Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Hallo liebe Leidensgenossen,
was soll ich sagen… ich bin ehemals Betroffene und mittlerweile Angehörige eines Betroffenen (meines Ehemannes).
Ich habe tatsächlich auch das Bedürfnis mich hier zu öffnen und suche Rat und Austausch mit Leidensgenossen.
Kurz zu mir. Ich bin 33 Jahre alt und bin mit meinem Mann seit 13 Jahren zusammen, seit 4 1/2 Jahren verheiratet und wir haben einen gemeinsamen wundervollen Sohn (11 Jahre alt).
Ich bin im März 2022 in Dauerkrankheit gegangen und habe eine rezividierende Depression, inkl. Angststörung, diagnostiziert bekommen. Mein Weg dauerte ca. 1 1/2 Jahre. Es war schrecklich, aber heute bin ich stärker dennje. Viel weiter muss ich wahrscheinlich nicht ins Detail gehen. Die Geschichte hätte hier wunderbar enden können. Tut sie aber nicht.. daher eben der Beitrag.
Als ich letztes Jahr (im Sommer) aus der Reha kam, war mein Mann sichtlich verwirrt und verändert und bat mich auch nach einigen Tagen um räumlichen Abstand. Ich zog für einige Tage mit meinem Sohn zu meiner Mama. Für mich ging meine kleine Welt unter und ich verstand überhaupt nichts mehr. Wir schrieben viel und er besinnte sich nach wenigen Tagen und bat mich nach Hause zurück zu kommen. Wir führten intensive Gespräche und es stellte sich heraus, dass es ihm gar nicht gut geht.
Auch bei ihm wurde dann eine Depression diagnostiziert und er suchte fortan nach einem Therapieplatz.
Im April diesen Jahres dann der Schock. Er liebt mich, aber müsste sich trennen, um zu sich selbst zu finden. Er wisse gar nicht, wer er ist und hat das Gefühl, dies nur alleine herausfinden zu können. Ich wäre unglaublich fantastisch und es läge nichts an mir.
Jetzt war es völlig vorbei .. er ging zu einem Freund und nach einer Woche haben wir dann nochmal gesprochen und er kam zurück.
Wir haben uns zusammen gerauft und hatten den schönsten Sommer seit Jahren, viel Liebe, Abenteuer, Partys, viel Sex und viel Leidenschaft
Zwischenzeitlich hatte er im Juni endlich seine Therapie begonnen und alles stand unter guten Sternen. Es sah gut aus.
Dann vor ca. 5 Wochen wieder ein Einbruch…
Plötzlich veränderte sich alles. Keine Nähe mehr, kein Sex, kein Kuss, keine Leidenschaft.
Von da an, hatten wir einige Gespräche. Seine Depression ist sehr komplex, da sich vieles aus der Kindheit und seinem miserablen Elternhaus „bis ins heute“ zieht. Viele seiner Verhaltensweisen bauen auf diese Zeit auf und er hat das Gefühl, dass er nicht mehr weiß wer er eig ist.
Vor 1-2 Wochen dann die Offenbarung der Gefühllosigkeit seinerseits. Meine Welt brach erneut. Ich kann ihn zu 100% verstehen und vieles sehr gut nachvollziehen. Ich hatte zu meiner schlimmsten Zeit auch keine Gefühle mehr. Für nichts. Für niemanden. Aber irgendwie wusste ich ja doch immer, dass er mein Seelenmensch ist und ich ihn liebe. Das tut ganz schön weh, dass er so leidet und sich eben nicht mehr sicher ist. Eine Trennung möchte er momentan nicht. Aber er äußert eben auch, dass er mich nicht ewig hinhalten möchte. Mein Wunsch ist, dass er erst die Entscheidung trifft, wenn er wieder klarer ist und mich entscheiden lässt, wie lange ich es „aushalte“. Es ist nicht seine Aufgabe mich zu schützen. Ich entscheide für mich und er soll es für sich tun.
Er ist mittlerweile seit insgesamt 1 1/2 Jahre krankgeschrieben und seit diesen Montag in der Wiedereingliederung. Ich habe momentan das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Andererseits finde ich es gut, dass er wieder etwas Struktur in den Alltag bekommt.
Aufgrund meiner eigenen Depression kann ich auch viele Symptome und Verhaltensweisen verstehen. Jedoch ist er trotzdem er und ich bin immer noch ich. Wir sind unterschiedlich und unsere Depressionen sind es auch…
Also kann ich tatsächlich auch nicht viel tun.
Er geht nun immer noch wöchentlich zur Therapie und im Januar steht dann auch endlich seine Reha an.
Ich bin verzweifelt. Tod traurig und weiß manchmal nicht mehr, wie ich diese Situation aushalten soll. Ich liebe ihn so wahnsinnig und schätze einfach alles an ihm. Er war mir von der ersten Sekunde an, der beste Freund und Ehemann, den man sich nur vorstellen kann.
Ist er noch irgendwo da drin? Unter dieser depressiven Hülle? Ich hoffe es so sehr. Bitte drückt die Daumen und teilt mir auch gerne euer Leid mit, wenn es sich mit meinem ähnelt. Danke fürs lesen und eure Zeit <3 ich drücke euch und wünsche jedem einzelnen von euch ganz viel Kraft und Liebe <3
Lulu
was soll ich sagen… ich bin ehemals Betroffene und mittlerweile Angehörige eines Betroffenen (meines Ehemannes).
Ich habe tatsächlich auch das Bedürfnis mich hier zu öffnen und suche Rat und Austausch mit Leidensgenossen.
Kurz zu mir. Ich bin 33 Jahre alt und bin mit meinem Mann seit 13 Jahren zusammen, seit 4 1/2 Jahren verheiratet und wir haben einen gemeinsamen wundervollen Sohn (11 Jahre alt).
Ich bin im März 2022 in Dauerkrankheit gegangen und habe eine rezividierende Depression, inkl. Angststörung, diagnostiziert bekommen. Mein Weg dauerte ca. 1 1/2 Jahre. Es war schrecklich, aber heute bin ich stärker dennje. Viel weiter muss ich wahrscheinlich nicht ins Detail gehen. Die Geschichte hätte hier wunderbar enden können. Tut sie aber nicht.. daher eben der Beitrag.
Als ich letztes Jahr (im Sommer) aus der Reha kam, war mein Mann sichtlich verwirrt und verändert und bat mich auch nach einigen Tagen um räumlichen Abstand. Ich zog für einige Tage mit meinem Sohn zu meiner Mama. Für mich ging meine kleine Welt unter und ich verstand überhaupt nichts mehr. Wir schrieben viel und er besinnte sich nach wenigen Tagen und bat mich nach Hause zurück zu kommen. Wir führten intensive Gespräche und es stellte sich heraus, dass es ihm gar nicht gut geht.
Auch bei ihm wurde dann eine Depression diagnostiziert und er suchte fortan nach einem Therapieplatz.
Im April diesen Jahres dann der Schock. Er liebt mich, aber müsste sich trennen, um zu sich selbst zu finden. Er wisse gar nicht, wer er ist und hat das Gefühl, dies nur alleine herausfinden zu können. Ich wäre unglaublich fantastisch und es läge nichts an mir.
Jetzt war es völlig vorbei .. er ging zu einem Freund und nach einer Woche haben wir dann nochmal gesprochen und er kam zurück.
Wir haben uns zusammen gerauft und hatten den schönsten Sommer seit Jahren, viel Liebe, Abenteuer, Partys, viel Sex und viel Leidenschaft
Zwischenzeitlich hatte er im Juni endlich seine Therapie begonnen und alles stand unter guten Sternen. Es sah gut aus.
Dann vor ca. 5 Wochen wieder ein Einbruch…
Plötzlich veränderte sich alles. Keine Nähe mehr, kein Sex, kein Kuss, keine Leidenschaft.
Von da an, hatten wir einige Gespräche. Seine Depression ist sehr komplex, da sich vieles aus der Kindheit und seinem miserablen Elternhaus „bis ins heute“ zieht. Viele seiner Verhaltensweisen bauen auf diese Zeit auf und er hat das Gefühl, dass er nicht mehr weiß wer er eig ist.
Vor 1-2 Wochen dann die Offenbarung der Gefühllosigkeit seinerseits. Meine Welt brach erneut. Ich kann ihn zu 100% verstehen und vieles sehr gut nachvollziehen. Ich hatte zu meiner schlimmsten Zeit auch keine Gefühle mehr. Für nichts. Für niemanden. Aber irgendwie wusste ich ja doch immer, dass er mein Seelenmensch ist und ich ihn liebe. Das tut ganz schön weh, dass er so leidet und sich eben nicht mehr sicher ist. Eine Trennung möchte er momentan nicht. Aber er äußert eben auch, dass er mich nicht ewig hinhalten möchte. Mein Wunsch ist, dass er erst die Entscheidung trifft, wenn er wieder klarer ist und mich entscheiden lässt, wie lange ich es „aushalte“. Es ist nicht seine Aufgabe mich zu schützen. Ich entscheide für mich und er soll es für sich tun.
Er ist mittlerweile seit insgesamt 1 1/2 Jahre krankgeschrieben und seit diesen Montag in der Wiedereingliederung. Ich habe momentan das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Andererseits finde ich es gut, dass er wieder etwas Struktur in den Alltag bekommt.
Aufgrund meiner eigenen Depression kann ich auch viele Symptome und Verhaltensweisen verstehen. Jedoch ist er trotzdem er und ich bin immer noch ich. Wir sind unterschiedlich und unsere Depressionen sind es auch…
Also kann ich tatsächlich auch nicht viel tun.
Er geht nun immer noch wöchentlich zur Therapie und im Januar steht dann auch endlich seine Reha an.
Ich bin verzweifelt. Tod traurig und weiß manchmal nicht mehr, wie ich diese Situation aushalten soll. Ich liebe ihn so wahnsinnig und schätze einfach alles an ihm. Er war mir von der ersten Sekunde an, der beste Freund und Ehemann, den man sich nur vorstellen kann.
Ist er noch irgendwo da drin? Unter dieser depressiven Hülle? Ich hoffe es so sehr. Bitte drückt die Daumen und teilt mir auch gerne euer Leid mit, wenn es sich mit meinem ähnelt. Danke fürs lesen und eure Zeit <3 ich drücke euch und wünsche jedem einzelnen von euch ganz viel Kraft und Liebe <3
Lulu
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- Registriert: 31. Okt 2024, 21:52
Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Liebe Lulu,
erstmal Hut ab, dass du so reflektiert mit der Situation umgehst. Tatsächlich bin ich in einer ähnlichen Lage. Mein Partner hatte Long Covid und daraus resultierende Depressionen. Er hat sich sehr verschanzt und auch nicht wirklich darüber geredet. Nach ca 4 Therapiesitzungen meinte er das würde als Grundlage reichen. Es war sehr schwer das auszuhalten, weil ich schon immer aus der eigenen Biografie heraus belastet bin und dann noch versuchen musste meinen Partner hochzuziehen und die Pandemie hat ja irgendwie alle verunsichert.
Er musste sich zwangsläufig berappeln weil ich dann Oktober 2022 eine Krebsdiagnose bekam und er sozusagen an der Reihe stand für mich da zu sein. Das ging alles so schnell mit der Behandlung und erst danach war ich ziemlich unten und hatte starke Schmerzen. Er hat mich jeden Tag so gesehen und konnte nichts tun außer da zu sein.
Heute bin ich selbst depressiv weil ich eine Folgeerkrankung nach Darmkrebs habe die mich stark einschränkt. Ich habe nicht die Freiheit das zu tun und das zu essen was ich möchte denn ich muss jederzeit bereit sein zum Klo zu gehen. Eine normale Verdauung wird es für mich nicht wieder geben weil zu viel Organ fehlt. Ich habe derzeit keine Endlösung für meine Situation daher warte ich jetzt auf meine nächste Reha. Ich bin 30 Jahre alt und habe mein ganzes Leben noch vor mir.
Ich würde mich über eine Vernetzung freuen.
Liebe Grüße, Nachtglanz
erstmal Hut ab, dass du so reflektiert mit der Situation umgehst. Tatsächlich bin ich in einer ähnlichen Lage. Mein Partner hatte Long Covid und daraus resultierende Depressionen. Er hat sich sehr verschanzt und auch nicht wirklich darüber geredet. Nach ca 4 Therapiesitzungen meinte er das würde als Grundlage reichen. Es war sehr schwer das auszuhalten, weil ich schon immer aus der eigenen Biografie heraus belastet bin und dann noch versuchen musste meinen Partner hochzuziehen und die Pandemie hat ja irgendwie alle verunsichert.
Er musste sich zwangsläufig berappeln weil ich dann Oktober 2022 eine Krebsdiagnose bekam und er sozusagen an der Reihe stand für mich da zu sein. Das ging alles so schnell mit der Behandlung und erst danach war ich ziemlich unten und hatte starke Schmerzen. Er hat mich jeden Tag so gesehen und konnte nichts tun außer da zu sein.
Heute bin ich selbst depressiv weil ich eine Folgeerkrankung nach Darmkrebs habe die mich stark einschränkt. Ich habe nicht die Freiheit das zu tun und das zu essen was ich möchte denn ich muss jederzeit bereit sein zum Klo zu gehen. Eine normale Verdauung wird es für mich nicht wieder geben weil zu viel Organ fehlt. Ich habe derzeit keine Endlösung für meine Situation daher warte ich jetzt auf meine nächste Reha. Ich bin 30 Jahre alt und habe mein ganzes Leben noch vor mir.
Ich würde mich über eine Vernetzung freuen.
Liebe Grüße, Nachtglanz
Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Hallo Nachtglanz,
bitte entschuldige die späte Antwort. Ich hatte schon gar nicht mehr mit einer gerechnet
Dein Text rührt mich sehr. Es tut mir weh zu lesen, was du und auch dein Partner, da durch machen müsst.
Wie ist denn die aktuelle Situation? Wie sieht euer Alltag aus?
Ich drücke dich und wünsche dir viel Kraft <3
Lulu
bitte entschuldige die späte Antwort. Ich hatte schon gar nicht mehr mit einer gerechnet
Dein Text rührt mich sehr. Es tut mir weh zu lesen, was du und auch dein Partner, da durch machen müsst.
Wie ist denn die aktuelle Situation? Wie sieht euer Alltag aus?
Ich drücke dich und wünsche dir viel Kraft <3
Lulu
Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Hallo Lulu,
vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns teilst.
Ich habe sie sehr aufmerksam gelesen und vieles daraus kommt auch mir bekannt vor. Dein Titel beschreibt genau das, was gerade in mir vorgeht.
Mein Mann ist depressiv. Das schon seit Jahren, aber so richtig bekannt ist es erst seit einem halben Jahr. Es ging alles sehr schnell und war sehr heftig. Es folgte die Reha und regelmäßige Psychotherapie. Jetzt gerade ist es wieder sehr schlimm und obwohl es zwischendurch sehr schön mit ihm ist und mein liebevoller Ehemann mir Hoffnung gibt, dass es besser wird (ich liebe ihn auch einfach noch). Dann folgt auf das nächste Hoch wieder eine depressive Episode und ich bin verzweifelt.
Nebenbei haben wir noch zwei Kinder (1,5 und 4 Jahre) und den Haushalt. Meist mache ich alles alleine. Wenn es ihm gut geht, hilft er vorbildlich mit. Ich denke nun wieder an Trennung… auch zum Wohl unserer Kinder. Ich selber bin auch einfach am Ende. Plane eine Mutter-Kind-Kur und wundere mich selber, wie stark ich zwischendurch doch sein kann…
Von außen betrachtet sind wir die heile Familie. Ich komme mir zwischendurch „verrückt“ vor, da bei mir alle Alarmglocken schrillen (komme selber aus einem Elternhaus mit psychischen Erkrankungen) aber ich trotzdem an dem „schönen Leben“ festhalte. Mein Hauptgedanke ist: Er ist depressiv, und krank, aber er richtet dabei seinen Zorn nur gegen mich. Das will ich nicht für mich und auch nicht für unsere Kinder (sie lernen, dass so eine Ehe normal ist). Zu ihnen ist er super freundlich, dreht sich um und ist kalt und gleichgültig zu mir. Das kriegen die Kinder zumindest unterschwellig mit. Ich weiß einfach nicht mehr weiter…
Viele Grüße!
vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns teilst.
Ich habe sie sehr aufmerksam gelesen und vieles daraus kommt auch mir bekannt vor. Dein Titel beschreibt genau das, was gerade in mir vorgeht.
Mein Mann ist depressiv. Das schon seit Jahren, aber so richtig bekannt ist es erst seit einem halben Jahr. Es ging alles sehr schnell und war sehr heftig. Es folgte die Reha und regelmäßige Psychotherapie. Jetzt gerade ist es wieder sehr schlimm und obwohl es zwischendurch sehr schön mit ihm ist und mein liebevoller Ehemann mir Hoffnung gibt, dass es besser wird (ich liebe ihn auch einfach noch). Dann folgt auf das nächste Hoch wieder eine depressive Episode und ich bin verzweifelt.
Nebenbei haben wir noch zwei Kinder (1,5 und 4 Jahre) und den Haushalt. Meist mache ich alles alleine. Wenn es ihm gut geht, hilft er vorbildlich mit. Ich denke nun wieder an Trennung… auch zum Wohl unserer Kinder. Ich selber bin auch einfach am Ende. Plane eine Mutter-Kind-Kur und wundere mich selber, wie stark ich zwischendurch doch sein kann…
Von außen betrachtet sind wir die heile Familie. Ich komme mir zwischendurch „verrückt“ vor, da bei mir alle Alarmglocken schrillen (komme selber aus einem Elternhaus mit psychischen Erkrankungen) aber ich trotzdem an dem „schönen Leben“ festhalte. Mein Hauptgedanke ist: Er ist depressiv, und krank, aber er richtet dabei seinen Zorn nur gegen mich. Das will ich nicht für mich und auch nicht für unsere Kinder (sie lernen, dass so eine Ehe normal ist). Zu ihnen ist er super freundlich, dreht sich um und ist kalt und gleichgültig zu mir. Das kriegen die Kinder zumindest unterschwellig mit. Ich weiß einfach nicht mehr weiter…
Viele Grüße!
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Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Liebe Lulu,Lulu91 hat geschrieben: ↑18. Okt 2024, 18:15 Hallo liebe Leidensgenossen,
was soll ich sagen… ich bin ehemals Betroffene und mittlerweile Angehörige eines Betroffenen (meines Ehemannes).
Ich habe tatsächlich auch das Bedürfnis mich hier zu öffnen und suche Rat und Austausch mit Leidensgenossen.
Kurz zu mir. Ich bin 33 Jahre alt und bin mit meinem Mann seit 13 Jahren zusammen, seit 4 1/2 Jahren verheiratet und wir haben einen gemeinsamen wundervollen Sohn (11 Jahre alt).
Ich bin im März 2022 in Dauerkrankheit gegangen und habe eine rezividierende Depression, inkl. Angststörung, diagnostiziert bekommen. Mein Weg dauerte ca. 1 1/2 Jahre. Es war schrecklich, aber heute bin ich stärker dennje. Viel weiter muss ich wahrscheinlich nicht ins Detail gehen. Die Geschichte hätte hier wunderbar enden können. Tut sie aber nicht.. daher eben der Beitrag.
Als ich letztes Jahr (im Sommer) aus der Reha kam, war mein Mann sichtlich verwirrt und verändert und bat mich auch nach einigen Tagen um räumlichen Abstand. Ich zog für einige Tage mit meinem Sohn zu meiner Mama. Für mich ging meine kleine Welt unter und ich verstand überhaupt nichts mehr. Wir schrieben viel und er besinnte sich nach wenigen Tagen und bat mich nach Hause zurück zu kommen. Wir führten intensive Gespräche und es stellte sich heraus, dass es ihm gar nicht gut geht.
Auch bei ihm wurde dann eine Depression diagnostiziert und er suchte fortan nach einem Therapieplatz.
Im April diesen Jahres dann der Schock. Er liebt mich, aber müsste sich trennen, um zu sich selbst zu finden. Er wisse gar nicht, wer er ist und hat das Gefühl, dies nur alleine herausfinden zu können. Ich wäre unglaublich fantastisch und es läge nichts an mir.
Jetzt war es völlig vorbei .. er ging zu einem Freund und nach einer Woche haben wir dann nochmal gesprochen und er kam zurück.
Wir haben uns zusammen gerauft und hatten den schönsten Sommer seit Jahren, viel Liebe, Abenteuer, Partys, viel Sex und viel Leidenschaft
Zwischenzeitlich hatte er im Juni endlich seine Therapie begonnen und alles stand unter guten Sternen. Es sah gut aus.
Dann vor ca. 5 Wochen wieder ein Einbruch…
Plötzlich veränderte sich alles. Keine Nähe mehr, kein Sex, kein Kuss, keine Leidenschaft.
Von da an, hatten wir einige Gespräche. Seine Depression ist sehr komplex, da sich vieles aus der Kindheit und seinem miserablen Elternhaus „bis ins heute“ zieht. Viele seiner Verhaltensweisen bauen auf diese Zeit auf und er hat das Gefühl, dass er nicht mehr weiß wer er eig ist.
Vor 1-2 Wochen dann die Offenbarung der Gefühllosigkeit seinerseits. Meine Welt brach erneut. Ich kann ihn zu 100% verstehen und vieles sehr gut nachvollziehen. Ich hatte zu meiner schlimmsten Zeit auch keine Gefühle mehr. Für nichts. Für niemanden. Aber irgendwie wusste ich ja doch immer, dass er mein Seelenmensch ist und ich ihn liebe. Das tut ganz schön weh, dass er so leidet und sich eben nicht mehr sicher ist. Eine Trennung möchte er momentan nicht. Aber er äußert eben auch, dass er mich nicht ewig hinhalten möchte. Mein Wunsch ist, dass er erst die Entscheidung trifft, wenn er wieder klarer ist und mich entscheiden lässt, wie lange ich es „aushalte“. Es ist nicht seine Aufgabe mich zu schützen. Ich entscheide für mich und er soll es für sich tun.
Er ist mittlerweile seit insgesamt 1 1/2 Jahre krankgeschrieben und seit diesen Montag in der Wiedereingliederung. Ich habe momentan das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Andererseits finde ich es gut, dass er wieder etwas Struktur in den Alltag bekommt.
Aufgrund meiner eigenen Depression kann ich auch viele Symptome und Verhaltensweisen verstehen. Jedoch ist er trotzdem er und ich bin immer noch ich. Wir sind unterschiedlich und unsere Depressionen sind es auch…
Also kann ich tatsächlich auch nicht viel tun.
Er geht nun immer noch wöchentlich zur Therapie und im Januar steht dann auch endlich seine Reha an.
Ich bin verzweifelt. Tod traurig und weiß manchmal nicht mehr, wie ich diese Situation aushalten soll. Ich liebe ihn so wahnsinnig und schätze einfach alles an ihm. Er war mir von der ersten Sekunde an, der beste Freund und Ehemann, den man sich nur vorstellen kann.
Ist er noch irgendwo da drin? Unter dieser depressiven Hülle? Ich hoffe es so sehr. Bitte drückt die Daumen und teilt mir auch gerne euer Leid mit, wenn es sich mit meinem ähnelt. Danke fürs lesen und eure Zeit <3 ich drücke euch und wünsche jedem einzelnen von euch ganz viel Kraft und Liebe <3
Lulu
eure Beziehung ohne Depression klingt wirklich wunderbar . Das ist eine so wertvolle Basis, und ich hoffe sehr, dass dein Mann sich immer wieder daran erinnert und Kraft daraus schöpft.
Mein Freund ist seit 12 Jahren schwer depressiv und leider therapieresistent. Das heißt, er macht wirklich alles, was möglich ist – sämtliche Therapien, Medikamente – aber nichts schlägt an. Ich lebe seit 10 Jahren mit ihm, und wir waren auch mehr als einmal an dem Punkt, an dem ihr gerade seid. Damals hat es lange gedauert, bis er durch sehr viel Therapie verstanden hat, dass wir gemeinsam gegen die Depression kämpfen – er und ich – und nicht er und die Depression gegen mich.
Ich möchte dir wirklich Mut machen. In der Vergangenheit hat er sich oft von mir getrennt – die Depression hat ihn dazu gebracht, unsere Beziehung immer wieder infrage zu stellen. Doch als er schließlich intensiv und mehrfach die Woche in Gesprächstherapie war, hat sich vieles verändert. Diese Trennungsmuster hörten auf, und er hat endlich erkannt, dass ich auf seiner Seite stehe, nicht gegen ihn. Die Therapie war der Schlüssel dafür, dass er sich heute nicht mehr von der Depression so stark leiten lässt, zumindest was unsere Beziehung betrifft.
Unser Leben ist trotzdem alles andere als leicht. Ich habe eben auch im Forum geschrieben, dass er mir mit seiner Depression zurzeit oft peinlich ist . Aber etwas hat sich grundlegend verändert: Seit seiner intensiven Therapie hat er unsere Beziehung nie wieder infrage gestellt.
Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Liebe Fräy,Fräy hat geschrieben: ↑15. Dez 2024, 20:39 Hallo Lulu,
vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns teilst.
Ich habe sie sehr aufmerksam gelesen und vieles daraus kommt auch mir bekannt vor. Dein Titel beschreibt genau das, was gerade in mir vorgeht.
Mein Mann ist depressiv. Das schon seit Jahren, aber so richtig bekannt ist es erst seit einem halben Jahr. Es ging alles sehr schnell und war sehr heftig. Es folgte die Reha und regelmäßige Psychotherapie. Jetzt gerade ist es wieder sehr schlimm und obwohl es zwischendurch sehr schön mit ihm ist und mein liebevoller Ehemann mir Hoffnung gibt, dass es besser wird (ich liebe ihn auch einfach noch). Dann folgt auf das nächste Hoch wieder eine depressive Episode und ich bin verzweifelt.
Nebenbei haben wir noch zwei Kinder (1,5 und 4 Jahre) und den Haushalt. Meist mache ich alles alleine. Wenn es ihm gut geht, hilft er vorbildlich mit. Ich denke nun wieder an Trennung… auch zum Wohl unserer Kinder. Ich selber bin auch einfach am Ende. Plane eine Mutter-Kind-Kur und wundere mich selber, wie stark ich zwischendurch doch sein kann…
Von außen betrachtet sind wir die heile Familie. Ich komme mir zwischendurch „verrückt“ vor, da bei mir alle Alarmglocken schrillen (komme selber aus einem Elternhaus mit psychischen Erkrankungen) aber ich trotzdem an dem „schönen Leben“ festhalte. Mein Hauptgedanke ist: Er ist depressiv, und krank, aber er richtet dabei seinen Zorn nur gegen mich. Das will ich nicht für mich und auch nicht für unsere Kinder (sie lernen, dass so eine Ehe normal ist). Zu ihnen ist er super freundlich, dreht sich um und ist kalt und gleichgültig zu mir. Das kriegen die Kinder zumindest unterschwellig mit. Ich weiß einfach nicht mehr weiter…
Viele Grüße!
es tut mir leid zu lesen, dass es für euch (dich und deine Kinder) auch so schwer ist.
Außerdem tut es mir extrem leid, wie dein Mann mit dir umzugehen scheint das hat nun wirklich niemand verdient und schon gar nicht die Menschen, die ihm eigentlich nur helfen wollen. Ich kann ihn auch etwas verstehen. Eine Depression reißt alles unter einem weg und das ist oft sehr beängstigend.
Redet er denn mit dir über deine Gedanken und Gefühle?
In welchen Abständen kommen denn die Episoden?
Ich drücke dich und wünsche dir viel Kraft und Liebe <3
Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Hallo liebe Lotti,LottisLeben hat geschrieben: ↑15. Dez 2024, 23:00Liebe Lulu,Lulu91 hat geschrieben: ↑18. Okt 2024, 18:15 Hallo liebe Leidensgenossen,
was soll ich sagen… ich bin ehemals Betroffene und mittlerweile Angehörige eines Betroffenen (meines Ehemannes).
Ich habe tatsächlich auch das Bedürfnis mich hier zu öffnen und suche Rat und Austausch mit Leidensgenossen.
Kurz zu mir. Ich bin 33 Jahre alt und bin mit meinem Mann seit 13 Jahren zusammen, seit 4 1/2 Jahren verheiratet und wir haben einen gemeinsamen wundervollen Sohn (11 Jahre alt).
Ich bin im März 2022 in Dauerkrankheit gegangen und habe eine rezividierende Depression, inkl. Angststörung, diagnostiziert bekommen. Mein Weg dauerte ca. 1 1/2 Jahre. Es war schrecklich, aber heute bin ich stärker dennje. Viel weiter muss ich wahrscheinlich nicht ins Detail gehen. Die Geschichte hätte hier wunderbar enden können. Tut sie aber nicht.. daher eben der Beitrag.
Als ich letztes Jahr (im Sommer) aus der Reha kam, war mein Mann sichtlich verwirrt und verändert und bat mich auch nach einigen Tagen um räumlichen Abstand. Ich zog für einige Tage mit meinem Sohn zu meiner Mama. Für mich ging meine kleine Welt unter und ich verstand überhaupt nichts mehr. Wir schrieben viel und er besinnte sich nach wenigen Tagen und bat mich nach Hause zurück zu kommen. Wir führten intensive Gespräche und es stellte sich heraus, dass es ihm gar nicht gut geht.
Auch bei ihm wurde dann eine Depression diagnostiziert und er suchte fortan nach einem Therapieplatz.
Im April diesen Jahres dann der Schock. Er liebt mich, aber müsste sich trennen, um zu sich selbst zu finden. Er wisse gar nicht, wer er ist und hat das Gefühl, dies nur alleine herausfinden zu können. Ich wäre unglaublich fantastisch und es läge nichts an mir.
Jetzt war es völlig vorbei .. er ging zu einem Freund und nach einer Woche haben wir dann nochmal gesprochen und er kam zurück.
Wir haben uns zusammen gerauft und hatten den schönsten Sommer seit Jahren, viel Liebe, Abenteuer, Partys, viel Sex und viel Leidenschaft
Zwischenzeitlich hatte er im Juni endlich seine Therapie begonnen und alles stand unter guten Sternen. Es sah gut aus.
Dann vor ca. 5 Wochen wieder ein Einbruch…
Plötzlich veränderte sich alles. Keine Nähe mehr, kein Sex, kein Kuss, keine Leidenschaft.
Von da an, hatten wir einige Gespräche. Seine Depression ist sehr komplex, da sich vieles aus der Kindheit und seinem miserablen Elternhaus „bis ins heute“ zieht. Viele seiner Verhaltensweisen bauen auf diese Zeit auf und er hat das Gefühl, dass er nicht mehr weiß wer er eig ist.
Vor 1-2 Wochen dann die Offenbarung der Gefühllosigkeit seinerseits. Meine Welt brach erneut. Ich kann ihn zu 100% verstehen und vieles sehr gut nachvollziehen. Ich hatte zu meiner schlimmsten Zeit auch keine Gefühle mehr. Für nichts. Für niemanden. Aber irgendwie wusste ich ja doch immer, dass er mein Seelenmensch ist und ich ihn liebe. Das tut ganz schön weh, dass er so leidet und sich eben nicht mehr sicher ist. Eine Trennung möchte er momentan nicht. Aber er äußert eben auch, dass er mich nicht ewig hinhalten möchte. Mein Wunsch ist, dass er erst die Entscheidung trifft, wenn er wieder klarer ist und mich entscheiden lässt, wie lange ich es „aushalte“. Es ist nicht seine Aufgabe mich zu schützen. Ich entscheide für mich und er soll es für sich tun.
Er ist mittlerweile seit insgesamt 1 1/2 Jahre krankgeschrieben und seit diesen Montag in der Wiedereingliederung. Ich habe momentan das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Andererseits finde ich es gut, dass er wieder etwas Struktur in den Alltag bekommt.
Aufgrund meiner eigenen Depression kann ich auch viele Symptome und Verhaltensweisen verstehen. Jedoch ist er trotzdem er und ich bin immer noch ich. Wir sind unterschiedlich und unsere Depressionen sind es auch…
Also kann ich tatsächlich auch nicht viel tun.
Er geht nun immer noch wöchentlich zur Therapie und im Januar steht dann auch endlich seine Reha an.
Ich bin verzweifelt. Tod traurig und weiß manchmal nicht mehr, wie ich diese Situation aushalten soll. Ich liebe ihn so wahnsinnig und schätze einfach alles an ihm. Er war mir von der ersten Sekunde an, der beste Freund und Ehemann, den man sich nur vorstellen kann.
Ist er noch irgendwo da drin? Unter dieser depressiven Hülle? Ich hoffe es so sehr. Bitte drückt die Daumen und teilt mir auch gerne euer Leid mit, wenn es sich mit meinem ähnelt. Danke fürs lesen und eure Zeit <3 ich drücke euch und wünsche jedem einzelnen von euch ganz viel Kraft und Liebe <3
Lulu
eure Beziehung ohne Depression klingt wirklich wunderbar . Das ist eine so wertvolle Basis, und ich hoffe sehr, dass dein Mann sich immer wieder daran erinnert und Kraft daraus schöpft.
Mein Freund ist seit 12 Jahren schwer depressiv und leider therapieresistent. Das heißt, er macht wirklich alles, was möglich ist – sämtliche Therapien, Medikamente – aber nichts schlägt an. Ich lebe seit 10 Jahren mit ihm, und wir waren auch mehr als einmal an dem Punkt, an dem ihr gerade seid. Damals hat es lange gedauert, bis er durch sehr viel Therapie verstanden hat, dass wir gemeinsam gegen die Depression kämpfen – er und ich – und nicht er und die Depression gegen mich.
Ich möchte dir wirklich Mut machen. In der Vergangenheit hat er sich oft von mir getrennt – die Depression hat ihn dazu gebracht, unsere Beziehung immer wieder infrage zu stellen. Doch als er schließlich intensiv und mehrfach die Woche in Gesprächstherapie war, hat sich vieles verändert. Diese Trennungsmuster hörten auf, und er hat endlich erkannt, dass ich auf seiner Seite stehe, nicht gegen ihn. Die Therapie war der Schlüssel dafür, dass er sich heute nicht mehr von der Depression so stark leiten lässt, zumindest was unsere Beziehung betrifft.
Unser Leben ist trotzdem alles andere als leicht. Ich habe eben auch im Forum geschrieben, dass er mir mit seiner Depression zurzeit oft peinlich ist . Aber etwas hat sich grundlegend verändert: Seit seiner intensiven Therapie hat er unsere Beziehung nie wieder infrage gestellt.
du kannst dir gar nicht vorstellen, was deine Worte in mir auslösen. Wow. Danke dafür.
Ja, vor unseren Depressionen hatten wir die schönsten Jahre und eine wirklich tolle Beziehung und Ehe. Er ist ein wundervoller Mensch und ich könnte nie aufhören ihn zu lieben, selbst wenn er sich gegen mich/uns entscheidet, wird meine Liebe wohl noch ewig existieren. Ich möchte unbedingt, dass er gesund wird. Ihn so oft leiden zu sehen, zerstört mich wirklich sehr.
Ich bin mittlerweile nah an meinem Ende der Kräfte.
Ich habe Angst vor Weihnachten (es könnte das letzte gemeinsam sein?!), Angst vor Silvester (der Beginn getrennter Wege?!) und Angst eig vor allem was das nächste Jahr betrifft (wie soll es dann nur ohne ihn weiter gehen?!).
Mein Beitrag ist aus dem Oktober. Seither hat sich einiges getan.
Der Oktober und November waren anstrengend und alles war sehr unklar. Gegen Mitte November haben wir dann beschlossen, dass wir bis Ende des Jahres erstmal alles ruhen lassen wollen. Keine stundenlangen Gespräche, keine Lösungsansätze.
Er geht weiterhin wöchentlich zur Therapie. Ich denke sie tut ihm gut. Er hat leichte Verhaltensänderungen und das meine ich ganz im positivem Sinne. Aber über seine Gefühle ist er sich nach wie vor unsicher.
Seine Reha wird Ende Januar / Anfang Februar stattfinden. Danach wird sich dann entscheiden, wie es weiter geht (hoffentlich geht es weiter). Ansonsten läuft es grade relativ harmonisch und ruhig.
Ich fühle mich so alleine und einsam mit allem. Ich vermisse ihn so sehr. Ist es nicht wahnsinnig paradox, dass man jemanden vermissen kann, der direkt neben einem liegt?!
Ich hoffe ihr wisst was ich meine, ansonsten komme ich mir noch verrückter vor.
Ich drücke dich.
Ganz liebe Grüße
Lulu
Zuletzt geändert von Lulu91 am 16. Dez 2024, 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Ja, diese Sehnsucht kenne ich sehr gut.Ich fühle mich so alleine und einsam mit allem. Ich vermisse ihn so sehr. Ist es nicht wahnsinnig paradox, dass man jemanden vermissen kann, der direkt neben einem liegt?!
Ich hoffe ihr wisst was ich meine, ansonsten komme ich mir noch verrückter vor.
Robin Williams (und ähnlich auch Erich Kästner) haben das ebenfalls erkannt:
"Ich habe immer gedacht, dass das Schlimmste im Leben alleine zu Ende geht. Es ist nicht Das Schlimmste im Leben ist es, mit Menschen zu enden, bei denen Sie sich einsam fühlen.“
Du bist nicht alleine damit
Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Liebe Lulu,
du bist nicht alleine und auch ich kenne das Gefühl, der physischen Nähe aber emotionalen Distanz. So würde ich es mit meinen Worten beschreiben…
Ganz toll, dass im Moment „harmonisch“ bei euch ist, wie du schreibst. Und dass ihr über die Feiertage „alles“ ruhen lassen könnt. Hut ab!!!
Seine Reha bietet doch dann einen guten Ausblick darauf, dass er sich dann seinen Gefühlen wieder bewusst wird. Es ist sicherlich schrecklich, dass du nur ausharren kannst und dir seiner Gefühle nicht sicher sein kannst.
Wir versuchen gerade auch „Weihnachten zu überstehen“. Heute geht es ihm wieder besser und wir wollen heute Abend nochmal reden. Leider kann er meine Gefühle nicht nachvollziehen, entschuldigt sich aber im Nachhinein für sein Verhalten. Das macht es aber nur bedingt besser.
Derzeit sind seine Episoden alle 2-3 Wochen. Auch wenn er gestresst ist, schlecht geschlafen hat oder erkältet ist, triggert das eine Episode… wir haben zwei kleine Kinder und Winter, also kommt das gerade häufig vor…
Ich versuche gerade für meinen Teil mir Ablenkung und positive Momente zu schaffen, um mich zu stärken.
Viele liebe Grüße Lulu und euch anderen. Es tut so gut, seine Gedanken zu teilen. Eine dicke Umarmung sende ich euch!
Ihr gebt die Hoffnung nicht auf, sonst kämpft. Das ist bewundernswert!!!
du bist nicht alleine und auch ich kenne das Gefühl, der physischen Nähe aber emotionalen Distanz. So würde ich es mit meinen Worten beschreiben…
Ganz toll, dass im Moment „harmonisch“ bei euch ist, wie du schreibst. Und dass ihr über die Feiertage „alles“ ruhen lassen könnt. Hut ab!!!
Seine Reha bietet doch dann einen guten Ausblick darauf, dass er sich dann seinen Gefühlen wieder bewusst wird. Es ist sicherlich schrecklich, dass du nur ausharren kannst und dir seiner Gefühle nicht sicher sein kannst.
Wir versuchen gerade auch „Weihnachten zu überstehen“. Heute geht es ihm wieder besser und wir wollen heute Abend nochmal reden. Leider kann er meine Gefühle nicht nachvollziehen, entschuldigt sich aber im Nachhinein für sein Verhalten. Das macht es aber nur bedingt besser.
Derzeit sind seine Episoden alle 2-3 Wochen. Auch wenn er gestresst ist, schlecht geschlafen hat oder erkältet ist, triggert das eine Episode… wir haben zwei kleine Kinder und Winter, also kommt das gerade häufig vor…
Ich versuche gerade für meinen Teil mir Ablenkung und positive Momente zu schaffen, um mich zu stärken.
Viele liebe Grüße Lulu und euch anderen. Es tut so gut, seine Gedanken zu teilen. Eine dicke Umarmung sende ich euch!
Ihr gebt die Hoffnung nicht auf, sonst kämpft. Das ist bewundernswert!!!
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Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Liebe Lulu und liebe andere Leidensgenossinnen,
Ich kann eure Situationen sehr gut nachvollziehen, kenne sowohl die gefühlte Distanz trotz Anwesenheit und auch die Unsicherheit und suche ebenfalls Vernetzung.
Mein Partner hat viele psychische Erkrankungen seit seiner Geburt und hatte eine schlimme Kindheit. Als wir uns kennengelernt haben wusste ich sofort „der ist es!“ und wir hatten eine so schöne und harmonische Beziehung trotz seiner Erkrankungen. Vor ein paar Monaten fing er an sich zu distanzieren und er sprach immer davon in einem Boot zu sitzen ohne Ruder und langsam von unserer aufgebauten Insel weggetrieben zu werden. Nun hat er mich verlassen, zuerst mit der Aussage, dass er es mir nicht antun möchte immer wieder mit seinen Erkrankungen konfrontiert zu werden und später meinte er die Gefühle wären einfach weg. Jetzt sind wir getrennt und uns beiden geht es mit dieser Situation nicht gut. Ich weiß aber nicht, ob ich ihm einfach Zeit geben muss. Hoffentlich bekommt er bald einen stationären Therapieplatz auf den er schon sehr lange wartet.
Liebe Grüße,
Lizzy
Ich kann eure Situationen sehr gut nachvollziehen, kenne sowohl die gefühlte Distanz trotz Anwesenheit und auch die Unsicherheit und suche ebenfalls Vernetzung.
Mein Partner hat viele psychische Erkrankungen seit seiner Geburt und hatte eine schlimme Kindheit. Als wir uns kennengelernt haben wusste ich sofort „der ist es!“ und wir hatten eine so schöne und harmonische Beziehung trotz seiner Erkrankungen. Vor ein paar Monaten fing er an sich zu distanzieren und er sprach immer davon in einem Boot zu sitzen ohne Ruder und langsam von unserer aufgebauten Insel weggetrieben zu werden. Nun hat er mich verlassen, zuerst mit der Aussage, dass er es mir nicht antun möchte immer wieder mit seinen Erkrankungen konfrontiert zu werden und später meinte er die Gefühle wären einfach weg. Jetzt sind wir getrennt und uns beiden geht es mit dieser Situation nicht gut. Ich weiß aber nicht, ob ich ihm einfach Zeit geben muss. Hoffentlich bekommt er bald einen stationären Therapieplatz auf den er schon sehr lange wartet.
Liebe Grüße,
Lizzy
Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Hallo Lizzy,Hello_lizzy hat geschrieben: ↑7. Jan 2025, 16:39 Liebe Lulu und liebe andere Leidensgenossinnen,
Ich kann eure Situationen sehr gut nachvollziehen, kenne sowohl die gefühlte Distanz trotz Anwesenheit und auch die Unsicherheit und suche ebenfalls Vernetzung.
Mein Partner hat viele psychische Erkrankungen seit seiner Geburt und hatte eine schlimme Kindheit. Als wir uns kennengelernt haben wusste ich sofort „der ist es!“ und wir hatten eine so schöne und harmonische Beziehung trotz seiner Erkrankungen. Vor ein paar Monaten fing er an sich zu distanzieren und er sprach immer davon in einem Boot zu sitzen ohne Ruder und langsam von unserer aufgebauten Insel weggetrieben zu werden. Nun hat er mich verlassen, zuerst mit der Aussage, dass er es mir nicht antun möchte immer wieder mit seinen Erkrankungen konfrontiert zu werden und später meinte er die Gefühle wären einfach weg. Jetzt sind wir getrennt und uns beiden geht es mit dieser Situation nicht gut. Ich weiß aber nicht, ob ich ihm einfach Zeit geben muss. Hoffentlich bekommt er bald einen stationären Therapieplatz auf den er schon sehr lange wartet.
Liebe Grüße,
Lizzy
das klingt auch sehr schmerzhaft. Wir warten auch noch immer auf seinen Reha Termin. Er arbeitet seit Oktober wieder, da ging es kurzzeitig bergauf. Aber seit dem haben uns einige Schicksalsschläge getroffen. Wir sind Augenzeugen vom Weihnachtsmarkt in Magdeburg und mussten die schreckliche Tat mit ansehen. Seit dem habe ich das Gefühl, dass er wieder etwas distanzierter ist. Aber ich glaube, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als die Reha ab zu warten es ist alles sehr düster und ich gehe stark davon aus, dass er sich trennen wird
Fühlt euch gedrückt
Lulu
Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Hallo LuLu, hallo Lizzy,
Ich weiß genau wie ihr euch fühlt. Von mir ist der Beitrag Trennung wegen Depressionen von gestern. Ich habe sehr ähnliches erlebt wie ihr. Mein Ex Partner hat sich mir gegenüber auch so Verhalten seit August 2024 und war sich die ganze Zeit unsicher ob er mich liebt und er sich trennen will, weil er nichts fühlen konnte. Das hat mich fertig gemacht. Ich vermisse ihn so sehr, weil er mit Depressionen ein anderer Mensch ist. Ich erkenne ich nicht wieder. Diese Sehnsucht nach dem gesunden Menschen ist mir bekannt. Vor einem Monat hat er sich dann getrennt, weil es steil bergab mit ihm ging und er garnichts mehr konnte. Er hat sich dann getrennt um mich zu schützen und um sich um sich selber zu kümmern. Es tut so weh als Angehörige daneben zu stehen und machtlos zu sein. Zu gucken wie eine gute und liebevolle Beziehung dabei kaputt geht. Ich habe auch immernoch die Hoffnung, dass wenn Therapie und Medikamente anschlagen und es ihm besser geht, dass wir wieder zueinander finden. Wir haben so eine starke Verbindung zueinander, er fehlt mir sehr. Wir haben auch immernoch Kontakt, der von seiner Seite gesucht wird und das macht mir Hoffnung. Ich fühle mit euch.
Ich weiß genau wie ihr euch fühlt. Von mir ist der Beitrag Trennung wegen Depressionen von gestern. Ich habe sehr ähnliches erlebt wie ihr. Mein Ex Partner hat sich mir gegenüber auch so Verhalten seit August 2024 und war sich die ganze Zeit unsicher ob er mich liebt und er sich trennen will, weil er nichts fühlen konnte. Das hat mich fertig gemacht. Ich vermisse ihn so sehr, weil er mit Depressionen ein anderer Mensch ist. Ich erkenne ich nicht wieder. Diese Sehnsucht nach dem gesunden Menschen ist mir bekannt. Vor einem Monat hat er sich dann getrennt, weil es steil bergab mit ihm ging und er garnichts mehr konnte. Er hat sich dann getrennt um mich zu schützen und um sich um sich selber zu kümmern. Es tut so weh als Angehörige daneben zu stehen und machtlos zu sein. Zu gucken wie eine gute und liebevolle Beziehung dabei kaputt geht. Ich habe auch immernoch die Hoffnung, dass wenn Therapie und Medikamente anschlagen und es ihm besser geht, dass wir wieder zueinander finden. Wir haben so eine starke Verbindung zueinander, er fehlt mir sehr. Wir haben auch immernoch Kontakt, der von seiner Seite gesucht wird und das macht mir Hoffnung. Ich fühle mit euch.
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Re: Spagat zwischen Hoffnung und Verzweiflung
@Lulu,
Ihr könntet wegen des Anschlags in Magdeburg zum Weißen Ring gehen. Die helfen auch Zeugen, die von einer Straftat betroffen sind. Vielleicht können sie helfen, schneller an Therapie zu kommen.
LG Freiwasser
Ihr könntet wegen des Anschlags in Magdeburg zum Weißen Ring gehen. Die helfen auch Zeugen, die von einer Straftat betroffen sind. Vielleicht können sie helfen, schneller an Therapie zu kommen.
LG Freiwasser