step by step - den eigenen Weg finden

häslein
Beiträge: 84
Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Hallo,

ja, heute geht es wieder, obwohl die Nacht mal wieder kurz war, und wie so oft von dem immerwiederkehrenden Traumthema begleitet. Ich habe mich also heute morgen aus dem Bett gekämpft, nachdem sich auch mein Halswirbel wieder in eine richtige Position geruckelt hat (stöhn), und eine neue Woche angefangen. Außerdem sind meine Hormone auch wieder im Lot, so dass dieses monatl. wiederkehrende Thema auch mal wieder erledigt ist. Es bleibt einem aber auch nichts erspart!

Aber was erzähle ich eigentlich? Ich hab es gestern doch tatsächlich fertiggebracht, und zwei Mega-Super-Stollen gebacken. Also hab ich mir mal versöhnlich auf die Schulter geklopft und gesagt: "Na, haste ja doch noch ein schönes Sonntags-Erlebnis" gehabt.... Wie heißt es doch: es gibt schließlich viele Gründe, stolz auf sich zu sein (eigentlich bin ich richtig gut...)

Ja, Susan, es ist immer (noch) die alte Geschichte. Kaum bekomme ich momentan ein Angebot, meine Freizeit mit anderen zu gestalten, schiebt sich ein riesen Berg vor mich. Und dann ringe ich innerlich mit der Entscheidung: schaffe ich es oder nicht, sage ich dann vorher ab oder nicht, warte ich bis zuletzt oder sage ich gleich ab, wird es mir besser oder bleibt es so... sind die anderen dann enttäuscht von mir... und so mache ich mich regelmäßig selbst zum Apfelbäumchen. Soviel auch zum Thema alte Gefühle. Eine schlimme Falle. Kann mir mal jemand erklären, warum man das nicht umsetzen kann, obwohl das Hirn es bereits deutlich verstanden hat? Ich krieg noch ’nen Föhn! Ich brauch wohl noch Zeit.

Nochmal zum Anfang zurück. Kennt ihr das eigentlich, dass bestimmte inhaltliche Themen ständig in Träumen abgearbeitet werden, d.h. der Inhalt ist der gleiche, nur die Spiel/Traumsituation variieren? Bei mir gibt es 3 Themen, die regelmäßig wiederkehren, und es sind leider keine erholsamen Träume...

Susan, was macht die Homöopathie? Bei mir null Ergebnisse. Wie gesagt, die Nächte sind immer noch schlecht, und der Rest... ohne Worte. Ich habe mir eine Hörbuch-CD gekauft, und lasse mich immer in den Schlaf lullen, eine Fantasy-Geschichte für Kinder (lacht bloß nicht!). Ein paar Mal hat es wenigstens funktioniert.

Von der letzten Therapiestunde habe ich fast nichts mehr in Erinnerung. Dabei sollte ich mir bis morgen einfallen lassen, was ich tun kann, um wieder ein einigermaßen akzeptables soziales Leben zu führen. Vielleicht noch mal zur Welt kommen? Nee, Scherz beiseite, ich bin zu abgekämpft, um das heute noch zu Papier zu bringen. Ich glaube, ich sage ihr das morgen auch, dass meine letzte Woche der Horror war, und alles von diesem riesigen Weltschmerz überdeckt war.

Annette, das mit der Massage hört sich gut an, kannst du es genießen? Auf meiner langen Liste ist das auch ein Punkt, den ich mal wieder angehen will, aber ganz oben stehen noch so viele Pflichtprogramme, was ärztl. Vorsorge-Untersuchungen betrifft, ich sehe vor lauter Bäumen schon keinen Wald mehr. Vielleicht ist es ganz gut, dass du dort sozusagen an vielen "Baustellen" gleichzeitig arbeiten kannst. Vielleicht sollte mir das zu denken geben.

Ich wünsche Euch noch einen entspannten Abend.
Grüße, Martina.
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Bellasus »

Hallo ihr Lieben,

nach ein paar guten Tagen hat mich der Katzenjammer heute wieder eingeholt, darum mußte ich jetzt mal hier hereinschauen.

@Susan, schön, dass du was deine Eltern angeht ein gutes Gefühl hast, und dass dir das Seminar etwas geben konnte. Ich habe mal Aufstellungen als Einzelsitzungen gemacht (mit Papierblättern als Platzhalter) und war überrascht über die intensiven Gefühle. Wenn die Anleitung nicht wirklich gut ist, kann einen das auch ganz schön belasten.
Mich beschäftigt das, was du an Martina schreibst: Auf den Körper hören lernen. Da bin ich ja auch dabei, und ich spüre inzwischen ganz gut meine Bedürfnisse. Aber heute hieß es in der Ergotherapie, dass wir auf den Weihnachtsmarkt gehen, und sofort war bei mir die Angst da vor Menschenmassen, Enge, Unruhe, Lärm, Reizüberflutung. Gesagt habe ich nichts, habe beschlossen auszuprobieren ob es vielleicht doch nicht so schlimm wird. Ich will mich nicht von solchen Ängsten bestimmen lassen!!! Aber letztendlich bin ich nach 10 min geflüchtet mit Wackelpuddingbeinen, Scheiße! Nun die Frage, warum ist mein Körper der Meinung, Weihnachtsmarkt ist nicht gut für mich? Früher mochte ich dort immer gerne hingehen. OK, momentan ist es vielleicht einfach zu viel, und Panikattacken zeigen einem ja auch, dass etwas nicht stimmt, wobei der Ort, an dem sie auftreten, ja gar nichts mit dem tiefsitzenden Problem zu tun haben muß.
Danke für die Anregung, Susan

@Martina, na klar, Massagen kann ich immer genießen, einfach schon die Tatsache, dass jemand sich nur um mich kümmert. Mit diesen Verspannungen lebe ich schon ewig, ich dachte immer das ist normal... Dieses Beschäftigen mit sich selbst "an vielen Baustellen", in Gesprächen, Kunst-, Bewegungs-, Ergotherapie ist wie ein Puzzle, es kommen einem immer wieder neue Erkenntnisse, Themen tauchen immer wieder auf, aber aus unterschiedlichen Blickwinkeln - es ist megaanstrengend, ich träume viel davon, und ich habe vielleicht eine etwas lange Leitung, aber ich habe das Gefühl, es geht unendlich langsam vorwärts - langsamer als es von mir erwartet wird.

Sorry, so umfangreich wollte ich mich gar nicht auslassen, aber ich glaube einfach nicht, dass ich Mitte Januar viel stabiler bin als jetzt, so wackelig ist alles. Sch... eigentlich gehört das jetzt unter Krisen, darum höre ich jetzt auf.

Minischrittchen für Minischrittchen und immer wieder ein Schritt ins Leere... Irgendwie kommen wir ans Ziel!

Liebste Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Martina, liebe Annette, liebe Mitleser,

@martina - erst mal Glückwunsch zu den beiden Stollen Das ist in der Tat eine Riesenleistung, jedenfalls empfinde ich das für mich so. Komme an Backen und Kochen nur mit enormer Überwindung ran, sind wohl eher kleine Schrittchen, die ich gehe. Als die Kinder klein waren, habe ich jedes Jahr in der Adventzeit Plätzchen gebacken, diese mit in den Kindergarten gegeben oder sie in gemütlicher Runde zu Hause verzehrt. Was ist davon geblieben? Nicht viel, die Kinder sind erwachsen und sicher, sie würden sich auch heute noch über selbstgebackene Plätzchen freuen. Was fehlt, ist die Freude an der Sache an sich. Ich tu's einfach nicht, nicht für mich und auch nicht für andere. So geht es mir mit vielen, ich sehe den Sinn nicht mehr und deshalb lasse ich es gleich. Etwas traurig stimmt es mich schon, weil ich mich gern an die Zeiten erinnere, als das noch anders war. Ein Bummel quer über den Weihnachtsmarkt, mit Glühwein und gebrannten Mandeln - lang, lang ist's her.Ich wünsche mir oft die alten Zeiten zurück und doch möchte ich nicht sein wie damals, denn heute sind mir andere Dinge wichtig, und ich möchte keinen Schritt zurück. Das klingt widersprüchlich und in der Tat, es ist auch so, eine Sehnsucht nach dem, was war und ein Gefühl, dass da noch mehr ist, eine Neugier auf Ungekanntes, was noch machbar ist.

In mir dieser kleinen Funken Lebensenergie, mit dem ich achtsam umgehen muss, damit er nicht erlischt. Ich hoffe, dass er immer wieder Nahrung bekommt, das er auch wachsen kann. Manchmal sind meine Zweifel, dass es ihn gibt, stärker als die Kraft, die mich vorwärts treibt und ich habe Mühe, ihn zu spüren und ihn am Leben zu erhalten. Es gibt auch Zeiten, da ist er da und ich bin mir sicher, dass das auch so bleibt. Ich versuche diese Momente bewußt zu erleben, um stark zu sein in "schlechten" Zeiten, um mich dann zu erinnern, dass ich in der Lage bin, Lebendigkeit zu fühlen.

Jeder neue Tag ist eine Herausfordung - immer wieder schauen, was möglich ist und was nicht. Immer wieder die Kräfte so einteilen, dass Weitergehen spürbar bleibt. Therapie strengt mich zur Zeit sehr an. Ich merke immer wieder, dass ich mit der Vergangenheit noch nicht abgeschlossen habe, dass Gefühle da sind, die heute nicht mehr da sein müssten. Mein Kopf weiß, dass Leben nur im Jetzt möglich ist, dass Vergangheit hinter mir liegt und das Morgen erst sein wird. Aber die Ängste von gestern und die Unsicherheit von morgen sind da, wohin damit? Bin ich unfähig, das alles auseinanderzuhalten? Warum gelingt es nicht, das JETZT wahrzunehmen und mit dem zu leben, was ist?

Du fragst nach der Homöopathie...da habe ich ein gutes Gefühl. Ich habe ein neues Mittel bekommen, das mir sehr gut tut. Ich nehme es nur bei Bedarf, das heißt für mich, wenn ich mich total energielos fühle. Es hilft mir, mich wieder etwas besser zu fühlen, verschafft mir nötige Distanz für den Augenblick und macht ein Weitergehen möglich. Sicher spielen auch die dort stattfindenden Gespräche eine Rolle, ich fühle mich verstanden und der Glaube an diese Art der Behandlung ist schon die halbe Heilung Schade, dass es dir so wenig hilft zur Zeit.

Wie lief die letzte Therapiestunde für dich? Gab es neue Erkenntnisse, Möglichkeiten oder Sichtweisen, die dir helfen könnten auf deinem Weg?

Das mit der Fantansygeschichte ist doch SUPER! Ich höre sehr gern die Tabalugageschichten von P.Maffay. Ich denke auch nicht, dass sie nur für Kinder geschrieben wurden

@Annette
ich glaube auch nicht, dass die Ängste etwas mit dem Weihnachtsmarkt an sich zu tun haben. Die Therapien in der Tagesklinik, der Tagesablauf dort, fordern einiges an Kraft von dir, kann es nicht sein, dass es dir einfach zuviel ist, an solchen Aktivitäten teilzunehmen? Dein Körper fordert evtl eine Pause und ein Innehalten. Ich sehe es jedenfalls für mich oft so, dass ich mir zuviel zumute und mein Körper mir zu verstehen gibt, dass es ihm zuviel ist und dass ich kürzer treten sollte bzw. dass es nicht das richtige Tempo war, anhalten, innehalten, ausruhen, das alles kann helfen, zufriedener zu sein und angstfreier durch's Leben zu gehen. Es ist immer wieder ein Ausloten und Neu-hin-schauen, was hilfreich ist und was eher schadet. Manchmal ist es "nur" nötig, den Dingen eine andere Wertigkeit zu geben, dann steht nicht mehr ein MUSS davor, sondern ein KANN

Ich habe im anderen thread gelesen, dass dein Aufenthalt in der Tagesklinik im Januar enden soll. Natürlich wäre es schön, wenn man dir die nötige Zeit liesse, die du brauchst, um dich stabil und sicher zu fühlen. Aber wenn dies nicht möglich ist, dann bleibt dir immerhin noch, die restliche Zeit so zu gestalten, dass sie für dich am effektivsten ist. Z.B. könnte der Schwerpunkt in der Therapie auf dem "danach" liegen, es könnten Schritte und Möglichkeiten erarbeitet werden, die für dich hilfreich sind, wenn du wieder auf dich allein gestellt bist. Es gibt in einigen Tageskliniken auch die Möglichkeit, weiterhin Kontakt (bei Bedarf) zum Arzt/Therapeut zu haben. Erkundige, was in der Tagesklinik machbar und möglich ist, damit du dich auch danach sicherer fühlst. Alles Gute für die Zeit, die du noch da bist!

Ich wünsche allen ein erholsames, stressfreies und wohltuendes Wochenende sowie einen friedlichen 2. Advent!

Freue mich, wieder von euch zu lesen
bis denne
Susan


häslein
Beiträge: 84
Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Liebe Susan, liebe Anette, und alle natürlich, die die vielen Schritte mitverfolgen...

ich habe etwas Zeit gebraucht, um wieder hereinzuschauen. Letzte Woche ist eine Besserung eingetreten... Ja, ich empfinde es so. Es gibt ein kleines Flämmchen Hoffnung, dass die Therapie mir neue Anstösse gibt, nicht überwältigend, und ich weiss auch nicht, wie lange es anhält, aber jeder Tag, der keine lähmende Schwere und Angst mit sich bringt, ist ein gewonnener Tag!

@Annette: Liebe Annette, das mit der Reizüberflutung kenne ich auch, gerade mal wieder am Wochenende hat es mich erwischt. Am Samstag war ich auf einem Geburtstag, und 9 Leute waren bereits zuviel. Zu später Stunde ging es dann etwas besser, obwohl die neuen Hiobsbotschaften aus der Familie mir immer noch weiche Knie und Ohnmachtsgefühle bereiten. Jetzt, wo ich mich etwas abgeschottet habe (meist sehe ich sie nur 1x pro Woche), kommt die geballte Ladung auf mich zu.
Mein Bruder brauchte wieder einen Notarzt wegen Herzproblemen, und ich komme mit den Verlustängsten nicht klar. Es tut weh, daran zu denken, einen geliebten Menschen zu verlieren.

Am Sonntag dann wollte ich zuerst einen Adventskaffee geben, aber ich habe mich anders entschieden und das Kino aufgesucht. Kaum habe ich gesessen, hat mich wieder ein Angstgefühl eingenommen. Ich habe aber durchgehalten, und siehe da: ich konnte es total geniessen. In der Reihe saßen lauter Mädels (der Film war Bridget Jones...), und es gab Gelächter am laufenden Band. Dem konnte ich mich nicht entziehen. Ich war froh, dass ich geblieben bin.

Ich denke, es braucht schon eine lange Zeit, bis man wieder bereit ist, seinem Körper zu vertrauen, und zu erkennen, dass nichts passiert, dass es Panik- oder Angstgefühle sind, die auch wieder vergehen. Ich versuche meist, in der Situation zu bleiben, Ablenkung hilft mir dann am besten. Und ich spule ein Selbstgespräch ab, sage mir, es ist nur eine Reaktion meiner Psyche, die mich wieder austricksen will, und ich verspreche ihr sozusagen eine Belohnung, wenn sie mich in Ruhe lässt für ein Weilchen. Wie gesagt, es klappt nicht immer, aber ich probiere immer wieder.

Das Thema Überforderung habe ich noch nicht so richtig intus. Wann ist es richtig, sich davor zu schützen, und wann wäre es besser, nicht zu kneifen, sonden ein Wagnis einzugehen und vielleicht dadurch zu gewinnen? Es fehlt die Erfahrung, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Klar, Annette, sind es nur Minischritte, die wir gehen, aber so nehmen wir uns doch mit unseren Gefühlen wahr und haben die Chance, den alten Weg zu verlassen. ("Hast du es eilig, so mache einen Umweg." – Zen-Weisheit) Ich wünsche dir ganz viel Kraft für den Januar, die Therapie wirkt bestimmt auch noch eine ganze Zeit nach. Vielleicht kannst du aus dem vielfältigen Angebot, das du zur Zeit in Anspruch nimmst, etwas mitnehmen, z.B. eine Gruppe suchen, die Entspannungs-Angebote bereithält, etwas im künstlerischen Bereich suchen, dass dir Seelenbalsam sein kann. Bestimmt wirst du ein Gerüst aufbauen können, das dir hilft, in der Zeit danach die Sicherheit aus dir selbst heraus zu finden. Das hat mir übrigens meine Therapeutin mitgegeben, als ich sie zuletzt nach einer Notanlaufstelle gefragt habe. Sie meinte, das nicht unterstützen zu können, Ziel der Therapie müsse sein, eigene Kraftquellen zu finden. Ich schaue also, was sich entwickelt, es wird weitergehen.

@Susan: Liebe Susan, du sprichst mir aus der Seele, wenn du die Sehnsucht nach vergangenen Zeiten aufgreifst. Ich spüre oft den Erinnerungen aus Kindertagen nach, als noch so viel Geheimnis in der Weihnachtszeit lag, ein Zauber, der heute oft schwer zu finden ist. Es war anders früher, aber es liegt eben heute an mir, einen anderen Zauber zu finden. Es gibt sie noch, die kleinen Wunder der Weihnachtszeit, da bin ich fest davon überzeugt. Ich habe in diesem Jahr wunderschöne Adventskalender entdeckt und bestellt. Einen für mich, der mir jeden Morgen beim Frühstück Anregungen gibt, Wege nach innen, Wege zu anderen zu finden. Und zwei andere, die ich verschenkt habe, und damit zwei Menschen glücklich gemacht habe. Übrigens: Glück ist etwas, dass du nicht versprühen kannst, ohne selbst etwas davon abzubekommen.
Das macht mich friedlich für dieses Jahr, obwohl soviel von dem, was ich mir vorgenommen habe, nicht geklappt hat.

Die Therapie strengt mich zur Zeit genauso an. Letzte Woche wurde ich mit der Aufgabe entlassen, mir ein Silvester-Programm auszudenken, damit das soziale Leben wieder Einzug hält, außerdem wurde ich darauf hingewisen, dass wir nicht soviele Therapiestunden hätten, es also vorangehen müsse; und dann ist genau das passiert, was mich die ganze Zeit peinigt: die totale Überforderung. "Muß die mir nun auch noch Streß machen" , habe ich gedacht. "Habe ich nicht genug andere Probleme als einen Silvester-Abend zu planen? Sich irgendwo anhängen, wo doch nur Paare zusammen sind – ein Alptraum, nicht gerade das, was mir guttut!" Außerdem konnte ich die Hetze mit den Therapiestunden schon gar nicht ab. Es war die totale Abwehr, und letztendlich war ich richtig wütend, frustriert, verunsichert. Aber es war wohl genau das, was ich gebraucht habe. Es ging mir besser. Und ich habe beschlossen, mich dieses Mal nicht einer Erwartungshaltung zu beugen. Ich habe übrigens heute darüber gesprochen – noch ein Fortschritt, dass ich das so neutral formulieren konnte; na ja, ein bißchen Schiss war schon dabei .

Habe dafür heute ein neues Rätsel mitbekommen: Zurückweisungs-Überlegungen stehen an, ach und noch so einiges andere. Das wird wieder eine Woche werden... genug Stoff für mein Hirn. Auf jeden Fall habe ich erkannt, dass wohl so einiges im Argen liegt, mit dem ich mich versöhnen muss, damit es weitergehen kann. Mancher Gedanke, den ich insgeheim hatte, stellt sich als richtige Spur heraus. Etwas Angst habe ich schon: z.B. davor, Menschen, die mir nahestehen, damit zu verletzen; Liebe zu verlieren, für die ich immer noch so verzweifelt kämpfe; loszulassen von den Enttäuschungen, die Schmerzen bereiten; neue Menschen in mein Leben zu lassen, ohne Angst, wie sie über mich urteilen könnten. Du siehst, ich bin vollauf mit neuen Erkenntnissen und neuen Wegeplänen beschäftigt. Ich weiss noch nicht, wo sie mich hinführen, ich hoffe, letztendlich an einen friedlichen Ort in mir selbst.

Susan, wie wäre es, jeden positiven Tag, jedes schöne Ereignis, jede Sekunde, die du deinen kleinen Funken spürst, festzuhalten. Schreibe sie auf einen kleinen Zettel, und lege sie in eine Schale, und am Ende einer Woche, eines Monats oder Jahres schaust du darauf zurück, spürst den Momenten nach, die dir Kraft gaben. Ich bin sicher, dass am Ende Dankbarkeit für diese Stunden zurückbleibt, von der du wieder neuen Antrieb bekommst. Bei mir sind zwei Zettel dazugekommen: Samstag: köstliche Zimtwaffeln geschenkt bekommen; Sonntag: 1. vielleicht einen neuen Kontakt geknüpft, 2. aus tiefstem Herzen gelacht.

Die Hör-Geschichte habe ich übrigens immer noch nicht zu Ende, ich schlafe wieder besser, und auch besser ein (nicht sehr schmeichelhaft für den Vorleser...aber gut für mich).
Ich gebe dir noch einen Wege-Text sozusagen mit auf den Weg: Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur. (Ralph Waldo Emerson)

Wir hören/lesen bald wieder voneinander...eine gute Woche wünsche ich allen.
Martina.
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan, liebe Martina,

>>>die Ängste von gestern und die Unsicherheit von morgen sind da, wohin damit? Bin ich unfähig, das alles auseinanderzuhalten?<<<
Da triffst du den Nagel auf den Kopf, Susan! Mit der Vergangenheit leben lernen und glauben lernen, dass die Zukunft ganz anders - besser - werden kann: Da sind wir mitten dabei, aber wir sind wohl noch ABC-Schützen?!

Ihr habt wieder ganz zentrale Punkte angesprochen: Überforderung erkennen, Kräfte einteilen, Ängste einschätzen, Fortschritte sehen (die Zettel-Idee finde ich viiieeel schöner als die schönen Erlebnisse in einem Buch zu sammeln).

Anpassung ist auch so ein Thema von mir. Wenn ich mich auf eine Entlassung im Januar einstelle, kann ich gerade nicht auseinanderhalten, ob ich gehorche, mich verleugne und anpasse, oder ob es wirklich gut sein könnte. Wenn ich um etwas kämpfe und es dann bekomme, kann ich es nicht mehr mit gutem Gefühl annehmen - ist das ein Zeichen, das es auch ohne weitere Verlängerung gehen würde? Nach einem Gespräch mit der Stationsärztin wollte sie das Thema Entlassung noch mal im Team besprechen - evtl. doch länger? Auf jeden Fall danke für eure Tips, einiges davon mache ich auf jeden Fall, z.B. ist ambulante Teilnahme an Therapien für 4 Wochen in der Klinik möglich.

Ich würde mich so gerne intensiver mit euch austauschen, aber entweder bin ich vom Tagesklinik-Programm erledigt, oder es geht mir gerade wirklich mal besser, fühle mich entspannt und brauche mal ein Wochenende fast ohne Gedanken an Depri und Therapie (ja, das geht im Moment!).

Ab und zu schau ich hier weiterhin vorbei, erstmal wünsche ich euch eine nicht so stressige Zeit bis Weihnachten (könnte eigentlich auch ausfallen, oder?). Vielleicht könnt ihr ja auch öfter mal zwischendurch eine kleine Therapie-Pause machen, und wenns für die Dauer eines Kino-Besuches ist

viele liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Martina,

du klingst recht optimistisch Und ich denke wie du, dass jeder Tag, ja oft sogar jede "gute" Stunde zählt und es sich lohnt, es abzuspeichern, um sich auch in schlechten Zeiten daran zu erinnern. Wenn sich in der Therapie etwas bewegt, ist es schön, das zu spüren, es sind oft die kleinen "Bemerkungen" und Anregungen, die lange nachwirken. Ich bin schon öfter aus der Therapiestunde gegangen und es hat sich so ziemlich chaotisch angefühlt. Doch mit der Zeit wurde es klarer und ich hatte das Gefühl, dass sich einiges wie Puzzleteilchen aneinander fügte. Es gibt auch oft genug Ungereimtes oder Dinge, die ich nicht einzuordnen weiß. Ich nehme das dann in die nächste Stunde mit und mein Therapeut ist geduldig mit mir - und ich mit ihm - und somit bleibt nichts ungeklärt zwischen uns. Wie lief deine letzte Stunde, gab es Anregungen, die dein Flämmchen Hoffnung wieder aufflackern liessen?

Das du den Kinobesuch so geniessen konntest ist doch super! Manchmal ist es auch hilfreich, das zu tun, was sich in dem Moment am besten anfühlt. Ich hatte mir in den letzten Tagen sehr viel vorgenommen, was Einkäufe betraf. Alles in mir sträubte sich aber und somit entschied ich mich, schon einige Geschenke einzupacken und das hat mir dann viel Freude gemacht. Die Einkäufe können nicht immer warten, aber wenn es möglich ist, warum soll man das nicht ausnutzen?

Die Signale des Körpers annehmen ist schon ein großer Schritt. Ich habe gemerkt, dass es nur schlimmer wird, wenn ich dagegen ankämpfe bezw. sie ignoriere. Ich sage mir, dass alles das, die Ängste und die Schmerzen, zu mir gehören und wie du schon sagst, sie vergehen auch wieder und ich habe die Hoffnung, dass sie auch weniger präsent werden können. So finde ich die Idee mit dem Selbstgespräch sehr gut

Überforderung vermeiden heißt ja auch, dass eigene "richtige" Mass zu finden und sicher ist das nicht einfach. Ich habe früher weniger hinterfragt, ob dies oder jenes gut für mich ist. Ich habe so gut ich konnte meine Aufgaben erledigt, mein Leben gelebt und doch habe ich heute das Gefühl, dass ich in vielem auch dran "vorbeigelebt" habe. Denn wäre ich achtsamer mit mir umgegangen, hätte ich die mir zur Verfügung stehende Energie auch so eingesetzt, dass immer ausreichend Kraft für mich übrigbleibt, dann wäre ich heute nicht da wo ich bin. Dennoch tut mir kein Tag leid, denn ich habe es nicht besser gewußt, und "hätte" und "wäre" bringt mich heute auch nicht weiter. Was bleibt, ist ein Neuanfang, ein Überdenken der jetzigen Situation, ein Ausloten der Dinge, die mir geblieben sind und ein Herausfiltern aller Möglichkeiten, die mich auf meinem heutigen Weg stärken können. Das Suchen von Kraftquellen ist da an erster Stelle Immer wieder neue aufzuspüren, um ein Weitergehen zu ermöglichen. Der Weg ist das Ziel

Das mit dem Umweg kann auch ein Kraftspender sein. Denn oft ist der direkte Weg zu kräfteraubend, und er läßt sich leichter bewältigen, wenn am den Um-weg nimmt. So kann man einen Berggipfel auch nicht in jedem Fall über den steilsten Hang erreichen - es sei denn, man strotzt vor Kraft und Ausdauer Wenn man mit seiner Kraft haushalten muss, geht man den weniger anstrengenden Weg und kommt auch ans Ziel

Den Weg nach innen finden, kann oft sehr schwer sein. Da können Dinge wie der von dir gekaufte Adventkalender oft Wunder wirken. Du hast Recht, es gibt ihn noch, den Zauber der Vorweihnachtszeit. Man muss heute nur genauer hinschauen. Ich versuche, in dieser Zeit nach "Sonnenschein-für-die-Seele" zu suchen, das kann ein gemütlicher Nachmittag bei Kerzenschein sein oder ein Spaziergang durch ein Lichtermeer weihnachtlich geschmückter Strassen.

Jede noch so kleine Wahrnehmung des kleinen Lebensenergiefunkens auf ein Zettelchen zu notieren, ist keine schlechte Idee. Die Schwierigkeit liegt ja eher darin, solche Momente auch bewußt wahrzunehmen. Um so wichtiger ist es, immer wieder nach "Energie-futter" zu suchen, um den Kleinen am Leben zu erhalten

Das es dir Druck macht, wenn deine Therapeutin dich darauf hinweist, dass nur noch eine begrenzte Stundenanzahl zur Verfügung steht, kann ich verstehen. Um so besser, das du es angesprochen hast.. Gibt es noch die Möglichkeit einer Verlängerung? Ich drück' die Daumen, dass dir noch ausreichend Zeit bleibt, um die für dich wichtigen Dinge anzusprechen.

Liebe Annette,
habe mich gefreut, wieder von dir zu lesen Wünsche dir, dass du die verbleibende Zeit in der TK effektiv für dich nutzen kannst und du dir somit ein brauchbares "Fundament" für die Zeit danach errichten kannst.

Liebe Grüße an euch und alle Mitleser
Susan


heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von heike56 »

Ihr Lieben,

ich bin nicht so sehr viel online. Wollte mich doch kurz einklinken.
Seit zwei Wochen merke ich trotz gleicher Medi-menge, dass die Stimmung sich wieder ändert. Ich werde träger, innerlich weniger lebendig. Da es eigentlich jedes Jahr so ist, beunruhigt es mich nicht weiter.

Es heißt die Zeit auszusitzen, mir wenig Belastendes zuzumuten. Und wenn ich mal Beklemmungen oder so bekomme, sage ich mir, jetzt spielt der Gehirnstoffwechsel mal wieder ein bißchen verrückt, aber er beruhigt sich auch wieder.
Das klingt jetzt ganz locker, aber in einem solchen Moment die Beklemmungen als etwas zu sehen, was keine akute Ursache hat, hilft mir enorm.

Ich freue mich auf die Tage, wo es wieder heller und die Tage länger werden.

Liebe Grüße an alle Mitleser

Heike 47
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Heike,

ich mache es des öfteren so, dass ich die Dosierung der Medikamente der Schwere der Krankheit anpasse - natürlich in Rücksprache mit dem Arzt. Bei mir ist die ideale Dosis nicht immer gleich - bewegt sich aber innerhalb eines bestimmten Rahmen. Zuviel als auch zuwenig ist nicht gut. Erfordert viel persönliche Erfahrung mit dem Medikament und viel Fingerspitzengefühl.

Hast du das schon mal ausprobiert? Vielleicht würde es auch deine Tiefs etwas mildern.

Viele Grüße
Edeltraud
häslein
Beiträge: 84
Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Liebe Susan, liebe Annette,

die letzten Tage vor Weihnachten... es kommt mir ein wenig vor wie ein Countdown, und ich habe das Gefühl, nicht alles getan zu haben. Das sollte ich wohl dann unter dem Thema "schlimmer Rückfall" verbuchen, denn es schiebt mich nur wieder in die Schiene der Ängste und Ungewißheiten. Annette, wir sind wirklich noch ABC-Schützen, das hast du ganz treffend formuliert.

Die vorletzte Woche habe ich nach dem Ratschlag meiner Therapeutin gelebt: manchmal muss man es auch einfach nur laufen lassen... und offen bleiben für neue Dinge... das hat dazu geführt, dass ich mir einen Friseurtermin lang eine Abhandlung über Depressive anhören durfte (ich hab es tunlichst unterlassen, mich zu outen und meinen Senf dazuzugeben...), und ein Möbelverkäufer erzählte mir nach kurzem Exkurs in Sachen Polstermöbel sein halbes Leben, und endete mit der Überzeugung, man findet ja nichts vernünftiges Weibliches mehr, denn entweder sind alle generell Problemfälle oder tragen zuviele Altlasten mit sich herum. (Äääähhh?) Mädels, geht's noch?

Ja, und seit letzter Woche schaffe ich es wieder nicht, mich aus dem Hickhack meiner Familie zu lösen. Es zählen wieder nur die dort ansässigen Probleme, keiner fragt nach meinen Gefühlen und Bedürfnissen. Und sofort merke ich, dass sich wieder das altbekannte Gefühl einstellt, das alles nicht mehr zu schaffen. Wie bekomme ich es nur hin, endlich loszulassen? Ihr seht, noch so unendlich viel gibt es zu lernen. Susan, zwar klinge ich durchaus positiv, aber ich kämpfe einen nach wie vor harten Kampf.

Versöhnt bin ich noch lange nicht mit der Welt. Das Neue Jahr mit all seinen unbeantworteten Fragen lastet wie immer, aber in diesem Jahr im Besonderen, schwer auf mir. Zu Silvester hat mich meine Freundin eingeladen. Ich werde hingehen, es wird bestimmt nett werden, obwohl mir der Gedanke daran, wie es mir an dem Abend gehen wird etc. schon wieder grüblerische Gedanken beschert.

Ich will die letzten paar Tage nachsichtig mit mir sein. Heute abend hat es geschneit, das hat etwas friedliches und beruhigendes mit sich gebracht. Ich habe eine sehr schöne CD heute geschenkt bekommen, und habe sie bei Lebkuchen, Kerzen und Milchkaffee genossen.
Und eigentlich habe ich mir ja auch vorgenommen, mich auf die Renovierung meines Nestplatzes (sprich Schlafzimmer) zu freuen, gleich nach Neujahr. Ein neuer Kleiderschrank mit endlich genügend Stauraum ist bestellt, und es sollen warme erdige Farben dort einziehen.

Susan, seit letzter Woche bin ich endlich auch wieder zu meiner Qi Gong Gruppe dazugestossen, und es hat mich schon etwas gerührt, dass man mich dort vermißt hat. Wir machen gerade die Winterübungen aus dem Qi Gong der Vier Jahreszeiten; und ich habe gemerkt, dass ich sehr eingerostet bin. Zukünftig will ich wieder regelmäßiger üben.

Liebe Susan, ich wünsche Dir viele Kraftquellen zum Tanken im Neuen Jahr; mögen sie nie aufhören zu sprudeln...vieeel positive Energie!
Liebe Annette, dir wünsche ich entspannte Zeiten, viel länger als ein Wochenende ohne Gedanken an...und vor allem gute Zeiten nach der TK.
Liebe Heike, liebe Edeltraud, mögen wir immer die Kraft finden, die Tiefs zu bewältigen.

Ich habe in der wenigen Zeit hier im Forum schon viele Mitleser- und schreiber schätzen gelernt, ohne manche Stunde hier wäre ein Tag oft trauriger gewesen. Dafür will ich in diesem Jahr dankbar sein. für die Begegnungen mit Menschen, die uns Halt gaben, die uns neu inspiriert und Mut gemacht haben; für die Menschen, die wir Freunde nennen dürfen, und die uns die Hand reichten zu neuen Schritten. Eben für jene Menschen, die mit uns die schweren, aber auch die guten Tage teilten.
Ich wünsche Euch allen ein hoffnungsvolles und sinnliches Weihnachtsfest, vielleicht ein paar kleine Wunder, die ihr mit in Eurem Herzen tragen könnt. Geht in ein erfülltes Neues Jahr und laßt Euch leiten von seinem eigenen Rhythmus.

Also, bis spätestens im nächsten Jahr... herzlichst, Martina.

"Jeder Tag ist Weihnachten auf der Erde, jedes Mal, wenn einer dem anderen seine Liebe schenkt, wenn Herzen Glück empfinden, ist Weihnachten."
(Mutter Teresa)
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Martina, liebe Mitleser

danke für deine lieben Zeilen und für die Wünsche

Auch für mich sind die Tage vor Weihnachten alles andere als ruhig. Der Dezember bringt einige Turbulenzen mit sich, das ist aber nichts Neues Das Wort "Familie" erlebe ich zur Zeit sehr zwiespältig, weil ich mich auf der einen Seite freue, dass ich eine solche habe, andererseits merke ich, dass es ganz wichtig für mich bleibt, mir in Bezug auf meine Eltern nötige Freiräume zu schaffen. Ich erkenne immer mehr, dass es ihnen in vielem unmöglich ist, zu verstehen, die Grenzen sind schnell erreicht und es macht keinen Sinn, immer wieder dort anknüpfen zu wollen - es ist die reinste Kraftverschwendung

Sicher hat deine Therapeutin Recht, wenn sie sagt, dass es ab und zu besser ist, die Dinge dem Selbstlauf zu überlassen. Unser Weg führt uns oft dorthin, wo wir es am wenigsten erwarten und Veränderungen können auch Wachstum und Entwicklung bedeuten. Therapiemäßig ist bei mir erst mal Pause angesagt, im Neuen Jahr geht es weiter. Die letzte Stunde war eher "oberflächlich", um die Gefahr des Absturzes so gering wie möglich zu halten. Was mir auffällt, ist, dass ich mir in der letzten Zeit oft mehr Nähe in der Therapie wünsche. Ich weiß, dass es da Grenzen gibt und will mich da auch gar nicht erst reinsteigern. 2001 habe ich mich an meinen damaligen Therapeuten sehr geklammert und zum Therapieende hatte ich große Schwierigkeiten, mich wieder von ihm zu lösen. Seitdem achte ich auf eine gewisse, innere Distanz, doch latent ist der Wunsch nach mehr Nähe immer da. Geht es dir ähnlich?

Weihnachten - ein Fest des Friedens und der Freude - leider noch nicht für alle und das macht mich jedes Jahr von Neuem nachdenklich. Ich denke dann, dass es mir doch relativ gut geht und dass ich zufrieden sein könnte mit dem, was ich habe und bin. Dann erscheint die Krankheit "Depression" in einem ganz anderen Licht. Kennt ihr diese Gedanken?

Ich wünsche euch allen, natürlich auch denen, die diesen Austausch hier möglich machen eine friedvolle, besinnliche und erholsame Weihnachtszeit!

Liebe Grüße
Susan

@Martina
du kannst mir gerne auch per e-mail schreiben


häslein
Beiträge: 84
Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Sorry, hab?s wieder gelöscht...
Liebe Grüße, Martina
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Martina,

ich bin sehr froh, dass Weihnachten hinter mir liegt, weil es eine Reihe von Emotionen und Erinnerungen hervorgerufen hat, und damit geht es mir nicht besonders. Macht wohl auch der Gedanke, dass Therapie jetzt nicht möglich ist. So greife ich auf die kleinen Kügelchen zurück und halte mich so "über Wasser". Versuche dem Tag so gut es geht, Struktur zu geben, was nicht so einfach ist.

Das Thema "Eltern" war und ist für mich eines der schwierigsten. Und mir geht es wie dir, dass vieles aus der Vergangenheit in der Therapie auftaucht und ich mich oft außerstande fühle, damit umzugehen. Schwierig ist es auch, weil die Eltern sich gar nicht bewußt sind, was es mit uns gemacht hat. Es würde mir wesentlich besser damit gehen, wenn ich eine "innere Distanz" zu dem Thema aufbauen könnte, doch das gelingt mir - noch - nicht. Auch wenn sich mein Therapeut in der letzten STunde große Mühe gegeben hat, dieses Thema nicht zu vertiefen, so haben die Feiertage und ein Treffen mit meinen Eltern ihr übriges getan und alte Wunden aufreissen lassen. Damit klarkommen? geht das Ich verdränge es so gut es geht und hoffe auf die nächste STunde.

Hast du jemand, mit dem du über die Problematik reden kannst? Oder hilft es dir evtl., wenn du alles mal aufschreibst, für dich oder für deine Eltern...? Ich habe vor einiger Zeit einen Brief an meine Eltern geschrieben und ihn auch abgeschickt. Es war kurz nachdem ich das Buch "Versöhnung mit den Eltern" gelesen hatte. Es erschien mir alles so klar, ich sah ganz deutlich, dass auch sie ihr Päckchen zu tragen hatten und somit nicht anders handeln konnten als sie es taten. Doch nun, durch die Therapie, erscheint alles wieder in einem anderen Licht und nichts ist mehr so wie es war. Ich bin mir auch nicht sicher, inwieweit es Sinn macht, in der Therapie in Vergangenes abzutauchen.

Hast du in der Therapie darüber gesprochen, dass es dir mit diesem Thema so schlecht geht? Wann ist die nächste Stunde, kannst du deine Therapeutin in den letzten Tagen des Jahres erreichen?

Wünsche dir farbenfrohe Tage!

Dir alles Liebe
Susan

PS Meine e-mail adresse findest du im Profil


häslein
Beiträge: 84
Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Hallo Leute,

heute habe ich wieder Mut, meinen Post stehen zu lassen, nochmals sorry dafür. Es kam mir plötzlich alles unplatziert und konfus vor, außerdem hatte ich zugegbenermaßen auch Angst davor, dass manch einer meine Probleme eher als"Problemchen" ansieht.

Danke Susan, nochmals für deinen Beitrag. Ich schreibe jetzt also erst mal hier weiter.

Eigentlich paßt es ja auch, denn heute habe ich erkannt, daß es kein geradliniger Weg ist, auf dem ich gehe. Ich möchte es sogar als derben Rückfall bezeichnen. Die paar Wochen vor Weihnachten habe ich mich ganz gut gefühlt, bis kurz davor eine Krise in der Familie wieder die alten Ängste hervorzauberte. Und rucki zucki stand ich wieder unter dem riesigen Felsbrocken. Dazu noch ein wenig Organisationsstreß und totale Erwartungsangst vor der Silvestereinladung. Wenn es nicht so deprimierend wäre, dürftet ihr alle mitlachen: denn ich sitze nun auch noch in einem halb fertig gestrichenen Schlafzimmer, überall Folien, halb ausgeräumte Schränke und kaum ein Millimeter Platz zum Bewegen.

Nun aber zu meinem Anliegen. Wie geht ihr mit solchen Rückschlägen um? Ich fühle mich zur Zeit sehr klein, Therapie ist erst wieder nächste Woche in Sicht, und ich habe das Gefühl, immer alles verkehrt zu machen. Was kann man an Selbstmotivation tun, wenn konkret kein realer Ansprechpartner da ist (Ihr natürlich hier ausgenommen). Wenigstens hat sich der Family-Konflikt in Wohlgefallen aufgelöst. Ich habe heute versucht, mir einzuhämmern, dass es mir zum einen besser ginge, wenn ich einen Gang zurückschalte, zum anderen mich eher auf die Einladung freue, anstatt Angst davor zu haben. Wirklich weiter gekommen bin ich aber nicht. Ich würde mich über einen Austausch freuen.

@Susan: kleine Hilfsmittel wie du sie homöopatisch gefunden hast, fehlen mir zur Zeit. Ich muß unbedingt wieder einen Arzttermin machen, Ich habe ein paar Mittel im Auge, traue mich aber nicht, sie selbstständig einzunehmen, da ich bei jedem Mittel eine Übereinstimmung finden kann, und nun ganz unsicher bin. Für die größte Not liegen noch freundliche Benzos in der Schublade, aber das soll nur der allerletzte Strohhalm sein.

Noch zu deiner Frage von wegen größerer Nähe zum Therapeuten. Was verstehst du darunter genau? Ich war z.B. ziemlich überrascht, daß mir meine Therapeutin in einer der ersten Stunden von ihrer Tochter erzählt hat, und mir ein Bild zeigte. Auch reagiere ich eher ablehnend, wenn sie mir etwas aus ihrem Erfahrungsschatz erzählt, ich habe dann das Gefühl, daß mein Problem untergeht. Dagegen hat es mich von Anfang an verunsichert, daß eine Distanz von ca. 3 Meter zwischen unseren beiden Stühlen besteht. Das liegt vielleicht daran, daß ich mir eigentlich eine starke Geborgenheit und ein "In den Arm nehmen" wünsche, also nicht von ihr, eher generell übertragen gesprochen, das, was mir im Leben gefehlt hat und immer noch sehr fehlt.

Auch ist mir die Zeit immer zu kurz, 45 min gehen so schnell vorüber, vieles ist nur angerissen, meine Tränen habe ich bisher immer zurückgehalten. Später denke ich: hättest du nur mal ordentlich geflennt dort! So sitze ich alleine zuhause mit dem Elend. Seltsam ist da manchmal. Bei dem Arzt auf der Psychosomatischen Station im Krankenhaus war das ganz anders; dort hab ich erst mal geheult wie ein Schlosshund und einen irre langen Text abgelassen (der anschließende Bericht war auch dementsprechend lang). Was ist das nun mit der Nähe und der Abgrenzung? Es bereitet mir allerdings genau solch ein Unbehagen, wenn ich daran denke, daß die Therapie begrenzt ist. Es hat so etwas von gehetzt sein an sich, was mir wiederum gar nicht gut tut, da das ein generelles Problem von mir ist; immer habe ich das Gefühl, nicht alles in kurzer Zeit erledigen zu können (wohl eher ein Problem von fehlgeleitetem Perfektionismus). Schreib doch nochmal, was du genau vermißt an der fehlenden Nähe.

Es grüßt euch,
Martina
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Sadness »

Liebe Susan, liebe Martina,

ich habe einiges in "Eurem" Thread gelesen und da Ihr gerade beim Thema Nähe/Distanz in der Therapie seid, möchte ich auch gerne etwas dazu schreiben. Das ist nämlich auch MEIN Thema.

Susan, ich verstehe Deinen Wunsch und die gleichzeitige Angst davor so gut. Mir geht es genauso. Von Anfang an habe ich Angst gehabt, mich zu abhängig von meiner Therapeutin zu machen, aber mit wachsendem Vertrauen fühlte ich mich ihr immer näher und habe schon fast eine Art Sehnsucht nach ihrer Zuwendung/Aufmerksamkeit entwickelt. Ich finde es immer wieder eine Gratwanderung, da ich ja auch immer das Ende der Therapie vor Augen habe, was mir entsetzliche Angst macht. Ich habe nur noch ein paar Stunden von der Kasse, mehr ist absolut nicht mehr drin. Danach müsste ich wieder selber zahlen, was ich schon mal ca. ein halbes Jahr gemacht habe, was aber eigentlich gar nicht geht finanziell. Wenn ich daran denke, wird mir schlecht und ich gerate in Panik. Ich bin noch gar nicht so weit, mich von der Therapeutin zu lösen. Wie hast Du das damals geschafft, Susan, wo Du Dich doch auch so an Deinen Therapeuten geklammert hast?

Was die konkrete Nähe in der Therapie angeht muss ich sagen, dass mir Erfahrungen und Experimente, die meine Therapeutin angeregt hat, sehr sehr gut getan haben. Sie hat irgendwann mal meine Hand genommen (natürlich hat sie mich vorher gefragt) und ich sollte nur mit geschlossenen Augen da sitzen und spüren. Es war so ein unbeschreibliches Gefühl von Wärme und Halt, es hat ein wahres Gefühlschaos bei mir ausgelöst. Bei späteren genau solchen Momenten mit der Hand konnte ich die Gefühle immer besser zulassen und auch die Tränen laufen lassen.

So, und dass das Thema Nähe gerade jetzt so akut ist bei mir, liegt an den letzten beiden Sitzungen. Da hat mich meine Therapeutin in den Arm genommen und einfach nur gehalten. Sie hat vorher gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte, ob ich es ausprobieren würde. Und es war wunderbar. Es entstand im Zusammenhang mit dem Thema Geborgenheit, inneres Kind etc, aber auch, weil ich Probleme mit Körperkontakt und so direkter Nähe habe. Von daher war es wirklich eine therapeutische Intervention. Naja, sie hat mir dann eine Decke umgelegt und ich sollte mich gegen sie lehnen. Sie hat von hinten die Arme um mich gelegt und ich war sofort das kleine Mädchen, was das so lange vermisst hat...und natürlich kamen wieder Tränen. Aber es war positiv. Diese Wärme und diese Geborgenheitserfahrung hat mich noch ein paar Tage lang ganz eingenommen. Also ich bin von daher dem Thema Nähe in der Therapie sehr sehr positiv gegenüber eingestellt. Es ist zwar ein schwieriges Thema, aber wenn es innerhalb der Therapie zu einem so großen Thema wird, hat es auch stark etwas mit den eigentlichen Poblemen zu tun, glaube ich. Und dann muss das auch bearbeitet werden.

Martina, ich denke es ist völlig "normal" was Du empfindest. Einerseits ist sie zu weit weg andererseits willst Du nicht dass sie zu nah kommt. Das ist sicher ein Selbstschutz den Du aus alten Erfahrungen heraus glaubst, zu brauchen. Ich würde das mit ihr ruhig einmal thematisieren.

Ich kann nur sagen, dass es mir geholfen hat, die Erfahrung zu machen, wie gut es tut Nähe einmal zuzulassen, sich zu trauen und anzunehmen, was man braucht.

So jetzt hör ich mal auf. Würde mich gerne noch weiter mit Euch austauschen. Es ist so hilfreich, dass ich bei Euch so viel von dem wiederfinde, was in mir vorgeht!!

Liebe Grüße
Sadness
häslein
Beiträge: 84
Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Liebe Sadness,

ich glaube, das hast du richtig erkannt, ich habe wirklich Probleme, jemanden zu nahe zu lassen, dabei gibt es wiederum nichts, was ich mir mehr und sehnlichster wünsche. Dazu habe ich eine Erfahrung aus dem Qi Gong gemacht. Wir (also unsere Gruppe, die sich seit Jahren trifft) verabschiedet sich nach der Stunde immer mit der Geste der vor der Brust zueinander gefalteten Hände, welche weniger eine Gebetshaltung, als einen Dank und Respekt gegenüber der Gruppe ausdrückt. Das konnte ich nie. Jetzt, vor einigen Wochen, habe ich es versucht, und schon flossen die Tränen.

Du hast Recht, vielleicht sollte ich die nächste Stunde nutzen, um dies mal anzusprechen. Es gab schon einmal einen Hinweis darauf, dass dies etwas mit früherer Zurückweisung meines Vaters zu tun hat, damit konnte ich zunächst nichts anfangen, der Vorfall an Weihnachten hat mich allerdings eines besseren belehrt.

Dabei muß ich ehrlich sagen, es macht mir dazu etwas Sorgen, zu unterscheiden, welches wirklich Kümmernisse der Vergangenheit sind, und was ich mir evtl. durch die Therapie einreden kann. Ich habe mich neulich dabei ertappt, mich bewußt an die vielen schönen Dinge aus Kindheit und Jugend zu erinnern, es war ja nicht alles nur schlecht. Das wäre auch ein Thema, das mir am Herzen liegen würde, das Vertrauen zu haben, sich führen und fallen zu lassen.

Da wäre wohl zeitlich eher ein Wochenend-Seminar fällig...

Beste Grüße, Martina.
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Martina, liebe Sadness

Ihr habt vieles angesprochen, was mich auch sehr beschäftigt...

Es ist auch mein Problem, dass ich mich ohne Therapie ziemlich haltlos fühle. Es hört sich sicher komisch an, aber ich "unterhalte" mich fast täglich mit meinem Therapeuten. Ich erzähle ihm, was mich bedrückt und stelle mir vor, was er antwortet. Ich weiß inzwischen, dass ich mir mit meiner Ungeduld und meinen oft zu hohen Erwartungen an mich selbst Steine in den Weg lege, und mein Thera schafft es mit seiner geduldigen Art, das zu relativieren und mich ein Stück weit in die Realität zurückzuholen. Daran versuche ich mich zu erinnern, wenn ich mal wieder den Wald vor Bäumen nicht sehe Genauso gut könnte ich mir vorstellen, dass es hilfreich sein könnte, alles aufzuschreiben, um es erst einmal "loszuwerden". Mir helfen auch Spaziergänge, Qui-Gong und die Nähe zur Natur. Es gibt wohl kein allgemeingültiges Mittel, das wäre zu einfach. So wie es einigen Menschen hilft, in Krisenzeiten Musik zu hören und sich damit abzulenken, bewirkt es bei mir eher das Gegenteil, ich kann dann keine Musik ertragen.

@Martina
was hältst du davon, die Ängste, die sich in Bezug auf die bevorstehende Silvesterfeier zeigen, mal zu Papier zu bringen und als "Gegenstück" mal das, worauf die dich freust, wenn du daran denkst. Das kann evtl helfen, die negativen Gedanken zu minimieren und den Ängsten die Macht zu nehmen. Versuch es doch mal

Mit Nähe in der Therapie meine ich genau das, was du, Sadness beschrieben hast. Was deine Therapeutin dir anbietet, ist einfach genial! Das wünsche ich mir in der Therapie, die Möglichkeit, auszuprobieren, inwieweit ich Nähe zulassen kann, um so meine Grenzen in dieser Beziehung deutlicher wahrzunehmen. Ansatzweise hatte ich das in der Klinik bei KBT (Konzentrativer Bewegungstherapie)Dort haben wir einige Übungen in der Gruppe gemacht, bei denen man herausfinden konnte, wie nah man andere an sich heranlassen kann/mag und man konnte - symbolisch - das Grenzen ziehen üben (man hatte verschiedene Hilfsmittel - Bausteine, Decken, Stäbe u.a. - zur Verfügung) Die Kombination aus Gesprächen und dieser Therapieart halte ich für sinnvoll und wünschenswert. Meiner Meinung nach kann ein in-den-arm-nehmen bestimmte Prozesse in der Therapie vertiefen, doch leider scheint es eher unüblich zu sein, das zu tun. Ich habe meinen damaligen Therapeuten in einer Stunde gebeten, etwas zu seiner Person zu sagen, weil ich es wichtig fand, auch über ihn etwas zu wissen. Doch wenn ein Therapeut mehr von sich erzählt als auf die Problematik des Klienten einzugehen, ist das wohl eher hinderlich für die Therapie. Diese Art Nähe meinte ich nicht.

@Sadness
der Gedanke an eine bald endende Therapie ist schon erdrückend Ich habe das lange Zeit verdrängt und mich so gut es ging auf die verbleibenden Stunden konzentriert. Ich habe oft gelesen, dass der Abschied vom Therapeuten auch Thema werden könnte bwz sollte. Wenn die Möglichkeit da ist, sich Stück für Stück zu lösen, fällt der Abschied evtl nicht so schwer. In meiner damaligen Therapie war kein Raum für's Abschiednehmen, und so stand ich den aufkommenden Gefühlen wie Trauer und Enttäuschung ziemlich hilflos gegenüber. Ich hätte fast noch meinen Zug verpasst, weil ich nochmal zurückgegangen bin in die Klinik und ich habe ihn gedrückt, sagen konnte ich nichts. Ich habe ihm dann lange Zeit Briefe geschrieben (mit seinem Einverständnis) und habe so von meinen Weg berichtet. Es ging mir nicht darum, dass er antwortet, da kam auch fast nichts zurück, es reichte mir, dass er es wusste. Die Ablösung hat über ein Jahr gedauert, nach und nach brauchte ich diese Briefe nicht mehr und er ist längst nicht mehr an der Klinik. Vielleicht hilft es dir, wenn du dich auf den Abschied "vorbereitest", wenn du offene Fragen notierst, wenn du aufkommende Gedanken und Gefühle mit in die Stunde nimmst und somit nichts offen bleibt zwischen euch.

Euch einen hoffentlich erholsamen Abend!

Liebe Grüße
Susan


Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Sadness »

Hallo Ihr Zwei,

ja da scheint es uns doch wirklich ähnlich zu gehen mit diesem Thema.

Liebe Martina,
ich denke, es kann nur förderlich sein, all diese Zweifel, Fragen und Wünsche in die Therapie mit einzubringen. Dass man sich in der Therapie Dinge einredet, glaube ich mittlerweile nicht mehr. Ich denke eher, wir haben bestimmte Dinge einfach so tief vergraben bzw. damals ausgeblendet um uns zu schützen. Dass Du Dich an die schönen Dinge erinnerst ist doch auch gut und richtig. Mir geht es da ähnlich. Ich dachte immer, sobald irgendein Anzeichen dafür auftaucht, dass irgendetwas vielleicht nicht so toll gelaufen ist, macht das alles kaputt und nimmt mir die schönen Bilder. Ich glaube, man muss lernen, beide Seiten nebeneinander betrachten zu können. Und dazu gehört auch, sich zu sagen: Es war nicht alles schön. Es war auch nicht alles schlecht, aber es sind Dinge passiert, die einen verletzt, traumatisiert, überfordert...was auch immer haben. Mir wird das immer stärker klar. Wenn mich Dinge plötzlich so stark berühren und zu Tränen rühren, ist da was in mir. Das kann man sich nicht einreden oder heraufbeschwören. Und das Thema Nähe gehört dazu. Wir entwickeln uns doch aufgrund von Erfahrungen. Ich habe mich bei dem Experiment mit meiner Therapeutin z.B. erinnert, dass meine Mutter ab einem bestimmten Alter von mir immer zu mir sagte, ich sei so schwer, hätte so schwere Knochen etc., wenn ich mal zu ihr auf den Schoß kam. Da entstand ein ganz furchtbares Gefühl bei mir. Ich hab mich irgendwann nicht mehr getraut. Ich dachte, ich tu ihr weh, sie mag das nicht. Sowas setzt sich fest in einem, da bin ich ganz sicher. Da kann man mit keinem guten Gefühl mehr jemanden an sich ranlassen.
Versuch doch ruhig, diesen Sachen auf den Grund zu gehen. Wenn da nichts ist, wirst Du auch nichts finden! Vertrau deinem Gefühl!

Liebe Susan,
ja solche Übungen wie Du sie beschreibst kann ich mir auch gut vorstellen. Ich bin meiner Therapeutin auch sehr dankbar für dieses Ausprobieren. Auch dass sie bereit ist, das zu machen. Denn es ist schon schwierig, da sie ja auch ihre Grenzen ziehen muss. Ich denke, es macht es einfacher, dass sie eine Frau ist. Ob das mit einem männlichen Therapeuten und einer Patientin noch ok ist, weiß ich nicht. Ist eigentlich Quatsch, da es ja eine professionelle Nähe, nämlich eine therapeutische Übung sein soll, aber es könnte schon problematisch werden, oder? Ich denke, da muss ein Therapeut sehr aufpassen. Einerseits sicher richtig, andererseits auch schade. Aber wenn ich hier so Fälle wie von "rapunzel" lese (weiß nicht, ob Du den Thread kennst), können die Grenzen manchmal wohl nicht deutlich genug sein. Könntest Du Dir denn vorstellen, dass Dein Therapeut Dich in den Arm nimmt? Ohne "weitere" Folgen für Dich, also emotional? Also ich glaube, bei einem männl. Therapeuten würde mir das schon schwerer fallen (hängt aber auch mit meiner sonstigen Problematik zusammen). Ich schätze ich müsste ein Riesenvertrauen entwickelt haben um das zuzulassen.
Kannst Du es nicht einfach mal ansprechen, erstmal theoretisch betrachten? Kannst ihm ja auch mal das Experiment vorschlagen, Deine Hand zu nehmen und zu halten und Du beobachtest, was so passiert in Dir??? Das ist auch schon viel Nähe! Es muss ja nicht gleich eine Umarmung sein.

Nun denn, ein endloses Thema...

Ich wünsche Euch schon mal einen guten Rutsch!
Liebe Grüße, Sadness
igel
Beiträge: 924
Registriert: 26. Jul 2003, 11:19

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von igel »

Liebe Susan,

wir sind in Schöntal ein Stück gemeinsam spazieren gegangen - ich wünsche Dir alles Gute und Gesundheit für das neue Jahr....
igel
Stadtmaus
Beiträge: 11
Registriert: 29. Dez 2004, 17:22

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Stadtmaus »

Liebe Susan! Ich denke genauso wie Du . Ich die Stadtmaus, die zu ersten Mal sich traut in einem Forum zu schreiben. Meine Tankstelle ist " meine Schatzkiste ". Schöne Erlebnisse speicher ich ab. Erlebnisse mit den Kindern oder schöne Bilder ( Sonnenuntergang am Meer...)In meinen Tiefpunkten rufe ich sie ab und schaue mir die Bilder an. Das hilft mir.Ich liebe auch die Natur und habe gelernt Kleinigkeiten, da wo andere vorbeigehen, vorbeischauen, da schaue ich hin und staune. Ich freue mich an den sogenannten Kleinigkeiten. Das lenkt mich ab,, nur schwarz weiß zu sehen. Ich bin stolz auf diese Eigenschaft zu" sehen"! Ich versuche mir im Alltag kleine Oasen zu schaffen. Herzliche Grüße Stadtmaus.
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Sadness,

auch wenn ich mir mehr Nähe in der Therapie wünsche, finde ich es schwierig, das Thema in Form dieser Annäherungsübungen (mir fällt kein besserer Ausdruck ein )in die Therapie einfliessen zu lassen. Gerade weil es uns an oft schon vergessene Gefühle und Erlebnisse erinnert. Denn wie erkennt man genau die Grenzen des Machbaren? Und wer trägt die Verantwortung, wenn etwas schief geht, wenn uns die Gefühle "überschwemmen"? Ich habe oft so schon Probleme mit dem, was in den Stunden angesprochen wird, klarzukommen. Dennoch wünsche ich mir ein ausprobieren-dürfen in puncto Nähe. Kann sein, dass es unvernünftig ist, das zu wollen, aber ich verspreche mir davon mehr Klarheit mein Nähezulassen betreffend.

Ich merke auch, dass mir scheinbar der Mut fehlt, dass so direkt anzusprechen. Vielleicht aus Angst, er könnte "nein" sagen, die wiederum die alte Angst vor Ablehnung wecken könnte? Sicher spielt das eine Rolle, aber wie kann man Klarheit gewinnen, wenn man nicht sagt, was man sich wünscht.

Es gibt sicher sehr viele Möglichkeiten, Therapie zu praktizieren und demzufolge wird auch jeder Therapeut anders mit dem Thema Nähe/Distanz umgehen. Ich habe das Gefühl, dass mein Therapeut eine gewisse Distanz zu mir aufgebaut hat und das die auch ganz gut für uns beide ist. Ich werde meinen Wunsch aussprechen, glaube aber nicht so ganz, dass er darauf eingeht.

Ob Therapeut oder Therapeutin spielt schon eine Rolle, auch für mich. Es würde mich auf jeden Fall an das Verhältnis zu meinem Vater erinnern (mein Therapeut ist auch eher der "Vatertyp") und ich bin mir nicht sicher, ob das gut für mich ist. So bin ich ziemlich unentschlossen und voller Fragen, doch die Neugier auf vielleicht mögliches treibt mich nach vorn So wünsche ich auch dir, dass dir das Ausprobieren hilft, neue Erkenntnisse zu gewinnen und somit deinen Weg weiterzugehen!

Liebe Igel,
freu' mich, dass du hier vorbeischaust und danke für deine lieben Wünsche. Ja, Schöntal.... *träum*

Liebe Stadtmaus,
deine Schatzkiste ist Gold wert Ich geniesse auch oft die kleinen Dinge am Rand, sie können große Geschenke sein. Ist doch super, dass du dich getraut hast, hier zu schreiben, erzähl mehr von dir, wenn du magst...

Liebe Martina,
wie geht es dir heute, am letzten Tag des Jahres? Macht er dich nachdenklich oder geniesst du die letzten Stunden?

@alle
Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins Neue Jahr und für 2005 alles erdenklich Gute! Mögen all eure Wünsche und Vorstellungen in Erfüllung gehen und die Kraft immer ausreichen, um das zu tun, was euch wichtig ist im Leben!

Liebe Grüße
Susan


häslein
Beiträge: 84
Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Liebe Susan, liebe Sadness, alle, die immer noch treu dabei sind und mitlesen,

tja, heute ist ein seltsamer Tag. Eigentlich geht es mir besser als gestern, da war es furchtbar, weil mir mein Übermut, mein Zimmer allein zu renovieren, einen dicken Muskelkater und daraufhin einen Kopfschmerz mit Migräne und weiss nicht was, bereitet hat. Au weia, waren das Schmerzen! Mir war stundenlang nur schlecht und ich torkelte durch die Wohnung. Die Nacht war kurz und der Tag heute fing irgendwie gar nicht, und mit weiteren Schmerzen an. Nur grauer Nebel, Sicht gleich null! Ist es bei euch allen auch so miesepetrig draussen? Brrrr, schlimmer könnte das Jahr nicht zu Ende gehen.

Außerdem hat mir meine Freundin gestern abgesagt, alle sind krank, Silvester fällt also aus. Bedeutet für mich: ein einsamer Abend. Ich weiss noch nicht, ob ich es bis 0.00 Uhr aushalte so alleine, lieber wär mir, mich früh ins Bett zu trollen. Ich bin auch unruhig, wenn ich an das kommende Jahr denke. Alles erscheint mir als unüberwindbares Hindernis. Natürlich grundfalsch, ich weiß...

Obwohl ich nächste Woche noch Urlaub habe, und dann insgesamt 3 Wochen keinen Bürokram gesehen habe, fühle ich mich so gar nicht erholt. Liegt wohl an dem schlechten Allgemeinzustand. Ich hoffe, es ändert sich nächste Woche etwas, wenn ich wieder Therapie habe, brauche dringend neuen, positiven Input.

Liebe Sadness,
ich habe mir aus einem anderen Thread einen Text von dir herauskopiert, der darauf Bezug nimmt, wie man es betrachten kann, was ehemals mit unseren Gefühlen passiert ist, und dass wir jetzt in einer anderen, nämlich der Gegenwart leben. Ich lese ihn jeden Tag einmal durch, und hoffe, es glückt mir, etwas davon umzusetzen. Du hast schon Recht, es dümpeln schon alte vergrabene Gefühlswelten in mir, die mir nie bewußt waren. Ein ständiges Schuldbewußtsein ist eines davon. So richtig böse kann ich z.B. nicht lange auf jemanden sein. Kaum streckt mir jemand seine Hand aus, prasseln Zentnerbrocken von mir ab, aus Erleichterung, dass nun alles wieder im Lot ist (gerade gestern wieder passiert...). Ist gar nicht gut, finde ich, denn die Verletzung trage ich irgendwie doch weiter mit mir rum. Ich weiß auch, daß dies aus der der Art meiner Erziehung und den nie gelebten Konflikten in unserer Familie her stammt, aber es ist so schwer, einmal eingefahrene Spurrillen aus dem Gehirn zu verbannen. Ein Thema, das mich momentan sehr beschäftigt, eben, wie man lang erlerntes Verhalten wirklich wieder verlernen kann, ohne ständig daran denken zu müssen, dass man ohne Sicherheitsnetz da steht. Liegt nicht darin vielleicht die Grundstruktur unserer Ängste? Ein gestörtes Urvertrauen?

Liebe Susan,
ich wünsche dir schon jetzt einen guten 4. Januar mit neuer Therapiestunde. Ich finde es toll und mutig, dass du deinen Therapeuten auf das Thema Nähe in Bezug auf "Körperarbeit" ansprechen willst. Ich weiss nicht, ob ich das zum jetzigen Zeitpunkt schaffen könnte, ich bin ja noch ganz am Anfang. Ich habe heute mal nachgerechnet, und bin auf gerade mal 8 Stunden gekommen, dabei waren die ersten paar noch Annäherungsversuche, also stehe ich eigentlich noch in den Babyschuhen, was Therapie anbelangt. Umso mehr weiss ich eure Beiträge zu schätzen, die immer wieder einen Schritt weiter führen, auch wenn es einem manchmal nicht so bewußt ist.
Zum Thema Männlein oder Weiblein als Therapeut bin ich sehr verunsichert. Ich frage mich gerade, was ich damit gefühlsmäßig assoziiere, mmmhh, da liegt noch ein Hund begraben, glaube ich.
Susan, deinen Tipp de Abwägens des Für und Wider habe ich gerne angenommen, nun hat es sich ja vorerst leider erledigt, aber neue Herausforderungen warten auf mich, bereits in der nächsten Woche. Ich werde mich ihnen also wieder stellen müssen. Das Problem dabei ist, nicht aufhören zu lönnen, keinen Punkt zu setzen, der weitere Grübelattacken blockiert. Ich muß wohl noch weiter an der Methode arbeiten, und vieles mehr als Chance ansehen statt als Bürde.

Ich hoffe, ihr bleibt alle weiter bei der Stange, sozusagen, und wenn ihr heute Nacht das Neue Jahr begrüßt, dann prostet auf die Kraft, die uns nie verläßt, auch wenn wir sie verloren glauben, die Wärme und Nähe einer menschlichen Begegnung; die Hoffnung, die uns trägt; und das Lachen, das wie ein sanfter Wind dunkle Wolken vertreibt.

Und das habe ich heute morgen in meinem Kalender gefunden, ich finde, es paßt:
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Václav Havel)

In diesem Sinne, euch allen ein hoffnungsvolles Neues 2005.
Mit besten Grüßen, Martina.
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Sadness »

Hallo Ihr Lieben,

von mir jetzt nur dieser kurze Neujahrsgruß, da ich gleich weg muss:

Wird's besser?
Wird's schlimmer?
Fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer
Lebenslänglich.

(Erich Kästner)

Alles Liebe und Gute zum neuen Jahr an alle "Forumianer".

Sadness
Stadtmaus
Beiträge: 11
Registriert: 29. Dez 2004, 17:22

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Stadtmaus »

Hi Susan!! Danke, daß Du mir geschrieben hast. Bin froh darüber, denn dieses Forum gibt mir Kraft und Hoffnung mit meinen Problemen nicht aleine zu sein.Nun meine Krise hat sich langsam ( aber sicher) aufgebau. Hatte eine schlimme Scheidung. Danach dachte ich, es kann ja jetzt nur bergauf gehen.Tja, falsch gedacht.Ich mußte alles stehen und liegen lassen und im warsten Sinne des Wortes das Bundesland verlassen in eine fremde Stadt. Ich dachte immernoch hey, das schaffst`e doch auch noch.War aber alles sehr stressig. Dann fing mein Körper und meine Seele an zu " spinnen ".Konnte kaum essen, von schlafen war nicht zu reden.Ich hatte am ganzen Körper Schmerzen und keiner wuste was los war. Ich war dann in der Rheumaklinik und da sagte man mir ich hätte Fibromyalie.Ist nicht heilbar. Ich dachte ,ha, ich laß mich trotzdem nicht unterkriegen. Bin doch ein Stehaufmännchen. Denkste!! Dann kamen die Depressionen noch dazu und meine Neurodermits meinte, sie muß jetzt auch noch aktiv werden. Das klingt alles sehr unglaublich, is aber alles war. Ich bin immerzu bemüht zu kämpfen. Aber es gibt da solche Tage, weißt Du, da kommt alles zusammen und ich denke dann , Mensch ich habe keine Kraft mehr.So das wars erst mal im Schnelldurchlauf. Liebe Grüße Stadtmaus!!
dasBöse

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von dasBöse »

hallo stadtmaus!

neurodermitis ist ein schweres los, zumal es sich um eine krankheit handelt, die von sogenannten naturheilkundlern, und esoterikern oder solchen die es noch werden wollen, angeprangert wird als eine erkrankung, die man sich bloß selbst zuzuschreiben hat! das wiederum begünstigt es, daß der patient sich die schuld an der erkrankung in die eigenen schuhe schiebt und noch mehr verzweifelt, sprich die krankheit wird dann noch schlimmer.

ich selbst war mit neurodermitis stationär aufgenommen, kann also ein lied davon singen.

tatsache ist, neurodermitis ist ein genetisches vorbestimmtes leiden. man kann nichts dafür. es ist genauso, als würde jemand mit einer hasenscharte geboren werden. niemand würde auf die idee kommen, einem solchen menschen dafür selbst die schuld zu geben, eine hasenscharte zu haben, neurodermitis ist aber leider eine art von erkrankung, wo es vielen esoterisch angehauchten menschen leicht fällt, zu sagen: hey, sieh mal daß dein seelenleben in ordnung kommt, dann bist du auch die hautkrankheit los. leider ist dem nicht so.

kein mensch kann sich ausmalen, was es bedeutet, tag für tag aus der haut fahren zu wollen, den täglichen erledigungen aufgrund es hautzustandes nicht gewachsen zu sein, weil diese haut hat einfach nichts, das von außen kommt, verträgt, und leider auch nichts von alledem was einem an der umwelt lieb und teuer ist (tiere, bärte, ja sogar manche pflanzen).

ich kann nur sagen: kopf hoch!

sewi
Antworten