Job an den Nagel hängen ?

Ele
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Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Ele »

Hallo Steppenwolf,
ich weiß, wie Du Dich fühlst. Es ist so scheußlich, wenn man nicht so viel Leistung bringen kann, wie vermeintlich "Gesunde", obwohl man sich sicherlich genauso anstrengt, wie die Anderen. Kannst Du Dir denn eine Auszeit nehmen, mal abgesehen von dem Loch im Lebenslauf? Haut das finanziell hin? Vielleicht könntest Du stattdessen einen Kurs oder eine Weiterbildung in der Volkshochschule besuchen. Die Kurse dauern ja nur ein paar Stunden und Du hast dann wenigstens was, was Du in Deinen Lebenslauf reinschreiben kannst.
Ich habe auch schon einige Zeit ohne Arbeit verbringen müssen, aber immer eine Möglichkeit gefunden, Leerzeiten durch Kurse zu füllen.
Ich hatte vor vielen Jahren mal Panikattacken und konnte ein halbes Jahr nicht zur Arbeit gehen. Mit Hilfe meines Gruppenleiters, dem ich die Wahrheit erzählt hatte, habe ich meinem Chef davon erzählt und vollstes Verständnis erhalten. Mein Chef hat die Kollegen informiert und interessanterweise hat mich das, dass ich so sein konnte wie ich war und mich nicht verstecken musste, so geholfen, dass ich mein Pensum viel leichter geschafft habe, als ich erwartet habe und meine Befürchtung, dass alle über mich tuscheln hat sich auch nicht bewahrheitet.
Jetzt mit den Depressionen schaffe ich es leider wieder nicht und stehe täglich unter dem Druck mir ja nichts anmerken zu lassen. Ich habe leider nur einen Jahresvertrag und kann es mir nicht leisten als Alleinerziehende meinen Job zu verlieren. Was befürchtest Du denn, wenn Du die Wahrheit sagst? Ist dein Praktikum nicht gut dafür geeignet mal auszuprobieren, was passiert, wenn Du ihnen reinen Wein einschenkst, oder versuchst Du nachher dort einen Job zu bekommen?
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Ele43,

da hast Du es wesentlich schwerer als ich, alleinerziehend und dann noch in einer Depression. Da würde ich vollends die Krise kriegen. Wie machst Du das alles ?

Na ja , Auszeit hin oder her - ich mache zwar das Praktikum, aber lebe doch von ALGII. Finanziell würde sich wohl nichts ändern. Aber die wollen ev. eine Förderung vom Arbeitsamt für mich beantragen ... wenn ich denen jetzt sage ich bin depressiv, schmeissen die mich vielleicht gleich raus, obwohl die wissen dass ich was habe. Als ich da angefangen habe, wurde ich nach der Klinik schrittweise wieder eingegliedert (also erst 4h, dann 6h und dann 8h) ... dazu musste ich so einen vom Arzt ausgefüllten Zettel meinem Arbeitgeber geben und da war der Stempel von der Klinik drauf. Wie sie das aufgefasst haben, weiss ich nicht ....

Wie es weitergeht weiss ich nicht, auf lange Sicht habe ich die Kraft jedenfalls nicht, tagtäglich zu kämpfen.

Viele Grüße,
Steppenwolf
Ele
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Registriert: 19. Mär 2003, 22:17
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Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Ele »

Hallo Steppenwolf,
vielleicht ist es sogar noch ein bisschen leichter, wenn man Kinder hat. Im Moment bin ich zwar ziemlich kraftlos, weil halt auch noch die finanzielle Sorge dazu kommt, aber letztendlich helfen mir die Kinder auch nicht vollends abzurutschen. Ich MUSS jeden Tag aufstehen, ich MUSS die Kinder in die Schule schicken, ich MUSS zur Arbeit, ich MUSS die Kids nachmittags zu den Vereinen bringen, ich MUSS mich um die Hausaufgaben kümmern, etc., etc.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wo ich wäre, wenn die Kinder nicht wären.
Ich hab damals in meiner alten Firma davon provitiert, dass ich meinem Chef reinen Wein eingeschenkt habe, klar geht das nicht immer und überall, aber überleg dir mal, ob du lieber in Kauf nimmst, dass Dich Deine Kollegen für faul halten. Wieso sollten Sie Dich eigentlich kündigen, wenn Du sie sowieso nichts für Dich zahlen müssen und Du merst ja, dass es so auch für Dich nicht weitergeht.
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

... und wieder .... immer wieder. Der Tag heute war grausam 7,5 h auf Arbeit .... kaum was geschafft .... es geht einfach nicht. Und ich habe das Gefühl dass mich keiner Ernst nimmt. Meine Ärztin schrieb was, von Tagesplänen, die ich mir machen soll, na toll. Wenn ich es alles so durchalten würde, bei Gott ich würde es tun ... sie nimmt mich nicht ernst. Muss man eigentlich erst auf der Brücke stehen, um ernst genommen zu werden??? Vielleicht ist es wirklich besser alles hinzuschmeissen. Es tut mir leid, ich kann es nicht, ich schaff es nicht.
traurig.

müder steppenwolf
grau
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von grau »

Liebe Steppenwölfin,
häg den job nicht an den Nagel. Du hast das Studium geschafft, das du machen wolltest. Das ist großartig, wie viele schaffen das nicht - auch ohne Depression. Im Moment gehts dir sehr schlecht. Triff jetzt nicht die falsche Entscheidung. Als erstes würde ich die Ärztin wechseln. Sie scheint sich nicht für dich zu engagieren. Wenn du nicht arbeiten kannst im Moment, dann ist das so, und das liegt an der Schwere deiner Depression und nicht an dir und deinem Können. Laß dich krankschreiben. Ist einfach furchtbar, wie du dich quälst. Hol das Praktikum nach, wenn du stabiler bist, und das wirst du wieder, aber es ist ein harter Weg, möglicherweise ein Umweg, aber den mußt du wohl nehmen. Ich kann so gut verstehen, wie verzweifelt du sein mußt. Viele Grüße von Grau
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