Körperliche Beschwerden bei Depressionen

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Kathinka
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Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Kathinka »

Hallo!

Ich bin heute zum 2. mal in diesem Forum. Beim 1. mal war ich zu betroffen von vielen Geschichten hier, dass ich mich noch nicht angemeldet habe. Das habe ich heute nachgeholt. Ich bin begeistert, wie fachkundig die meisten von euch sind. Ich lese auch viel darüber, aber vieles weiß ich nicht. Deshalb brauche ich eure Hilfe.
Kurze Vorgeschichte: 1990 mit 23 Jahren zum ersten Mal die Diagnose Depression, Tabletten erhalten. 1994 zum erstenmal Panikattacken und Ängste überhaupt (zu den Depris). Es folgten Tagesklinik, Kur, verschiedene Therapeuten, verschiedene Medikamente. Seit 2 1/2 Jahren ging es so weit, dass ich trotzdem arbeiten konnte und eine gewisse Lebensqualität hatte. Als Medikament habe ich da 1 Paroxat 20 genommen. Vor jetzt ca. 4 Wochen hatte ich auf einmal Schwindelgefühle, Benommenheit und am schlimmsten wackelige Beine, so dass ich nicht lange laufen kann, das Gefühl habe, meine Beine können mich nicht tragen, Schwäche insgesamt. Das mit den Beinen und der Schwäche hatte ich bisher nicht. Hab mich dann wieder von allen möglichen Ärzten untersuchen lassen, aber körperlich bin ich kerngesund. Meine Pschaterin meinte, das wäre ein neuer Schub der Depressionen und gab mir Medkamente, die ich langsam steigern sollte. Ich nehme zur Zeit PAROXAT (40 mg), Lamictal (100 mg) und doxepin-biowa (100 mg). Ich fühle mich aber nicht besser und seither auch krank geschrieben. Kennt ihr das auch mit den Beinen und könnt ihr mir sonst helfen???
Xavro
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Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Xavro »

Hallo Kati,

meine Depressionen gehen sehr stark mit körperlichen Beschwerden einher. Dazu gehören vor allem Schmerzen, aber auch massive Erschöpfung. Ich denk auch manchmal, ich würde jeden Augenblick zusammenklappen vor lauter Schwäche. Du brauchst also nicht beunruhigt zu sein, deine Psychiaterin hat vermutlich recht. Ich hoffe Deine Medikation schlägt an. Viel Glück.

Gruß
Xavro
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emriye
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Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von emriye »

Hallo Kati,
wie Xavro schon sagt, ich denke auch, dass du deinem Psychiater vertrauen kannst - da du ja auch schon körperlich durchgecheckt wurdest.

Ich kenne das auch sehr gut mit diesen körperlichen Beschwerden während der Depression. Mir ging es so, dass ich mich echt totkrank fühlte und dachte ich habe Krebs.
Mir war total übel, ich konnte nichts essen(9kg abgenommen), hatte in meinem li. Arm, besonders die Finger Gefühlsstörungen und noch vieles mehr....
Hab mich auch durchchecken lassen(natürlich alles in Ordnung) und dachte dann trotzdem die Ärzte finden einfach meinen "Tumor" nicht.

Bis ich dann wirklich eingesehen habe, der "Tumor" sitzt in der Psyche. Eine Depression kann allemöglichen körperlichen Beschwerden verursachen...

Ich wünsche Dir alles Liebe und hoffe das dein Medi bald anschlägt

Liebe Grüße
emriye
Kathinka
Beiträge: 33
Registriert: 23. Nov 2004, 21:12

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Kathinka »

Ich danke euch. Hatte mir schon fast gedacht, dass es zu den Depressionen gehört. Es macht mich nur zusätzlich so alle. Selbst wenn ich mal nur einen grauen statt eines schwarzen Tages habe und mal raus möchte zum einkaufen oder so, habe ich mittlerweile Angst, das ich zu schwach bin. Alles Mist.
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Bellasus »

Liebe Kati,

Kenne ich auch alles... Akzeptieren heißt das Zauberwort, nicht dagegen kämpfen, das macht dich unglücklich und hilft gar nichts. Mach das, was geht, und gönn dir Pausen, aber ohne das Gefühl, etwas "nicht geschafft" zu haben.

Ich übe auch noch...

Alles Gute wünsche ich dir
Annette




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- Betroffene für Betroffene -
AF
Beiträge: 412
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Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von AF »

Hallo Kati
ich kann mich auch nur meinen Vorredneren anschließen, daß ist eine Variante der Depression. Nichts dabei denken die Medis nehmen und das vergeht wieder.
Gruß
Theo
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von triste »

Liebe Kati,

auch ich hatte und habe noch ab und zu etliche körperliche Symptome. Meine starken Erschöpfungszustände z.Bsp. hielten fast 2 Jahre an. Und es kommen auch heute immer mal wieder typische Symptome, wenn ich mich überfordert habe oder ein seelischer Konflikt besonders viel Energie gekostet hat.
Ich verstehe auch heute nicht immer, warum sich mein Körper manchmal meldet.
Ich wollte Dir aber noch sagen, daß für mich eine Besserung eintrat, als ich endlich in meiner 3. Psychotherapie die für mich passende Form und Therapeutin fand.
Vielleicht ist es auch nur das Zusammenspiel von Medikamenten, Therapie und zurückerlangte Kompetenzen im Berufsleben, persönliche Entwicklung, ich weiß es nicht.
Aber die Bewußtwerdung meiner selbst, meiner Verletzungen und Bedürfnisse (was ich erst seit einem halben Jahr in der Analyse bearbeite) scheinen endlich die ersehnte Beruhigung meiner körperlichen und seelischen Rebellion zu bringen.
Der Verlauf Deiner Schübe erscheint mir wie ein immer wiederkommendes Zeichen, daß das Problem noch nicht erkannt ist.
Meine Anregung: mach´ weiter mit Therapie (der Suche nach der richtigen und dem/die Richtige(n)), bis Du das Gefühl hast, daß sich da etwas in Dir bewegt. (Ich habe es deutlich gespürt, als ich auf dem richtigen Weg war!)
Was die körperlichen Beschwerden betrifft:
Mir hat es etwas geholfen, als ich bewußt losgelassen habe, die Schmerzen akzeptiert habe, ihnen gefolgt bin und mich ausgeruht habe. Nicht mehr dagegen angekämpft habe, sondern sie als Teil von mir akzeptiert, der eine Funktion hat, nämlich mir zu sagen, daß da etwas falsch läuft.
Ich weiß, das ist hart und dauert lange, aber es wird wieder besser und am Ende
stehst Du Dir näher.

Ganz gute Wünsche!
Virginia

P.S.: ich weiß, es klingt völlig eso-mässig (was ich früher auch immer belächelt habe), aber manchmal drängen sich einem Bilder geradezu auf: Daß Du wackelige Beine hast und starke Schwäche, ist für mich ein Bild, daß Du nicht weitergehen willst/kannst, wie bisher.
Dein Körper zwingt Dich, innezuhalten.
Vielleicht mußt Du pausieren, zu Kräften kommen und dann einen Richtungswechsel angehen.
häslein
Beiträge: 84
Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von häslein »

Liebe Kati,

ich bin heute eine einzige körperliche Beschwerde, der beste Beweis sozusagen. Ich kenne das Gefühl mit den schwachen Puddingbeinen, heute morgen war es mir hundsmiserabelübel wie schon lang nicht mehr. Es hilft ein wenig, die Erfahrung zu machen, man hält sich seltsamerweise doch auf den Beinen.

Wenn die Erschöpfung zu groß ist, ziehe ich mich zurück, und versuche, dem emotionalen Teil in mir mitzuteilen, dass ich ihn gehört habe. Leider gehöre ich auch zu den Übenden. Du bist also in bester Gesellschaft.

Nicht aufgeben.
Grüße, Martina.
Kathinka
Beiträge: 33
Registriert: 23. Nov 2004, 21:12

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Kathinka »

Ich danke euch. Ist schon toll, dass ihr euch alle die Zeit nehmt, um anderen zu helfen.
emriye
Beiträge: 631
Registriert: 15. Okt 2003, 15:00

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von emriye »

Hi Kati,
ich bin eigentlich die Ausgeburt einer Psychosomatikerin, ich glaube mich auch zu erinnern, neben der Depression, als Zweitdiagnose eine Somatisierungsstörung zu haben.
Mein Körper funktioniert immer recht gut, aber läuft irgendwas aus dem Lot und es wir zuviel für mich, bremst mich mein Körper aus.
Kommt dann noch die Depression dazu, ist alles unerträglich und ich fühle mich nur noch totkrank.
Der Witz dabei ist, ich bin immer kerngesund wenn ich zum Arzt gehe und langsam kann ich selbst erkennen was psychosomatisch bedingt ist. Im Gegensatz zu früher ist es aber schon viel besser geworden. Was häufig ist, bei solchen Somatisierungsstörungen oder Psychoschmerzen - sind Gewalterfahrungen, die sich ins Hirn eingebrannt haben - aber man kann dies auch wieder rückgängig machen,durch Therapie.
Das Bild von Virginia finde ich sehr gut...damit kann man arbeiten.
Liebe Grüße
emriye
Kathinka
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Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Kathinka »

Da ich schon seit 1990 immer wieder unter Depressionen leide, habe ich auch schon Gesprächstherapien hinter mir. Hat mir zwar manchmal in dem Augenblick geholfen, aber nicht auf Dauer. Meine Ärztin kann sich auch nicht wirklich entscheiden, ob es sich bei mir um eine endogene Depression (wo ja eine Gesprächstherapie nicht wirklich helfen kann) oder um eine Folge meiner nicht so tollen Kindheit ist.
Ich sehe oft keine Ursache, warum die Krankheit gerade jetzt ausbricht. Obwohl ich sicherlich durch die Therapien und der langen Zeit darauf geschult bin. Findet ihr immer einen Auslöser?
Weiche Knie und nicht weilerlaufen können ist sicherlich ein naheliegendes Bild. Aber ganz im Ernst, ich bin nicht überfordert und ich würde wirklich gerne gehen.
emriye
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Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von emriye »

Hallo Kati,
bei mir war es letztes Jahr auch so, dass ich keine direkten Auslöser sah. Bei mir ist es auch immer ein Zusammenspiel aus mehreren Komponenten. Erstmal ists bei mir so, dass wenn eine Depression kommt, es immer im Sommer beginnt(warum, weiß ich auch nicht) - ohne, dass da irgendwas bestimmtes war oder ist. Dann gabs mehrere Kleinigkeiten, die das Fass zum Überlaufen brachten. Wenn ein Fass immer bis kurz unter Rand gefüllt ist, kann auch schon eine Kleinigkeit ausreichen, um eine Depression auszulösen.

Muß ja garnicht bei dir so sein, ich kann immer nur von meinen Erfahrungen sprechen.

Zum anderen hatte ich eine traumatische Kindheit und bin deshalb schon gefährdet mit Depressionen zu reagieren. Dann hab ich eine Ausstellung organisiert, mit Bildern die ich gemalt habe, die viel mit mir und meiner Vergangenheit zu tun haben.

Das war aber dann schon zu der Zeit, als es mir schon eine Weile schlecht ging (also das organisieren der Ausstellung fiel in eine Zeit in der es mir schon schlecht ging, aber ich ignorierte schön, es passte mir ja auch überhaupt nicht in den Kram) - bei mir fängt es meistens mit massiven körperlichen Beschwerden an und wird dann zunehmend stärker. Irgendwann ging garnichts mehr und ich hab eingesehen, dass es wieder Depressionen sein müssen.

Ich denke dann auch immer, es ist doch garnichts, mir müßte es doch gut gehen. Ich will alles auf die Reihe bekommen und gehe dann über viele Warnsignale meines Körpers hinaus. Dann reagiert mein Körper noch heftiger um mich zu bremsen...bis ich unfähig war, mich überhaupt noch zu rühren. Ich war wie lebendig begraben.

Ich hoffe, das ich für einen nächsten Depressionsschub gut gewappnet bin und meine Warnsignale achte. Die nerven mich ja auch, weil es oft unpassend ist, sich wieder einmal bremsen zu müssen. Aber so bin ich (leider) halt und muß wohl die Nachsicht aufbringen, diese Signale wahrzunehmen.

Muß alles überhaupt nichts mit dir zu tun haben. Wenn du schon einmal Depressionen hattest, weißt du ja auch vielleicht, dass es sich oft auch auf der körperlichen Ebene bemerkbar macht??? Hattest du damals keine körperlichen Beschwerden??
Vielleicht wehrst du dich nun innerlich so gegen diese Depression, dass der Körper etwas nachhelfen muß??
Ich hör jetzt lieber auf, ich will dir ja nichts aufschwätzen....
Liebe Grüße und gute Nacht
emriye
Xavro
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Registriert: 12. Sep 2004, 21:22
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Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Xavro »

Hallo Kati,

was die Schwäche angeht, geh das ganze pragmatisch an. Ich habe zum Beispiel immer recht viele haltbare Vorräte zu Hause, damit ich auch mal ein bis zwei Wochen ohne Einkaufen auskomme. Vieles kann man sich inzwischen via Internet ins Haus liefern lassen.

Ansonsten Listen machen, was in der nächsten guten Phase zu erledigen ist. Und sich vor allem nicht dem Zwang ergeben, dass die Wohnung immer perfekt sauber und aufgeräumt sein muss. Wenn es ganz schlimm wird, engagiere ich mir eine Putzfrau.

etc. etc. etc.

Damit leben, sich einrichten, aber nicht dagegen ankämpfen

Gruß
Xavro
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triste
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Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von triste »

Liebe Kati,

Erstmal: was Xavro sagt, müßte meiner Meinung nach schon ein ehernes Depri-Gesetz sein:
Nicht dagegen ankämpfen!

Meine Erlebnisse:
Ich hatte vor dem "eigentlichen" Ausbruch der Krankheit und ihrer Diagnose durch einen Arzt bereits 2 Jahre Gesprächstherapie. Als ich dann die Diagnose hatte, dauerte es ungefähr nochmal 11/2 Jahre bis ich die Diagnose Depressionen überhaupt annehmen konnte. Ich war diese 1 1/2 Jahre krankgeschrieben, dachte, ich hätte 'nur' ein Burnout-Syndrom, machte eine Verhaltenstherapie über diese ganze Zeit und war völlig verzweifelt: Was war los mit mir? Alles war doch cool, so wie es war, in meinem Leben? Ich hatte doch keine Probleme?
Ich habe nichts verstanden und wollte einfach nur, daß ich wieder kräftig wäre, ohne Schmerzen und - leistungsfähig!!
Dann kam nochmals ein heftiges Tief, ein Klinikaufenthalt, dann endlich meine Entscheidung: ich nehme die Krankheit an, als einen Teil von mir, ich nehme jetzt mein Gesundwerden und mein Leben selbst in die Hand, und : ich will leben!
(Denn das war vorher eigentlich immer nicht so wirklich entschieden).
Ich suchte mir eine Analytikerin und setzte einen nochmaligen Medikamentenwechsel durch - gegen die düsteren Prognosen meiner damaligen Ärztin, ging wieder 2 Tage die Woche arbeiten, suchte mir einen neuen Psychiater, startete eine homöopathische Behandlung, baute genügend Pausen in meinen Tagesablauf ein, nahm meine Erschöpfung als Teil meiner selbst an.
Mit der Psychoanalyse ging es dann endlich voran, etwas bewegte sich, das habe ich ja schon geschrieben.
Die beiden anderen Therapien vorher haben nichts in mir drin zum Klingen gebracht. Sie waren aktuell Trost und ich habe narürlich schon was gelernt, über meine Verhaltensweisen und so.
Aber erst mit der Analyse komme ich an die Wurzeln, erkenne überhaupt, daß unter der dicken Schicht von Unempfindlichkeit und vermeintlicher Stärke Verletzungen liegen und eben doch etwas überhaupt nicht o.k. ist in meinem Leben.
Ich habe heute noch Tiefs, die allerdings abgeschwächt sind durch das AD, und auch immer mal wieder Körpersymptome.
Aber es wird besser, seltener und - ich spüre mich seit vielen Jahren wieder, kann fühlen, dass ich endlich auf dem richtigen Weg bin.
Ich rätsele auch heute noch über die Auslöser, bin auch noch nicht am Ende, werde auch manchmal noch sauer, wenn mein Körper mir scheinbar grundlos Schwäche oder Schmerzen schickt und ich dann z.Bsp. nicht an einer Party oder Verabredung teilnehmen kann.

Die Frage ist ja, ist man überfordert? Und womit?
Selbst wenn Du im Moment glaubst, Du bist nicht überfordert, könnte es doch sein, daß Du es doch bist und es nur nicht zulassen willst?

Ich kann natürlich meine Erfahrungen und Weisheiten nicht auf Dich oder sonstjemanden übertragen. Nimm´es einfach als Idee...vielleicht hilft es Dir in einer Weise beim Weiterkommen.

Ob es eine 'endogene' Depression überhaupt gibt, ist, soweit ich weiß, nicht geklärt. Überhaupt weiß die Wissenschaft noch ziemlich wenig über Depression. Wenn Deine Ärztin sagt, sie wisse nicht, woher das bei Dir kommt, sagt der nächste Arzt vielleicht etwas ganz anderes.
Mir ging es besser ab dem Punkt, als ich versucht habe, meinem Gefühl zu vertrauen und selber Entscheidungen getroffen habe (neues Medikament/neuer Arzt/neue Therapieform).
Aber dazu muß man wohl erst wieder die erforderliche Kraft haben.
Emriye schrieb:
"Vielleicht wehrst du dich nun innerlich so gegen diese Depression, dass der Körper etwas nachhelfen muß??"
Finde ich sehr weise.

Ich hoffe, ich habe nicht zuviel geschrieben, ich weiß, ich kann mit meinem Überzeugungswillen auch überfordern....ich habe halt was wiedererkannt in Deiner Geschichte.

Alles Gute!
Virginia
Lora
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Registriert: 11. Feb 2004, 16:51

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Lora »

Hallo Virginia,

eine kurze Frage hätte ich an Dich:
Hast Du es geschafft wieder zu arbeiten?
Ich bin nämlich in der gleichen Situation - bin seit 1 1/2 krankgeschrieben wegen BurnOut/Erschöpfung, habe es aber auch noch nicht im Griff, vor allem auch die körperlichen Symptome.

Liebe Grüße
Kathinka
Beiträge: 33
Registriert: 23. Nov 2004, 21:12

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Kathinka »

Hallo!

Lieben Dank für eure Antworten und eure lieben Wünsche. Es ist zwar echt blöd, dass man (ich) erst etwas entspannter bin, wenn ich lese, dass andere die gleichen Beschwerden haben. Es liegt wohl in der Natur der Menschen, dass sie körperliche Krankheiten eher akzeptieren wollen als seelische.

Virginia, ich habe in Therapien und in der Tagesklinik soviel über mich und mein bisheriges Leben gesprochen, dass ich das Gefühl habe, ich würde mich nur zum 5. mal wiederholen. Es ist alles gesagt, nichts wurde verschwiegen. Aber wie schon gesagt, geholfen hat es, wenn überhaupt, nur in dem Moment und nicht auf Dauer.
Ausruhen und auf seinem Körper hören wie du sagst ist sicherlich richtig, aber schlecht möglich, wenn man arbeitet. Gerade morgens geht es mir meist am schlechtesten, seelisch und körperlich.
Wunderbar deine Kraft neue Entscheidungen bezüglich deiner Therapie zu finden. Solche Entscheidungen habe ich im Laufe der Jahre auch getroffen (neue Medikamente, anderen Therapeuten, Tagesklinik etc.) Und immer habe ich auch neue Hoffnung geschöpft. Aber es ist schon entmutigend, immer wieder neue Enttäuschungen zu erleben, heißt keine wirkliche und dauerhafte Besserung zu erleben. Von Heilung will ich schon gar nicht mehr sprechen.

Emrige, ich hatte früher auch schon körperliche Beschwerden, aber nie diese Gummibeine.

Xavro, das Problem ist doch, dass man gerade als seelisch Kranker oft zu Perfektionismus neigt. Ich lasse schon öfter mal Dinge liegen, fällt mir aber schwer.

Lara, deine Frage ging zwar an Virginia, ich kann dir aber auch etwas dazu sagen. In regelmäßigen Abständen war ich auch immer wieder krank geschrieben, zwischenzeitlich auch mehr als 1 jahr am Stück. Mein Arbeitgeber wollte mich kündigen, was aber nicht so leicht war, da ich auf Raten meiner Ärztin einen Schwerbehindertenausweis beantragt und auch mit 50 % bekommen habe. Ich habe dann nur noch halbtags gearbeiten und bekomme aufgrund der Schwerbehinderung zusätzlich eine Berufsunfähigkeitsrente. Halbtags zu arbeiten geht fast immer, dachte ich, die Stunden kann man aushalten, selbst, wenn es mir schlecht geht. Es ging auch 2 Jahre gut, aber jetzt bin ich ja auch wieder seit ca. 6 Wochen krank geschrieben, weil es nämlich nicht immer geht.

Liebe Grüße an euch,
Kati
triste
Beiträge: 1061
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Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von triste »

Liebe Kati,

o.k., ich hatte den Eindruck, Du hättest in dieser Richtung noch nicht alles probiert.
Also wenn ich wirklich ganz sicher das Gefühl hätte, daß psychische Ursachen aufgedeckt sind, genügend bearbeitet, dann würde ich wahrscheinlich eine andere Strategie versuchen: Alle in Frage kommenden Medikamente ausprobieren, bis hin zu EKT.
Obwohl ich schon finde, Deine Gummibeine deuten auf etwas Seelisches hin, aber, na ja ich bin nur Laie und will Dir auch nichts einreden....ich weiß nicht, ob es wirklich therapieresistente Fälle gibt, wo man wirklich alles versucht hat. Falls es die gibt, muß man sich vielleicht abfinden und die Krisen abwarten, bis sie wieder vorbei sind? Ich weiß, keine besonders aufbauende Vorstellung....aber immerhin geht jede depressive Episode auch wieder vorbei...besser als eine unheilbare Krankheit, die unweigerlich zum Verfall führt.
Ach Gott, es wird immer weniger aufbauend.
Ich wünsche Dir trotzdem alles Gute und eine baldige Besserung!
Nochwas: bei Psychosomatikern gibt es oft eine Symptomverschiebung, d.h., alte Symptome verschwinden, neue kommen hinzu. Der Grund bleibt jedoch derselbe!

Alles Gute!
Virginia
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von triste »

Hallo Gabirankl!

ja, ich arbeite wieder, seit Mai, und es geht sehr gut.
Allerdings habe ich es an die Krankheit angepasst, denn nach einem Jahr Krankschreibung hatte ich das Hamburger Modell versucht, was scheiterte (Zunahme der Symptome). Entweder war ich noch zu krank, oder eine Wiedereingliederung in den 10-Stundentag war zuviel. Ich weiß es nicht. Nach einem weiteren Jahr habe ich es dann für 2 Tage pro Woche versucht. Leider geht es bei uns nicht, halbtags zu arbeiten, deshalb habe ich mir 2 nicht zusammenhängende Tage ausgesucht und mein Arbeitgeber machte glücklicherweise mit. So kann ich zwischendurch ausruhen, oder wenn ich starke Symptome habe, muß ich nicht am nächsten Tag gleich wieder weitermachen. Finanziell geht das nur, weil ich vorher gut verdient habe und zusätzliche eine Berufsunfähigkeistrente bekomme, die ich bekomme, solange ich unter 50% bleibe.
Mein Job ist sehr stressig, und ich hatte eine Heidenangst, es wieder nicht zu schaffen. Aber ich habe dadurch ganz viel an neuer Kraft dazubekommen, allein die Tatsache, nicht mehr abhängig zu sein vom Arbeitsamt, mich allein versorgen zu können. Und dann natürlich: Wieder eine Aufgabe haben. Dieses Gefühl der Wertlosigkeit in der Krankschreibung war für mich auch schlimm.
Also ich habe sehr gute Erfahrungen, allerdings wirklich unter der Prämisse, daß ich gleichzeitig immer darauf achte, mich nicht zu überfordern!
Hätte ich gleich wieder Vollzeit versucht, hätte es mit Sicherheit wieder nicht geklappt.
Ich wünsche Dir alles Gute, und allein, darüber nachzudenken, ist schon ein Schritt weg vom "Krankendasein" hin zum selbstbestimmten Leben!

Liebe Grüße,
Virginia
Xavro
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Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Xavro »

Hallo Kati,

natürlich kann man den Perfektionismus nicht von heute auf morgen ablegen. Aber wenn man erst mal erkannt hat, wo das herkommt - und das scheint Dir ja auch bewusst geworden zu sein - fällt es nach und nach immer leichter.

Ich bin mit meinem Perfektionismus schon unheimlich oft vor die Wand gelaufen und habe doch nichts geändert.

Seit einiger Zeit hindert mich zum Beispiel ein Problem mit meinen Handgelenken daran zu bügeln. Dabei habe ich sonst immer fast jedes kleinste Teil gebügelt. Jetzt wo es einfach nicht mehr geht, frage ich mich allmählich, warum man Geschirrtücher, Bettwäsche, Pyjamas und T-Shirts etc. eigentlich bügeln muss.
Ein wenig vermisse ich meine Hemden, denn ich habe mich immer gerne etwas schicker angezogen. Im Moment lebe ich halt ausschließlich mit T-Shirts und Pullovern, geht auch. (Noch bin ich zu geizig, jemanden fürs Bügeln zu bezahlen, also bleiben die Hemden im Schrank.) Und siehe da, keiner guckt mich schief an, nur weil ich etwas legerer angezogen bin. Irgendwie habe ich früher immer gedacht, das würde meinem Ruf schaden oder so ähnlich. Bis jetzt hat noch nicht einmal jemand gefragt, warum sich mein Kleidungsstil geändert hat. Vermutlich wird es vielen gar nicht aufgefallen sein.

Auch auf der Arbeit bin ich über alle Maßen perfektionistisch. Dabei stoße ich aber vor allem in meiner jetzigen Position auf Probleme, da ich mit sehr vielen internationalen Gruppen zusammenarbeite und dort komme ich mit meinem "deutschen Perfektionismus" ganz und gar nicht weiter, sondern erzeuge sogar Widerwillen. Seitdem ich anfange bewusst über manche Dinge hinweg zu sehen (die den Erfolg nicht gefährden), läuft vieles leichter. Das positive Feedback unterstützt mich nun wieder dabei, etwas lockerer zu werden.

Wie gesagt, das sind alles monate-, teils jahrelange Entwicklungen. Auch bei mir gibt es in dieser Hinsicht viel zu tun, denn oft habe ich auch noch ein schlechtes Gewissen, wenn etwas liegen bleibt. Aber jetzt wo das einmal in Fahrt gekommen ist, wird es immer leichter.

Gruß
Xavro
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emriye
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Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von emriye »

Hey Cool Xavro, das finde ich ja super!!
Muß ich jetzt grad mal so erwähnen...
schönen Tag
emriye
emriye
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Registriert: 15. Okt 2003, 15:00

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von emriye »

Liebe Kati,
mir ist ein Traum eingefallen, den ich vor kurzem geträumt habe und der mich ein bißchen an deine Puddingbeine erinnert...

Mein Traum:
ich bin alleine in einer riesigen Gebirgslandschaft, es sah alles wunderschön aus. Die ganzen Berge bestanden aus einem wunderschönen erdig gelb-braunen Gestein. Ich war traurig und sah alles mit Wehmut im Herzen an. Dann sah ich einen wunderschönen Bergkamm aus der Ferne, ich genoss den Anblick. Und auf einmal erkannte ich auf dem Bergkamm, der so überhing, Menschen. Und auf einmal sprangen die Menschen alle in den Tod. Ich lief weiter...ganz bedrückt, über eine sehr hohe Brücke. Auf der anderen Seite war dann in den Fels ein turmartiges Gebilde eingemeiselt, mit einem Eingang. Ich ging vorsichtig hinein..hatte Angst aber irgenwas zog mich hinein. Ich ging ganz langsam und ängstlich die Stufen hinab. Es war sehr dunkel und es ging viele hunderte von Meter eine Art Wendeltreppe hinab. Als ich unten ankam, war ich auf einmal in so einer Art Paradies. Es war ein buddhistisches Kloster, überall goldene Türme und Paläste. Auf einer Wiese mit riesigen Bäumen rundherum machten ein paar buddhistische Mönche in orangenen Gewänder, eine Art meditative Übung mit Schwertern. Ich war total fasziniert von all dem schönen Anblick, überall waren nette Menschen. Dann traf ich eine liebe Freundin von mir, ich freute mich sehr, lief mit ihr umher und wir bewunderten alles. Dann kamen wir in eine abgelegene Ecke, dort stand auf einmal so ein komisches Festzelt. Wir gingen hinein und dort drinnen saßen auf einmal alle negativen Leute aus meiner Vergangenheit...meine Erzeuger, Großeltern, irgendwelche komischen Leute aus dem Dorf und schunkelten zu Volksmusik, die lautstark lief. Alle tranken Alkohol. Als sie uns sahen wollten sie uns fangen. Wir wollten flüchten, ich fiel auf den Boden und konnte mich auf einmal nicht mehr bewegen, alles war wie Pudding und ich lag da wie gelähmt...Die Meute stürzte sich über mich und filmte mich mit einer Videokamera und hatte eine Riesenfreude daran wie ich dalag. Meine Freundin zog mich an den Armen aus dem Festzelt...dann bin ich aufgewacht!!

Liebe Grüße
emriye
Piccola
Beiträge: 1
Registriert: 29. Dez 2004, 21:25

Re: Körperliche Beschwerden bei Depressionen

Beitrag von Piccola »

Hallo!

Auch ich leide zur Zeit unter starken körperlichen Beschwerden, für die die Ärzte keine Ursache finden.
Eigentlich weiß ich, dass die Beschwerden psychisch bedingt sein müssen, aber ich bin zur Zeit (noch?!) in der Phase, in der ich das einfach nicht akzeptieren kann.

Zu meiner Person: Ich bin 18 Jahre alt und stehe gerade kurz vor dem Abitur.
Eigentlich würde ich mein Leben als sehr positiv beschreiben. In der Schule läuft es ganz gut, ich habe mein Abi so gut wie in der Tasche, meine Bewerbungen um Ausbildungsplätze kommen bei den Firmen gut an, ich habe seit 4 Jahren einen wunderbaren Freund, der für mich wie ein 6er im Lotto ist, mit meiner Familie verstehe ich mich gut (außer mit meinem Dad) usw usw...
Also... WOHER kommt die jetzige "Depression" ?!
Ich habe einfach keinerlei Erklärung für das alles. Sicher hatte ich in den letzten Monaten und auch Jahren viel zu ertragen... Die Scheidung meiner Eltern, die Depressionen meiner Mutter (die aber seit 6 Jahren vorbei sind), der geringe Kontakt zu meinem Vater, der Stress in der Schule, schlimme Krebsfälle und unerwartete Tode usw.
Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich all diese Punkte nicht alleine verarbeiten kann und dafür professionelle Hilfe benötige.
Aber dass ich gerade so extrem reagiere?!?

Ich habe meinen Körper kaum noch unter Kontrolle. Zur Zeit beherrschen mich Übelkeit, Bauchschmerzen, kaum vorhandener Appetit (--> starker Gewichtsverlust, was bei mir sehr gefährlich ist, da ich schon immer sehr schlank bin und schlecht zunehme), Schlaflosigkeit... ja und dann dauernd auch diese Zitteranfälle, Panikattacken und Heulphasen.

Bisher war ich noch nicht beim Psychologen, weil ich starke Angst davor hatte.
("Wer weiß, was die mit mir macht?! Die gibt mir die hammer Tabletten wie bei meiner Mutter... dann bin ich nur noch müde, bekomme GAR nichts mehr gebacken und versaue am Ende noch mein Abi... Was wenn.... und wenn..?!")
Glücklicherweise habe ich jedoch eine Mutter, die sich gut um mich kümmert und die mir einen Termin bei einer Ärztin gemacht hat.
Ich weiß, ich muss dort hingehen, wenn ich möchte, dass es mir besser geht.
Leider ist der Termin jedoch erst am 21. Januar... davor ist die Ärztin noch in Urlaub.

Wisst ihr vielleicht irgendwas, was ich bis dahin erstmal bei meinen Panikattacken tun kann oder wie ich generell meine körperlichen Beschwerden mildern kann?!

Naja, wie auch immer...
ich wünsche euch allen hier im Forum ein gutes neues Jahr voller Ruhe, Zuversicht, Zufriedenheit, Freude und alles sonstige Positive!


"Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will dich heilen."
(2. Könige, 20,5 in der Bibel)


Liebe Grüße, Simone
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