Wo ist mein Sinn??

[JennyLee]

Hallo,

nachdem ich jetzt seit längerer Zeit hier mitlese und drei Postings geschrieben habe, die eigentlich nichts mit mir zu tun haben, möchte ich mich vorstellen und ein bißchen von mir bzw. meinen Problemen erzählen.

Also: ich bin 26 Jahre alt und bin Studentin. Ich lebe in Süddeutschland. Hmm, weiß gerade nicht, wie ich anfangen soll, es sind gerade so viel verschiedene Gedanken und Impulse in meinem Hirn. Nun gut, ich bin gerade echt am Boden und das aus mehreren Gründen:

Ich leide seit meiner Kindheit/Jugend immer wieder an depressiven Phasen. Seit zwei Jahren geht es immer weiter bergab. Kann mich nicht mehr konzentrieren und so, gehe noch nicht einmal mehr aus der Wohnung. An Uni ist gar nicht zu denken. In diesem Semester war ich noch keinmal an der Uni, in den vergangenen beiden Semestern habe ich meine Scheine gerade so geschafft. Und das, obwohl mir mein Studium eigentlich Spaß macht… Ich verzweifle daran, daß mein Leben einfach keinen Sinn mehr hat. Ich fühle mich verloren in dieser Welt, nicht zugehörig, ja schon fast wie ein Alien. Ich habe keine Ziele mehr, hatte ich überhaupt mal welche? Ich weiß es nicht mehr. Genaugenommen weiß ich gar nichts mehr. Was möchte ich, was sind meine Bedürfnisse, wie bin ich eigentlich, bin ich liebenswert.

Vor einigen Jahren war das noch nicht ganz so schlimm. Ich hatte Freunde, bin Tanzen gegangen und fand mich ziemlich attraktiv. Obwohl sich mein Äußeres so gut wie gar nicht verändert hat, sehe ich mich heute mit anderen Augen. Ich fühle mich einfach nur noch tot. Das halte ich nicht mehr aus, es schmerzt so wahnsinnig.

Ich habe keine Gefühle mehr. Bin mir überdies sicher, daß ich mich nicht verlieben kann. Ja, ich weiß gar nicht, wie sich Liebe anfühlt, oder was Beziehungen eigentlich wirklich bedeuten. Es ist nicht so, daß ich noch nie einen Freund hatte oder daß sich kein Mann für mich interessiert hätte. Aber ich habe mich total abgewendet. Und jetzt weiß ich gar nicht mehr, wie man Leute kennenlernt.

In meinem frühen Erwachsenenalter habe ich versucht, mich umzubringen. Die Aktion damals war nicht so ganz ernst, aber ich bin immer noch erschreckt davon. Ich war dann mal in Therapie, aber mein Therapeut hat mich überhaupt nicht verstanden. Und so habe ich sie dann abgebrochen und mache seither einen großen Bogen um Psychotherapie. Obwohl ich ja schon irgendwie weiß, daß ich eine Therapie benötige. Ich finde nur nicht den richtigen Anstoß, mich zu bemühen. Und außerdem lebe ich in einer Stadt, in der ich überhaupt keine Anlaufstelle diesbezüglich habe.

Ich habe mir schon überlegt Medikamente zu nehmen. Aber ich traue dem Zeug nicht.

Hmm, jetzt habe ich eine Menge geschrieben und weiß eigentlich gar nicht, was ich sagen will. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Kennt jemand von Euch diese Verzweiflung, wenn man gar nichts mehr weiß? Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir helfen könntet.

Danke fürs Lesen…

Jenny

[Butts]

Hallo Jenny,

ich kenne den Zustand / die Gefühle, die Du beschreibst ganz genau. Ich studiere auch, deshalb weiß ich auch, wie schwer es ist mit der Uni zurecht zukommen. Gerade in diesem Semester fällt es mir furchtbar schwer.
Ich habe auch, seit ich denken kann, diese Phasen, nur ist es in letzter Zeit schlimmer geworden. Ich bin dann zu meinem Hausarzt gegangen. Ich weiß noch nicht, ob die Tabletten helfen, die sie mir verschrieben hat, aber ich versuche mein Problem anzugehen. Wenn es sein muß, mache ich auch eine Therapie.
Ich will Dir auch Mut machen, vielleicht mit jemaden darüber zu reden, oder zum Arzt zu gehen. Ich glaube, dass Du im Forum Antwort auf Deine Fragen finden wirst.

Bis dann

[Xavro]

Hallo Jenny,

Jede Uni-Stadt sollte eigentlich auch Anlaufstellen für Depressive haben. Such mal bei den Notfallnummern (link oben rechts). Auch viele Unis haben eine Anlaufstelle für psychische Probleme, da kannst Du Dich mit Gleichgesinnten austauschen.

Ich glaube der Austausch mit anderen Betroffenen ist für Dich wichtig, weil Du sowohl vor einer Psychotherapie, als auch vor einer medikamentösen Therapie Angst hast. In diesen Kreisen kannst Du von anderen Erfahrungen sammeln und dann vielleicht Deine Ängste etwas verringern.

Das Forum hier eignet sich dazu eher weniger, da sich hier eher die Patienten sammeln, die Probleme mit der Therapie haben oder zu der Minderheit der Therapieresistenten Patienten gehören. Das was Du hier liest ist also nicht unbedingt repräsentativ.

Es ist ärgerlich, dass Du mit dem Therapeuten so schlechte Erfahrungen gemacht hast. Allerdings - um mal einen etwas platten Vergleich zu machen - Wenn Du mit einem Frisör nicht zufrieden bist, bedeutet das, dass Du Dir nie wieder die Haare schneiden lässt?? Nicht alle Therapeuten sind gleich. Zum einen sind das alles Menschen und mit manchen Menschen kommt man einfach nicht klar und zum anderen gibt es durchaus auch unterschiedliche Threapiekonzepte.

Bei einer Therapie kommt es sehr darauf an, dass die Chemie stimmt. Sonst hat die Therapie, wie Du erfahren hast, keinen Zweck. Deshalb zahlen die Kassen auch Probestunden bei mehreren Therapeuten, bevor Du Dich endgültig entscheiden musst. Da kannst Du dann antesten, wie ihr miteinander klarkommt.

Gruß
Xavro

[tomroerich]

Hallo Jenny,

wir haben uns ja "vorhin" schon kurz im "Netten Thread" getroffen.

Ich wollte dich fragen ob du eine Vorstellung davon hast, warum du diese Depressionen hast. Kamen die einfach so aus heiterem Himmel und ohne, dass du einen Grund dafür erkennen konnest? Oder kommen sie dir eher als Resultat von Ereignissen vor?

Gruß von

Thomas

[JennyLee]

Hallo,

ich hätte nicht gedacht, daß ich heute noch Antworten bekomme. Danke.

@Gregor:

Ich glaube ja auch, daß ich nicht drumherumkommen werde, einen Arzt aufzusuchen. Ich habe halt Angst... Hast Du denn Leute, mit denen Du sprechen kannst? Ich kenne leider nicht so viele Leute hier. Und vor meinen Kommilitonen will ich mich keinesfalls outen, die würden das ja ohnehin nicht verstehen.

@Xavro

Ich verstehe Dich nicht so ganz. Wieso meinst Du, daß ich in diesem Forum nicht "richtig" bin? Ich meine, vielleicht ist diese Form der - anonymen - Kommunikation gerade wichtig für mich, weil es mir so leichter fällt zu sprechen... Aber sollte ich hier falsch sein, dann verstehe ich das natürlich.

@ Thomas

Nein, die Depressionen kamen nicht auf einmal. Sie sind schon Folge von einer ätzenden Kindheit und so. Ich komme halt einfach nicht zurecht, weil ich nicht weiß, wer ich bin. Ich denke, daß das letzten Endes meine Depressionen ausgelöst haben könnte und daß dieser Sinnverlust dann später hinzukam. Ich fühle mich so verloren irgendwie.

Jenny

[freebird]

Liebe/r Xavro,

ich bin über Dein Posting hier sehr erstaunt und auch einigermaßen verärgert.

Ich finde, dass Du hier alle über einen Kamm scherst, wenn Du schreibst (Zitat):
"Das Forum hier eignet sich dazu eher weniger, da sich hier eher die Patienten sammeln, die Probleme mit der Therapie haben oder zu der Minderheit der Therapieresistenten Patienten gehören. Das was Du hier liest ist also nicht unbedingt repräsentativ."
Ich gehöre z.B. nicht zu den Patienten, die Therapieresistent sind. Ich mache immer mal wieder Therapie (mit Pausen). Jede Therapie hat mir schon irgendwie weitergeholfen.
Auch die Medikamente helfen mir, auch wenn sie Nebenwirkungen haben.
Ich fühle mich von Dir mit einem nicht geraden "netten" Etikett" versehen.

Ein kleiner Tipp zur Güte. Ich würde an Deiner Stelle mit derartigen Aussagen vorsichtig sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du alle Forumaner hier kennst und ihre Hintergründe.
Wir sehen hier nur einen Ausschnitt eines jeden. Also bitte ein wenig Vorsichtig mit Pauschalisierungen. BITTE

Liebe Grüße
Corinna

[freebird]

Liebe Jenny,

du bist hier richtig! Also lass Dich nicht ins Boxhorn jagen .

Von meiner Seite aus bist Du hier herzlich willkommen.
Es braucht ein wenig Zeit sich hier einzuleben und zurechtzufinden. Also keine Scheu!

Deinen Zustand kann ich gut nach empfinden.
Vor 3 Jahren stand ich genau da, wo Du jetzt stehst.
Ich habe mich freiwillig in stationäre psychatrische Behandlung begeben und sehr sehr gute Erfahrungen gemacht.
Dort wurde ich auf die richtigen Medikamente eingestellt und hatte gute therapeutische Begleitung.
Wenn Du möchtest kann ich Dir mehr darüber posten.

Liebe Grüße
Corinna

[JennyLee]

Liebe Corinna,

vielen Dank für Deinen Willkommensgruß... Du hast sicher recht, man muß sich hier vielleicht erst einmal einleben. Verunsichert hat mich die Aussage von Xavro schon. Ich meine, vielleicht ist es ja zu viel, wenn ich von mir schreibe. Keine Ahnung.

Mich würden Deine Erfahrungen interessieren. Weil ich gar nicht weiß, was ich machen soll. Habe mir auch schon überlegt, in eine Klinik zu gehen, weiß aber überhaupt nicht, welche für mich geeignet wäre.

Heute geht es mir nicht so gut, habe heute nacht nicht geschlafen...

Liebe Grüße

Jenny

[Xavro]

Hallo Jenny, hallo Corinna,

offensichtlich habe ich mich nicht richtig ausgedrückt, jedenfalls scheint meine Message überhaupt nicht richtig rüber gekommen zu sein.

@Jenny
natürlich bist Du hier im Forum willkommen. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass dieses Forum mit seinen vielen Problemfällen nicht unbedingt geeignet ist, Deine Ängste gegenüber Antidepressiva und Psychotherapeuten abzubauen. Ich habe Dir daher geraten, Dich auch an einer Gruppe zu orientieren, die mehr positives und für den Fall der Behandlung von Depressionen auch ein realistischeres Feedback gibt.
Ausschließlich in diesem Zusammenhang habe ich das Forum gewissermaßen "nicht empfohlen". Natürlich darfst Du hier jederzeit mit Deinen Problemen zu uns kommen und wir werden Dir so gut es eben geht helfen.

@Corinna
was Deine Reaktion angeht, muss ich leider darauf hinweisen, dass ich keineswegs behauptet habe, dass alle hier im Forum unzufrieden oder therapieresistent sind. Wenn Du noch einmal nachliest, wirst Du feststellen, dass ich das Wort "eher" benutzt habe und in dem Satz insgesammt eine sehr vorsichtige Ausdrucksform gewählt habe. Es lag also keineswegs in meiner Absicht zu pauschalisieren geschweige denn, jemanden zu beleidigen. Das wäre überhaupt nicht mein Stil. Ich hoffe, Du wirst das auch aus meinen anderen Postings hier im Forum erkennen.


Ich hoffe, dass nun etwas klarer ist, was ich zum Ausdruck bringen wollte. Ansonsten fragt einfach weiter nach.

Gruß
Xavro

[JennyLee]

Hallo.

Eigentlich finde ich es seltsam, daß hier einige Leute geschrieben haben, Fragen gestellt haben. Ich habe geantwortet in der Hoffnung, daß ich ein Feedback bekomme... Das verunsichert mich jetzt echt.

Paßt das, was ich geschrieben habe, hier nicht? Oder habe ich sonst etwas falsch gemacht? Dann sagt es mir doch bitte!

Jenny

[chimera]

Hallo Jenny,

da ich meinem Vorsatz, hier nicht mehr zu posten, eigentlich nicht untreu werden wollte, Du aber ziemlich verzweifelt klangst und ich aufgrund Deines erstes Postings in diesem Thread jedoch das spontane Empfinden hatte, etwas dazu sagen zu können, hatte ich Dich per E-Mail kontaktiert. Wollte Dir damit keinesfalls zunahe treten, bin mir aber nicht sicher, ob Du die Mail erhalten beziehungsweise abgerufen hast, deswegen an dieser Stelle der Hinweis.

Übrigens: Nach meiner Erfahrung besteht der erste Schritt zu sich selbst darin, die Gefühlsleere als Schmerz (was sie in der Tat ist...) wahrzunehmen, sich dafür zu bemitleiden und als leidenden und trauernden Menschen zu erkennen. Und ich denke, erst mit dem Gefühl für sich selbst kann sich ein Sinn erschließen. Es gibt keinen allgemeingültigen Sinn, es gibt nur Deinen Sinn... Gerade bei Menschen mit traumatischen Kindheitserfahrungen ist es leider oft so, daß sie den Weg zu den eigenen Gefühlen nicht finden können, weil er durch eine hohe Mauer des Selbsthasses verbaut ist...


Chimera

[JennyLee]

Hallo Chimera,

doch, doch, ich habe die Mail erhalten. Ich habe sie aber nicht beantwortet, weil ich echt gerade total am Ende bin... Leider Gottes kann ich gerade überhaupt keinen klaren Gedanken fassen, in mir herrscht totales Chaos.

Da ich mir total unsicher geworden bin, was ich in diesem Forum sagen darf, ohne daß es irgendwie anstößig (ich meine, offensichtlich gibt es hier ungeschriebene Gesetze, wer was sagen darf und wer still zu sein hat) klingt, habe ich mich entschieden, vorerst wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Das ist nichts gegen Dich, muß mich erstmal wieder sortieren...

Grüße

Jenny

[Schnarchi]

Hey Jenny, ........sei unbesorgt.

Ich geb' Dir mal'n guten Tipp.....scheiß drauf was andere denken, und tu was Du für richtig empfindest, solange Du niemandem mutwillig weh tust, denn Du hast genau so viel Rechte und Bedeutung wie jeder andere hier auch.

Ich wünsch' Dir alles Gute

[chimera]

Hallo Jenny,

Du mußt hier gar keine klaren Gedanken fassen... Schreib einfach das, was in Dir vorgeht, das ist nämlich der Schlüssel zur Veränderung. Leisten mußt du hier nix...

Und laß' Dich mal nicht so verunsichern... Der Xavro hat das nicht so gemeint, daß man hier nicht alles schreiben dürfe, und auch die aktuellen Streitereien sind in erster Linie persönliche Geschichten zwischen Menschen, die hier schon 'ne Weile miteinander zu tun haben. Das legt sich auch wieder...

Nimm Dich einfach ernst und wichtig. Ab und zu hilft's dann auch, sich nicht ernst zu nehmen, aber das ist dann wieder eine andere Geschichte... Da Du hier noch nicht zu den Dauerpostern gehörst, riskierst Du auch keine Ermahnung vom Doc. Du brauchst ein bisserl Hilfe und wenn Du ein wenig hartnäckig bist, wirst Du diese hier auch finden...


Grüße,
Chimera