rezidivierende Depression

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shahri
Beiträge: 14
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

rezidivierende Depression

Beitrag von shahri »

Hallo zusammen

Es ist schon etwas länger her, dass ich hier geschrieben habe. Nun hab ich jedoch eine Frage, von der ich hoffe, dass euch vielleicht was dazu einfällt.
Ich habe in der stationären Psychotherapie (die zweite) unter Anderem die Diagnose rezidivierende Depression bekommen. Der erste Klinikaufenthalt war im Frühjahr 2003, damals ging es mir allerdings schon einige Jahre relativ durchgehend schlecht (damals bereits seit ca. 3 Jahren dauerhaft Suizidgedanken, jedoch ohne Versuch)
Nach der ersten Therapie war ich relativ schnell wieder stationär, nach der zweiten geht es bis jetzt soweit 'gut' (es geht mir wieder wesentlich schlechter, trotz ambulanter Therapie, allerdings längst nicht so schlecht wie vor den stationären Therapien)
So richtig gut ging es mir in der zwischenzeit allerdings höchstens zwei, drei Wochen.
Nun wo ich scheinbar auf die nächste depressive Episode zu rutsche, frage ich mich, wie lange das wohl so weitergeht. Ich hab mich schon fast darauf eingestellt, schlichtweg damit zu leben, dass es nunmal so ist, wie es ist. Aber eine tolle Zukunftsvision ist das nicht.
Habt ihr Erfahrungen damit, wie groß die Chance ist, nicht mehr Rückfällig zu werden? (ich muss dazu sagen dass ich noch einges mehr diagnostiziert bekommen habe, darunter Perönlichkeitsstörungen)
Ich dachte jetzt eine ganze Zeit, es wär okay, wenn auch nicht gut, und jetzt geht es bereits seit längerer Zeit wieder bergab.

Ich bin etwas planlos, wie ich damit umgehen soll, und Ärzte sagen ja ungern was zur Prognose. Dass das hier auch niemand kann, ist klar, aber vielleicht habt ihr ja Erfahrungen damit gemacht.

Shahri
thea
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Registriert: 30. Nov 2004, 07:52

Re: rezidivierende Depression

Beitrag von thea »

Hallo!


Ich weis nicht, ob es genaue Prognosen gibt.

Generell heißt es aber, dass man - vor allem wenn viele depressive Episoden in der Vergangenheit liegen - auch nach der Genesung leichter/wahrscheinlicher in Depressionen verfällt, als der "Durchschnittsbürger".


Mir wurde einmal gesagt: "Choleriker bleibt Choleriker und depressiv bleibt depressiv"

Na ja, weiß auch nicht was man davon halten soll - ich glaube, es bleibt uns halt nichts anderes übrig als unsere eigenen Anlagen zu akzeptieren und aus unserem Leben das bestmöglichste zu machen.




LG


Andrea
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: rezidivierende Depression

Beitrag von Emily »

Hallo Shahri,

ich denke schon, dass es Depressionen gibt, denen kaum oder nur sehr schwer beizukommen ist. Aber in der Regel hat eine Depression eben auch eine oder mehrere handfeste Ursachen. Wenn es gelingen würde, diese aufzudecken und entsprechend zu behandeln, müsste es doch möglich sein, das erneute Abrutschen in eine weitere Depr. zu verhindern oder zumindest die Schwere der Depression zu mindern. Dass das im Einzelfall sehr schwierig und kompliziert sein kann, ist völlig klar. Ich weiß auch, dass das für viele eben leider nur die Theorie ist, nicht die Praxis. Viele haben auch Probleme damit, die richtige Hilfe zu finden und die Ursachen der Depression konsequent nach und nach zu beheben. Manchmal ist das wohl auch nicht möglich. Aber die generelle Meinung, dass man als Depressiver dazu "verurteilt" ist, auch den Rest seines Lebens depressiv zu bleiben, teile ich nicht. Nach meiner Erfahrung hängt eben viel davon ab, wie gut es gelingt, die Ursachen der Depr. vollständig aufzudecken und dann zu beheben oder zu verarbeiten.

Gruß von
Emily
Xavro
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Re: rezidivierende Depression

Beitrag von Xavro »

Hallo Sharih,

ja, es gibt die Fälle, in den eine lebenslange Behandlung erforderlich ist. Die Langzeittherapien laufen aber eher auf Medikamentenbasis.

ja, die Wahrscheinlichkeit steigt, dass je häufiger und je öfter und je schwerer Deine Depressionen sind, eine lebenslange Prophylaxe erforderlich ist.

ich gehe davon aus, dass die Quote bei den Betroffenen, die klinisch behandelt werden mussten, um einiges höher ist, als bei den Patienten, die nur einmal eine Therapie machen und bei denen das erste Antidepressivum direkt super anschlägt. Statistisch bleibt das die größte Gruppe.

Es scheint ja so, als wäre Deine Depression niemals ganz weg gewesen. Man müsste daher vermutlich eher von einer chronischen, als von einer rezidivierenden Depression sprechen.

Tja, die Prognose - es geht wirklich nicht. Es ist nicht vorherzusagen. Jeder Fall ist anders. Man kann halt nur mit Statistiken operieren und da sieht es bei dem von Dir beschriebenen Verlauf eher schlecht aus. Wobei auch eine Heilungschance von - ich schreib jetzt mal willkührlich eine Zahl - von 40% immer noch nicht hoffnungslos bedeutet. Oder bedeutet eine nur 30%ige Heilungschance, dass man zum Leben mit Depressionen verdammt ist? Muss man bei 20% Heilungschance alle Hoffnungen fahren lassen? Ober bei 10? Bei 5?

Gruß
Xavro
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shahri
Beiträge: 14
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: rezidivierende Depression

Beitrag von shahri »

Hallo nochmal.

Vielen Dank für eure Antworten
Ich denke es ist richtig, dass man die Hoffnung nie aufgeben darf- egal wie hoch oder niedrig die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Depression 'verschwindet' (dass das nicht passieren wird, darauf habe ich mich schon eingestellt...kommt halt nur darauf an, wie man dann damit umgeht, und graduell besser wird es ja von Zeit zu Zeit gottseidank). Auch wenn es, wie hier wohl alle wissen, etwas schwierig ist in der Depression so etwas wie Hoffnung zu empfinden. Aber ich denke, wenn ich keine Hoffnung mehr hätte, wäre ich schon lange nicht mehr hier, und was hält einen sonst am Leben, wenn nicht Hoffnung?
Wie das alles so im Allgemeinen aussieht weiß ich ja in etwa- was mich interessieren würde ist, wie es euch persönlich damit ergangen ist- wie oft hattet ihr solche 'Schübe'(wozu ich sagen muss, dass die Feststellung, dass meine Depression nie ganz weg war, wohl richtig ist...), wie lange hielten sie an, bzw. wie lange seid ihr (zumindest ein wenig) schon 'Sorgenfrei?
Hört sich vermutlich schlichtweg neugierig an. Ist es irgendwie auch. Ich habe nur das Problem, dass selbst bei dem Teil meiner Bekannten die ähnliche Problematiken haben diese Dauerhaftigkeit der Depression fehlt, und ich daher oft auf (nicht böse gemeintes) Unverständis treffe- zudem fangen alle so langsam an, ein normales Leben zu führen, nur bei mir geht es nicht recht voran (oberflächlich schon, allerdings wieder eher eine Fassade), und da kommt von Außen schonmal der Vorwurf auf mich zu, dass ich mich hängen lasse. Die üblichen Vorwürfe halt, man käme 'doch nur mit dem Arsch nicht hoch'.
Ich fänd es einfach interessant zu erfahren, wie man- vielleicht auch außerhalb professioneller Ratschläge (daran arbeite ich ja sowieso)- noch etwas besser lernt, damit umzugehen und den Umstand wie er ist hinzunehmen.
Naja verzeiht, wieder alles etwas unzusammenhängend hier. Aber manchmal muss der Müll einfach raus... und jetzt habt ihr das Vergnügen damit *g*
nochmal vielen Dank fürs Lesen und Antworten... Danke

Shahri
Xavro
Beiträge: 807
Registriert: 12. Sep 2004, 21:22
Kontaktdaten:

Re: rezidivierende Depression

Beitrag von Xavro »

Hallo Shahri,

die meisten (schon wieder Statistik) Depressionen verlaufen nach dem Schema:
Normalität - Absturz - Normalität - 2. Absturz - Normalität ....
Also mehr oder weniger zeitlich klar definierte depressive Phasen, die sich meistens im Bereich von Wochen bewegen.

Es gibt aber auch die Form mit dem Namen Dysthemie. Hier liegt eine permanente depressive Verstimmung vor, die allerdings nicht so schwerwiegend ist, wie die Abstürze. Hierzu gehören oft auch Verlaufsformen mit körperlichen Beschwerden.

Mein eigener Verlauf ist ein Zwischenform. Zugrunde liegt eine Dystemie, es kommt jedoch zwischendurch immer wieder zu kurzfristigen Abstürzen in schwerste Depressionen. Im Vergleich zu den o.g. Abstürzen sind die jedoch meist nur wenige Tage lang, zum Teil auch nur Stunden. Als körperliche Symptome kommen bei mir rheumaähnliche Schmerzen in allen Körperteilen hinzu und zeitweise massive Erschöpfung.

Das gemeine an Dystemie ist, dass man eigentlich ständig krank ist und sich schlecht fühlt, aber trotzdem arbeitsfähig ist.

Gruß
Xavro
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shahri
Beiträge: 14
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: rezidivierende Depression

Beitrag von shahri »

hallo xavro

danke für deine Antwort
Ich habe gerade mal nach 'Dysthymie' gegoogelt, weil ich den Begriff noch nicht kannte. Dabei fiel mir auf, dass 'Dysthymie' teilweise auch als 'depressive Persönlichkeit' bezeichnet wird. Diese Diagnose hatte ich unter anderem auch. Mir scheint, meine Therapeuten waren sich alles in allem nicht recht einig *lach*
Was soll man davon halten, wenn auf dem Entlassungsbrief steht(die Reihenfolge könnte auch anders gewesen sein):
u.A. (!!!)
-rezidivierende Depression
-depressive Persönlichkeit
-selbstunsichere Persönlichkeit
-emotional Instabile Persönlichkeit (Typ Borderline...stand diesmal nicht dabei, jedoch beim ersten Klinikaufenthalt)
???
ich meine, mir ist egal wie das Kind heißt- aber jeder Arzt etc. pickt sich da raus was ihm passt... bei meiner ambulanten Therapeutin laufe ich unter 'rezidivierende Depression', die Psychiaterin führte mich unter 'Borderline'...
und im Endeffekt kommt dabei rum, dass das alles mich zwar ein wenig, aber nicht wirklich viel weiter gebracht hat.
naja, egal...
ich komme vom Thema ab, glaube ich.
du schriebst:
"Das gemeine an Dystemie ist, dass man eigentlich ständig krank ist und sich schlecht fühlt, aber trotzdem arbeitsfähig ist."
Das kann ich gut nachvollziehen... innerlich totale Erschöpfung, aber man funktioniert trotzdem, irgendwie.
Es tut mir auf jeden Fall schonmal gut zu sehen, dass so eine lang anhaltende 'Störung' durchaus öfter vorkommt...
ich sag nochmal danke... und nerv nicht weiter

Shahri
searcher
Beiträge: 47
Registriert: 25. Okt 2004, 14:27

Re: rezidivierende Depression

Beitrag von searcher »

Hallo Sharhi und ihr anderen,
ich denke wie auch immer die Diagnosen lauten (ich hab mittlerweile 10 -von rez.Depri über Borderline bis psych.Esstörung und gen. Angststörung) der eigene subjektive Eindruck ist es doch der sich mistig anfühlt. Ich selbst bin fast ausschließlich tief unten (die Diagnosen wechseln sich mit ihren jeweiligen Symptomen wahscheinlich ab). Da allein der Schrei nach Hilfe scheinbar nicht ausreicht hab ich einsehen müssen das ICH mich kümmern muss, so schwer das alles auch fällt. Und ich muss euch sagen, hätte ich nicht rund um die Uhr meinen Freund bei mir........

Ich hoffe (muss hoffen) das die ganzen Klinik-Aufenthalte, Therapien etc. mir irgendwie helfen, weil DAS ist nicht das was ich mir unter Leben vorstelle. Das Problem ist das ich nichts anderes kenne. Viele schreiben hier, sie möchten das es wieder so wird wie früher....sowas will ich nicht. Ich will überhaupt erstmal werden.....ohne Masken, ohne "Substanzen", eben einfach ICH. Und wenn mir dieses ICH dann nicht gefällt... ach ich weiss noch nicht, abwarten.

So, Ihr Lieben, muss euch jetzt verlassen da ich mich irgendwie mit Problemen DAK, BfA, Arbeitsamt, Ehescheidung etc. auseinandersetzen muss.

So long

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