Umgang mit depressiven Partner in neuer Beziehung
Umgang mit depressiven Partner in neuer Beziehung
Liebe Community,
Ich bin erst seit Kurzem mit meinem Partner zusammen, der schon seit längerer Zeit unter Depressionen leidet und damit auch in therapeutischer Behandlung ist.
Über seine Krankheit hat er gleich von Beginn an offen gesprochen. Wir haben in meinen Augen eine sehr vertrauensvolle Basis und ich fühle mich bei ihm angekommen.
Schwierig sind die depressiven Tage, an denen er beschreibt kaum oder keine Gefühle für mich zu haben.
Gleichzeitig verspricht er aber auch an der Beziehung festzuhalten und fragt ob wir das zusammen schaffen.
Wissend, dass diese Symptome typisch für eine Depression sind, sind manche Aussagen sehr verletzend. Ich habe mit ihm abgesprochen, dass er mit mir über alles sprechen kann, unabhängig davon wie schlimm seine Gedanken sind.
Ich wünsche mir, dass wir an dieser Situation wachsen, möchte für ihn da sein und ihn unterstützen aber auch auf meine mentale Gesundheit achten. Da ich zuvor mit dem Thema Depression keine Berührungspunkte hatte, fühle ich mich hilflos und weiß in manchen Situationen nicht gut damit umzugehen.
Wenn jemand von euch in gleicher Situation war/ ist, bin ich sehr dankbar für den Austausch!
Ich bin erst seit Kurzem mit meinem Partner zusammen, der schon seit längerer Zeit unter Depressionen leidet und damit auch in therapeutischer Behandlung ist.
Über seine Krankheit hat er gleich von Beginn an offen gesprochen. Wir haben in meinen Augen eine sehr vertrauensvolle Basis und ich fühle mich bei ihm angekommen.
Schwierig sind die depressiven Tage, an denen er beschreibt kaum oder keine Gefühle für mich zu haben.
Gleichzeitig verspricht er aber auch an der Beziehung festzuhalten und fragt ob wir das zusammen schaffen.
Wissend, dass diese Symptome typisch für eine Depression sind, sind manche Aussagen sehr verletzend. Ich habe mit ihm abgesprochen, dass er mit mir über alles sprechen kann, unabhängig davon wie schlimm seine Gedanken sind.
Ich wünsche mir, dass wir an dieser Situation wachsen, möchte für ihn da sein und ihn unterstützen aber auch auf meine mentale Gesundheit achten. Da ich zuvor mit dem Thema Depression keine Berührungspunkte hatte, fühle ich mich hilflos und weiß in manchen Situationen nicht gut damit umzugehen.
Wenn jemand von euch in gleicher Situation war/ ist, bin ich sehr dankbar für den Austausch!
Re: Umgang mit depressiven Partner in neuer Beziehung
Hallo Kirsten,
hättest du mal die Möglichkeit mit ihm in eine Therapiestunde zu gehen? Ich glaube, ich fände es sinnvoll, da mal gemeinsam mit dem Therapeuten drüber zu reden, wie man damit praktisch umgeht.
Ich lese es nämlich so häufig, dass Betroffene ihren Partnern immer gleich erzählen, wenn sie keine Gefühle mehr empfinden. Auf der einen Seite kann ich das schon nachvollziehen, weil man vielleicht die Bestätigung durch den anderen braucht, drüber reden will, ehrlich sein will o.ä., aber ich frage mich jedes Mal, ob es wirklich nötig ist, das dem Partner jedes Mal gleich aufs Brot zu schmieren. Das ist doch für den Partner auch heftig und ich finde als Betroffener sollte man irgendwann auch mal in der Lage sein, seine Gefühllosigkeit einschätzen zu können und nicht bei jeder minimalen Gefühlsänderung Alarm auszulösen.
Du könntest dich auch mal an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden. Das ist eine kostenlose Beratungsstelle für Menschen mit psychischen Problemen. Die beraten auch Angehörige oder bieten Gruppen/Seminare zu solchen Themen an.
Liebe Grüße,
DieNeue
hättest du mal die Möglichkeit mit ihm in eine Therapiestunde zu gehen? Ich glaube, ich fände es sinnvoll, da mal gemeinsam mit dem Therapeuten drüber zu reden, wie man damit praktisch umgeht.
Ich lese es nämlich so häufig, dass Betroffene ihren Partnern immer gleich erzählen, wenn sie keine Gefühle mehr empfinden. Auf der einen Seite kann ich das schon nachvollziehen, weil man vielleicht die Bestätigung durch den anderen braucht, drüber reden will, ehrlich sein will o.ä., aber ich frage mich jedes Mal, ob es wirklich nötig ist, das dem Partner jedes Mal gleich aufs Brot zu schmieren. Das ist doch für den Partner auch heftig und ich finde als Betroffener sollte man irgendwann auch mal in der Lage sein, seine Gefühllosigkeit einschätzen zu können und nicht bei jeder minimalen Gefühlsänderung Alarm auszulösen.
Du könntest dich auch mal an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden. Das ist eine kostenlose Beratungsstelle für Menschen mit psychischen Problemen. Die beraten auch Angehörige oder bieten Gruppen/Seminare zu solchen Themen an.
Liebe Grüße,
DieNeue
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Re: Umgang mit depressiven Partner in neuer Beziehung
Ja Beratung ist da sicher wichtig, und daran zu denken das eine depressive Phase die Gefühle verzerrt ins negative, wenn er dir sagt was er fühlt in einer depressiven Episode dann ist das zwar ehrlich aber es entspricht nicht seinem ungetrübten Gefühlsbild das er hat/hätte wenn er grade draußen ist…
Evtl. Hilft es sich vorzustellen das man grade mit der Depression redet und nicht mit dem Partner….
Evtl. Hilft es sich vorzustellen das man grade mit der Depression redet und nicht mit dem Partner….
Be Someone that makes You happy
Re: Umgang mit depressiven Partner in neuer Beziehung
Ich weiß, dass das viele machen, das liest man hier oft, aber ich persönlich finde diese Vorgehensweise dem kranken Partner gegenüber total respektlos. Ich habe selber Depressionen und ich habe (!) diese Krankheit, aber ich bin (!) nicht die Krankheit. Ich möchte nicht, dass man mit mir so redet, als wäre ich völlig gestört. Wenn man bei depressiven Menschen nur noch die Krankheit sieht, nimmt man die Menschen irgendwann nicht mehr ernst. Das kann dann dazu führen, dass z.B. Kritik, die der depressive Mensch äußert, auch nicht mehr ernst genommen wird, denn er sieht ja alles negativ verzerrt und kann also gar nicht Recht haben. Habe ich selber oft genug in Kliniken erlebt. Da sind die Gesunden dann schön fein raus, wenn der Kranke reden kann, was er will, denn er hat ja nie Recht. Man muss sich selber nicht ändern, denn der Kranke redet ja nur Schwachsinn.Wüstenwind hat geschrieben: ↑9. Nov 2024, 08:11 Evtl. Hilft es sich vorzustellen das man grade mit der Depression redet und nicht mit dem Partner….
Wenn ich merken würde, dass mein Partner mich so behandelt, dann wäre ich schneller weg als er schauen kann. Sorry, aber mich macht das immer so wütend, wenn ich lese, dass Leute "mit der Depression reden" anstatt mit dem Menschen. Das ist so entmenschlichend. (Vielleicht sollte man sich selber auch mal fragen, wie gesund man ist, wenn man schon anfängt mit Krankheiten zu reden... )
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Re: Umgang mit depressiven Partner in neuer Beziehung
Hallo Kirsten,
was möchtest du?
Möchtest du dass dein Partner alles ehrlich und authentisch mit dir bespricht? Wenn ja werden da wahrscheinlich viele Aussagen dabei sein, die dich verletzen, belasten, zweifeln lassen.
Eine gemeinsame Therapiestunde kann hier gut sein, eigene Wünsche und Erwartungen zu äußern. Wir haben als Familie gute Erfahrungen damit gemacht.
Ich bin von Depressionen betroffen und ich hüte mich ganz bewusst alles was in mir vorgeht auszusprechen. Ich vertrete auch die Ansicht, dass auch ein Mensch mit Depressionen innerhalb von Beziehungen gewisse Verpflichtungen im Umgang miteinander hat. Damit man als Paar
wachsen kann, benötigt es ein stabiles Fundament. Sorge für dich, grenze dich ab, tanke Kraft, dann ist es eventuell auch einfacher schwierige Situationen zu meistern.
Sollte mein Mann anfangen nicht mit mir als Mensch zu reden, sondern mit der Krankheit wäre das das Ende unserer Ehe.
Alles Gute für euch.
was möchtest du?
Möchtest du dass dein Partner alles ehrlich und authentisch mit dir bespricht? Wenn ja werden da wahrscheinlich viele Aussagen dabei sein, die dich verletzen, belasten, zweifeln lassen.
Eine gemeinsame Therapiestunde kann hier gut sein, eigene Wünsche und Erwartungen zu äußern. Wir haben als Familie gute Erfahrungen damit gemacht.
Ich bin von Depressionen betroffen und ich hüte mich ganz bewusst alles was in mir vorgeht auszusprechen. Ich vertrete auch die Ansicht, dass auch ein Mensch mit Depressionen innerhalb von Beziehungen gewisse Verpflichtungen im Umgang miteinander hat. Damit man als Paar
wachsen kann, benötigt es ein stabiles Fundament. Sorge für dich, grenze dich ab, tanke Kraft, dann ist es eventuell auch einfacher schwierige Situationen zu meistern.
Sollte mein Mann anfangen nicht mit mir als Mensch zu reden, sondern mit der Krankheit wäre das das Ende unserer Ehe.
Alles Gute für euch.
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Re: Umgang mit depressiven Partner in neuer Beziehung
Hallo DieNeue, ich finde es schade das Dich das Thema und meine Antwort so aufgewühlt hat und auch das es anscheinend Menschen gab die Dich nicht ernst genommen haben in dieser Situation.DieNeue hat geschrieben: ↑9. Nov 2024, 13:19Ich weiß, dass das viele machen, das liest man hier oft, aber ich persönlich finde diese Vorgehensweise dem kranken Partner gegenüber total respektlos. Ich habe selber Depressionen und ich habe (!) diese Krankheit, aber ich bin (!) nicht die Krankheit. Ich möchte nicht, dass man mit mir so redet, als wäre ich völlig gestört. Wenn man bei depressiven Menschen nur noch die Krankheit sieht, nimmt man die Menschen irgendwann nicht mehr ernst. Das kann dann dazu führen, dass z.B. Kritik, die der depressive Mensch äußert, auch nicht mehr ernst genommen wird, denn er sieht ja alles negativ verzerrt und kann also gar nicht Recht haben. Habe ich selber oft genug in Kliniken erlebt. Da sind die Gesunden dann schön fein raus, wenn der Kranke reden kann, was er will, denn er hat ja nie Recht. Man muss sich selber nicht ändern, denn der Kranke redet ja nur Schwachsinn.Wüstenwind hat geschrieben: ↑9. Nov 2024, 08:11 Evtl. Hilft es sich vorzustellen das man grade mit der Depression redet und nicht mit dem Partner….
Wenn ich merken würde, dass mein Partner mich so behandelt, dann wäre ich schneller weg als er schauen kann. Sorry, aber mich macht das immer so wütend, wenn ich lese, dass Leute "mit der Depression reden" anstatt mit dem Menschen. Das ist so entmenschlichend. (Vielleicht sollte man sich selber auch mal fragen, wie gesund man ist, wenn man schon anfängt mit Krankheiten zu reden... )
Aber so richtig ernst genommen finde ich mich in Deiner Antwort auch nicht, einfach drauf hauen und dem anderen was vorwerfen hilft nicht recht weiter finde ich.
Ich habe versucht auf eine Frage zu antworten wie man damit umgehen kann wenn einen der Partner in einer Depressiven Phase wegstösst
Mit den üblichen Argumenten: ich verdiene es nicht geliebt zu werden, ich empfinde NICHTS, ich will keine Nähe, lass mich allein, du interessierst dich ja eh nicht für mich...
Und dann meinst Du es hilft wenn man sagt: Ok, ich nehme dich völlig ernst als Person, alles klar, du willst die Beziehung beenden, also Tschüss : )
Das wird der Situation voll gerecht?
Mir geht es darum: den anderen als Person wahrnehmen, ja klar, alles auf die Gold Waage legen was er einem um die Ohren haut während einer schweren Depression, Nein
Meiner Meinung nach ist es eben auch nicht richtig zu sagen: Du bist eine Person und ich ignoriere dass Du gerade eine Depression hast die Deine Gefühle verzerrt. Ich nehme alles was Du mir sagst 1/1 an, und akzeptiere einfach nicht das Du gerade einen Schub einer schweren Krankheit hast.
Man sollte meiner Meinung nach schon akzeptieren dass die Depression Teil der Situation ist in der beide Partner gerade stecken und muss damit irgendwie umgehen.
Bei mir war es so dass meine Partnerin überhaupt nicht akzeptiert hat das ich erkrankt bin. Wenn ich nicht richtig funktioniert habe, dann war ich faul und egoistisch... Da habe ich mich als Person auch nicht richtig wahrgenommen gefühlt...
Be Someone that makes You happy
Re: Umgang mit depressiven Partner in neuer Beziehung
Hallo Wüstenwind,
tut mir leid, wenn mein Beitrag bei dir verletzend rüberkam. Wenn die Krankheit gar nicht ernstgenommen wird, ist das natürlich auch besch...
Ich sehe es so wie du in deinem heutigen Beitrag schreibst.
Ich will, dass sowohl ich als Person als auch meine Krankheit ernstgenommen wird.
Ich finde beide Extreme schlecht: Die Krankheit gar nicht ernst nehmen und alles auf die Person schieben, genauso wie die Person nicht mehr sehen, sondern nur noch die Krankheit.
Das, was du heute schreibst, ist für mich aber etwas ganz anderes als zu sagen, man soll sich vorstellen, man redet mit der Krankheit und nicht mit der Person.
Du hattest in deinem Post nichts davon geschrieben, dass man die Person ernstnehmen soll, sondern nur, dass die Gefühle verzerrt sind und man deshalb sich vorstellen könnte, mit der Depression anstatt der Person zu reden. Das klang für mich danach, als würdest du die Person gar nicht mehr sehen. Ich würde selber auch nicht auf die Idee kommen mit einer Krankheit zu reden. Man redet ja auch nicht mit gebrochenen Beinen oder Magengeschwüren.
So wie deine Partnerin mit dir umgegangen ist, finde ich auch nicht gut. Das stelle ich mir auch echt heftig vor.
Das ist das andere Extrem von dem, was ich erlebt habe. Ich wurde wegen der Krankheit manchmal nicht ernstgenommen bzw. es wurde alles im Licht der Krankheit gesehen.
Würdest du dich noch ernstgenommen fühlen, wenn auf alles, was du sagst, nur noch als Rückmeldung kommt: "Das kannst du nicht verstehen. Nein, das ist nicht so, das nimmst du falsch wahr, weil du ja sooo krank bist. Das kannst du nicht machen, weil du krank bist. Wir nehmen deine Kritik nicht ernst, weil du ja alles bloß negativ verzerrt wahrnimmst, also ist ja eigentlich alles okay. Wir wissen alles besser als du, weil du ja nicht mehr gescheit denken kannst?" Ich habe in der Klinik auch die Erfahrung gemacht, dass ich behandelt wurde wie ein kleines Kind (ging anderen auch so), teilweise wurde auch so mit mir gesprochen. Das war wirklich befremdlich.
Die Crux ist, dass es halt nicht leicht ist zu unterscheiden, was ist die Depression und was nicht. Vor allem kann es sich ja auch mit der Zeit verändern.
Meine Erfahrung ist z.B. auch, dass ich mit der Zeit mich und die Krankheit besser verstehen lerne und Dinge besser einschätzen kann.
Was früher vielleicht nur Gejammer war, weil ich alles zu negativ gesehen habe, ist jetzt halt kein bloßes depressives Gejammer, sondern tatsächlich eine Beschwerde oder Kritik, die ihre Berechtigung hat, weil ich mittlerweile besser einschätzen kann, was tatsächlich negativ ist und wo ich überreagiere. Nur wenn Leute nicht mitbekommen, dass ich besser klarkomme, dann kann es passieren, dass das immer noch als Depression eingeordnet wird und man mich deshalb (noch) nicht ernstnimmt. Deswegen bin ich so dagegen, dass man nur noch die Krankheit betont, weil es sich wirklich irgendwann ändern kann und man wieder gesünder wird. Und dann kommt man aus dieser Krankenrolle nicht mehr so einfach raus, wenn Leute nur das Bild im Kopf haben "Die ist krank, deshalb darf ich nicht ernstnehmen, was sie sagt".
So wie es aussieht, musst du dafür kämpfen, dass deine Krankheit ernstgenommen wird und ich dafür, dass ich wieder mehr als Person ernstgenommen werde. Gut, dass du nochmal geschrieben und klargestellt hast, wie du es meinst.
Liebe Grüße,
DieNeue
tut mir leid, wenn mein Beitrag bei dir verletzend rüberkam. Wenn die Krankheit gar nicht ernstgenommen wird, ist das natürlich auch besch...
Nein, wird es nicht, und das habe ich auch nicht gesagt.Wüstenwind hat geschrieben: ↑29. Nov 2024, 18:40 Und dann meinst Du es hilft wenn man sagt: Ok, ich nehme dich völlig ernst als Person, alles klar, du willst die Beziehung beenden, also Tschüss : )
Das wird der Situation voll gerecht?
Ich sehe es so wie du in deinem heutigen Beitrag schreibst.
Ich will, dass sowohl ich als Person als auch meine Krankheit ernstgenommen wird.
Ich finde beide Extreme schlecht: Die Krankheit gar nicht ernst nehmen und alles auf die Person schieben, genauso wie die Person nicht mehr sehen, sondern nur noch die Krankheit.
Das, was du heute schreibst, ist für mich aber etwas ganz anderes als zu sagen, man soll sich vorstellen, man redet mit der Krankheit und nicht mit der Person.
Du hattest in deinem Post nichts davon geschrieben, dass man die Person ernstnehmen soll, sondern nur, dass die Gefühle verzerrt sind und man deshalb sich vorstellen könnte, mit der Depression anstatt der Person zu reden. Das klang für mich danach, als würdest du die Person gar nicht mehr sehen. Ich würde selber auch nicht auf die Idee kommen mit einer Krankheit zu reden. Man redet ja auch nicht mit gebrochenen Beinen oder Magengeschwüren.
So wie deine Partnerin mit dir umgegangen ist, finde ich auch nicht gut. Das stelle ich mir auch echt heftig vor.
Das ist das andere Extrem von dem, was ich erlebt habe. Ich wurde wegen der Krankheit manchmal nicht ernstgenommen bzw. es wurde alles im Licht der Krankheit gesehen.
Würdest du dich noch ernstgenommen fühlen, wenn auf alles, was du sagst, nur noch als Rückmeldung kommt: "Das kannst du nicht verstehen. Nein, das ist nicht so, das nimmst du falsch wahr, weil du ja sooo krank bist. Das kannst du nicht machen, weil du krank bist. Wir nehmen deine Kritik nicht ernst, weil du ja alles bloß negativ verzerrt wahrnimmst, also ist ja eigentlich alles okay. Wir wissen alles besser als du, weil du ja nicht mehr gescheit denken kannst?" Ich habe in der Klinik auch die Erfahrung gemacht, dass ich behandelt wurde wie ein kleines Kind (ging anderen auch so), teilweise wurde auch so mit mir gesprochen. Das war wirklich befremdlich.
Die Crux ist, dass es halt nicht leicht ist zu unterscheiden, was ist die Depression und was nicht. Vor allem kann es sich ja auch mit der Zeit verändern.
Meine Erfahrung ist z.B. auch, dass ich mit der Zeit mich und die Krankheit besser verstehen lerne und Dinge besser einschätzen kann.
Was früher vielleicht nur Gejammer war, weil ich alles zu negativ gesehen habe, ist jetzt halt kein bloßes depressives Gejammer, sondern tatsächlich eine Beschwerde oder Kritik, die ihre Berechtigung hat, weil ich mittlerweile besser einschätzen kann, was tatsächlich negativ ist und wo ich überreagiere. Nur wenn Leute nicht mitbekommen, dass ich besser klarkomme, dann kann es passieren, dass das immer noch als Depression eingeordnet wird und man mich deshalb (noch) nicht ernstnimmt. Deswegen bin ich so dagegen, dass man nur noch die Krankheit betont, weil es sich wirklich irgendwann ändern kann und man wieder gesünder wird. Und dann kommt man aus dieser Krankenrolle nicht mehr so einfach raus, wenn Leute nur das Bild im Kopf haben "Die ist krank, deshalb darf ich nicht ernstnehmen, was sie sagt".
So wie es aussieht, musst du dafür kämpfen, dass deine Krankheit ernstgenommen wird und ich dafür, dass ich wieder mehr als Person ernstgenommen werde. Gut, dass du nochmal geschrieben und klargestellt hast, wie du es meinst.
Liebe Grüße,
DieNeue
Re: Umgang mit depressiven Partner in neuer Beziehung
Hallo,
wenn Leute nicht mitbekommen, dass man die Depression langsam hinter sich lässt, dann hat das aus meiner Sicht oft einen Grund.
Bei mir haben es meine Familie mitbekommen, weil ich anders agiert habe, weil ich anders kommuniziert habe, weil ich generell positives gesagt habe und der Fokus nicht mehr so stark auf dem Negativen lag - es war ein deutlicher Unterschied zu meinen Krankheitsphasen. Und viele Menschen registrieren glaub ich Veränderung ziemlich genau und wir können ihnen das auch zutrauen.
Es geht ja auch nicht nur im Leben darum, Kritik zu äußern.
Das Vorstellen "mit der Krankheit" zu reden, finde ich an sich eine gute Strategie, weil es dem Angehörigen hilft, besser mit der Situation klar zu kommen. Weil es sonst schon verdammt weh tun kann. Auch Angehörige haben Gefühle und können verletzt sein. Oder mit bestimmten Situationen nicht gut umgehen können. Ich glaube es ist auch wichtig für den Angehörigen sich selbst zu sehen und dass sich eben nicht immer alles nur um den Partner und die Krankheit dreht. Einfach auch für die eigene seelische Gesundheit.
Ich habe in meinen psychisch desolaten Zuständen oft nur noch mich gesehen - was im Zuge der Erkrankung verständlich ist - aber für den anderen verdammt hart sein kann. Da war dann kein Platz für Verständnis des Gegenübers - dass wäre aber ein normales Empfinden.
Ich habe Wüstenwinds Post auch nicht so verstanden, dass der Partner oder die Partnerin nicht ernst genommen wird. Sondern es ist eine Strategie mit der Situation besser klar zu kommen. Für mich absolut legitim.
Was ist die Depression und was nicht ? Nun, jeder entscheidet ja selbst, was er an Verhalten beibehalten möchte und was nicht. Depression bedeutet für mich ein absolutes Elendsgefühl - richtig krank hab ich mich gefühlt. Außerhalb der Depression ist kein Elendsgefühl da. Deshalb bin ich trotzdem auch mal traurig oder wütend - aber auch da ist es ein deutlicher Unterschied zwischen krank und gesund. Ich habe die Symptome der Depression nie zu mir gehörig empfunden. Wenn ich jetzt einen schlechten Tag habe, dann habe ich einfach einen schlechten Tag - ohne alles gleich pathologisieren zu müssen. Es fühlt sich definitiv anders als Depression an - insofern finde ich es mittlerweile nicht schwer zu entscheiden, ist das jetzt Depression oder nicht.
LG Senif
wenn Leute nicht mitbekommen, dass man die Depression langsam hinter sich lässt, dann hat das aus meiner Sicht oft einen Grund.
Bei mir haben es meine Familie mitbekommen, weil ich anders agiert habe, weil ich anders kommuniziert habe, weil ich generell positives gesagt habe und der Fokus nicht mehr so stark auf dem Negativen lag - es war ein deutlicher Unterschied zu meinen Krankheitsphasen. Und viele Menschen registrieren glaub ich Veränderung ziemlich genau und wir können ihnen das auch zutrauen.
Es geht ja auch nicht nur im Leben darum, Kritik zu äußern.
Das Vorstellen "mit der Krankheit" zu reden, finde ich an sich eine gute Strategie, weil es dem Angehörigen hilft, besser mit der Situation klar zu kommen. Weil es sonst schon verdammt weh tun kann. Auch Angehörige haben Gefühle und können verletzt sein. Oder mit bestimmten Situationen nicht gut umgehen können. Ich glaube es ist auch wichtig für den Angehörigen sich selbst zu sehen und dass sich eben nicht immer alles nur um den Partner und die Krankheit dreht. Einfach auch für die eigene seelische Gesundheit.
Ich habe in meinen psychisch desolaten Zuständen oft nur noch mich gesehen - was im Zuge der Erkrankung verständlich ist - aber für den anderen verdammt hart sein kann. Da war dann kein Platz für Verständnis des Gegenübers - dass wäre aber ein normales Empfinden.
Ich habe Wüstenwinds Post auch nicht so verstanden, dass der Partner oder die Partnerin nicht ernst genommen wird. Sondern es ist eine Strategie mit der Situation besser klar zu kommen. Für mich absolut legitim.
Was ist die Depression und was nicht ? Nun, jeder entscheidet ja selbst, was er an Verhalten beibehalten möchte und was nicht. Depression bedeutet für mich ein absolutes Elendsgefühl - richtig krank hab ich mich gefühlt. Außerhalb der Depression ist kein Elendsgefühl da. Deshalb bin ich trotzdem auch mal traurig oder wütend - aber auch da ist es ein deutlicher Unterschied zwischen krank und gesund. Ich habe die Symptome der Depression nie zu mir gehörig empfunden. Wenn ich jetzt einen schlechten Tag habe, dann habe ich einfach einen schlechten Tag - ohne alles gleich pathologisieren zu müssen. Es fühlt sich definitiv anders als Depression an - insofern finde ich es mittlerweile nicht schwer zu entscheiden, ist das jetzt Depression oder nicht.
LG Senif