Erinnerungen

Lunalesca
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Erinnerungen

Beitrag von Lunalesca »

Liebe Forums-Mitglieder, mich beschäftigt immer wieder folgendes: viele kennen es, dass sie wenig, kaum oder gar keine Erinnerungen an ihre Kindheit haben. So geht es mir zumindest und das lässt sich sicherlich mit bestimmten Erfahrungen erklären.
Allerdings habe ich das Problem, dass ich auch kaum Erinnerungen an mein Leben überhaupt habe. Vor einigen Tagen schrieb mich ein Ex-Freund an beispielsweise. Er schrieb: „weißt du noch, als wir das und das erlebt haben…“ Das sind die Momente, in denen ich leichte Panik bekomme, denn in der Regel muss ich die Menschen dann enttäuschen. Vor allem bin ich dann von mir selbst enttäuscht. Es ploppen kurze, kleine Bilder auf. Ich weiß dann, dass ich mit dem Menschen da oder da war. Aber mehr weiß ich nicht. Erst recht kann ich mich nicht an eigene Emotionen erinnern oder diese nachfühlen. Dann fange ich an zu überlegen, woran das liegen kann usw…. Eine Möglichkeit, die ich in betracht ziehe, ist, dass ich vielleicht grundsätzlich wegen der Depressionen weniger Emotionen hatte, diese aber für die Erinnerungen notwendig sind. Kann das sein? Kennt ihr das?

Ich kann natürlich „einen Lebenslauf“ schreiben. Ich kann auch sagen, mit wem ich wann ein Paar war. Ich kann ein paar Erlebnisse aufzählen. Aber ich habe keinen emotionalen Zugang. Das macht mich wahnsinnig. Traurig. Ich habe immer wenig mit anderen gesprochen über die Erlebnisse, das könnte auch ein Grund sein. Dass ich deswegen gar keine Erinnerungen festigen oder überhaupt so etwas wie ein autobiografisches Gedächtnis aufbauen konnte. Vielleicht?

Ich bin vor Jahren einmal in den Urlaub geflogen, alleine. das ging leider komplett nach hinten los. Ich lag in dem Hotelzimmer 5 Tage im Bett. Einmal am Tag habe ich mich gezwungen rauszugehen und war froh, wenn ich zurück im Zimmer war. Ich kann mich an nichts aus diesem Urlaub erinnern. Keine Ahnung, wie ich da überhaupt was gegessen habe. Kennt ihr das, wenn ihr Depressionen habt? Ich meine, was soll man da auch großartig erinnern?

Ich versuche, achtsamer und bewusster durchs Leben zu laufen und habe das erste Mal ein Fotoalbum vom letzten Jahr erstellt. Vielleicht verschwinden die Erinnerungen dann nicht so schnell?
Ich lese meine Zielen und denke, es liest sich seltsam. Trau mich kaum, das abzuschicken.

Habe ein bisschen Angst vor euren Antworten. Ich wünsche es niemandem, hoffe aber gleichzeitig, dass es nicht nur mir so geht. :oops:
brndsvn
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Re: Erinnerungen

Beitrag von brndsvn »

Hi Luna,

ich kann Dir bestätigen, dass Du nicht allein bist. Erinnerungen und Emotionen gehören zweifellos zusammen. Das Erleben echter Situationen und deren Verbindung mit einem Gefühl, einem Geschmack oder Geruch erzeugt im Gehirn scheinbar eine nachhaltige Erinnerung. Träume beispielsweise sind für uns total real und mit echten Gefühlen verbunden. Wir vergessen sie aber schnell, weil es eben keine echten Situationen waren, die mit unseren Sinnen erlebt haben.

Wenn ich depressive Phasen habe, spüre ich meine Gefühle (sowohl körperliche als auch seelische) wie durch eine Art Schleier, einen diffusen Nebel. Meine Empathie ist quasi nicht mehr vorhanden. Das erzeugt bei mir das Gleiche wie bei Dir. Durchlebte Situationen speichern sich entweder gar nicht oder nur bruchstückhaft ab, Erinnerungen mit Gefühlen, Gedanken usw. sind nicht vollständig erhalten.

Achtsamkeit könnte zwar helfen, aber wenn man sich sowieso nicht mit der Welt verbunden fühlt, funktioniert das auch nur bis zum eigenen Ich. Ich kann aber verstehen, dass Du Dich wie eine Maschine fühlst, wenn andere von tollen Erlebnissen (auch mit Dir) berichten, Du aber so gar keinen Zugang hast. Ich bin kein Experte, aber kann in solchen Fällen Hypnose helfen, damit die Empfindungen zu den Erinnerungen passen? Ich denke, Du bist ein sehr empfindsamer und reflektierender Mensch, sodass vielleicht alles im Kopf abgespeichert ist, aber irgendwie unter unterschiedlichen Adressen?
Mario81
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Mario81 »

Hallo Lunalesca.

Erstmal willkommen im Forum.

Mir geht es auch so... Kindheitserinnerungen ? Hab ich sehr wenige, wo ich mir nicht mal sicher bin, ob ich mich erinnere oder es nur vom erzählen weiß.

Aber ich glaube, an guten Tagen mache ich mir da gar keinen Kopf drüber. An schlechten Tagen fällt mir sowieso nichts positives ein.
Vielleicht antworte ich genau deswegen gerade heute. Heute ist auch wieder so ein Tag wo ich alles anzweifle, obwohl ich glaube das es mir die letzten zwei Wochen ganz gut ging. Oder liegt das an der Ablenkung auf Arbeit? Ging es mir wirklich gut? Oder funktioniere ich nur?
Ich hab heute das Frühstück und Mittagessen gemacht, hab Staub gesaugt... Da könnte ich doch zufrieden sein... könnte... aber ich hab das Gefühl es "nur" für meine Familie getan zu haben. Ich hätte mir wahrscheinlich nur ne Pizza reingeschoben...
Hab das Gefühl wieder nichts für mich zu tun... an den freien Tagen bin ich einfach körperlich zu erschöpft. Dabei gehe ich nur noch 30h arbeiten.

Mit den Emotionen... Da ist sicher was dran... ich hab nie groß emotional reagiert... immer schön rational bleiben... deswegen kann ich mich bestimmt auch an weniges erinnern.
Z.B... Früher konnte ich mich über den Frühling freuen... die Frühblüher, das Vogelgezwitscher... Jetzt... es ist eben da... ich sehe nur wie schnell die Zeit vergeht...

Ich hoffe das du den emotionalen Zugang zu dir findest.

Liebe Grüße Mario
"Egoismus besteht nicht darin, zu leben, wie man möchte; sondern darin, von anderen zu verlangen dass sie leben, wie man es möchte"

Oscar Wilde
Lunalesca
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Lunalesca »

Ich danke euch!! Für eure Antworten.
ich muss einen Moment darüber nachdenken, werde dann etwas dazu schreiben.
Danke.
Senif
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Senif »

Hallo zusammen,

ich hatte wenn dann negative Erinnerungen, alles andere war weg. Ich denke auch, dass Emotionen zum Erinnern wichtig sind. Ohne Emotionen lernt es sich auch nicht gut - auswendig lernen ohne Bezug konnte ich noch nie.

@Mario 30h sind in meinen Augen viel - und es ist toll, dass du das schaffst. Natürlich sollte es mehr sein, als nur funktionieren. Man will ja auch ein bisschen leben.

Habt ihr Hobbys oder irgendwelche Sachen, die ihr gern macht, oder früher mal gemacht habt ? Oder irgendwas, was ihr mal machen würdet wollen ?
Ich hab letztes Jahr was ganz Neues ausprobiert, Wakeboarden und das war irgendwie wie ein Schub innerlich - obwohl ich körperlich viel Kraft gebraucht habe, hat es mir emotional und mental viel Kraft gegeben. Da war ich irgendwie geflasht.

Natürlich ist das schwierig, was zu finden wenn einem es schlecht geht. Aber ich habe lange daran gearbeitet wirklich auch schöne Dinge zu machen - nicht nur Hausarbeit, Arbeit oder Pflichttermine - und dann könnte man stolz sein. Hatte auch lange ein schlechtes Gewissen, wenn ich was eigentlich Schönes gemacht habe - stand mir das überhaupt zu ? Ja, eindeutig ja !

LG Senif :hello:
Lunalesca
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Lunalesca »

Wenn ich richtig depressiv bin…ist es dann wie ein Schleier? Dann ist gar nicht möglich. Dann hasse ich mich selbst, stelle alles in Frage und fordere eigentlich jeden auf, mich aus Selbstschutz zu verlassen. Wenn das nicht gemacht wird, gehe ich halt. Ich schäme mich dafür. Zum Glück hält so etwas nicht lange an. Depressiv….ich habe das Gefühl, dass ich immer so knapp unter der Null-Linie bin. Ich finde, das ist ok. Das ist nicht „schlimm“. Aber es fehlt Freude und Antrieb. Ich habe oft das Gefühl, dass ich warte. Warte, dass der Tag vorbei ist. Dass der Abend rum ist. Dass endlich das Wochenende geschafft ist. Und so weiter und so fort. Ich arbeite (gut und gerne), ich funktioniere und das ist alles gut und würden sich viele sicher einfach nur wünschen. Aber die Emotionen…die fehlen. Andererseits habe ich mich eben ehrlich und aufrichtig gefreut, dass eure Antworten kamen. Da sind Emotionen.

Erinnerungen…bezogen auf Sexualität ist das immer noch einmal speziell. Es gab Zeiten, in denen ich meine Partner später gefragt habe: „Haben wir zusammen geschlafen?“ Das war….cringe und befremdlich, würde ich sagen. Da ist es für mich aber noch nachvollziehbar.

Vielleicht ist es speziell in Beziehungen so. Gewesen. Eine dicke Wattewolke oder sonstwas zwischen mir und dem Partner….ich muss darüber nachdenken.
Lunalesca
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Lunalesca »

Hobbies, das ist ein wichtiger Punkt…ich habe früher sehr, sehr viel Musik gemacht. Aber: ich habe es nicht intrinsisch motiviert gemacht. Ich merke, dass ich immer erst einmal viiiiiel zeit für mich brauche, ausruhen Blabla….bis vielleicht ein kleiner Keim entsteht, wo ich merke: Darauf hätte ich jetzt Lust! Ein bestimmtes Lied hören. Vielleicht sogar eine Wand streichen. Blumen kaufen, Blumen pflanzen.
Aber diese Zeit und Ruhe….die hab ich kaum. Das heißt, am Wochenende stehen noch Pflichten an, die ich mit größter Kraftanstrengung noch abarbeite, ansonsten liege ich im Bett. Und warte, dass wieder Montag ist.

Das ist letztendlich kein schönes Leben. Aber es „funktioniert“.
Mario81
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Mario81 »

@ Senif.
Dankeschön... ich erwische mich immer wieder mal, wie ich mich mit früher vergleiche... deswegen "nur" 30h...
Wakeboarden... Schön das du was für dich gefunden hast.

Hobbys... Daür hatte ich keine Zeit früher... hört sich blöd an, ist aber so...

Mit Musik kann ich Tränen auslösen, da gibt es gewisse Musikstücke... aber auch sonst läuft immer Musik, wenn es geht...
Ich war größer Fußballfan... dafür kann ich mich auch nicht mehr begeistern. Wenn mein Verein spielt und gewinnt... Da kommt mal ein "Ja"... früher bin ich gut gelaunt durch die Welt gelaufen.
Wenn Sie jetzt verlieren stört es mich aber auch nicht... früher war ich satt...

Ich male jetzt... aber da brauch ich Ruhe und Zeit... beides kommt selten vor... und dann finde ich Kleinigkeiten die mir nicht gefallen, obwohlich viel Lob bekomme,was ich nicht annehmen kann... Meine eigenen Ansprüche sind viel zu hoch... das weiß ich auch, aber wie bekomme ich sie runtergeschraubt?
Naja... dafür bin ich bei der Therapie.
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Oscar Wilde
Lunalesca
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Lunalesca »

@mario Und wenn du malst, hast du denn zumindest ERSTMAL Lust dazu? Und findest dann eine Stelle, die dir nicht gefällt und das hat wieder einen Einfluss auf deine Gefühle und Motivation….oder fängst du an zu malen, weil du denkst, dass du es tun „solltest“?

Ich drehe mich immer und immer wieder im Kreis. Ich probiere Sachen aus. Spazierengehen. Fahrradfahren mit dem Hund, Cello lernen, schwimmen gehen. Ich mache das.
Aber es bringt ganz ehrlich alles einfach nicht Spaß.
Es kostet alles Überwindung. Und wird nicht mit Freude belohnt. Maximal mit dem Gefühl, dass ich für mich abhaken kann, es wenigstens versucht zu haben.
Gleichzeitig würde ich nicht sagen, dass ich gerade in einer tiefen Depression stecke. Das fühlt sich ganz anders an. Aber diese Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit. Und ich frage mich jedes Wochenende: soll ich auf mein Gefühl achten und dem nachgeben, nichts tun, mich ausruhen, vielleicht braucht mein Körper das, 48 Stunden im Bett zu liegen? Oder sollte ich unbedingt zusehen, dass ich mich bewege, mich beschäftige, unter Leute komme?

@Senif: wenn du Wakeboarden gehst, machst du das eher allein oder kommst du da viel mit anderen Menschen in Kontakt? ich glaube, das ist auch wichtig, um schöne Erinnerungen abzuspeichern. Im Idealfall da Menschen zu haben, mit denen man später, auch vielleicht Jahre später, über diese Erfahrungen und Erlebnisse sprechen kann? Mir ist aufgefallen, dass ich das nicht habe.
Am Beispiel mit Ex-Freunden: man ist zusammen, ich habe vielleicht vieles nicht so emotional mitbekommen, wie es andere tun würden…aber dann waren die Menschen auch IMMER weg. Dadurch gab es nie jemanden, mit dem ich dann mal darüber gesprochen habe. ich denke, das spielt auch eine große Rolle.

Ich bin früh zu Hause ausgezogen, Schule abgebrochen und weggezogen. Vor einem Jahr hat mir mein Bruder das erste Mal erzählt, wie es IHM in unserer Familie ging. Das erste Mal. Es gab solche Gespräche einfach nicht.
Mario81
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Mario81 »

Manchmal male ich, weil ich mal wieder malen müsste... manchmal weil ich möchte ...
Das Problem... ich weiß das das Bild schön geworden ist, aber ich fühle es nicht... also ist es irgendwie egal...
Manchmal werde ich traurig oder wütend, weil ich es nicht fühlen kann. Dann könnte ich das Bild in die Ecke schmeißen...

Am Anfang konnte ich das spazieren gehen und Rad fahren auch nur abhaken... ich hab es gemacht, besser als nichts.
Aber ich hatte wahrscheinlich zu hohe Erwartungen daran geknüpft... ich kann das auch nur, wenn den Tag gar nichts ansteht. Dann kann ich mich an den See setzen, bissl lesen, sogar entspannen. Ist in den Momenten gut, denke ich, aber ich kann es nicht mitnehmen... Danach ist wieder so... Ja... ich hab es eben gemacht...

Diese tiefgründigen Gespräche... die kenne ich auch erst seit der Depression... hatte also auch was gutes...
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Senif
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Senif »

Hallo Mario,

hab früher auch Volleyball gespielt und konnte nie wieder daran anknüpfen. Trotz, dass ich es nochmal probiert habe. Also es kann durchaus sein, dass sich Interessen auch einfach ändern.
Du hattest früher keine Zeit für Hobbys. Wie ist es heute ? Ich hab auch erst viel ausprobieren müssen. War Drachbootfahren u.a. - da war auch nichts für mich. Es ist nicht schlimm, wenn man probiert und merkt, dass es nichts ist. Aber durch das Probieren hab ich irgendwann was gefunden.

Also muss für dich alles perfekt sein ? Die Annahme von Fehler ist wichtig. Auch der eigenen Fehler. Deshalb ist etwas nicht gleich schlecht. Klingt für mich dann auch wie Selbstabwertung (das kenne ich von früher sehr gut :-o) Gutes Therapiethema.

@luna auf der Anlage sind dann natürlich mehr Menschen. Mit denen man auch mal ein Wort wechselt, aber es ist eher nicht wie in einem Verein. Es kommen immer auch mal andere und die Beziehungen eher oberflächlich. Aber zu Spaß haben auf dem See ist das super - ich genieße den Fahrtwind, wenn ich es auf das Brett geschafft habe. Und ich fand es auch nicht schlimm, so oft reingeflogen zu sein.

Ich bin aber eher Einzelkämpfer, lebe auch allein und habe damit keine Probleme. Ich liebe meine Freiheit und Autonomie.

Die Depression ist auch eher was, was über Monate geht und immer gleich schlecht ist. Da gibt es nicht die Schwankungen.

LG Senif
Senif
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Senif »

Edit: ich weiß es ist schwer, aber die Zeit muss man sich manchmal auch einfach nehmen.
Mario81
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Mario81 »

@ Senif.
Viel Zeit für Hobbys hab ich nicht, obwohl ich weniger arbeite. Brauche aber auch viele Pausen zum Couching...
Hab durch unseren Sohn wenig Zeit... ich hoffe, das wenn er dann die Lehre macht, ich mehr Zeit für mich finde.

Ja... unterbewusst muss es perfekt sein. Rational weiß ich das es nicht so sein muss. Aber das Unterbewusstsein gewinnt meist... unterbewusst 😉
Selbstabwertung trifft es gut...kann ich morgen gleich ansprechen.
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lt.cable
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Re: Erinnerungen

Beitrag von lt.cable »

Lunalesca hat geschrieben: 23. Mär 2025, 18:39 Allerdings habe ich das Problem, dass ich auch kaum Erinnerungen an mein Leben überhaupt habe.
Wenn ich ehrlich bin, dann ist viel von meiner Erinnerung von so einer Art schwarzem Loch aufgesaugt worden. Die aktuellen Tage verschwinden meistens auch dorthin. Eine allgemeine Orientierungslosigkeit und fehlende Verortung im Leben. Die langen Linien und das Aufbauen, das Ankommen gibt es nicht. Frühere Lebensepisoden (Schulzeit, Berufsausbildung, die wirren Studienjahre, sporadische berufliche Tätigkeit) wirken auf mich wie ganz andere Leben, die mit meinem heute gar nichts mehr zu tun haben.

Gleichwohl denke ich, dass ich lieber noch mehr vergessen denn mehr erinnern würde. Wenn ich das so lese, sollte ich wirklich dringend endlich eine neuerliche Gesprächstherapie anleiern. :lol:

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Lunalesca
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Lunalesca »

Wenn ich ehrlich bin, erinnere ich mich nicht einmal an meine eigene Hochzeit damals 🙈
Es ist mir so unendlich unangenehm. Auch nicht an die Feier. Als wenn die Erlebnisse nicht mit und in mir verbunden wären.

Es erschüttert mich etwas, diese Tatsache 😕 etwas mehr eigentlich.
Aber meinen Job krieg ich wunderbar hin, gut strukturiert, verlässlich etc.
Katerle
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Katerle »

Hallo Luna,

hatte lange überlegt, ob ich antworte. Und zwar hatte ich von klein auf Erinnerungen, negative und auch positive. Und das zog sich so weiter durch mein Leben... Hatte aber eher verdrängt, weil ich eben auch noch zu klein war, um darüber zu reden... und auch streng verboten kriegte, was zu sagen... Und so sagte ich auch nichts meinen Eltern, obwohl mein V. mich damals fragte... Naja war auch ne blöde Situation damals...
Meine ... konnte sich z. B. nicht an was erinnern, was vorgefallen war...

In einer stationären PT hatte ich damals alles niedergeschrieben, all die Situationen und was da vorgefallen war... Auch ambulante Therapie hatte mir weitergeholfen.

Alles Gute für dich und viel Kraft
Lunalesca
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Lunalesca »

Danke Katerle, dass du dich dafür entschieden hast, zu antworten.

Du hast sehr aufgepasst, was du wie schreibst.
Deine…., weißt du, ob sie dieses „nicht erinnern können“ auf auf andere Personen überträgt/übertragen hat? Als genereller, antrainierter Schutzfilter? Kennt das jemand so?
Allegretto
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Allegretto »

Hallo,

es gibt traumabedingte Dissoziation. Dann fehlen einem Menschen Erinnerungen bzw. sind Erinnerungen dem Bewusstsein nicht zugänglich. Das Erinnern ist über den Willen oder das Wollen nicht beeinflussbar.
Lunalesca
Beiträge: 14
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Lunalesca »

Hallo Allegretto, danke für deine Antwort.
Ja. Während der Traumata. Aber dass es dann auch in Situationen mit ganz anderen Menschen in völlig harmlosen Situationen passiert? Als Dauerzustand? Dann wäre das ja schon ein Hinweis auf mehrere Persönlichkeiten, die habe ich definitiv nicht.
Kennen das noch andere, dass sie diesen dissoziierten Zustand immer wieder aufrufen?
Nixe02
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Re: Erinnerungen

Beitrag von Nixe02 »

"Kennen das noch andere, dass sie diesen dissoziierten Zustand immer wieder aufrufen?"

Diesen dissoziierten, "auseinanderfallenden" Zustand kennt wohl jeder! Auch trägt jeder mehrere "Persönlichkeiten", Gefühle, wechselnde Wertungen, Wahrnehmungen, Beurteilungen (situationsbedingt) in sich.
Nur viele reden kaum darüber und/oder bemessen dem keinerlei Bedeutung zu, jedenfalls nicht ständig.
Allegretto
Beiträge: 219
Registriert: 5. Nov 2019, 18:15

Re: Erinnerungen

Beitrag von Allegretto »

Hallo nochmal,
Eine Dissoziation oder ein dissoziaziver Zustand wird nicht willentlich 'gemacht oder aufgerufen'.
Dissoziation ist eine Bewältigungsstrategie (wie Flucht, Kampf, Totstell-Reflex), die v.a. füher (im Ursprung) (lebens)notwendig war und im Hier und Heute in als belastend erlebten Situationen "automatisch" aktiviert wird und stattfindet. Dissoziation, dissoziative Phänomene per se bedeuten nicht, dass 'man' "mehrere" ist.
Nixe02
Beiträge: 583
Registriert: 6. Jun 2024, 14:59

Re: Erinnerungen

Beitrag von Nixe02 »

Auch Erinnerungen verblassen mit der Zeit, hält man sie nicht ständig wach, verschwinden tun sie nie ganz, nur werden sie immer schwächer. Oft werden auch neue Erinnerungen gebildet, obwohl man es nie erlebte ... man sich also gar nicht daran erinnern kann, weil man es so (!) nie erlebte.
Unser Hirn bastelt sie zurecht, um sich bestimmte Dinge zu erklären ... deshalb ist man weder krank, och sonst wie ...
Nur redet kaum jemand darüber!
Nixe02
Beiträge: 583
Registriert: 6. Jun 2024, 14:59

Re: Erinnerungen

Beitrag von Nixe02 »

Hallo nochmal,
wenn jeder/einige immer nur auf diverse wissenschaftliche Definitionen hinweisen kann, auf fast schon unumstössliche Wahrheiten, die man/frau/kind weder verallgemeinern kann, nicht einmal annehmen darf, jegliche Mutmaßungen, Annahme einer Möglichkeit ausschließt und somit jegliche Diskussion schon im Vorfeld ad absurdum führt, hat zwar Recht - für sich.
Doch das war's auch schon!
Katerle
Beiträge: 11690
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Erinnerungen

Beitrag von Katerle »

Lunalesca hat geschrieben: 27. Mär 2025, 12:44 Danke Katerle, dass du dich dafür entschieden hast, zu antworten.

Du hast sehr aufgepasst, was du wie schreibst.
Deine…., weißt du, ob sie dieses „nicht erinnern können“ auf auf andere Personen überträgt/übertragen hat? Als genereller, antrainierter Schutzfilter? Kennt das jemand so?
Das weiß ich jetzt nicht, aber was ich sagen kann, dass es vielleicht manchmal auch besser ist, sich nicht zu erinnern können... Hoffe, du /ihr wisst, wie ich das meine...

LG
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Erinnerungen

Beitrag von DieNeue »

Lunalesca hat geschrieben: 27. Mär 2025, 14:39 Aber dass es dann auch in Situationen mit ganz anderen Menschen in völlig harmlosen Situationen passiert? Als Dauerzustand?
Hallo Lunalesca,

ich habe Dissoziationen nur mal live bei einem Mitpatienten in der Klinik mitbekommen. Er saß am Tisch, hat seine Hand hin- und herbewegt und war nicht ansprechbar. Er erzählte mir später, dass er in solchen Situationen auch manchmal von seinem Trauma redet, er das aber nicht mitbekommt. Er weiß das nur, weil andere es ihm erzählt haben.
Ich weiß es nicht, ob es auch Dissoziationen gibt, die man von außen weniger mitbekommt.
Aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es kein Mensch auf deiner Hochzeit mitbekommen hätte, wenn du als Braut permanent geistig völlig abwesend gewesen wärst. Das fände ich schon arg krass. Vielleicht könntest du mal Leute fragen, die bei solchen Ereignissen, wo du definitiv dabei warst, an die du dich aber nicht wirklich erinnern kannst, was sie da für einen Eindruck von dir hatten oder ob ihnen irgendwas an dir aufgefallen ist.

Ich denke auch, dass sich Erinnerungen leichter aufrechthalten lassen, wenn man sich immer wieder damit beschäftigt, also drüber redet, Fotos anschaut u.ä.

Liebe Grüße,
DieNeue
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