Depressionen bei unserem 20 jährigen Sohn

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HSV
Beiträge: 2
Registriert: 6. Jan 2025, 21:06

Depressionen bei unserem 20 jährigen Sohn

Beitrag von HSV »

Unser Sohn, 20 Jahre alt hat schwere Depressionen. Er hat kaum noch soziale Kontakte, hat sich zurückgezogen. Er ist fast die ganze Zeit in seinem Zimmer und spielt auf der PS5.
Er spielt b is spät in die Nacht und steht am nächsten Tag erst Mittags auf. Gelegentlich arbeitet er aber sehr selten. Er nimmt keine harte Drogen, raucht ab und zu Gras und raucht regelmäßig Vapes. Er trinkt keinen Alkohol.
Er sagt er hat keine Motivation, keine Energie und auch kein Ziel.
Dies geht jetzt schon einige Monate so und wir sind ratlos.
Er lehnt eine Behandlung und auch den Kontakt mit einem Psychologen oder Psychiater ab.
Meine Frau und ich hatten in den letzten Monaten einen Psychologen, was uns geholfen hat die Situation besser anzunehmen aber tut unendlich weh unseren Sohn so zu sehen.
Unsere Frage hat jemand in diesem Forum Erfahrungen mit einer ähnlichen Situation und hat Tips oder Ratschläge.
Wir sind uns darüber bewusst, umso länger die Depression unseres Sohn unbehandelt bleibt, desto größer die Chance, daß es eine chronische Depression wird.
Wir denken auch über eine Zwangseinweisung nach, da wir einfach ratlos sind, hat damit jemand Erfahrung.
Wir sind für jedes Feedback und jeden Ratschlag dankbar
Tamute
Beiträge: 21
Registriert: 9. Jan 2025, 21:30

Re: Depressionen bei unserem 20 jährigen Sohn

Beitrag von Tamute »

Hallo das ist eine schwierige Situation und das mit der Zwangseinweisung ist nicht so einfach er ist über 18 hat wohl keine Betreuung solange sein Leben nicht akut gefährdet ist bin ich mir nicht sicher ob ihr ihn Zwangseinweisen könnt. Ihr solltet gemeinsam eine Tagesstruktur erarbeiten vielleicht mit ihm kurze Spaziergänge machen das er raus kommt. Klein anfangen
LG Tamute
Freiwasser
Beiträge: 175
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Depressionen bei unserem 20 jährigen Sohn

Beitrag von Freiwasser »

Guten Morgen,

Es tut mir so leid, dass Ihr Euch so große Sorgen um Euren Sohn machen müsst. Da Ihr nur wenige Antworten bekommen habt, schreibe ich Euch jetzt auch, obwohl ich mich nicht extrem kompetent bezüglich depressiver Söhne und Töchter fühle.

Er kann auf keinen Fall zwangseingewiesen werden. Das geht nur, wenn er sich selbst oder andere gefährdet. Das finde ich auch richtig, dass die Regeln sehr streng sind, einem Menschen die Freiheit zu nehmen. Selbst, wenn er etwas Richtung Suizid sagt und Ihr ihn deswegen schafft einweisen zu lassen, ist er raus, sobald er sagt, dass er sich nicht das Leben nehmen möchte. Also selbst, wenn er im Krankenhaus landet auf Eure Initiative, wie auch immer, bringt es nur etwas, wenn er das selbst als Chance für sich annimmt.

Ihr könnt Euch Beratung beim sozialpsychiatrischen Dienst holen. Vielleicht haben die noch gute Tipps für die Ansprache, oder Euer Sohn ist bereit, da mal mit hinzukommen.
Gut ist, dass Ihr überhaupt noch schafft, mit Eurem Sohn zu sprechen. Vielleicht schafft Ihr es, im vertrauensvollen Austausch zu bleiben, so dass er irgendwann einen Vorschlag annimmt.

Ein paar Ideen:
Vielleicht könnt Ihr ihm anbieten, dass Ihr ihm ein Coaching schenkt, damit er sich beruflich/ausbildungsmäßig orientieren kann?
Vielleicht gibt es eine Selbsthilfegruppe, für ihn oder auch für Euch?
Falls er Transferleistungen bekommt, könnt Ihr auch nach Beratungsstellen oder Programmen für junge Menschen im Bürgergeld gucken.
Vielleicht gibt es Programme für Auslandspraktika o.ä., dass er mal rauskommt.
Könnt Ihr selber ein paar Dinge unternehmen, zum Beispiel Laufen oder spazieren gehen oder in eine Veranstaltung, und ihm anbieten mitzukommen.
Selber Freunde einladen und ihm anbieten, sich dazu zu setzen.
Selber kochen und ihn bitten mitzuhelfen. Also Vorbild sein und einladen. Ich weiß, wie schwer das ist und wie frustrierend, wenn man jedes Mal abblitzt. Aber immerhin wart Ihr dann draußen oder habt Freunde eingeladen, das hilft wenigstens Eurer seelischen Gesundheit.

Letztlich steht und fällt alles damit, dass er selbst die Kurve kriegt und sein Leben ändern will. Sobald er das will, steht Ihr mit aller Hilfe bereit. Solange er das nicht macht, bleiben Euch die Strategien Kontakt und Vertrauen pflegen oder Abgrenzung. Ihr könnt auch ausdrücken, dass Ihr es nicht ertragt, ihn so zu sehen, und ihm alle Eure Unterstützung, auch finanziell, entziehen (ihn rausschmeißen). Es kann sein, dass Ihr ihn dann verliert, aber auch, dass er durch so einen A…Tritt die Kurve kriegt. Ich habe das schon von Jungs in dem Alter gehört, dass sie einen A…Tritt gebraucht haben und die Person, die sie hat auf die Nase fallen lassen, dafür sehr wertschätzen.

Auch wenn ich das persönlich sehr traurig und beunruhigend finde, wenn so junge Menschen so in den Seilen hängen, wo sie doch Kraft und Neugier haben sollten, sich etwas aufzubauen und die Welt zu erobern … kann es auch eine Phase sein. Ich kenne auch wen, der nach 10 Jahren Rumhängen und Zocken mit Ende 20 Abi gemacht hat und jetzt studiert. Ist jetzt immer noch nicht meine Idee von einem erfüllten Leben, aber wer bin ich, das zu bewerten.
Sehr viele Jungs hängen extrem viel vorm Rechner, haben zu wenig Sozialkontakte und weniger und spätere intime Beziehungen. Die Altersgruppe von Euren Sohn wurde durch die Corona Regeln jahrelang eigentlich genau in diesen Lebensstil reingezwungen.

Ich wünsche Euch alles Gute!

Freiwasser
HSV
Beiträge: 2
Registriert: 6. Jan 2025, 21:06

Re: Depressionen bei unserem 20 jährigen Sohn

Beitrag von HSV »

Vielen Dank für Eure Antworten und Anregungen, das ist auf jeden Fall hilfreich für uns.
Der entscheidende Punkt ist, daß unser Sohn hoffentlich irgendwann Hilfe annimmt!
Viele Grüße
HSV
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