...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Savannah
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...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Savannah »

Liebe Leute im Forum,
mir geht's schlecht.
Ich sitze hier gerade im Büro,...heule..., ....muß mich (mal wieder) zusammenreissen, ...sehne mich so danach, einfach in den Arm genommen und getröstet zu werden, Ruhe zu finden...; bin traurig, weiß nicht, wie alles weitergehen wird, es gibt so viele "Baustellen" in meinem Leben..., sehne mich nach Sicherheit, Klarheit....; habe Angst, das alles nicht bewältigen zu können, ...habe Angst, nicht "fit" genug zu sein, weiter und immer weiter zu gehen, selbstbewußt aufzutreten, damit man mir meine Leistungsfähigkeit, meine Kompetenz auch abnimmt...

Ich weiß ja, daß dies alles zu dieser Krankheit dazugehört, bin ja auch in Behandlung, war ja auch schon in einer Klinik, und nehme auch ein AD... - aber ich halte es fast nicht aus, im Moment wieder mal in dieser Stimmung so gefangen zu sein, jeden Morgen dieser Antriebslosigkeit, Traurigkeit und Schwere ausgeliefert zu sein, mich trotzdem auf den Weg zu machen...

...ich habe so viel gelesen mittlerweile über Depressionen, ich WEISS das alles..., doch, wie halte ich es aus?
Wie kann ich meinen Job weitermachen, wenn es mir doch zum Heulen ist...
...ich MÖCHTE auch nicht, daß es mir zum Heulen ist... - ich möchte wieder fit sein, möchte die Dinge des Lebens wieder mit Elan angehen, ...kann es einfach nicht gut akzeptieren, daß es mir zum Heulen ist...

...ich hab' so beschissen Angst, daß ich mich verliere...

...ich brauch' Euch, merke ich, ...und schon das, dies auszusprechen, fällt mir so schwer... (...hab' doch immer alles alleine geschafft...).

...ist da jemand, die/der momentan etwas Kraft übrig hat und mir erzählen kann, wie sie/er in einer depressiven Phase den Alltag (Job) trotzdem weiter hinkriegt...?!

...würd' mir guttun...

Danke.

Svannah
DepriXX
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von DepriXX »

hallo
wenn du nicht mehr kannst, dann lass dich krankschreiben, es ist dir nicht geholfen, wenn du bei der arbeit ständig weinen musst oder dich quälst.
es kann der punkt kommen, wo du nicht mehr arbeiten kannst -> depression ist eine krankheit!
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Savannah
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Savannah »

Hi, liebe SuMu,
...ja, ICH weiss es ja, daß Depressionen eine Krankheit ist... - nur, die anderen, die Chefin, die KollegInnen etc., die wissen zwar, daß es 'was ist, was nicht schön ist..., aber irgendwo richtig nachvollziehbar ist das für die nicht als "Krankheit"...
Das Blöde ist halt: ich hab' hier nur eine befristete Anstellung. Ich war letztes Jahr bereits 8 Wochen krank geschrieben... - und ich muss mich doch "beweisen" als "zuverlässige Angestellte", will ich hier weiterarbeiten, eine Verlängerung des Arbeitsvertrages bekommen...

...ich habe schon auch etwas für mich sorgen können und mir die nächsten 2 Wochen Urlaub genommen...

...mir ging's in meiner Verzweiflungsmail wahrscheinlich eher darum, wie man es schafft, diese Depressionen zu akzeptieren, wenn man unter diesen beruflichen Rahmenbedingungen steht, sie also selber nach außen hin nicht als Krankheit "leben darf"...
...wie also es schaffen, in diesen Phasen zu "funtktionieren", ...wenngleich ich doch WEISS, daß "funktionieren" Quatsch ist...

...dank' Dir für Dein Feedback...

Sav'
DepriXX
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von DepriXX »

hallo Savannah,

ich will dir deine illusion ja nicht nehmen, wenn du eh einen befristeten vertrag hast und die firma weiß, dass du depri bist, wird es wohl eh keine verlängerung in der heutigen zeit geben, ausser du arbeitest in einem sozialen verein/bereich.
das sollte dir deine gesundheit nicht wert sein.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Acedia
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Acedia »

Tut mir leid!!!!
deep
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von deep »

Hallo Savannah,

ich weiß nicht, ob's Dir hilft:

Wenn es mir schlecht geht, ich aber nicht zu Hause bleiben will/kann, schreibe ich mir To-Do-Listen mit richtig kleinen Portionen, also nicht "das und das überarbeiten", sondern ganz klein, sozusagen auf Teilaufgabenebene "brief an x", "Termin mit y" und arbeite das dann ab. Alles Erledigte hake ich dann dick und fett rot ab. Was nicht geht, geht halt nicht und wird verschoben. Und wenn gar nix geht, d.h. ich habe das gleiche Ding mehr als zwei Mal verschoben, suche ich nach jemandem, der mir hilft, mein Chaos zu sortieren.
Meine Kollegen wissen auch über meine Krankheit Bescheid wie bei Dir, können aber auch nix damit anfangen. Aber sie (also die Meisten zumindest) haben gelernt, dass es bei mir so Tage gibt, an denen gar nichts geht (wie gestern z.B.). Und seitdem ich mich traue, es auch zu sagen, wenn so ein Tag ist, ist der subjektive Druck geringer - und die Tage, an denen nix geht, werden weniger. Zumindest ist es bei mir so.

Viele liebe Grüße
Karin
Tine
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Tine »

Hallo Savannah,
den von dir beschriebenen Zustand kenne ich nur allzu gut. Ich weiß leider auch nicht, wie man dies aushält. Ich arbeite an einer Stelle mit starkem Publikumsverkehr und habe oft den Eindruck, wie eine Maschine zu funktionieren. Ganz mechanisch tue ich, was ich tun muss. Dann jedoch nutze ich jede Gelegenheit, irgendwie aus diesem Zustand kurz aufzutauchen und mich zu spüren. Das kann durch ein kurzes Alltagsgespräch sein, irgendetwas Unverfängliches, damit ich bloß nicht an mein Elend erinnert werde. Manchmal entwickele ich einen regelrechten Galgenhumor, der mir hilft, den Tag zu überstehen. Ich bemühe mich außerdem nicht zu oft auf die Uhr zusehen, da ich eigentlich nur nach Hause unter meine Bettdecke möchte. Es ist sehr schwer, den äußeren Schein aufrechtzuerhalten, aber ich glaube genau das ist es, was du im Moment in deiner Situation brauchst. Lass nicht jeden merken, was mit dir los ist, Menschen sind oftmals schlecht.
Du wirst es schaffen und den Tag überstehen. Denke an die Ruhe, die du heute Abend haben wirst. Vielleicht hilft es dir.
Liebe Grüße
Tine
Savannah
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Savannah »

Hallo, Ihr Lieben,
vielen Dank für Eure wirklich ganz konkreten Tipps und Beschreibungen, wie Ihr es macht, im Job damit klar zu kommen...!!!

...das hilft ungemein!

Ich hab' glücklicherweise nette Menschen um mich, die trotz meiner Depri-Phasen mich unbedingt weiter - also, nach Ablauf des jetzigen Vertrages - hier behalten wollen..., das Personalamt weiß den Grund meiner 8wöchigen Krankschreibung des letzten Jahres jedoch nicht, die würden natürlich dann anders entscheiden, wenn sie es wüßten...

Ja, Karin, Du hast recht, es hilft, wenn man sich nur ganz kleine Tätigkeiten, Aufgaben für den Tag vornimmt..., es zu akzeptieren, daß es nur so erst einmal für diesen Tag geht, das ist halt doch nochmals etwas anderes... - vor allem, wenn man (selber) es "gewohnt" ist, alles super schnell, super gründlich, super strukturiert, super kreativ ist...

...puh, das erste Morgentief ist also nun überwunden, danke, Lea, daß DU mir quasi "erlaubt" hast, auch zu weinen... - ich selber tu' das zu wenig, mir das zu erlauben, merke aber jetzt, wie recht Du hast, daß es auch gut tut... - ich habe mich heute Morgen ja in mein Zimmer zurückgezogen und die Tür - entgegen meiner sonstigen Offenheit - zugemacht..., und geheult.
Glücklicherweise habe ich keinen Publikumsverkehr, so wie Du, Tina, ...das muß echt hart sein..., gut, daß Du für Dich auch Strategien gefunden hast!


...schön, daß Ihr da wart, es hat mir wirklich geholfen...!!

Liebe Grüße,
Sav'
deep
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von deep »

Hallo Savannah,

schön, dass es langsam lichter wird für Dich für heute.

Das mit dem Akzeptieren, dass Manches nicht geht, wo man doch sonst immer super war...
Das war für mich das Schlimmste, ich selbst musste ganz am Boden sein, bis ich das für mich akzeptieren konnte...und ich war so ziemlich die Letzte, die das kapiert hat, *räusper* ... nachdem einige Karren an der Wand gelandet waren ...
Aber auch da haben mir dann die To-Dos geholfen, weil ich mir die Portionen so klein gemacht habe, dass ich sie wirklich schaffen konnte. Das gab/gibt mir Erfolgserlebnisse ganz neuer Art und (das war für mich am wichtigsten) Sicherheit, doch noch etwas zu können.

Auf die Idee kam übrigens mein Mann, der hat auch die ersten für zu Hause entworfen, anstatt Küche aufräumen stand da dann Spülmaschine ausräumen, Spülmaschine einräumen, Olivenöl nachfüllen, Kochbücher in Regal stellen usw. Erst fand ich es total albern, aber die Wirkung hat mich dann überzeugt.
Die ersten Wochen haben überall Zettel verteilt, bis ich fast eine To-Do für die To-Dos brauchte, aber was tut man nicht Alles

Schönen Tag noch und liebe Grüße
Karin

(Die jetzt mal an ihre To-Dos sollte...)
wuselchen
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von wuselchen »

hallo sav'!

bei mir ist es so, daß es meine kollegen hier im büro (natürlich nicht die ganze firma) auch wissen, zumindest mein gruppenleiter weiß es genau, meine kollegin und ein kollege auch, und die anderen drei so "halbwegs". ich habe wahnsinniges glück, denn es wurde nach meiner rückkehr aus der klinik kein wort drüber verloren (mein gruppenleiter hat mich sogar 2x besucht), mein "arbeitsleben" ging ganz normal weiter, als wäre ich nur im urlaub gewesen, ich wurde auch nicht drauf angsprochen, in keiner weise. ich merke es nur daran, daß ich aufgrund einer neuverteilung der arbeitsgebiete ein größeres gebiet abgegeben habe, und kein anderes dafür bekommen habe, und auch nicht fest für jemand als vertretung eingeteilt bin, sondern mich "mit einklinke", so wie ich es halt schaffe bzw. mir meine arbeit zeit dazu läßt. und wenn ich tage hab, wo es mir nicht gut geht, geh ich auch mal aufs klo zum ausheulen, oder gehe mittags spazieren und heule mich da aus... ich "erlaube" mir das zwangsläufig, da ich es sowieso nicht verhindern oder unterdrücken kann, aber seit ich mir denke, das ist mein gutes recht, wenn mir danach ist, finde ich es nicht mehr so schlimm.

hier in der arbeit brauche ich keine to do liste, da ich hier einfach eines nach dem anderen runter arbeiten kann. aber zuhause habe ich sie auch. gerade am wochenende - weil ich nach der arbeit, wenn ich zw. 18 und 19 uhr nach hause komme, außer was zu essen machen (äh, büchsen und fast food...) sowie nichts mehr auf die reihe kriege (außer vielleicht mal einkaufen fahren direkt nach der arbeit).

und am we steht halt dann der ganze mist an, und da schreib ich mir samstag morgen auch immer meine "to do liste" mit dem ganzen einzelnen kleinkram, die ich dann mit meinem freund zusammen (dem es meist noch wesentlich schlechter geht deprimäßig als mir) versuche "abzuarbeiten", und wir haken auch immer alles was erledigt ist ganz fett ab. und dann machen wir mal ne pause, schauen uns die liste an, und loben uns, freuen uns, daß wir dies und jenes schon geschafft haben, und daß wir schon etliches auf die reihe bekommen haben.

und was nicht geht, geht halt nicht, und wir regen uns nicht (mehr) drüber auf, weil wir ja wissen warum. es gab auch schon mal tage, da ging es ihm so schlecht, daß gar nichts ging, und ich hab das nötigste allein gemacht und er konnte nur auf der couch sitzen. er hat sich dann zig mal entschuldigt, aber er sucht sich die tage ja nicht aus an denen es ihm schlecht geht. es war auch schon so, daß es uns beiden dreckig ging, dann blieb der mist halt mal bis zum nächsten we liegen... war auch kein weltuntergang

für mich war damals das akzeptieren daß ich nicht mehr so kann wie ich will sehr schlimm und ich hab sehr lang dazu gebraucht. ich war auch immer auf mich allein gestellt, und musste (und habe) alles allein geregelt bekommen. und dann zu akzeptieren daß jetzt alles anders ist, ist nicht leicht. aber mir geht es besser, seit ich es akzeptiert habe.

ich brauche ich z.b. seit meinem zusammenbruch wesentlich mehr schlaf und ruhephasen als früher, und seit ich das akzeptiert habe, und unter der woche wirklich schon um 22 oder 22,30 uhr ins bett gehe wenn mir danach ist, gehts mir auch besser.

sav', geh vorsichtig mit dir um, überfordere dich nicht zu sehr, pass auf dich auf. achte darauf, was du brauchst, und versuch es möglich zu machen - ob es jetzt ausheulen ist, viel schlafen, ruhephasen oder to do listen - völlig egal. hauptsache es tut dir gut!

viele liebe grüße
von biene,
die jetzt auch mal wieder was arbeiten sollte...

p.s.
zum besseren verständnis:
ich war vor ca. 2,5 jahren völlig am ende. ich bin schon seit "ewigen zeiten" (seit ich ca. 12 jahre alt war) depri, und bin vor 2,5 jahren nach einer katastrophalen beziehung und jahrelanger überforderung komplett zusammen gebrochen und war ein halbes jahr in der klinik.
Savannah
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Savannah »

Liebe Karin, liebe biene,
...dast tut soooo gut, dies alles von Euch zu lesen!!!
Zu lesen, daß es Euch auch Schwierigkeiten gemacht hat, diese Krankheit und die immer wieder wohl vorkommenden Tiefphase WIRKLICH zu akzeptieren, ...das tut gut...
Zu lesen, wie Ihr Euch - obwohl Ihr ja auch kompetente Frauen seid - damit arrangiert habt, daß manchmal nur Kleinigkeiten erledigt werden können, ... das tut gut...
Zu lesen, daß diese Kleinigkeiten am Besten sogar noch aufgeschrieben werden mit ToDo-Listen (und das sogar für den Alltag zu Hause!!), ...das tut gut...

...ich bin also nicht bescheuert, bin also nicht (generell) inkompetent...

Lieben, lieben Dank!

Sav'
deep
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von deep »

Hallo Savannah,

man ist nicht bescheuert, wenn man eine Depression hat.

Bescheuert sind die, die uns für bescheuert halten, weil sie keine Ahnung haben, wie sehr das einen Betroffenen quält...
Musste ich jetzt mal loswerden.

Ansonsten, tu Dir heute noch was Gutes

Karin

Und jetzt schaff ich noch was...
Savannah
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Savannah »

Liebe Biene,
weißt Du, was mir auch noch darüber hinaus gut getan hatte (obwohl ich dieses Thema heute morgen gar nicht angerissen hatte): zu lesen, daß Du mit einem Partner zusammen bist, der ebenfalls unter dieser Krankheit leidet, und Ihr Euch scheinbar ja gut arrangiert damit...
...ich habe auch einen Freund, der zur Zeit - nun schon über 2 Monate - deswegen in der Klinik ist...
...da es ihm dort mal gut, mal schlecht geht, da ich ihn noch gar nicht besuchen kommen konnte (ewig weit weg), ...aber da ich ihn ab Freitag dort abholen werde (ich verbinde damit ein paar Tage Auszeit auch für mich, indem ich Oberstdorf "erwandere"...)... - da kommt auf einmal mein Schiß zurück, daß es bei uns so weitergehen könnte, wie es vorher war...
...ich glaub' fast, daß diese Angst heute morgen ebenfalls dazu beigetragen hatte, daß es mir so schlecht ging.
Da ist Angst und Freude auf ihn gleichzeitig.

Aber dank Deiner Skizzierung des Alltags mit Deinem Freund kann ich mir nun auch vorstellen, daß wir das beide auch "hinkriegen" könnten, ohne uns dauernd zu schaden, uns gegenseitig die Energie zu ziehen...

Liebe Grüße,
Sav'
Savannah
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Savannah »

Hallo Lea,
...wieso hast Du denn Deinen hilfreichen Beitrag von heute Vormittag wieder gelöscht...?! - ...hätte ihn mir gern nochmals durchgelesen...
Lieber Gruß,
Savannah
wuselchen
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von wuselchen »

liebe sav',

freut mich, daß ich dir ein wenig mut machen konnte!

und Ihr Euch scheinbar ja gut arrangiert damit...
mehr oder weniger. manchmal klappt es sehr gut, manchmal gar nicht. es schwankt, wie wohl alles in unserem leben. aber wir versuchen es. wir sind immer noch am "zusammen raufen"...

dein absturz heute morgen war meiner meinung nach mit ziemlicher sicherheit auf dein gefühlschaos bezüglich des kommenden wochenendes zurückzuführen. da sind so viele sehr starke gefühle da, die sich dann zum teil auch noch widersprechen - das allein ist schon schwer auszuhalten. wenn dann noch konkrete ängste dazukommen, wird es übel.

du schreibst du holst ihn am freitag ab - sorry wenn ich auf der leitung stehe... hat er nur "übers wochenende frei" oder ist sein klinikaufenthalt beendet?

ein klinikaufenthalt ist natürlich kein "allheilmittel", und auch keine "pille mit sofortwirkung". deine angst ist verständlich und berechtigt. er kann viel bringen, aber er muß auch erst "wirken". bei mir ist es so, daß die klinikzeit heute (2 jahre später) noch in mir weiter arbeitet. er hat mir viel gebracht, aber wie gesagt, er musste auch bei mir erst wirken.

während der zeit in der klinik war ich mir gar nicht so sicher, ob es überhaupt was gebracht hat, außer daß ich mich wieder "gefangen" hatte. das hab ich erst mit der zeit gemerkt.

ich war während dieser zeit noch nicht mit meinem freund zusammen, ich kann dir also leider hier nicht schildern, wie meine klinikzeit auf unsere beziehung gewirkt hat. ich weiß nur, daß wir garantiert keine 3 monate zusammen gewesen wären, hätte ich die klinik nicht hinter mir.

ich möchte dich nicht runterziehen, absolut nicht, ich möchte dich nur davor warnen, hier vielleicht zu hohe erwartungen zu setzen, und dann vielleicht bitter enttäuscht zu werden, weil du schreibst:
da kommt auf einmal mein Schiß zurück, daß es bei uns so weitergehen könnte, wie es vorher war...
mach dir bewußt, daß es sein kann, daß sich vielleicht jetzt gleich kaum etwas ändert. daß es zeit braucht, daß dein freund zeit braucht. verzeih mir wenn ich falsch liege, aber ich habe diesen satz so interpretiert, daß du glaubst daß ab sofort alles anders, alles besser ist. und ich möchte nicht, daß du dann enttäuscht bist, wenn das nicht der fall ist.

daß wir das beide auch "hinkriegen" könnten, ohne uns dauernd zu schaden, uns gegenseitig die Energie zu ziehen...
DAS wäre die IDEAL-lösung, die es wohl kaum geben wird. davon sind wir auch noch meilenweit entfernt. wir ARBEITEN DARAN, was nicht heißt daß es immer klappt! wir haben oft genug noch zeiten, wo einer dem anderen die "energie abzieht" wie du es nennst. oder meistens er mir, weil es ihm wesentlich schlechter geht als mir. deshalb ist es ganz wichtig, daß wir auf uns selber auch aufpassen, gut für uns sorgen. aber man kann daran arbeiten, man kann aus den dingen lernen, die passieren, und es wird ganz langsam stück für stück besser. wir haben lange zeit sehr viel geredet, einfach um uns gegenseitig besser verstehen zu können. jetzt ist das nicht mehr so oft nötig; inzwischen wissen wir fast immer, was mit dem partner los ist, und welches verhalten dann am besten ist. das problem ist dann nur, ob derjenige dann (durch seine eigene depri) auch in der lage ist, dieses wissen umsetzen zu können... wenn nicht, gibts halt im schlimmsten fall mal wieder eine krise, die sich aber dann auch wieder legt.

ich hoffe, ich hab dich jetzt nicht runter gezogen oder dir weh getan, weil ich so ehrlich war. ich möchte nur nicht, daß du zu hohe erwartungen hast und dann unheimlich enttäuscht bist. natürlich kann es auch genauso gut sein, daß die klinik bei deinem freund scbon sehr viel bewirkt hat. aber das kann man halt vorher nicht sagen, das muß sich einfach dann zeigen.

lieber gar nichts oder wenig erwarten und dann positiv überrascht sein!

viele liebe grüße
biene
Acedia
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Registriert: 12. Jun 2003, 10:47

Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Acedia »

Weiß nicht, bekam plötzlich Angst, dass ich mich wieder irgendwo einmische, wovon ich keine Ahnung habe. Hatte mich zu weit aus dem Fenster gelehnt und wollte nur noch unsichtbar sein.

lea
wuselchen
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von wuselchen »

lea,

ich hab deinen beitrag noch, weil ich diesen thread abonniert habe und die postings per mail bekomme. ich müsste ihn nur schnell raussuchen.

darf ich ihn in deinem namen nochmal reinstellen oder ihn savannah per mail schicken wenn du ihn nicht mehr öffentlich haben möchtest???

falls per mail:
sav', dann bräuchte ich deine mail-add!

liebe grüße
biene
Savannah
Beiträge: 36
Registriert: 30. Sep 2004, 20:44

Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Savannah »

Liebe Lea,
...oh, nein, Du hast Dich doch überhaupt nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt!! ...wieso solltest Du denn keine Ahnung haben?! ...das hat mir so geholfen!!!!!
Bitte nicht unsichtbar sein, das wäre schade!!

Lieber Gruß,
Sav'
Savannah
Beiträge: 36
Registriert: 30. Sep 2004, 20:44

Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Savannah »

Liebe biene!
Du hast mich weder 'runtergezogen noch hast Du mir wehgetan!
...smile, im Gegenteil!
Weißt Du, es ist doch GUT, wenn man ehrliche Statements hört/liest!
Es ist gut zu lesen, welche Erfahrungen andere gemacht haben, und auch, womit sie zum Teil selber schon auf die Nase gefallen sind... - da ist es doch schön, wenn ich von diesen Erfahrungen profitieren darf!!

Ja, im Prinzip WEISS ich ja, daß das alles sehr lange braucht, und daß Klinik nicht das Sofort-Wirkmittel ist (merk' ich ja auch an mir!), ich hab' nur Angst gehabt vor dieser STIMMUNG, die davor bei ihm da war...
Klar, Depressionen sind natürlich in erster Linie "Stimmungen" bzw. drücken sich aus in "Stimmungen", insofern wird es auch wieder STIMMUNGEN geben, wenn er wieder da ist - aber damals war diese Stimmung so "ansatzlos"!
Er verharrte Monate in dieser Stimmung, in dieser Verzweiflung, fand überhaupt keinen Ansatz dafür, wie und wohin er weitergehen könnte - und das war
für mich fast nicht mehr auszuhalten am Schluss.

...aber nun gibt es einen Lichtblick, (wenngleich ein dramatischer Lichtblick), es gibt einen Ansatz, an dem er jetzt weiter"arbeiten" kann an sich: er hat in der Klinik klarbekommen, daß es sexueller und emotionaler Mißbrauch war, was er mit seiner Mutter über Jahre hinweg erlebt hat... - insofern fängt er gerade an, seine Verhaltensweisen zu verstehen, die ihm es selber oft nicht leicht machen...

Liebe biene, also ganz, ganz lieben Dank nochmals für Deine Offenheit!

Savannah
wuselchen
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von wuselchen »

liebe sav',

schön daß du es so siehst! ich weiß halt aus eigener erfahrung, wie hart eine landung sein kann, wenn man zu hohe erwartungen hatte...

ich denke auch, daß die depri zum größten teil aus stimmungen besteht. du hast recht, er hat jetzt einen ansatzpunkt, an dem er anfangen kann zu arbeiten. aber das wird verd***** harte arbeit, und es wird ihm mit sicherheit nicht immer sonderlich gut gehen dabei, und er wird noch oft alles und jeden in frage stellen, zweifeln, ver-zweifeln, grübeln, es wird trauer hochkommen, wut, angst und so weiter.

er hat jetzt einen weg vor sich, den er gehen kann, aber es wird ein langer, sehr steiniger weg. ich wünsche mir für ihn und für dich, daß ihr die kraft habt, ihn gemeinsam zu gehen!!!

denk dran: hinfallen ist keine schande, nur das liegenbleiben!

ganz liebe grüße
biene

ps.
bei meinem freund war es auch mißbrauch in der kindheit, nicht-sexueller natur zuhause, und sexueller in der schule. zuhause wurde er gezwungen, geprügelt, eingesperrt und so weiter, und in der schule hat er dann dinge getan, zu denen er aus lauter angst vor zuhause erpressbar war...

sei froh, daß dein freund eine thera macht! leider ist meiner nicht in der lage dazu, weil

a) es ihm nicht möglich ist zu einem therapeuten zu gehen - allein der gedanke daran löst panikattacken aus, weil er damit verbindet, daß ein thera ihn in die geschlossene stecken könnte, und er das mit dem eingesperrt sein von früher verbindet. er ist schon völlig panisch ausgeflippt, als wir nur mal durch das klinikgelände spaziert sind...

b) er nicht in der lage ist, überhaupt einem menschen, geschweige denn einem fremden, zu sagen, was mit ihm los ist und wie es ihm geht

c) er über den grund seiner depris erst recht nicht sprechen kann

d) er einen wahnsinns horror vor medikamenten hat

e) er durch die depri der meinung ist, daß sein leben und diese welt einfach nur sch*** ist, und daß daran auch nichts und niemand etwas ändern kann.

ich habe es bis heute trotz allem reden, erklären, bitten, trotz aller versuche nicht geschafft, ihm auch nur so viel von seiner panik zu nehmen daß er es auch nur mal versucht...
Savannah
Beiträge: 36
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Savannah »

Liebe biene,
mensch, wie schaffst Du das?! ...das ist ja echt arg, was Du da schilderst, was die Situationen bei und mit Deinem Freund angeht!
...wie schaffst Du das, die Kraft zu haben, Deine Sehnsüchte hinten anzustellen - denn das mußt Du wohl schon, nehme ich an?!

Kann Dein Freund denn arbeiten gehen? Findet er da ein bißchen "Ausgleich"?

...puh, insofern, ja, eigentlich kann ich wirklich schon mal superfroh sein, daß mein Freund zumindest schon einmal die Schritte der Therapie macht...

Kennst Du eigentlich auch die Web-Seiten, die eigentlich für Partner von (sexuell) mißbrauchten Menschen ist, aber auch von Betroffenen selber aufgesucht werden und damit auch viel an Infos und Erfahrungen beitragen (es gibt dort auch ein Forum): www.verbuendete.de. Der Chat und das Forum befindet sich auf www.verbuendet-miteinander.org.

Das meinerseits mal als Info

Alles Liebe Dir,
Sav'
Savannah
Beiträge: 36
Registriert: 30. Sep 2004, 20:44

Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Savannah »

Liebe biene, Karin, Lea, Tina und SuMu,
nur eine kurze Info zu meinem Befinden heute morgen: mir geht's viel besser als gestern!
...und dabei habt Ihr mir echt geholfen!!

Lieber Morgengruß an Euch und alle anderen im Forum,
Savannah
wuselchen
Beiträge: 111
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Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von wuselchen »

guten morgen sav'!

schön daß es dir heute besser geht! freut mich für dich!!!

wie schaffe ich das? gute frage - die stell ich mir manchmal selber. aber mir gehts auch immer wieder mal grottenschlecht, und dann denke ich auch, ich schaffs nicht. viel kraft geben mir meine drei katzen, durch die schönen momente, wenn sie zum schmusen kommen, oder wenn der kleine mit ca. 5 monaten wieder durchs wohnzimmer tobt und mich zum lachen bringt und so. und auch einfach daß sie da sind tut mir unheimlich gut.

gestern abend war z.b. wieder ein abend wo es meinem freund nach einem hoch am morgen abends wieder sehr schlecht ging, und dann hilft halt nur, daß ich mich nicht mit runter ziehen lasse, sondern mir ganz klipp und klar sage "das ist die depri, das hat nichts, aber überhaupt nichts mit mir zu tun, und es ist SEINE depri, es ist SEINE stimmung, SEINE gefühle." und dann muß ich mir bewußt machen, daß es mir eigentlich gut geht, und schauen, daß seine depri-stimmung nicht auf mich überschlägt. das ist ganz wichtig. das soll nicht heißen, daß er mir nicht leid tut, oder daß ich kalt oder gefühllos bin - im gegenteil. das ist einfach eine überlebenswichtige abgrenzung, eben weil ich ein totaler gefühlsmensch bin, und ganz leicht die stimmung von jemand anderem übernehme. und es hat keiner was davon, wenn es dann uns beiden schlecht geht.

er saß dann auf der couch und hat (wie immer an solchen tagen) seine depri auf "seine weise" bekämpft, indem er sich ne flasche wein reingezogen hat . ich bin dann ins bett gegangen, und war natürlich auch traurig, daß es ihm wieder so schlecht geht. und promt kam mein kleiner kater zu mir ins bett, und hat sich an mich hingekuschelt und mich in den schlaf geschnurrt!

das sind u.a. die sachen, die mir kraft geben. oder die schönen tage, abende, nächte, die wir natürlich auch haben. oder daß ich weiß daß er immer für mich da ist, wenn wirklich "not am mann" oder besser "not an der frau" ist. kraft finde ich auch in den nächten, in denen wir zusammen gekuschelt schlafen, uns festhalten, und so weiter.

er war arbeiten, bis er anfang des jahres seinen job verloren hat, weil die firma kaum noch arbeit hat. aber er war in dieser firma todunglücklich, und so war es nicht so tragisch für ihn. schlimm war nur, daß er so lange nichts anderes gefunden hat, das ist für jemand, dessen selbstwertgefühl sowieso schon gegen null geht natürlich tödlich. aber jetzt ist er seit ca. zwei wochen wieder "aufgeräumt" - er studiert jetzt grafik-design über den zweiten bildungsweg. da hat zum glück der realschulabschluß gereicht! ich hoffe daß es ihm dadurch jetzt dann wieder etwas besser geht, wenn er etwas tun kann, das ihm liegt und spaß macht, und die leute dort scheinen sehr nett zu sein. *hoff*

ausgleich findet er eigentlich eher im sommer durchs motorradfahren, durchs gitarre spielen (wenn er sich dazu aufraffen kann), und am wochenende durch das weggehen in musikkneipen.

so, jetzt muß ich wieder was tun...
ich wünsch dir einen schönen tag, und pass auf dich auf!

liebe grüße
biene - noch nicht wirklich wach...

ps.
ich bin bin auch schon wieder dabei, mir meine TO-DO-Liste fürs wochenende zu schreiben!
mir sind heute früh schon ein, zwei dinge eingefallen, und wenn ich die dann nicht gleich aufschreibe, vergesse ich sie entweder komplett oder krieg sie nicht gebacken...

pps.
sorry, hatte ich ganz vergessen dir noch zu schreiben: danke dir für den link! ich werd sobald ich zeit hab dort reinschauen!!!
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von Tine »

Liebe Savannah,
schön zu hören, dass es dir besser geht. Einen schönen Tag noch, pass auf dich auf.
LG
Tine
hornbahn
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Registriert: 23. Mai 2004, 11:30

Re: ...dieser Depression so ausgeliefert zu sein...

Beitrag von hornbahn »

Liebe Savannah, da ich selber gerade ohne "Plan" umherlaufe, war mir nicht mehr möglich als Deinen Beitrag zu lesen...
aber eins wollt ich dir nur sagen: ich freu mich total für Dich, daß es Dir heute wieder besser geht- alles Gute fürs Wochenende
LG Sonnenschein
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