Spiritualität und Depression VI

tomroerich
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von tomroerich »

Hallo Christiane,

diese Dinge sind sehr verwirrend und eine echte Herausforderung und ich denke, man kann sie nicht wirklich verstehen, wie man eine Matheaufgabe versteht. Sie stellen unsere Wahrnehmung auf eine ganz grundsätzliche Weise in Frage und das ist eben schwierig. Als Einstein seine Theorie formulierte, tat er etwas Ähnliches. Er erzählte uns, dass Zeit langsamer und schneller verlaufen kann, dass Maßstäbe kürzer werden können etc. Seine Theorie hat unsere Welt verändert und ohne sie würde heute vieles nicht mehr funktionieren oder hätte nicht entdeckt werden können. Aber verstanden hat sie keiner, möchte ich behaupten. Weil wir etwas nicht verstehen können, was unsere fundamentalen Erfahrungen über den Haufen wirft.

Aber etwas anderes mag möglich sein: Man kann vielleicht erfahren, ohne zu verstehen, indem man sich hingibt. Jedenfalls ist das der Weg des Ostens. Aber da tun wir uns eben sehr schwer und die meisten Menschen bei uns kommen über gelegentliches Meditieren nicht hinaus.

Das Holofeld ist ein Postulat, mehr nicht. Wenn neue Tatsachen auftauchen, die sich mit alten Weltbildern nicht in Deckung bringen lassen, dann muss man eben postulieren und schauen, ob es so sein könnte. Jedenfalss macht das der Verstandesmensch so. Ich, als Verstandesmensch mit einem tiefen Gefühl für das Spirituelle, muss einen solchen Weg gehen. Für mich ist das Holofeld etwas Spirituelles, es entspricht meiner Vorstellung von dem, was andere Gott nennen. Oder es ist ein Teil davon, denn darüber mag es noch viele andere Strukturen geben, die unsere Welt als Gesamtheit ausmachen.

Viele Menschen machen in ihrem Glauben einen Schnitt zwischen der Welt und Gott, als habe das eine mit dem anderen nichts zu tun. Nur dass Gott eben die Welt erschaffen hat. Für mich aber ist die Welt Gott und es gibt nichts, was außerhalb sein könnte. Mein PC ist es, ich bin es. Das Holofeld entstand nicht irgendwann, es ist ja der Ursprung von allem. Keiner weiß, ob und wie es wirklich ist. Es ist, wie gesagt, ein Postulat, das uns helfen soll, einen Ersatz zu finden für die Annahmen, die wir seither hatten über die Welt und die langsam verloren gehen.

H1 legt uns nahe, dass wir aktive Teilnehmer an der Realität sind, in jedem Augenblick und dass Realität ein Schöpfungsakt ist und nicht etwas einfach Vorhandenes. Dieser Gedanke ist für mich wunderbar und tröstlich.

H2 legt uns nahe, dass nichts von etwas anderem wirklich getrennt ist. Die Vorstellung, dass Dinge für sich allein eine Bedeutung haben und für sich alleine untersucht werden können, wie wir das tun, ist eine Illusion. Jeder von uns ist angeschlossen ans Ganze und nichts geht verloren. Auch das ist für mich ein wunderbarer und tröstlicher Gedanke. "Erleuchtete Menschen" sagen uns, dass diese Einheit eine erfahrbare Tatsache ist, dass sie einfach und natürlich ist und unser Zustand kompliziert und unnatürlich. Für mich drückt die Aussage "Mein Vater und ich sind eins", genau das auf die damalige Art aus. Wir heuten würden vielleicht sagen "Ich erlebe das Holofeld". Wer weiß.

Viele Grüße

Thomas
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ben1
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von ben1 »

Nochmal was zu Deinen Postings, Thomas

Ich finde das einfach nur spannend und interessant. Da gibts einen westlichen und einen östlichen Weg, die Welt zu sehen. Die Starten beide aus sehr verschiedenen Richtungen. Die "Westler" erklären alles, zerlegen alles, analysieren wie die Wilden, die "Östler" lassen alles so wies ist (zerlegen nix, betrachten etc.). Die beiden Ansätze denke ich sind mittlerweile bekannt - und keiner von beiden erfasst das GANZE. Und jetzt kommen die Westler langsam an eine Grenze, wo sie sagen müssen "egal, wie wir hinsehen, wir sehen immer nur das, was wir zu sehen erwarten" (wie in deinem Posting wunderbar erklärt) bzw. eine Stufe weiter gedacht "die Östler haben ja doch nicht so ganz daneben gelegen"

Was wir brauchen, ist BEIDES! Die Depression ist ein wunderbares Medium, uns die Grenzen der "Westler" vorzuführen und uns nach mehr Ideen, Gedanken und Erklärungsmodellen umzusehen. Denn (wie im großen, so im kleinen) auch in unserem Leben benötigen wir beide Sichten, sonst geht was verloren!

Nehmen wir das Beispiel der Selbstbeobachtung (oder Selbsteinschätzung), das dürfte jedem depressiven Menschen(ist jetzt nur positiv gemeint) nicht gänzlich fremd sein

- es ist wichtig, zu wissen, was ich kann und was nicht, ohne falsche Prämissen (z.B. Perfektionismus)
- es ist ebenso wichtig, mich als Teil eines ganzen, höheren Zusammenhangs zu begreifen (Wenn das Wort Gott nicht so behaftet wäre, würde ich es gerne hier verwenden).

Ich sehs so, das die östliche und die westliche Wissenschaft beide einen 400-Meterlauf absolvieren - und die Runde in die entgegengesetzte Richtung loslaufen. Und nach 200 Metern treffen sie sich (HEUREKA) - das isses! Da ist eauf einmal nicht mehr das Ziel erstrebenswert, sondern die Begegnung! (Wer als Westler weiterläuft, wird im Ziel bitterlich enttäuscht werden - siehe Unschärferelation, Quantenphysik u.ä. - alles wunderbar über die Links oben nachlesbar!

Ich finde es mehr als bemerkenswert, das viele anerkannte Wissenschaftler (pure Westler) die östliche Denkweise wieder ins Spiel gebracht haben (ob gewollt, oder ungewollt) - denn nach 400 Metern treffen sie sich sowieso wieder (!)

Ben
deep
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von deep »

Hallo Zusammen,

nach einem dukelgrauen Tag bin ich wieder halbwegs in der Lage, zu folgen, auch wenn der ganze Physikkram mir mindestens eine Stufe zu hoch war und ich einen kleinen Verdacht habe:

Ich denke, dass man die Annäherung der östlichen und westlichen Philosophien doch schon seit langem beobachten kann. Nämlich seitdem die bisherigen Werte des Westens immer mehr an Bedeutung und Inhalt verloren haben, das westliche Leben mithin wertelos (vielleicht sogar im Sinne von wertlos?) geworden ist. Auf der Suche nach neuen spirituellen Werten und Inhalten ist man dann auf die im Großen und Ganzen noch intakten östlichen Denkmodelle gestoßen, die, vereinfacht angewandt, nicht nur die Suche nach spirituellen Werten befreidigen, sondern auch für westliche Hirne, geschult in Rationalität und Logik, nachvollziehbar sind (Stichwort Buddhismus, eine sehr logische Sache, meine ich) und die eine Erlösung durch praktisches Leben, nicht durch blindes Glauben ermöglichen.
Wenn ich mir jetzt diese wissenschaftlichen Abhandlungen anschaue, beschleicht mich der Verdacht, dass hier das Gleiche versucht wird, wie bei den "alten" Werten, nämlich sie erklärbar zu machen, sie zu beweisen und ihnen damit einen gewissen Zauber zu nehmen.
Für mich würde das inder Konsequenz heißen, wenn wir so weiter machen, sind auch diese Werte bald am Ende...

Und was dann???

Liebe Grüße
Karin
christiane
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von christiane »

Danke Thomas.
Christiane
christiane
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von christiane »

Danke Thomas.
Christiane
emriye
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von emriye »

Hallo Karin,
ich sehe es ähnlich wie du, obwohl ich auch die ganzen Aspekte der vorigen Beiträge sehr interessant finde. Was mir auffällt, dieses nach Erklärung suchen, findet hauptsächlich von Männern statt. Will jetzt Männer nicht allgemein in eine Schublade stecken, aber ich finde Männer sezieren gerne und brauchen für alles eine Erklärung. Da wäre man wieder beim westlichen von außen betrachten, sezieren, zerstückeln am leblosen. Ein Buddhist fühlt sich ein, er seziert keine Blume sondern fühlt wie eine Blume und gewinnt daraus seine Erkenntnis. Will aber das eine oder das andere weder negativ noch positiv bewerten. Fand die links und Erklärungen auch interessant. Aber ich bin eher der Typ, die sich in eine Blume einfühlt als sie zu sezieren.
Vielleicht vom Thema vorbei, manchmal weiß ich auch nicht ob meine Beiträge voll blöd sind. Fühl mich oft nicht dazugehörig und nicht wahrgenommen. Hat aber wahrscheinlich mehr mit meinem Leben allgemein zu tun, ich fühlte mich schon als Kind immer anders und nicht dazugehörig. Und hier geht es mir auch oft so, bewundere die, die hier so voll dazugehören und frage mich was ich falsch mache??!! Hhmm, soll jetzt kein Vorwurf an jemand sein, nur ein Versuch meine Gefühle transparenter zu machen.
Liebe Grüße
emriye
Alina1
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von Alina1 »

Hallo,ihr alle!

Auch ich habe mich in meinem Leben noch nie als irgendwo zugehörig erlebt.Bei mir kommt da schnell die Angst auf,nicht mithalten zu können,was wiederum dazu führt,mich nicht so akzeptieren zu können,wie ich bin.Ich rutsche einfach immer wieder in das Muster,vermeintliche Erwartungen erfüllen zu müssen.Dabei werden hier doch gar keine erwartungen an mich gestellt,sollte man meinen.Ist in der Tat mein eigenes Ding:Bedürftigkeit im Sinne,endlich irgendwo zu Hause sein zu wollen.

Muß mich an die Kocherei machen-praktisches Leben,welches ziemlich öde sein kann!!

Erstmal liebe Grüße von Antje
emriye
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von emriye »

Hallo,
ich bins noch mal, mir schwirren so viele Gedanken im Kopf herum, dass ich mich nun schon wieder an den PC setzen muß. Das Thema Spiritualität ist bei mir die letzten Wochen sehr aktuell. Ich habe mich nur nie getraut dazu was zu schreiben, auch aus dem Grund, dass hier sehr viele Leute sind, die einfach klasse Beiträge schreiben, die mir sehr viel bringen.
Als Kind hatte ich es nicht sehr einfach, mal salopp ausgedrückt und um all dem Ausgeliefersein und ohnmächtig sein zu ertragen, habe ich wohl angefangen mich in andere Welten zu begeben. Ich hatte meine bunte Welt, lauter Figuren und Wesen die mit mir komunizierten. Aus Bäumen kamen Gesichter und Figuren die mich anhörten und mir das Gefühl gaben "jemand" zu haben...
Als vor einigen Jahren viele mißliche Umstände zusammengetroffen sind, bin ich wieder in diese Welten abgerutscht. Es war soviel los in mir und ich dachte ich drehe durch. Alles verselbstständigte sich, ich würde heute nicht mehr leben, wenn ich damals das Malen nicht für mich entdeckt hätte. Ich brachte alles zu Papier was ich so um mich sah und hörte. Aber das Gefährliche an diesen Trancezuständen, ist auch, dass es sich verselbstständigt. Sozusagen, die Geister die ihr riefet, werdet ihr nicht mehr los. Ich knallte fast durch. Jetzt gehe ich nur noch sehr wohl dosiert in diese Zustände, sodas ich es unter Kontrolle habe und nicht die "Geister". Da es mir bedeutend besser geht, denke ich auch viel über die letzten Jahre nach. Lese über Buhddhismus und finde Erklärungen für mich. Das ist für mich mein Spirituelles Thema, was mich sehr bewegt, aber weit ab von wissenschaftlichen Theorien ist. Es macht mich wahrscheinlich jetzt sehr verletztlich was ich euch hier schreibe, aber ich habe ja auch die Option es wieder zu löschen. Es sind so viele Gedanken in mir zu diesem Thema, ich es aber wahrscheinlich garnicht schaffe es alles verständlich rüber zu bringen. Wenn jemand Interesse hat, kann ja mal ein paar Bilder aus meiner schwierigen Zeit anschauen :unter diesem link zu sehen, emrie anklicken. Ich glaube mit Bildern kann ich mich mehr ausdrücken...
www.kinderschreie.de/05_kinderschreie/g ... alerie.htm
Liebe Grüße
emriye
tomroerich
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von tomroerich »

Hallo Ben,

diese beiden unterschiedlichen Herangehensweisen hat jemand mal so verbildlicht:
Wenn das Universum eine dunkle Kathedrale ist, dann laufen Westler mit kleinen Taschenlampen drin herum und rufen sich dann gegenseitig zu, was sie im scharf abgegrenzten Lichtkegel erkennen können. Das schreiben sie dann auf und suchen nach Erklärungen, die alle Beobachtungen miteinander verbinden, um die Kathedrale als Gesamtbild sehen zu können.
Der Ostler macht eine kleine Kerze an und taucht die Kathedrale in ein Schummerlicht. So kann er zwar das Ganze sehen aber nur sehr undeutlich und verschwommen.

@Karin
Weißt du, ich sehe die Tatsache, dass 50% der Menschheit sich so entwickelt und die anderen 50% so, als Zeichen dafür an, dass eben beides im Menschen angelegt ist: Das Essen vom Baum der Erkenntnis und die Rückkehr zur Einheit. Erst beides zusammen wird dem Modell Mensch gerecht. Der Osten ist ja nicht glücklicher und krisenfreier als der Westen und wenn wir ehrlich sind, dann erreichen mit östlichen Methoden nur einige wenige einen wirklichen Durchbruch. Die große Masse der Menschen dort ist arm, unglücklich und geht einer mehr oder weniger mechanisierten Form der Religionsausübung nach.
Was ich aufzeigen wollte ist doch, dass die westliche Wissenschaftskultur nach diesem langen Weg des Wissenwollens seit 400 Jahren endlich zu Ergebnissen kommt die zeigen, dass West und Ost nicht diametral zerstritten sind sondern dass beide Wege zu einer Form von Wahrheit zu führen scheinen, dass man sich also einem neuen Bild der Wirklichkeit nähert. Erst die Vereinigung beider Strömungen, die Vereinigung aller Religionen in der Gewissheit, dass sowieso alle das Gleiche schon immer gemeint haben, kann die Wende bringen. Ost ist nicht besser als West. Ost ist die Kehrseite von West und das Ganze wird erst langsam sichtbar. Im Umdenken der Grundlagenphysik wird das klar, das ist das Faszinierende für mich. Sicher, dazu hat nicht jeder Zugang und das ist mir auch klar. Aber die westl. Kultur ist in den vergangenen Jahrhunderten ganz entscheidend vom deterministischen Denken der Wissenschaft geprägt worden. Und dass dies nun abgelegt werden muss, wird wiederum einen gewaltigen Einfluss haben. Nur deshalb sind diese Dinge in diesem Rahmen so interessant.

Viele Grüße

Thomas
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chimera

Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von chimera »

Liebe Alle,

ich finde diesen Thread wirklich wundervoll, dennoch möchte ich auf eine Frage in Bens Ursprungsposting zurückkommen: "Wie kommt man wieder mit sich in Fühlung?"

Die Frage, die mich bewegt, seit ich existiere: Wie kann ich mein wesentliches erleben, Kontakt zu meiner wahren Natur aufnehmen? Bringen uns Diskussionen nicht nur in die Rationalität, weg vom Erleben? Wie kann ich das Geschriebene erleben und erfühlen? Im Moment stelle ich mir nur vor, es sei so. Ich stelle mir vor, alles um mich herum sei lebendig und würde mir antworten und das ist ja wiederum nur eine Leistung meines Verstandes. Verhindert nicht die Kommunikation mit anderen die Kommunikation mit uns selbst? Ich denke, wir haben die Sensibilität für unsere inneren Botschaften verloren. Und bei jedem Satz, den ich schreibe, merke ich, daß ich nichts verstehe...

@ Emriye: Deine Bilder haben mich sehr beeindruckt.


Grüße,
Chimera
tomroerich
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von tomroerich »

Klar wie ein Bergkristall, Maria
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butterfly7
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von butterfly7 »

hallo Maria,
die dritte dimension ist mir mittlerwiele erklärbar!?!
aber die 4. nicht.
banal ausgedrückt (Einstein......)
überbrückung zw. zeit und raum.
wo lebe ich eigentlich.
hetze, schlafe, aber lebe nicht.
danke für die interessanten beiträge.
kann mir diese dimension erklären.
sorry, bin völlig verwirrt.
schreibe es trotzdem.
möchte noch vielen aus diesem forum antworten. kann es es momentan nicht.mein pc/anschluss wird um ca. 18.00 neu eingerichtet.
ernsthafte frage: welche dimension ist das?
t´schuldigung. bin im totalstress.
meine psyche und physis lähmen mich.
ganz liebe an dich und @all.
sorry,
vewirrte grüße
dust
butterfly7
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von butterfly7 »

korrektur:
....danke @ all für die interessanten beiträge. mein hirn kann diese dimension nicht erfassen/erklären.
l.g. dust
tomroerich
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von tomroerich »

Liebe Emriye,

ich habe gerade staunend deine Bilder betrachtet. Ich dachte dabei, wie sehr ich Ausdrucksmöglichkeiten wie diese schon immer vermisst habe, ich konnte niemals malen oder auf andere Art meine Gefühlswelt nach außen bringen.
Deine Bilder zeigen mir auf der einen Seite eine traurige, verwirrte und verängstigte Innenwelt, wenn ich die Gesichter anschaue. Aber was mir sehr viel mehr ins Auge springt ist diese unglaubliche Farbigkeit und Energie, wirklich unheimlich beeindruckend!! Da gibt es Wirbel und Ströme, feurige Farben und energetische Muster! Das ist sicher nicht die Innenwelt eines leblosen oder toten Menschen sondern eines quicklebendigen und reichen.

Ich fühle mich von meinem Denken her auch als Buddhist- keine andere Religion konnte mich je so faszinieren, obwohl ich auch im Christentum viel finde. Verbindung zu dieser Gedanken und Gefühlswelt zu haben, war immer sehr wichtig für mich und als mir das während der schlimmen depr. Phasen verloren ging, verlor ich auch einen sehr wichtigen Teil meiner Grundlagen und Wurzeln. Alles kehrte zurück, sogar intensiver und reifer als früher und heute kann ich sagen, dass meine spirituellen Ahnungen mich nie betrogen haben sondern langsam zu einer sichtbaren Wirklichkeit werden. Sie verändert sich gemeinsam mit mir, nimmt andere Formen an und bleibt dennoch die gleiche.

Thomas
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butterfly7
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von butterfly7 »

nachtrag:
lebe momentan/"lange"im Nirwana.
sorry dust
was das auch immer sein mag, viele von euch werden mich verstehen.
tomroerich
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von tomroerich »

Lieber Chimera,

Die Frage, die mich bewegt, seit ich existiere: Wie kann ich mein wesentliches erleben, Kontakt zu meiner wahren Natur aufnehmen? Bringen uns Diskussionen nicht nur in die Rationalität, weg vom Erleben? Wie kann ich das Geschriebene erleben und erfühlen? Im Moment stelle ich mir nur vor, es sei so. Ich stelle mir vor, alles um mich herum sei lebendig und würde mir antworten und das ist ja wiederum nur eine Leistung meines Verstandes. Verhindert nicht die Kommunikation mit anderen die Kommunikation mit uns selbst? Ich denke, wir haben die Sensibilität für unsere inneren Botschaften verloren. Und bei jedem Satz, den ich schreibe, merke ich, daß ich nichts verstehe...

Ich wünschte, ich könnte dir darauf eine auch nur halbwegs befriedigende Antwort geben. Deine eigene Natur zu finden und dein Wesentliches ist ja das große Endziel der Individualisation. Der Weg beginnt glaube ich immer mit einer Sehnsucht, die sich nicht stillen lässt und die so tief ist, dass alles nur wie ein billiger Ersatz erscheint, was eigentlich befriedigend sein sollte. Wege gibt es wirklich viele und ich glaube daran, dass man den für sich richtigen finden wird, wenn man seine Neigungen ernst nimmt und dem folgt, was sich bietet. Wenn du an H1 denkst, dann ist ja alles, was dir begegnet auch eine von dir erschaffene Realität in der sich wiederspiegelt, was in dir ist. Dass es eine schmerzliche und chaotische Realität ist, zeugt aber nicht von Wertlosigkeit sondern von Suche und Dynamik. Festgefügte Menschen, die nicht suchen, haben oft ein geordnetes Leben aber sie haben nicht diese Lebendigkeit, ihr Leben ist kein Kampf sondern dröge Ordnung.
Meine Analytikerin sagte mal zu mir, dass auch eine Analyse ein Einweihungsweg sein könne. Den roten Faden findet man oft erst, wenn die verkrusteten Strukturen sich in völliges Chaos verwandelt haben- lies doch mal die Geschichte von Hiob. Hiob ist das Beste zu diesem Thema, was ich kenne und die eindrücklichste Beschreibung einer schweren Depression. Hiob verflucht sein Leben und den Tag seiner Geburt weil er alles verliert, an was er je gelaubt hat und was er für sicher hielt. Aus diesem Chaos entsteht nach zähem Ringen der neue Hiob wie der Phönix aus der Asche. Und er tut das gegen die Konventionen und den Rat seiner Freunde "die sich über ihn erschrecken"- er geht seinen ganz eigenen Weg. Und dafür kommt vom Himmel nicht etwas der drohende Zeigefinger sondern ein "Wohl getan"- das ist das besonders Schöne am Hiob.


Nein, die Kommunikation mit anderen verhindert nicht die mit uns selbst, das glaube ich nicht. Vielleicht hohles Geschwätz und Reden um des Redens Willen. Aber echte Kommunikation hilft doch, sich selbst zu erleben. Spiritualität ist nicht vor allem Rückzug ins stille Kämmerlein und sich zu drehen in eigenen Gedanken. Sondern ganz ernst zu leben und achtsam, auf alles zu achten, besonders auf sich selbst.

Viele Grüße

Thomas
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emriye
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von emriye »

..nun sitz ich schon wieder hier, hab mir jetzt erstmal mit meinem Hund kräftig den Wind und den Regen um die Ohren pusten lassen. Puh, ich finde diesen Thread auch sehr gut, bin gedanklich sehr beschäftigt, aber nicht schwarz und schwer, sondern es ist so eine tiefe Traurigkeit die sich auch wohlig anfühlt und ich mit beiden Beinen auf dem Boden stehe.
Chimera, das Gefühl nichts zu fühlen finde ich einen der schlimmsten Zustände. Das war für mich das unerträglichste während der Depression. Aber ich denke nicht, wenn man "nur" diskutiert, dass man dann erstrecht nicht zu seinen Gefühlen kommt. Deine Beiträge sind immer sehr gefühlvoll, irgendwo in dir stecken die erlebbaren Gefühle. Dein Zugang zu deinem WESENtlichen ist grad einfach gekappt. Ich stelle mir das so vor wie ein großer Baum mit nochmal so einem großen Wurzelgeflecht, die Hauptwurzeln sind entzündet, gekappt und müssen wieder zueinander finden.
Eins der Hauptsymptome während der Depression. Ich weiß nicht ob du AD nimmst, aber das ist auch erstmal eine gute Krücke, wenns anschlägt. Um auch wieder Kontakt zu deinem Inneren herzustellen, wären positive Körpererfahrungen auch sehr hilfreich...
Naja, das weißt du bestimmt auch alles. Aber ich fühle mit dir und weiß wie schrecklich dieser Zustand ist.
Liebe Grüße
emriye

Hallo Thomas,
und ich bewundere alle Menschen die sich mit Worten so gut ausdrücken können. Manchmal fühle ich nur in Bildern und habe keine Worte dazu, das ist auch eine schrecklich einsame Erfahrung.
Dann lese ich wieder hier die Beiträge quer und finde es gibt soo viele tolle Leute hier, die Dinge und Gefühle mit Worten formulieren welche in meinem Kopf rumspuken und ich am liebsten nur dito dahinter schreiben würde. Aber das ist ja auch blöd.
Aber mein Weg durch all die Krisen haben mir auch sehr viel gebracht, es ist im Nachhinein eine sehr lehrreiche und intensive Zeit, die stetig weitergeht. Deshalb kann man auch einen Sinn in diesen Krisen sehen und sich hoffentlich so kennenlernen kann, um einen nächsten Schub zu verhindern. Ich habe auch eine ganz tolle Therapeutin, die mich begleitet, mich aber so begleitet, dass sie mich nie bevormundet oder mir Verhaltensregeln vorgibt. Seltsamer Weise, kommt es dann aus mir heraus. Sie ist eine sehr tolle Frau, ein richtiges Vorbild. Und ich bin so froh sie zu haben. Reagiere nämlich "allergisch" wenn mir jemand oberlehrerhaft, autoritär oder von oben herab kommt.
Liebe Grüße
emriye
Alina1
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Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von Alina1 »

Hallo,chimera!

So interessant die Beiträge auch sind,bringt mich dieser Thread doch ein wenig in Verzweiflung!Als ob ich durch die geballte Rationalität nur umso weiter vom Gefühlserleben fortrücke.Auch in der Selbsthilfegruppe mußte ich feststellen,dass geteiltes Leid für mich nicht halbes Leid sondern 20-faches bedeutete.Gute Gespräche können hilfreich sein,auf jeden Fall,aber nur jene,welche meinen innersten Kern wirklich berühren,und ich auf die Empathie meines Gegenübers vertrauen kann.Ein Aufeinandereinreden mit missionarischer Absicht schadet mir mehr als das es nützt.Im übrigen brauch ich lebendige Erfahrungen mit Menschen durch körperliche Aktivitäten(muß nicht unbedingt Sex sein,aber kann auch ne spirituelle Erfahrung sein).Oder ein gemeinsames,sinnvolles Ziel,welches Menschen direkt miteinander verbindet.

Ich muß irgendetwas T U N!!!!!!!!!!!!!Aber was um Gottes Willen!!!

Liebe Grüße,

Antje
butterfly7
Beiträge: 842
Registriert: 8. Jul 2004, 17:35

Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von butterfly7 »

hi Maria,
danke für deine antwort.
watzlawick habe ich round about 1977 gelesen. weiss nicht mehr viel davon. mann / frau vegisst so vieles.
MANCHES aber NIE!
klingelt.
l.g. dust
chimera

Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von chimera »

Lieber Thomas, liebe Emriye, liebe Antje,

danke für Eure tollen Beiträge, danke für Eure Emotionen. Ich suche immer so sehr nach den Emotionen hinter den Worten und bin dankbar, wenn ich sie spüren kann.

Schade, der Thread hat so eine tolle Energie, und ich muß jetzt für ein paar Stunden weg...


Euch alles Liebe und bis später,
Chimera
Data

Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von Data »

Hallo Emriye und Antje und ihr alle,

ich kann dieses schwarze, beängstigende Gefühl des nirgendwo Zugehörigseins - und dieses sehnsüchtige, schmerzhafte Schreien und Verlangen danach - sehr gut verstehen, und es ist auch oft in mir. Manchmal fühle ich mich zugehörig (z.B. zu den Menschen in diesem Forum) und daraus erwächst dann ein (trügerisches?) Gefühl von Geborgenheit, nach der wir uns alle so schrecklich sehnen. Aber es braucht nur sehr wenig, dann verschwindet das alles wieder und ich fühle mich wie ein Astronaut außerhalb seines davonfliegenden Raumschiffes. Ich glaube, sich niemandem zugehörig und nirgendwo heimisch zu fühlen, das ist das grauenhafteste überhaupt - das ist diese Einsamkeit, vor der ich schon als Jugendlicher Angst hatte.

Emriye, deine Bilder sind wunderschön. Sie vermitteln viel Wärme, wie ich auch deine Ausdrucksweise als angenehm warm empfinde. Zwar habe ich dich noch nie direkt angesprochen, aber viele deiner Beiträge gelesen, und ich denke schon, dass du hier "dazugehörst". Wobei es eine interessante Frage ist: Ab wann gehört man irgendwo dazu?

Und zur Verletzlichkeit: Vielleicht wird man verletzlicher, wenn man was von sich preisgibt, so, wie wenn man seine Rüstung ablegt und dadurch verwundbarer wird. Aber um anderen näher zu kommen, Wärme empfinden und Vertrauen schenken und geschenkt bekommen zu können, muss man diese Rüstung irgendwann loswerden. Und dann merkt man, dass man gar nicht so viel verletzlicher ist als man vorher schon war, denn die Rüstung war gar kein echter Schutz - sie war nur schwer und hat uns eingeschnürt, mehr nicht.

Ja, meist sind es wohl die Männer, die alles ergründen und begreifen wollen und dabei so vorgehen, dass sie das zu untersuchende Objekt - weil es in seiner Komplexität meist vollkommen unverständlich ist - erst mal in seine Einzelteile zerlegen und dann jedes Teilstück wieder für sich ansehen und zu verstehen versuchen...und dann das ganze nicht mehr zusammensetzen können. Beim Verstehen von Subjekten, von Gedanken und Gefühlen, wird's dann allerdings etwas problematisch, denn da hilft das Zerlegen und Sezieren nicht allzu viel...

Im übrigen habe ich, was dieses neue physikalische Verständnis von der Welt (alles hängt miteinander zusammen, wir erschaffen uns selbst unsere Realität, n-dimensionale Parallelwelten usw.) und die jetzt evtl. zu Tage tretende "mögliche Unmöglichkeit" betriff, sie konkret oder gar überhaupt analysieren und begreifen zu können, oft das Gefühl, dass wir froh darüber sind, weil es uns wieder hoffen lässt - hoffen auf einen tieferen Sinn, auf eine Göttlichkeit, hoffen darauf, dass wir nicht machtlos sind - mit anderen Worten, wir dürfen wieder anfangen zu glauben, und diesmal auch von naturwissenschaftlicher Seite her. Aber es bleibt leider nach wie vor Ansichtssache - und wird es vielleicht immer bleiben? Seelig sind die Gläubigen. So, wie es schon immer gewesen ist.

Antje, dieses Aufeinander-Einreden mit missionarischem Eifer / missionarischen Absichten ist genau das, was ich von meinen Eltern (und den schrecklichen Geschwistern meines Vaters, mit denen ich glücklicherwiese inzwischen keinen Kontakt mehr habe) bis zum Erbrechen kenne. Immer erzählen, wie man es machen sollte und was richtig ist. Es gab nie ein wertungsfreies Zuhören, wo man sich mal "ausruhen" und seine echten, tiefen Sorgen, Ängste und Gefühle loswerden konnte, ohne gleich einen Schwall von guten Ratschlägen zu erhalten, gefolgt von quasi lebenslangem Besorgtsein und Kümmern seitens meiner Mutter. Dieses "Zuviel-geliebt-werden" ist etwas, was für mich zu den schlimmen Erfahrungen gehört: Seine wirklichen Sorgen - sowohl physischer als auch psychischer Art - nicht loswerden zu können aus Angst davor, 1. den anderen zu sehr zu belasten und 2. mit Ratschlägen und "Kümmern" überschüttet zu werden, bis man keine Luft mehr bekommt.

Und ja, auch ich habe immer mehr dieses Gefühl, dieses undeutliche Wissen, ich muss was TUN, sonst gehe ich ein wie eine Pflanze ohne Wasser...

Liebe Grüße an euch alle!

Data
deep
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Registriert: 27. Sep 2004, 12:13

Re: Spiritualität und Depression VI

Beitrag von deep »

Hallo Tom,

dass der Osten Krisen hat ist unbestritten.

Andererseits habe ich bei vielen, auch längeren Aufenthalten in Asien, nicht nur als Tourist, erlebt, dass dort eine viel größere Zufriedenheit herrscht und das Rennen nach Dingen um jeden Preis bei weitem nicht so ausgeprägt ist, wie im Westen. Es passt halt einfach nicht zur gesellschaftlichen Philosophie...

Mich hat das immer wieder so beeindruckt, wie gelassen die Menschen dort mit ihrem Leben umgehen. Für mich war es so, dass ich mich so an- und aufgenommen fühlte, dass ich heute regelrechtes Heimweh habe...
Anders kann ich das Gefühl einfach nicht beschreiben, aber dort fühle ich mich heil und daheim, auch in der Depression war das so, dass ich dort nie diese Abgeschnittenheit von der Welt so hart empfunden habe...

Ganz eigen, ich kann es kaum erklären. Mir fehlen da einfach die Worte, wenn ich über mein Inneres sprechen soll. Ihr macht das so gut, manchmal fühle ich mich da sehr klein, weil ich halt so kopfbetont bin, wenn ich schreibe.

Hoffe, das ist kein Problem.

Liebe Grüße
Karin
Antworten