Leben im Labyrint!

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Munder
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Leben im Labyrint!

Beitrag von Munder »

Munder
Beiträge: 86
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Re: Leben im Labyrint!

Beitrag von Munder »

Ich habe heute diese Seite endeckt; und möchte nun fragen ob jemand dieses Buch kennt. Mir vielleicht zu diesem Verfahren etwas sagen kann bzw. sich dafür interessiert. Ich mußte vor wenigen Tagen (mit Absprache der Ärzte) alle Medis. wieder absetzen.
Gruß
Marga
http://www.manisch-depressiv.de/buch.php
albert
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Re: Leben im Labyrint!

Beitrag von albert »

Hallo Marga,

willkommen im Forum.
ich kenne das Buch und ich hatte über einige Zeit auch Austausch mit dem Autor, eine sehr umstrittene Person. W. B. gehört zu einer Reihe von Sektengründern, so meine persönliche Meinung. Es ist unbestritten, dass in seinem Buch einige gute Ansätze enthalten sind, so der Versuch mit Sport und körperlichem Einsatz sowie über das Verhalten gegen die Manie zu arbeiten. Nur geht er zu weit, wenn er unterstellt, dass seine Methode für alle Betroffene wirksam sei. Außerdem versprach er in seinem Forum, dass er 100 %-ig wisse, nicht mehr manisch zu werden und hatte dann doch wenig später wieder einen manischen Schub.
Er kennt nur für oder wieder, ist ein absoluter Gegner von Medis und hält die Medikamentenfrage hoch zum Glaubenskrieg.
Darum habe ich sein Forum verlassen, bin selber bipolar II.

Bist du bipolar? Willst du uns etwas mehr erzählen über dich?

Herzlichen Gruß von
Albert
Munder
Beiträge: 86
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Re: Leben im Labyrint!

Beitrag von Munder »

Hallo Albert!
Ich danke dir für deine Antwort.
Ich habe ehrlich gesagt, dass was du geschrieben hast auch ein bischen vermutet.
Ich leide unter einer endogenen Depression mit einer dysphorische Manie.
Leider vertrage ich längerfristig keine Medikamente. Zur Zeit bin ich mal wieder ohne Medikamente.
Ich habe mir nun mal wieder fest vorgenommen mich mehr sportlich zu betätigen und zu entspannen. Wie gehst du mit der Krankheit denn um?

Liebe Grüße
Marga
albert
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Re: Leben im Labyrint!

Beitrag von albert »

Hallo Marga,
die Frage nach dem Umgang mit endogenen Depressionen ohne Medis ist in meinen Augen so ziemlich die schwierigste Frage, die ich kenne. Ich kann dabei nur für mich sprechen und über meine eigenen Erfahrungen. Hier wiederhole ich einen Beitrag, den ich vor kurzem an anderer Stelle im Forum geschrieben habe. Weil ich die Depression bei mir nicht losgelöst von anderen Problemen sehen kann.

Bipolar II, also rauf und runter schwankend mit Schwerpunkt auf Depressionen, dazu gleiches was du als Thema oben erwähnt hast. Eigentlich sind diese Zusatzthemen bei den Moderatoren nicht gern gesehen. Aber ich finde aus meiner eigenen Erfahrung, dass die Aufarbeitung dieser Bereiche, wie Verfolgungsängste und seelische Verletzungen in der Kindheit und auch heute sehr zentrale Probleme sind für mich. Die erfolgreiche Bearbeitung war eine der Voraussetzungen dafür, dass ich heute stabil bin seit drei Jahren. Nicht zu vergessen auch gute Entspannungstechniken, wenn es kritisch ist: Traumreisen, ausreichend Schlaf, viel an frische Luft, mich bewegen in schwierigem Gelände, um körperlich müde zu werden und zu Hause Bastelarbeiten als Ablenkung (Fliegenbinden).
Trotzdem ich in diesen drei Jahren eine Menge Stress also auslösende Situationen für neue Depri-Schübe erlebt habe.
Wenn diese Situationen da sind, kann ich nicht einfach reagieren, aber ich habe inzwischen Wege gefunden, dass ich daran arbeiten kann und finde auch brauchbare Lösungen. Geholfen haben mir auch eine Gesprächstherapie, Traumatherapie und zuletzt eine Familientherapie, so als Abschluss am Beziehungsproblem. Wenn heute ein neuer Depri-Schub kommt, gehe ich in die Traumreise, sehe mir meine Häuser an und jenes, das beschädigt ist, wird sofort repariert. Das hilft mir.
Das Ganze seit der ersten heftigen Depression, die Schübe später und die verschiedenen Therapien haben sich über 15 Jahre hingezogen.
Also, ich denke, dass der Stein der Weisen oder das Wasser des Lebens morgen gleich für eine besseres Leben nicht zu finden ist; sondern das war eine harte jahrelange Arbeit und nicht zu vergessen auch viel Glück bei der Auswahl der Therapeuten. Ohne die gleiche Wellenlänge geht nichts.
Eine Mehrfachdiagnose löst bei Ärzten und Therapeuten bestimmt kein Entzücken aus, weil sie das Problem noch schwieriger macht als es ohnehin schon ist. Jeder, den ich als Betroffenen kenne, ist nach mehr oder weniger langer Zeit auf Medis eingschwenkt und erzählt mir als Kontrast dazu von den heruntergekommenen Gestalten, welche ihre Medis ohne Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt abgesetzt haben. Ein Rentner mag sich das leisten können. Aber ich will noch einige Jahre mehr in meinem Beruf stehen. Drei Jahre Stabilität ist noch nicht viel. Ich habe so ein komisches Gefühl, das ich mir selber nicht ganz traue. Deshalb habe ich vor zwei Monaten mit dem Führen einer Life-chart angefangen. Denn dem Zufall will ich nichts überlassen.
Auf der anderen Seite bin ich nach der Schilderung meiner Krankheit schon gefragt worden, ob das nicht eher eine Dysthymie sei. Aber wenn ich mir angucke, wie die Menschen bei einem Wechsel von einem Arzt zum anderen jeweils eine neue Diagnose erhalten, finde ich, dass die Diagnose eher zweitrangig ist, wohl wichtig wegen der Abrechnung mit der Krankenkasse. Zuallererst muss stehen, was mir hilft, mein Befinden und meine Arbeitsfähigkeit zu verbessern.
Über diese Jahre habe ich mir ein Umfeld aufgebaut, so fünf bis sechs Freundeskreise, unabhängig voneinander. Enttäuschungen waren auch dabei, habe es verschmerzen können und mich von solchen Menschen getrennt, die meine Hilfsbereitschaft ausnutzen wollten.
Auf Dauer geblieben sind mir gute Menschen, mit denen ich mich austausche auf Gegenseitigkeit und die teils auch therapeutische Wirkungen auf mich haben.
Herzlichen Gruß
Albert
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