wieso verletzt man ungewollt Angehörige?

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-Josepha-
Beiträge: 19
Registriert: 5. Apr 2021, 15:45

wieso verletzt man ungewollt Angehörige?

Beitrag von -Josepha- »

Hallo,
gerne wollte ich mich über das Thema austauschen, warum man leider seine Angehörigen so verletzen muss.
Ich ertrage das einfach nicht mehr, dass sich Angehörige so um einen sorgen müssen und einem helfen wollen, aber leider nicht immer können. Es ist ein Teufelskreis, den ich kaum noch ertrage. Seit etlichen Jahren habe ich leider immer mal wieder Einbrüche - so wie momentan leider seit ziemlich langem schon wieder. Und es schmerzt umso mehr, dass Angehörige das mit ertragen müssen und manchmal kaum (noch) helfen können. Es tut mir im Herzen weh ständig anderen Menschen absagen zu müssen, keine Hilfsangebote annehmen zu können und dass sie zusehen und miterleben müssen, wie es einem geht. Es ist schon schlimm und schmerzlich/unerträglich und oft unerklärlich (warum man Einbrüche oä erleidet) genug für einen selber, aber dass Angehörige darunter auch leiden und deren Leben auch davon beeinträchtigt wird, ist noch viel schlimmer und macht alles noch unerträglicher für einen selbst auch. Ich schaffe das nicht mehr wie ein Problemfall für viele und vieles zu sein. Man macht es nicht mit Absicht, aber das macht die Sache nicht ein Stück/ein bisschen wie besser oder vielleicht erträglicher oä.
Ich verstehe einfach auch überhaupt nicht mehr, wieso sowas und das alles so ist/so sein muss - es gibt weder einen Sinn darin/dafür, noch wie und warum ein Leben so kaputt gehen kann.
Kennt jemand vielleicht auch so welche Empfindungen und musste/muss leider solche Erfahrungen auch machen?
🍀freundl. Gruß
GuntherB
Beiträge: 450
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: wieso verletzt man ungewollt Angehörige?

Beitrag von GuntherB »

Hallo Josepha,

ich glaube, alle oder fast alle Betroffenen hier kennen solche oder so ähnliche Gedanken.
Es hängt aus meiner Sicht oft damit zusammen, dass man psychische Leiden oft nicht unmittelbar sieht und das
Betroffene auch oft von außen betrachtet nicht in einer schlechten oder in einer Notsituation zu leben scheinen.

Ich versuche da mitunter so ranzugehen: Wenn es mir gut gehen würde, würde ich anderen Menschen nicht absagen.
Ich sage nicht ab, weil ich keine Lust habe, sondern weil es mir nicht gut geht. Da kann dann weder ich noch der/die andere etwas dafür.

Ich glaube man muss/sollte von Schuldgefühlen wegkommen.

Warum man oder bestimmte Menschen immer wieder Einbrüche haben, hat sicherlich ganz verschiedene Ursachen und nicht alle kann man sich oder
sind vielleicht auch nicht immer erklärbar. Ich habe da auch noch keine wirklich 100%ige Antwort gefunden.

VG
G.
-Josepha-
Beiträge: 19
Registriert: 5. Apr 2021, 15:45

Re: wieso verletzt man ungewollt Angehörige?

Beitrag von -Josepha- »

Hallo Gunther,
vielen Dank für die nette Antwort/Nachricht.
Das wäre schön mehr von Schuldgefühlen und Scham usw. auch wegzukommen.
Einen guten Freitag wünsche ich noch
und Grüße
DieNeue
Beiträge: 6141
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: wieso verletzt man ungewollt Angehörige?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Josepha,

nein, Leid macht in der Regel keinen Sinn. Menschen erleiden viel Unrecht, manche erleben Krieg, manche eine Hungersnot, manche werden krank oder sind von Geburt an behindert. Das alles bräuchte kein Mensch. Man kann nur das Beste draus machen und versuchen, für sich selbst etwas zu lernen. Manchmal macht erfahrenes Leid aber auch stärker.

Es ist klar, dass Angehörige darunter leiden, wenn jemand Depressionen hat. Aber auch sie müssen lernen, damit umzugehen und sich notfalls auch Hilfe holen. Natürlich wartet jeder darauf, dass die Depression verschwindet, aber das kann nicht das Rezept dafür sein, wenn Angehörige mitleiden. Sie müssen auch selber lernen es nicht zu sehr an sich heranzulassen, manches nicht persönlich zu nehmen und sich auch um sich selbst kümmern. Ich kenne das Gefühl und den Gedanken, ich bin nur eine Last für andere und immer bin ich das "Problem". Aber das Problem bist nicht du. Das Problem ist die Krankheit.

Ich habe für mich beschlossen, dass ich meine Familie entlasten möchte und mir deshalb Hilfe durch Ambulant betreutes Wohnen und eine Haushaltshilfe geholt. Dadurch brauche ich meine Eltern bei praktischen Dingen weniger und ich habe auch jemanden für stützende Gespräche, damit meine Eltern sich nicht jedes Problem anhören müssen. Für meine Eltern ist das auch eine Entlastung.
Termine sage ich oft nur unter Vorbehalt zu, damit die Enttäuschung, falls es nicht klappen sollte, nicht zu groß ist. Das nimmt mir auch Druck, dass ich es unbedingt zu dem Termin schaffen muss und so schaffe ich es auch besser, tatsächlich hinzugehen. Manchmal habe ich auch Treffen abgesagt, aber stattdessen angeboten zu telefonieren.

Hast du schon mal mit deinen Angehörigen darüber gesprochen, wie es dir geht, weil sie so mitleiden und dass du das Gefühl hast, du bist nur noch ein Problem?

Liebe Grüße,
DieNeue
-Josepha-
Beiträge: 19
Registriert: 5. Apr 2021, 15:45

Re: wieso verletzt man ungewollt Angehörige?

Beitrag von -Josepha- »

Hallo @DieNeue,
lieben Dank für deine Nachricht und deine Sichtweise usw.
Finde es gut, welche Hilfen du dir geholt hast, um deine Familie und dich zu entlasten.
Verabredungen z. B. nur unter Vorbehalt zuzusagen, das kenne ich auch und mache ich auch oft.
Es ist ja überhaupt nicht so, dass meine Familie z. B. bzw. mein Umfeld mir das Gefühl vermittelt wie ein Problem(fall) oä vielleicht zu sein - eher ganz im Gegenteil. Ich kann auch mit allen über alles reden und mir würde immer geholfen werden usw. Sie sind auch alle sehr tapfer sozusagen und taff usw und geben mir ja auch nicht unbedingt das Gefühl, dass sie mitleiden - sie sind sehr stark und nehmen mich so wie ich bin (vor allem sehen sie mich vorrangig eher als die Person, die sie natürlich auch kennen, wenn es mir gut geht und besser ging), informieren sich und holen sich selbst ggf. auch Hilfe usw. Sie sind sehr engagiert, ohne dabei wie vielleicht aufdringlich zu sein oder evtl wie Druck auszuüben.
Diese Gefühle, wie ein Problemfall zu sein und anderen eher vielleicht schlechte Stimmungen und Zeiten usw zu bescheren, kommen wohl eher von mir aus.
Aber, es ist ja nun mal auch so, dass ich eher anderen auch Sorgen und Kummer usw bereite, wenn ich mein Leben nicht (mehr) hinbekomme und mein Leben nicht richtig leben kann. Sowas und das geht doch nicht wie spurlos an anderen auch vorbei. Es ist bei weitem nicht so, als wenn es einen gut und besser gehen würde - für keinen. Und davon zum Beispiel habe ich so verdammt nochmal die Nase voll von, ehrlich. Ich hasse meine Situation und dass es öfter bei mir schon Einbrüche (aus was für Gründen auch immer - keine Ahnung) gegeben hat. Hätten mich schon ein paar mal andere nicht über Wasser gehalten, dann wäre ich vielleicht richtig z. B. auf der Straße gelandet.
Jetzt habe ich seit längerem leider auch schon wieder eine Phase ohne Job leider (den ich selbst leider aufgegeben habe) und vermehrter und starker Einsamkeit durch soziale Isolation und einiges weitere so. Für mich ist es ua alles andere als einfach und gut auf Bürgergeld angewiesen zu sein und von u. a. staatlichen Hilfen leben zu müssen.
Ich hatte beruflich Ziele und Vorstellungen und Interessen und habe da auch versucht drauf hinzuarbeiten und bin auch eine gute Arbeiterin eigentlich sozusagen, aber habe es trotzdem (warum auch immer) nicht geschafft mir beruflich was aufzubauen. Auch privat habe ich mir nichts aufbauen können leider.
Die mehr als 20 letzten Jahren in meinem Leben sind an mir wie vorbei gerauscht und ich kann mir ehrlich nicht erklären, wo diese Jahre hin sind (auch wenn das vielleicht komisch klingt). Es ist viel passiert in der Zeit bei mir und in meinem Umfeld usw - gutes sowie eher nicht einfaches - aber im Endeffekt stehe ich mit nichts (mehr) da.
Ich kann leider auch kaum noch Kontakte pflegen und halten und fühle mich nur noch von meinen Problemen (welche über die Jahre immer mehr oder anders wurden) umgeben.
Die Hoffnung und guten Gefühle sind wie endgültig weg und als würde ich keinen Weg mehr für mich finden (können). Wie, als hätte ich mich ganz schlimm verlaufen und finde den und keinen Weg mehr zurück. Als hätte man auch nie mehr die Chance mal fröhlich und unbeschwerter wieder leben zu können.
Meine Probleme und somit schlechten Gefühlen usw erdrücken mich und verändern mein Verhalten und agieren/handeln können usw.
Dabei wollte ich es immer ganz anders - zum Beispiel eher mich um andere auch kümmern können und zu verwöhnen usw (was ich ja auch schon habe und konnte und wie ich eigentlich eher auch einfach bin). Nun ist es leider mal wieder eher anders. Als würde ich genau das Gegenteilige erleben und haben, was ich eigentlich will und mir vorstelle und wie ich eigentlich bin - ehrlich, wie verflucht oä irgendwie.
Und ich kann das nicht mehr - ich halte das nicht mehr (so) aus. Diese Situation ist furchtbar für mich sowie, wie gesagt, ja auch leider für andere - das und sowas ist einfach nicht (mehr für mich) zu verstehen.
Leider habe ich jetzt sehr auch negativ gepostet - sorry vielleicht dafür
und liebe Grüße
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