Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Kroki
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Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Kroki »

Hallo ihr!

Seit einiger Zeit lese ich hier im Forum mit und ich habe auch schon einige Beiträge geschrieben.
Was mich heute dazu veranlasst, erstmals selbst ein neues Thema zu beginnen, ist eine akute Krise, aus der ich im Moment keinerlei Ausweg sehe. Ich möchte nicht meine ganze Lebensgeschichte erzählen. Seit ich einige Bücher zum Thema Depression gelesen habe, vermute ich, dass ich wohl unter Dysthymie, also einer chronischen Depression leide.
Da meine akute Krise jedoch ganz stark mit meinem Beruf Lehrerin zusammenhängt, könnte es sich auch um Burnout-Erscheinungen handeln, wobei meine kurze Dienstzeit als Lehrerin eigentlich dagegen spricht. Vielleicht ist es auch nicht so wichtig, wie man das Ganze nennt.
Tatsache ist, dass sich die Beziehung zwischen mir und meiner eigenen siebten Klasse in den letzten Wochen rapide verschlechtert hat. Sicherlich spielt da in großem Maße die Pubertät der Schüler mit. Jedenfalls haben die Schüler es innerhalb einiger Wochen mit ihrem unruhigen, undisziplinierten, bewusst störenden, provokanten, teilweise auch persönlich verletzenden Verhalten so weit gebracht, dass ich kurz davor bin zu sagen: "Ich werde dieses Klassenzimmer nie wieder betreten!", weil ich in meinem angeknacksten psychischen Zustand nicht in der Lage bin, die völlig aus den Fugen geratene Beziehung zu meiner Klasse wieder in geregelte Bahnen zu lenken.
Nun sitze ich hier auf dem Land und habe keine Ahnung, an wen ich mich mit meinen Problemen wenden kann. Gibt es so etwas wie psychologische Notfall-Ambulanzen? Ich kann in meinem derzeitigen Zustand unmöglich ein halbes Jahr auf einen Gesprächstermin warten.
Und was mache ich, wenn ich für diesen Beruf tatsächlich so ungeeignet bin, wie es mir im Moment scheint? Ich habe doch nur diese eine Ausbildung...

Herzlichen Dank für euer offenes Ohr!
Ich bin für jede Anregung dankbar.

Liebe Grüße

Kroki
Phoenix108
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Phoenix108 »

Liebe Kroki

Kinder können grausam sein, und sie nützen bewußt jede Schwäche aus, die sie bei ihrem Lehrer verspüren
Ich würde an Deiner Stelle ind die nächste psychiatrische Ambulanz gehen (in jedem Krankenhaus gibt es eine), und Dich wegen einer akuten Magenkolik (gegenüber Deinen Schülern) für ein paar Wochen krankschreiben lassen
In dieser Zeit solltest Du Dich in der Psychiatrie eingehender mit Deinen Problemen auseinandersetzen, denn diese liegen m.E. nicht in der Wahl Deines Berufes begründet
Du scheinst Kinder zu lieben, zumindest macht es den Eindruck, nach dem, was Du schreibst
Also würde ich an Deiner Stelle nicht die Wahl des Berufes infrage stellen, sondern vielmehr damit beginnen, meine eigenen Probleme zu untersuchen - und diese liegen m.E. in einer tiefen Verletzbarkeit Deines Selbstverständnisses, welches weit in die Kindheit zurückreicht
Zudem wirst Du in der Klinik auf Medis eingestellt, und ich kann Dir versichern - sie helfen

Vielleicht ist dieser Vorschlag für Dich vorstellbar

Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute

Phoenix
Kroki
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Kroki »

Herzlichen Dank, Phoenix
für deine rasche Antwort.

Die Vorstellung, mich womöglich für einige Wochen in eine psychiatrische Klinik begeben zu müssen, macht mir - ehrlich gesagt - Angst. Es würde gegenüber meinem bisherigen Leben einen völligen Schnitt bedeuten. Aber vielleicht brauche ich den ja gerade?
Bisher war ich in psychiatrischen Kliniken nur als Besucherin einer Freundin. Was ich dort gesehen habe, ermutigt mich nicht unbedingt.
Zudem müsste ich mich allen Nahestehenden gegenüber für diesen Schritt rechtfertigen. Ich weiß nicht, ob ihr eine Vorstellung habt, wie manche selbst vermeintlich gebildete Leute hier auf dem Land im Jahre 2004 auf das Wort Psychiatrie reagieren. Es gilt als Synonym für Klapsmühle und Verrücktheit.
Was mir auch noch Sorge bereitet, ist die berufliche Situation. Es gibt keine vernünftige Krankheitsvertretung, wenn ich ausfalle. Ende Januar stehen die Zeugnisse an, dazwischen sind noch Weihnachtsferien, d. h. in der verbleibenden Zeit müssen jede Menge Klassenarbeiten geschrieben und korrigiert werden. Grob geschätzt: die Hälfte meines Unterrichts würde ausfallen, die andere Hälfte müssten irgendwelche Kollegen zusätzlich mit übernehmen.

Einerseits habe ich also viele Zweifel, so einen drastischen Schritt zu unternehmen, andererseits sehe ich auch ein, dass es so, wie es im Moment ist, nicht länger weitergehen kann.

Gibt es denn keine Möglichkeit, sich kurzfristig ambulant beraten zu lassen?

Liebe Grüße

Kroki
tomroerich
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von tomroerich »

Hallo Kroki,

meine Frau ist auch Lehrerin und ich bekomme einiges mit, was die Belastungen dieses Berufs angeht. Dabei unterrichtet sie Grundschüler und keine Pubis, das aber seit mehr als 20 Jahren. Sie meint eindeutig feststellen zu können, dass sich in diesen 20 Jahren die Situation im Klassenzimmer immer mehr verschärft. Zum einen sind die Kinder immer nervöser und unsozialer, lassen sich kaum bändigen und zum anderen hat sie als Lehrerin große Probleme mit türkischen Jungs, für die eine Frau als Respektperson sozusagen ausfällt. Ich kann mir sehr gut vorstellen und bekomme das auch von den Kollegen meiner Frau mit, dass die Belastungen von Lehrern mehr und mehr wachsen. Sie sollen sozusagen die Probleme, die die Gesellschaft hervorruft, bei den Kindern korrigieren und die teilweise unentschuldbaren Inkompetenz der Eltern, die ihre Kinder per TV erziehen, ausbügeln. Und das alles bei einer Pisa-Diskussion plus dem Image der Lehrer als ferienorientierte Faulpelze. Also ich kann jede Menge Gründe entdecken, warum Lehrer depressiv werden könnten.
Hmm, aber was tun? Es steht ja zu befürchten, dass sich die Lage zuspitzt, wenn du weiter abbaust und die Kinder deine Kraftlosigkeit ausnutzen. Ich denke, du solltest besser schnell handeln und dich z.B. an den SPD (Sozial-Psychiatrischer Dienst) wenden, der über dein Landratsamt erreichbar ist- das wäre eine Möglichkeit. Magst du erzählen, was für Symptome dich quälen? Vieleicht ist der Gang zum Psychiater ja auch angesagt, falls du eine akute Depr. ausbrütest.

Liebe Grüße

Thomas
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Alina1
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Alina1 »

Phoenix108
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Phoenix108 »

Liebe Kroki

Deine Situation ist wirklich verzwickt
Der Gedanke von Thomas, Dich mit dem Sozial-Psychiatrischen Dienst in Verbindung zu setzen, halte ich für eine ausgesprochen gute Idee
Du wirst dort auf aufgeschlossene und überaus kompetente Ansprechpartner treffen, welche Dir in Deiner verzwickten Lage mit Rat und Tat zur Seite stehen können
Doch ich möchte Dir auch nahelegen, einen Klinikaufenthalt nicht zur Gänze zur Seite zu schieben
Der "Urlaub" in einer Psychiatrie ist zwar nicht wirklich entspannend, doch er ist sehr viel mehr als eine Bildungsreise nach Ägypten - er führt Dich zu Dir selbst, und vermittelt Dir die Möglichkeit, Dein Leben neu zu begreifen
Und mach Dir mal wegen des Geredes keine Sorgen
Wenn Deine vermeintlich gebildeten Freunde den Wert einer Psychiatrie nicht einzuschätzen in der Lage sind, dann sollten sie vielleicht nochmal auf die Uni
Und für das Dorf gehst Du einfach in den Urlaub - so habe ich es auch gemacht

Doch nimm zunächst einmal den Vorschlag von Thomas auf, alles weitere ergibt sich dann

Ich wünsche Dir Alles Liebe

Phoenix
kruedorida
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von kruedorida »

Hallo Kroki,
wir kennen uns durch unseren E-mail- Kontakt , der leider dann aber abriss, weil ich von dir nichts mehr hörte. Dachte mir aber fast, dass es dir nicht besser geht und du total unter Stress stehst. Nun hat sich deine Situation ja nun leider so zugespitzt, dass du tatsächlich an dem Punkt bist, den ich befürchtete. Wenn du willst, können wir unseren E-mail-Kontakt ja wieder aufnehmen. Ich denke, meine Adresse hast du ja noch.
Gruß und alles Liebe
Doro
capella
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von capella »

Hallo kroki!!
Du bist mit deinen Sorgen zweifellos nicht allein....nicht ohne Grund werden heute massenweise Lehrer frühverpensioniert(war das jetzt richtig so??);weil es fast unmöglich ist der J ugend von heute irgendwelche Grundwerte wie Anstand,Disziplin..etc, zu vermitteln....

Richtig schlimm stell ich mir vor,wenn diese Jugendlichen in 10-20 Jahren mal selbst zu Pädagogen werden sollten(was soll denn das dann werden??)

Dir selbst wird evtl. durch einen Psychologen geholfen werden----das Problem an sich (und das wird irgendwann mal zu einem ganz gewaltigen werden)wird dadurch natürlich nicht gelöst....

Irgendwie muss die Gesellschaft wieder lernen,den Jugendlichen beizubringen,dass erfolgreiches Lernen in der Schule,eine spätere berufliche Bildung und andere Dinge im Leben wichtiger sind,als die Fähigkeit ein Handy zu benutzen oder bei irgendwelchen Computerspielen zu glänzen...

mfg capello!!
Kroki
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Kroki »

Auch dir, Thomas, herzlichen Dank für die rasche Antwort.

Ich habe zwar immer noch Bedenken, dass das hier irgendjemand lesen könnte, der mich erkennt, aber ich habe euch um Hilfe gebeten und nehme nun all meinen Mut zusammen, um noch etwas ausführlicher von meiner Geschichte und meiner momentanen Situation zu erzählen.

Zu meiner Psychotherapie-Geschichte: Ich habe vor Jahren noch während des Studiums eine Verhaltenstherapie gemacht und auch eine Weile Fluctin genommen. Damals ging es aber mehr oder weniger ausschließlich um das damals akute Problem Prüfungsangst.

Zu meiner (vermeintlichen?) Depressions-Geschichte: Eine Depression ist bei mir noch nie offiziell diagnostiziert worden. Ich habe mich die letzten Jahre ohne ärztliche/therapeutische Hilfe durchs Leben geschlagen, oft mehr schlecht als recht, aber es ging irgendwie soweit gut, dass ich mit einigen Abstrichen meinem Berufs- und Privatleben gerecht werden konnte. Aufgrund langjährig anhaltender Symptome, die in Richtung Depression gingen, habe ich begonnen, einige Bücher zu diesem Thema zu lesen. Da ich - wie gesagt - meinen Alltag immer einigermaßen aufrecht erhalten konnte, kann es sich höchstens um eine leichtere Form der Depression handeln. Doch typische Symptome wie Niedergeschlagenheit, Erschöpfung, Antriebs-, Freud- und Lustlosigkeit, Konzentrationsschwäche, Gefühle von Überforderung und mangelndem Selbstwert ziehen sich seit Jahren durch mein Leben, ohne dass sich das im Laufe der Zeit großartig verbessert oder verschlechtert hätte. - Deshalb bin ich irgendwann auf Dysthymie gekommen.
Andererseits passen zwei Symptome, die ich auch schon seit Jahren mit mir herumtrage, so gar nicht ins Bild: Ich esse viel zu viel, vor allem auch aus Frust, und ich habe ein übermäßiges Schlafbedürfnis.

Zu meiner beruflichen Situation in der Schule: Ich bin erst einige Jahre im Schuldienst und hatte immer mal wieder mehr oder weniger große Disziplinschwierigkeiten mit Klassen. Das liegt sicher nicht allein an den Schülern, sondern auch an meinem mangelnden Durchsetzungsvermögen. Doch wie oben schon beschrieben, bewegten sich auch die Schwierigkeiten mit Klassen im Rahmen des Erträglichen.
Was mich nun im Moment akut wirklich bis an die Basis meines Selbstverständnisses erschüttert, ist der aktuelle Beziehungskonflikt mit meiner Klasse, die ich recht viele Stunden in der Woche unterrichte. Bis gegen Ende des vergangenen Schuljahrs hat alles soweit funktioniert, es war zwar nicht perfekt, aber es war okay. Dann kam die Pubertät und seither habe ich den Eindruck, dass zwischen uns nur noch Krieg herrscht. Die Schüler sind unruhig, unkonzentriert, werfen Dinge durch das Klassenzimmer, sie beschimpfen lautstark ihre Mitschüler, sie hören nicht auf mich und widersprechen mir, wo sie nur können, sie provozieren mich, teilweise beleidigen sie mich sogar, meine Strafmaßnahmen ironisieren sie, indem sie sie zu Belohnungen erklären... Kurz gesagt, sie tun alles, was in ihrer Macht steht, um mich zu ärgern und aus der Fassung zu bringen. Dieses ständige Chaos und die teilweise geradezu feindselige Atmosphäre haben sich in den vergangenen Wochen mehr und mehr zugespitzt, bis ich heute an den Punkt gekommen bin, wo ich sage: "Ich kann nicht mehr!"

Ich bin vollkommen erschöpft und ratlos und nehme viele Dinge viel zu persönlich. Ich besitze nicht die erforderliche psychische Stablität, Energie, Souveränität und Distanz, um diese völlig aus den Fugen geratene Beziehung zu meiner Klasse wieder ins rechte Lot zu bringen. Das Schlimme daran ist: Im Grunde meines Herzens mag ich die Schüler, wir haben ja schon eine ganze Weile miteinander zu tun. Aber im Moment treiben sie mich zur Verzweiflung.

So, nun hab ich mir den ganzen Frust erstmal von der Seele geschrieben, ich hoffe, ihr könnt in dem Gewirr noch einen Faden erkennen.

Liebe Grüße

Kroki
Kroki
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Kroki »

Hallo ihr alle,

jetzt bin ich richtig gerührt über so viel Anteilnahme. Während ich den letzten langen Beitrag geschrieben habe, haben sich noch andere zu Wort gemeldet.

Vielen, herzlichen Dank!!

@Thomas und Phoenix: Der Gedanke mit dem Sozial-Psychiatrischen Dienst erscheint mir zumindest kurzfristig ein gangbarer Weg zu sein, der mich weniger Überwindung kostet. Ich habe mich eben über den sozialpsychiatrischen Dienst in meinem Landkreis informiert. Das Angebot klingt passend. Was mich allerdings etwas irritiert hat, war die Beschreibung der Zielgruppe: Menschen mit psychischen Erkrankungen, nicht jedoch Personen, bei denen eine Befindlichkeitsstörung im Vordergund steht. (Was ist denn eine Befindlichkeitsstörung? Rein intuitiv würde ich vermuten, dass die Depression wohl dazugehören müsste, oder liege ich da falsch?)
Noch etwas zum Thema Beratung: Vor einigen Wochen habe ich übers Internet eine schulpsychologische Beratungsstelle in meiner Nähe aufgetan und ganz vorsichtig per E-Mail einen Beratungswunsch geäußert. Auf diese Anfrage habe ich bis heute keine Antwort bekommen...

@Doro: Das mit dem abgerissenen E-Mail-Kontakt tut mir wirklich leid. Der eigentliche Grund dafür, dass ich dir nicht mehr geschrieben habe, war, dass ich dich nicht ständig mit meinen Problemen belasten wollte, wo es dir doch endlich wieder besser ging. - Sorry!!

@Capello: Sicher hat meine schulische Situation auch gesellschaftliche Ursachen, da stimme ich dir zu. Ich selbst versuche den Schülern immer wieder klar zu machen, wie wichtig der Schulabschluss für ihr weiteres Leben ist. Doch in meiner momentanen Lage hilft es mir nicht viel, auf die Gesellschaft zu schimpfen...

Nochmals ganz herzlichen Dank für eure Gedanken, Kommentare und Tipps zu meinen Sorgen!!

Bleibt noch die Frage, ob ich morgen in die Schule gehe oder "krankmache"...
Ich habe wirklich Angst, dass ich mich gar nicht mehr hintraue, wenn ich erst mal anfange, zu Hause zu bleiben.

Liebe Grüße

Kroki
tomroerich
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von tomroerich »

Hallo Kroki,

als Befindlichkeitsstörung würde ich sehen: Liebeskummer, Beziehungsstress u.ä. "Störungen" des Lebens, die vorübergehend sind und nun mal zum normalen Lebensablauf dazugehören. In der Tat ist es so, dass sich beim SPD meist ziemlich hilflose Menschen einfinden, die entwurzelt sind durch psychische Katastrophen wie Psychosen und andere schwere Leiden. Insofern passt das nicht 100% auf dich, bloß fällt mir nur diese Sofortmaßnahme ein. Ich würde es als ersten Schritt ansehen, etwas zu unternehmen- im schlechtesten Fall kommt dabei raus, dass du da nicht richtig bist aber "Schaun Sie doch mal da oder dort vorbei" ist ja auch schon was.
Hmmm, dass die schulpsychologische Stelle sich nicht rührt, ist natürlich nicht gerade vertrauenserweckend. Bohr nach, eine Grunderfahrung bei psychischen Problemen ist leider, dass man oft eine Form der Hartnäckigkeit aufzubringen hat, zu der man gerade dann nicht fähig ist.

Zu deiner Selbsteinschätzung (Dysthymie) wollte ich etwas anmerken. Sie gehört natürlich klar zur großen Familie der Depressionen und zeichnet sich durch eine Art von Dauerverstimmung aus, die oft schon in jungen Jahren beginnt und sich durchs Leben zieht wie eine rätselhafte "Seelenvergiftung", für die man keine Erklärung finden kann. Die Ursache ist meist psychologisch, d.h. entwicklungsbedingt. Ein verstärkter Appetit und ein verstärktes Schlafbedürfnis sprechen keinesfalls gegen diese Vermutung!
Zwar bezeichnet man Dysthymien als leichtere Formen der Depr., das ist aber nur auf den ersten Blick so. Eine schwere Depr. (wie ich z.B. 2 durchlebt habe) ist ein absolut drastisches Erlebnis von enorm hohem Leidensdruck, das auch nicht den geringsten Zweifel daran lässt, dass man krank ist und zwar heftig krank (trotzdem kann es dabei vorkommen, dass sich die Betr. nicht behandeln lassen). Dagegen sind leichtere Formen der Depr. eher ein quälender, langsamer Verlust von Lebensqualität, eine schleichende Erstarrung, unter der das Leben immer mehr zu einer Last wird (wurde mal verglichen mit "Rostfraß"). Die Betr. halten das nicht für eine Krankheit sondern für ein persönliches Merkmal, sie meinen, so seien sie eben. Das führt in sehr vielen Fällen dazu, dass sie ein freudloses und unerfülltes Leben verbringen, das sie als schwere Last erleben und nie erfahren, dass sie krank sind. http://www.1-depression.de/dysthymie/ enthält eine ganz gute Darstellung der Dysthymie mit Fallbeispielen.

Erst wenn sich eine schwere Form einstellt- und das kann durch Einflüsse wie berufl. Überforderung eintreten- wird das Ausmaß der inneren Zerrüttung klar. Ich will dir nahe legen, auch dann eine Behandlung anzustreben, wenn du nicht recht von der Schwere deiner Probleme überzeugt bist und eher dazu neigst, es immer wieder auf die gewohnte Weise zu versuchen. Im Laufe der Zeit würdest du dich auf fatale Weise abfinden. Insofern ist die jetzige Zuspitzung eine Chance für dich, dich zu kümmern, was da nicht stimmt.

Zum Schluss will ich dir als eigene Erfahrung sagen, dass sich mein Leben nach dem Durchstehen der beiden Depr., die mich 3 Jahre lange praktisch lahmlegten, zum Teil völlig gewandelt hat, im positiven Sinne. Probleme mit dem Selbstwertgefühl kenne ich fast nicht mehr, Angst vor Überforderung auch nicht. Es ist, als habe jemand einen Hebel in mir umgelegt, der die ganze Zeit auf "Stop" stand. Allerdings will ich auch nicht verschweigen, dass ich das heute, nach mehr als 10 Jahren nach dem Erkranken, sage und es vor 3 Jahren so noch nicht gesagt hätte. Der Weg ist lang, manchmal sehr lang. Aber ich schließe aus deinem Posting, dass du noch jung bist. Lass das nicht mit dir machen, dass deine Vergangenheit (das vermute ich jetzt nur) zum Maßstab deines ganzes Lebens wird.

Lieben Gruß

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Kroki
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Kroki »

Lieber Thomas,

vielen Dank für den Verweis auf die ausführlichen Informationen über Dysthymie, die ich nun erstmal in Ruhe verarbeiten muss.

Herzliche Grüße

Kroki
Edeltraud
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Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Kroki,

eins macht mich stutzig:
Die atypischen Depressionssymptome: erhöhtes Schlafbedürfnis und der gesteigerte Appetit

Die Symptome könnten Hinweis auf eine bipolare Erkrankung sein.

Viele Grüße
Edeltraud
triste
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von triste »

hallo,
ich meine, ich hätte gelesen, daß genau diese Symptome durchaus auch auf eine D. hinweisen können? Zumindest, was das übermässige Schlafbedürfnis angeht, bin ich ziemlich sicher, daß dies auch ein Depressionssymptom sein kann!

Liebe Kroki,
ich würde (als Psychiatrie-Erfahrene) einen Klinikaufenthalt erst dann in Erwägung ziehen, wenn es gar nicht mehr anders geht.
So, wie Du Deinen Zustand beschreibst, scheint es mir zunächst einmal wichtig zu sein, daß Du Dich in psychiatrische Behandlung begibst und eine Psychotherapie beginnst. Es wird wohl langsam Zeit, daß Du das Problem angehst.
Obwohl ich mir vorstellen kann, daß ein Lehrberuf nervenzerrüttend sein kann, würde ich im Moment keine berufliche Entscheidung treffen. Es kann durchaus sein, daß Du nach Überwindung der Depression (wenn Du eine hast) Dich und Deinen Beruf ganz anders einschätzt, als im Moment! Ich dachte in meiner schwersten Zeit auch, daß ich nie wieder meinen Beruf ausüben könnte, heute arbeite ich wieder darin, Teilzeit, und es wird immer besser.
Was Du aber vielleicht für Dich machen mußt, ist eine Auszeit...auch gegen Dein Verantwortungsbewußtsein.
Das kann aber ein Facharzt besser einschätzen.
Wichtig ist , daß Du Deine Symptome ernst nimmst und sie nicht wieder wegdrückst, und Dir Hilfe holst!
Alles Gute!
Virginia
Edeltraud
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Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Virginia,

dann les mal lieber nochmal nach.

Ich weiß wovon ich schreibe! - ich bin selber bipolar II. Aus diversen Prospekten über diese Krankheit weiß ich, dass dies atypische Symptome sind und auf eine bipolare Erkrankung hinweisen können.

Viele Grüße
Edeltraud
Caroline1
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Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Edeltraud

Gesteigertes Schlafbedürfnis und vermehrter Appetit treten durchaus desöfteren im Rahmen von monopolaren Depressionen auf. Ich bezweifle doch sehr, dass man nur aufgrund solcher Symptombeschreibungen bereits auf bipolar tippen sollte. Für Dysthymie, die ja mit Bipolarität nichts zu tun hat, werden in allen Lehrbüchern nämlich genau diese beiden Symptome beschrieben. Es mag ja durchaus sein, dass dies auch häufig bei Bipolarität auftreten kann, aber ich denke, Virginia hat schon sehr richtig geschrieben ( und vermutlich auch gelesen ).

Herzliche Grüße

Caroline
deep
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Registriert: 27. Sep 2004, 12:13

Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von deep »

Liebe Kroki,

auch wenn ich in einem ganz anderen Beruf arbeite, ist mir beim Lesen erst einmal die Luft weg geblieben, weil ich das Gefühl hatte, Du erzählst von mir...
Es waren zwar keine Schüler, sondern Kollegen im weitesten Sinne (ich veranstaltete firmeninterne Schulungen etc.), aber es ging mir genauso...

Ich habe auch ständig gedacht, ich müsse noch dies und müsse noch das, dürfe aus Pflichtbewußtsein/persönlicher Verantwortung heraus nicht ausfallen usw. usw.
Und ich glaubte auch, keine "echte" Depression zu haben, weil ich auch ständig schlafen konnte und kräftigst futterte...
Und ich hatte Angst, was werden wohl die Nachbarn/Freunde/wer auch immer sagen, wenn ich mir Hilfe suche???

Alles Blödsinn, weil von Rücksicht auf andere wird es nicht besser, im Gegenteil.

Es muss vielleicht keine Klinik sein (dort war ich auch nicht), aber Du solltest zu einem Arzt gehen. Ich hatte mich damals meinem Hausarzt geöffnet, der mir insofern half, dass er mir eine Therapeutin vermittelte, mir Antidepressiva verschrieb und (das war das Wichtigste!!!) mich zu allererst einmal krank geschrieben hat und mich erst wieder arbeiten ließ, als ich mich selbst stark genug dazu fühlte. Und er hat mich immer wieder krank geschrieben, wenn es wieder so weit war, dass ich dachte, ich breche zusammen.

Vielleicht hatte ich Glück, gleich an eine Thera zu geraten, die mir guttut und die sofort Termine hatte, aber jetzt, rund 2 Jahre später, kann ich sagen, dass mir genau das geholfen hat. Ich bin zwar noch in Therapie, weil ich es einfach für mich als wichtig und notwendig empfinde, aber ich kann auch wieder meinem Job nachgehen und er macht mir wieder Freude...

Ich hoffe, Dir damit ein bisschen Mut machen zu können.

Lieben Gruß
Karin
Edeltraud
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Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Kroki,

vermehrtes Schlafbedürfnis und Gewichtszunahme sind definitiv atypische Symptome einer unipolaren Depression. Wobei ich damit nicht behaupten möchte, dass dem vielleicht in Ausnahmefällen doch so sein kann. Ich bin nur Betroffene und Angehörige, aber kein Arzt.

Meine Krankheitsgeschichte ähnelt deiner sehr - schleichender Beginn über Jahre. Deshalb auch der Gedanke an eine bipolare Erkrankung.

Jetzt zu meinem "Buchwissen" und auch meiner pers. Erfahrung:
Es ist so, dass im Vergleich zu anderen psychiatrischen Krankheitsbildern Patienten mit bipolaren Erkrankungen ein deutlich höheres Risiko haben, (initial) fehldiagnostiziert zu werden.
Die Ursachen sind vielfältig:
Oft wird die bipolare Erkrankung nicht in die differentialdiagnostisen Erwägungen einbezogen oder Symptome werden nicht wahrgenommen. Auch ungenügende Patientenangaben erschweren die Diagnose.
Fast jede zweite ursprünglich als rezidivierend unipolar klassifizierte Depression erweist sich innerhalb von 15 Jahren als bipolare Erkrankung. Zudem sucht mehr als ein Drittel der Betroffenen erst viele Jahre nach Erkrankungsbeginn einen Arzt auf.

Das Erkennen einer bipolaren Erkrankung, die sich in einer vermeintlich unipolaren Depression versteckt, ist sehr wichtig, da diese Patienten bei Behandlung mit klassischen trizyklischen Antidepressiva womöglich ein erhöhtes Switch-Risiko aufweisen. Darunter versteht man die Entstehung einer hypo-/manischen Episode unter antidepressiver Therapie.
Ein bipolar Erkrankter ist mit einem klassischen Antidepressivum nicht nur unzureichend, sondern falsch behandelt

Buchzitat:
"Ob sich hinter einer vermeintlich unipolaren Depression eine bipolare Erkrankung verbirgt, ist oft nicht leicht zu erkennen. Besondere Vorsicht ist bei Patienten geboten, in deren Familie bereits bipolare Erkrankungen aufgetreten sind, und bei denjenigen mit atypischen Depressionssymptomen wie z.B. erhöhtem Schlafbedürfnis oder gesteigertem Appetit."

Ein weiteres Risiko für Fehldiagnosen besteht in der hohen Komorbidität, die bei vielen Patienten jahrelang im Vordergrund steht. Vor allem unter denjenigen, die wegen Angst- und Panikstörungen behandelt werden, verbirgt sich ein erheblicher Anteil von Patienten mit bipolaren Erkrankungen.

Bis die Diagnose gestellt wird, vergeht meist sehr viel Zeit zwischen der ersten und der endgültigen Erkennung der Erkrankung.

Soweit meine persönliche Erfahrungen, welche sich auch mit meinem "Buchwissen" deckt.

Meines Erachtens wäre der Gang zum Psychiater bei dir der momentan wichtigste Schritt.

Viele Grüße
Edeltraud
Kroki
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Kroki »

Liebe Edeltraud,

ehrlich gesagt habe ich mich mit bipolaren Störungen noch nie näher beschäftigt, ich kann mich also nur sehr laienhaft dazu äußern. Aber nach meinem Verständnis gehört zu einer bipolaren Erkrankung neben der depressiven auch die manische Seite. Der letzte euphorische Zustand, an den ich mich erinnern kann, war eine ziemlich verrückte Verliebtheit, die mehr als sieben Jahre zurückliegt. Sowohl vorher als auch hinterher hatte die Tristesse eindeutig die Oberhand.
Trotzdem danke ich dir für den Hinweis. Du sprichst ja offensichtlich aus Erfahrung, und wer weiß, was auf mich noch alles zukommt?
Herzliche Grüße

Kroki


Lieber Thomas, liebe Virginia, liebe Karin,

danke, dass ihr mir Mut macht, was die Lebensqualität nach einer Depression und die künftige Bewältigung meines Berufes angeht. Seit ich heute in der Schule war und sich die Situation mit meiner Klasse nochmals verschäft hat, kann ich mir trotz meines Pflichtgefühls immer weniger vorstellen, das bis zum Schuljahresende so durchzustehen. Das heißt, wenn ich zumindest jetzt keine grundlegende Entscheidung gegen meinen Beruf treffen will, weil es die Perspektive einer möglichen Besserung gibt, bleiben mir eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich schaffe es irgendwie unter Aufbietung meiner letzten Energiereserven (sofern solche überhaupt noch vorhanden sind), meine Klasse zur Raison zu bringen, oder ich muss mich tatsächlich krankschreiben lassen. Auf jeden Fall muss sich schleunigst etwas Grundlegendes ändern.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass der Konflikt mit den Schülern so an mir zehrt, dass ich mich noch nicht mal traue, Kollegen bzw. die Schulleitung um Rat zu fragen, weil das disziplinarische Chaos, das im Moment in meiner Klasse herrscht, Außmaße angenommen hat, die mir einfach nur noch peinlich sind und die ich als berufliches Versagen meinerseits empfinde.
Herzliche Grüße

Kroki


Hallo alle nochmal,

was mir angesichts eurer vielen verschiedenen Vorschläge nun nicht mehr klar ist, ist die Wahl der ersten Anlaufstelle: Schulpsychologische Beratungsstelle, Sozial-psychiatrischer Dienst, Hausarzt, Psychiater, Psychotherapeut an wen sollte ich mich zunächst wenden?
In eine psychiatrische Klinik traue ich mich - glaub ich - einfach nicht, das ist mir zu drastisch. Es wäre mir lieber, ich könnte das Problem in ambulanter Behandlung angehen. Und dann wäre noch die mit erheblichem organisatorischen Chaos verbundene Frage nach einer Auszeit von der Schule (Für wie lange?). Ich würde mich freuen, von euch zu hören, wie ihr die Sache einschätzt.

Vorab schon mal herzlichen Dank!!
Es ist mir eine große Hilfe, dass ich mich überhaupt mit jemandem darüber austauschen kann.
Herzliche Grüße

Kroki
Edeltraud
Beiträge: 1495
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Kroki,

allmählich komme ich mir vor wie ein Werbe-Vertreter für die bipolare Erkrankung

Ich will noch mal näher drauf eingehen:

Bis die Diagnose gestellt wird, vergeht meist sehr viel Zeit zwischen der ersten und der endgültigen Erkennung der Erkrankung. Ein erschreckendes Beispiel einer Zeitachse hat Ghaemi 1998 aufgestellt:

Alter 19,3: erste Depression
Alter 23,1: erster Arztbesuch
Alter 28,4: erste Behandlung mit AD
Alter 28,8: erste Manie
Alter 34,1: erste Behandlung mit STS
Alter 36,1: Diagnose Bipolare Erkrankung
Aus: Ghaemi et al: Bipolar Disorder and Antidepressants: A Diagnostic and Treatment Study.

Zwischen der ersten Depression im Alter von 19,3 Jahren und der Diagnose "bipolare Erkrankung" mit 36,1 Jahren können demnach zum Beispiel fast 17 Jahre vergehen.

Im Verhältnis zur unipolaren Depression werden bipolare Erkrankungen verhältnismäßig selten diagnostiziert. Das liegt unter anderem daran, dass ihre Häufigkeit unterschätzt wird. So schätzten Ärzte des Verhältnis von bipolarer zu unipolarer Erkrankung auf 1 : 4. Untersuchungen zufolge liegt es aber bei 1 : 2, möglicherweise sogar bei 1 : 1.

Viele Grüße
Edeltraud
Kroki
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Kroki »

tomroerich
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von tomroerich »

Hallo Edeltraud,

von hier aus können wir doch sowieso keine Diagnose stellen. Dein Hinweis, dass es eine bipolare Störung sein könnte, ist sicherlich angekommen. Aber ich finde, Kroki sollte nun erst einmal einen Arzt aufsuchen. Und wenn sie dort mit der Gewissheit erscheint, eine bipolare Störung zu haben, ist das vermutlich auch nicht so gut. Man darf auch nicht das mit dem Essen und dem Schlafbedürfnis zum Dreh- und Angelpunkt machen. Ich persönlich kenne aus meinem Depri-Leben beides: Schlaflosigkeit und bis zu 14 Std. Schlaf täglich, Appetitlosigkeit und Heißhunger. Und ich bin definitiv nicht bipolar.

Noch ein Zitat aus dem Link, den ich Kroki nannte:

Stark ausgeprägte Dysthymien gehen häufig mit einer Appetitminderung und teilweise auch mit einer Gewichsabnahme einher. In anderen Fällen kommt es zu Heißhunger und folglich zu einer Gewichtszunahme.

Definitiv atypisch klingt das für mich nicht. Im gleichen Text steht zwar nichts von erhöhtem Schlafbedürfnis aber das wäre trotzdem zu wenig, um einen klaren Hinweis auf bipolar zu liefern. Am besten fragt Kroki den Arzt.

Liebe Grüße

Thomas
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Kroki
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Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Kroki »

Hallo Edeltraud, hallo Thomas und alle anderen, die sich an der Diagnose-Diskussion beteiligt hatten,

wenn wir gerade schon dabei sind, so mehr oder weniger ins Blaue hinein zu "diagnostizieren", möchte ich dazu noch anmerken, dass mir aufgefallen ist, dass keiner von euch meinen Gedanken aufgegriffen hat, ich könnte ja möglicherweise auch ein Fall von raschem Burn-out sein.
Bin gespannt auf eure Ansichten.

Herzliche Grüße

Kroki
Edeltraud
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Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Kroki,

ich bin`s nochmal - der Werber für bipolare-Erkrankung

Natürlich kann eine Diagnose NUR ein Arzt (am besten ein kompetenter Psychiater) stellen! Deswegen brauchst du doch nicht gleich ins Krankenhaus - das wird in der Regel ambulant gemacht.

"euphorischer Zustand - ziemlich VERRÜCKTE Verliebtheit"
tja, was soll ich dazu sagen - vielleicht ein Hinweis, dass du schon mal eine Manie bzw. eine Hypomanie hattest?
Wie verrückt war die Verliebtheit? Wie alt bist du?

Also Fragen sind doch nie doof! Das weißt du doch als Lehrerin.

Die Diagnose einer bipolaren Erkrankung gelingt häufig erst etappenweise, da die Abgrenzung von unipolaren Depressionen Schwierigkeiten bereiten kann. Letztlich kann die endgültige Diagnose erst im Zeitverlauf gestellt werden.

Mangels objektiver Testverfahren erfolgt die Diagnose allein aufgrund der Anamnese. Neben der Eigenanamnese ist bei der bipolaren Erkrankung die Befragung der Angehörigen von besonderer Bedeutung. Sie können oftmals die manischen Episoden bzw. Hypomanien in der Regel besser beschreiben als der Patient selbst. Um Hypomanien zu erfassen, können den Angehörigen Beispiele solcher Zustände angeboten werden - erst dann sind sie in der Lage, nachträglich hypomanes Verhalten vom "Wiederaufleben" nach einer depressiven Episode zu unterscheiden.

Von Burn-out habe ich keine Ahnung - bin davon nicht betroffen.

Viele Grüße
Edeltraud
Edeltraud
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Re: Suche Tipps zum Umgang mit einer akuten Krise im Beruf

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Kroki,

eben sehe ich, dass du deine Frage gelöscht hast.
Das Geschriebene braucht dir doch nicht peinlich zu sein?!
In der Hypomanie/Manie macht man nunmal Sachen, welche hinterher einfach peinlich sind. Das gehört zum Krankheitsbild! Und solche "Sachen" musst du auch deinem Arzt sagen, es ist wichtig, damit er die richtige Diagnose stellen kann.

Viele Grüße
Edeltraud
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