Job an den Nagel hängen ?

steppenwolf1

Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,
ich bin rel. neu hier, lese ab und an mal mit. Ich leide auch seit langem an Depressionen und mache seit 4 Monaten ein Praktikum (mehr trau ich mir nicht zu) ... ich muss jedoch immer wieder feststellen, dass der Druck dermaßen groß wird, dass ich irgendwie nichts mehr gebacken bekomme und unendlich langsam bin. Ich weiss, dass es so nicht mehr weiter geht, und bin nun am Überlegen, alles an den Nagel zu hängen ... weiss aber auch nicht so recht ... der Gedanke von allem loszulassen, fühlt sich erstmal nicht so schlecht an ... jedenfalls hab ich das Gefühl, dass ich alles nicht auf Dauer gebacken bekomme. Das blöde ist nur, ich hatte das Studium erst letztes Jahr beendet (ziemlich gequält) und hab auch zuviel Kraft da gelassen, dass ich nun völlig ausgebrannt bin. Zu Hause sitzen kommt eigentlich auch nicht in Frage, da geh ich noch mehr vor die Hunde ... ich würde so gern wieder an etwas gehen mit Elan und Freude . Ich weiss nicht so recht was ...

viele Grüße, steppenwolf
Aki
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Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Aki »

Hallo Steppenwolf,

vielleicht kannst du noch ein bißchen mehr über dich erzählen.
Was war das für ein Studium und was für ein Praktikum machst du gerade? Hast du das Studium wegen deiner Krankheit oder aus anderen Gründen aufgegeben? Bist du derzeit in Behandlung, dir scheint es ja nicht sehr gut zu gehen? Kriegst du in deinem Praktikum nichts mehr gebacken oder beziehst du dich darauf, dass du durch die zusätzliche Belastung deine Alltagsaufgaben (Wohnung putzen, Einkaufen, Freundschaften pflegen, usw.) nicht mehr alle schaffst?
Ich finde den Gedanken alles hinzuschmeißen auch manchmal ziemlich verlockend (bin berade am Ende meines Studiums, und die Depri hat mich mal wieder im Nacken), aber ich mag meinen Beruf und will ihn nicht aufgeben. In dem Zustand kostet es allerdings enorme Kraft, und ich muss auch erst mal kürzer treten. Aber wahrscheinlich stehst du als Praktikant auch noch unter einem enormen Druck, wenn du auf eine Anstellung hoffst.

Gruß
Aki
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Aki, danke für Deine Antwort. Mir fällt es schwer auch die anderen Alltagsdinge aufrecht zu erhalten. Aber das Praktikum hatte immer Priorität. Das Studium hatte ich letztes Jahr beendet (regulär Diplom verteidigt) und dann das Praktikum angeschlossen, aber ich quäl mich nur rum. Deshalb überlege ich es ganz an den Nagel zu hängen, weil ich das Gefühl hab, dass es nicht mehr geht. Auf der anderen Seite wirft man so etwas wohl nicht einfach weg ...
Geht es jemandem ähnlich ? Und wie kommt man aus diesen Löchern wieder raus ??

vG, steppenwolf
Sternenhimmel
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Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Sternenhimmel »

Hallöchen Steppenwolf!

Brauchst Du das Praktikum so dringen, damit der Berufseinstieg in Deinen Job besser klappt? Ist es nötig dazu?
Wenn es hilfreich ist: Vielleicht kannst Du im Praktikum etwas kürzer treten. Nur noch halbtags arbeiten oder so.
Mir geht es irgendwie ähnlich! Ich stehe gerade zwischen nervenaufreibendem Diplom und Anerkennungsjahr. Eine Honorarstelle oder Praktikum so wie Du es machst wäre für mich bestimmt auch sinnvoll. Schon alleine weil dann keine Lücke im Lebenslauf auftaucht. Die letzten zwei Monate waren ziemiche heftig. Tiefes Loch und ziemlich viel Erkenntnisse, mit denen ich alleine nicht klar komme. So langsam bin ich da jetzt raus, und kann auch mal wieder planen und an so was wie Ehrenamt in der Gemeinde nachdenken. In "Lochzeiten" hätte ich das nicht tun können. Vielleicht zeigen solche Lochzeiten einem auch, ziemlich brutal auf, dass man (gefälligst) mal egoistisch denken soll, und auch seine Gefühle und wirklichen Bedürfnisse beachtet. So bin ich hin und hergerissen, ob ich nun was ehrenamtlich machen soll oder nicht. Tut es mir wirklich gut??
Auch wenn ich denke, dass ich jetzt aus dem Loch rausbin, glaube ich, dass das letzte Loch so einige Spuren bei mir hinterlassen hat. Hilfe von Außen ist da total von Nöten; und das mache ich jetzt auch!
Du hast Dich durch die stressigen Zeiten des Studiums durchgekämpft. Trotz aller guten und schlechten Zeiten, aller Löcher, hast Du es geschafft. Dazu erst mal ein super dickes Lob!!!!
Von meinem Blickpunkt aus würde ich sagen, sei egoistisch!! Denke an Dich und was Dir jetzt gut tun könnte oder tut!! Vielleicht gibt es ja noch eine andere Alternative, die Dir nicht so viel Kraft abverlangt? (Tipp am Rande: Manchmal hat das Hochschulteam vom Arbeitsamt ziemlich gute Ideen.)

Liebe Grüße
Daniela
Aki
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Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Aki »

Hallo,

Steppenwolf, kannst du ein klitzekleines bißchen ausführlicher erzählen? Ich würde dir ja gerne helfen, aber ich kann nicht ganz einschätzen, wo deine Probleme wirklich liegen.
Bist du derzeit in Behandlung? Welche? Wenn nicht, würde ich dir als allererstes raten, einen Arzt aufzusuchen.
Magst du deinen Beruf überhaupt, oder ist eine stetige Unzufriedenheit mit dem eingeschlagenen Lebensweg vielleicht der Auslöser deiner Depression?
Jetzt für den Anfang könnte es dir wirklich helfen, das Arbeitspensum zu reduzieren oder dich gegebenenfalls krankschreiben zu lassen. Zumindest mir hat es erst mal geholfen, etwas von dem Studien- und Arbeitsstress wegzunehmen. Das sollte aber nicht die Dauerlösung sein.

Gruß
Aki
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Daniela,

heisst das, Du bist auch mit dem Studium fertig und hängst jetzt sozusagen in der Luft ? Oder was machst du jetzt ? Ich dachte anfangs Praktikum ist jetzt vielleicht nicht so schlecht, da ist der Druck nicht so gross ... aber weit gefehlt.

Bei mir wäre es tatsächlich so ein Anerkennungsjahr, aber es kostet mich zuviel Kraft, zeitenweise bin ich mir sicher, dass ich alles an den Nagel hängen will. Einfach loslassen. Aber dann kann ich mir mein ganzes Diplom auch an die Kniescheibe nageln ... ich weiss eigentlich nicht so richtig was ich machen soll und Löcher im Lebenslauf erklären, ist immer schlecht (wenn nicht gar unmöglich) ... man kann ja schlecht erzählen, dass man unter Depressionen leidet...

vG, Steppenwolf
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Aki,

ich weiss nicht was ich zusätzliches noch erzählen soll ... ausser vielleicht dass ich Informatik studiert hab und nun eben ein entsprechendes Praktikum mache, aber mehr Löcher in den Bildschirm gucke, als was anderes gebacken bekomme. Es ist, als hält mich innerlich was fest. Mir fehlt jegliche Motivation, hab keinen Spass mehr daran, auch für Freizeitbeschäftigungen nicht mehr. Sogar Sport mache ich mehr noch gezwungener Maßen, manchmal schaffe ich es selbst dazu nicht mehr. Abends wird das meistens etwas besser, aber was nützt es ... der ganze Tag ist dahin.
vG, Steppenwolf
Aki
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Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Aki »

Hallo,

also, du hast zum Beispiel immer noch nicht meine Frage beantwortet, ob du wegen der Depression in Behandlung bist. Das ist ganz wichtig. Wie sollen wir denn sonst über weitere Möglichkeiten nachdenken, wenn du nicht erzählst, was du schon alles ausprobiert hast oder was du im Moment machst?
Oder wie du zu deinem Beruf stehst: MÖCHTEST du Informatiker sein, oder bist du mit deinem Beruf an sich schon total unglücklich? Wenn das so wäre, dann wäre ein möglicher Ansatz eine Veränderung in deinem Berufsleben.
Vielleicht kannst du auch eine Ursache für die Depression ausmachen?

Gruß
Aki
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Aki,

entschuldige bitte, dass ich so schwerfällig bin und Du mir alles aus der Nase ziehen mußt. Ja, ich bin wegen Depressionen in Behandlung, nehme auch Medikamente (450 mg Aurorix und Amisulprid, hatte vorher Zoloft und Trevilor). Zur Zeit gehe ich nur zu meiner Ärztin, die mir die Medikamente verschreibt. War auch schon in Therapie, die ist jedoch zu Ende bzw. hätte ich verlängern können und wollte es nicht ...
Was die Berufswahl angeht: als ich das Studium angefangen habe, hätte mich keiner davon abhalten können , und jetzt würde ich es selbst gern aufgeben - bin totunglücklich damit, wüßte aber auch nicht, was ich ansonsten machen sollte.
Du bist noch Student hatte ich gelesen ?? Wie schaffst Du das Studium mit den Depressionen ?

vG, steppenwolf
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

... ich bin es nochmal. Muss das irgendwie loswerden ... nicht genug, dass ich heute auf Arbeit zu spät gekommen bin, weil ich es nicht aus dem Bett geschafft habe, jetzt sitze ich schon den ganzen Tag rum, und es geht kaum was. Um Mittag hätte etwas fertig sein sollen und es ist nichts fertig und jetzt ist es schon 14 Uhr - das macht mich alles so fertig. Und anstatt endlich mal loszulegen, schreib ich hier Beiträge, oder klicke irgendwo sinnlos rum. Klar könnte ich einen Schritt kürzer treten und mich krank schreiben lassen, aber ich habe immer so ein schlechtes Gewissen, wenn ich krnak geschrieben bin ... bin hin und her gerissen, zum Arzt zu gehen heute .... das ist alles so mist ... aber irgendwie geht kaum noch was
Sternenhimmel
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Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Sternenhimmel »

Hallo Steppenwolf!

Kurz um Deine Frage zu beantworten: Ich hänge gerade wirklich in der Luft! Seit Monaten suche ich eine Stelle als Anerkennungsjahrpraktikantin. Leider werden kaum Stellen öffentlich ausgeschrieben und vermutlich nur unter Kollegen weitervermittelt. Sitzfleisch ist da echt von Nöten!!
Vielleicht klingt das jetzt ein bisschen hart: Wenn Du Dich absolut unwohl in Deinem Beruf fühlst, brich es ab!! Das meine ich voll ernst!!!!
Es lohnt sich nicht durch etwas durchzuquälen, dass man doch gar nicht mag. Laß das Gewissen mal Gewissen sein. Ich weiß das das enorm schwer ist!!! Hol Dir Hilfe von Deinem Arzt; hol Dir Hilfe vom Hochschulteam, wenn Du auf keinen Fall mehr Informatiker sein möchtest! Wenn Du noch Zeit brauchst, laß Dich doch wirklich krankschreiben. Du bist NUR im Praktikum! Geld verdienst Du nicht! Profitieren tust Du ja nur davon, wenn Du dadurch beruflich weiterkommst. Da kannst Du ruhig mal krank sein und klarer für Dich werden!!

Ich schicke Dir ein Bündel Kraft!!

Liebe Grüße Daniela
Aki
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Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Aki »

Hallo,

mir geht’s gerade ähnlich. Ich sollte auch was arbeiten (zuhause, für mein Studium), statt dessen hänge ich im Netz herum und traue mich mal wieder nicht an die akut wichtigen Sachen.
Ich habe gerade meine allererste Trevilor-Kapsel genommen (war heute morgen bei meinem neuen Psychiater) und warte auf die Nebenwirkungen...
Wie lange nimmst du deine Medikamente schon? Geht es dir damit besser, oder hat sich überhaupt nichts geändert? Vielleicht musst du nochmal umstellen. Es ist halt leider ein trial-and-error-Verfahren, weil die Medikamente bei jedem unterschiedlich ansprechen. Ich selbst habe etwa sechs Jahre Citalopram genommen. Anfangs hat es auch gut gewirkt, aber seit längerem bin ich wieder im Ausgangszustand der chronischen Depression angekommen.
Was mein Studium angeht... im Moment läuft es leider gar nicht. Ich habe mir wohl zuviel vorgenommen (wollte im nächsten Semester Diplom machen), hatte dadurch einen Riesenstress – jedenfall mehr als ich verkraften konnte – am Hals, und die Depression hat mich mal wieder überrumpelt.
Das ist schon echt verzwickt, wenn man arbeiten soll, aber nicht kann, und sich nichts anmerken lassen darf. Vielleicht wäre es doch besser, wenn du dich erst mal krankschreiben lässt oder die Arbeitszeit runterfährst. Deine Vorgesetzten erfahren die Diagnose ja nicht, und du bekommst keine Probleme wegen schlechter Leistungen. Wenn dich jemand fragt, kannst du immer noch familiäre Schwierigkeiten oder ähnliches angeben, dann bringt man dir auch Verständnis für deine gedrückte Stimmung entgegen.
Wenn es dir wieder besser geht, kannst du dich auch nochmal umsehen, welche beruflichen Möglichkeiten es für Leute mit deiner Qualifikation noch gibt. Ich denke, es hat keinen Sinn, sein Leben lang einen Beruf auszuüben den man nicht mag. Besser früh die Notbremse ziehen, als sich dann mit 50 auf dem Klo der Firma zu erhängen, weil man rückblickend sein Leben als vergeudet betrachtet.
Ich selbst habe übrigens noch ein abgebrochenes Studium hinter mir. Auch wenn ich nun bei meinem Abschluss älter sein werde als der durschnittliche Absolvent, ich weiß, dass ich meinen Beruf gerne mache, und denke, das ist viel Wert. Auch für zukünftige Arbeitgeber. (Zu dem Thema habe ich übrigens im Berufs-Topic einen Thread eröffnet. Es ist der einzige unter meinem Namen dort. Es sind allerdings ganz schön lange Postings geworden, und eine wirkliche Lösung hat noch keiner gefunden, aber vielleicht ist da was für dich dabei.)
So wie du jetzt klingst, meine ich, dass du der Behandlung deiner Krankheit Priorität geben solltest. Es ist doch erst mal das wichtigste, dass es dir wieder besser geht, sonst hat alles andere auch keinen Wert.

Aki
herbstsonne
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Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von herbstsonne »

hallo daniela

depressive überfordern sich gerne. ich bin dabei leidvoll zu lernen, sich nicht mehr zu überfordern und zu erkennen, wann schluß ist. ich würde ja an deiner stelle das ehrenamt lassen.

hallo steppenwolf,

hut ab, dass du dein studium geschafft hast. mein erstes studium habe ich auch noch zu ende führen können. allerdings fingen die depressionen auch erst am ende an. bei dem zweiten studium war das allerdings anders. ich habe es im letzten semester abgebrochen, weil gar nichts mehr ging. ich habe mich ziemlich von dem druck, was zu leisten und durchzuhalten, befreit, obwohl ich mein fach sehr liebe. du solltest dir wirklich überlegen, ob du dich nicht krankschreiben lässt, deine krankheit und damit dich ernst nimmst. mußt ja nicht alles abbrechen und aufgeben. es schwierig finde ich das du tabletten nimmst und keine therapie machst. es gibt eine gute möglichkeit, mehr kenntnis über deine probleme und die hintergründe zu erlangen, in dem zu eine psychosomatische klinik (keine psychiatrie)aufsuchst. das dauerd 2-3 monate und geheilt wird man auch nicht, aber man versteht sich und seine krankheit besser. ich kann es dir nur empfehlen. du solltest auf jeden fall etwas therapeutisches machen!!!!

liebe grüße antjeIII


Liebe Grüße Antje
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Antje, Aki und Daniela,

danke für Eure Antworten. Ich war gestern bei meiner Ärztin, aber anstatt mich krankschreiben zu lassen, hab ich ich ihr nur was vorgeheult und bin dann so wieder gegangen ... fühlte mich auch etwas unverstanden. Sie hatte mich auch noch gefragt, was ich erwarte von diesem Besuch, und ich konnte keine Antwort geben. Überhaupt fällt mir schreiben leichter als Reden. Hab mir dann gestern vor lauter Verzweiflung die Kante gegeben und heute bin ich nicht auf Arbeit gegangen und hänge schon den ganzen Tag hier rum (bin noch nicht mal richtig aufgestanden). Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich einfach auf Arbeit angerufen hab und mich krank gemeldet hab.

@Antje: ich war schon letztes Jahr in einer Klinik, aber die Langsamkeit und Antriebsschwäche blieben, war nur phasenweise besser.
Werde versuchen mich mit meiner Therapeutin aus der Klinik in Verbindung zu setzen ... so wie jetzt kann ich nicht weitermachen.

Viele Grüße und euch alles Gute.

steppenwolf
Lichtblick
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Registriert: 10. Jan 2005, 13:29

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Lichtblick »

Hi Steppenwolf,

Ich kann Deine Antriebslosigkeit im Beruf sehr gut nachvollziehen. Bei mir ist es zur Zeit genauso. Ich habe eigentlich einen tollen Job im Informatikbereich, der mir bisher auch viel Spaß gemacht hat. Doch seit drei Monaten habe ich eine Depression, die sich zunächst nur als Magenschmerzen geäußert haben. Seit einem Monat weiß ich aber, daß die Depression die Ursache dafür ist. Wegen den Magenschmerzen war ich auch lange nicht auf der Arbeit und hatte auch Angst vor der Verantwortung.
Jetzt zwinge ich mich jeden Tag hinzugehen. Es ist wirklich besser als daheim rumzuhängen und sich Vorwürfe zu machen, daß die Arbeit liegen bleibt und was die Kollegen denken.
Was mir unheimlich geholfen hat ist, daß ich mit dem Thema mit meinen Kollegen und meinem Chef offen umgehe. Es gibt ihnen die Chance sich danach zu richten und die Arbeit umzuverteilen. Trotzdem habe ich noch die Möglichkeit durch meine zwar reduzierte Arbeit mir ein kleines Stück von Normalität zu erhalten. Ich weiß nicht, ob Du in Deinem Praktikum auch Verantwortung hast, aber ich habe gemerkt, daß viele Leute die Krankheit Depression verstehen und gut damit umgehen. Überleg Dir, ob Du Dich jemanden anvertrauen kannst, um Dir die Last oder wie Du sagst Dein schlechtes Gewissen etwas abzunehmen.

Ansonsten stimme ich den anderen zu, wenn gar nichts geht, dann lass Dich krank schreiben, wechsel gegebenenfalls den Arzt.

Ich denke dieses Zurückziehen von der Arbeit ist in gewisser Weise auch ein Schutzmechanismus, weil Du Dich vielleicht während des Studiums überfordert hast. Wenn Du die Arbeit langsam angehst, Schritt für Schritt und Dich immer etwas steigerst, dann wirst Du vielleicht auch sehen, daß es gar nicht so schlimm ist. Zumindest sag ich mir das immer wieder, es ist nicht leicht es zu akzeptieren.

Ich denke auch darüber nach meinen Job zu wechseln. Andererseits hat er mir bisher Spass gemacht und dieses Tief ist vielleicht nur gerade ein Teil der Depression. Wenn ich meinen Job jetzt schmeiße werde ich es vielleicht später bereuen. Wenn Dir das Studium und das Thema Informatik bisher Spaß gemacht hat und Du denkst bei allen Jobs diese Unlust zu haben, dann bleib lieber dabei und reduzier Deine Arbeitszeit.

Und ab und zu hier ins Forum zu schauen und mal einen Tag zu haben, an dem Du nichts tust, ist ganz normal. Aber tu etwas dagegen und laß Dich nicht nur medikamentös behandeln.

Liebe Grüße,
Lichtblick
herbstsonne
Beiträge: 152
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Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von herbstsonne »

hallo steppenwolf,

psychiater/neurologen können dermaßen unsensibel sein. das mußte ich auch schon am eigenen leibe erfahren. ich bin einfach nicht mehr hingegangen und habe das dann mit meinem therapeuten besprochen. der hat mir dann jemand emphohlen. die ist auch okay: hört mir zu und bemüht sich mir zu helfen. allerdings,wenn du dich krankschreiben lassen willst, dann musst du es auch ansagen. in der regel haben die da auch verständnis.
klinik ist natürlich kein allheilmittel. ich bin ja immer noch depressiv und habe gerade ein schwieriges halbes jahr hinter mir. ich habe mir deshalb auch überlegt, noch mal in eine klinik zu gehen. nach mehreren gesprächen in der stationären klinik habe ich mich mit meiner ehemaligen therapeutin aus dem krankenhaus für eine tagesklinik entschieden. vorher habe ich schon gespräche in verschiedenen tageskliniken geführt. am montag geht es jetzt los und ich bin sehr froh darüber. endlich passiert wieder etwas. allerdings habe ich auch große ängste, dass ich danach mein leben immer noch nicht in den griff bekomme. aber ich kann immer wieder in eine stationäre behandlung gehen, wenn es nicht klappen sollte. das waren alles lange überlegungen, aber ich wollte einfach nur das beste für mich.
ich merke nur, ein weiter so und nichts tun - und ich neige sehr dazu - geht gar nicht, weil es überhaupt nicht besser wird. gerade durch mein nichtstun ist mein leben eine einzige katastrophe geworden. und vor allem hat noch eine sache sehr zu meinen jetzigen lebensverhältnissen geführt, nämlich mein umgang mit der krankheit. ich habe es vertuscht, mich verstellt, alle - auch freunde - angelogen, damit nur keiner erfährt, wie es mir wirklich um mich steht. seitdem ich mich entschlossen habe, offen mit der krankheit umzugehen, bin ich immer wieder überrascht, wieviel verständnis - auch vom arbeitgeber - mir entgegen gebracht wird. außerdem ist von mir arg eine last von der schulter gefallen. ich muss mich nicht mehr verstellen und nicht mehr lügen.
ich würde dir wirklich raten, mach was, berate dich mit der therapeutin aus der klinik, in der du warst und versuche, offen mit der krankheit umzugehen.
alles gute für dich
antjeIII


Liebe Grüße Antje
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Lichtblick, hallo Antje,

@Lichtblick: wie sieht das bei Dir mit der reduzierten Arbeit aus ? Gehst Du weniger zur Arbeit, oder hast Du einfach weniger Aufgaben ? Und wie hast Du es Deinem Arbeitgeber beigebracht ?
Ich bin nach der Klinik schrittweise wieder eingegliedert worden also erst 4h, dann 6h und dann volle 8h. Ich neige jedoch dazu, wenn ich das Gefühl habe zu langsam zu sein, mehr zu machen und da es mir abends meist besser geht, mache ich da noch etwas. Ich bin mir bewußt, dass es das Burnout-Gefühl noch fördert, aber es ist schwer aus diesem Kreislauf herauszukommen.

@Antje:Mich zu offenbaren, was die Depressionen angeht, da habe ich wahnsinnige Angst davor. Momentan spiele ich allen etwas vor. Eine Bekannte weiss davon (sie hatte mich auch in der Klinik besucht), aber selbst sie lüge ich an und sage das alles schon ok ist.

Als ich schrittweise wieder eingegliedert worden bin, musste ich die Bescheinigung meinem Arbeitgeber vorlegen, wovor ich total panische Angst hatte, weil dort die Klinik draufstand. Demnach wissen sie, dass ich in so einer Klinik war, aber nicht weswegen.
Der Arbeitsmarkt heutzutage ist hart, und ich denke da kann man sich keine Krankheit (und schon gar keine Depression) leisten.

MfG, Steppenwolf
Lichtblick
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Registriert: 10. Jan 2005, 13:29

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Lichtblick »

Hi Steppenwolf,

Ich arbeite weniger als vorher. Ich probiere meine 7 Stunden voll zu bekommen. Klappt nicht immer, aber ich trete mir selbst in den A****.
Ich habe meinem Chef direkt gesagt was mit mir los ist und er hatte dadurch die Chance die Arbeit zu verteilen. Dadurch habe ich weniger Aufgaben und weniger Streß und er bekommt sein Projekt geregelt. Ich denke das ist fair.
Im Allgemeinen bin ich auch bei meinen Kollegen auf Verständnis getroffen. Ich habe es jetzt nicht jedem gesagt, aber zumindest denen, mit denen ich direkt arbeite. Ich möchte nicht, daß sie denken ich wäre faul, sondern das es teil meiner Krankheit ist.

Es tut gut mit Leuten darüber zu sprechen, man kann es zwar nicht mit jedem, aber es ist einfach erleichternd. Vielleicht fängst Du mit Deiner Bekannten an. Es gibt nichts, wofür Du Dich schämen müsstest.

Mal eine Frage an Dich: wie bekommst Du Dich dazu auf der Arbeit durchzuhalten? Hast Du irgendwelche Tips? Ich kann mich so schwer motivieren und habe das Gefühl hier nur die Stunden abzusitzen und mich ab und zu mal zu etwas zu zwingen. Wie motivierst Du Dich?

Liebe Grüße,
Lichtblick
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Lichtblick,

ich finde es ziemlich erstaunlich, dass Du soviel Verständnis bekommst ... ich hab eben immer Angst unten durch zu sein und im beruflichen Aus zu stehen, wenn ich es sagen würde.

Wie ich mich motiviere ? Na ja, so richtig von Motivation kann ich nicht sprechen. 2 mal hab ich schon angerufen und einfach gesagt ich bin krank, manchmal komm ich zu spät, weil ich nicht rauskam früh. Versuche mich zu jeder Tätigkeit zu zwingen und dran zu bleiben. Ich hatte die letzten Tage sehr wenig zu tun (für mich war es aber trotzdem anstrengend und kam mir wie ein Berg vor) - und heute hab ich es soweit hochgeladen - Deadline war aber Dienstag Mittag gewesen. Macht mich ziemlcih fertig, sowas - v.a. wenn man weiss dass es zeitlich schon letzte Woche hätte fertig sein können. Heute habe ich es so gemacht, dass ich die Aufgaben in kleine Teilbereiche aufgegliedert habe und nach jedem Bereich hab ich ne Pause gemacht (erlaubt vermutlich kein Chef, aber meiner war gott sei Dank nicht da) ... aber was anderes fällt mir nicht ein. Finde diese Strategie geht auch nur wirklich, wenn man sehr wenig zu tun hat.
Wie machst Du das ? Darf ich fragen, was genau Du machst ?

Viele Grüße,
Steppenwolf
Lichtblick
Beiträge: 13
Registriert: 10. Jan 2005, 13:29

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Lichtblick »

Hi Steppenwolf,

In meinem Fall war es gut, daß ich es meinem Arbeitgeber gesagt habe. Ich meine er sieht ja auch, daß ich weniger arbeite und eine ehrliche Erklärung ist besser als irgendwas Erfundenes. Vor allem alle anderen Krankheiten, die man vorschieben könnte, sind meist nicht so langwierig wie eine Depression.
Ich hoffe auch, daß es mit der Zeit besser wird, ich weiß nicht, wie viel Verständnis ich in Zukunft bekommen werde. Aber solang ich meine 7 Stunden am Tag mache, kann mir keiner etwas vorwerfen.

Ich arbeite im IT-Bereich und wir machen Projekte zur Einführung und Erweiterung von SAP Modulen im eigenen Betrieb.
Ich habe auch schon gemerkt, daß wenn ich kleine Teilerfolge habe, es das nächste Mal leichter geht. Deshalb finde ich das Einteilen der Arbeit in kleine Schritte wie Du es sagst ein guter Tip. Und eine Belohnung dafür hole ich mir auch, geh halt dann mal eine rauchen.

Mir fällt auch alles schwer und ich weiß auch, daß ich schon viel mehr hätte machen können. Zum Glück habe ich Gleitzeit und kann fast arbeiten wann ich möchte. Trotzdem muss ich mich immer wieder selbst treten um nicht nach Hause zu gehen. Dann wäre ich wahrscheinlich selbst von mir enttäuscht und hätte noch mehr Angst vor dem nächsten Tag weil ich dann noch mehr Arbeit hätte.
Ich glaube Einteilung ist ganz wichtig. Und deren Einhaltung auch.

Wie empfindest Du dann Deinen Feierabend? Machst Du was mit Freunden oder gehst Du nach Hause? Hast Du Spaß mit Freunden? Fällt Dir daheim die Decke auf den Kopf?

Ich brauche immer eine Anlaufzeit wenn ich mit Freunden unterwegs bin. Manchmal macht es auch überhaupt keinen Spaß und ich fühle mich noch schlechter.
Allein daheim kommen mir immer die Gedanken, was ich noch alles tun muß. Und dann meistens doch nicht tue. Das ist so ein Teufelskreislauf...

Ich weiß nicht, was der richtige Ansatz ist. Soll man sich zu Sachen zwingen? Um sich vorzugaukeln man hätte ein normales Leben? Oder sollte man wirklich Abstriche machen und Sachen liegen lassen? Fühlt man sich dann nicht noch schlechter? Ich hatte erst eine Sitzung beim Psychologen, also weiß ich noch nicht was richtig wäre. Hast Du einen Tip?

Liebe Grüße,
Lichtblick
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Lichtblick,

ich kann Dich so gut verstehen. Ich zwinge mich zu allem soweit es geht. Dabei hat die Arbeit immer Priorität. So hab ich Phasen, in denen ich nur was für die Arbeit mache, ansonsten geht irgendwie alles den Bach runter.

In meiner Freizeit mache ich noch Sport, zu dem ich mich stellenweise auch zwinge - und des öfteren kann ich mich auch gar nicht aufraffen, obwohl Bewegung irgendwie gut tut. Nach dem Sport geht es mir meist auch etwas besser, es hält nur nicht so lange an.

Ansonsten hab ich wohl nicht viel Freizeit und auch kaum Freunde, so dass sich das mit dem Weggehen erübrigt. Wie Du auch schon erzählt hast, hab ich immer im Kopf, was ich alles machen müßte und wie wenig ich auf Arbeit geschafft habe. Da es Abends meist etwas besser geht, fange ich nach Feierabend noch an, was für Arbeit zu tun (schon zwanghaft) - wie ein Hamster im Laufrad (oder wie meine Ärztin meinte: Vollgas im Leerlauf) ... ich hab immer das Gefühl ich muss die verlorene Zeit aufholen. Dabei bin ich mir bewusst, dass ich das Burnout damit nur fördere.

Ob man sich nun zwingen soll oder einfach Sachen liegen lassen, weiss ich auch nicht genau, was hilfreich ist. Ich würde manchmal lieber alles liegen lassen und loslassen.

Ich finde es gut, dass Du trotzdem versuchst mit Deinen Freunden etwas zu machen. Vielleicht macht es auch irgendwann wieder Spass.

Ich wünsch Dir alles Gute.

Viele Grüße, steppenwolf
Cjusa
Beiträge: 14
Registriert: 16. Jan 2005, 18:19

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Cjusa »

Hallo ! Das ist genau die Frage die ich mir schon seit Monaten stelle .Ich war das letzte Jahr komplett krank geschrieben wegen meiner Depression.Vom Typ war ich ein Workerholic.Jetzt bin ich wieder voll am Arbeiten ,kriege meinen Akku aber nur noch halb voll und er ist nach kurzer Zeit wieder leer.Ich merke das ich mit Druck und Stress überhaupt nicht mehr umgehen kann ,und den habe ich genug .Ich arbeite in der Pflege seit 18 Jahren.Ich weiß das ich genau wieder dahin steuer wo ich war in den totalen Sumpf -ich weiß aber nicht was ich machen soll??? Ich habe Angst vor der Zukunft und seinen Job kann man heute nicht so einfach aufgeben Gruß Cjusa
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Cjusa,

ja, so gehts mir auch - die Batterien sind nicht mehr aufladbar. Aber was tut man dagegen ? Wie kämpst Du dagegen an ?

Viele Grüße,
steppenwolf
Cjusa
Beiträge: 14
Registriert: 16. Jan 2005, 18:19

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von Cjusa »

Hallo Steppenwolf!Das ist eine gute Frage .Ich kann es Dir eigentlich nur so beantworten .Das ich wieder total über meine Grenzen gehe ,mich total verloren habe .Die Ziele die ich in der Therapie mir vorgenommen habe z.B Ruhiger und Gelassener zu werden in der Realität nicht klappen.Meine Therapeutin sagt das es nicht mehr lange dauert und ich wieder total fertig sein werde .Ich komm aus der Trettmühle nicht raus .Meine Fehler kenn ich genau z.B zu hohes Verantwortungsgefühl ,Angst zu versagen ,Fehler zu machen u.sw.Ist doch echt irre ,die Fehler kennt man aber man ist nicht in der Lage daraus zu lernen ,sondern man verfällt immer wieder in diese Muster .Das macht mich echt alle und ich kriege echt Wut auf mich .Tja ich konnte Dir leider nicht helfen Steppenwolf Gruß Cjusa
steppenwolf1

Re: Job an den Nagel hängen ?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo,

ich muss das jetzt einfach mal loswerden. Jetzt wurde mir auf Arbeit gesagt, dass ich zu unkozentriert und langsam bin. Kreativ und fantasielos bin ich auch, so dass ich denke, komplett ungeeignet zu sein.
Dieses kurze Gespräch mit meinem Vorgesetzten hat mich schon wieder völlig aus der Bahn geworfen. Als er mir das sagte, war ich äußerlich ganz ruhig, fing nur an zu Zittern, was er aber nicht mitbekommen hat. Als ich nach Hause kam, hatte ich erstmal ne Stunde Heulanfälle ... ich will nicht mehr ... ich weiss ich bin zu langsam, dabei kämpfe ich so. Bin so ausgebrannt - brauch ne Auszeit. Was soll ich bloß tun ??

eine niedergeschlagene steppenwölfin
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