Die Faszination negativer Gefühle

tomroerich
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Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von tomroerich »

Ich war ja selbst im Forum schon oft genug verstrickt in fruchtlose Auseinandersetzungen, Zänkereien und die nutzlose Diskussion um Recht und Unrecht. Und wenn man selbst verstrickt ist, dann bemerkt man natürlich vieles nicht, was man als Unbeteiligter eigentlich ganz klar sehen kann. Z.B. dass diese Diskussionen auf eine Weise geführt werden, die überhaupt nicht mehr erkennen lassen, ob und was eigentlich bezweckt werden soll. Das, was da geschieht, ist einfach der Austausch negativer Gefühle- ein lustvoller Austausch negativer Gefühle. Nicht in dem Sinne, dass sie als etwas Schönes empfunden werden sondern dass ihre Negativität offensichtlich ihre ganz eigenen Reize hat.

Denn die threads, in denen sich das abspielt, sind immer die am besten besuchten. Kaum dass es Knatsch gibt, dass jemand etwas sagt, das anderen nicht gefällt, gibt es sofort Schreiber, die lang und breit erklären müssen, wie furchtbar das Gesagte ist. Mit welchem Motiv eigentlich? Besteht tatsächlich die Hoffnung, durch diese Anprangerung beim Kritisierten ein Umdenken auszulösen? Diese Hoffnung widerspricht jeder Lebenserfahrung und ich glaube nicht an dieses Motiv. Ich glaube eher, das mancher der Versuchung nicht widerstehen kann, seine eigene überlegene Menschlichkeit zu präsentieren- darzustellen, um wie viel besser doch das eigene Denken ist. Und umso schlechter und minderwertiger die Gedanken des Kritisierten dabei gemacht werden, umso mehr glänzt der Kritiker. Was ist der Nutzen dieser Empörung? Ganz gleich, wie negativ der Gedanke des anderen auch scheinen mag- ein ruhiges „Das sehe ich anders als du“ wäre 1000x mal wirkungsvoller und vor allem authentischer als die Darstellung der eigenen Empörung. Denn beim Empören hebt man sich empor und erniedrigt den andern. Deshalb wird der nämlich auch nicht umdenken, ganz im Gegenteil! Weil er sich erniedrigt fühlt, wird er seine Mauern höher als je zuvor errichten. Die ganze negative Energie in diesen threads zementiert nur die Teilnehmer in ihren eigenen negativen Gefühlen.

Negative Gefühle sind unsere ganz große Liebe. Ständig wollen wir sie erleben. In der Zeitung, im Fernsehen, im Kino gibt es keinen größeren Erfolg als das negative Gefühl und wenn man es abschaffen könnte, wäre da plötzlich gähnende Leere.

Möge mir niemand diese Gedanken verübeln- ich schließe mich selbst ausdrücklich mit in diese Kritik ein. Und ich meine niemanden im Besonderen.

Herzliche Grüße von

Thomas
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emriye
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von emriye »

Hi Thomas,
genau das habe ich heute auch schon gedacht...hhm, ich habe darüber nachgedacht, dass ich durch mein Verhalten niemals ein Umdenken in dem Gegenüber erreichen kann, wenn ich ihn schlecht mache. Nein, ich bestätige ihn nur in seinem Weltschmerz und der Haltung, die ich nicht gut finde. Ich habe gestern Abend von Dalai Lama einen Abschnitt gelesen, der mich auch an diese Auseinandersetzung erinnert hat. Dalai Lama hat jeden Morgen damit angefangen, den Folterer der tibetischen Gefangenen, positive Gedanken zu schicken. Da merkte ich, dass ich auf dem Holzweg bin.
Dir liebe Grüße
emriye
Caroline1
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von Caroline1 »

Ja, in der Tat hat "Empörung" etwas mit "sich empor heben" zu tun und daraus folgt dann automatisch auf der anderen Seite "Erniedrigung". Das sind wichtige Überlegungen, über deren Zusammenhänge man sich seine Gedanken machen sollte.

Eine gute Nacht wünscht allen

Caroline
Edeltraud
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von Edeltraud »

Das sehe ich im Fall Eduard deutlich anders.

"Weil er sich erniedrigt fühlt, wird er seine Mauern höher als je zuvor errichten"
Davon hat er nichts geschrieben.

Sein letzter Satz: "Vielleicht stimmen meine Ansichten auch gar nicht" zeugt davon, dass er zum Nachdenken bewegt wurde.

Das Forum ist außerdem nur für Betroffene und Angehörige - und so soll es auch bleiben!

Edeltraud
deep
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von deep »

Hallo Tom,

im Ansatz hast Du sicher auf gewisse Weise Recht.

Aber im Fall Eduard sehe ich wie Edeltraut, wenn auch vielleicht aus anderen Gründen, anders.

Seine Statements erinnern fatal an das Gedankengut des Nationalsozialismus (Stichworte "unwertes Leben", "Zwangssterilisation") und für Menschen, die das auf derartig zynische Art und Weise verbreiten, kann ich keinerlei Verständnis aufbringen. Da packt mich nur noch die kalte Wut, solche Ideen sind nicht im Geringsten tolerabel.
Menschen mit derartigen Einstellungen kann man nicht mehr höflich und verständnisvoll begegnen, auf derartigem Mist sind Auschwitz, Bergen-Belsen und Dachau gebaut worden - und werden wieder gebaut werden, wenn dem niemand entgegentritt!

Sorry Thomas, aber wer an dieser Stelle weich und warm reagiert, macht die Bahn dafür frei...

Liebe Grüße
Karin
deep
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von deep »

Hallo Sun,

da bin ich vielleicht ein bißchen weicher und unterstelle ihm zunächst mal, dass er etwas begriffen hat und nicht nur die Debatte beenden wollte. Ich denke, es wird sich weisen, ob und wenn ja, wie er inhaltlich weiterhin postet.

Liebe Grüße
Karin
Nachttaube
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von Nachttaube »

ich denke eher, es ist die Unfähigkeit gut und klar zu Komunizieren. Auch das Diskutieren als solches ist eine Kunst, die wenige (ob krank odere gesund, ob Liberal odere Extremistisch) beherrschen.

In diesen besagten Threads werden dann auch angelernte Verhaltensweisen sichtbar (Tadel statt Lob). Ich erkenne immer wieder Momente, die ich so verabscheue, da mich meine Eltern so behandelt haben. (und ich mich damals nicht dagegen wehren konnte, ignorieren ging ja auch nicht)

Im Verhältnis zu anderen Postings strotzt es dort vor Allgemeinerungen und Phrasen. Es wird sich zum Hüter des Forums aufgespielt oder Aussagen von anderen werden dramatisiert. Teilnehmer nehmen sich das Recht, andere ändern zu wollen oder gar eine andere Meinung dem anderen aufzuzwingen. Wer nicht recht hat, hat verloren, selten können zwei oder mehrere Meinungen nebeneinander / gleichberechtigt stehen (bleiben).

nachträglicher Gedankenblitz:
warum eigentlich ist hier das Geschrei so groß, wenn eine einzelne private Person Gedanken äußert, die evtl. den Gedanken des Nationalsozialismus nahe kommt? Also ändern werdet ihr seine Gesinnung nicht.
Mich wundert es dann aber doch, dass hier wirklich wichtige Themen, die sich da anlehnen nicht diskutiert werden. Zum Beispiel das Wahlthema der CDU/CSU, die gegen den EU-Beitritt der Türkei handeln will. Deren Begründungen sind sehr nationalisch ....


Nachttaube
Edeltraud
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von Edeltraud »

Ich finde die ganze Diskussion mit Eduard mehr als sinnlos.

Er pauschalisiert. Er unterscheidet nicht. Er schmeißt alle psychischen Erkrankungen in einen Topf.
Da könnte man genauso eine allgemeine Statistik über körperliche Erkrankungen aufstellen, um dann festzustellen, dass niemand ein Kind bekommen sollte.

Die Entscheidung: Kind ja - Kind nein
Diese Entscheidung hängt immer vom Einzelfall ab. Es spielen zu viele Faktoren eine Rolle.
Diese Entscheidung kann nur vom Einzelnen getroffen werden mit vorheriger Beratung von dahingehend kompetenten Menschen. Zumindest ich würde das so machen.

Verschwenden wir nicht unnötig Energie an ihn?
Dieses Forum ist ein Selbsthilfeforum für Betroffene und Angehörige.
Es wäre sinnvoller, wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren und auf die Menschen, die hier Hilfe suchen.

Edeltraud
albert
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von albert »

Hallo an alle,

ich erinnere daran, dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundersts die Eugenik ein weit verbreitetes Gedankengut war, v. a. in Nordamerika und Skandinavien. Im Dritten Reich fand das seine Spitze mit den bekannten Erscheinungen. Einen Wandel von Auffassungen oder Meinungen möchte ich jedem zubilligen, der Argumenten aufgeschlossen ist. Ich kann auch verstehen, dass mancher in seinen Worten kürzer angebunden ist und es braucht jeder seine Zeit, um sich zu öffnen. Wobei ich mich selber von der Faszination negativer Gefühle nicht ausschließe, das ist schlicht und einfach menschlich. Und doch bin ich soweit, dass ich sage, mit meinen Worten kann ich nur für mich sprechen. Es muss jeder Mensch seinen eigenen Weg finden. Aber genug der Schwafelei.
@Eduard, es wäre ganz gut, wenn du die Beweggründe für deine Aussagen uns mitteilen kannst. Vielleicht hilft es uns und auch dir zum Verstehen.

Herzliche Grüße

Albert
emriye
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von emriye »

Hallo zusammen,
ich glaube nicht ,dass man für diese Ansichten Verständnis haben muß, oder warme liebevolle Postings schreiben muß. Ich denke, viel eher, was erreiche ich mit Beleidigung und Beschimpfung?? Die Fronten verhärten sich und mein Gegenüber fühlt sich in seiner Ansicht bestätigt und macht die Mauern noch höher für eine andere Sichtweise...
wenn ich so jemanden nicht beleidige, heißt es ja nicht, dass ich nun nur Verständnis aufbringe muß.
Eine Änderung in seiner Wahrnehmung und Weltsicht kann ich doch nur erreichen ohne Erniedrigung. Einen politisch/ethisch/sozial anders eingestellten Menschen kann doch durch seine Umwelt noch verändert werden - wenn diese nicht nur Hass streut.
Bei einem triebhaft gestörten Menschen sehe ich das anders, das steckt drinnen und ist für mich nicht wegzutherapieren.

Bei Eduard, war für mich das erste Posting schon provokant, weil er es einfach in Antje`s Thread gesetzt hat. Sein neuer Thread hat sich inhaltlich zum ersten nicht viel verändert. Deshalb verstehe ich jetzt nicht ganz, Edeltraud nimm es mir nicht übel, wie du deine Meinung doch so schnell ändern konntest und dann auch auf unserer "Schiene" geschrieben hast. Das soll jetzt kein Angriff sein, ist jetzt nur meine Wahrnehmung.
Ich für mich habe erkannt, dass ich in Zukunft meine Meinungen etwas gezügelter (so bin ich wieder bei den Gefühlshoppepferdchen) schreiben will. Und bei Postings die es mir überhaupt nicht wert sind, meinen Mund schicht und ergreifend halte.
Liebe Grüße an alle
emriye
emriye
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von emriye »

Hallo Nachttaube,
zu deinem Gedankenblitz, es ist hier kein Politikforum, sondern ein Selbsthilfeforum. Man nimmt das auf, was Thema ist und jeder darf seine Meinung schreiben, oder?? Man sollte es vielleicht etwas gezügelter tun, es ist blos immer etwas schwierig bei sehr brisanten Themen sachlich zu bleiben. Wenn man alle weltpolitischen Ansichten hier noch ausdiskutieren müßte, wäre es kein Selbsthilfeforum mehr.
Liebe Grüße
emriye
Edeltraud
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Emriye,

Eduard hat eingangs diverse Fragen in den Raum gestellt.
Ich habe daraufhin sachlich meine Meinung dazu geäußert und auch Fragen (körperl. Erkrankungen, Quelle seiner Statistik) gestellt.
Da er nicht auf Fragen einging, daran sehe ich, dass er an einer ernsthaften Diskussion nicht interessiert ist...

Viele Grüße
Edeltraud
deep
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von deep »

Hallo Nachttaube,

wo fange ich jetzt an... mmmmm... mir geht beim Lesen Deines Postings so viel durch den Kopf...

In den Threads ist auf konkrete Aussagen zum Thema "Kinder" reagiert worden, auf Aussagen, die so einfach nicht stehengelassen werden konnten. Du magst die eine oder andere Reaktion als dramatisierend ansehen, damit magst Du noch nicht einmal Unrecht haben. Aber ist es nicht noch schlimmer, dass Gedanken wie die E. heute überhaupt noch existieren? Im Gegenteil, ich finde es positiv, wenn auf derartig menschenverachtende (meine Meinung!) Aussagen (mit nationalistisch hatten die nichts zu tun) kritisch reagiert wird, denn das geschieht viel zu selten. Nicht zu reagieren, bedeutet zuzustimmen (auch meine Meinung) und damit denjenigen in seiner Auffassung zu bestätigen. Und was eine schweigende Mehrheit anrichten kann, lehrt uns nicht nur die Geschichte, sondern auch (und da gebe ich Dir völlig Recht!) die Gegenwart. Nur ist der EU-Beitritt der Türkei weniger ein Thema in diesem Forum, als die Frage, ob Kranke Kinder haben sollen oder nicht.

Natürlich soll man Meinungen auch nebeneinander stehen lassen können, aber auch da gibt es Grenzen, nämlich immer dann, wenn aus der Rede mögliche Taten folgen sollen, wie es hier der Fall war, dass nämlich die Gesellschaft die Aufgabe übernehmen soll zu entscheiden, ob psychisch Kranke Kinder haben dürfen oder nicht.
Die Frage "Kinder oder nicht" ist immer ein sensibles Thema, Edeltraut hat Recht, wenn sie sagt, dass es immer eine sehr individuelle Entscheidung ist und auch bleiben soll.

O je, hoffentlich ist das jetzt nicht zu durcheinander...

Lieben gruß
Karin
Alina1
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von Alina1 »

Hallo,ihr Lieben!

Ich möchte mich gerne noch einmal zum Thema Eduard und der Faszination negativer Gefühle äußern.
Ich habe schon lange festgestellt,dass man das Verhalten eines anderen Menschen nicht ändern kann,es sei denn,dieser Mensch möchte es von sich aus.Ferner kann ich persönlich mich nicht entsinnen,Eduard irgendwie beleidigt zu haben.Was mich so sehr in Rage gebracht hat,sind neben seinen inhaltlichen Aussagen die Tatsache,dass ein heikles Thema unter dem Deckmantel sachlich vorgetragenen Informationsaustausches stattfinden sollte.
Meines Empfindens nach waren Eduards angeblich so sachlich in den Raum gestellten Formulierungen sehr doppeldeutig,mal abgesehen davon,dass man über den Wahrheitsgehalt durchaus diskutieren könnte.Es stand eindeutig das Urteil im Raum,psychisch kranke sollten keine Kinder bekommen .Das ist doch ein ganz klares Urteil und zwar völlig unreflektiert!Es ging ihm eben nicht um einen Erfahrungsaustausch mit Betroffenen,obwohl es auf den ersten Blick so hätte aussehen können.Bei Angriffen von betroffenen Müttern konnte er sich jedoch immer auf seine "harmlosen,statistisch belegten Fakten" zurückziehen.Das war es,was mich aufgeregt hat,der Inhalt natürlich auch!
Ich bin keinesfalls fasziniert von negativen Gefühlen.Ich lerne jedoch gerade,negative Gefühle einigermaßen angemessen auszudrücken.Das zur Sprache bringen negativer Gefühle finde ich sehr wichtig,denn das wurde in meiner Kindheit zum Beispiel nicht gerne gesehen.
Auch,wenn ich keinen Eduard der Welt damit ändern kann und auch nicht ändern möchte,für mich ist es wichtig,diese Gefühle auszudrücken.

Grüße von Antje
deep
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von deep »

Hallo Antje,

DANKE!

Gruß
Karin
emriye
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von emriye »

Hallo Antje,
das kryptisch, undurchsichtige hat mich auch besonders gereizt(vom Thema mal abgesehen...). Dieses ungreifbare Einwerfen von Behauptungen, wo man im Nachhinein sagen kann, was wollt ihr denn alle, warum denn so emotional??!! Für mich war das von Anfang an klar...
Nichtsdestotrotz, will ich versuchen mich zu zügeln, aber wenn es für mich wichtig ist, meine Emotionen kundzutun, werd ich sie auch rauslassen. Bin ja keine Therapeutin, die immer neutral bleiben sollte.
Dir liebe Grüße
emriye
maggy
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von maggy »

Hallo,

also ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass negative Gefühle so "wunderbar" sind, weil ich mich in und mit ihnen auskenne.
Positive Gefühle aushalten, genießen und mit ihnen leben zu können habe ich mir schwer erarbeitet .

Alles Liebe
von
Maggy

Für alle, die es wirklich interessiert:

"Gewaltfreie Kommunikation" von Marshal B. Rosenberg

Aus der Amazon.de-Redaktion:
Wenn uns jemand mit Worten angreift, neigen wir dazu, uns zu verteidigen und zurückzuschlagen. Das so entstehende Wortgefecht bringt meistens keine Seite ihrem Ziel näher, sondern belastet oder zerstört sogar die Beziehung der Gesprächspartner, die plötzlich zu Gesprächsgegnern geworden sind. Bei der gewaltfreien Kommunikation (GFK) verzichtet man auf Angriffe und konzentriert sich auf die Gefühle und Bedürfnisse, die den oft unbedachten Äußerungen zu Grunde liegen.

Einfühlsames Zuhören hat als wirksame therapeutische Verhaltensweise ihren festen Platz in der von Carl Rogers begründeten klient-zentrierten Gesprächstherapie. Bei den Danksagungen erwähnt Marshall B. Rosenberg seinen Lehrer Carl Rogers auch an erster Stelle und verweist darauf, dass sich die GFK auf Forschungen stützt, die im Zusammenhang mit der Gesprächstherapie durchgeführt wurden. Allerdings geht die GFK weit über den therapeutischen Rahmen hinaus. Es ist eine wirklich als genial zu bezeichnende Gesprächsmethode, die für alle Menschen geeignet ist und konfliktgeladene Auseinandersetzungen in friedliche Gespräche verwandelt. "Die GFK fördert intensives Zuhören, Respekt und Empathie und erzeugt den beiderseitigen Wunsch, von Herzen zu geben."

In jedem Gespräch sollen vier Komponenten, nämlich Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten klar ausgesprochen und verstanden werden. Dabei ist es wichtig, Beobachtungen nicht mit Bewertungen zu vermischen, in Kontakt zu den Gefühlen zu kommen, Bedürfnisse zu erkennen und Bitten mit treffenden Worten zu äußern. Die Beispiele des Autors zur Veranschaulichung seiner Methode wirken sehr überzeugend und stammen aus unterschiedlichen Gebieten, wie Politik, Wirtschaft, Schulen, Familien und Paarbeziehungen. Dieses Buch bietet eine gut verständliche Darstellung der GFK (Zeichnungen, Beispiele, Übungen) und beeindruckt durch hohe Effizienz und warmherzige Menschlichkeit. --Stephan Schmidt

Kurzbeschreibung:
Wir betrachten unsere Art zu sprechen vielleicht nicht als "gewalttätig", dennoch führen unsere Worte oft zu Verletzung und Leid - bei uns selbst oder bei anderen. Die Gewaltfreie Kommunikation hilft uns bei der Umgestaltung unseres sprachlichen Ausdrucks und unserer Art zuzuhören. Aus gewohnheitsmäßigen, automatischen Reaktionen werden bewußte Antworten. Wir werden angeregt, uns ehrlich und klar auszudrücken und gleichzeitig anderen Menschen unsere respektvolle Aufmerksamkeit zu schenken.

Wenn wir die Gewaltfreie Kommunikation in unseren Interaktionen anwenden, ob mit uns selbst, mit einem anderen Menschen oder in einer Gruppe, kommen wir an eine Tür, die auf allen Ebenen der Kommunikation, in allen Altersklassen und in den unterschiedlichsten Situationen im Beruf, im Privatleben und auf dem politischen Parkett erfolgreich geöffnet werden kann.

Die Gewaltfreie Kommunikation ist die verlorene Sprache der Menschheit, die Sprache eines Volkes, das rücksichtsvoll miteinander umgeht und die Sehnsucht hat, in Balance mit sich selbst und anderen zu leben. Mit Geschichten, Erlebnissen und beispielhaften Gesprächen macht Marshall Rosenberg in seinem Buch alltägliche Lösungen für komplexe Kommunikationsprobleme anschaulich.
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
tomroerich
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von tomroerich »

Hallo Edeltraut,

<em>Ich finde die ganze Diskussion mit Eduard mehr als sinnlos.

Er pauschalisiert. Er unterscheidet nicht. Er schmeißt alle psychischen Erkrankungen in einen Topf.
Da könnte man genauso eine allgemeine Statistik über körperliche Erkrankungen aufstellen, um dann festzustellen, dass niemand ein Kind bekommen sollte.</em>

Genau das ist der Punkt! Eine Diskussion ist sinnlos, strengt alle an und macht böses Blut. Das ist immer das Ergebnis derartiger Gesinnungen, wie sie E. an den Tag legt. Aber E. ist, was er ist und wir ändern das nicht, wenn wir uns so aufregen. Aufregung ist immer schlecht fürs Gemüt Ich habe schon immer mal einen thread im Hinterkopf, der sich mit Energievergeudung beschäftigt- ein großes Thema für Depris, finde ich. Es gibt sehr ernst zu nehmende Ansichten, dass ein einziger starker Ärger die Energie von vielen Stunden Entspanntheit vernichten kann. Unter diesem Gesichtspunkt sollte man das mal sehen.

Liebe Maggy,

danke für diesen Beitrag. Das meinte ich- wir hängen sehr an unserem Ärger, an unserer Wut und sonstigen Aufgeregtheiten. Wir glauben nur zu gerne, dass wir damit Gerechtigkeit verbreiten und uns mit RECHT über Missstände aufregen dürfen. Dabei ist das der beste Nährboden für das, was wir anprangern. Gelassenheit wäre der richtige Weg aber um die zu erreichen, muss man sich anstrengen. Um sich zu ärgern, muss man sich nur gehen lassen.

Gruß an euch alle

Thomas
Betroffene für Betroffene

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deep
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von deep »

Hallo Thomas,

"Gelassenheit wäre der richtige Weg aber um die zu erreichen, muss man sich anstrengen. Um sich zu ärgern, muss man sich nur gehen lassen."

Damit machst Du es Dir nach meinem Empfinden sehr einfach. Engagement entsteht nur, wenn jemand etwas als negativ oder beeinträchtigend empfindet und sein Ärger so groß ist, dass er etwas tut. Und sei es nur ein Posting im WWW...
Gelassenheit verstehe ich, so wie Du formuliert hast, als Hinnehmen. Und gewisse Dinge will ich einfach nicht hinnehmen.
Ärger ist kontraproduktiv, wenn ich ihn nicht von mir und meiner Einstellung zu mir selbst trennen kann.

Und ich glaube nicht, dass es sich die hier Beteiligten einfach gemacht und sich gehen haben lassen. Oder andersherum, die Anstrengung scheuen, an sich zu arbeiten.

Gruß
Karin
Caroline1
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Karin

Hier geht es ja nun wirklich nicht mehr um die Inhalte von besagten Threads, sondern um die Frage, wie der einzelne Mensch sich verhält, sobald er Zeuge einer Diskussion, eines Streits, eines Zanks etc wird. Ich finde die Frage sehr berechtigt, und vor allem betrifft sie auch das Verhalten im richtigen Leben draussen.

Ich finde nicht, dass Gelassenheit automatisch Akzeptanz und sogar Nichtengagement bedeutet. Das mag nur auf den allerersten Blick so sein, auf den 2. ist es aber bereits ganz anders. Gelassenheit erlaubt es mir, mein Engament anders auszuüben, weil es mir eben viel freie Energie lässt, die ich anders und vor allem konstruktiver einsetzen kann. Indem ich mich zum Beispiel mittels der oben von Maggy zitierten gewaltfreien Kommunikation bediene.

Engagement kann durchaus auf andern Motiven beruhen als auf Ärger. Ärger ist keine tragfähige Basis dafür. Um noch mal bei diesem Beispiel hier im Forum zu bleiben: ich kann mir auch kaum vorstellen, dass E seine Meinung ändert, nur weil er hier ( unter anderm auch von mir ) ziemlich rüde angegangen wurde. Die einzige Chance zu einer Meinungsänderung liegt darin, dass er sich selber überzeugen lassen würde. Und das kann niemals gelingen, indem man ihm das auf die Art und Weise wie hier geschehen, versucht klar zu machen. Ich denke, es geht vor allem eben darum. Der moralische Zeigefinger kommt in der Regel nicht sehr gut an, und ich muss ehrlich sagen, ich wäre auch nicht sehr begeistert, wenn mir jemand so käme. Wie gesagt, ich will gar nicht über den Inhalt diskutieren, da habe ich meine eigene Meinung, aber ich will schon lernen, diese so kundzutun, damit ich mein Gegenüber im besten Fall überzeugen kann und nicht nur mit dem Finger auf ihn zeige.

Ich finde das Thema sehr interessant, weil es sich auf sehr viele Situationen des Alltags übertragen lässt.

Herzliche Grüße von

Caroline
deep
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von deep »

Hallo Caroline,

ich glaube nicht, dass wir so weit weg von einander sind. Ich kann alle Aussagen, die sich auf Gewaltfreiheit in der Kommunikation beziehen, durchaus unterschreiben. ABER

Es kommt auch immer darauf an, worum es geht und ob man auch nur den Hauch einer Chance wittert, dass auch gewaltfrei formulierte Statements in der Form honoriert werden, dass mein Gegenüber ebenso fair mit mir umgeht. Und ich meine, es gibt Themen, bei denen das einfach nicht möglich ist, weil das Risiko einer Eskalation immer noch geringer ist als das Risiko, ungewollt Zustimmung zu signalisieren, weil das Gegenüber nicht versteht und nicht verstehen will. Es gibt einfach Menschen, die nur eine harte Sprache verstehen. Und es gibt Themen, über die ich nicht im Weichspülgang diskutieren kann und will, weil mir die Folgen falsch verstandener Gelassenheit zu arg sind.

Das der Weg der weitestgehenden Gewaltfreiheit der bessere ist, darin stimme ich voll und ganz überein, aber der kann nur funktionieren, wenn die Basis sich auf beiden Seiten wenigstens ähnelt.

Und wenn ich ehrlich bin, ich habe mich bei dem letzten Satz von Thomas auch gefragt, ob er nicht eindeutig zweideutig gemeint war...

Viele Grüße
Karin
Alina1
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von Alina1 »

Hallo,Thomas!

Habe ich dich richtig verstanden,dass du der Meinung bist,man würde sich gehenlassen,wenn man Gefühle wie z.B. Ärger angemessen ausdrückt?
Oder ist mit "sich gehenlassen" noch etwas anderes gemeint?

Grüße von Antje
tomroerich
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von tomroerich »

Hallo Karin,

welche Zweideutigkeit könnte das sein? Bitte um Aufklärung.

Damit machst Du es Dir nach meinem Empfinden sehr einfach. Engagement entsteht nur, wenn jemand etwas als negativ oder beeinträchtigend empfindet und sein Ärger so groß ist, dass er etwas tut.

Ich denke ganz im Gegenteil, dass ich es mir schwer mache, wenn ich daran arbeite, gelassen zu bleiben. Denn wie gesagt, seinem Ärger nachzugeben ist einfach. Und noch einfacher ist es dann zu behaupten, der andere sei Schuld an meinem Ärger. Weil er sich ja falsch verhalten hat. Du verstehst mich vermutlich auch miss, was ich mit Gelassenheit meine. Sie hat überhaupt nichts mit Wegschauen zu tun oder mit Hinnehmen, aber auch nicht das Geringste.
Gelassenheit heißt, sich nicht auf automatische Art und Weise zu Gefühlen hinreißen zu lassen, die nur Energie kosten und nichts bewirken außer negative Ergebnisse. Wenn man mal angefangen hat, sich zu ärgern, stellt man seine Handlungen auf ein Basis, die Abwehr in anderen erzeugt. Man muss verstehen, dass es immer schlecht ist, sich von einem Gefühl vereinnahmen zu lassen, denn dann übernimmt das Gefühl die Herrschaft und bringt Ergebnisse, die seinem Charakter entsprechen. Solche Gefühle lassen nur noch bestimmte Sichtweisen zu und vernebeln die Klarheit , die man in einer gelassenen Haltung hat. Ich widerspreche dir heftig wenn du annimmst, dass nur Ärger eine ausreichende Motivation zur Gegenwehr erzeugt. Das ist ganz und gar falsch in meinen Augen. Aber ich gebe dir Recht, dass es meistens so ist. Nur kann man an den Ergebnissen eben auch sehen, dass nichts dabei herauskommt als Verhärtung und noch mehr Ärger.
Wenn man mit Gelassenheit etwas nicht erreichen kann, dann kann man es mit Ärger ganz sicher noch viel weniger. Das ist eine Lebenserfahrung, die auch du bestimmt hast.

Gelassene Menschen sind nicht gleichgültig sondern bewusst. Für ihre Umgebung sind sie eine Wohltat, weil sie sich nicht in den Strudel irgendwelcher Emotionen ziehen lassen sondern auch in kritischen Situationen handlungsfähig bleiben und Urteilsvermögen besitzen. Sie gehen gut mit sich und anderen um und wissen, dass in der Ruhe die Kraft liegt und nicht in Aufgeregtheit und lauten, ärgerlichen Worten.

Ärgerliche Menschen sind eine Belastung für ihre Umwelt. Sie lassen den Adrenalinspiegel steigen und erzeugen Gegenwehr, Abgrenzung und neuen Ärger. Sie vermitteln eine krisenhafte Atmosphäre von Angespanntheit in anderen und signalisieren Handlungsunfähigkeit. Ein ärgerlicher Mensch wird garantiert immer schlechtere Ergebnisse haben, als ein gelassener. Es sei denn, man will Angst, die durch Ärger erzeugt wird, als gutes Ergebnis gelten lassen. Außerdem wird er nicht so lange leben und früher einem Herzinfarkt zum Opfer fallen

Ich sagte nicht und meinte auch nicht, dass irgendwer hier nicht an sich arbeitet. Ich wollte nur meine Ansichten darüber sagen, dass Zurückhaltung im Ärger besser ist, dafür aber eine gewisse Anstrengung nötig ist. Wenn du dich jetzt über ein posting ärgerst, setzen sich deine Finger wie von selbst in Gang, um deinem Ärger Luft zu machen. Wenn du aber bis morgen warten kannst, wirst du anders formulieren und ein breiteres Spektrum möglicher Sichtweisen haben als im Ärger und du wirst bessere Ergebnisse bekommen (es sei denn, das Ziel heißt: Dem zeig ichs!) Aber dazu musst du deinem Ärger eben Paroli bieten- das ist die Leistung daran.

Nun gut, mehr wollte ich nicht dazu sagen, ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch.

Herzliche Grüße von

Thomas
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tomroerich
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von tomroerich »

Hallo Antje,

ja, so meinte ich das. Ich habe ja an Karin geschrieben, warum ich das so sehe. Ich halte es für falsch, einfach davon auszugehen, dass alle Gefühle, die es in uns gibt, schon richtig so sind und ihre Berechtigung haben. Wer sich ärgert und deshalb einen anderen beleidigt oder kränkt, der lässt sich in meinen Augen gehen.

Gruß von

Thomas
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Alina1
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Re: Die Faszination negativer Gefühle

Beitrag von Alina1 »

OK,Thomas,ich bin eindeutig der Meinung,dass jedes Gefühl eine Berechtigung hat.Wie und ob man dieses zum Ausdruck bringt,ist eine andere Frage.In engen Beziehungen zu den Menschen,mit denen man zusammenlebt,halte ich es für sehr wichtig,deutlich zu sagen,welche Gefühle durch das Verhalten des anderen in mir ausgelöst wurden.Das hat nichts mit Schuldzuweisungen zu tun.Wie soll sonst der andere denn wissen,dass man beleidigt wurde,wenn man es nicht mitteilt?
Damit lass ich mich auch nicht gehen,sondern für mich ist es eine Überwindung,mich mitzuteilen.Hier im Forum halte ich mich mit gefühlsäußerungen schon sehr zurück,einfach aus Energiespargründen.Aber es gibt halt so gewisse Themen....
Beleidigungen und Kränkungen finde ich auch nicht gut,obwohl mir sowas auch schon mal rausgerutscht ist!Die müssen ja aber nicht stattfinden,auch wenn man sich emotional äußert.
Also,alles Gute wünscht,

Antje
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