Kriesendienst

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Colle
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Kriesendienst

Beitrag von Colle »

Hallo,

laut sämtlichen, im Internet verfügbaren Tests, sollte ich dringend einen Arzt aufsuchen, obwohl ich meist nur 60% aller Fragen mit 'ja' beantworte. Allerdings kenne ich die genannten Symptome alle schon seit über einem Jahr und nicht nur seit den letzten 2 Wochen.
Ich war heut beim Berliner Krisendienst, weil meine Mutter von der Krankenkasse erfahren hat, das ich aus der Uni geschmissen wurde (Nein, ich habs ihr noch nicht erzählt - noch niemandem). Und da ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, musste ich mit jemandem darüber reden. Ich glaub wir sind im laufe des Gesprächs ziemlich schnell bei drei Dingen hängen geblieben:
1. Ich habe anscheinend ein Problem mit Leistungsdruck. Sei es ein realer oder einer den ich mir selbst mache. (ich bin die erste in der Familie die studiert und will nicht als Versagerin da stehen)
2. Ich bin seit fast einem Jahr nur noch mit äußester Überwindung dazu im Stande zur Uni oder zur Arbeit zu gehen. (weggehen ist gut, da bin ich ja abgelenkt)
3. Ich kann nicht mit meiner Familie und auch nicht mit meinen besten Freunden darüber reden, wie es mir wirklich geht.
Nun meine Fragen:
Hat einer von euch Erfahrung mit dem Krisendienst? Würden die das Erkennen, falls ich eine Depression hätte?
Kennt ihr das Prblem das man sich niemandem gegenüber öffnen kann? Und wenn ja wisst ihr warum das bei euch so ist? Ich weiß es nämlich nicht...

Sorry für soviel Text
Emily
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Re: Kriesendienst

Beitrag von Emily »

Hallo Colle,

du könntest auch direkt zu einem Arzt deines Vertrauens gehen, wenn alle Symptome auf eine Depression hindeuten.
Du sagst, du kannst dich nicht gut öffnen und weißt nicht, warum das so ist. Aus deinem Posting klingt aber schon ein Grund deutlich heraus: Du hast Angst, als Versagerin dazustehen, wenn herauskommt, dass dich der Leistungsdruck im Studium zu stark fordert (überfordert?). Vielleicht ist der Druck an Erwartungen, der in dich gesetzt wird von familiärer Seite, und den du zu deinem eigenen Leistungs- und Erwartungsdruck gemacht hast, auch zu groß? Manchmal hilft es, sich mal zu fragen, wem man eigentlich etwas beweisen will, und zwar was und warum. Das erleichtert einem das Durchschauen von überzogenen Ansprüchen, die an einen gestellt werden. Wenn die Erwartungen, die ständig in einen gesetzt werden, zu hoch sind, kann das krank machen.

Spürst du bei dir selbst denn überhaupt Interesse an dem Studienfach und an dem Abschluss des Studiums? Oder spürst du auch da nur den Druck, es irgendwie abschließen zu müssen, koste es, was es wolle, damit die Familie mit dir "zufrieden" ist? Also wenn es die Gesundheit kostet, wäre es gut, das alles mal zu hinterfragen und neu zu überlegen...

Grüße,
Emily
Colle
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Re: Kriesendienst

Beitrag von Colle »

Erst mal danke für die schnelle Antwort.

Das Problem, das ich habe ist, daß ich generell nicht über mich und meine Gefühle reden kann. Wenn meine Freunde, von denen ich weiß, das ich über alles mit ihnen reden kann, mich fragen wie es mir geht, antworte ich immer mit 'gut' opder 'es muss ja'. Ich durfte mir deshalb gerade in den letzten Monaten verstärkt Kritik anhören. Die Leute verstehen nicht warum ich in der Hinsicht so verschlossen bin, und ich kann es auch nicht erklären...
ich weiß nur, das ich schon immer so war, zumindest so lang ich mich erinnere.
Ich habe teilweise das Gefühl, damit Beziehungen zu meinem Umfeld zu verschlechtern, weil die meisten Menschen dadurch auch nachdem sie mich lange kennen oft nicht so recht wissen, was sie von mir halten sollen.
Falls das einem von euch bekannt vorkommt, wäre mir schon geholfen mit dem Hinweis das das nicht nur mir so geht.
Xavro
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Re: Kriesendienst

Beitrag von Xavro »

Hallo Colle,

nein, ich kenne den Berliner Kriesendienst nicht. Aber mich wundert, dass Dir nicht empfohlen wurde, zu einem Arzt zu gehen, um Hilfe zu bekommen. Denn Kriesendienst ist eben Dienst für die Kriese und leistet nur kurzfristig Hilfe. Die sind aber ganz sicher in der Lage eine Depression zu erkennen. Dafür sind die ja ausgebildet und auch erfahren. Ob die das auch offiziell diagnostizieren dürfen, weis ich allerdings nicht.

Mein Rat lautet daher auch möglichst bald zu einem Psychiater oder Nervenarzt zu gehen, damit eine nachhaltige Behandlung eingeleitet werden kann. Wenn organisch alles okay ist, wird er Dir vermutlich eine Psychotherapie empfehlen. Da die Suche nach einem Psychotherapeuten mit dem man es kann, einige Zeit in Anspruch nehmen kann, wäre es auch möglich, mit der Suche auch schon mal anzufangen. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Dir der Arzt ein Antidepressivum verschreiben wird, damit es Dir "rasch" wieder besser geht, denn eine Therapie wirkt ja eher längerfristig. Das "rasch" steht deswegen in Anführungszeichen, weil Antidepressiva auch 2-4 Wochen brauchen, bis sie wirken.

An den Unis gibt ist eigentlich immer auch Anlaufstellen für psychische Probleme, z.B. auch Prüfungsangst, Leistungsstress etc. Dort hätte man vermutlich auch was gegen den Rauswurf machen können. Aber wo das Kind jetzt erst einmal in den Brunnen gefallen ist, konzentriere Dich darauf gesund zu werden und schreibe Dich dann wieder ein.

Was die Verschlossenheit angeht, ist da neben der Angst als Versager dazustehen sicher auch noch vieles andere unterschwellig dabei. Vielleicht auch Scham über die Krankheit, weil psychische Probleme heute immer noch nicht überall anerkannt werden. Vielleicht hast Du auch Angst davor zurückgewiesen und verlassen zu werden, weil Du denkst, "wenn die wissen was ich habe, wollen die nichts mehr von mir wissen, denn ich bin ja ein schlechter Mensch".

Vielleicht fängst Du erst einmal mit kleinen Häppchen an, anstatt gleich alles auf einmal zu offenbahren. Vielleicht erlaubst Du Dir mal über einzelne Symptome zu klagen, z.B. über den Leistungsdruck. Und so eine allgemeine Aussage, wie: "der Stress macht mich richtig krank" geschickt ins Gespräch eingebunden, kann auch hilfreich sein. Oft kommt dann nach und nach eines zum anderen.

Gruß
Xavro
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Colle
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Re: Kriesendienst

Beitrag von Colle »

Hallo Xavro,
ich war am Samstag nochmal beim Kriesendienst. Die Frau dort hatte mich darum gebeten. Sie hat festgestellt das ich höchst warscheinlich eine Depression habe. In welchem Ausmaß, wollte sie noch nicht sagen, da sie gern noch über andere Dinge mit mir reden möchte. Sie hat mir auch vorgeschlagen einen Arzt aufzusuchen, falls ich mich dazu überreden kann. Dieser könnte dann besser feststellen, wie man mir helfen kann.
Ich hab allerdings grad keine Krankenversicherung, muss da morgen erst mal mit dem Arbeitsamt reden. Deswegen werd ich warscheinlich erst im neuen Jahr hingehen können. Zumal mir der Gedanke deswegen zum Arzt zu gehen nicht gerade behagt...
Ich hab schon viel über Johanniskraut gelesen, hilft das denn ein wenig? Dann könnt ich vielleicht damit erst mal die Zeit überbrücken, bis sich das mit der Kasse geklärt hat...
Gruß Colle
Xavro
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Re: Kriesendienst

Beitrag von Xavro »

Hallo Colle,

auch als Arbeitslose bist Du versichert, keine Sorge. Wobei ich die genauen Modalitäten, vor allem aufgrund der gegenwärtigen Änderungen nicht kenne. Aber wenn Du die Diagnose Depression bekommst, wird alles genauso übernommen, wie bei einem Kassenpatienten. Im schlimmsten Fall bist Du noch über Deine Eltern abgesichert. Je nachdem, wie Dein offizieller Status im Augenblick ist.

Johanniskraut als Kurzzeit-Medikation wird vermutlich nicht helfen, es wirkt wie alle anderen Antidepressiva eher längerfristig. Das wäre vermutlich rausgeschmissenes Geld.

Ja, Besuche beim Psychiater oder Nervenarzt haben in unserer Gesellschaft leider einen gewissen Ruf, was aber völliger Humbug ist. Der Arzt wird Dich nach Deinen Symptomen fragen (gedrückte Stimmung etc.), eine allgemeine körperliche Untersuchung vornehmen (z.B. Reflexe testen, Hand-Augen-Koordination etc) und Dich vermutlich fragen, was Deiner Ansicht nach der Auslöser für die Depression ist. Das ist kein intensives Interview, einfach nur grob (z.B. familiäre Probleme, Mobbing, Todesfälle Arbeitslosigkeit, Kindheitserlebnisse etc.). Zum Schluss wird er Dir einen Vorschlag für eine Behandlung machen: Medikamentöse und/oder psychotherapeutische Therapie. Er wird Dich zu nichts zwingen, Du kannst Dir alles in Ruhe überlegen. Ruhig auch noch eine zweite Meinung einholen.

Also, kein Grund zur Sorge.

Gruß
Xavro
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Colle
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Re: Kriesendienst

Beitrag von Colle »

Erst einmal: Entschuldigung, dafür, daß ich mich so lange nicht gemeldet habe.
Ich bin ab morgen wieder krankenversichert und habe mir vorgenommen zum Arzt zu gehen, da ich mittlerweile ja mitbekommen habe, das die behandlung von Depressionen leider nicht von heut auf morgen Abhilfe schaffen kann.
Ist es denn nun aber besser zum Hausarzt oder direkt zum Psychater/Neurologen zu gehen? Denn der Hausarzt kann wohl Medikamente verschreiben, aber kann er mir denn auch wirklich sagen, ob ich eine Depression habe und wenn ja wie schlimm es ist?
Oder kann ich direkt zum Facharzt und dem sagen daß ich gebeten wurde zu ihm zu gehen. Ich hab auch festgestellt das es in meiner Nähe nicht viele Neurologen gibt und die ziemlich lange Wartezeiten haben (ich sollte mal hin, weil ich kaum Reflexe habe...)
Und da ich ziemlich viel Angst davor habe zum Arzt zu gehen, hab ich auch keine Lust auf Anhieb zum Falschen zu gehen...

Schon mal im Vorraus dank, für etwaige hilfe...

Gruß
Colle
Aki
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Registriert: 30. Dez 2004, 01:35

Re: Kriesendienst

Beitrag von Aki »

Hallo Colle,

du brauchst eine Überweisung von einem Hausarzt, wenn du zu einem Psychiater gehen willst. Die Kenntnisse der Allgemeinmediziner über Depressionen sind ziemlich unterschiedlich. In deiner Situation müsste er dich zum Psychiater schicken, vielleicht kann er dir sogar einen empfehlen. Außerdem muss untersucht werden, ob deine Symptome auch rein körperliche Ursachen haben. Wenn dein Hausarzt dich nicht ernst nimmt (soll hin und wieder auch vorkommen), such dir bitte einen anderen.
Lass dir bitte einen Termin bei deinem Hausarzt geben, am besten schon morgen. Wie du ja selbst schon festgestelle hast, kann es eine Weile dauern, bis du dann beim Facharzt (mit der Überweisung) einen Termin bekommst. Das ist leider so. Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht und war dann so entmutigt und verärgert, dass ich es erst mal ganz gelassen habe. Eine echte Versorgungslücke. Leider gibt es keine anderen Möglichkeiten, wenn du nicht gerade akut suizidgefährdet bist.
Vermutlich wirst du auch eine Psychologen brauchen. (Die meisten Depressionstherapien sind zweigleisig, mit Medikamenten und gleichzeitiger psychologischer Betreuung.) Dafür brauchst du auch eine Überweisung, und die Wartezeiten sind auch furchtbar lang, wenn du nicht gerade Glück hast und jemand hat seine Praxis gerade neu eröffnet (ging mir damals so).

Also, halte durch. Je länger du wartest, desto länger dauert es auch bis du Hilfe bekommst. Vor was bei dem Arztbesuch hast du eigentlich Angst? Dass du damit offiziell als Kranker stigmatisiert bist? Oder dass du einem wildfremden Menschen zum Teil doch sehr persönliche Dinge erzählen musst?

Der erste Schritt ist schwer, aber wenn es dir wieder besser gehen soll, musst du da jetzt durch.

Alles Gute
Aki
Xavro
Beiträge: 807
Registriert: 12. Sep 2004, 21:22
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Re: Kriesendienst

Beitrag von Xavro »

Hallo Colle,

ich empfehle auf jeden Fall einen Psychiater oder Nervenarzt. Neurologen sind nicht zuständig. Ich habe erst kürzlich noch die offizielle Erhebung gelesen, nach der Hausärzte nur in 8% der Fälle richtig behandeln. Das Risiko da an eine Niete zu geraten wäre mir zu hoch.

Nachdem was Du oben geschrieben hast, dürfte eine Psychotherapie auf jeden Fall sinnvoll sein. Nach einem Therapeuten solltest Du also auch schon mal Umschau halten. Du darfst mehrere ausprobieren.

Gruß
Xavro
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Colle
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Re: Kriesendienst

Beitrag von Colle »

HAllo Aki
wovor ich beim Arztbesuch Angst habe? Gute Frage... Ich weiß nicht wovor ich mehr Angst habe.
Der Arzt kann mir entweder sagen, daß ich einfach mal meinen Hintern bewegen soll, daß ich nicht krank bin und nach vorne schauen soll ...
oder er sagt mir das ich krank bin.
Meine Oma hat 6 mal versucht sich umzubringen. Meine Mutter durfte sich also zeitweise um ihre 5 Geschwister kümmern, da der Ehemann meiner Oma Alkoholiker war und sie in Scheidung lebten.
Vielleicht hab ich also genauso viel Angst davor krank zu sein, wie meine Oma...
Ich weiß es nicht...
Aber ich werde, soblad ich wieder eine Krankenkarte habe, zum Arzt gehen. Meine Eltern erwarten von mir Resultate was meine berufliche Zukunft angeht und zumindest das eine ist mir mittlerweile klar:
Allein schaff ich das nicht...

Danke für eure Hilfe und fürs Ernst-nehmen
Colle
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Kriesendienst

Beitrag von Sadness »

Hallo Colle,

ich hab mitgelesen und wollte Dir nur noch mit auf den Weg geben, dass Du Dich nicht unter Druck setzen (lassen) solltest. Der Satz, dass Deine Eltern Resultate erwarten stimmt mich schon sehr skeptisch. Ich kenne Deine Situation genau, denn auch ich hab mein Studium in den Sand gesetzt (nach unzähligen Semestern, aber kurz vor'm Abschluss) und diese in der Luft liegende Erwartungshaltung aller Leute um einen macht einen noch fertiger! Ich hab mir meine Zeit genommen und versucht, nicht immer Riesen-Erklärungen auf alle Fragen abzugeben, da das immer nur in Rechtfertigungen endet, die man echt nicht nötig hat und die einen noch mehr runterziehen. Wenn man in eine Krise gerät, dann braucht das Zeit. Und die darfst und solltest Du Dir nehmen. Vielleicht kannst Du das jetzt noch nicht so sehen, aber überlege mal, dass sich ja vielleicht irgendwann herausstellt, dass das Rausfliegen aus dem Studium für irgendwas gut gewesen sein könnte. Und wenn nur dafür, dass Dir die Entscheidung abgenommen wurde, da es evtl. nicht das Richtige für Dich war. Es war auch bei mir so, dass ich mich nur noch in die Uni gequält habe und es nur durchziehen wollte, weil ich nun schon so lange dabei war, aber gespürt, dass es nicht das Richtige war, habe ich viel früher... Das macht einen auch kaputt. Man fühlt sich zu nicht nutze, zweifelt an sich etc. Wenn's dann in die Hose geht, fällt man erstmal in ein tiefes Loch, das ist doch völlig verständlich. Du brauchst jetzt Hilfe von jemandem, der Dir nicht nur Fragen stellt um Dich anzutreiben, Deine berufliche Zukunft in die Hand zu nehmen (wie Eltern z.B.), sondern jemand, der mit Dir herausfindet, was Du überhaupt willst, kannst und was Dir gut tut. Wahrscheinlich hast Du viel zu lange so gelebt wie andere es wollten, oder um der Familie zu gefallen. Das geht nicht gut auf Dauer. Man überfordert sich permanent und irgendwann fällt man vielleicht in Depressionen.

Die Entscheidung zum Arzt zu gehen ist absolut richtig. Du kennst Deinen Hausarzt am besten, also entscheide Du, ob Du zuerst zu ihm gehen willst. Ich wusste, dass ich bei meinem absolut richtig bin in dieser Phase, deshalb bin ich zu ihm gegangen. Er hat mir meine jetzige Therapeutin empfohlen und sogar den Kontakt hergestellt. Also als erster Schritt kann auch das reichen und es muss nicht direkt der Psychiater sein. Kommt auf den Doc an. Auf jeden Fall ist es toll, dass Du den ersten Schritt machst!!

Ich wünsch Dir alles Gute! Denk jetzt mal mehr an Dich in nächster Zeit!

Gruß
Sadness
Stefan22_
Beiträge: 2
Registriert: 8. Jan 2005, 18:51
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Re: Kriesendienst

Beitrag von Stefan22_ »

Hallo Colle,
fand deinen Beitrag ganz interessant, weils mir ähnlich gint. Hab ein Studium angefangen un dbin noch dabei, owhl mir immer Klarer wird das ich es nicht schaffe. Hab mich gefragt wo der Unterschied ist zwischen einer Kriese und einer Depression. Ich mein wenn das Studium nicht funktioniert ist es klar dass es mir schlecht geht. Aber dass ist noch keine Depression im medizinischen Sinne?
Hab auch bedenken zum artzt zu gehen, weil ich wohl körperlich gesund bin. ALso es ist sicher keine klinische depression die auf einer Stoffwechselstörung des Gehirns beruht.
Ich will mich ja nicht lächerlich machen.

Was hattest du denn für anzeichen für die Depression und hat man es bei dir schließlich festgestellt? Also dass du Depressionen hast??
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Kriesendienst

Beitrag von Sadness »

Hi Stefan,

da ich ja in einer ähnlichen Situation war wie Colle antworte ich mal. Natürlich musst Du nicht eine Depression haben, weil Du unzufrieden mit dem Studium bist. Zur Depression gehört mehr: Generelle Antriebslosigkeit, man kann sich an nichts mehr freuen, was früher Spaß gemacht hat, ist heute uninteressant, man zieht sich zurück, man schläft evtl. schlecht, wacht früh auf, will gar nicht mehr aufstehen, ist traurig ohne Grund, sieht in nichts mehr einen Sinn u.s.w. Was ich sagenw will: Irgendwann kann man nicht mehr. Man mag sein Leben nicht mehr, fühlt sich einfach nur noch schlecht und niedergeschlagen, kann aber nichts dran ändern und oft auch keine genaue Ursache finden. Es ist ein furchtbarer Zustand. Und der hängt nicht immer mit dem Stoffwechsel im Gehirn zusammen, bzw. ist der nicht immer die Ursache. Es gibt nicht nur die endogene Depression.

Also wenn Du in eine Depression rutschtst, sind die Anzeichen deutlich. Schau Dir mal den Test auf der Startseite vom Kompetenznetz an. Eine Krise wegen des falschen Studiums ist sicher auch ernst, aber in der Regel geht die vorbei wenn man daran etwas ändert, und wenn man noch Kraft und Antrieb hat, daran etwas zu ändern.

Gruß
Sadness
Colle
Beiträge: 6
Registriert: 17. Dez 2004, 01:10

Re: Kriesendienst

Beitrag von Colle »

HAllo,

erstmal vielen dank an Sadness. Es hilft zu hören, daß ich nicht allein bin. Das ich im Moment auch gar nicht in der lage wäre wieder zur Uni zu gehen, ist mir mittlerweile bewusst geworden. Die Frau beim Krisendienst, hat mir auch gesagt, daß ich jetzt alles erstmal ganz langsam angehen soll und keine übereilten Entscheidungen treffen sollte (v.a. was das Studium betrifft)Aber es fällt halt schwer, wenn immer alle fragen was man denn jetzt vor hat. Denn die meisten Leute (und vor allem Eltern) erwarten dann natürlich auch eine Antwort, warum man denn nichts entscheidet... Es ist halt nicht einfach die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen, wenn man sich jahrelang anders verhalten hat. Ehrlich gesagt, bewerbe ich mich zwar um Lehrstellen, aber mehr um meine Eltern zu beruhigen und nebenbei überlege ich mir eine gute Erklärung, warum ich zumindest nicht sofort wieder versuche mein Studium zu beenden.

An Stefan:
die Test die im Internet vorhanden sind, waren sicherlich ein Grund für mich an ärztliche Hilfe zu denken. Ich kenne die meisten der genannten Symptome seit über einem Jahr. Ich war zeitweilig und seit einem halben Jahr fast täglich nicht mehr in der Lage zur Uni oder zur Arbeit zu gehen und hab das Haus nur noch verlassen um einzukaufen oder ab und an mal Freunde zu treffen. Früher hatte ich das nur für kurze Zeiten, aber das auch schon über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Ich verlor das Interesse an den meisten Dingen in meinem Leben und selbst weggehen (sonst das Highlight einer Woche) macht mir kaum noch Spaß. Ich ziehe mich immer mehr zurück und hatte deswegen zuletzt auch oft Probleme mit meinen Freunden. Ausweglosigkeit, Zukunftsangst, Einsamkeit, und vor allem das Gefühl, gar kein Gefühl mehr zu haben ist bei mir mehr und mehr an der Tagesordnung. Und das war es auch schon bevor ich von der Uni geflogen bin.
Noch habe ich ja keine Diagnose vom Arzt, aber die Anzeichen sind halt doch zu stark um sie zu ignorieren.

Ich hoff ich konnt dir helfen,

Liebe Grüße an euch
Colle
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