Dysthymia

Cybill
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2004, 17:06

Re: Dysthymia

Beitrag von Cybill »

Hallo Andre!
Bin neu in diesem Forum und stehe zudem noch auf Kriegsfuß mit dem PC.Habe gerade über 1Std.an einem Text zu Deinen Beiträgen gefeilt und ihn dann letzendlich doch frustriert verworfen. Ich fühlte mich in so vielen Dingen angesprochen und würde mich gerne dazu äußern, aber mir schwirrt der Kopf. (Mit der Konzentration ist es zur Zeit nicht weit her, drehe mich zu sehr um mich selbst.)
Zur Frage, wann man eigentlich von einer Depression geheilt ist - für MICH besteht die Heilung darin, die Freude wieder zu finden.
Für jeden mag ja die Erkrankung etwas anderes bedeuten, schließlich ist "Depression" ja nur ein Sammelbegriff für ähnliche Symptome.Bei jedem steckt etwas anderes dahinter,nur die daraus resultierenden Empfindungen gleichen sich.
Ich kann die Ursache für meine ständig gedrückte,teilweise unerträglich traurige bis quälende Stimmung auch nicht benennen.Aber die Gesprächstherapie hilft mir unter anderem dabei, mir entscheidende Fragen zu stellen. Zum Beispiel fragt man jemanden, der weint, meistens "Was hast Du denn?" Mein Therapeut fragt "Was fehlt Ihnen?"
Es gibt vieles,was mir fehlt,was ich eigentlich auch nie empfangen oder erfahren habe. Ich spüre nur, dass es das gibt und dass ich mich danach sehne.
Aber eins hatte ich definitiv einmal in mir, und das ist Freude. Zwar hing schon in meinem Elternhaus etwas Schweres über dem Leben (Leichtigkeit kenne ich gar nicht),aber ich konnte irgendwann mal Freude spüren und hatte noch die Kraft, alles andere mal für eine Weile wegzuschieben.
Ich weiß, dass die Freude noch da ist, aber ich muss sie erst wieder ausbuddeln. (Dabei werde ich leider immer wieder von einem angebuddelten Schuttberg verschüttet!) Das kostet wahnsinnig viel Kraft, und ich habe in diesem Sommer zum ersten Mal im Leben gedacht, dass ich keinen Bock mehr auf diese mühsame Arbeit habe und mich doch der nächste vom Himmel fallende Hinkelstein treffen möge.
Diese Gedanken kommen jetzt häufiger. Trotzdem spüre ich, dass ich im Grunde meines Wesens ein sehr lebensfroher Mensch bin und kann mich mit dem Häufchen Elend, das da unglücklich vor sich hinvegetiert, eigentlich gar nicht identifizieren.
Ich hoffe, dass mich meine Kräfte nicht verlassen und ich es schaffe, gegen diese Gleichgültigkeit- bzw.Lebensmüdigkeit- anzukämpfen. Bis ich die Freude wieder gefunden habe...

Und übrigens - ich glaube, dass eine Heilung grundsätzlich möglich ist. Ich könnte mir nur vorstellen, dass man sie ebenso schleichend wahrnimmt, wie die "Erkrankung" selbst. (Mit den "" will ich die Depression oder Dysthymie nicht herunterspielen, nur habe ich mit dieser Schublade, die diese Begriffe für mich bedeuten, so meine Schwierigkeiten. Das würde hier jetzt aber zu weit führen.)
Danke für die interssanten Beiträge, die mir meinen derzeitigen "Sumpf" erträglicher gestalten!
Gruß,Cybill
Cybill
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2004, 17:06

Re: Dysthymia

Beitrag von Cybill »

Hallo Andre!
Bin neu in diesem Forum und stehe zudem noch auf Kriegsfuß mit dem PC.Habe gerade über 1Std.an einem Text zu Deinen Beiträgen gefeilt und ihn dann letzendlich doch frustriert verworfen. Ich fühlte mich in so vielen Dingen angesprochen und würde mich gerne dazu äußern, aber mir schwirrt der Kopf. (Mit der Konzentration ist es zur Zeit nicht weit her, drehe mich zu sehr um mich selbst.)
Zur Frage, wann man eigentlich von einer Depression geheilt ist - für MICH besteht die Heilung darin, die Freude wieder zu finden.
Für jeden mag ja die Erkrankung etwas anderes bedeuten, schließlich ist "Depression" ja nur ein Sammelbegriff für ähnliche Symptome.Bei jedem steckt etwas anderes dahinter,nur die daraus resultierenden Empfindungen gleichen sich.
Ich kann die Ursache für meine ständig gedrückte,teilweise unerträglich traurige bis quälende Stimmung auch nicht benennen.Aber die Gesprächstherapie hilft mir unter anderem dabei, mir entscheidende Fragen zu stellen. Zum Beispiel fragt man jemanden, der weint, meistens "Was hast Du denn?" Mein Therapeut fragt "Was fehlt Ihnen?"
Es gibt vieles,was mir fehlt,was ich eigentlich auch nie empfangen oder erfahren habe. Ich spüre nur, dass es das gibt und dass ich mich danach sehne.
Aber eins hatte ich definitiv einmal in mir, und das ist Freude. Zwar hing schon in meinem Elternhaus etwas Schweres über dem Leben (Leichtigkeit kenne ich gar nicht),aber ich konnte irgendwann mal Freude spüren und hatte noch die Kraft, alles andere mal für eine Weile wegzuschieben.
Ich weiß, dass die Freude noch da ist, aber ich muss sie erst wieder ausbuddeln. (Dabei werde ich leider immer wieder von einem angebuddelten Schuttberg verschüttet!) Das kostet wahnsinnig viel Kraft, und ich habe in diesem Sommer zum ersten Mal im Leben gedacht, dass ich keinen Bock mehr auf diese mühsame Arbeit habe und mich doch der nächste vom Himmel fallende Hinkelstein treffen möge.
Diese Gedanken kommen jetzt häufiger. Trotzdem spüre ich, dass ich im Grunde meines Wesens ein sehr lebensfroher Mensch bin und kann mich mit dem Häufchen Elend, das da unglücklich vor sich hinvegetiert, eigentlich gar nicht identifizieren.
Ich hoffe, dass mich meine Kräfte nicht verlassen und ich es schaffe, gegen diese Gleichgültigkeit- bzw.Lebensmüdigkeit- anzukämpfen. Bis ich die Freude wieder gefunden habe...

Und übrigens - ich glaube, dass eine Heilung grundsätzlich möglich ist. Ich könnte mir nur vorstellen, dass man sie ebenso schleichend wahrnimmt, wie die "Erkrankung" selbst. (Mit den "" will ich die Depression oder Dysthymie nicht herunterspielen, nur habe ich mit dieser Schublade, die diese Begriffe für mich bedeuten, so meine Schwierigkeiten. Das würde hier jetzt aber zu weit führen.)
Danke für die interssanten Beiträge, die mir meinen derzeitigen "Sumpf" erträglicher gestalten!
Gruß,Cybill
Lisetta
Beiträge: 44
Registriert: 5. Jan 2004, 18:04

Re: Dysthymia

Beitrag von Lisetta »

Hallo André, Kroki, Cybill, Xavro und alle anderen,

im Zusammenhang mit der Heilung stellt sich mir immer wieder nicht nur die Frage, ob sie möglich ist und wie sie aussehen kann, sondern besonders auch, ob ich sie überhaupt will. Natürlich würde ich auf jede ausgesprochene Frage dieser Art entrüstet antworten: "Natürlich will ich!" Und ich glaube auch daran, dass das so ist. Doch andererseits hat diese Krankheit ebenso wie zum Beispiel meine Essstörung wichtige Funktionen für mich, die ich nicht unbedingt immer genau definieren kann. Insgeheim muss ich doch zugeben, dass ich dadurch etwas Besonderes habe, etwas, was mich von anderen Menschen meiner Umgebung abhebt, auch wenn ich nicht die Einzige bin, der es so geht. Das sind keine Gefühle, die ich deutlich spüre, aber es muss ja einen Grund geben, weshalb ich an dem festhalte, was mich eigentlich auf Dauer zerstört und was ich vor allem auch gar nicht haben will. Depressionen, Ängste, Essprobleme - sie geben mir Halt im Leben, sie sind immer da, auf sie kann ich mich verlassen. Wenn ich all dies wegnehmen würde, käme ich zu der Frage, die André, glaube ich, weiter oben gestellt hat: Was wäre ich dann noch? Weniger als ein Nichts. Denn wie ein Nichts fühle ich mich ja jetzt schon, m i t all dem. Denn das Gefühl, etwas Besonderes zu haben ist nicht für mich; es ist für die Außenstehenden. Nein, stimmt nicht; es ist wohl auch für mich. Dadurch kann ich mir einen Schonraum verschaffen, muss nicht die volle Verantwortung für mich übernehmen, muss nicht "vollständig" erwachsen sein, kann meiner Umgebung mitteilen: "Kümmert euch um mich, mir geht es schlecht."...
Vor einiger Zeit gab es hier mal einen Thread, der sich mit diesem Thema befasst hat.

Vielleicht heißt Heilung auch akzeptieren lernen. Ich versuche gerade, nicht mehr gegen mich selbst zu kämpfen, sondern mir zu sagen: "Ich bin sensibel und melancholisch, ich bin ängstlich; ich neige zu depressiven Verhaltensweisen, ich bin weniger belastbar -aber ich bin eben genau das und darf auch so sein." Ist es nicht oft so, dass wir das Gefühl haben, nicht so sein zu dürfen, wie wir sind? Oft ist mein Grundgefühl, nicht in die Welt zu passen, nicht richtig zu sein und nirgendwohin zu gehören.

Ich weiß jetzt nicht mehr weiter. Tausend Gedanken sind in meinem Kopf, aber sie wollen sich nicht sinnvoll ordnen. Vieles ist auch schon gesagt worden.

Liebe Grüße

Taubenfeder
Cybill
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2004, 17:06

Re: Dysthymia

Beitrag von Cybill »

Hallo Taubenfeder!
Eigentlich hatte ich gerade eine ausführliche Antwort verfasst, sie aber in meiner unendlichen Geschicklichkeit am PC irgendwie verdaddelt. Also nochmal in anderer Fassung:
Wie Du, bin auch ich sensibel und melancholisch und will, ehrlich gesagt, auf ein gewisses Maß an Trübsal blasen gar nicht verzichten. Das ist durchaus ein Teil von mir, den ich sogar mag. Das mag nachvollziehen, wer will...
Aber das, was da zunehmend auf mir lastet, mich bremst, mir die Freude nimmt und mein Leben zäh werden lässt, betrachte ich definitiv nicht als Teil von mir! Dieses Symptom - oder die Krankheit, wie man´s ausdrücken will - hat mir aber sicherlich etwas zu sagen. Irgendwo scheint in meinem Leben etwas nicht in den richtigen Bahnen zu laufen. Wenn ich mich frage, wozu mich meine jetzige Verfassung zwingt, fällt mir als erstes ein, dass sie mich meinen Beruf nicht mehr ausüben lässt - von dem ich übrigens schon in meiner Ausbildung vor 11 Jahren wusste, dass ich ihn nich für immer ausüben will. Aber aus Bequemlichkeit bin ich trotz immer wiederkehrender Ausbruchversuche beim Altvertrauten geblieben. Damit ist´s aber nun vorbei. Ich kann nicht mehr!Dieser "Tritt in den Hintern ist zwar schmerzlich, aber wohl heilsam.

Dann steckt, glaube ich, auch bei mir die Bitte dahinter "Kümmert euch um mich, es geht mir schlecht!" Aber das kann doch eigentlich nur heißen, dass ich bisher zu wenig um Hilfe/Zuwendung gebeten habe und mich vor allem auch zu wenig um mich selbst gekümmert habe. Ich denke, wenn man an dieser Stelle Abhilfe schafft, "braucht" man die Erkrankung, die dies ausdrückt, gar nicht mehr.
Für mich ist es jedenfalls so, dass ich die Symptome als Winke mit dem Zaunpfahl interpretiere,und sie nicht als Teile von mir selbst sehe. Irgendwie muss ich wohl gründlich aufräumen, um mein eigentliches Leben erstmal zu entdecken...

Jetzt verabschiede auch ich mich mit wirrem Kopf!
Cybill
Lisetta
Beiträge: 44
Registriert: 5. Jan 2004, 18:04

Re: Dysthymia

Beitrag von Lisetta »

Liebe Cybill,

Du schreibst, dass du die Symptome als Winke mit dem Zaunpfahl interpretierst und nicht als Teil von dir selbst siehst. Ich glaube, jede Krankheit (auch wenn du deine Symptome nicht als solche bezeichnen möchtest) will uns etwas sagen, auch eine so rein körperliche (??) wie z. B. die Grippe. Sie zwingt uns zum Ausruhen, zum Erholen und Ruhe finden. Was dir dein Körper/ deine Seele sagen will, hast du schon erkannt. Das ist ein wichtiger Schritt, obwohl die Umsetzung von der Erkenntnis meistens noch meilenweit entfernt ist. Wie sieht es bei dir aus? Konntest du deine Bequemlichkeit bereits überwinden und an deiner beruflichen Situation etwas ändern?
Ich glaube, dieses Schwere, was auf dir lastet und dir die Lebensfreude nimmt, ist vielleicht nicht Teil von dir. Aber es gehört im Moment zu dir und ich bin überzeugt davon, dass man erst etwas dagegen unternehmen kann, wenn man das akzeptiert, wenn man zu sich selbst (und anderen) sagen kann: "Ja, ich habe eine Depression." Du schreibst, dass du mit Schubladendenken in der Beziehung nichts anfangen kannst. Was bedeutet das für dich?

"Dann steckt, glaube ich, auch bei mir die Bitte dahinter "Kümmert euch um mich, es geht mir schlecht!" Aber das kann doch eigentlich nur heißen, dass ich bisher zu wenig um Hilfe/Zuwendung gebeten habe und mich vor allem auch zu wenig um mich selbst gekümmert habe. Ich denke, wenn man an dieser Stelle Abhilfe schafft, "braucht" man die Erkrankung, die dies ausdrückt, gar nicht mehr."

Ja. Das klingt plausibel. Es ist nur nicht so einfach, ein Hilfsmittel, an das man sich (jahrelang) geklammert hat, das einem geholfen hat, schwierige Zeiten zu überstehen, einfach so loszulassen und zu sagen "Nun brauche ich dich nicht mehr." Das geht wohl wirklich nur schrittweise und schleichend, wie du es in Bezug auf Heilung schon weiter oben geschrieben hast.
Ich weiß manchmal nicht, ob ich wirklich an Heilung glauben kann.


Noch nicht viel klarere Gedanken habend wünsche ich euch einen schönen Sonntag

Taubenfeder
Cybill
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2004, 17:06

Re: Dysthymia

Beitrag von Cybill »

Liebe Taubenfeder!
Es ist schwer für mich, in Worte zu fassen, warum es mir widerstrebt zu sagen "Ich habe eine Depression".
Es steckt jedenfalls nicht dahinter "Ich und Depression? Ach was!"
Zum einen könnte es daran liegen, dass ich mich nicht mit der Krankheit identifizieren will - ich habe da wohl einen "Knacks" aus meinem Krankenschewester-Dasein, wo ich so etwas oft erlebt habe. Ja, man leidet unter der einen oder anderen Krankheit, aber sie ist doch nicht das, was einen ausmacht ( obwohl Du sicherlich Recht damit hast, dass sie nunmal für eine Zeit zu einem gehört).
Wenn ich hier im Forum an manchen Stellen herauslese, dass es "uns Depris" und die "Normalos" geben soll, sträubt sich in mir alles. Ich glaube, jeder Mensch kennt das, sich ab und zu mal "anders als die anderen" zu fühlen.
Über diesen letzten Gedanken kommt mir da eine beschämende Erkenntnis: Ich glaube, es geht mir wie der Rose beim Kleinen Prinzen. Weißt Du, was ich meine? Er hat auf seinem Planeten eine einzige wunderschöne Blume, die er bewundert, hegt und pflegt. Bei seiner Reise auf einen anderen Planeten steht er plötzlich vor einem großen Feld mit Rosen und stellt fest, dass es von "seiner" Blume ganz viele gibt. Das nimmt ihr auf den ersten Blick erstmal ihre Besonderheit/Einzigartigkeit. Dass das natürlich nicht so ist, wird dann auch noch irgendwie gesagt und ist auch klar. Aber wenn ich so darüber nachdenke, geht es mir mit meiner Angst vor der "Schublade" ähnlich. Fällt mir nicht gerade leicht, mir/Dir das einzugestehen.
Ich würde gerne noch auf das eine oder andere antworten, aber jetzt muss ich erstmal ein wenig nachdenken...

Lieben Gruß,Cybill
Lisetta
Beiträge: 44
Registriert: 5. Jan 2004, 18:04

Re: Dysthymia

Beitrag von Lisetta »

Liebe Cybill,

jede Rose ist einzigartig, auch wenn es hunderttausend davon gibt. Jede Rose ist anders schön, jede Rose ist für sich genommen ein besonderes Exemplar. Jede Rose ist zugleich eine Rose, unverwechselbar, aber auch dazugehörig. Verschieden und zugleich doch gleich...

Aber ich verstehe, was du meinst.

Taubenfeder
Cybill
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2004, 17:06

Re: Dysthymia

Beitrag von Cybill »

Liebe Taubenfeder!
War das jetzt ein Zitat aus dem Buch, oder kam das von Dir? Wie auch immer, dadurch dämmert mir schon wieder was...
Ich glaube, mein erster Schritt in Sachen Akzeptanz sollte erstmal der sein, das Dazugehören zuzulassen.
Ich hatte eigentlich nie ein Problem damit, anders zu sein als andere. Im Gegenteil, es war mir eher recht (Der Stolz der Rose?). Mein Problem liegt scheinbar darin, dass ich mich äußerst selten irgendwo dazugehörig fühle - das habe ich bisher nur wenige Male geschafft. Da ist immer eine innere Distanz, die nichts mit Ablehnung von außen zu tun hat. Nichtmal in meiner Familie habe ich mich jemals zuhause und geborgen gefühlt. Nur zu meinem Vater kann ich sowas wie Nähe spüren - wenn davon nach außen auch nichts zu sehen ist.
Da schwimme ich wohl einsam auf einer Eisscholle durch´s Leben und schaffe es nur ab und zu mal irgendwo anzudocken. Und wie gibt man nun die einzig erlernte Lebensform auf?
Da wären wir bei dem, was Du sinngemäß geschrieben hast: die Erkenntnis ist das eine, aber die Umsetzung ist gar nicht so leicht. Ebensowenig wie das Loslassen von vertrauten Hilfsmitteln... Wer weiß, wo ich nach der Eisscholle lande? Die kenne ich wenigstens, und sie ist überschaubar. Aber kalt.

Du gibst mir ganz schön zu denken

Liebe Grüße,Cybill
Andre_I
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Re: Dysthymia

Beitrag von Andre_I »

Hallo

Ich frage mich ständig, wie ich es schaffen könnte wieder Freude zu empfinden. Aber ich stelle nur fest, dass ich darauf keine Antwort habe. Ich stelle fest, dass ich anfange links und rechts zu sehen, was andere Menschen in ihrem Leben anstellen, was sie als ihre Ziele ansehen und woran sie sich erfreuen. Manchmal denke ich dann daran, dass ich etwas davon auch ausprobieren sollte, aber es klappt nicht. Ich merke einfach, dass die Ziele anderer Leute nicht meine Ziele sind, aber welches sind dann meine Ziele? Ich habe keine eigenen Ideen und ich habe keine Wünsche. Es scheint keine mehr zu geben. Meine Welt ist irgendwie wie ein zuende gelesenes Buch. Die Spannung ist weg, die Geschichte erzählt, alles erfahren, was es zu erfahren gibt. Es ist wie etwas, was keine Fortsetzung hat. Es gibt nichts mehr, was man damit tun könnte, ausser es zur Seite zu legen.
Ich denke, Freude am Leben setzt irgendwo Interesse am Leben voraus. Es setzt voraus, dass man nicht das Ende des Lebens als das Ziel sieht, sondern das Leben als solches. Es setzt voraus, dass man partizipiert, Verantwortung übernimmt und nicht nur zuschaut. Es braucht den Mut sich auf das Spiel einzulassen, es braucht Selbstbewusstsein und Kraft sich den Dingen zu stellen, die darin vorkommen. Habt Ihr diese Fähigkeiten? Ich nicht, nichts davon, wie es scheint ... Wäre die Antwort, all diese Fähigkeiten zu trainieren/erwecken/erlernen?

Ich weiss nicht genau, wann ich das Interesse am Leben verloren habe, ich weiss auch nicht, ob ich jemals welches hatte. Manchmal glaube ich, dass ich von Anfang an seelenloser Ausschuss war, nie dazubestimmt war, die ganze Wegstrecke zu gehen oder überhaupt zu existieren. Ein Konstruktionsfehler im grossen Plan. Nur so kann ich erklären, dass ich nirgends dazugehöre, keine Gefühle habe, keine Qualitäten, Fähigkeiten und allein bin.
Wie kommt Ihr mit dem Alleisein klar? Ich überhaupt nicht. Aber ist Alleinsein Ursache oder Wirkung? Vermutlich beides, eine Abwärtsspirale.
Wenn ich ganz ehrlich sein darf, dann kommen mir all die klugen Ideen der Psychologen, wie ein grosser Haufen Kuhdung vor. Es gibt für ein überflüssiges Leben einfach keine Medizin. Die Passivität des Psychologen in den Gesprächtstherapien habe ich immer eher als belastend empfunden. Ich kann auch zu einer Parkuhr sprechen, die scheint nach dem gleichen Prinzip zu funktionieren. Nein, ich habe mir immer den Dialog gewünscht, Feedback, Vorschläge. Wenn man Jahr um Jahr in seinem Kopf alle wesentlichen Fragen gestellt hat, seine Antworten darauf und die Erklärungen dafür gefunden hat, wenn man die hinterste Ecke der eigenen inneren Hölle unzählige Male besucht hat, dann sind die Fragen des Psychologen nur Repetitionen. All die guten Tipps nichts als Binsenwahrheiten, die man schon vor Jahren als nutzlos abgehakt hat. Als würde man als Grossmeister von einem Laien seinen Fachgebiet erklärt kriegen. Ich habe mir selbst so viele Fragen gestellt und keine Antworten gefunden, dass ich es müde bin die gleichen Fragen nochmal von anderen Leuten zu hören und wiederum keine Antwort darauf zu erhalten.
Versteht mich nicht falsch, ich verteufle die Leute nicht, es macht mich nur müde, alle wieder und wieder herunterzuleiern, was in mir schon unedlich oft abgelaufen ist. Ich seh auch nicht, dass die Leute grosse Magie einsetzen, sie kochen auch nur mit Wasser (dem sie aus Ratlosigkeit normalerweise noch ein paar Antidepressivas hinzumischen ...).
Offengestanden sehe ich keinen Ausweg.
Grüsse
André
So long and thanks for all the fish
Lisetta
Beiträge: 44
Registriert: 5. Jan 2004, 18:04

Re: Dysthymia

Beitrag von Lisetta »

Liebe Cybill,

fühle mich geehrt, wenn ich dir zu denken gebe. Du regst mich auch immer wieder zu neuen Gedanken an.
Ja, so eine Eisscholle ist sehr kalt. Und ziemlich einsam. Je nach Größe passen auch nicht so viele Menschen darauf - und es gibt nur wenige, die auch noch darauf w o l l e n... Um nicht ewig einsam zu bleiben, muss man nach dem Andocken wohl die vertraute Eisscholle verlassen und sich auf den Weg in wärmere Gefilde begeben. Dort findet man oft auch leichter Zugang zu den Menschen als in unterkühlten Gegenden . Die Frage ist nur: Möchtest du gern dazugehören?
Ich fühle mich auch so lange ich denken kann wie ein Außenseiter. Und ebenso lange suche ich nach etwas, nach einem Menschen oder einer Menschengruppe, zu der ich gehören kann. Bisher habe ich noch nichts gefunden. Aber ich gebe die Suche nicht auf.

Einen schönen Abend.

Taubenfeder
pferdediebin
Beiträge: 472
Registriert: 11. Jun 2004, 23:45

Re: Dysthymia

Beitrag von pferdediebin »

hy folks


sehe hier einige neue "gesichter",und bemerke mit freude,daß kluge köpfe darunter sind.
ähnliche themen wie hier haben wir im thread depression und spiritualität abgehandelt,und mir scheint,als würden alle immer auf dem selben punkt landen.
um die freude wieder zu finden bedarf es einiger "magie",und welche unser inneres jetzt beeindruckt liegt in unserer geschichte.manche sind vollauf zufrieden mit doktoren+pillen,aber die depression verlangt anderen einfach mehr ab.ich beschreibe sie oft als weiseren teil von uns selbst,zumindest bei mir stimmt das so.ich weiß,warum ich sie habe,und versuche ihre sprache zu verstehen.mit der krankheit kommt der vertrauensverlust,und ich hab,obwohl ich nicht mein ganzes leben schon darunter leide,damit am meisten zu kämpfen gehabt.ich hab mich ergeben,und dann fiel mir eine "zusammengebastelte" art von glauben zu,mit der ich etwas anfangen kann.aber ich hab nebenbei auch ein medikament gefunden,auf das ich gut anspreche.
ich weiß,wenn man gerade tief drinsteckt,können worte nichts bewirken,zumindest wars bei mir so.ich bildete mir ein,daß es sowieso niemals aufhören wird,und ich sollte mich besser daran gewöhnen.mir gings jahrelang so wie euch,unendlich erschöpft,überfordert von allem und jedem.im nachhinein sehe ich die lektionen des ganzen,und somit den sinn,und noch dazu probiert man ja in seiner hilflosigkeit viele einzelne dinge,die sich irgendwann als ganzes "bezahlt" machen.insgesamt ist es in kleinen schritten besser geworden,aber das konnte ich erst sehen,als mein serotoninspiegel wieder gestützt war.ich bin ned unbedingt scharf drauf den rest meines lebens AD zu nehmen,nur,es wäre eine unnötige quälerei es nicht zu tun.ich habe versucht,ohne auszukommen,alternativen auszuprobieren,nur das reichte einfach nicht.ich vertraue mittlerweile den dingen,die mir gut tun.und ich vertraue mittlerweile dem leben.ich versuche selbst zauber in mein leben zu bringen,mich zu erfreuen.und es funktioniert.sorgen machen und deshalb angst haben,ist wirklich mißbrauch der phantasie,und meine gedanken erzeugen meine gefühle.es ist besser,mit abenteuerlustigem grinsen auf die entwicklung der dinge zu achten,die zeichen zu sehen,und dann im richtigen augenblick das richtige zu tun.
ich möchte irgendwann ganz gesund sein,aber bis dahin lerne ich mit meinen "bremsen" zu leben,manchmal der traurigkeit und dem lebensüberdruß raum zu geben,mich ein wenig im selbstmitleid suhlen,aber nicht mehr ganz abstürzen,weil ich eine ahnung davon bekommen hab,wie es mir besser geht.ich kann mich selbst nicht mehr ganz so ernst nehmen dabei,weil vielleicht schon zuviel freude in mein leben gekommen ist.ich verstehe es als bewußtmachen eines momentanen mangels,und versuche alles,damit sich meine seele wieder wohlfühlt bei mir,damit sie ihre signale ned immer so heftig setzen muß.oder ganz abhaut,und mich als zombie hier zurückläßt.
und es wird...es wird...wenn ich bereit bin,noch mehr über mich zu lernen.


in diesem sinne

alles gute bei der suche

pferdediebin
"Die Stimme des Fleisches verlangt: nicht hungern,nicht dürsten,nicht frieren.Wer dies erreicht und hoffen darf,auch künftig zu erreichen,kann sich selbst mit Zeus im Glücke messen"



Epikur





juan
Beiträge: 211
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Dysthymia

Beitrag von juan »

Hallo André,welches Medikament hast du denn genommen?Wie lange und in welcher Dosierung?
Andre_I
Beiträge: 13
Registriert: 23. Sep 2004, 19:48
Kontaktdaten:

Re: Dysthymia

Beitrag von Andre_I »

Hallo juan chili

Ist eine ziemliche Weile her, aber eins davon war Seropram und eins Deroxat an die Dosierungen erinner ich mich nicht.

Grüsse
Andre
So long and thanks for all the fish
Angelita
Beiträge: 0
Registriert: 31. Okt 2004, 20:06

Re: Dysthymia

Beitrag von Angelita »

Hallo Andre

Bin heute auf diese Seite gestossen und habe deinen Bericht gelesen. Er hat mich einerseits tief bewegt, anderseits habe ich mich darin wiedergefunden.

Du bist nicht allein ! Das wollte ich Dir sagen, den ich weiss genau wie du dich fühlst.

Angelita
Cybill
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2004, 17:06

Re: Dysthymia

Beitrag von Cybill »

Hallo Andre!
"Ist das Alleinsein Ursache oder Wirkung?"
Das kann ich Dir auch nicht so genau beantworten. Ich habe nur für mich selbst erkannt, dass der Grund für meine Einsamkeit wohl in meiner Unfähigkeit zu lieben - und Liebe anzunehmen - liegen muss. Rein objektiv gesehen, bin ich nämlich alles andere als allein, aber ich kann mich an keine Zeit in meinem Leben erinnern, in der ich mich nicht trotzdem einsam fühlte.
Einmal las ich irgendwo den Satz "Denken Sie jetzt mal an jemanden, den Sie innig lieben." ... Mir fiel niemand ein! Das war sehr erschreckend und schmerzhaft für mich. Innig lieben - wie gerne würde ich das, und wie gerne würde ich eine solche Liebe spüren!
Da gibt es eine Stelle in "Mio, mein Mio", die mich damals sehr berührt hat.
(Für den Fall, dass Du dieses Kinderbuch nicht kennst: Es geht dort um einen kleinen Jungen, den Sohn eines Königs, der das Land vom bösen Ritter Kato befreien wollte. Dieser Ritter hatte ein Herz aus Stein und verbreitete in seiner Gegend nur Dunkelheit und Traurigkeit. Um ihn herum gab es kein Leben und keine Freude.)

"Ritter Kato stand vor mir. Ohne Waffe! Und
er wusste, dass der Kampf zu Ende war.
Da riss er sein schwarzes Wams über der
Brust auf.
"Sieh zu, dass du das Herz triffst!" rief
er. "Sieh zu, dass du mein Herz aus Stein
durchbohrst! Es hat lange genug in meiner
Brust gescheuert und wehgetan."
Ich sah in seine Augen. Und in seinen Augen
sah ich, das Ritter Kato sich danach sehnte,
sein Herz aus Stein loszuwerden. Vielleicht
hasste niemand Ritter Kato mehr, als er sich
selbst."

Wie gut konnte ich diesen Ritter Kato verstehen!! Wie gut kannte ich dieses Herz aus Stein, diesen Schmerz.
Gerade gestern fragte mich noch eine Freundin, der ich von diesem Gefühl mal erzählt hatte, ob ich mich eigentlich immer noch so fühle. Und da stellte ich fest, dass sich da etwas geändert hat. Wann und wie - keine Ahnung. Aber es ist so. Ich habe mir so sehr gewünscht, mein Herz öffnen und erweichen zu können und habe mich lange mit dem Thema beschäftigt.
Und jetzt merke ich plötzlich, dass ich zwar vom "innig Lieben" noch weit entfernt bin, aber so ganz zarte Liebesbande haben sich tatsächlich entwickelt. Irgendwo muss mich wohl jemand "gehört" haben - aber das ist jetzt ein anderes Thema.
Das heißt noch lange nicht, dass ich aus meinem "Sumpf" herausgekrabbelt bin, aber es ist immerhin ein Lichtblick, den man ab und zu braucht, um nicht aufzugeben.

Da ich, wie alle anderen, leider keine guten Ratschläge für Dich habe, wünsche ich Dir wenigstens bald möglichst mal den einen oder anderen Lichtblick!

Was meinst Du eigentlich, wenn Du Dich als "seelenlosen Ausschuss" und Dein Leben als "überflüssiges Leben" bezeichnest?
Wenn ich das lese, denke ich gleich an Ritter Kato, der niemanden so sehr hasst, wie sich selbst. Ich könnte mir vorstellen, dass Du niemals jemand anderem an den Kopf werfen würdest, sein Leben sei überflüssig, oder...?

Ich trau´s mich kaum zu sagen, weil es vielleicht wieder einer der "Ratschläge" sein könnte, die Du nicht mehr hören kannst, aber - vielleicht kannst Du ein wenig netter zu Dir selbst sein?!

Lieben Gruß,
Cybill
Cybill
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2004, 17:06

Re: Dysthymia

Beitrag von Cybill »

Liebe Taubenfeder!
Zum Thema Einsamkeit habe ich gerade einiges an Andre geschrieben... Da weicht mein Herz jetzt zwar so langsam auf, aber auf der Eisscholle sitze ich trotzdem noch allein.

Du fragst, ob ich gerne dazu gehören möchte. Hmm - ja, irgendwo möchte ich dazu gehören. Nur wozu? Die Frage stellst Du Dir selbst ja auch.
Ganz besonders möchte ich mich zu meiner Familie dazugehörig fühlen. Nicht sie schließen mich dort aus, sondern ich mich selbst. (Allerdings habe ich den Verdacht, dass wir dort alle auf unseren kleinen Eisschollen dahin treiben!) Nur fürchte ich, dass gerade die Familie für mich das am schwierigsten zu erreichende Ziel ist. Da muss ich erst woanders üben.
Naja, und um irgendwo anzudocken und an Land zu springen, gehört Mut. Man könnte ins kalte Wasser fallen, oder von den "Eingeborenen" angegriffen werden

Aber es hilft ja alles nix, das Risiko muss man wohl eingehen, um nicht einsam zu erfrieren! Man könnte ja auch mal nach der einen oder anderen Hand greifen, die einem entgegengestreckt wird... Aber dazu bin ich auch oft zu feige.

Ahoi!
Cybill
Andre_I
Beiträge: 13
Registriert: 23. Sep 2004, 19:48
Kontaktdaten:

Re: Dysthymia

Beitrag von Andre_I »

Hallo Cybill

Ich danke Dir für den Kato. Ich finde mich in der Beschreibung tatsächlich auch ein bisschen wieder. Und ja, ich hasse niemanden so sehr, wie mich selbst.
Im Grunde genommen, ist es völlig blöd gegen sich selbst zu kämpfen. Man kann es drehen und wenden wie man will, man verliert auf jeden Fall und es braucht so viel Energie, die sicher auch zu was sinnvollem verwendet werden könnte. Ich denke, es hat wohl damit zu tun, dass man mit dem, was man ist niemals positives Feedback kriegt, dass alles was man repräsentiert, niemals gut genug scheint, um mit den anderen mithalten zu können. Das Gefühl, den Erwartungen nicht zu entsprechen. Statt zu sich selbst zu stehen, sich selbst zu verteidigen, entschliesst man sich irgendwann selbst zum eigenen Gegner zu werden und all das anzugreifen, was man an sich selbst nicht ok findet. Es führt zur absurden Situation, dass man sich wünscht zu scheitern, einfach um die eigene Meinung zu bestätigen. Es ist sehr schwierig an dieser verzerrten Selbstwahrnehmung zu arbeiten. Die Erkenntnis hilft mir persönlich überhaupt nicht, das Problem zu lösen. Es ist aber auch sehr einfach durch den Tag zu gehen und Gelegenheiten zu finden, wo man schlecht dastehen kann oder wo es andere Leute gibt, die alles viel besser können als man selbst. Es ist sehr einfach, all das auszublenden, wo man gegebenenfalls gut aussieht.

Nicht so sein dürfen, wie wir sind ... ja, das mag wahr sein. Und vermutlich ist die Akzeptanz der eigenen Unzulänglichkeiten eine Hilfe, um weiter zu kommen. Ich liege da im Kampf, was ich glauben soll. Ich meine einerseits sehe ich, dass meine Selbstwahrnehmung ruinös ist. Diese Einstellung nicht zu haben, wäre sicher besser. Aber andererseits sehe ich doch auch, dass es Dinge gibt, die nicht an der inneren Einstellung hängen. Z.B.: Ich sehe nicht so aus, dass mir die Frauen nachrennen würden. Wenn ich Kontakt zu einem Menschen haben möchte, muss ich ihn herstellen, aber da ich Panik davor habe auf Menschen zuzugehen und die personfizierte Passivität bin, naja .....
Ich komme mit 33 auch in einen Bereich, wo ich realisiere, dass es Dinge gibt, die ich niemals oder niemals wieder tun werde. Dass mir ein Grundstock an Erfahrungen fehlt und dass mein soziales Netz ähnlich dem ist, was ein Eremit nach 50 Jahren auf dem Berg hat. Ich denke, es wäre falsch, zu glauben, dass man alles mit der inneren Einstellung ändern kann. Man muss irgendwo auch fähig sein, die Realität zu sehen und diese zu akzeptieren. Doch dann .. hmm.. was ist noch real?

Seelenloser Ausschuss .. nun, vielleicht ist dem Schicksal ein grosser Fehler unterlaufen, und es hätte mich gar nie geben sollen. Und so existier ich zwar, habe aber keinen Sinn und nichts in mir. Vielleicht habe ich darum so Mühe mit dem Leben. Ich würde mir wünschen, dass ich meinem Leben einen Sinn geben könnte, ich wünschte mir, dass ich vor mir einen Weg sehen könnte, ich wünschte mir etwas, woran ich mich festhalten könnte und ich wünschte mir eine Partnerin, mit der ich den Weg gemeinsam gehen könnte. Es ist einfach so schwer sich um das Schöne zu kümmern, wenn man ganz unten mit den rudimentärsten Grundlagen des Lebens schon hadert.

Was Du von Dir schreibst, lässt hoffen. Erzähl mir, wie Du Dich selbst wahr nimmst und was für Gefühle Du Dir selbst gegenüber hast.

Liebe Grüsse
André
So long and thanks for all the fish
Cybill
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Registriert: 29. Okt 2004, 17:06

Re: Dysthymia

Beitrag von Cybill »

Lieber Andre!
Es trifft mich ziemlich, noch mal ganz direkt von Dir zu lesen "Ja, ich hasse niemanden so sehr wie mich selbst".
Wahrscheinlich berührt es mich deshalb so sehr, weil ich weiß, wie sich dieser Selbsthass anfühlt. Er tötet alles Gute und Schöne ab, und irgendwann sieht es in einem dann aus, wie in Ritter Katos Welt: dunkel und leblos.
Glücklicherweise ist es bei mir nicht so weit gekommen, in mir ist noch sehr viel Leben.
Und aus Deinen Zeilen lese ich, dass der Prozess bei Dir zwar fortschreitet, Du Dich aber scheinbar nicht geschlagen geben willst. Hat sich was mit "seelenlos" - sonst müsstest Du Dich in einem immer lebloser werdenden Zustand ja wie zuhause fühlen...

Ich will Dir jetzt nicht mit christlichen Phrasen kommen, darauf reagiere ich selbst äußerst allergisch (obwohl ich nach "misslungener" christl. Erziehung inzwischen zu meiner eigenen Art des Glaubens/Spiritualität gefunden habe). Aber im Zusammenhang mit dem Selbsthass, den ich spürte, erkannte ich irgendwann plötzlich einen völlig neuen Sinn hinter den Worten "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst".
Im allgemeinen versteht man darunter wohl erstmal, dass man immer schön lieb und nett zu allen sein soll. Viele betreiben diese Einstellung bis hin zur Selbstaufgabe - erst kommen alle anderen, ganz zuletzt ich. Ich kann ja zurückstecken. -- Und schon befolgt man dieses "Gebot" nicht mehr. Es heißt da schließlich nicht "Du sollst Deinen Nächsten MEHR lieben, als dich selbst".
Für mich war das einen völlig neue Sicht der Dinge. Ich stellte fest, dass ich zu niemandem auf der Welt so gemein war, wie zu mir selbst. Niemals würde ich jemand anderen bei jeder Kleinigkeit als "blöde Kuh" (oder schlimmeres) bezeichnen und niemand anderen beispielsweise so ungnädig wegen seines Äußeren bekritteln. Ich will doch niemanden kränken.
Ach - warum dann aber mich selbst?! Mir tut das doch auch weh.
Und wenn ICH mich schon nicht liebe - wer dann?
Und wenn ich MICH nicht liebe - wen dann?
Vertrackte Situation, oder?

Das war für mich der Auslöser, mehr auf meine Worte und Gedanken zu achten. Es ist erschreckend, wie oft ich mich selbst beschimpfe oder über Gebühr kritisiere. Wenn´s mir auffällt, entschuldige ich mich inzwischen bei mir/meinem inneren Kind. Wenn´s nötig ist, tröste ich mich auch und verspreche, in Zukunft besser auf mich zu achten.

Das klingt vielleicht etwas seltsam, aber die Methode hat bei mir anscheinend Erfolg gehabt.
Wie ich Dir bereits geschrieben habe, ist mein Herz bereits weicher geworden. Es scheuert nicht mehr in der Brust. Gut, es blutet jetzt erstmal viel und tut auch oft sehr weh. Aber das ist wohl so, wenn man sich daran macht, die uralten steinernen Krusten abzumeißeln.
Man wird auch vorerst (noch) verletzlicher und muss ganz neu lernen, sich selbst zu schützen.

Die Belohnung für diese schmerzliche Prozedur ist für mich die Liebe, die ich seit einiger Zeit ganz leise immer mal wieder spüre - wie sie schüchtern aus meinem Herzen sickert oder auch angeplätschert kommt (Hatte ich ja auch schon geschrieben.) Als erstes spürte ich sie bei den Kindern meiner Freundin - Kinder sind echt gute Herzerweicher! Und langsam spüre ich sie auch endlich mal meine Freunden gegenüber. Sie war sicher schon da, aber ich fühlte sie halt nicht.
Und ich will mehr davon!! Sie soll raus und rein können, ohne sich ängstlich zu verschanzen oder ausgesperrt zu werden!

Ich hoffe, Du kannst meinen übernächtigten Gedanken folgen...

In diesem Sinne - alles Liebe für Dich!!

Cybill
juan
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Re: Dysthymia

Beitrag von juan »

Hallo André,vielleicht solltest du noch andere Medikamente ausprobieren.Bei mir hat es auch mehrere Anläufe gebraucht bis eines richtig gewirkt hat.Im Übrigen habe ich gelesen das es bei Dysthymie etwas länger dauern kann bis die Medikation anschlägt.
Andre_I
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Re: Dysthymia

Beitrag von Andre_I »

Hallo Juan

Ja, das mag stimmen und vermutlich wäre die eine oder andere Krise vermeidbar. Aber Antidepressiva heilen nicht und sie lösen auch keine Probleme. Sie verändern meinen Charakter und meine Defizite nicht. Sie hüllen mich in eine Watteschicht und ermöglichen mir den Blick auf die Dinge aus der Distanz. Aber ich möchte das ehrlich gesagt nicht. Ich möchte meine Probleme lösen. Ich sage nicht, dass ich nie wieder Antidepressiva nehme, aber im Moment will es ich ohne die positiven Eigenschaften der Antidepressiva versuchen und auf die negativen bin ich nicht wirklich scharf. Ich hab das Gewicht leider immer noch nicht los, was ich durch die letzten zugelegt habe ....
Aber erzähl mir doch, was die Antidepressivas Dir bringen und was Du daran schätzt.

Gruss
André
So long and thanks for all the fish
searcher
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Re: Dysthymia

Beitrag von searcher »

Hallo André, hallo ihr alle

ich hab diesen Thread jetzt zweimal gelesen. Am liebsten würde ich ihn mir ausdrucken, ihn den Menschen in die Hand denen ich aufgrund meiner momentanen Sprachlosigkeit (ausgelöst durch die "Krankheit")nicht richtig erklären kann wie mir zumute ist.

André, glaubst Du das es so Menschen wie uns gibt die "sinnlos geboren worden" ? Wenn dem nicht so wäre, warum unterscheiden wir uns dann von den anderen so .... die fragen nicht nach dem Sinn des Lebens, die leben einfach. Diese Sorgen, diese Ängste, dieses nicht-richtig-sein (handeln), dieses Gefühl zu existieren aber nicht zu leben, das kann nicht nur ein chemisches Ungleichgewicht im Hirn sein. Ich bin der Meinung wenn es mir (uns?) eines Tages gelingt ein ICH-Gefühl, woher auch immer, zu erhalten dann könnten wir am Leben teilhaben...oder wir versuchen es mit Solipsismus.

Ich könnte mir das Haar raufen weil ich seit Beginn der Depri (ohne Pause seit 5 Jahren) scheinbar immer blöder werde (siehe mein Geschreibsel). Bis dahin war ich der totale "Kopfkacker", konnte alles logisch erklären, habe funktioniert und das alles ohne Gefühle irgendwelcher Art. Jetzt geht es mir besch..., dafür konnte ich das erste Mal im Leben Tränen vergiessen und habe wahnsinnnige "seelische Schmerzen". Ich weiss nicht ob dies ein Weg hin zu Heilung ist, denn was passiert wenn nicht ??

Im übrigen scheinst Du, André, ja schon einmal Gefühle gehabt zu haben, sei froh drum. Denn obwohl ich einen Partner habe (auch immer welche hatte) gelingt es mir nicht die vielbeschriebenen Liebesgefühle zu spüren. So werden wie "vorher" will ich nicht, denn da war ja auch nichts.

So, jetzt erstmal Schluß mit dem Geschreibsel. Übrigens zumindest eins kannst Du @André RICHTIG und gut und das ist schreiben (formulieren). Du siehst ich werte auch, jedenfalls mich ab.

Vielleicht hört man nochmal voneinander

Tschau Searcher
Grisu
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Re: Dysthymia

Beitrag von Grisu »

Hallo!
Auch mich hat dieser Thead berührt, da ich mich darin wieder erkenne. Zwar habe ich die Diagnose "Dysthymie" auch selber gestellt, aber obwohl ich keine Fachfrau bin, glaube ich nicht, dass ich mich da geirrt habe .

Die grösste Frage ist für mich einfach, ob das geheilt werden kann. Wenn nicht......

@Searcher: Was die Gefühle angeht; ich habe es da ähnlich, da war lange nichts, und langsam kehren sie wieder. Verbunden mit einem grossen Weh der Seele... Auch ich frage mich, ob es der Weg ist, die Gefühle wieder zu erlangen, um heil zu werden. Aber mein Therapeut zielt genau darauf ab: er meint, dass erst die Gefühle gelebt werden müssen, um überhaupt wieder zu leben.

Herzlichst
Grisu
Wenn ihr aufhört, das Falsche zu tun, geschieht das Richtige von selbst.(F.M.Alexander)
Sternenhimmel
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Re: Dysthymia

Beitrag von Sternenhimmel »

Ich bin erst seit kurzem im Forum und habe die Beiträge zum Thema Dysthymia erst vergangene nacht gelesen. Gelesen ist untertrieben! Ich habe sie regelrecht verschlungen!!
Ihr habt Euch schon ziemlich viele Gedankten über eure Depressionen und ihre Umstände gemacht. Da habe ich noch super viel Nachholbedarf. Ich bin nicht in Therapie, und weiss so nicht, ob es wirklich zutrifft. Aber ich habe mich in so vielem was ihr beschrieben habt wiedergefunden.
Echte Hochachtung! Das ihr so gut über Eure Gefühle bescheid wisst und es auch ausdrücken könnt!!
Was mich betrifft, so kann ich Basic nur zustimmen. Am liebsten würde ich auch einigen meiner wenigen Vertrauten den Ausdruck der Beiträge ausdrucken und in die Hand drücken. Das wäre einfach! Vielleicht aber auch nicht!! Einfach, weil ich mir keine Gedanken über MEINE Gefühle machen müsste. Schwer, weil es schon schwer genug ist ihnen Zettel in die Hand zu drücken mit der Bitte: lest es; es ist mir sehr wichtig; so geht es mir auch; ich habe es euch verschwiegen!
In Euren Zeilen steckt soviel Wahrheit; aber nicht ganz MEINE Wahrheit! Über die muss ich mir echt noch klarer werden! Vielleicht benutze ich mein Tagebuch mal öfter?!
Liebe Grüße

Daniela
fsnoopy
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Registriert: 29. Dez 2004, 13:09

Re: Dysthymia

Beitrag von fsnoopy »

Hi Andre, es ist kaum zu glauben, als ich Deinen Bericht las glaubte ich Du schreibst über meinen Zustand. Ich habe noch weitere Beschwerden, die sich in Konzentrations- und Gedächtnisprobleme äussern. Ich habe extreme Schwierigkeiten mich auf etwas einzulassen, eine Aktivität zu starten und diese dann wirklich umzusetzen. Meistens verliere ich den Faden nach kurzer Zeit und beginne etwas anderes, ohne zur ersten Sache zurückzukehren, die bleibt dann einfach liegen. Mein Kurz- und Langzeitgedächtnis kommt mir wie blockiert vor, ich vergesse einfach alles in kürzester Zeit. Schon während eines Gespräches weiss ich nicht mehr was am Anfang gesagt wurde. Das macht mir echt Angst und Sorgen, ich weiss das dies alles Symptome sein können, ich werde sie aber schon seit einem Jahr nicht los. Ich vernachlässige total meine Familie, würde am liebsten ausbrechen, weiss aber gar nicht wie, ich habe das Gefühl alleine nicht existieren zu können. Während meiner nun knapp ein Jahr dauernden Therapie habe ich vieles erkannt, viele negative Dinge in meinem Leben, beginnend mit der Kindheit, die nun wie ein Scherbenhaufen vor mir liegen und ich sie betrachte und nicht weiss was ich machen soll. Auch der Gedanke an den Tod, wie von Dir geschildert kommt mir sehr bekannt und bewusst vor. Wenn ich etwas in der zukunft planen soll, z.B. Urlaub, dann denke ich immer, dass ich das doch sowieso nicht erleben werde. Jeglicher Zukunftsblick ist verloren gegangen, ich kämpfe mich von einem Tag zum nächsten, der Druck wird immer stärker und mache nichts .... als würde ich die schlechte Situation auch noch akzeptieren, das kann eigenlich nicht wahr sein... http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... /icon9.gif

Ich wünsche Dir alles Gute, vielleicht hast Du ja einen Ratschlag für mich

Gruss,
Frank


Andre wrote:
> Ist Dysthymia eigentlich etwas, was Ärzte und Psychologen nur eher selten diagnostizieren?
> Ich habe eigentlich alle Symptome, die damit verbunden sind schon seit >15 Jahren oder so. Naja, also eigentlich erfülle die meisten Merkmale einer Depression. Aber weils schon so lange dauert, denke ich, dass bei mir Dysthymia am ehesten passt. Ich hab anfangs mit dem Hausarzt geredet, war auch schon zweimal in Gesprächstherapie, aber nie haben die Ärzte den Begriff Dysthymia verwendet. Ich bin auch nur nach wochenlangem Suchen in Fachbüchern und im Internet draufgestossen.
>
> Ich finde, es ist echt ein Problem, wenn man Depressionen hat, aber nicht wirklich ein richtig tolles Kindheitstrauma oder einen offensichtlichen Schicksalsschlag hat, den man verarbeiten muss/kann. Irgendwie überfordert es die Psychologen, wenn es nichts offensichtliches gibt, wo man sich draufstürzen kann. Ich versuche mich eigentlich auch ohne Drogen über den Tag zu retten, obwohl ich meine Existenz jeden Tag von neuem als nicht-enden-wollenden Albtraum erlebe. Aber als ich Antidepressiva nahm, hatte ich stets das Gefühl, dass ich drei Schritte neben mir stehe und empfand das auch nicht wirklich als hilfreich. Lieber schlecht fühlen, als komisch oder gar nicht war dann mein Entscheid.
> Was mich aber eigentlich interessiert ist, ob man diese Form der Depression überhaupt irgendwie dauerhaft und erfolgreich behandeln kann. Was verspricht da am meisten Erfolg? Ich habe bis jetzt leider niemanden kennengelernt, der das jemals wieder loswurde. Macht es da Sinn, überhaupt die ganze Wegstrecke zu gehen?
>
> Oh und warum wird Dysthymia eigentlich von der Diagnostik nicht zu den schweren Depressionen gezählt? Ich würde all die vergangenen Jahre sofort gegen eine auf 2 Wochen befristiete mega-super-schwer Depression tauschen. Ehrlich, es ist so Scheisse, wenn man sich selbst und sein Leben Jahrelang nicht ertragen kann und sich immer nur ungenügend, traurig, schlecht und müde fühlt.
> Andre
gast4711
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Registriert: 6. Mai 2004, 17:59

Re: Dysthymia

Beitrag von gast4711 »

Habe den Thread mal überflogen und es reizt mich fast schon etwas zu der einen oder anderen Äußerung des Autoren ein paar Anmerkungen zu machen.

Er scheint wohl erheblich zu viel zu erwarten. Man fragt sich, wie jemand, der so im (Leistungs-)Berufsleben steht (Zitat:“Ich habe einen Job in der IT, der sehr stressig und sehr fordernd ist.“) und auch noch Ausdauer-Sport macht auf der andern Seite so jammern kann und seine Existenz als nicht-enden-wollenden Albtraum schildert (Realitätsverlust?).

Wie viele Leute stehen denn schließlich schon jeden Morgen supergutgelaunt auf.
Und wen er schreibt, daß er nur schlechte Dinge wahrnimmt und positives ausgeblendet, sollte er sich einmal fragen, wie viele positive Dinge es denn schon im Leben eines “normalen“ Menschen gibt, der wie jeder Mensch täglich älter und gebrechlicher wird und bei der heutigen Wirtschaftslage eher weniger verdient oder seinen Arbeitsplatz verliert und bei der heutigen Scheidungsrate und mittleren Beziehungsdauer eher vereinsamt eine Trennung erlebt als gemeinsam mit jemandem alt zu werden.
Wo passieren denn schließlich heute schon wirklich positive Dinge?!
Und daß er seit Jahren keine neuen Freunde mehr gewonnen hat ist so selten in der heutigen Zeit wirklich nicht, sondern eher die Regel.

Da scheint sich jemand einfach nicht mit einem ganz normalen Leben abfinden zu wollen. Aber wenn der Gedanke an den Tod eine Art Hoffnung in ihm auslöst, warum springt er dann nicht vom Hochhaus? Vielleicht weil er weiß, daß das Leben so oder so sinnlos ist, er aber durch seine Existenz 1000 mal mehr Möglichkeiten hat, etwas zu empfinden, als nach dem Tod (nämlich dann nichts mehr).
Dabei kann er sogar laut eigener Aussage “alles wunderbar erledigen“, “was er selbst macht“.
Ja was will er denn noch. 50% der Menschen sind Single und suchen jahrelang erfolglos nach einem Partner oder Freund, wo zudem auch etwas zwischenmenschlich klappt (und nicht nur das, was sie selber machen).
Das klappt nun mal nicht mit jedem Menschen und manchmal braucht es eben Jahre um so jemanden zu finden, mit dem zwischenmenschliche Interaktionen für beide Seiten angenehm befriedigend stattfinden können. Kein Grund zum Dysthymieren...

Wenn er aber schreibt, daß er glaubt, daß sich alles um die Frage nach dem Sinn des Lebens dreht, so irrt er gewaltig, denn nur bei ihm (und seinesgleichen?) dreht sich alles um diese Frage.
Andere haben vielleicht schon längst erkannt, daß es außer der sonneneinstrahlungsbedingten Vergrößerung der Entropie gar keinen tieferen “Sinn“ von Leben auf der Welt gibt und geben kann.
Immerhin erkennt er an einer anderen Stelle, daß es viel mit dem Akzeptieren von Umständen zu tun hat, sagt aber, daß er sein Alleinsein nie akzeptieren könnte.
Dann soll er sich doch einen Freund oder Partner suchen, statt hier herum zu lamentieren.

Er sagt doch selbst ganz richtig, daß Freude am Leben entweder Interesse am Leben voraussetzt oder zumindest das Leben als solches als sein eigenes Ziel und seinen “Sinn“ zu sehen voraussetzt.

Wenn er angeblich noch nie Freude am Leben hatte, nützt es ihm wenig, sich als “seelenlosen Ausschuss“ zu bezeichnen (zumal er selbst wissen wird, daß es so etwas wie “Seele“ gar nicht gibt), sondern er sollte versuchen, das was er an Freude am Leben empfinden kann (und das kann er, und wenn er nur eine Pizza lecker findet) zu genießen und wenn ihm das doch nicht reicht eben vom Hochhaus zu springen.
Das jahrelange Jammern über einen nicht änderbaren Zusatnd hat jedenfalls noch niemandem geholfen.

Also: versuche die absolute Sinnlosigkeit menschlicher Existenz zu akzeptieren und das beste daraus zu machen oder spring vom Turm aber höre auf damit Deine egal wie kostbare Lebenszeit durch das Jammern über nicht änderbare genetische Dispositionen oder Binsenweisheiten zu verschwenden!
Lebe (irgendwie) oder stirb!
(Und das gilt sicher nicht für andere Fälle von Dysthymie oder Depression sondern ganz speziell und besonders für ihn hier! Denk' mal darüber nach!)
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