Nicht-Tun-Können; Nicht-Wollen-Können

Uschi
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Registriert: 13. Nov 2004, 21:52

Re: Nicht-Tun-Können; Nicht-Wollen-Können

Beitrag von Uschi »

Liebe Tine

Danke für deine Antwort!

>> Er hat nicht verstanden, dass eine Beziehung eine Hilfe sein kann

Er hat NOCH nicht verstanden, dass...

>> Er versteht nicht, dass man in einer Partnerschaft auch einmal schwach sein darf.

Du führst das auf seine gescheiterte Ehe zurück. Ich bin nicht vom Fach, aber ich würde trotzdem wagen zu behaupten, dass sind Dinge, die in der Kindheit geprägt wurden, nicht erst beim Scheitern der Ehe. Kennst du seine Eltern? Darf/kann der Vater in der Beziehung Schwäche zeigen?
Vielleicht helfen ihm Denkanstösse deinerseits in seiner guten Phasen, darüber zu reflektieren und vielleicht künftig einige 'Konzessionen' in punkto Schwäche-zeigen zu machen.

>> Er will nicht, dass ich ihn sehe, wenn es ihm nicht gut geht. Er hat Angst davor, sich dann so zu verhalten, dass ich es erschreckend finden könnte.

Das ist "normal" in der Depression - leider!

>> Dazu kommt noch, dass er Angst hat, sich auf jemanden zu verlassen.

In der Depression kann man sich nicht mal mehr auf sich selbst verlassen, wie sollte man sich da noch auf jemanden anderen verlassen können. Wenn überhaupt, geht das erst nach vielen Jahren und (sorry) vielen Krisen, die du mit ihm durchgestanden hast.

>> Irgendwie versteht er nicht, dass die Distanz für mich das Schlimmste ist.

Sags ihm - sachte aber wiederholt, bis er es kapiert! Denk dran: er muss auch ein Bisschen Rücksicht auf dich nehmen. Hat deine Therapeutin ja auch gesagt.

Das mit dem Hausarzt finde ich sehr gut. Ob es ein Vorteil ist, dass er ein Freund ist, kann ich nicht beurteilen, denn manchmal hat man(n) vor Freunden mehr Hemmungen in einer (leider immer noch) delikaten Sache einer psychischen Erkrankung, als gegenüber einem 'Fremden'. Ich hoffe jedoch sehr, dass er sich bald dazu durchringen kann, einen Arzt aufzusuchen. Dass er das Wort 'Depression' erwähnt hat, lässt jedenfalls Hoffnung aufkommen. Lass auch hier nicht locker, aber dosiere vorsichtig.

Ich wünsche dir alles Liebe

Uschi
tweety
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Registriert: 21. Nov 2004, 15:43

Re: Nicht-Tun-Können; Nicht-Wollen-Können

Beitrag von tweety »

Hallo Tine
Ich habe mich hier gerade mal durchgelesen. Unsere Fälle sind sehr ähnlich bin in der gleichen Situation wie du. habe bei deinen Beiträgen viel dazu gelernt. Ich selber bin hier erst seit 3 tagen hier im Forum weil ich keinen Ausweg mehr gefunden habe. Durch das Forum geht es jetzt besser und ich habe selbst auch die kraft meinem Freund weiterhin zur seite zu stehen auch wenn er im mom nichts von mir wissen will bzw. die Beziehung abgebrochen hat was nicht zum erstmal vorkommt.
Ich werde so gut es geht ihm weiter helfen und zu ihm stehen.
Leider hatte ich bei meinen freunden keine große Hilfe gefunden außer die Sprüche trenne dich von ihm es hat doch keinen sinn.
War dann immer total fertig mit den nerven schmeiße ich einen Menschen weg den ich so liebe nur weil er krank ist es selber aber nicht weiß oder wahr haben will . sagte dann zu mir selber lasse sie reden wie sie wollen. Ich bleibe bei ihm mit meiner ganzen kraft.
Sei ganz lieb gegrüßt und ich drücke dir ganz fest die Daumen das es bald alles wieder besser wird und ein Lichtblick kommt.
Marion
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Es gibt keine unmöglichen


Träume, beschränkt ist nur unsere Wahrnehmung des möglichen.
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: Nicht-Tun-Können; Nicht-Wollen-Können

Beitrag von Tine »

Hallo Marion,

danke für dein posting.
Zu verstehen, was in einem depressiven Menschen vorgeht ist sicher ein ganz wichtiger Schritt. Mir hat dies insofern geholfen, als dass mir klar wurde, dass viele seiner Verhaltensweisen nichts mit mir zu tun haben. Es gelingt mir nun besser, mich nicht immer selbst in Frage zu stellen. Vorher habe ich mir immer den Kopf darüber zerbrochen, was ich falsch gemacht habe, was ich hätte besser machen müssen ...
Das ist heute anders. Ich habe nicht mehr soviel Angst, etwas falsch zu machen, weil dies in manchen Situationen sowieso unerheblich ist.
Im Moment ist es bei uns so, dass wir ja die Beziehung wieder aufgenommen haben, seit drei Wochen. Ich merke, dass es ihm in den letzten Tagen wieder schlecht geht. Er ist sehr nervös hat diffuse Ängste und ich spüre, dass ein kleiner Anlass genügen wird, ihn wieder abstürzen zu lassen. Ich merke aber auch, dass er sehr bemüht ist. Während er in diesen Zeiten sehr gerne alleine ist und jeglichen körperlichen Kontakt nur sehr schwer ertragen kann, bin ich gerade dann geneigt, seine Nähe zu suchen. Zur Zeit ist es so, dass wir beide uns bemühen. Er gibt mir soviel Wärme wie er kann und ich bin halte mich etwas zurück. So geht es.
Ich habe im Moment ziemliche Probleme (nicht emotionaler Art) und habe ihn damit konfrontiert. Er war sehr darum bemüht mir in der Sache zu helfen und mich zu trösten. Als ich ihm dafür gedankt habe, hat er sich unglaublich gefreut und war um Grade besser gelaunt.
Weißt du, er hat unsere Beziehung bereits dreimal in schlimmen Phasen beendet. Ich bin immer wieder auf ihn zugegangen und den letzten Schritt zur Nähe ist dann immer er gegangen. Beim letzten Mal sagte er mir, dass er dankbar dafür sei, dass ich immer wieder die Nähe zu ihm suchen würde.
Sicher ist es so, dass Außenstehende die Sache ganz anders sehen und sagen würden, er selber muss den Kontakt suchen, er muss handeln etc. Aber man kann eben nicht alles mit dem gleichen Maßstab messen.
Solange meine Kräfte reichen, werde ich an dieser Beziehung arbeiten. Wie lange dies sein wird, weiß ich nicht. Am liebsten natürlich bis an mein Lebensende

Liebe Grüße
Tine
Motte777
Beiträge: 0
Registriert: 19. Nov 2004, 16:35

Re: Nicht-Tun-Können; Nicht-Wollen-Können

Beitrag von Motte777 »

Liebe Tine,

das macht doch Mut zu lesen, dass Ihr Euch wieder so "nah" gekommen seid. Vor allem das er den letzten Schritt auf Dich zu macht. Ich wünsche Euch, dass es immer nur besser wird!

Ich denke auch, dass es für Aussenstehende, die nicht mit dieser Krankheit konfrontiert werden, schwer ist nachzuvollziehen, dass wir für unsere Freunde da sein wollen, dass wir nicht so leicht aufgeben wollen.
Mein Freund erwähnt mal, dass er sich manchmal wünschte, er würde aus den Poren bluten, damit seine Umwelt endlich wahrnehmen könnte, wie schlecht es ihm geht, dass er krank ist.
Aber wir Angehörigen lernen in diesem Forum so viel und ich bin dankbar, dass mir alle hier helfen, meinen Freund zu verstehen und mir so auch helfen und Mut machen, Geduld zu haben.
Es sind doch bei uns allen in erster Linie Gefühle im Spiel, sonst würden wir alle das gar nicht auf uns nehmen.
Und am Ende denke ich, bekommen wir doch auch etwas zurück von unseren Freunden..und wenn es noch so wenig ist. Ich denke durch das Umgehen mit dieser Krankheit lernt man gerade die wesentlichen Dinge wieder zu schätzen. Kleine Gesten, ein nettes Wort...alles Dinge, die man im Alltag nur zu oft an sich vorbeiziehen lässt.
Schon lange haben mir Worte nicht mehr soviel bedeutet wie die letzten von meinem Freund: "Danke für die Art wie Du bist."
Das ist doch ein riesen Kompliment!

In diesem Sinne wünsche ich allen Angehörigen und auch Betroffenen immer wieder aufbauende Gesten, nette Worte und ganz viel Wärme ......kleine Mutmacher, die so viel bedeuten.

Liebe Grüße,
Tina
butterfly7
Beiträge: 842
Registriert: 8. Jul 2004, 17:35

Re: Nicht-Tun-Können; Nicht-Wollen-Können

Beitrag von butterfly7 »

hallo Tine,
bin ziemlich erschüttert, weil ich meinte es handelte sich um die selbe person, die ich nach dem tod meines mannes kennengelernt und geliebt habe.
(ist es natürlich nicht!).
nimm es mir BITTE nicht übel,, ich war kurze zeit glücklich und dann folgte bei mir schwere depression.......
ich habe vor einiger zeit in einem anderen thread geschrieben, das ich sehr harte schicksalschsschläge zu bewältigen hatte.
ich war seine traumfrau und er mein traummann. sei vorsichtig!
ich kann nicht weiter schreiben, aber auch nicht weinen.
vielleicht schaffe ich es in den nächsten tagen.
alles liebe dir
dust
butterfly7
Beiträge: 842
Registriert: 8. Jul 2004, 17:35

Re: Nicht-Tun-Können; Nicht-Wollen-Können

Beitrag von butterfly7 »

liebe Tina,
sorry, schaffe es nicht, diese "geschichte" aufzuwühlen.
liebe grüße
dust
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