsposting fühlte, irgendwie auf, und das arbeitete in mir weiter. Und so entstand die Brücke zu den frühen Traumata... Auch wenn es nicht explizit erwähnte, emotional sah ich eben den Bezug zu Deiner Thematik. Therapeuten als Replacement für das, was uns so sehr fehlt.

@ Xeni und OZ: Vielen Dank für Eure wertvollen Antworten, die ich erst mal verarbeiten muß...


Liebe Frühlingsgrüße an [fast <img src="images/icons/icon10.gif" alt="] alle...
Chimera
Xenia
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Re: Loslassen

Beitrag von Xenia »

N'abend!

Wollte noch etwas zum Elternliebethema sagen: das meinte ich so, daß man es schaffen muß, sich selbst so zu lieben, wie es die eigenen Eltern aus welchen Gründen nicht getan haben oder nicht tun konnten. Ich glaube nicht, daß es das Ziel sein sollte, möglichst autark zu leben. Weil m.E. der Mensch nicht dazu "gemacht" ist.

Liebe Sadness,

>Ich weiß einerseits genau, dass es kindisch ist, was ich tue, wie ich fühle, aber auf der anderen Seite sind diese Gefühle so stark, dass ich denke, man muss sie ernst nehmen und nicht wieder verdammen.

Es ist richtig, Deine Gefühle sind die eines Kindes. Kindisch finde ich abwertend in diesem Zusammenhang. Aber daß diese Gefühle jetzt hochkommen, hat seinen Grund. Vielleicht ist es ja so, daß Du erst jetzt in der Lage bist, diese Gefühle zu empfinden, das Geschehene zu betrauern, ohne Dich dafür zu verachten? Okay, vielleicht verachtest Du Dich noch hin und wieder dafür. Aber vielleicht ist diese Therapeutin gerade zum rechten Zeitpunkt aufgetaucht?

Hmm, ich glaube, man kann Traumata dann in das eigene Leben integrieren, wenn man nochmal ganz durch diesen ganzen Schmerz gegangen ist. Ich weiß nicht, wie es bei Dir ist. Für mich war es wichtig, daß ich in den Expositionen die Gefühle gefühlt habe, die ich in den traumatisierenden Momenten nicht spüren konnte.

So, Laptop fängt an zu zicken (KOTZ), deshalb mache ich vorsichtshalber mal schnell Schluß mit meinem Posting.

Fühle Dich auf jeden Fall willkommen, liebe Sadness! Und so eine eingeschworene Mannschaft sind wir doch gar nicht, oder?

Viele liebe Grüße

Xeni
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Sadness
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Re: Loslassen

Beitrag von Sadness »

Hallo Xenia und Chimera!

Danke für das nette Willkommen! Es tut immer wieder gut, wenn man liest, dass andere verstehen und nachvollziehen können, was in einem vorgeht.

Xenia, genau so habe ich das auch verstanden mit dem sich lieben wie die Eltern. Und genau das ist auch das Problem. Hab dazu kürzlich erst 'nen Thread aufgemacht ("Sich selber mögen"). Ich finde es gerade um so schwieriger, sich das selbst zu geben, wenn man es nicht selber erfahren hat. Vielleicht hat man so fest in sich verankert, nicht liebenswert zu sein, dass man es gar nicht mehr anders empfinden kann? Ich finde das Thema inneres Kind auch sehr schwierig. Dieses liebevolle und fürsorgliche Umgehen mit dem inneren Kind kann nicht gelingen, wenn man sich selbst nicht (genug) mag. Und wenn man das alles nicht trennen kann. Bei mir sind dann immer die Gefühle des Kindes vorherrschend und ich kann mich nicht beruhigen, dass ich ja mittlerweile die Große bin. Meine Therapeutin kam sicherlich zum richtigen Zeitpunkt. Und hat die richtigen Anstöße gegeben. Aber das Problem ist halt für mich, nicht immer weiter zu klammern, sondern mir wirklich selbst genug zu sein. Ich bin da eher noch wie das Kind am Rockzipfel. Und das soll irgendwann mal aufhören. Ohne Angst oder Schmerz. Aber wie ist mir noch ein Rätsel...

Gute Nacht!
Sadness
orangezimt
Beiträge: 57
Registriert: 27. Dez 2004, 19:40

Re: Loslassen

Beitrag von orangezimt »

Liebe Sadness,
als ich einmal so ein Gefühl hatte, (jemanden so sehr zu brauchen) konnte ich es sogar auch ein bißchen genießen. Geht es Dir auch so?
Verurteile Dich nicht dafür, daß Du Dich abhängig fühlst. Gibt es denn Bereiche in Deinem Leben, in denen Du ganz unabhängig sein w i l l s t?
Wo fällt Dir das Loslassen leichter? Diese Fragen stelle ich mir immer wieder selbst. Beziehungsweise auch die: wenn zwischen zweien eine starke gefühlsmäßige Bindung herrscht, wie sollte dann die Beziehung idealerweise aussehen, so daß ich nicht zu kurz komme? Weiß nicht, ob das eher verwirrend ist. Jedenfalls auch ein Hereinspaziert! (Sich Dazugesellen ist ein gutes Zeichen für Selbstbehauptung und Unabhängigkeit..)
Liebe Grüße,
oz
gfb
Beiträge: 1864
Registriert: 20. Feb 2005, 21:30

Re: Loslassen

Beitrag von gfb »

Hi chimera,

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Meine Depressions- und Derealisationsbewältigungsstrategie beruht in starkem Maße darauf, daß ich in mir die Prioritäten verschoben habe: Vom SEIN-SOLLEN zum SEIN. Eigentlich isses der Schritt ins echte Leben...
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Das heißt, du nimmst dich an. So an, wie du bist und nicht, wie du sein wolltest/solltest?

Wie macht man das?

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Die Realität anzuerkennen, mit all der Grütze, die eben so in ihr abläuft, macht uns lebendig, Luftschlösser und -ruinen töten. 'Sauberem Schmerz' kann man sogar 'ne gewisse Qualität abgewinnen...
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*Den* Gedanken hab ich auch ab un an: ein Beinbruch tut weh, damit kann man sich beschäftigen, das ist etwas Konkretes, im Gegensatz zum Urschleim, zur Grütze, zu diesem amorphen Gedankengebräu, diesem seltsam konturlosen Wirrwarr im Kopf, der einen nicht schlafen lässt...


(badischer Wein)
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Mit diesem Satz haste mich jetzt zutiefst beeindruckt. Möchte allerdings zu bedenken geben, daß in SD jede Menge Schwaben, Badenser und ähnlich verquerte Gestalten mit merkwürdigen Dialekten herumlungern, dies halte ich für eindeutig depressionsfördernd.
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Wa häsch gsait? S'Schwäbisch-Alemannische isch *depressionsfördernd*?

Dai häsch rächt: die höchscht Suizidrate isch im Ländle z'finde, soweit i waiss...

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[Darf sowas schreiben, da Halbschwabe...]
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I au: bin ächtr Schwarzwäldr!

Salli un Gruß

Friedrich
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"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
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