Venlafaxin absetzen

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Chozen
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Venlafaxin absetzen

Beitrag von Chozen »

Hallo,

ich bin in den letzten Jahren zunehmend verzweifelt. Ich bin 39 Jahre alt und nehme (nahm) seit über 15 Jahren das Medikament Venlafaxin in einer täglichen Dosierung von 150 mg. Mir wurde damals (Anfang der 20er) eine generalisierte Angststörung / Depression diagnostiziert.

In den letzten 3 Jahren geht es mir zunehmend schlechter. Mein Arzt hat darauf hin versucht das Medikament umzustellen wie auch höher zu dosieren (225 mg). Beides ohne Verbesserung der Symptome. Zuletzt hatte das Medikament noch etwas angstlösend und dämpfen gewirkt. Ansonsten hatte ich trotzdem ständig nur noch Weinkrämpfe und konnte kaum noch Einschlafen.

Die lange Einnahme rechtfertigt dieser wohl damit, dass es bei mir bereits 2-3 depressive Episoden gegeben haben soll.Ich selbst habe mich mit einer unter Umständen lebenslangen Einnahme von Medikamenten nie wirklich wohl gefühlt (wer schon). Ich habe im Laufe der Zeit bereits 2 mal versucht das Medikament abzusetzen, doch bin am Ende immer wieder dahin zurückgerudert. Bei den beiden ersten Versuchen nach spätestens 6 Wochen nach Absetzen (trotz Ausschleichen) war Schluss.

Aus zunehmender Verzweiflung keine wirkliche Hilfe zu finden und dem Gefühl kaum noch einen Unterschied zwischen Nebenwirkungen oder positivem Effekt zu verspüren, habe ich nun Ende November (vor 72 Tagen) einen erneuten Versuch unternommen das Medikament abzusetzen. Diesmal von 150 auf 0. Die erste Wochen nach Stopp der Einnahme war besonders von körperlichen Entzugserscheinungen geprägt. Ansonsten geht es bisher. Ich weiß nicht wie 2 Monate nach der langen Zeit der Einnahme überhaupt zu werten sind.

Beste Grüße.
Zuletzt geändert von Chozen am 7. Feb 2025, 18:24, insgesamt 1-mal geändert.
Michel68
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Re: Venlafaxin absetzen

Beitrag von Michel68 »

hey.

Ich habe Venlafaxin auch über ein Jahr genommen. Ich sollte es ausschleichen da ich auf Citalopram umgestellt werden sollte. Die Entzugserscheinungen waren aber so mies das ich den "Entzug" selbst organisiert hatte. Ich war zu der Zeit zum Glück Arbeitslos.

Ich habe die Kapseln geöffnet, die Perlen einzeln entfernt und selber die kleinste erhältliche Dosis damit sachte und sensibel reduziert. Das ist natürlich mit der Stufenfreisetzung ggf. nicht ganz sauber. Aber die Wahrscheinlichkeit alle einer Stufe zu erwischen ist eher unwahrscheinlich. Dennoch denke ich das ein Arzt dir davon abraten wird.

Das hab ich über 10 Monate gemacht. Mit 75mg Kapseln. Ich bin damit gut zurecht gekommen. Das Ausschleichen war damit zwar sehr lang aber körperlich und geistig besser zu ertragen. Die Erscheinungen waren moderat mit mäßigen Unwohlsein. Ich hab es darüber geschafft dann gar keine Antidepressiva zu mehr zu nehmen. Ich war dann 4 Jahre frei davon.

Auch Citalopram habe ich im letzten Jahr sehr dezent ausgeschlichen und bin damit dann auch weitaus besser ausgekommen. Ich hab das in 5mg Schritten gemacht. Also auch die kleinst möglich, erhältliche Dosis halbiert. Das geht bei Citalopram. Da habe ich mir auch min 1-2 Wochen Zeit gelassen um die nächsten 5mg zu reduzieren.

Ich arbeite selber in der Gesundheitsbranche und finde das mit Psychopharmaka viel zu unsensibel umgegangen wird. gerade was das Absetzen angeht. Der Mythos das Psychopharmka keine Entzugserscheinungen machen würden hält sich noch zu dolle. Das wären ja NUR Absetzerscheinungen. Was genau da der Unterschied zu Entzugserscheinungen genau seien soll und deswegen besser erträglich wären, kann mir niemand erklären ;)

Auch hat mir die Umstellung der Psychopharmaka in einer Klinik sehr geholfen. Ich denke Ambulant ist das schon schwerer zu ertragen. Ich für meinen Teil war froh engmaschig kontrolliert worden zu sein und auch mal wen zu haben dem ich mein Leid klagen konnte.

Die Letzten Erscheinungen vom Absetzen habe ich noch nach 6 Monaten nach der letzten Einnahme gespührt.
GuntherBandel
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Re: Venlafaxin absetzen

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo,

ich habe Venlafaxin 2024 in 25mg-Schritten mit meiner ambulanten Therapeutin zusammen über Monate hinweg
abgesetzt von einer Dosis von 225 mg aus.
Bisher noch nicht bereut. Allerdings blieben bei mir insgesamt 5 ADs ohne für mich nachhaltig spürbare Wirkung.

VG
G.
Chozen
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Re: Venlafaxin absetzen

Beitrag von Chozen »

Michel68 hat geschrieben: 4. Feb 2025, 02:26 Ich habe die Kapseln geöffnet, die Perlen einzeln entfernt und selber die kleinste erhältliche Dosis damit sachte und sensibel reduziert.
Danke für deine Antwort. Ja, von dieser Vorgehensweise habe ich nun auch schon öfters gehört. Insbesondere im Zusammenhang mit Venlafaxin. Das ist bestimmt der etwas "sanftere" Weg. Auf Grund meiner bereits 2 gescheiterten Absetzversuche in der Vergangenheit (trotz schrittweiser Reduzierung, Begleitung etc.) habe ich mir gedacht, versuch es halt einfach noch mal so.
Der Mythos das Psychopharmka keine Entzugserscheinungen machen würden hält sich noch zu dolle.
Das Gefühl habe ich auch.
Auch hat mir die Umstellung der Psychopharmaka in einer Klinik sehr geholfen. Ich denke Ambulant ist das schon schwerer zu ertragen.
Ich war 2023 für 3,5 Wochen in einer Tagesklinik. Dort habe ich mich leider überhaupt nicht gut aufgehoben gefühlt. Die Ärzte dort haben dort wie mein Psychiater zuvor ebenfalls versucht das Medikament bei mir umzustellen. Das hat allerdings auch überhaupt nicht funktioniert und führte sogar dazu, dass ich die Tagesklinik vorzeitig abgebrochen habe. Dann hatte ich wieder Venlafaxin genommen.
Die Letzten Erscheinungen vom Absetzen habe ich noch nach 6 Monaten nach der letzten Einnahme gespührt.
Ja. Bei mir sind es nun 74 Tage ohne Venlafaxin, also 2,4 Monate. Mir fällt es sehr schwer zu Unterscheiden zwischen Absetzerscheinungen oder "Grunderkrankung". Zumindest sind alle diese genannten Symptome wie Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsprobleme so stark im Vordergrund, dass Ich ständig komplett am Verzweifeln bin und gar nicht mehr aus den Gedankenkreisen raus komme.

Das mit dieser komischen Angst vor dem eigenen Spiegelbild kam mit den letzten Jahren erst zusätzlich dazu.

Finde einfach irgendwie keine Hilfe und habe das Gefühl, dass egal was ich auch unternehme, kaum eine Besserung bringt. Ich habe für Ende des Monats nun ein Erstgespräch bei einem Therapeuten erhalten, aber bis dahin ist auch noch was.

Der Gedanke daran dieses neu verordnete Medikament doch auch auszuprobieren (andere Wirkstoffklasse) macht mir irgendwie auch Angst und fühlt sich irgendwie falsch an. Keine Ahnung. Auf der anderen Seite, vielleicht hilft es und ich erfahre es so auch nicht und quäle mich unnötig weiter. Hm. Bin echt total durcheinander einfach.
Chozen
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Re: Venlafaxin absetzen

Beitrag von Chozen »

GuntherBandel hat geschrieben: 4. Feb 2025, 08:16 Hallo,

ich habe Venlafaxin 2024 in 25mg-Schritten mit meiner ambulanten Therapeutin zusammen über Monate hinweg
abgesetzt von einer Dosis von 225 mg aus.
Bisher noch nicht bereut. Allerdings blieben bei mir insgesamt 5 ADs ohne für mich nachhaltig spürbare Wirkung.

VG
G.
Wie lange hast du es denn insgesamt eingenommen? Bei mir war damals Venlafaxin das 3. Medikament was zu einer deutlichen Verbesserung / Stabilisierung geführt hatte. Davor hatte ich auch zwei andere Medikamente aus der Klasse der SSRI ausprobiert. Mir ging es auch sehr viele Jahre gesagt "soweit ok". Gelöst hat es zwar kein einziges meiner Probleme, aber zumindest hat es mich durch den Tag gebracht ohne ständig alles negativ zu sehen. Ich war auch nicht ständig so traurig und konnte mich Konzentrieren. Das alles ist total geklippt.
GuntherBandel
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Re: Venlafaxin absetzen

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Chozen,

bei mir war Venlafaxin das 5. Medikament nach Citalopram, Mirtazapin, Duloxetin und Bupropion. Zusätzlich hatte ich zwischendurch noch 10 mg Aripipiprazol in der Hoffnung, damit die Wirkung des ADs zu verstärken. Ich habe Venlafaxin ca. 1 Jahr lang genommen.
Bei allen diesen ADs war es so, dass ich selbst mit der höchsten Dosierung immer nur maximal an den unteren Rand des medizinischen Wirkspiegels gekommen bin.
Mein Fazit: Für mich sind Medikamente derzeit ungeeignet und solange ich wie derzeit einigermaßen funktioniere und mich in der Therapie gut aufgehoben fühle, habe ich nicht das Bedürfnis und die Kraft, weitere Medikamente durchzuprobieren.

VG
G.
Chozen
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Re: Venlafaxin absetzen

Beitrag von Chozen »

GuntherBandel hat geschrieben: 5. Feb 2025, 08:41 Mein Fazit: Für mich sind Medikamente derzeit ungeeignet und solange ich wie derzeit einigermaßen funktioniere und mich in der Therapie gut aufgehoben fühle, habe ich nicht das Bedürfnis und die Kraft, weitere Medikamente durchzuprobieren.
Ja, verständlich. Ich war heute noch einmal bei meinem Arzt. Er sagte mir, dass nach über 2 Monaten keine Absetzsymptome mehr vorhanden sein dürfen.

Ich fühle mich trotzdem total verändert und fühle
mich in meinem ganzen Alltag extrem eingeschränkt bzw. ständig in total negativen Gedankenschleifen.

Vielleicht auch ein Stück weit normal nach einer so langen Zeit der täglichen Einnahme. Ich kenne mich ja quasi überhaupt nicht mehr ohne Medikamente.

Keine Ahnung was ich tun sollte. Bin irgendwie nur noch in so einer totalen negativen Gedankenspirale. Ablenkung (Sport bei mir) hilft auch kaum noch bzw. nicht mehr so gut wie früher.
GuntherBandel
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Re: Venlafaxin absetzen

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Chozen,

ich bin auch immer wieder mal in einer negativen Gedankenspirale. Ich versuche, diese da sein zu lassen mit der Gewissheit, dass sie auch wieder vorüber geht. Insgesamt sehe ich mich auf einem guten Weg. Dass es mal so wie früher wird, bezweifle ich, aber vielleicht wird es anders gut.

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Chozen
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Re: Venlafaxin absetzen

Beitrag von Chozen »

GuntherBandel hat geschrieben: 6. Feb 2025, 08:54 Hallo Chozen,

ich bin auch immer wieder mal in einer negativen Gedankenspirale. Ich versuche, diese da sein zu lassen mit der Gewissheit, dass sie auch wieder vorüber geht. Insgesamt sehe ich mich auf einem guten Weg. Dass es mal so wie früher wird, bezweifle ich, aber vielleicht wird es anders gut.

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Ja, das ist eine gute Einstellung. Bei mir ist diese Gedankenspirale leider so unerträglich geworden, dass es mich massiv im Alltag einschränkt.

Ich war heute in der Apotheke und hab mir dieses neu verordnete Medikament geholt, allerdings habe ich nach wie vor große Zweifel, ob Ich dem eine Chance geben sollte.

Das Erstgespräch beim Therapeuten ist erst in 2 Wochen und vermutlich dauert es dann eh noch mal Ewigkeiten, bis man da überhaupt einen Platz erhält.
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