Loslassen

orangezimt
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Re: Loslassen

Beitrag von orangezimt »

Liebe Lee, guten Morgen!

Ich kann gerade nur sagen, daß Du sehr wichtige Fragen stellst zur Therapie-Beziehung und ihren Paradoxen, die mich auch manchmal ziemlich grübeln lassen, zumal ich auch den unwiderstehlichen Hang zu A-Menschen habe und gerade wieder einen gefunden habe. Deshalb mache ich ja zur Korrektur sozusagen auch diese Selbstbehauptungs-Übungen mit mir, was mir sehr hilft (die Beziehung in Richtung "funktionale Beziehung" zu drehen, bzw. meine eigenen Interessen als die wichtigsten hinzustellen.)
Wenn es um Lebensbewältigung geht: ziehe ich in Zukunft wahrscheinlich pragmatische Strategien vor. So würde ich, wenn ich diese jetzige VT hinter mich gebracht habe, selbst wohl eher auf Coaching (statt auf Couching, hihi) setzen.
Damit habe ich gute Erfahrungen. Soviel zur morgendlichen Verwirrung.
Lieben Gruß, o-zimt

PS: Dialektischer Einwand: wäre die Flucht in die Pragmatik nicht eine Flucht vor den wirklichen Problemen, sollte man sie vielleicht doch "kontrolliert" wiederholen und in der Wiederholung auflösen? Ich weiß es gerade auch nicht und hoffe, das macht Euch nichts.
Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

Bellasus
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Re: Loslassen

Beitrag von Bellasus »

Hallo,

ich glaube, das wichtigste haben wir erstmal mit vereinten Kräften geschafft: Lee aus ihrem Loch zu holen und den Strudel in etwas geordnetere Gedankenbahnen umzuleiten.

Zwei Formulierungen von Orangezimt und Xenia, die Therapie betreffend, kommen bei mir ganz intensiv an und ich bin einfach nur froh, dass ich so gute Begleiter habe:
>>>sondern nach Deinem eigenen Fahrplan, mit Dir als Chefin Deiner selbst...und trotzdem in kundiger Begleitung.<<<
Ja, genauso fühlt es sich bei meiner Therapeutin an. Das war aber nicht von Anfang an so. Am Anfang war sie der einzige Strohhalm, den ich hatte, ich war verzweifelt, wenn sie nicht (bzw. nur wenige Male) auf meine Bitte nach häufigeren Terminen einging, mir immer wieder sagte, dass diese Therapieform keine ständige Unterstützung bieten kann. Dabei spürte ich aber ausnahmslos ihre Empathie, auch viel Sympathie, sie war mir zugewandt, so dass es keinerlei Vertrauensstörung gab. Von Fahrplan konnte aber auch keine Rede sein, es ging nur darum, irgendwie die Zeit zu überstehen. Inzwischen hat es sich gewandelt, ich kann tatsächlich (in unterschiedlichem Maße) steuern, worum es geht, und sie geht darauf ein und hakt an wichtigen Stellen nach. Wie ein Fahrlehrer – er beobachtet höchst aufmerksam, gibt Hinweise wo etwas nicht ganz ok ist, ist jederzeit bereit einzugreifen und tut das, wenns gefährlich wird.

>>>für mich ist das gerade andersherum: ich weiß, was läuft, ich weiß, wie es funktioniert (zumindest meine ich das zu wissen). Mir hat das vielleicht geholfen, meine therapeutischen Beziehungen neutraler zu gestalten. Bin mir gerade nicht so sicher, aber ich halte es für durchaus möglich.<<<
Das paßt irgendwie auch zum Fahrlehrer: Zu dem will man ja auch keine Beziehung, ohne die man später nicht mehr leben kann. Er hilft einem, Auto fahren zu lernen, während dessen muß man einfach Vertrauen haben, sonst kann man bei draufgehen, aber man weiß die ganze Zeit, dass es ein Ende geben wird, dass es eine Geschäftsbeziehung ist. (Wobei es einem in der Fahrschule ja gar nicht schnell genug zu Ende sein kann )
Mir hilft die von Xenia beschriebene Betrachtungsweise inzwischen sehr. Eigentlich reagiere ich allergisch und ablehnend, wenn ich irgendwas durchschaue, z.B. können mir alle geschulten Verkäufer mit ihrer einstudierten Rhetorik den Buckel runterrutschen, wenn mir einer so kommt, kann er gleich einpacken. Bei der Therapie ist das anders. Inzwischen bin ich auch kein Therapie-Neuling mehr, habe viel gelesen und kenne einige Methoden. Und ich lasse sie gelten, blocke nicht ab, sondern versuche Zusammenhänge zu verstehen.
Für diesen inneren Abstand muß man aber wohl aus den allerschlimmsten Krisen raus sein, da funktioniert das einfach nicht mehr.

Transparenz bedeutet für mich auch: du bist Patient und auf Hilfe angewiesen. Aber du bist gleichzeitig ein mündiger Mensch, Vertragspartner des Therapeuten (erst recht, wenn du privat bezahlst) und in dieser Eigenschaft GLEICHBERECHTIGT. Du hast Anspruch auf Information, wieso weshalb warum er so und nicht anders arbeitet, und du hast Anspruch auf Kurskorrektur, wenn aus deiner Sicht etwas aus dem Ruder läuft.

Habe das gestern offline geschrieben und bin dann vor lauter eBay-Fieber nicht mehr ins Forum gekommen. Die letzten Beiträge sind auch spannend, die lasse ich mir am Wo-Ende nochmal auf der Zunge zergehen. Nachher fahre ich zu meiner Therapiegruppe, die brauche ich heute auch nach einer kleinen Panikattacke im Supermarkt und bohrendem "wofür eigentlich die ganzen Anstrengungen?????"

Irgendwie geht es wohl immer weiter, Lee macht gerade vor wie man sich weiterstrampeln kann - kannst stolz auf dich sein!

Alles Liebe
Annette




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Xenia
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Re: Loslassen

Beitrag von Xenia »

Guten Abend, liebe Lee!

>Das ist interessant und klingt gut. Dennoch kommt nun wieder ein großes "JA, ABER!"

Ja, ja, das habe ich schon gemerkt, daß Du aufmüpfig bist. Ist mir aber sympathisch.

>Findet man diese Art von Transparenz auch bei Verhaltenstherapeuten?

Ja, ich denke schon. Die DBT ist z.B. eine tausendprozentige VT… VT’lerischer geht gar nimmer…

>Ich dachte bislang, ein solches Feedback „gehört“ in den Rahmen einer tiefenpsychologisch ausgelegten Therapie und dass das Modell der Weißen Leinwand bzw. der sog. Gegenübertragung ein gutes Selbstschutzmittel der Tiefenpsychologen ist. VTler propagieren offiziell das "In-Augenhöhe-mit-dem-Patienten-Prinzip", müssen sich also anders schützen.

Ja, aber bei dieser Art von Transparenz geht es doch gar nicht um Schutz (zumindest nicht in erster Linie). Der Therapeut macht einfach deutlich, was Du bei ihm bewirkst. Das ist ja zumindest in der Psychoanalyse überhaupt nicht so. Und das mit der weißen Leinwand habe ich so verstanden, daß sie dem Patienten dienen soll, seinen Assoziationen einen ganz „freien“, also ungestörten Lauf zu lassen. Daß also der Therapeut sich überhaupt nicht aktiv einmischt. Aber ehrlich gesagt, habe ich nicht so eine riesige Ahnung von Psychoanalyse. Aber ich denke wirklich, daß ein solches Feedback viel eher in den VT-Bereich gehört (lasse mich aber gerne belehren ). Gegenübertragung ist die gesamte emotionale Reaktion des Therapeuten auf den Patienten und dessen Übertragung. Aber die Gegenübertragung ist nicht hilfreich für den Patienten, so daß der Therapeut sich immer über seine emotionalen Reaktionen bewußt sein, so daß der Patient nicht diese emotionalen Reaktionen (die ihm ja gar nicht persönlich gelten; die Gegenübertragung soll ein „neurotischer“ Konflikt des Therapeuten sein) ungefiltert abbekommt.

Das hier habe ich eben in einem meiner Bücher gefunden:

„(…) Die Therapeuten-Patienten-Beziehung (TPB) spielt in allen Psychotherapien (…) eine wichtige Rolle, unabhängig davon, ob sie bei einem bestimmten Therapieansatz konzeptuell einen hohen Stellenwert hat oder nicht. Eine vertrauensvolle Beziehung ist die Basis aller spezifischen Maßnahmen, wobei das Beziehungsangebot auf die einzelnen Patienten zuzuschneiden ist; viele ertragen z.B. nicht unbeschränkt Nähe, die einen brauchen mehr Struktur, die anderen mehr Autonomie. Dies verlangt von Therapeuten interaktionelle Flexibilität. Die Qualität der Beziehung ist der Faktor, der nachweislich am meisten zum Therapieerfolg beiträgt, und Patienten sind gut beraten, diesem Aspekt bei der Wahl ihres Therapeuten große Beachtung zu schenken bzw. Beziehungsprobleme zu thematisieren. (…) Der Vater der Gesprächspsychotherapie, Rogers, hielt eine gute TPB nicht nur für eine notwendige, sondern auch eine hinreichende Bedingung therapeutische Veränderung. (…) auch konzeptuell spielt die TPB aber inzwischen eine wichtige Rolle und ist ein wichtiger Gegenstand der Psychotherapieprozeßforschung. Diese zeigt konsistent einen mittelgroßen Zusammenhang zwischen Qualität und Therapieergebnis: Eine gute TPB ist also sehr wichtig, erklärt Therapieerfolge aber bei weitem nicht allein..“ (geklaut aus: Dorsch, Psychologisches Wörterbuch)

>Mich überzeugt die Idee des Feedbacks nur, wenn sie die interne, therapeutische Beziehung betrifft, da sie auch sehr viel darüber aussagt, welche Erwartungen der Therapeut an seine Mitmenschen und die therapeutische Beziehung stellt.

Meinst Du jetzt das Feedback, wenn der Therapeut Dir sagt, wie er Dich gerade empfindet oder was Dein Verhalten in ihm auslöst? Denn das ist ja dann auf die interne therapeutische Beziehung ausgerichtet. Wenn man aber darüber spricht, warum irgend jemand ablehnend Dir gegenüber reagiert hat, dann spielt es ja keine Rolle, wie Du auf den Therapeuten wirkst, denn er versucht ja, die Position des Gegenübers einzunehmen. Oder er versucht, irgendeine Position in der Mitte einzunehmen. Klar, ganz objektiv kann er die Sache nicht sehen. Aber das muß ja auch nicht sein, finde ich. Sie sind halt auch nur (und Gott sei Dank) Menschen.

>Ansonsten habe ich erhebliche Zweifel daran, dass jemand - auch wenn er gut ausgebildet und erfahren ist - seinen persönlichen Erfahrungshintergrund ausblenden kann.

Aber das braucht er doch auch nicht, finde ich.

>Ein Feedback im Sinne von konstruktiver Kritik macht für mich im Bezug auf die reale Welt "draußen" nur Sinn, wenn man mehrere Feedbacks vergleichen und einen Konsens herausfiltern kann.

Das stimmt schon, aber ist nicht das Feedback Deines Therapeuten schon ein Teil dieser mehreren Feedbacks? Ach, ich komme mir gerade irgendwie blöd vor, immer die Therapeutenseite zu „verteidigen“. Ich finde es halt wichtig, daß mir ein Mensch, dem gegenüber ich so sein kann, wie ich bin, mich auf Fehler oder Ungeschicktheiten aufmerksam machen kann.

>Hups! Ich merke gerade, dass ich mich soeben selber ausgetrickst habe: Die Meinung meines Ex-Therapeuten ist eine Einzelmeinung... Ohoh!

Du liebes Bißchen! Wo soll das denn nur mit Dir enden? Blasphemie!!!

>Ich habe mir gestern Nacht überlegt, dass ich es zur Abwechslung mal mit Annehmen versuche. Ganz im Sinne von: "Es ist nun mal so gekommen." Aber mit dem Zusatz: "Wie kann ich das Erlebte positiv für mich nutzen?"

Und genau das ist es, was ich für mich herausgefunden habe: Ereignisse akzeptieren. Auch meine lange Psycho-Karriere habe ich inzwischen für mich akzeptiert. Und habe eben herausgefunden, daß die „Krankheit“ nicht nur schlechtes hat, sondern, daß ich durch sie auch sehr viel gelernt habe. Nicht nur für mich persönlich, ich merke es ja auch im Studium und so… Und: schafft man es, etwas Traumatisches zu akzeptieren, fällt schon einmal eine ziemliche innere Bedrohung weg; diese Energie kann man dann funktional nutzen. Finde ich halt…


>wäre die Flucht in die Pragmatik nicht eine Flucht vor den wirklichen Problemen, sollte man sie vielleicht doch "kontrolliert" wiederholen und in der Wiederholung auflösen?

Liebe O-Zimt, diese Frage stelle ich mir auch des öfteren, vor allem in bezug auf Traumata und dem Umgang mit ihnen. Ist Traumatherapie unerläßlich? Oder kann es nicht hilfreicher sein, die Traumata ruhen zu lassen? Ich habe für mich auch noch kein wirkliches Ergebnis gefunden, tendiere aber dazu, daß man einen gesunden Mittelweg finden muß: Abwägen, wann es sinnvoll ist, Dinge nochmals durchzumachen und wann es sinnvoll ist, eben „nur“ mit den Folgen des Traumas zu arbeiten. Ich glaube, daß sich die Wissenschaft auch nicht so einig ist, wie Traumaarbeit vollzogen werden soll bzw. ob sie überhaupt sinnvoll ist. Hmm, Mittelweg ist außerdem immer gut (da muß man sich nicht entscheiden *grins*).

>Ich weiß es gerade auch nicht und hoffe, das macht Euch nichts.

Okay, ich verzeihe Dir…

>Verhaltenstherapie = Flucht?

Nicht unbedingt, glaube ich. Denn es ist ja nicht so, daß in einer VT überhaupt nicht über die Ursachen gesprochen wird. Oder daß man sich mit den Ursachen nicht auseinandersetzt. So wie ich es verstanden habe, liegt der Schwerpunkt in der VT halt eher darin, daß Hier und Jetzt zu leben, Verhaltens-, Denk- und Fühlweisen zu modifizieren. Aber das geht gar nicht, ohne die tiefliegenden Gründe anzuschauen. Mir persönlich wird - glaube ich - in der Psychoanalyse und der Tiefenpsychologie zu wenig auf das Hier und Jetzt geschaut, das Augenmerk liegt doch absolut in der Vergangenheit. Nur ist die Vergangenheit eben vergangen und man muß es irgendwie hinkriegen, in der Gegenwart zurechtzukommen. Aber – wie gesagt – so gut kenne ich mich da auch nicht aus.

>Ich glaube, manchmal ist Pragmatik einfach hilfreicher als Gründeln. Manche Fragen lassen sich nicht beantworten, manchmal kann Tiefergehen ein Problem sogar zementieren.

Das sehe ich ganz genauso!

Liebe Annette,

>ich glaube, das wichtigste haben wir erstmal mit vereinten Kräften geschafft: Lee aus ihrem Loch zu holen und den Strudel in etwas geordnetere Gedankenbahnen umzuleiten.

Hmm, wir sind halt anscheinend ein gutes Team!

>Von Fahrplan konnte aber auch keine Rede sein, es ging nur darum, irgendwie die Zeit zu überstehen. Inzwischen hat es sich gewandelt, ich kann tatsächlich (in unterschiedlichem Maße) steuern, worum es geht, und sie geht darauf ein und hakt an wichtigen Stellen nach. Wie ein Fahrlehrer – er beobachtet höchst aufmerksam, gibt Hinweise wo etwas nicht ganz ok ist, ist jederzeit bereit einzugreifen und tut das, wenns gefährlich wird.

Ich glaube, daß nur so Therapie funktionieren kann. Oder anders gesagt: wenn man sich in Therapie begibt, ist man ja meistens in irgendeiner Form aufgelöst. Nichts (oder nur sehr wenig) funktioniert noch im Leben, alles ist ein einziges Durcheinander. Dann kann der Therapeut ja eigentlich nichts anderes machen als zunächst nur Krisenintervention. Und das dauert beim einen halt länger als beim anderen. Aber wenn der Patient dann irgendwann wieder den Boden unter den Füßen hat, kann die eigentliche Therapie erst beginnen. Oder? Ich meine, schwerst depressive Menschen können nicht von einer Therapie profitieren, so lange sie dermaßen schwer depressiv sind. Oder Psychotiker. Da macht Psychotherapie auch erst Sinn, wenn sie wieder in der Realität gelandet sind. Bei Manikern auch.

>Für diesen inneren Abstand muß man aber wohl aus den allerschlimmsten Krisen raus sein, da funktioniert das einfach nicht mehr.

Eben.

>Transparenz bedeutet für mich auch: du bist Patient und auf Hilfe angewiesen. Aber du bist gleichzeitig ein mündiger Mensch, Vertragspartner des Therapeuten (erst recht, wenn du privat bezahlst) und in dieser Eigenschaft GLEICHBERECHTIGT. Du hast Anspruch auf Information, wieso weshalb warum er so und nicht anders arbeitet, und du hast Anspruch auf Kurskorrektur, wenn aus deiner Sicht etwas aus dem Ruder läuft.

So „juristisch“ habe ich das noch gar nicht betrachtet… Aber Du hast recht, ich bin ein Vertragspartner und habe das Recht auf Informationen. Und auf Korrektur, Reparatur und Nachbesserung.

>Nachher fahre ich zu meiner Therapiegruppe, die brauche ich heute auch nach einer kleinen Panikattacke im Supermarkt und bohrendem "wofür eigentlich die ganzen Anstrengungen?????"

Da wünsche ich Dir mal alles Gute für die Gruppe!

Viele liebe Grüße an Euch alle

Xeni
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

orangezimt
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Re: Loslassen

Beitrag von orangezimt »

Huhu Ihr Lieben,

ich bin gestern mit einem breiten zufriedenen Grinsen über uns ins Bett gegangen, es ist schon ungewöhnlich, wie wir versuchen, die "TPB" in allen Facetten zu ergründen... mit diesem "Wissen" haben wir das Potential, ziemlich unkonventionelle Patientinnen zu sein und das Therapiegeschehen noch mehrschichtiger sein zu lassen, als es ohnehin schon ist.. Und dafür braucht es dann einfach auch ebenbürtige Therapeuten!!! (Oder ist das jetzt borderlinig?)

Liebe Annette, ich hoffe, Dir hat nach Deiner kleinen Kaufhallenkrise Deine Gruppe gutgetan und Du bist mit der Beantwortung der wichtigen Frage "Wofür?" weitergekommen.

Liebe Xenia, ich mußte grinsen bei Deiner Anmerkung zum "Mittelweg" der einem manchmal so entgegenkommt, weil man sich da nicht entscheiden muß. Auf so einem Mittelweg bin ich nämlich gerade. Mein VT sprach davon, traumatherapeutische Methoden anzuwenden- aber ich halte mich da gerade eher in der Schwebe..

Und liebe Lee!
Ähnlich empfinde ich es mit der "Macht" in der TPB (so eine schöne Abkürzung!) - vielleicht würde ich es eher "Ungleichheit" nennen, die ist einfach strukturell da.
Aber: eine Chance besteht darin, diese Struktur für sich selbst auszunutzen und in ihr vehement die eigenen Interessen durchsetzen.
Das scheint mir nun in einer VT am besten möglich zu sein. Oder eben im Coaching. Was übrigens das Coaching ungefährlich für Regression macht, ist die begrenzte Begegnungszeit und die Konzentration auf die konkreten Probleme. Ich glaube, daß manche Übertragungs-Gegenübertragungs-verwirrung auch dadurch entsteht, daß die klassische TPB mittel- bis langfristig angelegt ist.

Trotzdem bleibt die schwierige Frage, ob es nicht doch gut sein kann, sich einer intensiveren Begegnung "kontrolliert" auszusetzen. (Das ist ja auch Deine Frage für die Zukunft, oder?)

Soviel mein heutiger Senf zu den Dingen...
Liebe Grüße,
orangezimt.
Xenia
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Re: Loslassen

Beitrag von Xenia »

Liebe Mädels,

ich freue mich richtig, daß es diesen Thread gibt! Motiviert einen zum Nachdenken, finde ich. Und bis jetzt konnten wir ja auch gut diskutieren, finde ich.

>Mündig schon, aber keinesfalls gleichberechtigt im Sinne von "auf der gleichen Stufe". Das Machtgefüge besteht in jeder funktionalen Patient-Therapeut-Beziehung. Therapie ohne Akzeptanz der Führungsposition des Therapeuten funktioniert nicht. Und ich meine Führungsposition im wirtschaftlichen Sinne. Der Therapeut ist Chef im Ring, lässt das im Idealfall nur den Patienten nicht so spüren. Macht korrumpiert immer.

Das sehe ich natürlich anders, Lee. Ich fühle mich schon auf einer Stufe mit meiner Therapeutin. Und ich „füge“ mich nicht. Wenn ich meinen Standpunkt für „richtiger“ oder „besser“ halte, dann verteidige ich ihn. Dieses Auf-Einer-Stufe-Stehen mit dem Therapeuten ist für mich sehr wichtig; und da kommt dann die Transparenz-Geschichte wieder zum Tragen. Ich möchte nicht, daß irgendetwas mit mir gemacht wird, das ich nicht durchblicke. Ich will keine Geheimnisse, keine Andeutungen. Ich erwarte sozusagen klare Ansagen. Auch wenn das dann manchmal Ansagen sind, die nur schwer zu vertragen sind. Im Gegenzug nehme ich mir dann auch das Recht, zu sagen, wenn mir etwas nicht paßt oder so. Ich bin immer für klare „Fronten“ (auch wenn es nicht um irgendwelche Auseinandersetzungen geht). Nur so kann ich lernen, in dieser Welt nicht nur zu überleben, sondern richtig zu leben. Kritik lauert überall…

Ich finde auch, daß es nur ganz selten um Macht geht, eigentlich nur dann, wenn ich als Patientin irgendwelche bescheuerten Spiele spiele oder manipuliere oder so. Und dann ist es in meinen Augen auch nicht verwerflich, wenn der Therapeut auf den Tisch haut oder so.

Macht klingt für immer irgendwie negativ. Ungleichheit, so wie es OZ (einverstanden mit dieser Abkürzung, liebe Orangezimt? ) finde ich neutraler. Und das trifft es in der Tat in den meisten Fällen wohl auch, da der Therapeut in der Regel ein viel umfassenderes Wissen von uns Psychomaschinen hat… Hmm, mit Macht assoziiere ich schnell: sich ausliefern. Das kann natürlich nicht gutgehen.

> Prozesse gegen Ärzte wegen eines Kunstfehlers führen Anwälte aus gutem Grund nicht so gerne...

Aber eher aus dem Grund, daß es verdammt schwer ist, einen Gegengutachter zu finden…

>"Wir sind schon sehr gespannt, wer uns als nächstes bereut!"

Das ist wirklich ein toller Lapsus, habe köstlich gelacht… Um welche Sportart ging es denn *grins*?

>ich bin gestern mit einem breiten zufriedenen Grinsen über uns ins Bett gegangen, es ist schon ungewöhnlich, wie wir versuchen, die "TPB" in allen Facetten zu ergründen... mit diesem "Wissen" haben wir das Potential, ziemlich unkonventionelle Patientinnen zu sein und das Therapiegeschehen noch mehrschichtiger sein zu lassen, als es ohnehin schon ist.. Und dafür braucht es dann einfach auch ebenbürtige Therapeuten!!!

Tja, liebe Orangezimt, das sehe ich ganz genauso. Und ich weiß, daß viele Therapeuten mit solchen Patienten lieber arbeiten bzw. mehr „Spaß“ an der Therapie haben… Und ich finde auch, daß die Therapie immer spannender wird, je mehr man kapiert. Ich meine, je mehr man hinter die Kulissen schauen kann. Dadurch wird mir einiges klarer, wenn ich daran denke, wie ich im zwischenmenschlichen Bereich so funktioniere.

>(Oder ist das jetzt borderlinig?)

Häh? Wie meinst Du das denn? Wenn, dann ist das doch höchst narzißtisch. Gaaanz bedenklich, suspekt und verdächtig, was hier gerade abläuft…

>Mein VT sprach davon, traumatherapeutische Methoden anzuwenden- aber ich halte mich da gerade eher in der Schwebe..

Welche Methoden meint er denn? Würde mich mal interessieren. Und möchte er sie anwenden, weil es um die Bearbeitung eines Traumas geht oder aus anderen Gründen?

>Trotzdem bleibt die schwierige Frage, ob es nicht doch gut sein kann, sich einer intensiveren Begegnung "kontrolliert" auszusetzen.

Ich denke immer noch, daß das sehr gut sein kann. Aber halt nur begleitet und kontrolliert.

Mir geht es heute übrigens gar nicht gut. Habe irgendwie Angst. Und meine Vergangenheit verfolgt mich gerade sehr penetrant. Am Dienstag habe ich einen Gutachtertermin, es geht um eine Opferentschädigungsrente. Und da werde ich dann wohl „meine“ Geschichten erzählen müssen. Davor habe ich Angst. Also nicht direkt davor, sondern eher vor der Heimfahrt nach diesem Termin (muß nämlich eine halbe Weltreise mit dem Zug machen). Die Fahrt dauert fast drei Stunden und ich habe keine Ahnung, wie ich dann in dem Zug sitzen werde bzw. ob ich noch irgendetwas mitbekomme vom Hier und Jetzt. Und natürlich die Angst, daß mich der Gutachter gleich dabehält, wenn ich die Krise bekomme. Ich habe über meine diversen Leichen im Keller schon so lange nicht mehr gesprochen. Und ich will sie verdammt nochmal nicht immer so nah bei mir haben. Klar, ich habe gestern in der Therapie einige Strategien besprochen, wie ich mir helfen kann. Aber ich muß mich ja auch noch vorbereiten. Und das bedeutet eben z.B. daß ich endlich mal das Urteil lesen muß (sind 21 Seiten, die ich noch kein einziges Mal gelesen habe) und daß ich diverse Klinikberichte lesen muß. Meinen Psychiater muß ich auch noch fragen, was er dem Versorgungsamt damals geschrieben hat. Ach Menno, ich könnte echt heulen.

Ich warte auf spannende Postings von Euch!

Viele liebe Grüße von

Kopfweh-Xeni
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

orangezimt
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Re: Loslassen

Beitrag von orangezimt »

Hallo Ihr Lieben, einen schönen Sonntag!

Ich freue mich, daß Dir das juristische Mittel eingefallen ist, liebe Lee, und auch für Deine anderen Entlastungen. Deine Aufforderung werde ich mir merken.

Zum 11. September (da habe ich übrigens Geburtstag) - und zu den Traumen: es ist wirklich die Frage. Vielleicht sollte man eine tiefergehende Bearbeitung der diversen Traumen nur machen, wenn man wirklich sehr, sehr beeinträchtigt ist. So fühle ich mich aber nicht. (Gerade.) EMDR oder Bildermalen wurden mir vorgeschlagen.

Herrje und Xenia, das hört sich nach sehr schmerzhaften Dingen an, die Dir da geballt entgegen kommen werden. Vielleicht kannst Du Dir vor Deiner Zugzurückfahrt eine genießerische Zeit in einem Cafe machen: mit Schokomuffin oder ähnlichem? Und für die Zugfahrt gute Musik mitnehmen? Vielleicht kannst Du Dir visualisieren, wie erleichtert Du trotz allem sein wirst, wenn dieser Termin hinter Dir liegt? Vielleicht scheint am Dienstag ja auch ganz viel Sonne und dann kannst Du ein paar hoffnungsvolle Lufthüpfer machen? Vielleicht scheint sie durch das Zugfenster durch (wenn es kein ICE ist.) und trocknet eventuelle Tränen. Ich wünsche Dir jedenfalls dolle, daß Du das gut überstehst und heil und ganz wieder ankommst.

Und tja, keine Angst (borderlinig), ich sympathisiere und finde "narzißtisch" auch nicht schlecht. Leider weiß ich nicht, wie ich die entsprechenden Smilies einfüge, aber denk sie Dir einfach...

Liebe Grüße an das Team!
OZ
Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

orangezimt
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Re: Loslassen

Beitrag von orangezimt »

Hello Lee,

Aufforderung!

Da meinte ich die virtuelle Erinnerung (Du schriebst "Haue", aber das ist mir nichts), die wir Dir geben sollten, "falls ich jemals wieder darüber jammern sollte" - wollte damit sagen, ich speichere diese Bitte ab, hoffentlich.

Liebe Grüße, viel lange Freude mit der Lektüre.
OZ

(Danke Xenia für diese Abkürzung, praktisch, praktisch)
Bellasus
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Re: Loslassen

Beitrag von Bellasus »

Hi Lee, Xeni, OZ,

ich finds hier auch hochinteressant!

@Lee: wow, hattest du plötzlich das Gefühl, ihn "abgehakt" zu haben? Ich kenne dieses Gefühl nach gescheiterten Beziehungen - irgendwann ist der Schmerz ganz plötzlich vorbei. Um dir Mut zu machen: Das hat bei mir dann auch immer angehalten, es gab keine Rückfälle!

Für mich hat der Therapeut keine Führungsposition. Macht hat er insofern, dass er mit seinen Interventionen sehr viel Schaden anrichten kann. Wenn man es merkt und anspricht, eine Aussprache aber keinen Erfolg hat, liegt es aber bei einem selbst, die Therapie zu beenden. Dass das eine große Krise geben kann, habe ich ganz am Anfang ja auch schon erlebt. Die Frau hat mich jede Woche fertiger gemacht, aber ich dachte, Therapie muß so sein Bis ich dann begriffen habe, dass da was falsch läuft und abgebrochen habe.
Die Führungsposition, derjenige, der die Inhalte bestimmt, um den es geht, sollte im Idealfall der Patient sein und der Therapeut der Begleiter. Ganz platt könnte man sagen, der Patient ist ein Kunde, der Therapeut Auftragnehmer, der einen Vertrag zu erfüllen hat. Und der Kunde ist doch König, oder?

@Xenia: Da hätte ich auch Angst vor so einem Tag, aber OZ hat Recht: du hast dann wieder einen Schritt geschafft, und es geht doch um eine Entschädigung für dich, oder? Verlieren kannst du hoffentlich nichts dabei?
Begleitung scheinst du nicht zu haben, aber gibt es eine vertraute Person, die du vielleicht gleich nach dem Termin oder auf der Rückfahrt anrufen kannst? Die Aussicht, mit jemandem zu sprechen nach großen Anspannungen hat mir schon oft geholfen, am besten ist es, sich ganz konkret zum telefonieren zu verabreden, damit der andere auch erreichbar ist. Vielleicht versuchst du's ja mal.

Meine Lebenskurve zeigt nach oben, das Gefühl dafür ist mir nicht ganz verlorengegangen. Es waren in einer der letzten Nächte aber auch ziemlich schlimme, relativ konkrete Gedanken dabei (böse Erinnerung an letztes Jahr, es ist latent immer ein Thema für mich).
Ich benutze im Moment alles, was ich inzwischen gelernt habe, was ich tun kann, wenns mir schlecht geht. Ich glaube, es ist schon ein kleiner Rückfall, bin auch wieder in alte Verhaltensmuster reingerasselt, womit es mir nicht gut geht.
Die Gruppe am Freitag tat sooooo gut! Ich habe dort ein ganz großes Gefühl von Sicherheit. Morgen bin ich wieder zur Therapie, hoffe mich langsam wieder zu berappeln. Jetzt weiß ich erst zu schätzen, wie gut es mir in den letzten Wochen schon ging, der Unterschied ist sehr deutlich.

Einen guten Wochenstart für euch,

Annette

P.S. Meine Thera arbeitet tiefenpsychologisch, aber sie redet mit mir und nicht mit der Decke, und ich glaube, die momentane Stabilisierungsarbeit fällt eher unter VT, sie arbeitet also immer so, wie es gerade notwenig ist. Reine VT wäre aber glaube ich nichts für mich.




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Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

chimera

Re: Loslassen

Beitrag von chimera »

Liebe Lee, Orangezimt und Annette,

soll Euch von Xenia ganz lieb grüßen!

Blöderweise hat ihr Laptop heute Abend den Geist aufgegeben, ob und wann es sich wieder zu ordnungsgemäßer Funktion bequemen wird, steht leider noch in den Sternen... Habe Xeni Eure Antworten gerade vorgelesen und sie hat sich insbesondere über Dein Angebot, Lee, sehr gefreut...

Blicke selber zwar nicht richtig durch, was hier so genau das Thema ist, aber es scheint ein klasse Thread zu sein...


In diesem Sinne auch von mir viele liebe Grüße,
Chimera
Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

Hi Chimera!

Danke dir! Grüß bitte zurück.

Was hier das Thema ist? Beziehungen. Glaube ich...

Tschüß
Lee
Xenia
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Re: Loslassen

Beitrag von Xenia »

Guten Morgen Mädels!

Will mich mal kurz melden; mein Laptop bequemt sich gerade zu funktionieren (keine Ahnung, wann es keinen Bock mehr hat ).

Wie der liebe Chimera schon geschrieben hat habe ich mich ganz doll gefreut, daß Ihr an mich denkt.

Und, liebe Lee, ich weiß noch nicht, wann ich dann morgen zu Hause sein werde (aber auf jeden Fall erst abends) und ob mein Laptop dann funktioniert. Aber ansonsten würde ich mich schon hier im Forum melden. Wenn Du möchtest, kannst Du ja mal am späteren Abend hier reinschauen.

Liebe OZ, eigentlich bin ich schon ein Mensch, der Landschaft genießen kann und daher schaue ich im Zug immer aus dem Fenster, je nach dem, ob man Natur sieht oder halt nur Beton. Und da ich ja in Freiburg lebe und in die Nähe von Konstanz (Reichenau) muß, denke ich schon, daß ich mich mit Aus-dem-Fenster-schauen ablenken kann. Es sei denn, daß ich dort erst wegkomme, wenn es schon dunkel ist. Glaube ich aber nicht, ich habe den Termin dort um 15.00 Uhr. Die Fahrt dauert so lange, weil ich über Basel fahren muß (der Schwarzwald ist ziemlich im Weg).

Obwohl es morgen vielleicht ziemlich gräßlich wird, sehe ich den Termin aber auch positiv: dann ist wieder eine Sache abgeschlossen. Es tat mir im letzten Jahr auch gut, als das Verfahren gegen meinen Psycho-Ex vorüber war und er in die Forensik kam und dort erstmal für ein paar Jährchen bleibt... Und das mit der Rente gehört auch noch zu diesem "Block", so daß ich nach der Begutachtung meine Akte schließen kann und auch werde...

Liebe Annette, das mit dem Telefonieren ist eine gute Idee und ich habe auch schon mit jemandem besprochen, daß wir nach dem Termin telefonieren werden.

Nochmal liebe Lee, ich habe mich gefreut zu lesen, daß Du ein Abhak-Gefühl hattest. Hoffentlich bleibt es so. Aber wenn nicht, ist es nicht schlimm, finde ich. Denn Du hast ja schon einmal den Anfang gemacht, indem Du gestern dieses Gefühl hattest! Räume ihm nicht so viel Macht ein (ich weiß, ist leicht gesagt). Insgesamt glaube ich aber, daß Du auf einem guten Weg bist. Übrigens hast Du mein Mitgefühl für Deine Sonntagslektüre . Hat sie Dir weitergeholfen?

Liebe Grüße erstmal,

Xeni
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




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orangezimt
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Re: Loslassen

Beitrag von orangezimt »

Hallo Ihr Lieben,

nur einen kurzen Gruß. Ich werde morgen abend auch bereitstehen und mich dann gerne über Landschaftseindrücke aus Süddeutschland informieren lassen, da isses bestimmt einigermaßen schön? Ich drücke jedenfalls alle Daumen und sende virtuelle positive Energien an Dich, Xeni!
Und viele Stabilisierungsgrüße an Annette!

Und es rumort doch noch ein bißchen, liebe Lee: welche Lektüre hattest Du denn da gestern genau? Da ich ja dazu neige, manchmal sehr leidenschaftlich zu projizieren: wär das ein hilfreicher Literaturtip?

Und eine Idee noch, woran man merken könnte, daß man n i c h t projiziert/überträgt:
Dann müßte es so sein, daß, wenn man gegangen (oder aus der Kommunikation raus) ist,
man auch wirklich weg, nicht mehr da, "vollständig verbrannt" (ein Zen-Ausdruck) ist. (Und trotzdem bereichert.)

Liebe Grüße,
orangezimt.
Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

Bellasus
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Re: Loslassen

Beitrag von Bellasus »

Liebe Lee,

>>>Die Lektüre heute hat mich aber dann doch tief in den Schmerz gezogen.<<<
>>>Insgesamt fand ich die Lektüre bedrückend. Nun tut der Schmerz wieder sehr weh. Meine Seele schreit: "Warum, warum, warum?" Der Verstand sagt: "Halt, Wegkreuzung! Du entscheidest ganz allein über Retraumatisierung und Resignation oder Neuanfang und Humor." Vermutlich braucht die Verarbeitung meines Dramas in 17 Akten aber auch ihre Zeit.<<<

Das ist genau so ein Punkt, an dem wir so gerne (gerne???) steckenbleiben: Es gibt die Wegkreuzung und die Möglichkeit, sich vom Schmerz zu entfernen, aber nein, immer wieder mitten rein und durch. Mir ist immer noch ein Rätsel, wie man mit solchen Traumata jemals leben soll, ohne sie wirklich verarbeitet zu haben, was wohl ohne Schmerz (Qual?) nicht möglich ist. Mir ist klar, dass man dafür einigermaßen stabil sein sollte. Mir ist aber noch rätselhafter, wie ich stabil werden soll, solange ich diesen ganzen Schmerz mit mir herumtrage. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz, oder?
Lee, wie wäre es denn, wenn du solche bedrückende Sachen mal nicht liest, sondern versuchst, dich positiven Dingen zuzuwenden? Es ist doch ein bißchen wie in der Sch... wühlen. Ich will auch alles verstehen, das hilft auch bis zu einem gewissen Grad, aber Wunden immer wieder aufreißen verlangsamt die Heilung (habe gut reden, kratze mir jede Schramme, Blase, Pickel auf, dass sie wochenlang nicht abheilen , der Zusammenhang zu meinem Leben ist schon klar...). Jedenfalls lese ich momentan wenig über Depressionen oder inneres Kind, da mich dann der Schmerz ungebremst überfällt. Ich versuche zu vermeiden, was mir wehtut. Trotzdem dauert die Verarbeitung solcher Dramen lange, viel länger als das Drama selbst.

>>>Und der Therapeut soll so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig intervenieren. Trotzdem behält er die Fäden in der Hand.<<<
Ja, und da war ich heute sehr froh drüber, denn ich bin ein bißchen entgleist in der Stunde, und wenn sie dann nicht sehr energisch jegliches Vertiefen verhindert hätte, hätte ich gar nicht gehen können. Sie ließ mich aber das, was wie ein Dolch in mir steckte, noch aussprechen, so mußte ich es nicht mit nach Hause nehmen. Und abends haben wir noch mal kurz telefoniert, das hatten wir mittags verabredet. Mit ganz bißchen Tavor bin ich jetzt endlich aus dieser furchtbaren Unruhe und Angst raus, hoffe es hält an.
Ich war wütend auf sie, dass sie meinem Bedürfnis nach im Schmerz wühlen nicht nachkam (so energisch habe ich sie noch nie erlebt), aber mein Vertrauen ist gewachsen dadurch!

Jetzt habe ich so viel über mich geredet, aber ich kann nicht so gut theoretisieren, ich brauche immer praktische Beispiele zum veranschaulichen.

Ganz viele gedrückte Daumen für Xenia morgen!

Und danke für deine Stabil-Grüße, OZ!

ein Hauch von Frühling war heute da, sende euch frühlingshafte Grüße
Annette




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emriye
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Re: Loslassen

Beitrag von emriye »

Liebe Xenia,

schick Dir mal auf diesem Wege für morgen ganz viel Kraft und inneren Abstand!! Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du nach dem morgigen Tag ein Kapitel mehr abschließen kannst. Ich denk an dich...
Liebe Grüße und gute Fahrt
emriye
Lee
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Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

Xenia
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Re: Loslassen

Beitrag von Xenia »

Hallo Ihr Lieben!

Nochmal ganz vielen Dank an Euch alle für Eure Daumendrückereien und sonstigen guten Wünsche und Mutmachereien! Ich denke, daß es morgen gut über die Bühne gehen kann. Werde mir ein Buch mitnehmen (Kriminologie, dieses Gebiet interessiert mich seit einigen Jahren sehr). Und dann habe ich mir vorhin noch den Discman von meiner Freundin ausgeliehen, nachher werde ich mir dann mal ein paar CDs einpacken.

Liebe Orangezimt, hier in Süddeutschland bzw. Südbaden ist es ganz arg schön. Außer im Sommer, da ist es mir zu heiß. Heute war hier der erste Frühlingstag und ich saß mit einer Kommilitonin im Straßencafé mit einer riiiieeesengroßen Latte Macchiato.

> Und eine Idee noch, woran man merken önnte, daß man n i c h t projiziert/überträgt: Dann müßte es so sein, daß, wenn man gegangen (oder aus der Kommunikation raus) ist, man auch wirklich weg, nicht mehr da,"vollständig verbrannt" (ein Zen-Ausdruck) ist. (Und trotzdem bereichert.)

Hmm, ist es aber nicht so, daß das, was man in der Therapie besprochen hat, immer irgendwie zwischen den Therapiestunden weiterarbeitet? Oder habe ich Dich da falsch verstanden? Eigentlich ist Projektion doch auch gar nicht so schlecht. Zumindest wenn es sich noch im Rahmen hält. Dann kann man mit dem Therapeuten gut an Gefühlen und so arbeiten, finde ich. Wenn man erkennt, daß man überträgt/projiziert, kann das sehr hilfreich sein. Weil dann alte Muster deutlich werden, alte Bedürfnisse treten zutage und so.

Liebe Lee,

>Tenor des Buches ist, dass man die eigene Verletzlichkeit wiederentdecken und annehmen und dadurch zu einem ehrlichen und authentischen Umgang mit nahestehenden Menschen gelangen soll.

Ich denke, daß das der einzig gangbare Weg ist, „gesunde“ Beziehungen zu gestalten… Denn nur wenn Du Deine Ängste, Verletzbarkeiten etc. kennst, kannst Du authentisch sein und in gewissen Sinne „rein“. Damit meine ich so etwas wie mit sich im Reinen sein.

>Mir ist nicht klar, wie das Aufreissen von Wunden zu funktionaleren Beziehungen führen soll

Könnte es nicht sein, daß der Autor meint, sich der eigenen Verletzungen, Traumata oder was auch immer gewahr zu sein, ohne Wunden aufzureißen? Das Annehmen sehe ich als eine Art radikaler Akzeptanz: es ist nun einmal passiert, das war übel, aber ich kann es heute nicht mehr ändern. Es gehört zu mir, ist ein Teil meines Selbst. Das ist natürlich jetzt „nur“ eine kognitive Herangehensweise, zuvor ist sicherlich ein emotionales Bearbeiten der Verletzungen nötig. Aber ich glaube, daß der Autor das eher so meint, daß man diese emotionale Bearbeitung schon hinter sich hat, bevor man die Verletzbarkeiten annimmt. Das hat viel mit Empathie sich selbst gegenüber zu tun, mit einer Art Versöhnung, Verarztung…

>Meine Seele schreit: "Warum, warum, warum?" Der Verstand sagt: "Halt, Wegkreuzung! Du entscheidest ganz allein über Retraumatisierung und Resignation oder Neuanfang und Humor."

Weißt Du, das ist wohl eine ganz normale Reaktion. Natürlich schreit etwas in Dir und will wissen, wieso alles so gekommen ist. Und natürlich sagt der Verstand etwas anderes. Das ist das, was ich weiter oben mal angesprochen hatte, Traumaarbeit funktioniert in meinen Augen nur emotionsbezogen. Kognitiv kann man danach rangehen…

>Vermutlich braucht die Verarbeitung meines Dramas in 17 Akten aber auch ihre Zeit.

Das würde ich aber auch sagen!!!

>Schließlich habe ich mich nie mit dem Thema der gegenseitigen Projektionen und der sich abwechselnden Eltern-Kind-Rollen der Beziehungspartner befasst.

Und das geht nun einmal nicht so schnell, leider. Und es wird ziemlich schmerzhaft werden. Aber an diesem Schmerz wirst Du letzten Endes wachsen, das wird nicht ausbleiben.

Liebe Annette,

>Mir ist immer noch ein Rätsel, wie man mit solchen Traumata jemals leben soll, ohne sie wirklich verarbeitet zu haben, was wohl ohne Schmerz (Qual?) nicht möglich ist.

Und ich glaube, daß man Traumata nicht verarbeiten kann. Ich glaube, man kann lernen, sie in das eigene Leben so zu integrieren, daß sie nicht ständig wie ein Stachel im Fleisch schmerzen. Denn ein Trauma ist etwas ganz brutales, unvorstellbares. Für meine Hausarbeit fand ich dieses Zitat zur Begriffsklärung:

“Traumatisierend wirkt ein Ereignis dann, wenn es das Ich vorübergehend außer Kraft setzt. Im Zustand der Traumatisierung wird ein Mensch überflutet von Affektstürmen, die diffus-undifferenziert, konfus oder heftig widersprüchlich sind, so daß Gefühle von Todesangst, Ekel, Schmerz, Scham, Verzweiflung, Demütigung, Ohnmacht und Wut gleichzeitig oder in raschem Wechsel durchlitten werden.“

Ich finde, daß diese Beschreibung genau das aussagt, was ein Trauma bedeutet. Und das ist nicht mehr zu verarbeiten. Da geht es dann nur noch um Schadensbegrenzung, finde ich zumindest.

>Mir ist klar, dass man dafür einigermaßen stabil sein sollte. Mir ist aber noch rätselhafter, wie ich stabil werden soll, solange ich diesen ganzen Schmerz mit mir herumtrage.

Ich glaube, daß Stabilität in diesem Zusammenhang bedeutet, daß man genügend Taktiken zur Hand hat, um mit dem Schmerz umzugehen, ihn auszuhalten.

So, mehr kann ich gerade nicht schreiben oder denken, bin schon ziemlich aufgeregt wegen morgen…

Mein Psychiater hat mir heute erzählt, daß Menschen erweiterte Pupillen haben, wenn sie unter Streß stehen. Das finde ich interessant und ich frage mich, welchen Sinn das hat. Daß man in Angstsituationen erweiterte Pupillen hat. Ist wohl etwas Physiologisches, was ich mal wieder nicht kapiere.

Liebe Grüße an Euch alle

Xeni

P.S. Hoffe mal, daß mein Laptop morgen noch funktioniert.
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Bellasus
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Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Loslassen

Beitrag von Bellasus »

Noch ein paar Gute-Nacht-Worte...

@Lee: Hast du es dir von der Seele schreiben können? Fühlst du dich im Geschriebenen stark, vor allem mit der neuesten Erkenntnis, ihm schaden zu können? Ich wünsche es dir so sehr!
Ich kanns auch noch nicht wirklich gut, aber es soll wirken, sich immer und immer wieder darauf zu besinnen, was einem gut tut, was einem schon in Krisen geholfen hat, was es Schönes im Leben gibt, worauf man sich freut, und wenns nur der Kaffee am Morgen ist.
Ja, es sind die Gefühle aus Kindertagen, die sich wiederholen. Bewußt kann ich mich an solche Gefühle nicht erinnern, aber ich habe inzwischen erkannt, dass sie den heutigen Situationen und meinem Erwachsenen-Dasein nicht angemessen sind und Kinder-Gefühle sein müssen. Deine Angst vor Verletzungen, meine Angst vor Verlassen werden - sie können doch nur aus unseren Erfahrungen entstanden sein.
Nein, Mist mach ich keinen, ich schaffe es irgendwie immer, etwas zu finden, das mir in den schlimmen Momenten hilft (ihr z.B. ). Heute mittag war ich bei einer Klinik-Freundin, das tat gut.

@Xenia: Das Zitat ist sehr zutreffend. Mir wird schon beim Lesen solcher Sätze, die meine Gefühle beschreiben, flau, wie schaffst du es bloß, dich damit im Studium auseinanderzusetzen? Zur Stabilität stimme ich dir auch zu, und stabil ist man, wenn man sich mit den Dingen auseinandersetzen, den Schmerz nochmal erleben kann, aber dann sozusagen "umschalten" kann, ganz bewußt ins jetzige Leben zurückkehren und die Traumaarbeit gezielt angehen kann, ohne ungewollt in diese Zustände hineinzugeraten.

Apropos Pupillen: Seit 1992 ist meine rechte Pupille dauerhaft geweitet. Wegen einer Entzündung im Auge habe ich 3 Monate lang hochprozentiges Atropin tropfen müssen, und danach waren leider die Lichtrezeptoren im Eimer... Könnte man wohl als Kunstfehler bezeichnen, aber dagegen angehen? Nee. Heute weiß ich, dass die Entzündung psychosomatisch war, das erste Mal als Jugendliche in kritischer Zeit, dann 1991/92 und etliche Rückfälle, immer in Lebenskrisen.

Nochmal alles Gute für morgen, Xenia, laß dich nicht ärgern

Gute Nacht allerseits
Annette




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Xenia
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Re: Loslassen

Beitrag von Xenia »

Liebe Annette,

das Aufschreiben der alten Geschichten hat mir sehr geholfen. Es war ein seltsames Gefühl, die ganzen Dinge, die ich eigentlich noch nie ausgesprochen hatte, geschrieben vor mir zu sehen. Quasi dokumentiert, ein Bericht. Es ist etwas vollkommen anderes, wenn man darüber nachdenkt. Worte sind irgendwie neutraler, distanzierter, emotionsloser, finde ich. Natürlich nicht weniger brutal… Anfangs hatte ich jedoch Probleme, überhaupt Worte zu finden. Und es bereitete mir z.T. Schwierigkeiten, bestimmte Worte zu schreiben, Worte, die ich normalerweise nicht benutze.

Ich habe mich so der Traumaarbeit genähert, das Aufschreiben war der erste Schritt, mich der Vergangenheit zu stellen. Ich kann es nur empfehlen, solche Geschichten aufzuschreiben. Man bekommt dadurch auch ein bißchen Ordnung ins Gedanken- und Gefühlschaos.

>Ich kanns auch noch nicht wirklich gut, aber es soll wirken, sich immer und immer wieder darauf zu besinnen, was einem gut tut, was einem schon in Krisen geholfen hat, was es Schönes im Leben gibt, worauf man sich freut, und wenns nur der Kaffee am Morgen ist.

Sich darauf zu besinnen, was früher geholfen hat um aus Krisen wieder aufzutauchen, sich schöne Momente in Erinnerung zu rufen und auch daran zu denken, daß man sich zumindest eine kurze Zeit aus dem Elend befreien konnte, ist sehr wichtig. Denn das sollte uns den Mut geben, weiterzumachen. Und vielleicht kann man dann auch irgendwann darauf vertrauen, daß Krisen vorübergehen (ist aber ne Fortgeschrittenenübung).

>Mir wird schon beim Lesen solcher Sätze, die meine Gefühle beschreiben, flau, wie schaffst du es bloß, dich damit im Studium auseinanderzusetzen?

Ich habe es in den letzten Jahren geschafft, eine innere Distanz herzustellen und zu trennen zwischen meiner Geschichte und den Geschichten anderer Menschen. Obwohl ich natürlich nicht total unberührt bin, wenn gewisse Themen angesprochen werden. Aber es reißt mich nicht mehr runter. Ich muß aber auch dazu sagen, daß ich mit meiner Vergangenheit eigentlich ganz gut abgeschlossen habe inzwischen. Dafür war es z.B. wichtig, meinen Ex anzuzeigen und ihm so ganz öffentlich „den Prozeß zu machen“. Das meine ich nicht im Sinne von Rache. Es ist nur so, daß es mir unendlich gutgetan hat, daß vollkommen fremde Menschen anerkannt haben, daß mir Unrecht getan wurde, das gesühnt werden muß. Das hat mir wirklich geholfen. Irgendwie war es auch wichtig für mich, daß das Gericht ihn zu einem Psychiatrieaufenthalt ohne zeitliche Befristung verurteilt hat. Das war schon ein bißchen Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn-Mentalität, das gebe ich zu.

>Zur Stabilität stimme ich dir auch zu, und stabil ist man, wenn man sich mit den Dingen auseinandersetzen, den Schmerz nochmal erleben kann, aber dann sozusagen "umschalten" kann, ganz bewußt ins jetzige Leben zurückkehren und die Traumaarbeit gezielt angehen kann, ohne ungewollt in diese Zustände hineinzugeraten.

So isses. Und deshalb ist es in meinen Augen wichtig, die Traumaarbeit ambulant zu machen in einem Zustand der Stabilität. Daß man z.B. arbeiten geht oder sonstwie in den Alltag eingebunden ist. Man hat dann nicht die Zeit, ständig in den Traumata zu „wühlen“. Dieses Umschalten ist mir gut gelungen. Und auch jetzt schalte ich um, wenn ich mit Traumata von anderen konfrontiert werde. Ich fühle mich schon ein irgendwie, aber wenn ich aus der Situation raus bin (oder ein Buch wieder weggelegt habe) bin ich wieder bei mir; ohne das Trauma, mit dem ich mich zuvor beschäftigt hatte. Mir hat da bestimmt auch die Arbeit in der Kanzlei geholfen, eine innere Distanz zu bekommen.

Okay, wenn es mir ohnehin nicht gut geht, dann kappt das nicht so unbedingt. Oder wenn ich News bekomme von meinem Psycho-Ex.

>Apropos Pupillen: Seit 1992 ist meine rechte Pupille dauerhaft geweitet.

Wirkt sich das auch auf Dein Sehvermögen aus? Ist ja übel, daß sich das so entwickelt hat…

>Nochmal alles Gute für morgen, Xenia, laß dich nicht ärgern

Och, heute sticht mich der Hafer und deshalb kann ich beruhigt sagen, daß ich mich nicht ärgern lasse, weil ich zuerst ärgere . Nein, ich werde versuchen, meine innere Distanz zu behalten und darauf zu vertrauen, daß der Gutachter mir nichts Böses will. Ich werde mich auch daran erinnern, daß mir alle aus der Psycho-Ecke gesagt haben, daß meine Geschichte allemal „ausreicht“.

Nervös bin ich aber schon…

Viele liebe Grüße

Xeni
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Lee
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Re: Loslassen

Beitrag von Lee »

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