Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

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Wilhelm_59
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Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Wilhelm_59 »

Hallo ins Forum.
Es gibt Tage da habe ich das Gefühl es geht wieder besser. Da fühle ich wieder einigermaßen stabil. Eine Nachricht oder ein Telefonat danach falle ich wieder in mein emotionales Loch. Die Therapie kann mir auch nicht wirklich helfen. Ich versuche zu erklären was mich belastet und umtreibt.
Die Antworten kommen für mich wie automatisch generiert. Ich fühle mich dann unverstanden und hilflos.
ich möchte so gerne zu dem Punkt an dem alles begonnen hat. Wo sich mein Denken und Fühlen so radikal verändert hat. Ich hoffe das ich eine Antwort finde und hoffe das Therapie hilft mir diesen Zugang zu ermöglichen, um diese gefühlte Blockade zu lösen.

Geht es euch auch so, das ich denke das es keiner so richtig versteht? Der Therapeut setzt auf Fragen. Die sind für mich unverständlich und aus dem Zusammenhang. Ich kann sie nicht mit den von mir geschilderten Emotionen in Verbindung bringen. Es ist ein Gefühl von Hilflosigkeit und ich habe eine Denkblockade. Es sind ja keine Prüfungsfragen sondern einfache, auf die von mir beschriebene Situation bezogene Fragen. Reflektiert auf mich - Was ich mir da als Kind gesagt hätte -?

Ich habe gesagt das ich da nicht folgen kann und mir nichts dazu einfällt. Ist es nur am Anfang so schwer das zu verstehen und wird es danach einfacher da mitzukommen bzw. einen Ansatz zu bekommen?
Ich suche nach Antworten die mir helfen könnten alles besser nachvollziehen und gleichsam helfen könnten meine Probleme aufzulösen.

Denke ich da falsch über Therapie. Bin ich in der falschen Klasse (Verhaltenstherapie) und wäre eine andere Therapieform ein besserer Ansatz.
Vielleicht hat jemand gleiche Erfahrungen erlebt?

LG Wilhelm
Zuletzt geändert von Wilhelm_59 am 13. Apr 2025, 07:13, insgesamt 2-mal geändert.
DieNeue
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von DieNeue »

Hast du schon mal mit dem Therapeuten darüber gesprochen, dass dir das so zu schaffen macht und du nicht weißt, ob du falsche Vorstellungen von Therapie hast oder ob es die falsche Therapieform ist?
Das wäre das erste, was ich machen würde. Erstmal mit dem Therapeuten nach einer Lösung suchen.
Wenn das nichts hilft, dann würde ich mich nach einem anderen Therapeuten umschauen. Mal ganz unabhängig von der Therapierichtung kann es manchmal sein, dass der Therapeut Dinge nicht so erklären kann, dass sie bei einem richtig ankommen. Mir haben auch schon Therapeuten Dinge x-mal erklärt und ich hab nicht verstanden, was die wollten. Später hat es mir jemand anders erklärt, auf eine viel klarere, strukturiertere und logischere Art und ich hab es dann auch verstanden. Manchmal sprechen Therapeut und Patient einfach keine gemeinsame "Sprache". Manche Therapeuten erklären auch nicht wirklich, wie Therapie funktioniert und dann hat man nur noch Fragezeichen im Kopf, was die von einem wollen. Wenn man dann nachfragt und keine gescheite Erklärung bekommt, kommt man ins Schwimmen und blickt irgendwann gar nicht mehr durch. Das ist nicht Sinn einer Therapie.
Von daher mein Rat: Erstmal beim Therapeuten thematisieren (damit meine ich nicht, auf eine Frage zu antworten, dass du mit der Frage nichts anfangen kannst, sondern dein generelles Problem mit der Therapie als eigenes Thema beim Therapeuten anzusprechen) und dann notfalls jemand anderen suchen.

Ich denke allerdings, dass es auch schwierig ist, an genau den Punkt zu kommen, an dem die Depression genau angefangen hat. Depressionen kommen meistens so dermaßen schleichend und sind meist ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren, dass man oft gar nicht genau sagen kann, was jetzt genau der eine Startpunkt der Depression war. Wichtig ist, dass du weißt, was die verschiedenen Faktoren waren und wie es grob gelaufen ist. Aber auf den Tag genau wird man das in den seltensten Fällen feststellen können.
Deine Vergangenheit wirst du wahrscheinlich in einer tiefenpsychologischen PT besser aufarbeiten können als in einer Verhaltenstherapie, in der es mehr um das Verhalten im Hier und Jetzt geht.

Was ich mir als Kind in manchen Situationen gesagt hätte, könnte ich mir wahrscheinlich manchmal auch nicht beantworten bzw. wenn ich es wüsste, würde es wahrscheinlich gefühlsmäßig nicht ankommen, sondern nur theoretisch im Kopf. Mir hat es mal geholfen, mich als Erwachsene und als Kind zu malen wie ich mir als Kind helfe. Also weniger, was ich gesagt hätte, sondern was ich getan hätte... Das ist nicht so verkopft und Taten helfen manchmal mehr als nur Worte.
Ich würde mich da aber auch nicht so reinstressen, wenn dir nichts einfällt. Ich finde, dass man nicht immer alles sofort beantworten können muss, nur weil der Therapeut etwas grade wissen will. Es ist auch okay, Dinge mal ruhen zu lassen und sich zu einem späteren Zeitpunkt dem Thema wieder zuzuwenden. Manchmal ist es noch nicht der richtige Zeitpunkt.

Wenn ich merken würde, der Therapeut würde nur Standardfragen und ein Standardprogramm abspulen, dann wäre meine Motivation wahrscheinlich eher gering mitzumachen ;) Mit so jemandem könnte ich auf Dauer nicht arbeiten.
Wilhelm_59
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Wilhelm_59 »

Hallo DieNeue und danke dir für deine Antwort.

Das Thema werde ich bei der nächsten Sitzung ansprechen.

Was mich verwundert sind Antworten, wo ich denke das sind Standart Antworten. Ich möchte gerne mehr verstehen können was und warum ich so denke und reagiere. Da kommen wir an einen Punkt wo ich die Empfindung habe nicht weiter zu kommen. Da suche ich nach Gründen um zu Antworten für mich zu gelangen. Die Lösung soll der Besuch einer Psychiatrischen Praxis sein und die Unterstützung durch AD‘s. Meine problematische Vorgeschichte ist genau wie meine Einstellung bekannt. Daher habe ich den Eindruck wenn die Antworten ausgehen kommen wir zu diesem Punkt.
Es ist schwierig es richtig zu beschreiben. Ich bemerke meine Blockade und fühle mich nicht verstanden und empfinde es als ausweichende Antwort. Dann sinkt mein Vertrauen in Person und Therapie als wirksame Hilfe. Ich habe eh den Eindruck mich kaum zu kennen und werde noch unsicherer. An diesem Punkt komm ich nicht weiter. Ich sehe auch mein Verhalten als schwierig, da ich sehr misstrauisch bin und wenig zulasse. Ich habe eine starke Meinung über Ursache und Wirkung die der anderen Seite einen Zugang erschwert oder unmöglich macht. Ich bin in diesen Momenten wie blockiert und kann nicht mehr klar denken. Wenn ich das spüre ist die Stunde gelaufen und nichts geht mehr. Oft übernimmt dann Schweigen die Zeit, da meine Gedanken dann so schnell kreisen und meine Unsicherheit und Verwirrung keine klaren Gedanken mehr zulassen. Ich möchte dann am liebsten der Situation entfliehen. Angst, Scham, nicht normal zu sein, keine Ahnung zu haben was gerade schief läuft.
Wenn die Zeit aber vorbei ist kommen auch Zweifel. Was hab ich falsch gemacht. Was hätte ich noch sagen müssen usw.
Das sind alles Gedanken sowie Eindrücke die für Unruhe und Unsicherheit sorgen. Ich werde es, wenn auch teilweise schon geschehen, ansprechen. Hoffe das sich daraus eine Lösung ergibt? Es sind meine Erfahrungen. Vielleicht sind sie ähnlich auch bei anderen entstanden und aufgetaucht?
Grüße
Wilhelm
Gartenkobold
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Wilhelm,

eine tiefenpsychologische Therapie könnte besser geeignet sein. Dort könntest Du Deine Gefühle validieren, Angst...Scham und kommunizieren. Ihr könntest ergründen warum Du so fühlst. Ob es eine Übertragung ist. Ich komme dann meist weiter und stecke nicht fest.
VTler sind in so etwas nicht gut ausgebildet.
Du könntest auch kommunizieren, dass Du den Eindruck hast, dass ihr nicht weiter kommt, dass es vorgefertigte Antworten aus einem VT-Theapie Manual sind (war bei meiner VT auch so), dass Du wahrnimmst der Verweis auf ADs komme durch die Hilflosigkeit/Überforderung des Therapeuten zustande.

LG Gartenkobold
Zuletzt geändert von Gartenkobold am 13. Apr 2025, 09:16, insgesamt 1-mal geändert.
Senif
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Senif »

Hallo Wilhelm,

bei mir war Verhaltenstherapie auch nicht die richtige Methode. Ich habe in der tiefenpsychologisch fundierten Therapie mehr über die Zusammenhänge erfahren. Ich würde da schon mal mit dem Therapeuten darüber reden.
Allerdings war das bei mir ein sehr langer Prozess (Jahre).

meine depressiven Episoden kamen scheinbar sehr plötzlich - gefühlt von heute auf morgen. Vermutlich gab es eher Anzeichen, die ich nicht bemerkt hab. Ursache war immer Überarbeitung - also Grenzen nicht eingehalten bis der Körper gesagt hat "So nicht" und er hat mich dann über viele Monate lahm gelegt. Aber die Ursache für dieses über die Grenzen gehen, waren ein gewisser Ehrgeiz, was hinzubekommen (im Leben oft gescheitert) und der Selbstwert, der an Leistung geknüpft war. Und das kam aus der Erziehung. Ich hatte auch kein Urvertrauen ins Leben.

Ich hatte Unruhe und Anspanungszustände 24/7 gepaart mit Zwangsgedanken (Suizidale) - die Qual war unendlich groß, ich dachte jeden Tag mein Körper gibt den Geist auf. Um dort überhaupt therapiefähig zu werden, waren Medikamente wirklich notwendig. Ohne die wäre ich da nicht rausgekommen. Diese deckelten das ein bisschen (nicht vollständig). Deshalb ist die Idee mit den Medikamenten gar nicht schlecht, wobei dort auch ein wenig Geduld erforderlich ist, bis man das richtige gefunden hat.

Heute geht es mir wieder besser - ein paar Relikte habe ich noch, aber ich kann damit leben. Ich übe allerdings auch noch gewisse Sachen im Alltag: wie nein sagen, oder innere Grenzen zu setzen, dass nicht alles ungefiltert in mich rein kommt (wobei das wohl einer PS zuzuschreiben ist, die drunter liegt), Selbstwert - aber im Allgemeinen hab ich das Vertrauen gewonnen, dass alles irgendwie weiter geht und nichts so schlimm ist, dass die Welt untergeht.

Vielleicht sprichst du es bei deiner Therapeutin mal an, ob tiefenpsychologisch fundierte Therapie dir vielleicht besser liegen würde ? Letzten Endes kann das niemand vorher sagen, muss man ausprobieren.

LG Senif :hello:
lt.cable
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, Wilhelm!

Wie alt (und lebenserfahren) ist denn die Person, bei der du in Therapie bist? Hast du für dich den Eindruck, gut mit deinem Gegenüber über das, was dich bewegt, reden zu können? Fühlst du dich selbst ausreichend bereit, dich im Rahmen einer Therapie auch mal auf Dinge, die nicht deinen Erwartungen oder deiner Logik folgen, einzulassen?

Medikamente können schlicht eine Hilfe sein, um in der Gesprächstherapie überhaupt erst behandlungsfähig zu werden. Es muss ja kein Dauerzustand sein mit der Einnahme. Wenn sich so allerdings Blockaden lösen lassen, ist es doch vielleicht einen Versuch wert.

Es grüßt

lt.cable
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Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Nixe02
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Nixe02 »

Wilhelm_59 hat geschrieben: 11. Apr 2025, 19:02
Denke ich da falsch über Therapie. ...
Hallo Wilhelm_59,

ich fürchte, also nehme an, dein Therapeut will dass du so denkst wie er.

Anstatt, dass er versucht sich in dich hineinzuversetzen und sich auf deine gedankliche Ebene zu begeben, probiert er es umgekehrt und dieses anscheinend nicht sehr geschickt, was zwangsläufig zu Missverständnissen führen muss.
Das führt oft dazu, dass der Patient sich unter Druck gesetzt fühlt, wohl die ungünstigste Voraussetzung für eine Patienten-Therapeuten-Beziehung.

In Anbetracht der Tatsache, dass man mittlerweile einen Therapieplatz schon als "Lottogewinn" ansehen "muss", eine fatale Situation, wenn eine Beziehung, also ein Miteinander sehr schwierig bis unmöglich zu sein scheint.

Auch ich lernte schon solche Therapeuten kennen.
Ich kam mir vor wie in der Schule!

... entweder machst du mit und ordnest dich unter oder du bist ein schlechter Schüler. Diesen Eindruck hatte ich = ein alles andere als erhebendes, vertauenserweckendes Gefühl. Einem Abhängigkeitsverhältnis gleichkommend, schließlich will ich (!) ja etwas vom Therapeuten ...

Ähnlich wie in der Schule, vertrete ich die Ansicht, es gibt keine schlechten Schüler oder Patienten ... wenn der "Lehrer" sein Wissen nicht vermittel kann.

Doch das wird dir sicher auch nicht weiterhelfen.
Entweder versuchst du deinen Therapeuten zu verstehen, obwohl es eigentlich umgekehrt sein sollte oder du suchst dir einen Anderen, bei dem die Chemie stimmt und eine Verständigung möglich ist.
Nixe02
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Nixe02 »


Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Therapie
Gibt es die (!) Therapieform überhaupt, die man bei allen anweden kann?
Nur weil ein Mensch studierte und sich Fachkraft nennen darf und es vielleicht theoretisch drauf hat ... kann er dann auch mit Menschen umgehen? Immer und mit jedem?
Ist er immer empathisch, verständnisvoll, einfühlsam?

Was bei Frau XY funktionierte, muss das auch bei mir funktionieren, obwohl wir völlig anders ticken, andere Lebenserfahrungen/Ansichten/Gefühle haben??
Nixe02
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Nixe02 »

Auch ich finde es oft sehr befremdlich, wenn mir andere Menschen erklären wollen, wie es mir (!) geht oder wie ich etwas zu sehen habe.

... sie laden mich nicht ein, es auch einmal anders zu betrachten.
Sie setzen voraus! Das erzeugt nicht nur Unbehagen, sondern erzeugt auch einen gewissen Widerstand.
Senif
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Senif »

Also Nixe, wenn du immer erst eingeladen werden willst, bevor du bereit bist eine Perspektive zu wechseln, wird es schwierig mit den Menschen. Das Gegenüber merkt schnell, wenn Erwartungen gestellt werden und du eigentlich etwas willst, was andere tun sollen. Es ist deine Verantwortung, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Die Entscheidung, ob du das willst oder nicht, obliegt doch Dir.

Ich denke nicht, dass man hier herauslesen kann, dass der Therapeut will, das seine Patienten denken, wie er. Aber das ist nur meine Meinung. Vielleicht projizierst du hier auch etwas ?
Nixe02
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Nixe02 »

Also Senif, natürlich kann man einen Menschen auch nötigen. Aber das ist nur deine Meinung.

Aber egal, ich schrieb von meinen Erfahrungen, meinen Beobachtungen. Du machtest vielleicht andere.
:hello:

Ich möchte von meinem Therapeuten, eigentlich jedem Menschen (zum Gespräch) eingeladen werden.
Manche Menschen nennen es respektvoll oder "auf Augenhöhe".
Senif
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Senif »

Und ich denke, da liegt oft ein Problem vor: meine Ex hat auch immer von Augenhöhe geredet. Und weißt du warum ? Weil sie selbst damit ein Problem hatte und vieles auf die anderen projeziert hat. Sie hat sich (vielleicht unbemerkt, oder auch subtil) über andere erhöht, in dem sie immer mit dem Finger auf andere gezeigt hat und exorbitante Erwartungen hatte - ob bewusst oder unbewusst war mir irgendwann egal.

Das war übrigens das gleiche mit dem Konkurrenzdenken, was sie anderen immer angedichtet hat. Dabei waren es ihre Interpretationen der Situationen.

Ich hab das auch erst sehr spät begriffen.

Ich unterstelle Therapeuten nicht gleich, dass sie mir ihre Denke überstülpen möchten - wenn man so schon in die Therapie geht, wird es mit der Gestaltung der Gespräche sehr schwierig. Es macht auch nicht offen für eventuelle andere Sichtweisen. Ein Therapeut wird sicherlich auf seinen Patienten eingehen, mal von Ausnahmen abgesehen. Wenn aber die Masse der Therapeuten dich nicht erreichen können, dann würde ich mal darüber nachdenken, ob es nicht doch ein eigenes Problem ist.

Und hier ging es ja um die Verfahren - und ja, Verhaltenstherapie ist nicht immer das Mittel, dass am Ende hilft, auch wenn es Usus ist in der Behandlung von Depressionen. Ein Verfahrenswechsel kann da durchaus Sinn machen und auch helfen.
DieNeue
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von DieNeue »

Hallo Wilhelm,

hast du schon mit deinem Therapeuten gesprochen? Und wenn ja, was hat er gesagt?

Liebe Grüße,
DieNeue
Wilhelm_59
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Wilhelm_59 »

Hallo zusammen- Frohe Ostern!
Ich habe zur Zeit Osterpause (Praxisferien). daher kann ich erst zum Ende der Woche ein Gespräch führen.Danke für eure Antworten und Hinweise.
Ich sehe die Dinge nur verworren und unklar. Es kommt mir auch der Gedanke das ich etwas wichtiges vergessen habe zu sagen, oder nicht gefragt wurde? Viel passiert während einer Stunde und viel davor geht bei mir wieder unter. Das beunruhigt mich auch. Ist das normal?

Eine zentrale Frage - Ursachen zu finden und zu erarbeiten, die mir die Gründe benennen könnten, die einen Sinn ergeben für die momentane Situation. Ich habe das Gefühl, das ich es verstehen muß und wenn ich es begriffen habe es mir gelingt aus der Situation besser heraus zu finden.
Einen gewissen Druck wird es brauchen, da ich auch bemerke, das es schwer ist Kontakt zu Ereignissen zu bekommen, die ich ins Unterbewußte verdrängt haben.

Ich glaube das viel in der Vergangenheit liegt. Ich kann einige Details nicht vergessen und kann mich nicht abfinden. Mir wurde gesagt ich solle damit abschließen und mich auf die Zukunft konzentrieren. Es macht logisch Sinn so zu Argumentieren. Ob es so besser wäre kann ich nicht sagen. Ich denke aber wie beschrieben anders darüber und dieser Gedanke ist stark im Vordergrund. Gut, schlecht? Richtig, falsch?

Eingeschränkt im Denken, Fühlen. Wie man es auch nennt oder bezeichnet geht es mir nicht gut dabei. Es fehlt Zuversicht, Lebensfreude und ein Zutrauen. Ich sehne mich nach einer Normalität, wie sie andere einfach haben, fühlen und leben. Es ist eine starke Sehnsucht.

Dazu habe ich mich in Therapie begeben, auch weil ich glaubte, mir in Teilen selbst so fremd zu sein. Ich habe gehofft auf Antworten zu stoßen oder zu bekommen, die mir weiterhelfen mich weiter bringen. Da ich meine das Antworten fehlen und mir auch kaum etwas einfällt, bin ich verunsichert und meine kaum Fortschritte erreicht zu haben. Fragen nach Sinn und Möglichkeiten von Therapie. Es fällt mir schwer es korrekt zu beschreiben. Es dominiert das Gefühl nicht vollständig verstanden zu werden, oder eben falsch.

LG Wilhelm
Senif
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Senif »

Hallo Wilhelm,

schön, dass du dich meldest. Eingeschränkt im Denken und Fühlen - ja, Merkmale der Erkrankung.

ch sehe die Dinge nur verworren und unklar. Es kommt mir auch der Gedanke das ich etwas wichtiges vergessen habe zu sagen, oder nicht gefragt wurde? Viel passiert während einer Stunde und viel davor geht bei mir wieder unter. Das beunruhigt mich auch. Ist das normal?

Das ist normal in einer Depression. Ich hatte irgendwann auch angefangen, mich auf die Stunden vorzubereiten, und hab sie auch nachbereitet - allerdings konnte ich auch mal eine E-Mail schreiben, wenn etwas ganz dringend war.
Ein Symptom während der schlimmen Phase war, dass nichts hängen blieb - ich dachte, ich hab Alzheimer. Selbst Fernsehen ging nicht mehr. Das ist aber reversibel - bisschen konfus bin ich manchmal unter Stress, aber alles im Bereich des Normalen wieder. Das Symptom heißt Pseudedemenz im Rahmen der Depression.

In der Ergotherapie hab ich damals einen Spruch gelesen: Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muss man es vorwärts. (Søren Kierkegaard
Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/19705 ... eben-muss/)

Die Erfahrung hab ich auch gemacht. Aber das vorwärts leben konnte ich erst, als ich es rückwärts verstanden hatte :) Und neben dem Verstehen, ist auch wichtig zu fühlen. Also nicht nur auf kognitiver Ebene verstehen, sondern auch auf emotionaler.
Und dabei hat mir die tiefenpsychologisch fundierte Therapie sehr gut geholfen. Es ist also ein Versuch wert und drücke Dir die Daumen für deinen Termin.

(im übrigen hatte ich die ersten Jahre einen ziemlichen Verschleiß an Psychotherapeuten - also wenn eine Therapie nicht auf Anhieb gelingt, ist das nicht schlimm)

LG Senif :hello:
Schlumpffine
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Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Wilhelm_59 ,
ich kann deine Gedankengänge nachvollziehen und bin hinsichtlcih einer VT skeptisch.
Informiere dich mal über einen Schematherapeutischen (DBT) Ansatz.
Ich suche nach Antworten die mir helfen könnten alles besser nachvollziehen und gleichsam helfen könnten meine Probleme aufzulösen.
Die CD/Buch Skilltraining für Borderlinepatienten - nicht nur für Borderliner geeignet-bietet gute Grundlagen um seine eigene Krankheit besser zu verstehen.
Hier werden die Elemente Achrsamkeit,Nein Sagen, Vorsicht Falle (Grundüberzeugunungen), der neue WEG, Anspannung einfach und nachvollziebar erklärt.
Hier werden die Hintergründe der Verhaltensweisen und deren Änderung, die in einer normalen VT nicht oder sehr spät erklärt werden, sehr gut erläutert.
Aber Achtung! diese CD ist nur für Personen gedacht, die WIRKLICH etwas an ihrer Situation ändern möchten und nicht nur ein bißchen "betütelt" * werden wollen. Elemente aus dieser CD finden immer mehr Eingang in eine "normale" VT und sie finden auch in Kliniken Anwendung.

Im DBT-Skillstraining werden Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichsten Pathologien Fertigkeiten zur Verbesserung emotionaler Leidenszustände und zum Abbau dysfunktionaler Verhaltensmuster vermittelt. Anwendung findet das Skillstrainig bei allen Störungen der Emotionsregulation: Vielleicht wäre das eine Alternative?

Skilltraining 2.0
Schattauer Verlag
ca. 30 €
Gruß
Schlu :hello:

*
Betütelt" ist eine norddeutsche, oft informelle und liebevolle Art, zu sagen, dass jemand verwöhnt, umsorgt oder besonders liebevoll behandelt wird. Es kann auch bedeuten, dass man sich hingebungsvoll um jemanden kümmert.
Zuletzt geändert von Schlumpffine am 21. Apr 2025, 19:02, insgesamt 2-mal geändert.
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
DieNeue
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von DieNeue »

Hallo Wilhelm,
Wilhelm_59 hat geschrieben: 21. Apr 2025, 18:28 Eine zentrale Frage - Ursachen zu finden und zu erarbeiten, die mir die Gründe benennen könnten, die einen Sinn ergeben für die momentane Situation. Ich habe das Gefühl, das ich es verstehen muß und wenn ich es begriffen habe es mir gelingt aus der Situation besser heraus zu finden.
Einen gewissen Druck wird es brauchen, da ich auch bemerke, das es schwer ist Kontakt zu Ereignissen zu bekommen, die ich ins Unterbewußte verdrängt haben.

Ich glaube das viel in der Vergangenheit liegt. Ich kann einige Details nicht vergessen und kann mich nicht abfinden.
Was du erreichen möchtest, wirst du in einer Verhaltenstherapie nicht erreichen können, einfach weil das Verfahren dieses Ziel nicht hat. Ich würde dir wirklich empfehlen die Therapierichtung zu wechseln und mal zu einem tiefenpsychologisch arbeitenden Therapeuten zu gehen! Vielleicht hilft dir der Text hier weiter:
https://hellobetter.de/blog/therapieformen/
Wilhelm_59 hat geschrieben: 21. Apr 2025, 18:28 Mir wurde gesagt ich solle damit abschließen und mich auf die Zukunft konzentrieren. Es macht logisch Sinn so zu Argumentieren.
Nein, ich finde es nicht logisch so zu argumentieren. Wie sollst du denn bitte mit etwas abschließen, wenn du es überhaupt nicht verstanden hast? Das wird immer weiter in dir rumoren, bis du es einigermaßen verstehst. Natürlich kann man irgendwann zu dem Punkt kommen, wo man sagen muss, es geht nicht mehr weiter, man muss es jetzt einfach ruhen lassen. Aber das würde ich nicht machen, wenn noch so viel Unklarheit da ist.
Manche Leute können auch schnell mit etwas abschließen, aber wenn du nicht der Typ dafür bist, sondern es für dich wichtig ist, Dinge aus der Vergangenheit zu verstehen, dann geh dem nach. Trau da auch bitte deinem Gefühl!
Auch wenn du alles als verworren empfindest, finde ich, dass du dein Problem gut erklären kannst. Du bist nicht so durcheinander wie du denkst. Ich denke, du lässt dich nur leicht verunsichern und vertraust dir selber nicht.

Liebe Grüße,
DieNeue
DieNeue
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von DieNeue »

Hallo nochmal, Wilhelm,

ich habe gerade ein paar ältere Beiträge von dir gelesen. Du schleppst das Thema mit der richtigen Therapie ja jetzt schon mindestens ein dreiviertel Jahr mit dir herum. Das ist ganz schön lange. Ich konnte jetzt nicht rauslesen, dass du in der Zeit nochmal einen anderen Therapeuten aufgesucht hast. Wenn dir die Therapie schon so lange nicht hilft, ist es wirklich an der Zeit etwas zu ändern! Was hindert dich, mal bei einem anderen Therapeuten anzurufen und dir eine zweite Meinung zu deiner Situation einzuholen?
Du schriebst auch mal, dass du deinen Therapeuten auf einen Wechsel zur Tiefenpsychologischen PT ansprechen willst. Was kam denn dabei raus?
Ich denke mir auch, dass es in einer Therapie für dich auch sinnvoll wäre, zu lernen mehr auf dich zu vertrauen, dein Bauchgefühl ernst zu nehmen, dich selbst besser kennenzulernen. Es ist so wichtig, auf sich selbst vertrauen zu können, sich nicht durch jede Meinung verunsichern zu lassen. Diese Unsicherheit dir selbst gegenüber zieht sich durch deine ganzen Beiträge durch. Ich denke, es würde dir das Leben sehr erleichtern, da mehr Selbstvertrauen zu bekommen.

Du hattest auch geschrieben, dass die Diagnose AD(H)S im Raum steht. Ich würde dem Verdacht noch nachgehen. Es gibt hier User im Forum, die auch AD(H)S haben, die können dir da bestimmt mit Erfahrungswerten weiterhelfen. Was ich mitbekomme, ist, dass Medikamente da wohl einen großen Unterschied machen. Ich weiß, dass zusätzliche Diagnosen Angst machen und nochmal verunsichern, aber du hast da nichts zu verlieren. Entweder es zerschlägt sich, dann musst du nichts mehr in dieser Hinsicht machen und kannst es abhaken, oder es bestätigt sich und dir steht eine weitere Tür zu einer wesentlichen Verbesserung deines Zustandes offen. Diese Chance würde ich nutzen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Wilhelm_59
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von Wilhelm_59 »

Hallo und danke für die Antworten und Hinweise.

Ja mit den Gedanken und dem Thema schlage ich mich seit ungefähr 5 Monaten rum. Bisher bin ich zu keiner abschließenden Lösung gelangt.
Zuerst müßte ich einen Therapeuten suchen der Zeit und Kapazitäten hätte. Wie beschrieben bin ich unsicher und vermeidend.

Es ist alles zur zeit schwierig und ich steh mir selbst am meisten im Weg. Ich weiß es und merke es, kann aus mir wenig bis nichts ändern. Ich verstehe es selbst nicht. So viele Blockaden, die mir fast alles unmöglich machen. Unsicherheit und Scham sind die Dinge die ich verspüre und die so dominant sind.

Es fehlt die Leichtigkeit im sein. Dinge zulassen, Dinge tun die Spaß machen, genießen - Ich verwehre es mir ich kann nichts genießen. Es ist keine Freunde an der Zeit die ich wahrnehme. Es ist die eine Sehnsucht nach einer Freiheit die ich nicht kenne und nicht beschreiben kann. Es ist ein Zwang der verbietet. Nichts macht mehr Freude. Ich habe kaum Ansätze und Bezug zu den Dingen oder Aktivitäten die ich wieder gerne ausüben würde.
Es ist alles so Zwanghaft eingeengt und ich finde keinen Weg es zu ändern, um in eine andere Emmotionslage zurück zu kehren.

Ich werde es angehen müssen wenn ich nicht daran zerbrechen will. Mir fehlt es an Kraft und einem Willen, den ich verloren habe und der mir vorher eine Motivation war. Ich kann nur soviel dazu erklären.
LG Wilhelm
DieNeue
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Re: Krieg die Kurve nicht - keine Antworten auf Fragen

Beitrag von DieNeue »

Hallo Wilhelm,

du schreibst, du bist ängstlich vermeidend. Es gibt auch eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung. Wurde da schon schon mal was in die Richtung diagnostiziert? Wenn eine Persönlichkeitsstörung vorliegt, kann es auch schwierig sein, in einer "normalen" Therapie, die sich nur auf die Depression bezieht, voranzukommen.

Wenn du die Therapeutensuche alleine nicht hinbekommst, könntest du jemand anderen bitten, mit dir zusammen dort anzurufen. Dann hättest du einen fixen Zeitpunkt und auch jemanden, der etwas hinterher ist, dass du tatsächlich anrufst.

Liebe Grüße,
DieNeue
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