Hab was Dummes gemacht..

[grau]

Hab was Dummes gemacht. Habe im Oktober meine 3jährige Therapie beendet. Habe Trimipramin und Fluoxetin 3 Jahre lang genommen. Es ging mir gut. Ich war erleichtert und wollte alles hinter mir lassen, was mal war. Und habe das Fluoxetin abgesetzt, im November. Es ging problemlos. Aber Anfang Januar fing es wieder an, was ich meinte, überwunden zu haben. Ich bin verzweifelt, tieftraurig bis erstarrt, komme mit anderen nicht klar, bin überempfindlich..die Depression kommt zurück. Und jetzt das Allerdümmste: Am 20. Januar war ich bei meiner Neurologin und habs nicht fertiggebracht, ihr zu sagen, dass es mir schlecht geht. Ich hab so getan, als sei alles bestens. Jetzt weiß ich gar nicht, was ich machen soll, kann ich ihr denn das sagen, dass ich sie belogen habe? Soll ich sie trotzdem anrufen? Was würdet ihr tun? Ich hab Angst. Sie wird mir doch nie mehr was glauben. Ich weiß niemanden, den ich sonst anrufen könnte und Freunde habe ich nicht. Vielen Dank, Grau

[tomroerich]

Liebe Grau,

habe ja gestern schon von dir erfahren, dass du rückfällig bist. Dein Medi abzusetzen war im Rückblick nicht die richtige Entscheidung aber doch war er nicht dumm. Denn der Wunsch, ohne Medi leben zu können ist nicht dumm sondern vernünftig. Und 3 Jahre Thera ist ebenfalls eine lange Zeit. Meine Thera ging ebenfalls etwa 3 Jahre und ja, dann ist es aber auch gut, mal wieder aufzuhören. 3 Jahre ist lang und man darf fragen, was sich im vierten Jahr noch verbessern ließe, was in den 3 Jahren davor nicht besser wurde. Sofern du nicht das deutliche Gefühl hast, dass etwas noch unbedingt therapeutisch behandelt werden müsse, ist es ganz oK, erst einmal von der Thera Abschied zu nehmen.

Ich habe auch nach den 3 Jahren Therapie noch Rückfälle gehabt und wurde erst danach langsam stabil- bin es jetzt seit 4 Jahren. Gut, meine 1 Kapsel Trevi nehme ich nach wie vor. Und es mag einfach so sein, dass man diese Stütze wirklich braucht. Nach der Frühjahrskrisenzeit will ich versuchen, ob es auch ohne geht.

Also hast du deiner Ärztin nicht sagen können, was los ist. Nun gut, das war nicht richtig. Es ist aber auch schwer, dieses "Geständnis" zu machen! Vor sich selbst erst einmal und dann die offizielle Form des "Ich habs nicht geschafft, seien Sie bitte nicht böse, Frau Doktor". Ich nehme jedenfalls an, dass du jetzt so empfindest. Tatsächlich, das ist der wirklich dumme Punkt an dem Ganzen. Ja, ruf an und legen ein umfassendes Geständnis ab . Und dann möchte ich sagen, dass dieser Rückfall nicht bedeuten muss, dass es wirklich von vorne los geht- in der gleichen Art, der gleichen Heftigkeit, der gleichen Langwierigkeit.

Noch ein Gedanke zum Medikament: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das gleiche Medi jetzt nicht mehr hilft, manchmal (nicht selten) ist das so. Vielleicht solltest du das ansprechen.

Einen lieben Gruß

Thomas

[grau]

Lieber Thomas, ich danke dir sehr für deine freundlichen Worte. Du hast mir sehr geholfen, weil du meine Selbstvorwürfe relativieren konntest. Bezüglich der Psychotherapie ist es tatsächlich so, dass ich das Gefühl habe, alles ausreichend besprochen zu haben, wenn es auch zeitweilig immer noch Situationen gibt, die ich nicht aushalte. Ich habe aber gelernt, ich muß nicht alles aushalten. Und ich weiß, mich erwartet in dieser Welt kein Rosengarten...
Du hast mir auch mit der Beschreibung deines Verlaufes Mut gemacht.
Ich hoffe, ich schaffe es, bald die Ärztin anzurufen. Mein Problem ist auch meine Arbeit, bei der ich immer Angst habe zu fehlen, wenn ich auch weiß, dass das eigentlich keine Rolle spielen sollte. Ich werde berichten, wie es weitergegangen ist. Vielen Dank dir nochmals. Grau

[atetobi]

Liebe Grau,

genau wie Thomas kann ich gut verstehen, dass du deine Medikamente (ich nehme übrigens seit langer Zeit die gleichen) abgesetzt hast und dich nun nicht traust, es deiner Ärztin zu sagen. Vielleicht macht es dir ein wenig Mut, dass ich sogar Probleme damit habe, meinem Arzt zu sagen: Es geht mir immer noch bzw. wieder schlecht - ohne die Medikamente abgesetzt zu haben. Trotzdem sage ich es ihm, weil ich Hilfe brauche.

Auch ich habe vor etlichen Jahren eine 2 1/2-jährige Therapie absolviert und war danach einige Jahre ohne Medikamente. Es ging mir gut.

In allem schließe ich mich Thomas an. Vor allen Dingen: Trau dich, offen mit deiner Ärztin zu sprechen. Sie wird dich verstehen.

Pass auf dich auf!

Beate

[grau]

Liebe Beate,
vielen Dank für deine nette Antwort. Ich bin schon entschlossener, die Ärztin anzurufen, aber ich muß es "nur" noch in die Tat umsetzen. Das fällt mir entsetzlich schwer, auch wenn ich weiß, es ist der beste Weg, zu dem ihr mir ja auch ratet. Seltsam, ich habe gelernt, daß diese sich-Verkriechen Teil meiner Depression ist, aber an der Umsetzung hapert es dennoch. Doch du hast mich ermutigt. Ich stelle mir deine Situation vor, nach all den Jahren, das wäre mir auch schrecklich. Wirst du fragen, ob du die Medikamente wechseln sollst? Ich denke an dich. Herzliche Grüße von Grau

[chrissy]

Liebe Grau,

da muss ich Dir schnell schreiben, ich hatte dasselbe aus sehr ähnlichen Gründen getan im letzen September.
Es war alles schön und gut, ich spürte Kraft und Freude, setzte dann heimlich das Medi ab, und nach etwa 4-6 Wochen war ich wieder unglücklich un erkannte die zunehmende Starre und machte dann notgedrungen einen Termin bei meiner behandelnden Ärztin aus.

Vielleicht macht es Dir Mut, wenn ich Dir meine positive Erfahrung schildere.
Ich "gab also zu", auch ganz verschämt und voller Sorge so wie Du, dass ich aufgehört hatte mit dem Medi und es mir nun wieder ganz schlecht ginge.
Sie war einfach nur interessiert und fragte lediglich nach den Gründen, also Unverträglichkeit oder anderes. Ich sagte, dass ich mich so gut und auch überzeugt, ohne Medi auszukommen, gefühlt hatte.
Ja, das wars. Keine Moralpredigt etc., sie verschrieb es mir einfach wieder.

Habe keine Angst, nichts ist es wert, dass Du leidest. Im Gegenteil, ich bewundere Dich, dass Du es einfach probiert hast. Nun weisst Du auch, dass Deine Lebensqualität mit dem Medi besser war, und es ist einfach so normal, dem Wunsch ohne auszukomen auch mal nachzugeben.

Alles Gute für Dich

Chris

[atetobi]

Liebe Grau,

über deinen letzten Beitrag habe ich mich sehr gefreut. Du hörst dich wesentlich positiver und zuversichtlicher an als zu Beginn des Threads.

>sich-Verkriechen<

Ich verkrieche mich extrem während einer Depression (zurzeit seit etwa 1 1/2 Jahren), entwickele aber beim Hilfe suchen enorme Kräfte und greife nach jedem Strohhalm, der sich mir bietet, weil ich immer noch auf ein paar friedliche Jährchen hoffe. Oft gehe ich zum Arzt mit einer Glocke um mich herum, die ich fast immer um mich habe, die ich früher hasste, weil ich mich hilflos und voller Panik fühlte. Jetzt schaffe ich es ab und zu, sie beim Rausgehen als meinen persönlichen Schutz zu empfinden.

>Wirst du fragen, ob du die Medikamente wechseln sollst?<

Nein, werde ich nicht. In den vergangenen Jahren habe ich viel "ausprobiert", jetzt denke ich, dass ich mit diesen Medikamenten relativ "gut bedient" bin. Die Tage, an denen ich innere Ruhe spüre, werden häufiger.

Noch eine Geschichte, die dir vielleicht Mut macht:
Im vergangenen Jahr bekam ich ein neues Medikament (Elmendos) zusätzlich. Nach einigen Wochen sprach ich mit meinem Arzt darüber, dass ich es nicht mehr nehmen wolle, weil ich das Gefühl hatte, es helfe mir nicht. Es wurde abgesetzt. Ca. 2 Monate später bat ich den Arzt, das Medikament noch einmal ausprobieren zu dürfen. Er verschrieb es mir ohne jegliche negative Reaktion. Ich nehme es immer noch.

Nimm dein Herz in beide Hände und nimm jede Hilfe an, die du bekommen kannst, ohne Angst vor Zurückweisung!

Beate

[grau]

Liebe Chrissie, danke, daß du mir von deiner Erfahrung erzählt hast. Das gibt Mut, daß meine Ärztin auch "ganz normal" reagieren wird. Hat dasselbe Medikament bei dir wieder gewirkt? Ich bin immer noch feige und hab nicht angerufen, um einen Termin zu bitten, aber ich bin immer entschlossener, es zu tun. Das klingt verdreht, aber ich betrachte das als eine Art Fortschritt...vielen Dank und viele Grüße von Grau

[grau]

Liebe Beate, ja, ich lerne auch gerade, daß man sehr froh sein muß, wenn man eine Kombination von Medikamenten gefunden hat, die halbwegs brauchbar wirken. Diese Erfahrung mußte ich wohl machen. Ich bin jetzt auch ganz sicher, daß ich die Ärztin anrufen werde. Ich habe bloß bis Dienstag bei meiner Arbeit Termine, bei denen ich nicht einfach fortbleiben kann. Bzw ich traue mich überhaupt nicht. Das ist also die nächst Hürde.. Ich will nicht anrufen und dann sagen, ich kann eigentlich nicht kommen. Wahrscheinlich hört sich das sehr konfus an, daß ich mir darüber so Gedanken mache. Um Hilfe bitten und dazu noch der Verpflichtung fernbleiben, diese Kombination ist für mich sehr schwer. Ich will aber deinen freundlichen Rat nehmen, und mir Schritt für Schritt ein Herz fassen.
Inwieweit verkriechst du dich? Brichst du Kontakte ab, oder pflegst du erst gar keine (so wie ich?)
Herzlich Grüße von Grau

[chrissy]

Liebe Grau,

und ob das ein Fortschritt ist, dass Du überlegst das zu tun !
Ich finde es stark von Dir, dass Du diese Option nicht völlig ausser acht lässt, sondern darüber sinnierst und Deinen persönlichen und richtigen Zeitpunkt suchst.

Ich weiss von mir, wie lange ich häufig benötige, um einen bestimmten Schritt zu wagen.

Denke auch daran, dass Du diejenige bist, die Hilfe benötigt, und Deine Ärztin wird sie Dir nicht verwehren, ganz egal aus welchen Gründen Du nun da bist.

Aber wie gesagt, nimm Dir die Zeit, die Du benötigst.
Du hast lediglich das Freischwimmen probiert und gemerkt, dass es noch nicht so ganz ohne Schwimmflügel geht.
Es ist überhaupt nichts Schlimmes, vollkomen normal.

Setze Dich bloss nicht unter Druck, schau mal, wie es Dir morgen geht, ich bin sicher, dass Du die richtige Entscheidung für Dich treffen wirst.

Einen lieben Gruss

Chris

[chrissy]

Grau, eines vergass ich eben zu erwähnen.
Ja, bei mir hat das gleiche Medi die gleiche gute Wirkung gezeigt, aber wie von meinen Vorredern gesagt, das kann, muss aber nicht sein.
Ich nehme Citalopram, zwischen 20-40mg, je nachdem, wie der kopfmässige Absacker ist, wie ich das nenne.
Kann also durchaus gutgehen bei Dir.

Sei nochmals herzlich gegrüsst

Chris

[atetobi]

Liebe Grau,

ich denke, es ist gut für dich, wie du dich zurzeit verhältst. Wie auch Chrissy schrieb: Lass dir die für dich nötige Zeit. Auch ich kenne Zeiten, in denen ich mich nicht zum Arzt traute, in denen ich auch vor Angst Arzt-Termine abgesagt habe. Vielleicht muss erst der richtige Zeitpunkt kommen.

Weißt du, liebe Grau, auch ich spiele, wenn es mir einigermaßen gut geht, mit dem Gedanken, die Medis abzusetzen, und muss zugeben, dass ich zwischendurch auch schon mal reduziert habe, ohne es meinem Arzt zu sagen. Da es mir aber seit langer Zeit erst in der vergangenen Woche zum ersten Mal durchgehend gut ging, schlucke ich erst mal weiter, obwohl ich eigentlich keine großen Änderungen durch eine höhere Dosierung feststellen kann.

>Inwieweit verkriechst du dich? Brichst du Kontakte ab, oder pflegst du erst gar keine (so wie ich?)<

Ich weiß es nicht so ganz genau. Ich glaube, ich pflege Kontakte nicht, außer teilweise über E-Mails. Die machen mir keine Angst. Vor persönlichen Kontakten habe ich schreckliche Angst. Auch darunter leide ich sehr.

Ich wünsche dir von Herzen, dass es dir gelingt, bald den für dich richtigen Zeitpunkt für einen Arztterim zu finden.

Alles Liebe
Beate

[grau]

Liebe Chrissy, danke für den Vergleich mit den Schwimmflügeln, die Vorstellung gefällt mir....fällt mir ein, als Kind durfte ich keine haben, sollte das gleich richtig und ohne Hilfe können, was natürlich auch nicht geklappt hat..
Ja, ich will auch innerlich ruhiger sein und mich nicht unter Druck setzen. Es ist eben so, daß ich auch diese Arbeit habe, ich bin ja auch froh, daß ich sie habe. Ich denke auch mittelerweile, daß dieses Sich-selbst-Fertigmachen zur Depression dazu gehört. Ich hoffe, ich krieg das alles hin bis nächste Woche. Viele Grüße von Grau

[grau]

Liebe Beate, du hast mich beruhigen können. Ich denke, der wichtigste Entschluß, nämlich überhaupt anzurufen, ist gefaßt.
Ich habe mich sehr gefreut zu hören, daß es dir in den letzten Tagen etwas besser ging, obwohl dem eine lange schwere Zeit vorausgegangen ist. Laß bloß die Medis so wie sie sind...
Bei mir ist es genauso mit Kontakten, sie machen mir große Angst. Per email und im Forum ist das anders. Und in meiner letzten guten Zeit, gegen Ende der Therapie, hatte ich begonnen, mal vorsichtig auf andere zuzugehen, was ich dann aber alles gestoppt hatte mit dem ersten Zeichen der erneuten Depression. Herzliche Grüße von Grau

[chrissy]

Liebe Grau,
Deine Arbeit wirst Du auch dann behalten, wenn Du Dich entscheidest, wieder das Medi zu nehmen.
Es fehlt Dir verständlicherweise einfach nur der Mut, Deine Ärztin anzurufen, den Termin zu machen und Dir ein neues Rezept zu holen.
Sehe ich das richtig, oder steckt noch etwas anderes dahinter, was Dich behindert und Dir grosse Sorgen macht ?

Wenn die Depression wiederkehrt, liebe Grau, ist man aufgrund der seelischen Veränderung fast nicht in der Lage, eine Situation sich selber betreffend mit Abstand zu betrachten.
Ich meine damit, dass Du nun gerade in diese Lage hineingeraten bist.

Du weisst vom Kopf her, dass es Dir überdurchschnittlich und einfach nicht greifbar schlecht geht, und Deine Gefühle sind dabei gesteuert von der wieder aufgetretenen Depression.
Natürlich kannst Du dann nicht logisch und selbstbewusst eine Entscheidung treffen.
Das fiel mir ein, als ich Dich las eben, und alle depressiven Menschen kennen das.

Umso wichtiger ist, dass Du jetzt "Hilfe" sagst oder laut rufst.
Du bekommst das Medikament, habe keine Angst.

Ruf mal laut danach, indem Du doch ganz bald anrufst dort.
Ich sagte damals in meiner Situation am Telefon, wo ich schon ganz unten war, es ist ein Notfall, biite geben Sie mir ganz schnell einen Termin.
Das machen die, Grau.
Und dann kurz erzählen, mehr brauchst Du nicht, danach hast Du wieder das für Dich so dringend benötigte Medikament.

Nun habe ich doch etwas drängelnder geschrieben, aber auch nur, weil ich das alles kenne und Dir Mut machen will.

Letztlich entscheidest Du es, das weisst Du, aber bevor Du gar nicht mehr so richtig weisst, was richtig oder falsch ist, sage ich Dir, kein Arzt der Welt wird Dir nicht helfen wollen.
Im Gegenteil, man wird froh sein, wenn Du die Hilfe in Anspruch nimmst, weil das Interesse der Ärzte gerade in unserem speziellen Fall wie eine seelische Krankheit darin besteht, uns zu helfen und zur Gesundung beizutragen.
Keine Lanze für die Ärzte jetzt, ne, aber auch eine Tatsache, besonders bei Dir, oder bei mir wie im letzten Jahr.

Schäme Dich nicht für Deine eigene Entscheidung (Freischwimmen), lieber Hilfe holen als absaufen ist angesagt.
Dir passiert nichts.

Beste und liebe Grüsse

Chris

[atetobi]

Liebe Grau,

eigentlich brauchte ich gar nicht zu schreiben, denn ich kann mich komplett dem anschließen, was Chris geschrieben hat.

Wenn auch die Überwindung zum Anruf schwer ist, was kann dir real passieren? Wohl nur, dass du wieder Hilfe bekommst. Und das ist für dich das Wichtigste auf der Welt.

Meine guten Wünsche sind bei dir.

Beate

[grau]

Liebe Chris, ja, da steckt noch mehr dahinter, und es hängt auch mit meiner Arbeit zusammen. Du hast auch recht, daß ich irgendwie nicht in der Lage bin, mich halbwegs objektiv zu betrachten. Geschweige denn eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Gestern abend ist es mir aber "ausreichend schlecht" gegangen, so daß ich mir sicher bin, ich rufe am Montag die Ärztin an, komme was da wolle...
Ich danke dir sehr. Herzliche Grüße von Grau

[grau]

Liebe Beate,
du hast recht, es kann nur Gutes dabei rauskommen, zumal ich weiß, daß meine Ärztin immer nett zu mir war..
Ich habs mir jetzt für Montag fest vorgenommen.
Arbeitetest du oder bist du krank geschrieben?
Herzliche Grüße von Grau

[atetobi]

Liebe Grau,

geht es dir heute wieder ein wenig besser? Ich drücke dir die Daumen, dass du es schaffst, am Montag deine Ärztin zu kontaktieren. Du wirst sehen, dass das das Beste für dich ist, und dann hast du auch die Last der derzeitigen Angst davor von der Seele.

Ich glaube, kaum ein Mensch kann sich richtig einschätzen, bei Depressiven ist es noch schwieriger. Sie neigen eher dazu, sich "kleiner" einzuschätzen, als sie wirklich sind.

Ich bin seit dem 05.02.04 krank geschrieben, also heute genau ein Jahr. Auf Anraten meines Arztes und meines Chefs hatte ich einen Erwerbsunfähigkeitsrentenantrag auf Zeitrente gestellt. Der Antrag wurde abgelehnt, der Widerspruch dagegen auch. Nun bleibe ich wohl weiterhin erst einmal krank geschrieben.

Es gibt bei mir inzwischen zwar auch wieder gute Tage, sie sind aber leider nicht von Dauer, ich sacke immer wieder ab. Manchmal denke ich, ich ertrage das nicht länger, aber dann rappele ich mich doch immer wieder auf und versuche, mir die Hoffnung auf ein bisschen Ruhe zu erhalten.

Pass auf dich auf!
Beate

[grau]

Liebe Beate,
danke, dass du mir die Daumen drückst. Ich habe es fest vor und hoffe, daß ich nicht kneife. Es geht so heute, habe zumindest etwas eingekauft.
Wie ist es bei dir? Du bist ja in einer schwierigen Situation mit der langen Krankmeldung. Das muß zusätzlich zermürben. Hast du Möglichkeiten gefunden, dich an den Tagen, an denen es dir besser geht, zu beschäftigen?
Pass du auch auf dich auf - und sei herzlich gegrüßt von Grau

[atetobi]

Liebe Grau,

prima, dass du heute eingekauft hast. Du wirst sehen, der Arztbesuch wird nicht schlimmer sein, eher besser, weil er dir Hilfe bringen wird.

Inzwischen komme ich ganz gut mit der Krankschreibung zurecht, anfangs hatte ich ein sehr schlechtes Gewissen. Andererseits bin ich vorher auch alle paar Monate ausgefallen, da kann ich so in der Ruhe vielleicht ein bisschen Kraft schöpfen.

Beschäftigen kann ich mich gut. War ja immer schon so'n bisschen eigenbrötlierisch. Mein Arbeitsplatz wird mir freigehalten.

Denk dran:
Auch eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt!

Beate

[grau]

Liebe Beate,
morgen rufe ich an..ich bin schon total nervös deswegen. Habe mir vorgenommen ihr auch ganz ehrlich zu sagen, daß ich das mit dem Absetzen bereue, und den Rest natürlich auch.
Womit beschäftigst du dich? Eigenbrötlerisch bin ich auch. Manchmal bin ich so gefangen und gequält, daß außer auf dem Bett liegen und an die Decke starren gar nichts mehr geht. Aber das wirst du auch kennen. Viele Grüße von Grau

[atetobi]

Liebe Grau,

dass du aufgeregt und nervös wegen des Anrufs bei deiner Ärztin bist, kann ich gut nachvollziehen. Mir geht das sogar so, wenn ich einen normalen Arzttermin habe, obwohl ich meine Medikamente zurzeit recht zuverlässig nehme.

Beschäftigungen:
Putzen (gut zum Abreagieren), rumkramen, ab und zu Kalligraphie (da muss man sich so konzentrieren, dass man an nix anderes mehr denken kann), konsequent auf einem Heimtrainer radeln und dabei meine Lieblings-CD hören, Entspannungsübungen. Mein Körper ist total verkrampft und tut ständig weh. Dazu habe ich diesen Winter eine unendliche Reihe von Socken und Schals gestrickt.

Zurzeit steigt glücklicherweise meine Konzentrationsfähigkeit wieder ein bisschen. Dann versuche ich zu lesen (= Mein liebstes Hobby, das ich lange nicht ausüben konnte.) und mir auch Infos über Dinge, die mich interessieren, aus dem Internet zu ziehen.

Zurzeit überlege ich, ob ich mich für das Sommersemester an der Uni als Gasthörer einschreibe. Da muss ich raus, bin ziemlich anonym, und es gibt mir ein gutes Gefühl, zwischen jungen Leuten zu sein und Neues zu lernen. Vor zwei Jahren habe ich das schon mal gemacht, obwohl ich schreckliche Angst davor hatte. Habe ich jetzt auch.

Ich bin überzeugt davon, dass du es morgen schaffst, bei der Ärztin anzurufen.

Liebe Grüße
Beate

[grau]

Liebe Chris, Beate, lieber Thomas und alle, die mitlesen, heute habe ich bei meiner Ärztin angerufen. Erst war eine schreckliche Arzthelferin dran, die ich nicht kannte und die meinte, mit meinem regulären Termin Ende März wäre ich doch gut bedient. Hat sie wirklich so gesagt. Ich habe mich so mies gefühlt darauf, daß mir die Stimme versagte. Sie meinte dann, sie legt aber meine Akte mal der Ärztin raus (wie großherzig von ihr) Die hat mir dann für Donnerstag morgen einen Termin eingeschoben. Ich fühl mich immer noch schrecklich nach dem Telefonat, aber bin sehr froh, daß ich am Donnerstag nun hingehen kann. Ich danke Euch so sehr, Ihr seid sehr lieb zu mir gewesen, und ich werde berichten, wie es weitergegangen ist. Viele Grüße von Grau

[atetobi]

Liebe Grau,

wie sieht es bei dir aus? Hast du den großen Schritt gewagt? Ich bin gespannt, von dir zu hören.

Wenn du es nicht geschafft hast: Morgen fangen hundert neue Tage an!

Alles Liebe und *ganzdolldaumendrück*
Beate