Save me from the nothing i've become...

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chimera

Save me from the nothing i've become...

Beitrag von chimera »

Hallo Forum,

neben mir liegt eine Karte eines hübschen jungen Mädels, die mich die ganze Zeit an das Leben erinnert, das ich nicht leben kann, mich an meine kranke Widersprüchlichkeit erinnert, der ich nicht entkomme. Hätte immer alle Frauen haben können, die ich wollte, hätte beruflich erfolgreich sein können, wenn ich einen Sinn darin gesehen hätte... Meine Fresse, ich hätte immer alles haben können... Aber ich wollte nie, weil ich net wußte warum, weil ich nicht wollen konnte, weil ich immer depressiv und verzweifelt war, weil die Verzweiflung immer das einzige war, was mich interessierte...

Die Mädels sind mir meistens zugelaufen, aber ich wollte sie net, meine Auftraggeber halten zu mir, obwohl ich nie einen Job pünktlich abgebe, sie immer verarsche und versetze. Ich habe hier eine Menge Jobs herumliegen, um die ich mich nicht einmal bemüht habe, aber ich kann sie nicht machen, weil ich keinen Sinn darin sehe. Stattdessen lebe ich von Sozialhilfe und schäme mich tierisch dafür.

Aber irgendwie habe ich mein ganzes Leben lang nach einem fucking Sinn gesucht, nach einem fucking Wertesystem. Aber dies sehen zu können, war immer nur ein fucking Strohfeuer, eine Kerze, die jedes leichte Windchen wieder ausblasen konnte, die ich dann wieder mühsam entzünden mußte. Die Erkenntnis über mein Funktionsprinzip hat mich dazu veranlaßt, den Weg ins Nichts der Totaldepression zu gehen, weil ich weiß, daß jede aufgesetzte Lebensmotivation nur eine Lüge wäre...

Ich will nicht leben aber ich will auch nicht sterben. Ich kann nicht leben, weil ich nicht wollen kann. Früher konnte ich mir noch einen Sinn erdenken, heute schaffe ich das nur sehr selten. Ich bin zur Einsamkeit verdammt, weil ich von den ganzen Frauen, die ich haben könnte, im Grunde doch keine haben will... Was sollte ich denn auch wollen? Ich will nur Bestätigung, mehr nicht. Und gleichzeitig leide ich abartig darunter...

Ich will mich nicht mehr zu etwas überreden, was ich eigentlich gar nicht so richtig will. Also lasse ich es sein und lege mich ins Bett... Ich will dieses Leben einfach nicht, keine Ahnung warum...


how can you see into my eyes like open doors
leading you down into my core where i've become so numb, without a soul
my spirit's sleeping somewhere cold until you find it there and lead it back home
wake me up inside, call my name and save me from the dark
bid my blood to run before i come undone
save me from the nothing i've become
now that i know what i'm without you can't just leave me
breathe into me and make me real, bring me to life
i've been living a lie, there’s nothing inside, bring me to life
frozen inside without your touch, without your love
only you are the life among the dead
all of this sight i can't believe I couldn’t see
kept in the dark but you were there in front of me
i've been sleeping a 1000 years it seems
i've got to open my eyes to everything
without a thought, without a voice, without a soul
don't let me die here, there must be something wrong...

[Evanescence / Bring Me To Life]


Wer das Lied kennt, kann sich so ungefähr vorstellen, wie dunkel es in mir ausschaut. Bringt nix, das hier reinzustellen, klar. Vielleicht fallen mir später noch irgendwelche Coping-Strategies oder so ein, die werde ich Euch dann auch net vorenthalten...


Chimera
Emily
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Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von Emily »

Hallo Chimera,

ich glaube, es war Susan, die mal folgenden Spruch hier ins Forum gesetzt hatte:

"Wenn ich nur darf, wenn ich soll,
aber nie kann, wenn ich will,
dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.
Wenn ich aber darf, wenn ich will,
dann mag ich auch, wenn ich soll,
und dann kann ich auch, wenn ich muss.
Denn schließlich:
Die können sollen, müssen wollen dürfen."

Du suchst die Bestätigung immer von außen, von anderen Menschen. Das was sie dir geben können, genügt aber nie, weil das Loch in dir so tief ist und immer wieder aufbricht. Die Bestätigung, die du suchst, kann wohl letztlich nur aus dir selbst kommen.

>>> Ich will dieses Leben einfach nicht, keine Ahnung warum...
Vielleicht, weil dir jegliche Bestätigung für dich selbst aus dir heraus fehlt? Natürlich ist mir klar, dass die nicht vom Himmel fällt. Aber vielleicht ist es an der Zeit, dich von der fehlenden Liebe deiner Eltern mehr abzukoppeln und dir trotz dieses erlebten Mangels an Liebe ein Existenzrecht und einen Wert zuzugestehen. Nicht du hast dich ja falsch verhalten, als du ein Kind warst, sondern deine Eltern haben sich dir ggü. falsch verhalten. Wenn du dieses Muster der Ablehnung immer weiter fortsetzt, ändert sich für dich nichts. Als Erwachsener muss man sich die Anerkennung in erster Linie selbst geben. Und es ist eine Binsenweisheit, dass das nur in ganz kleinen Schrittchen gelingen kann.

Gruß von
Emily
Barbra
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Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von Barbra »

Hey liebes Schimärchen...

ich les das, verstehe es, einen Teil davon kenne ich selber, wie wir ja beide wissen.

Meine versäumten Termine heute waren auch wieder so verständnisvoll, so lieb zu mir, unverständlicherweise, ich hab das gar net verdient.

Und sagen kann ich nix um Dich zu trösten, Dir irgendwie zu helfen

Ausschnitte aus einem Liedtext fallen mir dazu ein:

"My head speaks a language I don't understand...I don't wanna die but I ain't keen on living either..."

Nach wie vor sehr berührend, sehr treffend.

Mist, ich würde Dir so gern was Hilfreiches sagen, Dich aufbauen, zumindest es probieren. Nur kann ich's leider net. Bin immer noch im Totalchaos dummerweise.

Hey, Du wirst aber gehört, gelesen. Und ich bin mir sicher, dass es genügend Leute gibt, die hierzu was Sinnigeres und Besseres sagen können als ich

Einen ganz arg lieben Schizo-Gruß
Barbara

Hier ein kleines Geschenk für Dich, die soll Dir herzaubern was Du brauchst, was Dir gut tut, ich befehle es ihr!


P.S.: Siehste, während ich noch am Schreiben war, wusste Emily schon was Kluges dazu zu sagen
chimera

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von chimera »

Gestern war ich wieder beim Psychiater, habe ihm locker und charmant von meiner höllischen Depression erzählt, und er hält mich für einen robusten Menschen... Bin ich vielleicht auch, aber was bringt mir das, wenn ich immer fucking unglücklich und tot bin?

Warum sitze ich cool und arrogant mit schickem Laptop im Wartezimmer, flirte mit der Sprechstundenhilfe und fühle mich irgendwie sogar noch toll, obwohl ich innerlich tot bin, obwohl mich höllische Schmerzen quälen? Warum muß ich mich bewußt depressiv stellen, damit man erkennt, daß ich depressiv bin? Warum fühle ich mich selbst dann fucking unecht? Warum habe ich nie das Gefühl, im Kontakt mit mir zu sein? Warum bin ich immer verwirrt? Warum hasse ich jeden Moment meines Lebens? Weil er eine Auswirkung eines Menschen ist, den ich nicht ertragen kann? Warum bin ich trotzdem scheinbar selbstbewußt? Warum bin ich so fucking überheblich und selbstgerecht, daß ich glaube, daß mir sowieso niemand helfen kann?

Warum kann ich nur denken, aber nicht fühlen? Warum liebe ich den Thread "Spiritualität und Depression", warum kann ich jeden Satz darin verstehen, aber nicht erleben? Warum kann ich nicht fühlen, obwohl ich total empfindsam bin? Warum kann ich meine Schmerzen nicht aushalten? Warum macht mir mein Leben nur Angst? Warum kann ich es nicht ertragen, abgelehnt zu werden? Warum habe ich das Gefühl, noch nie gelebt zu haben?
butterfly7
Beiträge: 842
Registriert: 8. Jul 2004, 17:35

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von butterfly7 »

liebes schimärchen,
kann momentan nichts gutes beitragen. sitze auch wie barbara u.m.e. viele hier, im total-chaos.
bin von natur aus ordentlich, aber habe momentan den standpunkt:
"ordnung ist was für dumme,
nur das genie beherrscht das chaos!"
ver*****.
herzlichst
dust
Savannah
Beiträge: 36
Registriert: 30. Sep 2004, 20:44

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von Savannah »

...ich möchte Dir gern etwas Schlaues mitteilen, bin aber nur überrumpelt durch die Beschreibungen Deines Lebens...- hm, smile, wenn wir - die wir ja so scheinbar an diesem Leben scheitern, weil wir wohl andere WERTE haben - uns doch nur RICHTIG zusammen tun könnten...!!
Ich kann mir vorstellen, daß Dein Frust schon auch genau etwas damit zu tun hat, mit dieser Suche nach Sinn-vollen Werten...: ...und immer wieder festzustellen, daß so viele Menschen Werten nachrennen, die so entgegengesetzt der eigenen sind... hm, da fühlt man sich alleine, nicht dazugehörig...

...klar, auch ich wundere mich auch immer wieder, wie es geht, daß die Leute mich sympathisch finden (...hm, vielleicht gerade WEGEN meiner Art, die Dinge zu hinterfragen?), wie es geht, daß ich charmant bin und ebenso locker flirten kann wie alle anderen... (hm, vielleicht, weil ich eben doch dazugehören will?!)...

...wie gesagt, lieber Chimera, ich kann Dir leider rein gar nichts Konkretes sagen, um Dich umzustimmen..., auch ich habe noch keine LÖSUNG gefunden...
...vielleicht blöde, dann zu schreiben, aber ich wollte Dir auch eine Bestätigung geben, daß Du mit Deinen Gedanken, Deinem schlechten Gewissen, Deiner "Überheblichkeit", Deiner "Arroganz", Deinem Charme, Deinem Intellekt, Deiner Fähigkeit, Dich kritisch auseinander zu setzen, nicht alleine bist...

Lieber Gruß,
Sav'
chimera

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von chimera »

In mir existiert ein Paralleluniversum: Das Universum des Zweifels, der ständigen, dauerhaften Verneinung. Ich bin immer ein Antrieb und eine Bremse, verbrauche meine ganze Energie im Zweifel, bin stets gespalten und zweigeteilt... Es sind die Zweifel, die mich zerstört haben...

Ich denke die ganze Zeit daran, daß ich mich wohl gewehrt habe, auf die Welt zu kommen, meine Mutter lag während der Schwangerschaft im Sterben. Ich wollte wahrscheinlich noch nie so richtig leben...

Meine Verzweiflung ist nicht depressionsbedingt, mein ganzes Leben war so, ich kenne es nicht anders, deswegen sehe ich auch keinen Ausweg...

Aber warum höre ich mich trotzdem lebendig an, wenn man mit mir spricht, warum ist Vitalität in meiner Stimme, wenn ich doch seelisch tot bin? Und warum mache ich mir für jeden Satz, den ich hier schreibe, einen Vorwurf? Warum zerfleische ich mich für alles, was ich tue? Warum finde ich immer alles falsch? Warum stelle ich alles in Frage?

Sorry, bin gerade im Ausnahmezustand... Aber man muß sich dennoch keine Sorgen um mich machen, weil ich mir niemals etwas antun würde, wobei ich sogar das zum Kotzen finde. Kann man so tot sein, daß man nicht einmal sterben möchte?
HopeW
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Registriert: 23. Mai 2004, 10:38

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von HopeW »

Hallo Chimera,

nimmst du jetzt eigentlich AD ?
Wenn ja, wie lange schon?

Bin immer noch der Meinung, daß bei uns Depris "körperliches" also Stoffwechsel nicht richtig funktioniert.

LG
Hope
chimera

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von chimera »

Liebe Emily, Barbara, Dust, Savannah, Hope,

sorry, kann gerade kaum antworten, bin total verwirrt...

@ Hope: Ich nehme seit 14 Tagen Citalopram (SSRI-Hemmer), aber ich habe nicht einmal Nebenwirkungen. Okay, das Medi wird auch erst langsam eingeschlichen, gestern wurde die Dosis auf 20 mg erhöht, das ist immer noch wenig... Ist mir schon klar, daß das AD net so schnell wirkt, da mach' ich mir keinen Kopf.

Wenn ich Deiner Argumentation folge, war ich mein ganzes Leben lang depressiv, dann hat mein Gehirnstoffwechsel wohl noch nie so richtig funktioniert, fühle mich nicht großartig anders als früher... Habe eben mittlerweile aufgehört, mich gegen die Dauerdepression zu wehren, habe eingesehen, daß es nichts bringt. Keine Kraft mehr, mich zu belügen, mir einzureden, es würde irgendwann mal besser werden. Das tue ich schon mein ganzes Leben lang, hat sich immer als Fake erwiesen. Es ging mir mit den Jahren immer nur kontinuierlich schlechter, eigentlich geht es seit 34 Jahren immer nur bergab, obwohl ich dramatische Fortschritte in der Persönlichkeitsentwicklung gemacht habe. Das verstehe ich nicht...


Viele liebe Grüße,
Chimera
DYS-
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Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von DYS- »

Hallo Chimera.
All deine Worte könnten auch von mir stammen. Also, vollstes Verständnis meinerseits.
Leider fallen mir auch keine tröstenden Worte ein. Na, ja, vielleicht hätte ich mir die Worte jetzt auch sparen können. Sie helfen Dir ja auch nicht weiter.
Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
chimera

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von chimera »

Sorry, daß ich hier so wirr reintexte, aber ich will nicht lügen: Ich hatte ein paar Phasen in meinem Leben, in denen es mir ganz gut ging, ich war auch mal ein halbes Jahr lang ziemlich glücklich... Ich verstehe das alles nicht, ich hasse mich überhaupt nicht, wenn ich in den Spiegel schaue, im Gegenteil... Ich habe auch kein sonderlich schlechtes Verhältnis zu meinem Körper, aber trotzdem hasse ich mich, obwohl ich mich nicht hasse. Ich blicke da nicht durch, wirklich nicht. Es würde mir auch nichts bringen, wenn ich mich okay finde, da ich zu sehr von der Sinnlosigkeit des menschlichen Lebens überzeugt bin, aber zugleich habe ich doch einen gewissen Glauben... Keine Ahnung, ich bin einfach dauergespalten, da ist eine tiefe Kluft in mir... Ich glaube, ich kam als Krüppel zur Welt und habe mir etwas aufgebaut, was aber leider nicht sehr stabil ist...
girasol
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Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von girasol »

Hallo Chimera

Ich kenne das Problem sehr gut, keiner ahnte wie besch... es mir ging, weil ich einfach keinen zeigen wollte. Ich schaffe alles allein, habe ich immer geschafft. Niemand kann deine Verzweiflung erahnen, wenn du sie ganz locker präsentierst. Ich hatte eine höllische Angst davor, meine absolute Hilflosigkeit und Verzweiflung anderen zu zeigen. Zum einen weil ich dachte, dass ich dann schwach und angreifbar wäre und es dann noch schlimmer werden kann, aber es hat mir auch höllisch weh getan alle meine Verletzungen auf einmal zu spüren. Bei mir war es die Angst davor überschwemmt zu werden. Es nicht mehr kontrollieren zu können, das bischen Kontrolle auch noch zu verlieren. Ich hatte geahnt, wie schrecklich es sein würde, alles auszupacken und sich anzuschauen. Alte Erinnerungen rauszusuchen und dem erst einmal hilflos und kraftlos gegenüber zu stehen. Aber solange du nicht dazu bereit bist, deine Kontrolle zu reduzieren und auch mal anderen zu vertrauen, dass sie dir helfen und dich tragen und dies vor allem auch wert bist, bringt der Gang zum Thera nicht so viel für mein Verständnis. Alte Wunden können nur heilen, wenn sie nicht mehr eitern, sicherlich dann trägst du vielleicht Narben davon, aber sie können dich daran erinnern, was du schon alles überstanden hast und noch überstehen wirst. Außerdem habe ich das Gefühl, dass es mit deinem Selbstgefühl nicht zum Besten steht, wenn du nicht verstehen kannst, dass deine Arbeitgeber zu dir stehen, wenn du Termine nicht einhälst. Deine Arbeit ist sicherlich so gut, dass sie dies verstehen können, wir sind alles nur Menschen, es klappt nicht immer alles. Du solltest mehr Verständnis für dich und deine Unzulänglichkeiten entwickeln. Wir sind alle nicht perfekt. Das wirst du sicherlich auch wissen, aber du solltest lernen, es auch für dich anzunehmen. Du bist kein schlechterer Mensch, wenn du nicht alles schaffst und alles richtig machst.

Und die Suche nach dem Wert und den Sinn des Lebens verändert sich meiner Meinung beständig. Ich mußte auch akzeptieren, dass der Sinn des Lebens leben ist, und das mußte ich auch erst einmal neu entdecken und auch erlernen, denn aus meiner Kindheit kenne ich das nicht. Ich habe so viele Dinge erst später entdecken können, aber es war und ist nie zu spät damit anzufangen. Es klingt vielleicht alles ein bischen abgeklärt, aber ich weiß, wie schwer es ist, zu zeigen, dass man sich hilflos fühlt, es fühlt sich beschissen an und ich denke auch heute noch oft, hoffentlich geht es gut, ich denke an meine schlechten Erfahrungen und wie oft es mir danach erst einmal noch schlechter ging aus Angst, dass ich mein Gesicht verliere, aber mit der Zeit bekam ich mit, dass es mir nicht zum Nachteil erwächst. Etwas nicht unter Kontrolle zu haben, ist für mich immer das Schlimmste gewesen, aber ich habe lange gebraucht, um das zu erkennen. Ich habe auf alles immer sofort agiert, nur um wieder die Kontrolle über mich und meine Gefühle zu haben. Irgendwann konnte ich dann einfach nicht mehr und habe darüber nachgedacht, wieviel mein Anteil daran ist und ich mußte feststellen, der Anteil war verdammt hoch. Versuch für dich das gleiche Verständnis zu entwickeln wie für andere. Meine erste Übung war übrigens vor den Spiegel zu treten und zu sagen "Elke, ich mag dich". Glaub mir es war die Hölle, aber irgendwann geht es nicht noch tiefer und dass hat mich ungemein getröstet.

Ciao Girasol
heike56
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von heike56 »

Hallo Chimera,

es kann tatsächlich möglich sein, dass Du dein ganzes Leben lang depressiv warst und keine andere Sichtweise auf das Leben kennst. Wenn Du das geeignete AD gefunden hast, (Du weißt ja, es kann ein langer Weg sein), kann sich sehr viel verändern. Ich erlebe es an mir selber.
Früher war ich Außenseiterin in der Schule, konnte mich nicht gegen andere wehren. Selbstwertgefühl gleich Null. Was habe ich mich später verbogen um Anerkennung zu gewinnen, um geliebt zu werden. Deine Zeilen kommen mir da sehr vertraut vor.

Unter Trevilor habe ich mich sehr verändert. Ich bin selbstbewusster geworden, aufgeschlossener, authentischer in all meiner Widersprüchlichkeit.

Wie Emily es sehr treffend geschrieben hat, irgendwann muss man sich selber genug sein. Dann hört man auf Anerkennung von außen zu suchen. Ich hätte es mir vor 2, 3 Jahren nicht vorstellen können, dass es möglich ist, aber es geht. Und ich könnte im nachhinein nicht beschreiben, wie es funktioniert hat. Es war eine ganz komplexe Entwicklung und nicht willentlich steuerbar.

Vielleicht noch eins, um vielen hier ein bisschen Hoffnung zu machen. Mein Psychiater, ein sehr erfahrener Arzt, sagte mal. Es ist erstaunlich, welche Persönlichkeitsentwicklungen manche Menschen nachholen, wenn sie das richtige Antidepressivum gefunden haben.

Um gleich den Vorwurf zu entkräften, dieser Arzt wäre zu Medikamenten gläubig. Er hat etliche Jahre nur auf Psychotherapie gesetzt und irgendwann eingesehen, dass die alleine es bei etlichen Klienten nicht gebracht hat.

Chimera, vielleicht konnte ich dir ein bisschen Hoffnung geben.

Alles Gute

Heike 47

PS: Wenn Du gute Phasen hattest, kann das für dich Hinweis sein, was für dich möglich wäre, wenn die Depression behandelt wird.

Kann die Erinnerung an die guten Phasen ein erster Hinweis auf eine leichte Wirkung des AD´s sein. Manchmal fällt es an solchen Kleinigkeiten als erstes auf. ( Nur eine Idee)
Jessi02
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Registriert: 31. Mär 2004, 01:57

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von Jessi02 »

hey du,

nur ganz kurz, weil ich heute irgendwie ziemlich im stress bin.
manchmal ist es einfach so, dass wir selbst nicht erkennen, was wir eigentlich sind, wie wir eigentlich sind. manchmal hat man einfach verlernt, so zu sein wie man ist, dass einem das absolute selbstbild fehlt. die traurigkeit ist aber kein ding von denken, wissen oder sonstwas sondern einfach nur fühlen. man kann verlernt haben, zu weinen, man kann aber das gefühl, was dahinter ist nicht verlernt haben.

hm, hoffe das passt jetzt
gruss
jessi
Alina1
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Registriert: 29. Mär 2004, 14:08

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von Alina1 »

Hallo,chimera und alle anderen!

Ich habe Ad`s noch nicht ausprobiert,und irgendetwas in mir läßt mich gewaltig daran zweifeln,dass Medikamente grundsätzlich etwas zum Positiven verändern können.Chimera,du warst ein halbes Jahr lang glücklich.Lohnt es sich nicht nachzuforschen,was dich in so einen Ausnahmezustand versetzt hat?Glück kann dem Wesen nach kein Dauerzustand sein.Ich wäre froh,bekäme ich solch Ausnahmezustände etwas häufiger hin.Glücksmomente machen zwar auch keinen Sinn,aber wenigstens würden sie mich ablenken!

Grüßchen,
Antje

Ach,übrigens teilte mir gerad eine Bekannte mit,dass ich auf sie überhaupt nicht depressiv wirke.Das muß ich morgen meiner Thera berichten.Juchuuuuu,ich bin gesund und war noch nie krank.
HopeW
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Registriert: 23. Mai 2004, 10:38

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von HopeW »

HopeW
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Registriert: 23. Mai 2004, 10:38

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von HopeW »

Lieber Chimera,

ich bin schon depressiv geboren worden, wenn das geht. Jedenfalls schaut das Baby (ich) auf den Bildern gar nicht glücklich aus.
Die ersten wirklichen Erinnerungen an Leiden habe ich ab dem 3. Lebensjahr.

Ich habe AUCH glückliche Momente. Verliebt sein, mein Kind geboren zu haben, ein toller beruflicher Erfolg - ach , da gibt es schon einiges, aber nichts mit Bestand.

Im Rückblick sehe ich mich nur schleichend und leidend durch die Welt ziehen. Wahrgenommen hat das wahrscheinlich fast keiner. Es geht mir wie so vielen hier, ich werde als stark, selbstbewußt und, und eingeschätzt.

Ich habe überleben gelernt mit der Depression, immer wieder neues und auch verrücktes begonnen, in der Hoffnung, DANN geht es mir besser.
Natürlich nicht. 2000 hat mir mein Körper das erste Mal sehr nachhaltig gezeigt, das geht so nicht mehr. Ich habe es ignoriert, was hätte ich auch machen sollen. 2002 seelischer Zusammenbruch, Citalopram 20 mg ab 2003.
Nothing. Innerlich tot, töter am tötesten.
Täglich 40 mg (Mai 2004)und ein Hormonpräparat haben mir auf die Füße geholfen.
Ich bin jetzt 48 und habe Jahrzehnte gelesen, gelesen und halte so an meiner Theorie fest, nur für mich ganz persönlich. Gut behandelt hat man mich eigentlich nicht, ich lief immer so nebenbei mit, aber wirklich schlimme Dinge sind mir nicht geschehen. Ich werde also auch keine Therapie machen, obwohl ich nach "den roten Vorhängen" ganz nahe dran war.
Ich will gar nix mehr aufwühlen. Ich bin jetzt 48. Meinst du, ich habe Lust, den ganzen Mist wieder auszugraben?
Ich bin ruhiger mit den AD, ich "falle" nicht mehr so oft und nicht mehr so schnell und nicht mehr so lange.
Vielleicht ist es bei mir auch ien Placebo-Effekt
Weißt du, ich bin ja eigentlich ein Tablettenverweigerer, bei mir gibts noch nicht mal ne Aspirin auf Vorrat. Aber da habe ich mir jeden Tag gesagt,
wenn ich die AD jetzt nehme, geht in meinem Gehirn dies und jenes vor, das wird mir helfen.
Heute ist es schon, daß ich am Abend zu mir sage: Schatz, nimm deine Tabletttchen, die tun dir gut.
Manch Bedürfniss und Wünsche sind ganz von mir weggefallen, ich bin sehr bescheiden geworden in meinem Anspruch, wie es mir gut gehen könnte. Ich horchte in mich hinein, was mir gut tut (an äußerlichem Leben)und mach das jetzt. Das erste Mal in meinem Leben kann ich UNTERSCHREIBEN, daß ich niemandem Rechenschaft schuldig bin un der einzige Mensch, auf den ich mich völlig verlassen kann, bin ich selbst. Mit mir steht und fällt alles.
Früher wäre ich sehr traurig gewesen, so etwas zu sagen - heute sehe ich die Kraft, die ich für mich selbst nützen kann.
Was ich wirklich brauche, ist der Kontakt hier im Forum.

Heh, eigentlich wollte ich gar nicht so viel schreiben
Lieber Chimera, ich bin ja kein Arzt aber vielleicht ist auch für dich die Dosis zu gering. 20 mg, wie gesagt, habe ich nicht gemerkt, mit 40 mg heftige Nebenwirkungen, die auch hier im Forum dokumentiert sind. Also, ich habs überlebt und kann mich auf einen andren Weg machen!

Liebe Grüße zu dir und an alle
Hope
HopeW
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Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von HopeW »

War dreifach
Alina1
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Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von Alina1 »

Noch mal:

Wie soll ein Medikament es hinbekommen,dass man etwas fühlt,was man gar nicht kennt.
Keine Brille der Welt macht einen Blinden sehend!

Sorry,für die verbreitete Hoffnungslosigkeit,aber ich kann nicht anders!

Antje
HopeW
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Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von HopeW »

Antje,
man (ich) fühlt sich anders, ich erlebe die Dinge anders,
also werde ich vermutlich auch etwas neues fühlen lernen. Das ist nicht das Medikament, es ist eine andere Wahrnehmung.
Alina1
Beiträge: 418
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Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von Alina1 »

Ja,Hope

geht das nicht auch ohne Medikamente?

Gruß,
Antje
HopeW
Beiträge: 367
Registriert: 23. Mai 2004, 10:38

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von HopeW »

Ich habs net geschafft Antje.
Ich habe in 25 Jahren 3 Therapien gemacht, eine anderes Bewußtsein hat es mir nicht gebracht.
Ich kriege das erst jetzt mit AD geregelt und ich danke Gott dafür.
Franzi
Beiträge: 191
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Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von Franzi »

Hallo chimera,

nur ganz kurz, weil es mir selbst kräftemäßig nicht so gut geht. Von der Pysche her schon und ich zudem gerade erst nach Hause komme und noch viel zu erledigen habe.

Also, verzeifel nicht. Es ist die Depression, die Dich immer noch massiv im Griff hat und Dich so denken läßt. Du bist wahrscheinlich ein guter Schauspieler, läßt so schnell niemanden hinter die Fassade gucken. Auch mich hielten viele für stark, als es mir schon sehr schlecht ging. Im Grunde bin ich auch ein starker Mensch.

Zeig Dein wirkliches Gesicht dem Psychiater und Therapeuten. Du brauchst Dich nicht dafür schämen, daß es Du krank bist. Auch das ist ein Zeichen der Depression. Du überforderst Dich nach wie vor. Ich konnte, als es mir sehr sehr schlecht ging nicht mehr arbeiten und habe irgendwann nach langem Sträuben meinen Zusammenbruch auch akzeptiert. Die Akzeptanz ist ganz wichtig, erst dann kannst Du Dir die notwendige Pause gönnen, um wieder zu Kräften zu kommen. Vielleicht wäre ein Klinikaufenthalt sinnvoll? Sei es Dir wert, etwas für Dich zu tun, damit Du wieder auf die Beine kommst. So kann es doch nicht weitergehen.

Liebe Grüße

Franzi
chimera

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von chimera »

Als ich neu hier ins Forum kam, schrieb mir Maggy: "Ich spüre, dass Du in Deinem Leben nie so gehalten und gesehen wurdest, wie Du es gebraucht hättest."

Und sie hatte absolut recht. Ich kann mich nicht hingeben, kann meine Fassade nicht ablegen, ich habe viel zu viel Angst mißbraucht zu werden (nicht im sexuellen Sinne), abgelehnt zu werden, nicht so gesehen zu werden, wie ich bin. Ich weiß, daß ich viel zu viel brauche, ich brauche unendlich viel Liebe, aber weil ich weiß, daß ich diese Liebe nicht bekommen kann, habe ich mir die Suche danach abgewöhnt. Ich habe keine Erinnerung an Mutterliebe, alleine der Gedanke daran stößt mich ab. Ich wollte meine Mutter nicht, ich wollte nie jemanden...

Und Thomas schrieb: "... ein Vater, der die ganze Welt in Frage stellt ist ganz sicher nicht dazu geeignet, bei seinem Sohn ein Vertrauensverhältnis in dieselbe zu begründen. (...) Dass eine derart negative Weltsicht auch zu Narzismus führen kann, ist ja auch klar. Schließlich hat man ja nur noch sich selbst, wenn alles andere Sch... ist."

Die Ursachen sind also geklärt, aber besser fühle ich mich dadurch auch nicht.
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Save me from the nothing i've become...

Beitrag von triste »

Lieber Chimera,

wie merkwürdig, nicht? wie wir nach aussen doch noch so lange funktionieren und in uns schreit es...
wie Du mit der Sprechstundenhilfe flirten kannst, obwohl in Dir alles schwarz ist,
wie ich mit den Kollegen scherzen kann, obwohl in mir alles nur Überdruß und Tränen ist.
Die Depression läßt einen sich verlieren, bis einen die völlige Unsicherheit über das Selbst fast erstickt.

Ich erlebe gerade ein neues Tief, es ist aushaltbar, da von den AD abgeschwächt.
Aber ich merke diese Symptomatik da hindurch, sie quält mich, etwas zieht mich herunter (wohin?), raunt mir zu: ist doch sowieso alles egal...saugt mir die Kraft aus den Adern, macht mich fahrig und wirbelt meine Gedanken durcheinander wie Herbstlaub.
Und müde, müde, müde...ich möchte mich einfach nur hinlegen und vergessen, in einem ewigen Schlaf.

Doch eines hält mich ab, all´dem nachzugeben: Die Erfahrung, daß es auch wieder anders wird. Mit Medikamenten ist der Verlauf von Tiefs abgeschwächt, kürzer und seltener.
Hope hat ein sehr gutes posting über die Wirkung von AD geschrieben! Lies´es nochmal, es macht Hoffnung!
Du mußt Vertrauen in den Versuch haben. Eine Dosiserhöhung oder vielleicht auch erst ein anderes AD wird bestimmt etwas bewirken.
Und dann, und erst dann, wird eine Psychotherapie sinnvoll sein. Dir helfen, auf die vielen Warums Antworten zu finden.
Zum Großteil werden sie sich jedoch verflüchtigen, die Warums, wenn ein AD anschlägt. Denn diese quälenden Warums sind Teil der Krankheit und der getrübten Wahrnehmung, der verfärbten, eingefärbt mit Schwarz.

Wenn Du es alleine nicht mehr schaffst, solltest Du wirklich in Erwägung ziehen, in eine Klinik zu gehen. Das ist kein Eingeständnis von Schwäche, sondern ein Annehmen von Hilfe.

Versuch´, etwas milder zu sein, im Umgang mit Dir selbst. Du bist krank, kranke Chimeras sollten getröstet und gestreichelt werden und sich fallen lassen können, so wie sie sind, wie ein Kind. Und da Du der einzige bist, der da ist, kannst nur Du gut zu Dir sein.
Also hör´auf, Dich fertig zu machen, für etwas, daß Du im Wahn zu sein glaubst....

Es gibt einen Grund, warum Du hier bist. Und es gibt noch viel zu entdecken.

ganz liebe Wünsche an Dich

Virginia
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