step by step - Wege ins Licht

heike56
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von heike56 »

Liebe Susan,

wenn ich deine Beiträge lese, frage ich mich manchmal, ob Du von den Medikamenten her optimal eingestellt bist. Manchmal habe ich das Gefühl, weil Du anscheinend keinen Schutzschild mehr besitzt, ob nicht mehr möglich wäre.
Ich mag total verkehrt liegen, vielleicht mußt Du durch diese extremen Tiefs gehen.

Es tut mir leid für dich, dass Du dich so quälen musst. Vielleicht suche ich auch von daher eine andere Möglichkeit für dich.
Mir ist schon klar, dass nur Du deinen Weg finden kannst.

Ich denke oft an dich. Gibt es in deiner Familie eigentlich Faktoren, die auf eine erbliche Veranlagung schließen lassen.

Mir geht es zur Zeit gut. Aber die Wintermonate sind noch nicht da. Aber da weiß ich, die gehen auch vorbei.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Eine liebevolle Umarmung von

Heike47

Liebe Grüße an alle, die hier mitlesen. Ich lebe seit 14 Jahren mit Depressionen und möchte Mut machen. Weil ich auch mit der Krankheit (sehr) gut lebe.
susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

hat mir in der Tat gut getan dein Beitrag!

Ich bin mir sicher, dass es eines meiner größten Probleme ist, dass ich meine jetzige Situation nicht annehmen kann. Es sind Ansätze da, ich weiß auch, wie es sein könnte, aber ich finde den "Schalter" nicht. Fühle mich so wenig in der Lage das zu ändern. Ich weiß auch, dass ich mir einen großen Gefallen tun würde, wenn ich aufhören würde, dagegen anzukämpfen, immerhin kostest es immens viel Kraft.

Zur Zeit sind eben nur kleine Schritte möglich und um sie besser wahrnehmen zu können, führe ich jetzt so eine Art "Schrittkalender" da kann ich dann auch sehen, ob und wodurch es mir besser oder schlechter geht.

Ich habe dir in "Tagesklinik..." geschrieben, u. a. auch davon, dass es nötig und wichtig ist, sich auch mal eine Pause zu gönnen - nun schreibst du mir hier dasselbe - kurios, findest du nicht Sicher hilft es, wenn man das ab und zu mal von außen hört - wenn man zu sehr verstrickt ist im eigenen Gefühlslabyrinth.

Ich verstehe, dass du jetzt wenig zum Schreiben hier kommst. Die Therapien wirken sicher nach und da fällt das Abschalten sowieso schwer. Setz sich auf keinen Fall unter Druck, schreib, wenn dir danach ist und überfordere dich nicht. Jetzt kommt es darauf an, dass du deine Kräfte so einteilst, dass am Ende du davon profitierst und immer ausreichend Energie übrig ist, um die nächsten Schritte zu gehen. Alles Gute weiterhin!

Lieber Gruß
+ eine herzliche Umarmung
von
Susan


susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Liebe Heike47

danke für die lieben Zeilen!

Du hast etwas wichtiges angesprochen - die Dosierung der Medis. Ich habe mehrmals mit meiner Ärztin darüber gesprochen, sie hat weder ja noch nein gesagt, sie überläßt mir die Entscheidung. Ich hatte bis vor kurzem auch noch ein gutes Gefühl, es bei bisheriger Dosierung zu lassen.

Es ist deutlich erkennbar, dass es mir nach jeder Therapiestunde schlechter geht. Ich habe es jedoch bisher immer wieder geschafft, bis zum nächsten Termin relativ stabil zu sein. Also ist es ein stetiges Auf und Ab, dass auch seine Ursachen hat und ich habe mich darauf eingestellt, dass es kein ebener Weg ist.

In der letzten Zeit jedoch ging es mir erheblich schlechter und nun bin ich schon am Überlegen, was mir da helfen könnte. Der Klinikaufenthalt wäre eine Möglichkeit, das wäre so eine Art Strohhalm für mich. Ich denke schon, dass es eine Gratwanderung ist und dass ich aufpassen muss, dass ich mich nicht überfordere. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass es auch wieder besser werden kann

Freue mich, dass es dir gut geht! Geht es dir erfahrungsgemäß schlechter in der eher dunklen Jahreszeit? Und was hilft dir, wenn es draußen grau in grau ist? Ich finde die Farben des Herbstes wunderschön, auch mit dem Winter kann ich mich zeitweise gut fühlen. Ich genieße es dann auch, dass die Straßen nicht so belebt sind, es hat was von Ruhe und Frieden

Dir alles Liebe!
Susan


susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Buchttipp:

Andrew Weil "Heilung aus eigener Kraft"

"...
Viele erfolgreiche Patienten, die ich kenne, sind heute nicht mehr die gleiche Person, die sie waren, als ihre Krankheit erstmals auftrat.

Auf der Suche nach Heilung wurde ihnen klar, dass sie einschneidende Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen hatten: in ihren Beziehungen, ihrem Beruf, ihren Wohnverhältnissen, ihrer Ernährung, ihren Gewohnheiten usw.

Rückblickend werten sie diese Veränderungen als Schritte, die für ihr persönliches Wachstum notwendig waren, sich aber zum Zeitpunkt der Umsetzung als kräfte- und nervenzehrender Härtetest darstellten.

Veränderungen sind immer schwierig, und radikale Veränderungen können schmerzhaft sein.

Eine Krankheit zwingt uns oft, dass wir uns mit Fragen und Konflikten in unserem Leben beschäftigen, die wir bis dahin ignoriert haben, in der Hoffnung, sie würden sich von selbst lösen. Durch Ignorieren kann jede Möglichkeit der Heilung blockiert werden, während die Bereitschaft zu Veränderung der erste und entscheidende Schritt zum Erfolg sein kann.
..."

Gruss an alle
Susan


Emily
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von Emily »

Liebe Susan,

da kann ich nur sagen: Zustimmung auf der ganzen Linie. A. Weil hat völlig recht.

Eins fehlt noch: Man kann sich nach einem solchen Prozess mit so mancher Veränderung viel besser arrangieren und sich damit viel besser fühlen, als man es selbst jemals für möglich gehalten hätte. Positive Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.

Ein schönes WE für dich und liebe Grüße,
Emily
susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Hi, Emily

stimmt, Veränderung bedeutet nicht in jedem Fall Verlust oder Einschränkung, sie kann auch für "Wachstum" und mehr Freiheit stehen. Schwierig ist es nur, Veränderung überhaupt zuzulassen und die Ängste, die damit verbunden sind, zu überwinden. Am besten man beginnt mit kleinen Veränderungen, die großen geschehen dann von ganz allein

Lieber Gruß auch an alle Mitleser
Susan


susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Hallo Ihr Lieben,

warum müssen Therapiestunden nur so anstrengend sein? Meine letzte war es und ich habe mich nur mühsam davon erholt. Ich kann kaum glauben, dass es gut für mich ist, wenn ich es kaum nach Hause schaffe, mich auf mein Bett fallen lasse und nicht ansprechbar bin. Die Gedankenspirale läuft abwärts und ich fühle mich einfach nur besch.... Es gab einiges in der Vergangenheit, was ich nicht einfach so "weggesteckt" habe und mein Therapeut führt mich genau dort hin, um nochmal zu schauen, ob es noch "Restmüll" gibt. Die Therapiestunde kann nur einen Teil davon auffangen, der Rest bleibt für mich Da ich mich vor einiger Zeit für LEBEN entschieden habe, muss ich da wohl durch.
Mein Therapeut ist ein Geduldsmensch, immer wieder weist er mich auf die mini-mini-schrittchen hin, die ich gehe, immer wieder redet er mir ein, wie stolz ich darauf sein kann, dass ich sie gehe und immer wieder schafft er es - ich weiß nicht wie - dass ich Kraft habe, zur nächsten Stunde zu kommen. Es wird weitergehen - step by step

Gruß an alle
Susan


neodym
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von neodym »

Hallo Susan,

Du machst da gerade die wohl anstrengenste Phase einer Therapie mit.

Das Du noch den anderen "zuzwinkern" kannst ist doch prima.

Dir wünsche ich viel Kraft, um auch die nächsten Therapiestunden zu schaffen.

Viele Liebe Grüße

Ralf
häslein
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von häslein »

Hallo Susan, hallo auch an die anderen,

ich würde mich gerne einklinken, darf ich? Ich weiß noch nicht, wo ich mich einordnen soll, eigentlich habe ich eher eine mittelgradig einzustufende Depression, na ja, das meinten die Herren Fachärzte. Ich glaube, das kommt wohl hin, aber dafür jagen mich meine Ängste immer wieder durch die Tage, wohl genauso schlimm. Heute hat sie mal wieder vorbeigeschaut und mir zu verstehen gegeben, dass sie noch da ist, bereit ist, die Türe aufzustossen, um mir zu zeigen, dass ich mich endlich mit dem beschäftigen soll, was mich schon so lange quält.

Ich habe jetzt erst mit einer Therapie angefangen. Meine Therapeutin war erstaunt, als ich ihr 8 Seiten mit alle meinen Gefühlen, Ängsten, Sorgen, Kummer etc. abgegeben habe. Ich meinte, da könne sie sich schon mal einlesen . Es hat mir aber geholfen, etwas auf Papier zu bringen. Dann kann ich auch die Tränen fliessen lassen, und dann geht es wieder.
Nach dieser ersten Stunde hab ich im Auto einen Heulkrampf bekommen, vor lauter Erleichterung. Endlich bewegt sich was. Ich nehme beim nächsten Mal genug Taschentücher mit!

Ich freue mich an vielen kleinen Dingen, aber ich bin zu ungeduldig. Ich habe festgestellt, das sind anscheinend viele hier. Zu ungeduldig mit sich selbst, wir sind zu ehrgeizig, fordern zu viel von uns, denken zu wenig an die eigenen Bedürfnisse. Ich muß das auch dringend und endlich lernen. Nein heißt nein. Es nervt mich, wenn ich mir immer wieder Dinge aufpacken lasse, die ich eigentlich nicht will. Und was steckt dahinter? Ein kolossal schlechtes Gewissen, ich könnte anecken, nein eigentlich ist es wohl so, dass das ewige Kind (das war doch hier auch schon mal, oder?) denkt, es wird dann weniger geliebt werden.

Wie kann man es hin bekommen, Gedankengänge, die der Kopf klar erfasst, in sein tägliches Leben umszusetzen? Meine Therapeutin meint: Es gehe nur Stück für Stück, sich die Freiheit zuzrückzuerobern, die einem in Laufe von vielen Jahren immer mehr eingeengt und zugeschnürt hat.

Das ständige Up and Down ist wirklich am schlimmsten. Kaum glaubst du, heute geht’s gut, dann geht’s auch so weiter, wirst du eines Besseren belehrt.

Heute habe ich Angst vor der Nacht, dabei weiß ich, dass es grundsätzlich verkehrt ist, daran zu denken. Die letzten Tage habe ich mir ein Nest im Schlafzimmer gebaut, habe dort gefrühstückt, ferngesehen und zu Abend gegessen. Ich habe mir duftende Körpercreme gekauft und mich verwöhnt. Es erinnert ein bißchen an Urlaub, an durchatmen, an Wohlfühlen ohne Sorgen und Nöte.

Ich wünsche mir so sehr eine Zeit, die Ruhe mit sich bringt. Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss? Nein, kann ich nicht sagen. Höchstens tageweise. Vielleicht muss man sich das bewußt machen? In einer Sekunde zu leben, einer Minute oder Stunde? Gestern habe ich zu meinem Hausarzt gesagt: jetzt, in diesem Moment geht es mir gut, ich bin ruhig.

Und noch was habe ich in meinem Bewußtsein gespeichert:
Wenn du so weit gegangen bist, dass du keinen einzigen Schritt mehr schaffst, hast du nur die halbe Strecke zurückgelegt, die du zurücklegen kannst.

Ich hoffe, wir haben alle noch eine weite Strecke vor uns, eine, die uns weiter bringt, wie du sagst, Susan, eben Schritt für Schritt. Langsam kommt man ja schließlich auch vorwärts. Vielleicht müssen wir lernen, uns mehr der Sonne zuzuwenden, denn dann fallen die Schatten hinter uns.

Eine gute Nacht wünsche ich euch. martina.
susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Hallo Martina,

natürlich kannst du dich hier einklinken Ich kenne das Gefühl, dass die Ängste den Weg weisen wollen. Sie sind so fordernd und nehmen oft viel zu viel Platz ein. Doch irgendwo macht alles seinen Sinn, Ängste sind oft Wegweiser, schwierig ist es nur, ihre Sprache zu verstehen. Irgendwann ist es nötig, sich das anzuschauen, was hinter der Angst ist und das braucht halt Zeit. Zeit, die ich man sich oft nicht nehmen will, weil andere Sachen wichtiger sind. Die Angst jedoch läßt sich nicht verdrängen, sie bleibt solange da, bis man sich ihr zuwendet.

Die Idee, deiner Therapeutin alles aufzuschreiben, finde ich sehr gut! Es ist oft schwer, die passenden Worte zu finden und ein komplexes "Bild" über ein Leben abzugeben. Ich denke, jegliche Art von Reaktion nach der Therapiestunde ist wichtig und nützlich, zeigt es doch, dass sich Emotionen lösen und sich etwas bewegt. Ich sehe es auch positiv, wenn man weinen kann, vielen ist dies nicht möglich. Der Zugang zu den eigenen Gefühlen ist schon als Riesenschritt zu sehen. Ich habe viele Jahre eher "funktioniert", für Tränen war da kein Platz.

Welche Art Therapie machst du und wie bist du zu deiner Therapeutin gekommen? Ich fand die Suche nach dem "Richtigen" alles andere als einfach. Mein Weg ging über eine Institutsambulanz, allerdings war das auch mit langer Wartezeit verbunden - nichts für meine Ungeduld

Das du dich an vielen kleinen Dingen erfreuen kannst, ist doch sehr schön! Das war für mich ein großes Stück Arbeit, bis ich die kleinen Dinge überhaupt wahrnehmen konnte. Habe immer nur auf das große Glück gewartet und bin meinen Träumen hinterhergerannt, den Augenblick wahrnehmen und das Wertvolle auch in den kleinen Dinge zu sehen, war ein Lernprozess. Ich finde deine Idee mit dem Nest SUPER Es hört sich so gemütlich an, so behaglich, ich kann mir gut vorstellen, dass du dich dort wohl gefühlt hast. Man kann sich selbst nicht genug Gutes tun - manchmal wirkt ein warmes Bad Wunder und Dinge solcher Art gilt es immer wieder aufzuspüren.

Das hat deine Therapeutin sehr treffend gesagt, dass man sich die Freiheit nur Stück für Stück zurückerobern kann. Schwierig finde ich, das Wort Freiheit zu definieren. Jeder versteht darunter was anderes, herausfinden kann man nur selbst, was gut und wichtig ist. Freiheit kann man fühlen, es hat was Erleichterndes, frei von jeglichem Ballast, fernab von Sorgen und Stress - ein lohnenswertes Ziel

Ich habe mir abgewöhnt, langfristige Pläne zu machen - es ist mir unwichtig geworden, alles bis ins kleinste Detail festzulegen. Das hängt auch mit den schnell wechselnden Stimmungsschwankungen zusammen, die ich immer wieder erlebe. Ich versuche nach vorn zu schauen, den Augenblick zu genießen oder auszuhalten , mehr nicht. Ich nehme mir nicht zuviel vor, begrenze es auf ein Minimum, das bekommt mir besser, als Berge vor mir herzuschieben, die ich nicht bewältigen kann. Kleine Schritte - kleine Erfolgserlebnisse, so komme ich besser klar.

Das Leben als langer, ruhiger Fluss - ich sehe es eher als etwas sich stetig veränderndes, mal stürmisch, mal ruhig - ohne Hast und ohne den Anspruch an Gleichförmigkeit. Es ist gut, wenn es gelänge, mit diesen Veränderungen mitzuschwingen, ohne dabei das Gefühl zu bekommen, auseinanderzubrechen.

Dir liebe Grüße
Susan


häslein
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von häslein »

Hallo Susan,

eigentlich habe ich schon seit ca. 14 Jahren chronische Schmerzen, die mich aber seit 4 Jahren so sehr quälen, daß mir mein Hausarzt vorgeschlagen hat, zusätzlich ein Antidepresivum zu nehmen. Der Schmerz blieb leider, vielleicht will er mir was sagen, vielleicht auch nicht.

Im August war ich in Urlaub, habe mich so wohl gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Danach mußte ich mich einige Wochen mit einem Infekt rumschlagen und habe beobachtet, daß sich eine Art Ängstlichkeit automatisiert hat. Schließlich, nach mehreren durchwachten Nächten voller grundloser Angst und Panik habe ich mich entschlossen, mich mal beim Neurologen vorzustellen, was ein Flop war, na ja, kann man im Kapitel Nebenwirkungen von Paroxetin lesen... Dieser gab mir dann die Adresse der Therapeutin. Ich hatte einen Riesenbammel und bin mit zittrigen Beinen, Übelkeit, dem ganzen Spektrum eben, hingegangen, wußte ich doch, es kann mir passieren, dass die Chemie nicht stimmt. Aber es war eine sehr ruhige und einfühlsame Persönlichkeit, und ich habe meine zunehmende Beruhigung als Zeichen empfunden, dass es klappen könnte zwischen uns. Es war ja erst die erste Stunde, also muß ich mal weitersehen, ob das auch so bleibt.

Dass alles so schnell ging, überraschte mich sehr, da ich weiss, es kann mitunter 1 Jahr dauern, bis ein Platz frei wird. Nun habe ich bis Weihnachten jede Woche einen Termin. Da dieser auch noch in der Mittagszeit liegt, habe ich mir fest vorgenommen, anschließend irgendwo etwas essen zu gehen, da kann ich gleich üben, wieder unter Menschen zu gehen.
Es soll überwiegend eine Gesprächstherapie mit tiefenpsychologisch fundiertem wie auch immer sein, aber ich denke, ich werde auch üben müssen, an meinem Verhalten etwas zu ändern, sonst ändert sich auch draussen nichts. Das Problem ist dabei immer wieder, mit den Reaktionen der Mitmenschen fertig zu werden, die eventuell mit der veränderten Martina doch überfordert sind.

Eigentlich liegt auch hier irgendwie der Hase im Pfeffer. Da ich alleine lebe, ohne Partner oder eigene Familie, und zusätzlich auch selbständig bin und ohne Mitarbeiter, fehlen mir soziale Kontakte. Eine Art Beziehungsstörung ist dies wohl, meinte die Psychologin, genauso als wäre man mit einem einengenden Partner zusammen. Ja, da hat sie wohl recht. Manchmal kann ich es schon nicht ertragen, auf einem lauten Geburtstag zu sein. Ich muß danach noch Stunden aufbleiben, um die ganzen Eindrücke abflauen zu lassen und müde zu werden. Mein Nervenkostüm hat es wohl verlernt, äußere Reize ordnungsgemäß zu verarbeiten.

Ach jeh, es ist aber auch ein Jammer! Momentan lebe ich auch so, Susan. Jeder Tag ist anders. In den letzten beiden Tagen habe ich mir ebenfalls gedacht: am besten nimmst du jeden Tag, wie er kommt, mehr geht nicht im Moment. Und ich halte mir vor Augen, dass ich vor einer Woche noch in der Klinik lag, und nicht dachte, so schnell wieder zurück zu sein.

Die Nacht war übrigens doch nicht so schlimm, wie ich dachte. Zwar mit Unterbrechungen verbunden, aber irgendwie hab ich sie geschafft. Lediglich beim Aufwachen prasselte das ganze Elend wieder auf mich rein. Also hab ich die Beine aus dem Bett geschwungen, Frühstückgemacht, und brav meine Pillchen geschluckt; im Nest wieder wohlgemerkt. Jetzt steht das Bad auf dem Programm.

Ich würde mich gerne einer Freundin anvertrauen, eigentlich der einzigen, die noch hier in der Umgebung wohnt. Sonst sind sie in alle Winkel des Landes verstreut. Aber ich habe ein wenig Angst davor, mich so zu zeigen. Dabei sind sie und ihre Familie total liebe Menschen. Ich habe schon einen Brief angefangen, aber er klingt sehr traurig, eben so, wie ich mich fühle zur Zeit. Wie habt ihr das gemacht?
Ich sehne mich so sehr nach Beistand, Zuneigung und einfach mal in den Arm genommen werden. Das ganze Leben mit sich alleine abzumachen, lastet manchmal zentnerschwer auf mir.

So, bevor ich jetzt abdrifte, verschwinde ich ins Bad. Wünsche euch einen schönen Sonntag. Hier lichten sich etwas die grauen Wolken, die Sonne und ein Stück blauer Himmerl ist zu sehen, wenn das kein gutes Zeichen ist! Macht’s gut heute!
Martina.
Bellasus
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan, liebe Martina und alle Mitleser,

wir sitzen wirklich alle im selben Boot... Meine Stimmung schwankt wie eure auch, insgesamt seit Freitag mit Aufwärtstendenz. In der Tagesklinik bin ich richtig, da habe ich keine Zweifel, erstmals weiß nicht nur mein Verstand, sondern auch mein Bauchgefühl, dass ich vor jeglichem weiterem Herumwühlen in der Vergangenheit stabil werden muß, ich konzentriere mich auf das Leben im Hier und Jetzt und versuche nicht wieder in die Gefühle des verletzten einsamen hilflosen Kindes hineinzurutschen.

Susan, dass dich die Beschäftigung mit deiner Vergangenheit bis aufs Äußerste fordert ist kein Wunder. Aber dein Therapeut würde nicht so tief gehen wenn er es dir nicht zutrauen würde - auch wenn es schmerzt und viel Kraft kostet, bist du doch nicht abgestürzt, läuft es dir nicht aus dem Ruder. Aber höre auf dich, wenn es dir zu viel wird, wenn es in dir kneift, bohrt oder wie auch immer du erkennst dass etwas nicht gut für dich ist, dass du vielleicht eine Pause brauchst - das gehört ja auch zur Therapie, zu lernen auf sich aufzupassen. Wenn ich im Moment in der Tagesklinik sage, dass ich z.B. noch nicht in die Reha-Gruppe möchte, muß ich mich nicht rechtfertigen, sondern bekomme Bestätigung, dass es gut ist, nicht einfach gehorsam zu tun was man mir ssagt.

Martina, fast alles was du schreibst kenne ich auch, aber ich glaube du bist auch auf einem guten Weg, so hört es sich für mich an.

Ich wünsche euch beiden und allen anderen eine gute Zeit und dass ihr die frühe Dunkelheit durch Umstellung der Uhr mit viel Gemütlichkeit gut verkraftet.

Bis bald mal wieder, ganz liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Liebe Martina,

auch bei mir fing alles mit chronischen Schmerzen an. Es wurde im Laufe der Jahre immer unerträglicher und die Schulmedizin war am Ende. In einer Schmerzklinik wurde dann die Depression diagnostiziert, diesem Arzt bin ich heute noch sehr dankbar, hat er doch etwas erkannt, wozu viele seiner Kollegen jahrelang nicht imstande waren. Ich habe für mich erkannt, dass AD's mir ein Stück meiner Schmerzen nehmen können, das hängt mit dem Serotoninspiegel zusammen. Leider bleibt ein Rest und ich habe andere Wege gesucht, um etwas zu ändern. Ich habe erkannt, dass Schmerzen - in meinem Fall - u.a. ein Ausdruck ungelöster Konflikte sind. Einges konnte ich mit VT erreichen, jedoch nicht alles. Ich habe mich an einen Osteopathen gewandt und habe mit seiner Hilfe erreicht, dass meine Schmerzen auf ein Minimum gesunken sind. Das hängt mit der Art der Behandlung zusammen - wenn du magst, schreib mir eine e-mail, dann erzähl ich dir mehr darüber oder schau hier im Forum unter
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1064480316
,da habe ich einiges dazu geschrieben. Ich glaube, dass oft ein Weg nicht ausreicht, man muss mehrere Möglichkeiten ausprobieren und dann sehen, was machbar und möglich ist.

Auch du hast dich entschieden, Hilfe anzunehmen und das war gut so. Es bringt nichts, sich zu quälen und alles nur irgendwie auszuhalten. Sicher ist es eine Glücksache, an welchen Arzt man gerät, auch das richtige Medikament will erst mal gefunden werden, abgesehen von der recht mühsamen Suche nach dem geeigneten Therapeuten. Oft fehlt jemand, der einem rät, was das Beste wäre und welchen Schritt man als nächstes gehen sollte - doch den gibt es in den meisten Fällen nicht. Dann hilft es, auf das Bauchgefühl zu hören, um zu erkennen, ob der Weg der passende ist. Du scheinst es mit deiner Therapeutin gut getroffen zu haben und das ist eine gute Basis, um weiterzugehen und nächste Schritte zu planen.

Ich habe 2 Jahre VT hinter mir und denke, dass mich das ein großes Stück weitergebracht hat. Nach einem längeren Klinikaufenthalt bekam ich dann die Empfehlung, mir jemand zu suchen, der tiefenpsychologisch-fundiert arbeitet, mit VT ginge es nicht weiter. Nun bin ich da angekommen, habe einen sehr einfühlsamen Therapeuten und kann mich auf dieser Schiene weiterbewegen. Man kann oft erst im Nachhineinsagen, ob es die richtige Entscheidung war, aber wie sollte man es herausfinden, wenn man es nicht probiert? Ich habe auch sehr große Ängste, die mich daran hindern wollen, auch nur einen Schritt zu gehen. Die muss ich mitnehmen, mit zur Therapie, mit zum Arzt, sie sind mein ständiger Begleiter. Es ist nicht einfach, diese Ängste zuzugeben, zu ihnen zu stehen, mit ihnen zu leben. Aber sie sind wichtig für die Therapie, auch um etwas ändern zu können.

Und ich gebe dir Recht, wenn du sagst, dass das Umfeld dann schwer mit diesen Veränderungen klarkommt. Man ist selbst noch nicht so gefestigt und so voller Selbstvertrauen, dass man diese Veränderungen voll integrieren kann und jede Art von ablehnendem Verhalten kann Rückzug in alte Muster zur Folge haben. Ein großes Ziel könnte sein, zu sich und den Veränderungen zu stehen, unabhängig von der Meinung der anderen - leicht gesagt....

Irgendwie hilft es sicher, wenn man es schafft, ein Stück egoistisch zu sein. Jetzt mal nur sich zu sehen und die eigene Befindlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen - damit meine ich kein Selbstmitleid. Um herauszufinden, was gut und richtig ist, was helfen könnte und was man lieber lassen sollte, dazu braucht man die nötige Aufmerksamkeit und Zeit, auch Abstand zu allem drumherum. Wenn andere meinen, dies und jenes wäre gut und besser, ist das oft gutgemeint, aber nicht immer hilfreich. Es geht wohl eher darum, den eigenen, inneren "Berater" zu fragen und so zu handeln, wie es sich am besten anfühlt. Von lauten Partys halte ich auch nichts, aber muss das unbedingt zu meinem Leben dazugehören? Es geht auch darum, Entscheidungen zu treffen und das eigenen Leben so zu gestalten, dass man es leben kann ohne dabei krank zu werden.

Ich finde es eine gute Idee, deiner Freundin einen Brief zu schreiben. Denke nicht daran, was sie denken könnte, wenn sie es liest, schreib es so, wie es sich für dich anfühlt, anders kann es nicht funktionieren. Wem hilft es, wenn du ihr etwas vormachst und Dinge beschönigst oder verschweigst? Eine Freundschaft kann auch aushalten, dass es dem einen oder anderen mal nicht so gut geht, das ist die Realität. Du kannst dich auch fragen, was dir "passieren" könnte, wenn sie die Wahrheit erfährt, wenn sie mitkriegt, wie es in dir aussieht, wenn sie von deinen Ängsten erfährt. Vielleicht hast du auch Angst, sie zu verlieren, weil sie die Einzige ist, die du noch hast, aber ist es dann noch eine Freundschaft, wenn du dich nicht so geben kannst, wie dir reell ist? Versuch es einfach und du wirst sehen, wie sie reagiert, du kannst nichts falsch machen.

Alles Liebe!
Susan

Kleiner Nachtrag:
die Idee, sich mehr der Sonne zuzuwenden, um die eigenen Schatten hinter sich zu lassen, finde ich genial! Habe neulich einen Spruch gelesen, der auch gut zum Thema des threads passt:
Der Weg zum Licht führt durch den eigenen Schatten


susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Hallo Ralf,

ich habe dich nicht überlesen, danke für deine lieben Wünsche! Werde es gleich nochmal mit dem Zuzwinkern versuchen

Wie läuft es derzeit mit dem (Un)verständnis in der Familie?

Liebe Grüße
Susan


susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

es freut mich, dass es dir wieder etwas besser geht, vor allem aber, dass du dich in der Tagesklinik immer noch gut aufgehoben fühlst

Was du schreibst, kommt mir bekannt vor... Auch bei mir geht es vorerst darum, Stabilität zu erreichen und die Vergangenheit nicht zu nah ranzulassen. Ich spüre dann immer wieder das verlassene, traurige und hilflose Kind, diese Gefühle haben immense Macht und Wirkung, so dass alle Regeln außer Kraft treten. Es wird dennoch mein Thema bleiben - deins vielleicht auch? - wie ich für dieses Kind sorgen kann, es trösten, einfach da sein. Ich vertraue da voll meinem Therapeuten, weil er ein gutes Feeling dafür hat, was für mich gut und erträglich ist.

Ich glaube aber, dass er mit mir bis an die Grenze geht und ich dann selbst rausfinden muss, was ich noch zulasse. Dadurch habe ich das Gefühl - und das ist mir wichtig - dass ich bei dieser Therapie mitwirke und nicht, dass "man mit mir macht". Er übt wenig Druck auf mich aus, so kann ich frei atmen und entscheiden, was ich als nächstes angehe. Zur Zeit habe ich auch wieder das Gefühl, dass einmal pro Woche ausreicht, alles andere würde mich überfordern. Es ist schon noch so, dass ich nach jeder Therapiestunde das Bedürfnis habe, über einiges zu reden, aber das gehört jetzt dazu, ich rede beim nächsten Termin auch über dieses Gefühl und es ist okay so. Ich halte es aus, habe genug damit zu tun, alles zu verarbeiten und zu ordnen.

Du schreibst von einer Reha-Gruppe. Darunter kann ich mir nichts vorstellen Geht es um bestimmte Themen, ist es eine reine Geprächstherapie? Bist du inzwischen schon in der Kunsttherapie? Ich würde mich sehr freuen, wenn du ab und zu von dir hören lässt.

Dir ein erholsames Wochenende, Zeit und Raum für dich da zu sein und Kraft für die kommende Zeit zu tanken!

Liebe Grüße
Susan


neodym
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von neodym »

Hallo Susan,

danke für Deine Worte.

Mir geht es z.Z. ganz gut, so dass das immer noch nicht vorhandene Verständnis in der Familie mir Sch... egal ist.

Halte durch, Du schaffst auch diese Hürde. Schritt für Schritt. Nicht das Tempo ist entscheidend, sondern dass, was man für sich selbst erreicht. Manchmal merkt die Umwelt eher Veränderungen als man selbst.

Bis bald

in alter Freundschaft

Ralf
heike56
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von heike56 »

Liebe Susan und alle Mitleser,

Susan, dir herzliche Grüße von mir. Ich begleite dich lesender Weise auf deinem Weg. *lächel*. Du bist so stark und kannst durch deinen langen, langen Weg so sehr viel anderen vermitteln.
Mir geht es seit einiger Zeit sehr gut. Ich lebe. D.h. ich gehe auf Musikveranstaltungen, beschäftige mich mit meinen Photographien, mache ein wenig Sport. Es drückt sich für mich auch im körperlichen Wohlbefinden aus.

Es mag für einige merkwürdig klingen, wenn ich hier so positiv schreibe. Aber in den 14 Jahren wo ich mit der Depression lebe, bin ich einen langen Weg gegangen. Und bin des öfteren fündig geworden, was mir gut tut und was mir wichtig ist.

Sehr viel haben mir auch die Menschen im Forum geholfen, mich anders wahrzunehmen, meine Stärken zu sehen.

Liebe Martina, Du bist noch neu hier im Forum. Ich wünsche dir, dass Du ähnliche Erfahrungen hier machen kannst wie ich.
Auch in der virtuellen Welt kann man hilfreiche Menschen oder gar Freunde finden.

An alle hier liebe Grüße

Heike 47
häslein
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von häslein »

Hallo, ihr Lieben, hallo Susan,

erst mal danke für die einfühlsamen Feedbacks. Ich glaube, das tut mir zur Zeit sehr gut. Ich kann manches für mich einordnen, z.B. sich mehr auf die Zeit im Jetzt zu konzentrieren. Aber morgen habe ich ja wieder meine "Stunde", dann werde ich das auch mal ansprechen.

Gestern und heute sind die Vormittage gaaaanz fürchterlich! Einerseits so schleppend und andererseits so voller Unruhe. Eben deshalb schlüpfe ich auch ins Forum, es hilft mir , zu überbrücken, bis die Lebensgeister, nein, wohl eher die Kampfgeister wieder erwacht sind.

Ich habe irgendwie keinen geregelten Rhythmus mehr. Hoffentlich gibt sich das bald. Wenn ich abends meine Pillis nehme, bin ich um 9 Uhr matratzenreif. Irgendwie hängt mir dann auch noch das Krankenhaus mit dem Wecken der Nachtschicht um 5.00 Uhr in der Früh nach, und wen wundert’s, dass ich nun, nach der Zeitumstellung, völlig desorientiert bin?

Hoffe, ihr habt die Umstellung alle gut überstanden. Ich habe mir heute morgen mal wieder selbst Geduld vorbeten müssen.

Liebe Susan, ich habe auch schon so vieles ausprobiert in puncto Schmerzen. Das gesamte physiotherapeutische Spektrum, dann Akupunktur, Homöopathie, Craniosakrale Therapie(hat mich Unmengen an Geld gekostet...), etc. Am Besten bin ich schließlich damit zurechtgekommen, mich von allem zu verabschieden und mich auf mich selbst zu besinnen. Lediglich mein Training in Qi Gong führe ich seit mehreren Jahren weiter, da ich dort auch lerne, geduldig zu sein (na ja, klappt nicht immer so .

Interessant finde ich deinen Hinweis mit der Ostheopathie, ich habe hier in der Straße auch jemanden wohnen, der einen sehr guten Ruf hat, vielleicht wäre es an der Zeit?

Ich habe die alte Karte wieder rausgekramt, die ich irgendwo vergraben hatte: “Das Glück beruht oft nur auf dem Entschluß, glücklich zu sein” (Lawrence George Durell). Ist es vielleicht so einfach? Auf jeden Fall wird die nun wieder strategisch günstig platziert, so dass ich mehrmals am Tag daran vorbeilaufe. Man kann ja nicht genug Krücken haben:-)

Einen schönen Tag wünscht Euch allen Martina.
susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Liebe Heike47,

an deinem Beispiel sieht man, dass Leben auch wieder lebenswert sein kann, danke für deine aufmunternden Worte Es ist schon was wert, wenn man für sich etwas entdeckt bezw, wieder-entdeckt, was Freude macht und kleine Erfolgserlebnisse schafft. Ich habe das lange Zeit nicht mehr so empfinden können, weil mir einfach alles egal war und ich nur noch meine Ruhe haben wollte, die Kraft dazu fehlte mir auch. Ich habe diese Auszeit gebraucht und es half mir nicht, mich unter Druck zu setzen. Heute lebe ich für den Tag, für die Stunde und schaue immer, was machbar und möglich ist - im Moment. Hoffe, du hast auch weiterhin Kraft und Freude an allem, was dir wichtig ist!

Hallo Ralf,
es ist doch ein gutes Zeichen, wenn du das UNverständnis der anderen "ausblenden" kannst. Das zieht auch viel zu viel Energie ab - die du besser für dich nutzen kannst

Liebe Martina,
hab' mich gefreut, wieder von dir zu lesen Antwort demnächst....

Gruss an alle
Susan


Bellasus
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von Bellasus »

Halli Hallo,

schaue mal kurz vorbei, weil es zum Schlafengehen doch noch etwas früh ist, da warte ich noch eine halbe Stunde

Ja, Susan, in der Kunsttherapie bin ich seit letzer Woche. Wir können malen oder mit Ton arbeiten, mit Malutensilien sind sie sehr gut ausgestattet Am Anfang findest eine Befindlichkeitsrunde statt, dann haben wir 30 min Zeit zum gestalten. Nach 30 min wird konsequent abgebrochen. Nach einer kurzen Pause werden dann die Ergebnisse in der Gruppe besprochen. Jeder zeigt, was er fabriziert hat und erzählt, was für Gefühle dazugehören, und alle anderen und die beiden! Therapeutinnen sagen ihre Gedanken dazu. Das kann schon intensiv werden, wenn man auf "Knackepunkte" trifft.

Die Rehagruppe beschäftigt sich im Gespräch mit allem, was auf irgendeine Weise bei der Arbeit Probleme machen könnte und wird von einer Sozialarbeiterin geleitet.

Was du schilderst, bestätigt mal wieder, dass eine Stunde Therapie in der Woche so anstrengend sein kann wie die ganze Woche arbeiten. Mir schwirrt abends auch der Kopf. Aber ich wiederhole: Wir schaffen das!!!

Osteopathie kann ich auch wärmstens empfehlen. Beeindruckende Erfahrungen habe ich gemacht, als damit ein Schleudertrauma nach enmaliger Behandlung weg war. Nach 3 Tagen bin ich hingegangen, die zwei Tage nach der Behandlung ließen die Schmerzen nach und verschwanden dann, ich hatte nie wieder Probleme damit. Und seit meinem Nervenzusammenbruch im Januar habe ich einen Tinnitus. Der HNO-Arzt fand das nicht so schlimm, das durch Anspannung verursacht, würde es von alleine wieder weggehen. Pustekuchen! 4 Wochen lang lief sozusagen eine Metallsäge neben meinem Kopf, dann bin ich zur Osteopathin, und wiederum nach nur einer Behandlung wurde der schmerzhafte Lärm zu einem erträglichen Pfeifen. Noch leiser wurde es leider bei den nächsten Terminen nicht, trotzdem gehe ich jetzt wieder hin, da es momentan wieder mehr nervt. Die KK bezahlt das leider nicht, wenn der Osteopath auch Krankengymnast ist, kann man mogeln und es darüber abrechnen lassen.

Ich wünsch euch alles Gute bei allem was ihr vorhabt und laßt es euch so gut gehen wie es eben geht und genießt das dann auch!

liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

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susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Liebe Martina,

auch mir gelingt es mal mehr und mal weniger, dem Tag "Struktur" zu geben, ihn so einzuteilen, dass ich auch davon profitiere, mich wohl fühle in meiner Haut. Die Medis bremsen mich da ganz schön aus, aber inzwischen gehört auch das dazu. Es ist wohl das Beste, sich nicht dagegen zu sträuben, wenn die Medis sich nicht nach mir richten, dann eben andersherum

Craniosacrale Therapie ist zwar eine eigenständige Therapieform, hat ihren Ursprung aber in der Osteopathie, also warst du schon nah dran Bei der Auswahl des Osteopathen ist immer wichtig, darauf zu achten, dass der/diejenige ihre Kenntnisse nicht im Wochenendseminar erworben hat. Ein gut ausgebildeter Osteopath hat ein 5-jähriges Studium hinter sich. Ich habe mich vorher im Netz informiert (links s.o.) und habe so eine gute Wahl getroffen.

Qui-Gong hilft auch mir, im Kontakt mit meinem Körper zu bleiben und innere Ruhe zu finden. Wann hast du damit angefangen und wie oft übst du? Wenn ich es 2-3 mal pro Woche schaffe, ist es viel - mehr geht z.Zt. nicht.

Hast du es auch depri-mäßig mit der Homöopathie versucht? Hat es dir in puncto Schmerzen gar nichts gebracht oder hast du Veränderungen bemerken können? Welche Schmerzen belasten dich am meisten?

Meine Therapiestunde ist erst morgen, wie lief deine heute?

Liebe Grüße
Susan


susan
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Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Hallo, liebe Annette

dass du jetzt in der Kunsttherapie bist, freut mich. Sie kann oft mehr bewegen als "nur" Gesprächstherapie - so meine Erfahrung - geht es dir ähnlich? Ich musste mich in der Klinik entscheiden zwischen KBT und Kunsttherapie - beides war wohl zu teuer und ich habe mich dann für KBT entschieden. Wird das in der Tagesklinik auch angeboten?

Ist doch gut, dass man es dir überläßt, wann du in die Reha-Gruppe gehen willst. Wenn du das Gefühl hast, dass es dich z.Zt. noch überfordert, dann sind jetzt erst mal andere Dinge wichtiger. Wenn Ärzte und Therapeuten Druck ausüben und über den Kopf des Patienten hinweg Entscheidungen treffen, dann nutzt das keinem. Sicher kannst du die Sozialarbeiterin auch direkt ansprechen, wenn du eine Frage an sie hast.

Deine Erfolge mit der Osteopathie sind wirklich sehr beeindruckend! Ich habe den Weg dorthin mehr zufällig gefunden, worüber ich heute sehr froh bin. Ganz so schnell wie bei dir ging es bei mir zwar nicht, aber ich habe einiges erreicht mit dieser Art Behandlung und bin sehr zufrieden mit dem Resultat. Leider fand ich keine Möglichkeit zum "mogeln" wegen der Kosten, so dass ich es aus eigener Tasche bezahlen musste. Es wäre wünschenswert, wenn die KK mehr in diese Richtung investieren würden, am Ende wäre es effektiver, weil man sich den Ärztemarathon u.v.m. ersparen könnte.

Dir noch eine erträgliche Woche und ab und zu "Sonnenschein für die Seele"

Liebe Grüße
Susan


häslein
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Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von häslein »

Hallo Susan,

schön, von dir zu hören. Also erst mal, heute war ja wieder meine “Stunde", so nenne ich sie jetzt. Immer Dienstags un 11.45 Uhr. Die beste Zeit also, um anschließend eine Kleinigkeit essen zu gehen. Ich hoffe, ich bleibe bei diesem Ritual. So komme ich etwas runter von den Emotionen, und ich gehe mal wieder aus meinen 4 Wänden.

Meine Therapeutin meinte, dass mich und meine Familie seit dem Alter von 4-5 Jahren ein schweres Schicksal begleitet (mein Bruder kam 1968 geistig behindert zur Welt), und dass damit auch meine Verlustängste, mein überstarkes Verantwortungsgefühl, und viele andere Dinge her stammen können. Es wäre wichtig zu verstehen, dass dort evtl. der Ursprung liegen könnte, und ich nun in der Gegenwart keine Angst haben müsste, es passiere mir etwas.

Ich habe in der vergangenen Zeit selbst oft darüber nachgedacht, da ich zunehmend beobachtet habe, dass ich da irgendein Problem mit mir rumschleife. Nun weiss ich aber nicht, wie man es abheften kann und sich damit versöhnt. Das wird die Aufgabe in der Therapie sein.

Na ja, beim anschließenden Essen hatte ich schon wieder Schiss, vom Hocker zu kippen, iss aber nix passiert, ich habe mich dann doch noch entspannt.

Ich merke jetzt das gleiche, das du auch beschreibst. Danach arbeitet und arbeitet es. Eigentlich sprudelt es nur so heraus, und dann ist da niemend, dem man sein ganzes Dilemma mitteilen kann. Nun, ich nehme es erst mal so an.

Nun zum Qi Gong. Ich habe 1998 damit angefangen. Die Lehrerin ist eigentlich eine alte Bekannte von mir. In Schulzeiten habe ich mal in ihrem Studio Jazz Dance-Unterricht genommen. Zeitgleich zur neuen Kontaktaufnahme hat sie sich fast komplett umorientiert auf den chin. Weg, ist aber auch neuen Dingen gegenüber sehr aufgeschlossen. Sie hat bei einem chin. Meister studiert und besucht regelmäßig Fortbildungen. Wir haben bereits verschiedene Formen des Qi Gong ausgeführt, wobei mir die Übungen der 4 Jahreszeiten, die je nach der Jahreszeit die versch. Organsysteme unterstützen, am meisten zusagen. Bei den Meditationen habe ich oft Probleme mit langen Sitzen, auch beim Liegen. Das klappt zuhause dann auf meinem weichen Bett besser.
Ich mache zuhause viele der aktivierenden Übungen, z.B. Abklopfen der Meridiane, ja und im Urlaub hab ich Bäume gestreichelt (ähm, grins). In der Gruppe bin ich ca. 2 mal die Woche.
Kennst du das Buch von Kenneth Cohen: Qi Gong – Grundlagen, Methoden, Anwendung –? Sehr zu empfehlen, zwar ein dicker Wälzer, aber wissenschaftlich fundiert, sehr seriös und mit viel Einfühlungsvermögen geschrieben. (kleiner Tip)

Homöopatisch habe ich mit meinem Hausarzt, der auch Homöopathie und Akupunktur anbietet, einiges unternommen. Hat nicht alles so richtig den Funken gebracht. Irgendwann hab ich mir mal selbst was rausgesucht, danach hatte ich das Gefühl, mein Durchhaltevermögen sei stärker geworden, mehr Mut und seel. Kraft.
Ich habe ihn wieder darauf angesprochen, da ich mich auch gerade wieder in das Thema einlese, speziell seel. Mittel suche. Wir wollen wieder etwas ausprobieren, ich berichte in ca. 10 Tagen, was passiert ist (oder auch nicht

Schmerzmäßig belasten mich am meisten die Schmerzen um die oberen Halswirbel, da diese bei mir in gesicht und Zähne strahlen. Zuletzt war es wieder sehr schlimm, zu guter Letzt habe ich dann die gesamte HWS vom C1 bis C7 blockiert. Das komische ist, dass ich mich noch relativ gut bewegen kann. Am besten schlägt bei mir Katadolon an, ein Schmerzmittel, das muskelrelaxenden Effekt hat (hilft aber nicht allen). Wenn ich es gezielt einnehme, entblockiert sich dann wieder alles in einer Art Drehbewegung. Leider streiten das Schulmediziner ab, daher habe ich auch resigniert.
Ich habe beobachtet, dass ich in Stresssituationen, die meinen kompletten Einsatz erfordern, relativ wenig Schmerzen habe, aber ca. 2-3 Wochen danach kann ich mich dann warm anziehen!

Ich habe mal 2 Tage Ayurveda-Anwendungen geschnuppert. Dabei waren eine 2,5 stündige Ganzkörpermassage und ein Stirn-Öl-Guss. Du, danach bin ich noch ins Thermalbad und dachte, so muß es sein, als Delfin zu schwimmen. Eine unendliche Leichtigkeit! Ich will’s mir mal wieder gönnen, es ist nur sehr kostspielig.

Mein Gott, ich schreibe immer Romane, iss ja fürchterlich! Hoffe, ihr ermüdet nicht darüber. Ich bin froh, dass ich mich hier austauschen kann, ist schön, dass es so was gibt.

Also, bleibt weiter am Ball, bis demnächst.
Dir, liebe Susan, schöne Grüße, und auch allen anderen danke ich. Tschüss.
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von susan »

Hallo martina,

danke für den Roman

Komme gerade von der Therapiestunde und bin ziemlich "matsch". Habe mir auch angewöhnt, in der Nähe in ein kleines Cafe zu gehen, um das Gefühlschaos zu ordnen - was mir nicht immer gelingt. Heute komme ich gar nicht klar, bin total traurig und fühle mich wie auf einer Insel - weitab von allen anderen. Diese Gefühle tauchen immer wieder auf, sie sind mir also nicht unbekannt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass da nur aushalten hilft, irgendwann wird es besser - daran versuche ich festzuhalten. Mein Therapeut spricht immer wieder davon, dass es noch lange so gehen wird, das macht mir nicht gerade Mut. Allerdings bin ich ihm auch sehr dankbar, dass er mich nicht unter Druck setzt, dies oder jenes tun zu müssen, das hilft mir schon.

Hast du oder ein Mitleser schon mal eine Familienaufstellung mitgemacht? Mein Heilpraktiker hat es mir nahegelegt, dass ich so was mal mitmachen sollte. Nun bin ich mir unsicher, ob es mir derzeit überhaupt gut tun würde. Wenn man nicht selbst aufstellen lassen möchte, gibt es auch die Möglichkeit "beobachtender Teilnehmer" zu sein. Was meinst du, ob es Sinn macht?

Da hast du ja schon lange Qui-Gong Erfahrung Hört sich alles sehr gut an wie du es beschreibst, teilweise kommt es mir bekannt vor. Kennst du die 8 Brokate? Wir haben sie im Grundkurs gelernt und ich versuche sie so oft wie möglich zu üben. Es ähnelt in vielerlei Hinsicht dem Yoga, die Baumübung gibt es auch dort. Bäume umarmen mag ich auch

Dein Hausarzt scheint sehr vielseitig zu sein. Bei allen Behandlungsarten ist entscheidend, welche Einstellung man dazu hat. Wenn man an etwas nicht glaubt, dann bringt es auch nichts - so sehe ich das für mich. Ich gehe zur Zeit auch den homöopathischen Weg - prozessorientierte Homöopathie - und bemerke sehr viel an Veränderungen. Die Gespräche dort sind für mich wie eine 2. Therapie, sehr intensiv und sehr nachwirkend. Werde sehen, wo es mich hinführt....
Wäre interessant, wie es bei dir in dieser Hinsicht weitergeht - bin schon gespannt!

Wenn du ein Mittel gegen die Schmerzen hast, ist das schon viel wert. Habe mit Migräne viel getestet und habe letztendlich ein Medi gefunden, das nicht so viel NW hat. Ich muss es allerdings bei den ersten Anzeichen nehmen - sonst ist alles zu spät. Schmerzmittel sind keine Dauerlösung - klar, wäre es schön, ohne sie auszukommen. Man kann nur versuchen, selbst herauszufinden, was einem da hilft. Gab es für dich längere, schmerzfreie Zeiten? Ich habe mal über einen längeren Zeitraum einen Schmerzkalender geführt, da habe ich viel erkannt. Einiges läßt sich auch im Tagesablauf ändern oder man baut Entspannungsübungen ein, wenn sie helfen. Am günstigsten ist natürlich ,wenn man es schafft, das Schmerzgedächtnis zu überlisten, das merkt sich nämlich auch "alte" Schmerzen und signalisiert oft Dinge, die gar nicht mehr aktuell sind. In dem Fall kann die Osteopathie sehr hilfreich sein, weil sie solche "Fehlalarme" aufspüren kann.

Sich mal so richtig verwöhnen - au ja da darf man einfach nicht nachlassen!

Wüsche dir und allen hier einen erholsamen Abend!

Liebe Grüße
Susan

Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum


häslein
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Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: step by step - Wege ins Licht

Beitrag von häslein »

Hallo Susan,

mir geht’s heute grottenschlecht. Hab schon heute Nacht mit Ängsten wach gelegen, hat sich über Tag verstärkt. Bin einfach nicht zur Ruhe gekommen. Ständig hat sich das Gespräch mit meiner Therapeutin in meinem Kopf gedreht. Haben wir vielleicht einen entscheidenden Punkt getroffen?

Danach habe ich nur noch geheult. Was zum Geier geht nur ab?

Bin heute Mittag in die Apotheke und hab mir das Homöo-Mittel geholt, und mir die Kugel gegeben. Ich hoffe, es bessert etwas. Brauche dringend heute Nacht Schlaf, da ich morgen einen beruflichen Termin habe.

Mir ist inzwischen so egal, was ich hab, Depression, Angst, Panikstörung, Hauptsache es hört bald auf, aber ich glaub, da mache ich mir was vor.?

Vielleicht ist morgen ein anderer, besserer Tag...
Ich grüße dich, natürlich auch alle anderen, die mitlesen. Bis denn,
martina.
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