Soll ich mich trennen?

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Hanni85
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Soll ich mich trennen?

Beitrag von Hanni85 »

Hallo in die Runde,

mir ist natürlich klar, dass niemand mir diese Entscheidung abnehmen kann. Dennoch freue ich mich über euer Input.

Wir sind seit 5 1/2 Jahren zusammen, seit 3 1/2 Jahren verheiratet und wohnen seit 4 1/2 Jahren zusammen.

Mein Mann ist chronisch depressiv und hat obendrauf noch eine wiederkehrende Depression, bei der momentan in der „heißen“ Phase ist.
Er sieht alles negativ. Ist unglücklich. Hoffnungslos. Unsere Beziehung wäre toxisch. Und er will sich von mir trennen. Er will auch nichts unternehmen. Er liebt mich nicht mehr. Da wäre nur noch Hass.

Ich für meinen Teil bin auch unglücklich. Ich strampele mich ab. Für ihn. Ich liebe ihn. Und ich will ihn nicht verlieren und nicht hängen lassen. Ich verzichte auf Vieles. Ich mache zu Hause mehr als er. Aber seine Worte verletzen mich. Seine Taten verletzen mich. Und ich bin an allem Schuld! An wirklich allem.

Er hätte sich mit Leuten (Mit-Patienten) aus der Tagesklinik, in der er bis vor kurzem war, unterhalten. Die kennen nur seine Seite, hätten ihm aber alle zur Trennung geraten.

Ich liebe ihn sehr.
Ich habe furchtbar Angst vor einer Trennung. Wir arbeiten in der gleichen Firma und sitzen im gleichen Büro. Da würde ich ihm permanent über den Weg laufen.
Und ich will ihn nicht verlieren.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir es nochmals für maximal 6 Monat versuchen wollen. Ansonsten trennen wir uns.

Ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich bin am Ende.
Freiwasser
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Freiwasser »

Liebe Hanni,

Aus Deinem Text spricht Dein großes Leiden, und ich fühle mit Dir. Deine Überschrift ist „Soll ich mich trennen“, aber aus dem Text lese ich, dass Du keine Trennung willst, Dein Mann aber schon. Er scheint sehr sicher zu sein („keine Liebe, nur noch Hass“).
Jetzt habt Ihr eine 6monatige Probezeit vereinbart. Versuche diese Zeit dafür zu nutzen, dass Trennung für Dich auch eine Option wird. Auch wenn alles wieder gut wird, kann man doch nur in Würde zusammen leben, wenn man sich trennen könnte, wenn es für einen selber oder den anderen nicht mehr geht. Sonst bist Du doch nur in Angst und Abhängigkeit.
Versuche auch Optionen zu erarbeiten, wie Ihr mit der Arbeitsplatzsituation umgehen würdet im Trennungsfall. Vielleicht kann Dein Mann oder auch der Arbeitgeber da mitwirken?
Es ist zweifellos eine schlimme Situation. Ich drück Dir die Daumen, dass Du eine Zukunft mit, aber auch ohne ihn erarbeiten kannst.

Liebe Grüße!
Freiwasser
Hanni85
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Hanni85 »

Danke, Freiwasser, für deine lieben Worte!

Nein, ich möchte die Trennung nicht. Ich weiß, dass ich in Angst und Abhängigkeit lebe.

Weißt du, wir hatten vor einigen Wochen schon mal einen solchen Streit. Da sagte er mittags, er liebt mich nicht mehr, sondern würde mich hassen. Abends nahm er mich dann in den Arm und sagte, er liebt mich. Es ist so ein Auf und Ab. Ich weiß nicht, wie viel Krankheit da aus ihm spricht.

Vor vier Wochen hatten wir einen gemeinsamen Termin bei seiner Therapeutin in der Tagesklinik. Auch da sagte er, er liebt mich. Und dass er das mit mir zusammen schaffen will. Er hatte einen wirklich guten Tag und war optimistisch und positiv. Wir haben Ziele vereinbart und uns darauf geeinigt, dass wir es versuchen wollen. Ich war so optimistisch.

Danach war es auch gut und es kehrte ein wenig Ruhe ein.

Und jetzt geht es ihm wieder schlechter, lässt sich von Leuten beeinflussen, die selbst krank und negativ eingestellt sind sind und weder mich noch ihn kennen und es scheint schlimmer als zuvor.

Ich versuche schon, mich mit dem Gedanken der Trennung auseinanderzusetzen. Aber es macht mich unfassbar traurig. Ich will ihn nicht verlieren, wir können so toll zusammen sein.
Mir stellt sich immer wieder die Frage, ob ich wirklich meine allerletzten Kräfte mobilisieren und weiter kämpfen soll…
Nachtschatten
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Nachtschatten »

Hallo Hanni,

dein Eingangsbeitrag klingt ein bisschen anders als dein letzter Kommentar. Ersterer klingt so, als wäre dein Mann über einen längeren Zeitraum in einer solchen "heißen Phase", in der er dich durchgehend als Feind sieht und auch als solchen behandelt, letzterer so, als würde es nur punktuell zur Eskalationen zwischen euch kommen, in denen er von Trennung und Hass spricht, zwischen den einzelnen Eskalationen scheint aber alles "gut" zu sein.

Wie ist es denn?

Du sagst, er sei chronisch depressiv - wie lange denn schon? Ist das die erste "heiße" Phase, die du miterlebst? Hatte er schon mal bessere Bewältigungsstrategien?

Generell finde ich es ziemlich arg, dass er von Hass spricht. Fallen da wirklich Aussagen wie "Ich hasse dich"? Aussagen wie "ich hasse es, was ich deinetwegen fühle", "ich hasse es, wenn du das oder jenes tust" usw. kann ich ja noch nachvollziehen, aber dass sein Hass direkt und explizit gegen dich gerichtet ist, finde ich nicht okay. Wie oft sind denn solche verbalen Ergüsse denn schon passiert? Gab es danach Entschuldigungen, irgendeine Einsicht für Fehlverhalten?
Hanni85 hat geschrieben: 1. Jul 2025, 11:13 Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir es nochmals für maximal 6 Monat versuchen wollen. Ansonsten trennen wir uns.
Als ich den Anfang des Satzes gelesen habe, dachte ich, es sei die Rede davon, dass ihr mal für 6 Monate eine Abkühlphase vereinbart, Beziehungspause von mir aus, einfach, damit einmal Ruhe einkehrt und sich jede*r auf sich selbst besinnen kann. Meiner Meinung nach sind jetzt 6 weitere Monate, in denen keine gravierende Änderung passiert, sondern nur die stille (oder auch laute) Hoffnung vorherrscht, dass man sich irgendwie zusammenrauft und den jetzigen untragbaren Zustand wie gehabt fortführt, keine ergiebige Lösung. Mit den Infos, die ich habe, sehe ich nicht, wieso eure Situation in 6 Monaten anders sein sollte als heute.
Hanni85 hat geschrieben: 1. Jul 2025, 16:59 Mir stellt sich immer wieder die Frage, ob ich wirklich meine allerletzten Kräfte mobilisieren und weiter kämpfen soll…
Für eine Beziehung zu kämpfen ist toll, solange es nicht bedeutet, sich selbst zu bekämpfen. Wenn du tatsächlich deine allerletzten Ressourcen dafür aufbringen musst, dass die Beziehung weitergeführt wird, dann ist die Beziehung - meiner Meinung nach - es nicht wert, dafür zu kämpfen. Du solltest dir selbst immer der wichtigste Mensch sein und zuerst auf dein eigenes Wohl achten. Aufgrund deiner Abhängigkeit (tatsächlich lag mir das Wort schon auf der Zunge, bevor du es noch verwendet hast) scheint es womöglich so, dass dein Wohl in direktem Zusammenhang mit eurer Beziehung steht, quasi, wenn es euch gut geht, geht es auch dir gut. Aber sollte es nicht gerade andersherum sein? Nur wem es selbst gut genug geht, kann auch eine gute Beziehung führen, in der niemand das Nachsehen hat. Es ist nur einleuchtend, dass es dir in einer Beziehung, in der dir dein Partner sagt, dass er dich hasse und dich zum Sündenbock für alles macht, nicht gut geht.

Ich an deiner Stelle könnte sein "Ich liebe dich" nach all den Worten davor gar nicht mehr ernst nehmen und würde es eher als Taktik sehen, um mich bei der Stange zu halten, weil er die Trennung noch nicht ganz durchziehen will. Keine Frage, Betroffene haben es nicht leicht, aber meiner Meinung nach gibt es nur wenig bis nichts, das entschuldigt, dass man, wie du es bei ihm beschreibst, mit einem metaphorischen Maschinengewehr um sich feuert und alle, die nicht schnell genug das Weite suchen, nachhaltig verwunden. Vor allem, wenn es öfters vorkommt.

Hat er denn keine Freund*innen, dass er seine Meinung von (fremden) Mitpatient*innen abhängig machen muss?

Ich wünsche dir viel Kraft
Hanni85
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Hanni85 »

Hallo Nachtschatten,

vielen Dank für deinen ehrlichen Beitrag!
Nachtschatten hat geschrieben: 1. Jul 2025, 17:55 dein Eingangsbeitrag klingt ein bisschen anders als dein letzter Kommentar. Ersterer klingt so, als wäre dein Mann über einen längeren Zeitraum in einer solchen "heißen Phase", in der er dich durchgehend als Feind sieht und auch als solchen behandelt, letzterer so, als würde es nur punktuell zur Eskalationen zwischen euch kommen, in denen er von Trennung und Hass spricht, zwischen den einzelnen Eskalationen scheint aber alles "gut" zu sein.

Wie ist es denn?
Tatsächlich ist er schon länger in dieser heißen Phase, aber währenddessen ist es nun zweimal so richtig eskaliert. Dann ist es wieder eine Zeit lang ruhig, als wäre nie etwas gewesen.
Ganz schlimm ist es seit einigen Monaten, nämlich seitdem er in der Tagesklinik auf neue Medikamente umgestellt wurde.
Nachtschatten hat geschrieben: 1. Jul 2025, 17:55 Du sagst, er sei chronisch depressiv - wie lange denn schon? Ist das die erste "heiße" Phase, die du miterlebst? Hatte er schon mal bessere Bewältigungsstrategien?
Die chronische Depression wurde gerade erst festgestellt. Und nach meinem laienhaften Empfinden deutet vieles darauf hin. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob da nicht mehr dahinter steckt. Seine Mutter ist neben ihrer schweren Depression auch schizophren, und ich könnte mir vorstellen, dass es bei ihm in eine ähnliche Richtung geht. Ich kenne mich aber zu wenig aus.
Mit mir ist es die erste Phase, die zieht sich schon sehr lange hin (über ein Jahr), wobei es in den letzten Monaten so richtig schlimm geworden ist.
Glaube ich seinen Erzählungen, hatte er bisweilen früher nur zwei Burnouts. Das war aber vor unserer Zeit, und mit den Medikamenten war es gut.
….aber dass sein Hass direkt und explizit gegen dich gerichtet ist, finde ich nicht okay. Wie oft sind denn solche verbalen Ergüsse denn schon passiert? Gab es danach Entschuldigungen, irgendeine Einsicht für Fehlverhalten?
Es kam schon sehr oft vor, dass er versucht hat, mich mit Worten zu verletzen - was ihm auch oft gelang. Solch harte Worte hat er bisher zweimal benutzt.
Generell entschuldigt er sich aber nicht. Man merkt dann eben an seinem Verhalten, das darauf folgt, nämlich, dass er wieder normal ist und das Gegenteil behauptet, dass er es so nicht gemeint hat.
Mit den Infos, die ich habe, sehe ich nicht, wieso eure Situation in 6 Monaten anders sein sollte als heute.
Ich erhoffe mir dadurch, dass er wieder etwas klarer sieht und dass er wieder positive Gefühle fühlen kann. Dass er merkt, dass er mich liebt. Und dass wir nicht so schlecht sind wie er gerade meint.
Ich mache mir wahrscheinlich etwas vor. Aber da ist diese Abhängigkeit. Abhängigkeit von ihm. Angst alleine zu sein. Angst, wieder Single zu sein und keinen Partner mehr zu finden. Ich will doch so unbedingt mit jemandem alt werden. Und ich liebe ihn.
Keine Frage, Betroffene haben es nicht leicht, aber meiner Meinung nach gibt es nur wenig bis nichts, das entschuldigt, dass man, wie du es bei ihm beschreibst, mit einem metaphorischen Maschinengewehr um sich feuert und alle, die nicht schnell genug das Weite suchen, nachhaltig verwunden.
Damit hast du wahrscheinlich recht. Aber sag das mal meinem blöden Herzen…
Hat er denn keine Freund*innen, dass er seine Meinung von (fremden) Mitpatient*innen abhängig machen muss?
Leider nein. Er hat keine Freunde. Das war schon so, als wir uns kennenlernten.
Er hat in der Tagesklinik ein 15 Jahre jüngeres Mädel kennengelernt, die er nun als beste Freundin bezeichnet. Und er ist total begeistert ihr bei ihren Panikattacken zu helfen. Er geht mit ihr spazieren und sie schreiben permanent oder telefonieren oft. Mit mir macht er schon seit Wochen überhaupt nichts mehr. Und wenn, dann nur, wenn ich es vorschlage. Von ihm aus kam nichts. Da war ihm alles zu viel.

Es war schon immer so, dass er anfangs von etwas total begeistert war, dann aber recht schnell die Lust verlor. Seien es Hobbys, Themen auf der Arbeit oder Menschen. Und so ist es auch ein permanentes Auf und Ab, was seine Gefühle und sein Verhalten betrifft. Ich weiß allerdings nicht, ob das die Krankheit ist oder er selbst.

Und dann ist da noch die Situation mit der Arbeit. Ich verliere mit einer Trennung nicht nur meinen Partner und besten Freund, sondern auch einen Teil meiner Familie (ich liebe seinen Sohn abgöttisch), mein Zuhause und eben auch meinen Job. Und letzteres ist das allerschlimmste. Denn wir finden auf der Arbeit keine Möglichkeit, uns komplett aus dem Weg zu gehen.

Liebe Grüße
Nachtschatten
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Nachtschatten »

Guten Morgen Hanni,
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 03:16 vielen Dank für deinen ehrlichen Beitrag!
Gerne. Ich weiß, dass meine direkten, manchmal auch harten Worte nicht die wohltuende Salbe sind, die nach all den erduldeten Verletzungen erhofft wird. Erfahrungsgemäß reden sich viele Angehörige die Dinge schön, um sich nicht mit den Tatsachen auseinandersetzen zu müssen. Ich persönlich will gerne alle Informationen haben, um Entscheidungen zu treffen, und dazu gehören auch Meinungen von Fremden, die nicht durch Sympathien für mich oder meinen Partner voreingenommen sind.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 03:16 Ganz schlimm ist es seit einigen Monaten, nämlich seitdem er in der Tagesklinik auf neue Medikamente umgestellt wurde.
Ich habe leider keine Erfahrung mit einem solchen Behandlungsverlauf, vielleicht können dir andere Angehörige oder sogar Betroffene sagen, ob diese Verschlechterung zu einer neuen Behandlung gehört und einfach durchgestanden gehört. Medikamente brauchen auf jeden Fall Zeit, um eine Wirkung zu erzielen, wobei für mein persönliches Empfinden "einige Monate" schon viel Zeit ist, um abzuwarten, ob die Medikamentation die richtige ist. Aber wie gesagt, hier bin ich nur am Rätselraten.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 03:16 Es kam schon sehr oft vor, dass er versucht hat, mich mit Worten zu verletzen - was ihm auch oft gelang. Solch harte Worte hat er bisher zweimal benutzt.
Generell entschuldigt er sich aber nicht. Man merkt dann eben an seinem Verhalten, das darauf folgt, nämlich, dass er wieder normal ist und das Gegenteil behauptet, dass er es so nicht gemeint hat.
Es heißt ja, dass man Dinge, die während einer akuten Phase (nicht) getan oder gesagt werden, nicht persönlich nehmen solle. Dennoch sollte meiner Meinung differenziert werden und nicht jede Reaktion der betroffenen Person mit "war nicht so gemeint" über einen Kamm geschert werden. Meiner Meinung macht es auch einen Unterschied, ob die betroffene Person es bewusst darauf anlegt, die andere Person zu verletzen oder ob diese unglücklicherweise ins Kreuzfeuer gerät.

Zwischen mir und meinem Partner kam es z.B. zu einer einzigen Eskalation, weil ich damals seine Erkrankung noch auf die leichte Schulter genommen habe und er mir zuliebe nicht sofort auf Rückzug gegangen ist, obwohl das sonst bei jeder neuen anbahnenden Episode seine Hauptstrategie ist. Eine Lappalie im Haushalt hat er zum Anlass genommen, um mir "beispielslose Rücksichtslosigkeit, die ihm so noch nie untergekommen wäre" vorzuwerfen. Natürlich ist es nicht schön, vom Partner als die Ausgeburt von Rücksichtslosigkeit dargestellt zu werden, aber mit gewonnener Distanz zu dem Vorfall ist meiner Meinung nach klar, dass die Eskalation Folge seiner Überforderung aufgrund der Depression war und nicht persönlich gegen mich gerichtet war. Mir war bewusst, dass er in so einer Situation jeden für seinen Feind hält und er mit solchen Äußerungen Distanz schaffen will. Er selbst hat nach dem Vorfall - wieder halbwegs klar bei Sinnen - bestätigt, dass es so ist und gesagt, dass es ihm leidtut, dass sich seine Aggressionen an mir in diesem Moment entladen haben.

Auf der anderen Seite hatte ich aber auch einen Elternteil, der mich regelmäßig verbal attackiert, aufs Wüsteste beschimpft hat und dabei durchaus persönliche Schwächen als Angriffsfläche verwendet hat - vom Kleinkindalter bis ins Erwachsenenalter. Sobald eine Schimpftirade vorbei war, hat die Person dann so getan, als wäre nie etwas passiert und mir versichert, dass ich die liebste Tochter auf Erden sei und wie lieb sie mich nicht habe. Dieser Mensch hatte sicher einige, nicht diagnostizierte, psychische Erkrankungen, doch den Stempel "egoistisches Arschloch, das seine Unzulänglichkeiten auf Kosten von anderen auslebt" hat er sich ebenso redlich verdient. Mittlerweile fahre ich eine Nulltoleranzlinie bei einem solchen Verhalten. Jede Person, die mir so kommt, tut das genau einmal und dann nie wieder.

Das sind zwei Beispiele aus einem Spektrum von "Scheißverhalten, das persönlich bzw. nicht persönlich zu nehmen ist". Wo würdest du da das Verhalten deines Mannes verorten? Sucht er sich aktiv Schwachstellen von dir aus, um sie gegen dich zu verwenden und um möglichst viel Schaden bei dir anzurichten? Oder wirft er dir Sachen an den Kopf, die bei näherer Betrachtung an den Haaren herbeigezogen sind? Dementsprechend persönlich würde ich dann diese Übergriffe nehmen.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 03:16 Ich erhoffe mir dadurch, dass er wieder etwas klarer sieht und dass er wieder positive Gefühle fühlen kann. Dass er merkt, dass er mich liebt. Und dass wir nicht so schlecht sind wie er gerade meint.
Ich verstehe deine Hoffnung, aber ich sehe nicht wirklich, wie sich die kommenden 6 Monaten von den vergangenen 6 Monaten unterscheiden und weswegen er sich dir gegenüber bzw. du ihm gegenüber anders verhalten sollte, wenn sich doch sonst nichts verändert.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 03:16 Ich mache mir wahrscheinlich etwas vor. Aber da ist diese Abhängigkeit. Abhängigkeit von ihm. Angst alleine zu sein. Angst, wieder Single zu sein und keinen Partner mehr zu finden. Ich will doch so unbedingt mit jemandem alt werden. Und ich liebe ihn.
Einerseits finde ich dein Bewusstsein für deine Situation toll, andererseits auch erschreckend. Du betitelst die Beziehung zu ihm als Abhängigkeit, was nicht für ihre Ausgewogenheit und Nachhaltigkeit spricht. Ich kenne die Zukunft nicht, aber von einem bin ich überzeugt: Solange ich mit jemandem zusammen bin, der mir nicht gut tut, hindere ich mich selbst daran, einen Partner zu finden, der mir gut tut. Eh klar. Mir persönlich würde es zu denken geben, wenn die Argumente, die mich überwiegend in der Beziehung halten, nur Negativ-Argumente sind - damit ich nicht alleine bin, damit ich nicht alleine alt werde, damit ich nicht ohne Partner dastehe.

Gegenfrage: Kannst du dir vorstellen, mit ihm alt zu werden, und fühlst dich wohl dabei? Und das nicht unter der Prämisse, dass er eine Wunderheilung erfährt und Depression und andere etwaigen psychische Erkrankungen keine Rolle mehr in seinem Leben mehr spielen, sondern dass diese sehr wohl - bis zu einem gewissen Grad - Einfluss auf sein und dein Leben nehmen?

Weiter unten führst du noch äußere Umstände an, die für den Erhalt der Beziehung sprechen, Arbeit, seine Familie, euer Zuhause. Ihr habt euch etwas aufgebaut, das lässt man nicht einfach so links liegen, das ist klar. Meiner Meinung nach zählen diese Dinge aber nur, wenn er genauso daran interessiert ist, sie gemeinsam beizubehalten. Du alleine wirst sie nicht retten können, wenn er jede Form der Kooperation verweigert.

Was genau liebst du an ihm? Auch wenn er aufgrund der Depression gerade wie ein vermeintlich vollkommen anderer Mensch handelt als der, den du lieben gelernt hast, gehört die aktuelle Version von ihm ebenso zu ihm wie die vor der Akutphase.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 03:16 Er hat in der Tagesklinik ein 15 Jahre jüngeres Mädel kennengelernt, die er nun als beste Freundin bezeichnet. Und er ist total begeistert ihr bei ihren Panikattacken zu helfen. Er geht mit ihr spazieren und sie schreiben permanent oder telefonieren oft. Mit mir macht er schon seit Wochen überhaupt nichts mehr. Und wenn, dann nur, wenn ich es vorschlage. Von ihm aus kam nichts. Da war ihm alles zu viel
Wie geht es dir damit? Mir persönlich würde es nicht gut damit gehen. Ich akzeptiere und respektiere die meisten Veränderungen in der Beziehung aufgrund der Akutphase der Depression, doch wenn mein Partner eine andere, insbesondere neue Bezugsperson statt mir hätte, würde ich mich in der Beziehung nicht mehr wohl fühlen und sie beenden.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 03:16 Es war schon immer so, dass er anfangs von etwas total begeistert war, dann aber recht schnell die Lust verlor. Seien es Hobbys, Themen auf der Arbeit oder Menschen. Und so ist es auch ein permanentes Auf und Ab, was seine Gefühle und sein Verhalten betrifft. Ich weiß allerdings nicht, ob das die Krankheit ist oder er selbst.
Ganz ehrlich, wenn er ein solches Verhalten von Anfang an an den Tag legt (ich schätze mal, dass ihr euch schon Jahre kennt und dementsprechend manifestiert ist dieses Verhalten), erübrigt sich meiner Meinung nach die Frage, ob es krankheitsbedingt oder Charaktersache ist. Selbst wenn gewisse Verhaltensstrukturen sich krankheitsbedingt entwickelt haben, ändert das ja nichts daran, dass sie nun da sind. Ab einem gewissen Alter ist es einfach schwierig bis unmöglich, grundlegendes Verhalten zu verändern. Dieses Problem haben schon Leute, die keine psychische Erkrankung haben. Von daher würde ich dieses Charakterzug einfach als gegeben hinnehmen und nicht hinterfragen. Natürlich bleibt aber die Frage, ob du mit so einem Verhalten zurechtkommst.

Mehr fällt mir gerade nicht ein. Ich weiß, dass es eine vertrackte Situation ist und ich fühle mit dir.

Ich wünsche dir einen schönen und nicht zu stressigen Tag,
alles Liebe
Hanni85
Beiträge: 9
Registriert: 4. Mai 2025, 20:07

Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Hanni85 »

Hallo Nachtschatten,

auch, wenn es hart ist, tut es gut, das zu lesen. Mir hilft das oft auch, Meinungen Außenstehender einzuholen. Und wenn sie, wie in diesem Fall, mich nur ein ganz klein wenig zum Nachdenken bringen.
Wo würdest du da das Verhalten deines Mannes verorten? Sucht er sich aktiv Schwachstellen von dir aus, um sie gegen dich zu verwenden und um möglichst viel Schaden bei dir anzurichten? Oder wirft er dir Sachen an den Kopf, die bei näherer Betrachtung an den Haaren herbeigezogen sind?
Ich befürchte, er legt es bewusst darauf an. Er sagt Dinge, um mich zu verletzen. Und ich bin mir nicht sicher, ob er sie zu dem Zeitpunkt wirklich so fühlt und sieht. Mit Sicherheit sagen kann ich es allerdings nicht.
Dann wieder wirft er mir total absurde Dinge an den Kopf. Dinge, wo ich der Meinung bin, er nimmt diese völlig falsch und ganz anders wahr. Irgendwo scheint er gedanklich so falsch abzubiegen, dass er mir Worte in den Mund legt und Dinge unterstellt, die ich so nie gesagt oder getan habe.
Ich kenne mich zu wenig mit Krankheitsbildern aus, aber seine Mutter ist schizophren. Und auch sie hat phasenweise Wahnvorstellungen und richtet dann alles gegen ihren Mann.
Ich verstehe deine Hoffnung, aber ich sehe nicht wirklich, wie sich die kommenden 6 Monaten von den vergangenen 6 Monaten unterscheiden und weswegen er sich dir gegenüber bzw. du ihm gegenüber anders verhalten sollte, wenn sich doch sonst nichts verändert.
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, wo die Hoffnung herkommt. Es ist wahrscheinlich mehr die Angst vor dem Alleinsein, die Angst wieder neu anfangen zu müssen. Die Angst vor Veränderung.
Gegenfrage: Kannst du dir vorstellen, mit ihm alt zu werden, und fühlst dich wohl dabei?
Ehrlich gesagt: Nein! Unsere Interessen und Ansichten waren einmal so ähnlich. Mittlerweile sind sie so weit auseinander, dass wir fast nichts mehr gemeinsam haben. Er macht sein Ding (was nicht viel ist außer Zocken und am Handy sitzen) und ich mache meins. Ich fahre alleine in Urlaub, weil er sich zu Hause am Wohlsten fühlt. Ich verbringe die Wochenenden alleine. Das einzige, was wir noch gemeinsam machen, ist abends zusammen im Bett fernzusehen, ehe wir schlafen. Das ist sehr schön, sehr innig, weil wir dabei ein wenig kuscheln und einer den anderen krault. Aber reicht mir das? Nicht wirklich.
Weiter unten führst du noch äußere Umstände an, die für den Erhalt der Beziehung sprechen, Arbeit, seine Familie, euer Zuhause. Ihr habt euch etwas aufgebaut, das lässt man nicht einfach so links liegen, das ist klar. Meiner Meinung nach zählen diese Dinge aber nur, wenn er genauso daran interessiert ist, sie gemeinsam beizubehalten. Du alleine wirst sie nicht retten können, wenn er jede Form der Kooperation verweigert.
Das tut er leider, jede Kooperation verweigern. Ihm ist das alles egal, im Gegenteil. Er wäre gern allein.
Am härtesten ist die Situation auf der Arbeit. Es sagt, es stört ihn überhaupt nicht, wenn wir uns dort sehen. Aber wir sitzen im gleichen Büro, an der gleichen Tischgruppe. Rein seine Anwesenheit ist die reinste Folter für mich. Ganz zu schweigen davon, wenn ich mal mitbekommen sollte, dass es jemand anderen gibt…
Was genau liebst du an ihm?
Seine Hilfsbereitschaft, seinen Humor. Wie er mich zum Lachen bringt. Seine Nähe, seine Gesellschaft. Ich fühlte mich einmal sehr wohl und geborgen, konnte mich fallen lassen. Seine Warmherzigkeit. Seine Treue. Seine Zuversicht. Den Sex mit ihm. Dass er für mich da war, als es mir nicht gut ging. Dass er mir zugehört, mich unterstützt hat.
Leider ist von all dem nicht mehr viel da.
Wie geht es dir damit? Mir persönlich würde es nicht gut damit gehen. Ich akzeptiere und respektiere die meisten Veränderungen in der Beziehung aufgrund der Akutphase der Depression, doch wenn mein Partner eine andere, insbesondere neue Bezugsperson statt mir hätte, würde ich mich in der Beziehung nicht mehr wohl fühlen und sie beenden.
Schlecht. Ich freue mich zwar für ihn, dass er jemanden gefunden hat, dem er sich anvertrauen kann. Eben weil er keine Freunde hat. Aber es tut weh.

Ich weiß, dass hört sich jetzt nach Selbstmitleid an. Aber ich frage mich, wo ich falsch abgebogen bin, dass es mir jetzt so schlecht geht. Ich habe es immer gut gemeint und habe nach besten Wissen und Gewissen gehandelt. Klar hab ich dabei auch Fehler gemacht, aber so sehr?

Liebe Grüße
Freiwasser
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Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Freiwasser »

Liebe Hanni,
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 10:02 Aber ich frage mich, wo ich falsch abgebogen bin, dass es mir jetzt so schlecht geht. Ich habe es immer gut gemeint und habe nach besten Wissen und Gewissen gehandelt. Klar hab ich dabei auch Fehler gemacht, aber so sehr?
Du hast nichts falsch gemacht. Es ist so gut wie ausgeschlossen, dass Du diese Beziehungskrise durch anderes Verhalten hättest vermeiden können.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 10:02 Ganz zu schweigen davon, wenn ich mal mitbekommen sollte, dass es jemand anderen gibt…
Es tut mir leid das zu sagen, aber meiner Meinung nach ist da schon jemand. Ich schätze, die Wahrscheinlichkeit, dass das mit der jüngeren Mitpatientin zumindest eine emotionale Affäre, wenn nicht gar eine ausgewachsene Affäre ist oder heftiges Potential hat, das zu werden, liegt bei 90%. Es ist ja jetzt schon ein Kontakt, der die Beziehung belastet. Und dass ein 15 Jahre älterer gebundener Mann mit einer jungen Frau eine ganz unproblematische intensive geistig-seelische Freundschaft hat ... nicht in meiner Welt.

Deine Angst, allein zu bleiben, kann ich voll nachfühlen. Ich hatte die auch ganz doll, ich war ja zu Beginn der Krise Anfang 40 so wie Du jetzt, wenn ich Deinen Nickname richtig deute. Es war der härteste Weg meines Lebens, den ich nie gehen wollte, aber jetzt bin ich völlig okay damit, Single zu sein, und wenn meine oberste Priorität ein neuer Partner wäre, hätte ich den auch. Also es ist hart, aber es steckt ein ungeheures Entwicklungspotential drin. Ich würde Dir ganz doll empfehlen, nicht aus Angst vor dem Alleinsein diesen Mann zu halten.

Liebe Grüße!

Freiwasser
Nachtschatten
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Nachtschatten »

Hey Hanni,
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 10:02 Unsere Interessen und Ansichten waren einmal so ähnlich. Mittlerweile sind sie so weit auseinander, dass wir fast nichts mehr gemeinsam haben. Er macht sein Ding (was nicht viel ist außer Zocken und am Handy sitzen) und ich mache meins.
Seit wann ist das so? Ist dieses Auseinanderleben auf die Depression zurückzuführen oder hat es schon davor stattgefunden? Ich lese hier oft, dass ganz viele Baustellen innerhalb von Beziehungen als Symptome der Depression gewertet werden, weil man so leicht die Verantwortung für Unzufriedenheit auf die Erkrankung schieben kann und sich nicht kritisch mit sich selbst oder der Beziehung auseinandersetzen muss. Hast du schon mal mit ihm über deine Unzufriedenheit gesprochen?

Weil du wieder die Erkrankung seiner Mutter erwähnt hast, um das problematische Verhalten deines Mannes in einen gewissen Kontext zu setzen ... Macht es wirklich einen so gravierenden Unterschied, wenn toxische und verletzende Verhaltensmuster ihre Ursache in einer Erkrankung haben? Ich weiß, dass hier im Angehörigen-Forum eine der großen Fragen ist "verletzendes Verhalten - Folge der Depression oder nicht?", aber was bringt diese Unterscheidung, wenn verletzendes Verhalten tatsächlich daraus resultiert und aufgrund von fehlender Krankheitseinsicht und fehlendem Behandlungswille begünstigt wird? Die Verletzungen auf der Angehörigenseite sind dieselben. Jede Person hat persönliche Grenzen und sobald diese überschritten werden, geht etwas kaputt. Jede Person hat einen unterschiedlichen Belastungsgrad und wenn der einmal überschritten ist, ist es meiner Meinung nach zweitrangig, ob eine psychische Erkrankung wesentlicher Faktor ist oder nicht.

Wir alle sind unseres (Un)-Glücks eigene*r Schmied*in. Dein Mann hat sich die Erkrankung nicht ausgesucht, du als Angehörige aber triffst die Entscheidung, ob du einen depressiven Partner hast oder nicht. Zu hoffen, dass es irgendwann irgendwie besser wird, ohne einen gemeinsamen Plan zu haben, z.B. eine gemeinsame Zukunft, ohne genau im Blick zu haben, was möglich und was unmöglich ist, halte ich für sehr naiv. Du alleine kannst eure Beziehung nicht retten, er muss dafür auch seinen Teil leisten, aber wenn er das nicht kann oder will, liegt es an dir die Konsequenzen zu ziehen und nicht nur darauf zu hoffen, dass er sich ändert.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 10:02 Ihm ist das alles egal, im Gegenteil. Er wäre gern allein.
Nimmst du an, dass es ihm egal ist oder hat er dir das gesagt? Ich frage deswegen, weil das Verhalten meines Partners zB. von außen wie Desinteresse gewertet werden kann, es aber das nicht ist. Wenn ich all seine Verhaltensweisen und Handlungen wie unter "normalen" Umständen interpretieren würde, würde ich zu einer ganz anderen Einschätzung kommen, als wenn ich ihn direkt nach seinen Beweggründen frage.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 10:02 Seine Hilfsbereitschaft, seinen Humor. Wie er mich zum Lachen bringt. Seine Nähe, seine Gesellschaft. Ich fühlte mich einmal sehr wohl und geborgen, konnte mich fallen lassen. Seine Warmherzigkeit. Seine Treue. Seine Zuversicht. Den Sex mit ihm. Dass er für mich da war, als es mir nicht gut ging. Dass er mir zugehört, mich unterstützt hat.
Leider ist von all dem nicht mehr viel da.
Hier würde ich nochmal hinterfragen, wann seine positiven Eigenschaften den Rückzug angetreten haben, ob ihm das bewusst ist und was er davon hält, dass du ihn nicht mehr so positiv wie früher siehst.

Ich weiß, dass solche Gespräche während einer depressiven Phase womöglich zu viel verlangt sind, aber je länger eine solche anhält, finde ich, dass man kurze "Zwischengespräche" führen sollte, um zu verorten, wo man in der Beziehung steht und ob beide noch dieselben Ziele haben, auch wenn eine Person vielleicht gerade nicht in der Lage dazu ist, diese zu verwirklichen. Ich denke, so viel kann man dem depressiven Partner zutrauen, dass er zumindest zur Kenntnis nimmt, wo man selbst steht, und er dann vielleicht sogar selbst Input geben kann. So viel Beziehungsfähigkeit sollte noch da sein, um von einer Beziehung zu sprechen. Meiner Meinung nach gibt es nichts Schlimmeres, als einfach mit dem Reden aufzuhören. (Natürlich muss man dazu mal gelernt haben, miteinander zu reden.)
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 10:02 Schlecht. Ich freue mich zwar für ihn, dass er jemanden gefunden hat, dem er sich anvertrauen kann. Eben weil er keine Freunde hat. Aber es tut weh.
Ich verstehe, dass du dich für ihn freuen willst und das gebietet auch das Mitgefühl, wenn jemand, der sich gerade in einem Ausnahmezustand befindet und sonst niemanden hat, jemanden gefunden hat, um sich auszutauschen. Dennoch seid ihr noch immer in einer Beziehung, in der gewisse Abmachungen und Voraussetzungen gelten, die zwingend berücksichtigt werden müssen, damit sie funktioniert. Und er scheint eine dieser Abmachungen zu verletzen, indem er dich außen vorlässt und dafür eine vollkommen neue Person ins Vertrauen zieht. Da ist es absolut nachvollziehbar, dass du dich deswegen schlecht fühlst. Auch dieses Thema würde ich nicht unangesprochen halten und deine Gefühle nicht kleinreden.

Ich würde noch nicht so weit gehen, um von einer emotionalen Affäre zu sprechen. Menschen unterschiedlicher Geschlechter und Altersgruppen können auch nur freundschaftlich miteinander agieren. Dein Mann zB könnte, jetzt, da sein eigener Heilungsprozess gerade stagniert, stellvertretend an der Heilung des Mädchens interessiert sein, um zumindest so eine Art von Kontrolle und nicht Ausgeliefertsein zu verspüren, ohne dass da jetzt romantische oder sexuelle Prioritäten eine Rolle spielen.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 10:02 Ich weiß, dass hört sich jetzt nach Selbstmitleid an. Aber ich frage mich, wo ich falsch abgebogen bin, dass es mir jetzt so schlecht geht. Ich habe es immer gut gemeint und habe nach besten Wissen und Gewissen gehandelt. Klar hab ich dabei auch Fehler gemacht, aber so sehr?
Eigentlich wollte ich nur diesen Kommentar schreiben, um auf diese Frage zu antworten :mrgreen: Ich komme leicht ins Plaudern und es ist heiß, also sieh mir bitte nach, dass ich oben etwas ausgeschweift bin. O:) Nun zu deiner Frage: Ich kenne dich zu wenig, um dich direkt mit Leuten aus meinem Umfeld zu vergleichen, doch bei deinen Zeilen hatte ich immer wieder Assoziationen mit dem "Helfersyndrom" und musste an Bekannte und Freund*innen von mir denken, die sich vor lauter Aufopferung für andere (meistens waren die Nutznießer dann Männer) selbst aufgegeben haben. Ich kenne genügend von diesem Schlag und war lange Zeit selbst jemand davon.

Persönliche Grenzen werden aufgegeben, damit andere Leute ihre Grenzen schön ausbreiten können. Die eigenen Bedürfnisse werden aus den Augen verloren, der eigene Bewegungsradius wird kleiner, alles dreht sich nur noch um die Wünsche und Bedürfnisse der anderen Person, weil die es ja gut haben soll und man selbst kann sich schon irgendwie arrangieren. Zunächst fällt es gar nicht so sehr auf, wie sehr man sich selbst vernachlässigt, und wenn, ist es ja nur halb so schlimm, weil es ja für einen "guten Zweck" ist und die andere Person das sicher zu schätzen weiß und sich vielleicht sogar irgendwann für all die Opfer und Anstrengungen revanchieren wird. Nur meistens kommt es nie so weit und ehe man sich versieht, steht man völlig neben sich und findet sich in Situationen wieder, die man sich nie erträumt hätte.

Ich kenne so viele Leute, die sich selbst verloren haben, weil sie von sich so viel unter dem Deckmantel der Liebe hergegeben haben. Es ist extrem schwer, wieder zu sich selbst zu finden, die eigenen Bedürfnisse wieder als solche wahrzunehmen, eigene Grenzen zu erkennen, zu setzen und zu verteidigen. Leute schauen mich schief an, wenn ich auf meinen Grenzen beharre, aber ich weiß, wo ich lande, wenn ich Kompromisse in Dingen eingehe, die nicht zu verhandeln sind. Entweder die Leute respektieren das oder sie haben keinen Platz in meinem Leben.

Ich kann mir vorstellen, dass du dich vom wohligenwarmen Gefühl der Liebe einsuhlen hast lassen und dich in eine Richtung treiben hast lassen, in die du nie wolltest. Jetzt lässt diese Wärme langsam nach und mehr und mehr nimmst du die raue Witterung wahr, die in diesem dunklen Eck herrscht. Eine Rückkehr von ihr ist nicht unmöglich, aber leicht wird sie mit Sicherheit nicht.

Ich glaube daran, dass auch du dich wieder in einer Situation finden kannst, in der du dich wohl fühlst und nicht von ständiger Angst verfolgt bist. :) Als ersten Schritt in diese Richtung würde ich es für wichtig halten, dass du dir über folgende Dinge bewusst wirst: Was willst du, wie realistisch ist das und was kannst du tun, um es zu erreichen? Was willst du nicht und was kannst du tun, um es zu vermeiden? Welche Erwartungshaltungen hast du an deinen Mann, wie realistisch sind diese? (Je schonungsloser und ehrlicher du diese Fragen beantwortest, desto besser)

Alles Liebe und viel Kraft
Hanni85
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Hanni85 »

Hallo ihr Lieben,

ich bin euch wirklich sehr dankbar, dass ihr euch die Zeit nehmt, mir so ausführlich zu antworten! Auch, wenn mir nicht alles schmeckt, was ich da lese, hilft es mir. Und ich wäre auch gerne so weit wie ihr…

Sicherlich könnt ihr euch vorstellen, wie hin- und hergerissen ich bin. Ich war heute seit langer Zeit mal wieder bei meiner Therapeutin. Leider kann ich das nicht oft machen, da ich das Geld dafür nicht habe - insbesondere, wenn es jetzt auf eine Trennung hinausläuft und ich mich noch mehr einschränken muss. Interessanterweise bin ich in der Erwartung dort hingegangen, dass sie mit mir erarbeitet, dass es das beste ist, auszuziehen (Sie ist da immer sehr direkt, und das ist okay). Aufgrund meiner Ängste meinte sie aber, dass die 6 Monate doch ein guter Kompromiss seien, und die Zeit kann ich nutzen, um mich wieder mehr um mich zu kümmern und weniger in seinen Angelegenheiten zu bewegen. Sie schließt auch nicht aus, dass auch er sich verändert, wenn ich mich verändere.
Dann wiederum sitze ich hier und schaue mir Wohnungen an. Ich habe für kommende Woche auch schon eine Besichtigung vereinbart. In Gedanken überlege ich schon, was ich mitnehme und wovon ich mich trennen will. Und das, wo ich genau weiß, dass ein Auszug für ihn einer Trennung gleich kommt.
Dann wiederum übermannt mich die Traurigkeit. Denn eins ist mir heute auch bewusst geworden: Ich nutze meinen Mann nicht nur aus, um nicht alleine sein zu müssen (so hat es meine Therapeutin am Anfang meiner Schilderungen genannt), unsere Beziehung ist auch eine Bereicherung für mich.
Umso schlimmer, dass er mich heute Morgen zum ersten Mal seit Ewigkeiten in den Arm genommen hat - als ob er es spüren würde, dass ich versuche loszulassen.
Nachtschatten hat geschrieben: 2. Jul 2025, 17:31 Seit wann ist das so? Ist dieses Auseinanderleben auf die Depression zurückzuführen oder hat es schon davor stattgefunden? ... Hast du schon mal mit ihm über deine Unzufriedenheit gesprochen?
Ich kann es nicht genau sagen, wann es angefangen hat. Das kam schleichend. Richtig schlimm ist es aber vor gut einem Jahr geworden, eher etwas mehr, was auch gleichzeitig Beginn der heißen Phase war.
Ja, ich habe es angesprochen. Wir haben dann vereinbart, dass wir wieder öfter was machen. Dann ist es immer wieder eingeschlafen, weil immer nur ich diejenige war, die etwas vorgeschlagen hat, während von ihm nichts mehr kam. Meine letzten Versuche, etwas zusammen zu machen - spazieren, essen gehen, sportliche Aktivitäten - hat er dann abgelehnt. Er ist eigentlich nur noch müde, was er auf die Tabletten schiebt, und noch antriebsloser als vor der Medikamentenumstellung.
Nimmst du an, dass es ihm egal ist oder hat er dir das gesagt?
Er sagt, es sei ihm egal. Und er kann und will nicht kämpfen oder sich bemühen. Und ich solle mir keine Hoffnungen machen, dass das je besser wird. Er hat sich voll und ganz mit seiner Krankheit abgefunden und ist überzeugt, nicht geheilt zu werden, weder ganz noch teilweise.
Hier würde ich nochmal hinterfragen, wann seine positiven Eigenschaften den Rückzug angetreten haben, ob ihm das bewusst ist und was er davon hält, dass du ihn nicht mehr so positiv wie früher siehst.
Auch darüber sprachen wir. Einmal heißt es, er kann durch die Depression keine positiven Emotionen wie Liebe empfinden. Dann wiederum sagt er, es hätte nichts mit der Krankheit zu tun, vielmehr hätte ich mit meinem Verhalten alles kaputt und seine Liebe zunichte gemacht.


Was die junge Frau angeht… ich habe sie kennengelernt, wir haben einen Nachmittag mit ihr und ihrem Partner verbracht. Tatsächlich glaube ich nicht, dass mein Mann mehr Interesse an ihr hat. Sie verstehen sich einfach sehr gut. Und das ist auch soweit in Ordnung. Dennoch tut es weh, dass er ihr mehr anvertraut als mir. Da bin ich aber nicht sicher, ob das nicht doch in Ordnung ist. Ich selbst habe kaum Freunde, aber die, die ich hab, ziehe ich auch ins Vertrauen und rede offener und vielleicht auch mehr über manche Dinge als mit ihm.
Persönliche Grenzen werden aufgegeben, damit andere Leute ihre Grenzen schön ausbreiten können. Die eigenen Bedürfnisse werden aus den Augen verloren, der eigene Bewegungsradius wird kleiner, alles dreht sich nur noch um die Wünsche und Bedürfnisse der anderen Person, weil die es ja gut haben soll und man selbst kann sich schon irgendwie arrangieren. Zunächst fällt es gar nicht so sehr auf, wie sehr man sich selbst vernachlässigt, und wenn, ist es ja nur halb so schlimm, weil es ja für einen "guten Zweck" ist und die andere Person das sicher zu schätzen weiß und sich vielleicht sogar irgendwann für all die Opfer und Anstrengungen revanchieren wird. Nur meistens kommt es nie so weit und ehe man sich versieht, steht man völlig neben sich und findet sich in Situationen wieder, die man sich nie erträumt hätte.
Ja, ja und ja 😉 Auch das war heute Teil meiner Therapiesitzung! Und einmal mehr musste ich feststellen, dass es nicht mein Mann und nicht mein erwachsenes Ich sind, die auf der Bühne stehen. Sondern mein inneres Kind, das will, dass alles gut ist. Und mein Helfersyndrom meiner Mama gegenüber, das mich einfach nicht loslässt.
Was willst du, wie realistisch ist das und was kannst du tun, um es zu erreichen? Was willst du nicht und was kannst du tun, um es zu vermeiden? Welche Erwartungshaltungen hast du an deinen Mann, wie realistisch sind diese?
Das wird meine Hausaufgabe 🙂

Liebe Grüße
Nachtschatten
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Nachtschatten »

Gerne, Hanni :) Mir persönlich hilft es ja auch, wenn ich versuche, die Situation von anderen Leuten nachzuvollziehen und etwas Neues zu lernen. Wenn ich dir mit meinem Input helfen kann, umso besser!
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 21:00 Auch, wenn mir nicht alles schmeckt, was ich da lese, hilft es mir.
Weil es unangenehm ist, gewisse Sachen lesen und einsehen zu müssen oder weil du völlig anderer Meinung bist?
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 21:00 Sie schließt auch nicht aus, dass auch er sich verändert, wenn ich mich verändere.
Das finde ich spannend. Bist du so lieb und gibst uns ein Update in 6 Monaten? :mrgreen:
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 21:00 Dann wiederum sitze ich hier und schaue mir Wohnungen an. Ich habe für kommende Woche auch schon eine Besichtigung vereinbart. In Gedanken überlege ich schon, was ich mitnehme und wovon ich mich trennen will. Und das, wo ich genau weiß, dass ein Auszug für ihn einer Trennung gleich kommt.
Ich setze mich auch mit der Möglichkeit einer Trennung von meinem Partner gedanklich auseinander. Ich bin generell ein Mensch, der alle Eventualitäten abwägt, damit bloß keine Überraschung passiert. Wenn dich solche Gedanken nicht fertig machen, sondern dir helfen, ein Kontrollgefühl für die Situation zu entwickeln und sogar auf eine sonderbare Art beruhigend wirken, halte ich diese Gedanken sogar für hilfreich.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 21:00 Ich nutze meinen Mann nicht nur aus, um nicht alleine sein zu müssen (so hat es meine Therapeutin am Anfang meiner Schilderungen genannt), unsere Beziehung ist auch eine Bereicherung für mich.
Wenn sie keine Bereicherung wäre, wärst du sie vermutlich nie eingegangen. Mit der Zeit können sich halt immer mehr Störfaktoren einschleichen, die etwas ursprünglich rein Positives trüben, sodass es sich sogar ins Gegenteil verkehrt, wenn man nicht rechtzeitig gegenlenkt. Ich würde dir wünschen, dass die positiven Aspekte wieder überhandnehmen.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 21:00 Umso schlimmer, dass er mich heute Morgen zum ersten Mal seit Ewigkeiten in den Arm genommen hat - als ob er es spüren würde, dass ich versuche loszulassen.
Wie war das für dich? Hat sich das wie ein Versuch angefühlt, dich zurückzuhalten und noch einmal Nähe herzustellen? Fandest du es angenehm?
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 21:00 Er sagt, es sei ihm egal. Und er kann und will nicht kämpfen oder sich bemühen. Und ich solle mir keine Hoffnungen machen, dass das je besser wird. Er hat sich voll und ganz mit seiner Krankheit abgefunden und ist überzeugt, nicht geheilt zu werden, weder ganz noch teilweise.
Puh, ehm, harter Tobak. Sich mit der Krankheit abzufinden, ist eine Art der Krankheitseinsicht, natürlich kommt es da auf das Wie an. Ab einem gewissen Schweregrad einer Depression kann man sicher darüber diskutieren, ob Heilung überhaupt möglich ist. Aber das heißt nicht, dass die Krankheit mit ihren Tücken nicht soweit in den Griff zu kriegen ist, um eine Paarbeziehung aufrechtzuerhalten, aus der dann die depressive Person auch neue Energien schöpfen kann.

Nicht kämpfen zu wollen oder zu können kann ein Symptom der Akutphase sein, da würde ich mich an einer einzelnen Aussage dieser Art nicht festbeißen, sondern schauen, ob sein restliches Verhalten dieselbe Sprache spricht. Was meiner Meinung für Angehörige ganz wichtig ist, ist ihre Erwartungshaltung anzupassen und das, was sie unter Kämpfen verstehen nicht 1:1 darauf umzulegen, was es für die betroffene Person bedeutet. Ich zB meine zu erkennen, dass sich mein Partner um unsere Beziehung bzw. mich bemüht, wenn er auf meine Nachrichten antwortet. Er könnte sie auch nur lesen oder ganz ignorieren. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Überwindung es kosten kann, in Kontakt - und sei es jetzt auch nur online - mit der Außenwelt zu treten und eine passende Antwort zu finden, die die andere Person nicht enttäuscht, während die Gedanken eigentlich ganz woanders sind. Darum weiß ich das sehr zu schätzen, dass er die wenige Energie, die er im Moment zur Verfügung hat, für mich einsetzt.

Er sagt mir auch, dass er beim besten Willen im Moment keine Hoffnung auf Besserung sieht, auch wenn er theoretisch weiß, dass es irgendwann besser wird, und meint dann, dass er gerne etwas von meiner Hoffnung hätte (die ich gerne mit ihm teilen würde, wenn er sie nur annehmen würde :mrgreen: ). Klar solche Aussagen können auf Angehörige entmutigend wirken, ich sehe bzw. höre in ihnen v.a. die Depression sprechen und versuche dann, mit meiner eigenen Hoffnung gegenzuhalten. Dabei bemühe ich mich, nichts kleinzureden, ich erkenne seine Empfindungen der Hoffnungslosigkeit als echt an, weil er sie ja tatsächlich so empfindet, aber gleichzeitig versuche ich ihm auch klarzumachen, dass solche Empfindungen ziemlich sicher durch die Depression geprägt sind. Theoretisch weiß er das auch, nur es fühlt sich nicht so für ihn an.

Dementsprechend würde ich obige Aussagen im entsprechenden Kontext sehen. Auch seine Aussagen, er würde dich hassen, können von der Depression geprägt sein, aber das wäre für mich persönlich eine Grenzüberschreitung und das würde ich ihm auch so sagen.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 21:00 Dann wiederum sagt er, es hätte nichts mit der Krankheit zu tun, vielmehr hätte ich mit meinem Verhalten alles kaputt und seine Liebe zunichte gemacht.
Und welches Verhalten genau sollte das sein? Mit solchen Schuldzuweisungen würde ich überhaupt nicht zurechtkommen und vermutlich selbst die Beziehung beenden, wenn mir so etwas gesagt wird. Man kann sich auch bequem aus der Affäre ziehen, indem man einfach jegliche Verantwortung von sich weist und die andere Person zum Sündenbock macht. Dann würde ich mich aber auch fragen, wieso er sich immer noch nicht getrennt hat, wenn du doch alles kaputt gemacht haben sollst und die Liebe zerstört sei. :evil: Vielleicht störe ich mich zu sehr an gewissen Wörtern und Phrasen, aber Fakt ist, dass Wörter nicht zurückgenommen werden können und nicht leichtfertig ausgesprochen werden sollten. Ich würde nie mit jemandem zusammen sein wollen, der mich maximal duldet, dafür bin ich mir zu schade.
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 21:00 Dennoch tut es weh, dass er ihr mehr anvertraut als mir. Da bin ich aber nicht sicher, ob das nicht doch in Ordnung ist.
Weiß er das? Was sagt er dazu?
Hanni85 hat geschrieben: 2. Jul 2025, 21:00 Ja, ja und ja Auch das war heute Teil meiner Therapiesitzung! Und einmal mehr musste ich feststellen, dass es nicht mein Mann und nicht mein erwachsenes Ich sind, die auf der Bühne stehen. Sondern mein inneres Kind, das will, dass alles gut ist. Und mein Helfersyndrom meiner Mama gegenüber, das mich einfach nicht loslässt.
Voll ins Schwarze also, hehe. Kindheitstraumata sind was Schönes, oder? Man zehrt ein ganzes Leben davon. :mrgreen: :roll: Ich fände es sehr schön, wenn du die nächsten 6 Monate dafür nützt, um an dir zu arbeiten und dich weiterzuentwickeln (und uns vl am Laufenden hältst, wie es dir dabei geht :) ). Meiner Meinung nach sollte das dein Hauptfokus sein, sollte die Beziehung zu deinem Mann nebenbei saniert werden können, wäre das ein schöner Nebeneffekt :)

Alles Liebe
Waldliebe
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Waldliebe »

Hallo Ihr Lieben,

gerade habe ich leider keine Energie, um etwas beizutragen.

Aber ich möchte einfach mal einwerfen, dass Eure Beiträge sehr wertvoll sind. Schön, wie lieb Ihr (Nachtschatten und Freiwasser) auf Hanni eingeht.
Und wie ich persönlich finde, sehr reflektiert und hilfreich.

Hanni, Dir wünsche ich, dass Du für Dich einen guten Weg findest!

Alles Liebe
Waldliebe
Hanni85
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Hanni85 »

Hallo ihr Lieben,

klar halte ich euch auf dem Laufenden, was ich hiermit tue 😎

Ich habe mich vorhin von ihm getrennt. Nachdem er mir gesagt hat, dass er heute Abend mit seiner Freundin spazieren geht, aber keine Lust hat, mit mir am Wochenende etwas zu unternehmen und mir auch die letzten Male jedes Mal einen Korb gegeben hat, wenn ich ihn gefragt, ist das Fass übergelaufen.

Es hat einfach alles keinen Sinn mehr. Und je mehr ich hier geschrieben habe, desto absurder kam es mir vor, dass ich noch hier bin und das alles mitmache.

Tut es weh? Und wie! Bin ich traurig? Unendlich! Habe ich Angst? Ja! Aber wie sagt man so schön… besser ein Ende mit Schrecken. Ich weiß nicht, ob ich mich je so schlecht gefühlt habe.

Liebe Grüße, eure Hanni
MaMiMa
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von MaMiMa »

Ich schicke Dir eine virtuelle Umarmung! Gut gemacht- Du hast eine Entscheidung getroffen ! Das steht vielen von uns noch bevor. Auch wenn die nächste Zeit wahrscheinlich schwer wird... Du bist aktiv geworden und hast deine Grenze gezogen!

Ich war eben bei einer Psychotherapeutischen Sprechstunde über die 116117.
Die Therapeutin sprach auch davon, es müsse manchmal "nur" eine Entscheidung getroffen werden , damit es besser wird. aber da tun sich viele (incl mir!!) schwer mit, weil wir die Konsequenzen nicht tragen/wahrhaben wollen und Angst haben.
Viel Kraft und alles Gute für Dich!
Nachtschatten
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Nachtschatten »

@Waldliebe Schön, dass du etwas aus meinen Kommentaren mitnehmen kannst, das freut mich sehr :)

Wow, @Hanni85, damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Die Überschrift dieses Threads lässt zwar eine ganz klare Tendenz erkennen, aber deine Beiträge selbst sprechen eine andere Sprache.

Du erwähnst nur negative Gefühle - sind da auch positive, die du verspürst? Erleichterung? Befreiung?
Hanni85
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Hanni85 »

Leute, ich bin sogar noch einen Schritt weiter gegangen und zu meiner Mama gezogen. Eigentlich kam es nicht in Frage, weil sie eigentlich keinen Platz hat. Und doch liege ich nun hier in ihrem Esszimmer (halb unter dem Tisch) auf einer kleinen Matratze auf dem Boden. Und dennoch ist es besser als bei ihm zu sein.

Nach unserem Gespräch heute Mittag - wir haben beide von zu Hause aus gearbeitet - habe ich Feierabend gemacht und mich hingelegt, weil ich so müde war und furchtbare Kopfschmerzen hatte. Als ich wach wurde, war es wie eine Erleuchtung: Ich musste da raus, aus SEINER Wohnung.
Dann habe ich meine Mama und meinen Bruder angerufen, meine Sachen gepackt und nun bin ich hier.

Ich bin so absolut nicht diejenige, die Entscheidungen trifft. Wirklich null! Aber gleich zwei solch große Entscheidungen an einem Tag haben selbst mich umgehauen.

Mal sehen, wie es weitergeht. Ich werde versuchen mich abzulenken, weil ich Angst vor meinen Gefühlen, vor der Trauer habe. Ich weiß, dass ich das besser zulassen sollte, aber das will und kann ich gerade nicht. Eins nach dem andern…
Und ja, ein bisschen erleichtert bin ich auch. Und stolz. Aber wirklich nur ein bisschen. Ich weiß ja, dass es so einfach nicht mehr tragbar war und dass ich schon viel zu lange unglücklich war und nicht auf mich geachtet habe.
Freiwasser
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Freiwasser »

Hanni85 hat geschrieben: 3. Jul 2025, 21:28 Mal sehen, wie es weitergeht. Ich werde versuchen mich abzulenken, weil ich Angst vor meinen Gefühlen, vor der Trauer habe. Ich weiß, dass ich das besser zulassen sollte, aber das will und kann ich gerade nicht. Eins nach dem andern…
Liebe Hanni,

genau, eins nach dem anderen. Trauer ist ganz individuell. Du wirst schon merken, wenn es für Dich soweit ist, diese Gefühle an Dich ran zu lassen. Du hast jetzt alles Mögliche Andere zu tun, innerlich und äußerlich. Ich hoffe, die Situation mit dem Arbeitsplatz ist irgendwie zu lösen, und dass Du Glück mit einer schönen eigenen Wohnung hast. Aber vor allem, dass möglichst bald Dein Mut belohnt wird, Dich gegen Deine Angst und Abhängigkeit entschieden zu haben.

Liebe Grüße,

Freiwasser
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Nachtschatten »

Hanni85 hat geschrieben: 3. Jul 2025, 21:28 Und ja, ein bisschen erleichtert bin ich auch. Und stolz.
Das solltest du auch sein. Du hast eine Entscheidung getroffen, die sicher keine leichte war, doch du hast sie getroffen. Dazu gehört Mut und den hast du.
Hanni85 hat geschrieben: 3. Jul 2025, 21:28 Ich bin so absolut nicht diejenige, die Entscheidungen trifft. Wirklich null! Aber gleich zwei solch große Entscheidungen an einem Tag haben selbst mich umgehauen.
Ich glaube, irgendwann wird der Leidensdruck so groß, da heißt es fight or flight und du hast dich für fight entschieden, fürs Aktivwerden. Du hast die Augen vor deiner Situation nicht länger verschlossen und hast gehandelt. Das ist ein großes Stück und weil es so gar nicht deiner Eigenwahrnehmung entspricht, muss es einmal verdaut werden.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen. Du hast jetzt zwei große Entscheidungen getroffen, der Weg, der jetzt vor dir liegt, kann auch in kleinen Schritten gegangen werden. Nimm dir die Zeit, um sie zu gehen.

Alles Liebe
Nachtschatten
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Waldliebe »

Liebe Hanni,

das ist großartig! Und es klingt so absolut richtig.

Die Trauer und Angst sind normal. Wenn das leicht wäre, wäre es "unnormal".

Schritt für Schritt ist immer richtig. Und irgendwie in Dir drin weißt Du auch, dass es besser wird. Tag für Tag, Woche für Woche....

Ich finde immer ein schönes Bild nach Veränderungen :
Du stehst auf einem großen Flur, da gibt es - zig Türen - nach und nach darfst Du die öffnen, hinein schauen und GENAU spüren, ob es die richtige ist. Wenn nicht - Tür zu und weiter!

Die Zukunft liegt in Deinen Händen - wie wunderschön.

Alles Liebe
Waldliebe
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Hanni,

es freut mich, dass du den Mut gefunden hast die Entscheidung zu treffen und durchzuziehen. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Zuversicht!

Liebe Grüße,
DieNeue
Hanni85
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Hanni85 »

Danke für eure lieben Worte! Es hilft mir, auch außerhalb von meiner Familie solchen Zuspruch zu erhalten.

Er hat Wort gehalten und hat sich darum bemüht, aus unserem Büro „auszuziehen“. Er sitzt nun ein Stockwerk höher und wir werden uns trotzdem absprechen, wer wann im Büro bzw. im Homeoffice arbeitet. Wir bekommen es nicht hin, uns komplett aus dem Weg zu gehen, weil wir in einer Abteilung arbeiten.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass er doch etwas Neues findet. Er fühlt sich dort nicht mehr wohl und möchte sich gerne umorientieren. Dummerweise ist das alles andere als einfach. In unserer Region gibt es kaum vakante Stellen. Und für ihn muss es ohne finanzielle Einbußen sein. Er muss für zwei Kinder Unterhalt zahlen und nun alles alleine stemmen…

Eins nach dem anderen. Ich werde mich erst einmal um eine Wohnung kümmern. Das ist das erste. Und dann werde vielleicht auch ich versuchen etwas anderes zu finden.

Den Tag heute auf der Arbeit (die letzten Tage habe ich mit Homeoffice, Überstunden und Krankmeldung überstanden) habe ich einigermaßen gut meistern können - bis auf einige wenige Situationen. Und dann, ich war gerade auf dem Sommerfest, rief mein Stiefsohn an und fragte, wie es mir geht und sagte mir, wie traurig er sei. Das war‘s dann mit meiner Fassung und ich bin nach Hause gefahren. Ich bin nur froh, dass sowohl mein Mann als auch die Mutter des Kleinen nichts dagegen haben, dass ich den Kleinen weiterhin sehen darf. Gar nicht auszudenken, wenn ich ihn auch verlieren würde…

Ich habe eben kurz daran gedacht, meinem Mann zu schreiben, dass ich ihn schrecklich vermisse. Ich hoffe nur, dass es mich nicht irgendwann überkommt… tatsächlich fehlt er mir gerade sehr…
Waldliebe
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Waldliebe »

Hanni,

das mit dem Vermissen geht noch eine ganze Weile so.
Da hilft nur Ablenkung und das Wissen, dass Du nur einen kleinen Teil vermisst, das Gesamtpaket aber nicht.
Wenn ich Deine Zeilen lese, klingt Deine Entscheidung stimmig und gut für Dich. (wirklich wissen, kannst das natürlich nur Du, wir können höchstens spiegeln)

Bleib' tapfer!

Alles Liebe
Waldliebe
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Hanni85 »

Waldliebe hat geschrieben: 5. Jul 2025, 10:38 … das Wissen, dass Du nur einen kleinen Teil vermisst, das Gesamtpaket aber nicht.
Wie wahr! Das verliert man so schnell aus den Augen.

Ich habe mir heute eine Wohnung angeschaut. Eigentlich habe ich nächste Woche Samstag noch einen Termin, aber da ich ohnehin gerade unerwartet entscheidungsfreudig bin, glaube ich, dass ich die Wohnung nehmen werde.
Ich will neu anfangen, alte Sachen aussortieren und mir mein eigenes Nest einrichten. Ich habe mich in seiner Wohnung nie wirklich wohl gefühlt. Er war mein Zuhause, er war der Grund, dass ich dorthin gezogen bin. Aber es war nie mein Wohlfühlort.
Mal sehen. Ich werde mal eine Nacht darüber schlafen.

Ich weiß nach wie vor nicht, wo ich die Kraft hernehme. Und ich habe auch Angst, in ein Loch zu fallen. Aber heute fühle ich doch ein bisschen mehr Erleichterung. Und auch Stolz.

Liebe Grüße
Nachtschatten
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Nachtschatten »

Gerade bei einem gravierenden Entschluss wie einer Trennung, ist die Verführung groß, die Beziehung zu idealisieren und sich wieder in die Comfortzone des bekannten Leides zurückzuziehen, anstatt sich auf unbekanntes Terrain zu wagen, wo womöglich das große Glück warten könnte.
Hanni85 hat geschrieben: 5. Jul 2025, 23:15 Aber heute fühle ich doch ein bisschen mehr Erleichterung. Und auch Stolz.
Zu Recht! :)

Weißt du, je mehr du erzählst, desto mehr zeichnet sich ab, dass diese Entscheidung vielleicht spontan abgelaufen ist, aber nicht aus dem Nichts kommt. Die Wohnung zB, in der du dich nie wohl gefühlt hast, aber anscheinend seinetwegen in Kauf genommen hast. Jetzt hast du die Möglichkeit, deine eigenen 4 Wände zu finden, in denen du dich auch wohl fühlst! :)

Und auch Überlegungen, die dich bis jetzt von der Trennung abgehalten haben, scheinen sich ja nicht bewahrheitet zu haben. Zumindest eine räumliche Trennung kann in der Arbeit erfolgen und womöglich findet er ja tatsächlich einen neuen Job, sodass er ihr euch tagsüber gar nicht mehr seht. Auch der Kontakt zu deinem Stiefsohn ist noch vorhanden.

Von hier aus liest es sich wirklich so, als würde sich vieles fügen und verändern - zum Guten! Vielleicht ist gerade diese Veränderung die Quelle, aus der du die Kraft für all die kommenden Schritte ziehst. :)

Alles Liebe
Zuletzt geändert von Nachtschatten am 9. Jul 2025, 14:09, insgesamt 4-mal geändert.
Waldliebe
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Re: Soll ich mich trennen?

Beitrag von Waldliebe »

Ja, Hanni,

und das Loch wird auch kommen, aber das darf sein.

Das mit dem Nest klingt wunderbar.

Irgendwie handelst Du glaube ich gerade nach Deinem Inneren, ohne den Kopf auszuschalten. Optimal eigentlich?

Viel Kraft weiterhin und bleib' bei Deinem guten Bauchgefühl mit Kopf 😉

Alles Liebe
Waldliebe

PS: Nachtschatten schreibt im Großen und Ganzen was ich auch empfinde.
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