Überfordert

[Britta]

Hallo,

wir fliegen im Februar für zwei Wochen in die Sonne, hat sich recht kurzfristig ergeben. Das ist ja eigentlich auch ganz toll. Eigentlich sollte ich gutgelaunt meine Listen schreiben, was ich alles noch erledigen will, was alles einzupacken ist und so weiter.

Stattdessen kann ich in manchen Momenten kaum atmen vor Angst, "es" (die Vorbereitungen) nicht zu schaffen. Es zieht mich regelrecht zu Boden. Nicht immer. Meist kann ich den Alltag hier schon hinkriegen. Aber wie gesagt in manchen Momenten ... Vor allem Morgens.

Ich frage mich dauernd: Warum kann ich mich nicht freuen? Es ist doch super, zwei Wochen Ferien. Warum steigt zunehmend Angst auf? Warum schaffe ich das wieder nicht?

Verwirrte Grüße, Britta

[Sternenhimmel]

Hallo Britta!

Die Gefühle der Überforderung bei Urlaub und so kenne ich nur zu gut! Ich kann Dir logischerweise nicht sagen, ob das bei Dir auch so ist, aber vielleicht kannst Du mit meinen Gefühlen dazu etwas anfangen?
Urlaub: Auch wenn ich mal selbst auf die Idee komme einen Urlaub zu planen, darauf freuen tue ich mich nur wenig. Urlaub bedeutet Streß pur! All die Vorbereitungen: Hat man an alles Gedacht; Fahrkarten bestellt, fehlende Klamotten gekauft...? Ein Haufen an riesigen (eigentlich ja zu bewältigen) Anforderungen stürmen da auf einem zu. Und am Urlaubsort selber ist dann von Entspannung auch nicht zu spüren! Mosernde Eltern, weil man dann mal ausschläft; Tage müssen ja auch irgendwie sinnvoll verplant werden; Museen besucht, Sonnenschrim am richtigen (!!) Ort aufgestellt werden... möglichst, schon aus Geldfragen, einen super gelohnten Urlaub daraus zu machen. Auch wenn man sich dann einredet: Entspann Dich doch! Hast doch Urlaub!
Mit all den Gedanken einen möglichst reibungslos ablaufenden Urlaub (wohl realistisch betrachtet unmöglich) zu haben, führen bei mir zur ständigen Überforderung. Muss ja eigentlich nicht sein! Raus komm ich da aber nur schwer! Zu dem ganzen Chaos kommen da noch Gedanken wie: Hab ich das richtige Strandoutfit? Werde ich nun allen gerecht?... .
Man kennst SEINE Urlaube ja schon. Weis ja wie man sich dann fühlt. Vielleicht spielt da ja auch ein bisschen ERwartungshaltung mit. Ist schon möglich! Und ich weiß ja, dass mir diese Überforderungen eigentlich nicht gut tun. Das ich mich die meiste Zeit im Urlaub nur schlecht fühle! Kein Wunder dass dann, um dieses schlechte Gefühl zu vermeiden, schon vor dem Urlaub Angst aufkommt. Die Angst will ja einem nur schützen, vor etwas, was einem in irgendeiner weise nicht gut tut. Da rauszukommen ist schwierig für mich! Es läuft ja nicht nur vor Urlauben so ab! Der Alltag ist vollgespickt von solchen Sachen, so dass wirkliche Freude oder Entspannung nur schwer aufkommen kann. Aber: DIE HOFFNUNG VERSCHWINDET ZULETZT! Und so fahre ich trotz allem in Urlaub, mache mir diesen Streß; für ein paar Glücksmomente!!

Vielleicht bringt Dich das in Deinen Gedanken etwas weiter Britta? Aber ich hoffe ich verwirre Dich jetzt nur nicht weiter!!!

Liebe Grüße Daniela

[Dendrit]

Hallo Britta,

in ein paar Info’s habe ich gelesen, dass es für Depressive Umgebungswechsel überhaupt nicht gut tut.

Man hört’s ja auch bei Euch raus: Stress und Druck. Diese Kriterien ziehen mich auch besonders runter. Ich habe bis jetzt das Glück (!?) gehabt, noch nie im Urlaub gewesen zu sein. Die stressigste Zeit ist für mich das alljährliche Familientreffen, das sich 1-2 w hinziehen kann. Lange habe ich daran auch Freude gehabt, aber letzten Dez. war's schon das 3. Jahr, in dem ich nicht mitfuhr. Da es innerhalb der Familie ist, die sich bemühen, mich irgendwie bzw. eine Depression zu verstehen, habe ich weniger Probleme. Wenn natürlich meine Nichte schreibt: „Mann, jetzt biste wieder nich da!“, macht das schon traurig. Aber dann bin ich wieder zu kraftlos, um groß diese Art von Traurigkeit länger zu verspüren.

Ich wünsch Dir, dass Du langsam Deine Liste fertig bekommst. Nicht alles auf einmal, ein paar Sachen, nicht unbedingt am Stück – über den Tag verteilt. Vielleicht hilft’s.

LG, Manuela

[Britta]

Vielen lieben Dank!

Gott sei Dank habe ich noch Zeit. Wenn ich nicht alles auf den letzten Drücker rausschiebe sollte es eigentlich ohne ganz argen Stress klappen. Naja, let´s wait and see.

Vielleicht kommt die Freude ja noch, wenn ich mich etwas mehr daran gewöhnt habe, jetzt in Urlaub zu fahren. Meine Güte, ich schüttele über mich selbst den Kopf. Habe Angst vor in-den-Urlaub-fahren. Dankbar sollte ich sein, überhaupt die Möglichkeit zu haben! Aber ändern kann ich´s auch nicht. Also hoffe ich den Drive aufbauen zu können, mit den Erledigen- und Mitnehm-Listen anzufangen.

Gruß, Britta

[Ele]

Hallo Britta,
auch ich kenne die Angst vor dem Urlaub. Wo andere entspannt und freudig erregt ihre Koffer packen bin ich hektisch, nervös, mies gelaunt, gestresst etc. ...aber ich habe es nie bereut. Gerade die Sonne hat mir immer so gut getan, dass ich den Stress im Vorfeld vergessen habe. Denk dran, dass Du, wenn Du Dich am Urlaubsort nicht stressen läßt, sondern das tust, was Dir Freude macht, zwei wunderschöne Wochen vor Dir hast (Neid!!). Ich bin seit 2 Jahren alleinerziehend und war seither nicht mehr im Urlaub (alleine mit den Kids würde ich mir das auch gar nicht trauen ) und ich vermisse besonders das Meer.
Du schaffst das und wenn Du dort bist kannst Du es sicherlich auch genießen.
Gruß
Ele
...und bring ein bisschen Wärme mit.

[emriye]

Hi Britta,
"warum kann ich mich nicht freuen??"...hhm, dieser Selbstvorwurf klingelt in meinen Ohren, denen das nur allzu bekannt ist, aus Zeiten der Depression!!!
Nimm dir, so gut es geht, den Druck raus, dich "freuen zu müssen", alles perfekt vorzubereiten, super aktiv sein in diesem Urlaub...usw. Klar, ist es toll in Urlaub zu fahren, aber in der Depression ist das eine Überforderung. Und wenn dann das strenge Gewissen noch schimpft, " jetzt freu dich doch endlich mal, Urlaub ist schön!!" - wird alles noch schlimmer.

Sich nicht freuen zu können ist ja ein quälendes Symptom der Depression. Wenn du jetzt einen gebrochenen Arm hättest, würdest du dir bestimmt auch keinen Vorwurf machen, wenn du mit der rechten Hand nicht mehr richtig schreiben könntest,oder??

Geh alles so reläxt wie möglich an... es muß nicht immer alles perfekt sein. Und gestehe dir zu, dich nicht so freuen zu können. Wenn der Druck raus ist, kommt das Gefühl vielleicht von selbst.
Dir liebe Grüße
emriye

[Micaela]

Hallo Britta

Ich hatte auch 5 Jahre lang Depressionen. Wir sind auch jedes Jahr in den Urlaub gefahren, obwohl ich auch keine Freude daran hatte. Mein Mann meinte aber es wäre trotzdem besser, da sei ich ein wenig abgelenkt. Aber ich muss Dir sagen, das Koffer packen, war schon das allergrößte Problem für mich. Ich wusste nicht was ich für die Kinder einpacken sollte. Dann habe ich einfach einen ganzen Stapel T-Shirts aus dem Schrank genommen und hab es in den Koffer gepackt. Hauptsache irgendetwas ist drin dachte ich mir. So ein Horror hatte ich noch nie erlebt vorher. Ich dachte das gibt es doch nicht jetzt kannst Du nicht einmal mehr Koffer packen. Aber bei einer Depression ist das leider so. Ich konnte überhaupt nicht denken. Aber das vergeht alles wieder sobald die Depressionen wieder weg sind. Ich würde Dir raten, mach es so gut du kannst. Hauptsache Du bist im Urlaub ein wenig abgelenkt. Die Depression ist dann zwar auch nicht weg, und Freude hat man auch nicht viel, aber es tut trotzdem gut. Ich wünsche Dir, daß Du es schaffst. Mach einfach alles langsamer.

Andrea

[Britta]

Mensch bin ich froh, das ich nicht die einzige bin!!!

Koffer packen ist schwer!!! Deshalb brauche ich die Listen. Mein Mann packt seinen Koffer immer kurz vor knapp, aber dafür in aller Ruhe. Ich denke immer, daß ich das auch können sollte. Wenn ich aber nicht die einzige bin, die damit Probleme hat, dann bleibe ich "in aller Ruhe" bei den Listen.

Daran, daß ich mich gar nicht freuen müssen muß, habe ich noch gar nicht gedacht. Aber es stimmt. Wieso muß ich eigentlich? Ich muß nicht.

Seufzend grüßt Britta

P.S. Für alle bringe ich eine Riesenportion Sonne mit. Mit Sahne.