AD und Traurigkeit

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Can
Beiträge: 10
Registriert: 23. Sep 2004, 14:35

AD und Traurigkeit

Beitrag von Can »

Hi,

ich habe folgende Frage an Euch:

Ist es so, dass man überhaupt keine schlechte Stimmungen/Traurigkeit mehr hat, wenn das AD wirkt?

Oder ist es vielmehr so, dass die tiefe Traurigkeit eher auf ein normales Maß "herabgestuft" wird, man also durchaus auch trotzdem noch (starke?) Stimmungstiefs empfindet? (Hängt das auch mit der Dosis zusammen, Stichwort "High-Dose" Therapie?)

Vielen Dank!

Viele Grüße
Can
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: AD und Traurigkeit

Beitrag von Bellasus »

Hallo Can,

oh doch, die Traurigkeit und Stimmungstiefs gibt es noch. Ich kann von mir folgendes berichten: Mit Zoloft 50 mg ging es mir zwar besser als mit Trevilor, aber ich geriet immer noch durch irgendwelche Anlässe in ganz tiefe Krisen mit S-Gedanken, aus denen ich wochenlang nicht herauskam. Erst eine zweimalige Dosiserhöhung auf 150 mg bewahrte mich vor diesen ganz furchtbaren Abstürzen. Seitdem geht es mir wechselnd, manche Tage sind ganz gut, andere weniger, meistens unabhängig von irgendwelchen äußeren Einflüssen. Ganz frei von Ängsten bin ich auch nicht. Es schwankt also noch mehr als mir lieb ist, aber trotzdem habe ich das Gefühl, das AD trägt mich. Als ich es einmal morgens vergessen habe, war mir nachmittags nur noch zum Heulen, wußte gar nicht was los ist, bis mir einfiel, dass ich die Tablette vergessen habe. Nach ein paar Stunden ging es dann wieder.

Ich habe keinerlei Nebenwirkungen, deshalb würde ich ungern wechseln, aber da ich gerade jetzt wieder in sehr depressiver Stimmung und kraftlos bin, wäre das vielleicht doch eine Überlegung wert.

Also, AD's lösen keine Probleme, verändern nicht die Persönlichkeit, aber sie können dir wie ein Geländer oder Krücken beim Laufen helfen.

Alles gute für dich
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Frauw
Beiträge: 115
Registriert: 13. Jan 2004, 14:55

Re: AD und Traurigkeit

Beitrag von Frauw »

Hallo,

ich muss Dir leider auch die Hoffnung nehmen, dass die Traurigkeit durch AD`s ganz geht. Ich nehme Zoloft, 100mg, und bei mir haben sich die Phasen verkürzt, in denen ich in einem Loch stecke. Früher war ich wochenlang depressiv, jetzt ist es oft nur ein Tag und dann geht es schon wieder besser.
Leider wird man nicht davon glücklich, mein Psychiater meinte "Mit Glück können wir leider nicht dienen. Das ist auch so schwer in der heutigen Zeit, weil da einfach alles stimmen muss, das soziale Umfeld, die Beziehung, die Arbeit...."

Aber ich bin durch die AD`s gefestigter geworden und dadurch ein Stück zufriedener.

Viele Grüße
Silke
diela
Beiträge: 5
Registriert: 10. Okt 2004, 17:46

Re: AD und Traurigkeit

Beitrag von diela »

Hallo,

ich wäre ganz froh über ein bisschen Traurigkeit hin und wieder. Das wäre "menschlich". Mein Problem ist, das gerade dieses Gefühl menschlich zu sein oft nicht da ist. Nicht nur das Fehlen von Glück und Freude, auch das Fehlen von Trauer kann belastend sein. Was bleibt ist Leere. Ein Nichts in dem sämtliche Bezugspunkte nach und nach verloren gehen. In diesem Zustand ist dann auch die Suche nach Hilfe "sinnlos", weil überhaupt gar nichts mehr Sinn macht.
Was ich eigentlich sagen wollte: Ist es überhaupt erstrebenwert durch die Einnahme von Medikamenten völlig frei von Traurigkeit zu sein, oder kann dies nicht auch einfach nur ein Zeichen dafür sein, daß man immer noch Mensch ist. Schließlich kann es bei einer Therapie ja nicht darum gehen ein Extrem gegen ein anderes zu Tauschen. Oder erzähl ich jetzt Quatsch?
steffi17
Beiträge: 27
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: AD und Traurigkeit

Beitrag von steffi17 »

Hallo Diela!

..deine worte haben mich stark an das erinnert, was ich erlebe..
geht es dir auch so, dass du nichts mehr fühlst ausser leere, keine trauer, keine freude, keine wut, einfach garnichts..
das ist schlimmer als alles andere.
vor allem, wenn man auch die liebe nicht mehr spürt, ich war immer so empfindsam und jetzt ist alles weg..
lg
steff
diela
Beiträge: 5
Registriert: 10. Okt 2004, 17:46

Re: AD und Traurigkeit

Beitrag von diela »

naja, relativ.

das ist mein problem. ich bin mir schon darüber bewußt, was mir wichtig ist, aber ich fühle es nicht mehr. Ich habe mich lange engagiert, und bin mir auch immer noch sicher, daß das richtig war, aber ich empfinde níchts mehr dabei. Man hängt plötzlich in einer Leere, von der man weiß, daß sie nicht richtig sein kann. Bei mir haben sich wissen und fühlen völlig unterschiedlich entwickelt. Naja, das mit der Leere kam dann schon. Es ist so ein Gefühl, als würde man an der Unendlichkeit schnuppern. Die Dinge um mich rum sind schon real, aber sie bedeuten nichts. Das ist alles noch wirklich, aber bedeutungslos, trotzdem nicht unwichtig. Nur meine Rolle in dem Ganzen ist unwichtig geworden. Ich möchte nicht mehr für irgendwas verantwortlich sein, obwohl ich weiß, daß ich das immer noch sein könnte, vielleicht auch sollte. Ich kriege mit, daß ich einigen Leuten um mich rum sehr wichtig bin. Das bedeutet mir sehr viel, aber ich fühle es nicht. Klingt widersprüchlich, aber so ist das nun mal. Das ist der Widerspruch in dem ich lebe. Trauer, Liebe und die meisten anderen Gefühle nehm ich nur noch emphatisch wahr, das heißt bei anderen. Wut erlebe ich teilweise noch selbst, teilweise auch Traurigkeit (ist was anderes als Trauer). Aber eigentlich ist das auch meistens auf andere bezogen. Abstrakt. Nun ja, ich bewege mich in einer Leere (ich weiß nicht ob das eine Leere ist, wie du sie meinst); was sie so widerlich macht ist das wissen darum, daß da mal was war...
diela
Beiträge: 5
Registriert: 10. Okt 2004, 17:46

Re: AD und Traurigkeit

Beitrag von diela »

naja, relativ.

das ist mein problem. ich bin mir schon darüber bewußt, was mir wichtig ist, aber ich fühle es nicht mehr. Ich habe mich lange engagiert, und bin mir auch immer noch sicher, daß das richtig war, aber ich empfinde níchts mehr dabei. Man hängt plötzlich in einer Leere, von der man weiß, daß sie nicht richtig sein kann. Bei mir haben sich wissen und fühlen völlig unterschiedlich entwickelt. Naja, das mit der Leere kam dann schon. Es ist so ein Gefühl, als würde man an der Unendlichkeit schnuppern. Die Dinge um mich rum sind schon real, aber sie bedeuten nichts. Das ist alles noch wirklich, aber bedeutungslos, trotzdem nicht unwichtig. Nur meine Rolle in dem Ganzen ist unwichtig geworden. Ich möchte nicht mehr für irgendwas verantwortlich sein, obwohl ich weiß, daß ich das immer noch sein könnte, vielleicht auch sollte. Ich kriege mit, daß ich einigen Leuten um mich rum sehr wichtig bin. Das bedeutet mir sehr viel, aber ich fühle es nicht. Klingt widersprüchlich, aber so ist das nun mal. Das ist der Widerspruch in dem ich lebe. Trauer, Liebe und die meisten anderen Gefühle nehm ich nur noch emphatisch wahr, das heißt bei anderen. Wut erlebe ich teilweise noch selbst, teilweise auch Traurigkeit (ist was anderes als Trauer). Aber eigentlich ist das auch meistens auf andere bezogen. Abstrakt. Nun ja, ich bewege mich in einer Leere (ich weiß nicht ob das eine Leere ist, wie du sie meinst); was sie so widerlich macht ist das wissen darum, daß da mal was war...
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