Ab wann Medikamente?

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Malschauen
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Ab wann Medikamente?

Beitrag von Malschauen »

Guten Abend,

ich habe schon lange Phasen, in denen es mir nicht gut ging, habe aber, bis dieses Jahr, nie Psychopharmaka genommen. Als ich nun in einer Klinik war, konnte ich, wie viele dort, nicht gut schlafen. Irgendwann fragte ich mich, ob ich gehen soll, bin aber trotzdem geblieben. Als dann auch noch ein Tinnitus auftrat, bin ich zum Pflegezimmer hin, wo dann der diensthabende Arzt gerufen wurde. Dieser hat mir ein Antidepressivum "für Bedarf" gegeben, da ich seit dem Tinnitus, noch schlechter schlief. Meine "eigene" Bezugsärztin dort hätte mir von sich aus das Mittel nicht gegeben, aber dann gemeint, dass ich es "als Unterstützung" auch regelmäßig nehmen kann.

Ich habe es 1,5 W. lang genommen und zu Hause wieder abgesetzt (meine Hausärztin weiß davon). Ich wollte wissen, ob ich zu Hause wieder besser schlafen kann. Das ist so, ja, aber ich wache dennoch meist 1-2 mal pro Nacht auf (schlafe aber auch direkt wieder ein. Das ist gut!).
Jetzt habe ich grade wieder angefangen zu arbeiten und ein Problem mit einer Beraterin, die mir zuletzt viel Halt gegeben hat. Seitdem habe ich täglich Unruhephasen, spüre so etwas wie Haltlosigkeit, habe Angst, meinem Arbeitgeber zu sagen, dass ich doch nicht arbeiten kann und die Sorge, dass mich der Arbeitsversuch samt der Sache mit der Beraterin wieder "nach hinten geworfen hat". Ich kann grade nicht einschätzen, welche Wirkungen das hat. Es ist auf jeden Fall grade sehr anstrengend und ich fühle mich nicht wirklich stabil.

Ich habe letzte Woche dreimal das Mittel aus der Klinik wieder genommen und Herzstolpern gehabt. Auch jetzt habe ich das noch manchmal (in der Klinikzeit damals nur einmal). Das macht mit Angst und ich habe das Mittel wieder gelassen. Stattdessen habe ich ein homöopathisches Mittel aus der Apotheke genommen, was beruhigend wirken soll.

Ich habe nun keine Ahnung, wie ich fortfahren soll. Meine Hausärztin meint, ich kann das Mittel aus der Klinik trotzdem weiter nehmen. Am Schlafthema ändert es grade nichts. So lange, dass es eine angstlösende oder stimmungsaufhellende Wirkung haben könnte, habe ich es bisher nicht genommen. Ich weiß nun echt nicht, ob ich auch Medikamente (in dem Fall Psychopharmaka) nehmen soll oder ob es mir auf anderen Wegen auch so besser gehen könnte, zumal ich die Auslöser für mein Schlechter-gehen eher in der Reaktion auf bestimmte Umstände (noch nicht fit genug nach der Klinik fühlen, die Sache mit der Beraterin, der Sorge wegen der Arbeit,...) zurück führe. Also müsste ich ja eigentlich eher dort etwas ändern (wenn die Kraft reicht).

Ich kann das grade nicht einschätzen. Ab welchem Punkt nimmt man solche Medikamente? Ich glaube, wäre jener diensthabende Arzt vor einigen Wochen in der Klinik nicht gewesen, würde ich bis heute nichts dergleichen nehmen.

Einen schönen Abend wünsche ich noch.
FreundlicherMann
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Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von FreundlicherMann »

Empfohlen werden solche Medikamente meistens für schwere Depressionen und lang anhaltende Depressionen, bei leichten Depressionen empfehlen die Leitlinien keine Antidepressiva.
Im Durchschnitt haben Antidepressiva keine starke Wirkung, aber auch eine kleine Verbesserung kann helfen. Psychiater argumentieren, bei den einzelnen Menschen könnten die Werte anders sein als im Durchschnitt.
Ein Problem aus meiner Sicht sind die Nebenwirkungen, ich habe das Gefühl, dass Ärzte diese Nebenwirkungen unterschätzen und nicht ernst genug nehmen.
Welches AD hast du denn?
GuntherBandel
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Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo,

meine tiefenpsychologisch arbeitende Therapeutin sagte: bei ca. 50 % wirken Medikamente gut, bei den anderen ca. 50 % eher nicht.
Ich gehöre bisher zu denen, bei denen sie nicht besonders wirken. Seit ca. 2 Monaten nehme ich keine mehr. Bin aber laut meiner Therapeutin auch nicht mehr in einer Depression momentan,
auch wenn ich mich noch nicht stabil und gesund fühle.

VG
G.
Malschauen
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Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Malschauen »

Danke Euch schon mal. Hier nur kurz auf die Frage nach dem Medikament: Es ist Trimipramin, welches ich aber bisher nie durchgängig genommen habe (und nur in ganz kleiner Dosierung). Heute Morgen habe ich eine Tablette Neurexan genommen - das homöopathische Mittel aus der Apotheke.
Ich hab eben versucht, einen Facharzttermin zu bekommen: seit 2. J. Aufnahmestopp.
Ich war vor ein paar Tagen auch bei einer psychotherapeutischen Sprechtstunde zwecks Therapeutensuche. Ich hatte eher so den Eindruck, dass das für die zum Abrechnen war, denn am Ende hieß es, dass ich die Therapeutenlisten halt durchtelefonieren muss, viele keine Wartelisten hätten und es aufwendig ist. Jow,...aufwendig, wenn eh Vieles (zu) viel ist... . Ja, und meine Diagnosen weiß ich ja auch so.
gvman
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Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von gvman »

Hallo. Ich habe dazu schon mal etwas geschrieben. Ist man krank genug mit hohem Leidensdruck, hält man es ohne Medikamente meistens gar nicht aus. Gr
Malschauen
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Registriert: 6. Okt 2024, 16:34

Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Malschauen »

Hm. ...Dann muss etwas Anderes helfen. Ich hab heute Nachmittag noch bei einer 2. Facharztpraxis angerufen. Die haben auch Aufnahmestopp. Wie das dann bei Therapeuten ist?
Suchende2
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Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Malschauen,

ich habe damals über 50 Therapeutinnen abtelefoniert um einen Behandlungsplatz zu bekommen. Einen Psychiatertermin und damit eine wirklich gute Psychiaterin habe ich über den Notfallcode erhalten (der Notfallcode war damals wirklich notwendig für mich), ansonsten hätte ich ein 1/2 Jahr Wartezeit gehabt (hatte sehr viele Psychiater angerufen und bei einem tatsächlich einen Termin erhalten).

Als ich auf der Arbeit eine sehr schwierige Situation hatte, hat meine Psychiaterin mir zusätzlich zu dem AD ein Bedarfsmedikament verschrieben, daß mir geholfen hat. Eventuell wäre das auch eine Möglichkeit für Dich?

Ja, Medikamente sind nur eine Krücke. Aber diese sind manchmal notwendig. Mich haben Medikamente soweit therapiefähig gemacht, daß ich an den Ursachen vernünftig arbeiten konnte, ich die notwendigen Änderungen umsetzen konnte, ich nicht beim leisesten Windhauch wieder umgefallen bin.

Alles Gute,
Suchende
Maik4711
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Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Maik4711 »

Suchende2 hat geschrieben: 11. Okt 2024, 08:17
Einen Psychiatertermin und damit eine wirklich gute Psychiaterin habe ich über den Notfallcode erhalten (der Notfallcode war damals wirklich notwendig für mich), ansonsten hätte ich ein 1/2 Jahr Wartezeit gehabt (hatte sehr viele Psychiater angerufen und bei einem tatsächlich einen Termin erhalten).

Ja, Medikamente sind nur eine Krücke. Aber diese sind manchmal notwendig. Mich haben Medikamente soweit therapiefähig gemacht, daß ich an den Ursachen vernünftig arbeiten konnte, ich die notwendigen Änderungen umsetzen konnte, ich nicht beim leisesten Windhauch wieder umgefallen bin.

Alles Gute,
Suchende
Hallo Suchende !

Mir ging es genauso. Ich hatte zwar einen Psychiater, der mir allerdings keine Medikamente gegen meine Schlafprobleme verschreiben wollte. Ich hatte das "Glück" per Notfallcode einen Termin bei einem anderen Psychiater zu bekommen, der zumindest mehrere Medikamente ausprobieren wollte. Zumindest kann ich jetzt mit Trimipramin etwas schlafen, auch wenn die Depression weiter sehr stark ist. Aber ohne das Trimipramin käme ich aktuell gar nicht zurecht.
Malschauen
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Registriert: 6. Okt 2024, 16:34

Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Malschauen »

So, war viel unterwegs. Jetzt kann ich antworten:
Suchende2 hat geschrieben: 11. Okt 2024, 08:17 ich habe damals über 50 Therapeutinnen abtelefoniert um einen Behandlungsplatz zu bekommen. Einen Psychiatertermin und damit eine wirklich gute Psychiaterin habe ich über den Notfallcode erhalten
Oh, das ist echt viel. Da fühle ich mich schon bei der Vorstellung schon fast mit überfordert, zumal man ja auch den Listen (z.B. von der KVNO) nicht unbedingt direkt sieht, welche Verfahren die Therapeuten anbieten. ...und nur wenige haben eine Internetseite. Wenn man arbeiten geht und eh schon erschöpft ist, wie soll man das schaffen, soviele durchzutelefonieren und dann noch prob. Sitzungen zu machen?

Und was ist das für ein Notfallcode?
Suchende2 hat geschrieben: 11. Okt 2024, 08:17 Eventuell wäre das auch eine Möglichkeit für Dich?
Ja, Medikamente sind nur eine Krücke.
Ja. Ich hab mich zuletzt nicht mehr getraut, das Trimipramin zu nehmen, weil ich Herzstolpern hatte und nicht wusste, woran es liegt. Meine Hausärztin meinte, ich könnte es trotzdem nehmen. Ich dachte, vielleicht frage ich mal einen Facharzt um Rat, aber...wenn die alle Aufnahmestopp haben bzw. man lange auf Termine warten muss?
Maik4711 hat geschrieben: 11. Okt 2024, 11:32 Zumindest kann ich jetzt mit Trimipramin etwas schlafen
Wieviel nimmst Du denn und hast Du irgendwelche Nebenwirkungen?
Maik4711
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Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Maik4711 »

Malschauen hat geschrieben: 12. Okt 2024, 20:22 Wieviel nimmst Du denn und hast Du irgendwelche Nebenwirkungen?
Ich nehme 150 mg ca zwei Stunden vor dem Schlafen. Nebenwirkungen hab ich nur Mundtrockenheit
Malschauen
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Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Malschauen »

Ah, okay. Ich habe bei Bedarf 12,5 mg genommen, also ganz wenig.
Suchende2
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Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Malschauen,

kennst Du https://psych-info.de ?
Da kannst Du vor der Suche filtern, z.B. nach Therapieverfahren, Umkreis.
Ich war damals krank geschrieben, deswegen habe ich es geschafft und ich habe mit Excel gearbeitet.
Die 50 habe ich nicht auf einmal kontaktiert, sondern nach und nach.

Entschuldige, da habe ich den falschen Begriff verwendet. Es nennt sich Dringlichkeitscode.
Dein Hausarzt setzt den auf die Überweisung, dann rufst Du die kassenärztliche Vereinigung an und erhälst innerhalb von 4 Wochen einen Termin. Freie Arztwahl hast Du allerdings nicht.
Meine Hausärztin hat eine Zusatzqualifikation für Psychosomatik und als ich nach einer Überweisung mit Dringlichkeitscode für einen Psychiater bat (hatte meine Therapeutin mir dringlichst empfohlen), sagte sie mir, Medikamente könne auch sie mir verschreiben. Ich blieb trotzdem dabei und sie gab sie mir. Das war eine sehr gute Entscheidung. Meine Psychiaterin hat mich sehr gut begleitet und bei den Medikamenten ist sie viel besser informiert (auch mit Wechselwirkungen), als andere Ärzte.

Alles Gute,
Suchende
Malschauen
Beiträge: 20
Registriert: 6. Okt 2024, 16:34

Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Malschauen »

Suchende2 hat geschrieben: 13. Okt 2024, 15:51 kennst Du https://psych-info.de ?
Nein, das kannte ich noch nicht. Allerdings erscheinen da irgendwie nur Therapeuten in Niedersachsen. Hm.
Suchende2 hat geschrieben: 13. Okt 2024, 15:51 ch war damals krank geschrieben, deswegen habe ich es geschafft und ich habe mit Excel gearbeitet.
Die 50 habe ich nicht auf einmal kontaktiert, sondern nach und nach.
Ja, das geht natürlich. Ich weiß auch noch nicht, wie lange ich arbeite. Im Prinzip wäre es gut, sich erstmal um die Gesundheitsthemen samt Neuorientierung zu kümmern. Ob das klappt, wenn man arbeitet und den sonstigen Alltag hat? Ich fange schon wieder an, Freizeitangebote nicht anzunehmen, damit ich Tage zum Ausruhen habe. Dafür hänge ich dann alleine da.
Suchende2 hat geschrieben: 13. Okt 2024, 15:51 Entschuldige, da habe ich den falschen Begriff verwendet. Es nennt sich Dringlichkeitscode.
Achso, ja. Davon habe ich gehört. Ich würde am Liebsten die Listen von der KVNO und der KK ausdrucken. Dann kann ich besser vergleichen, ob welche Leute auf den Listen doppelt sind und was dazu schreiben. Mein Drucker geht nur im Moment nicht und mit 2 offenen Listen parallel auf dem Rechner und dann noch auf Papier etwas dazu schreiben, ist mir grade zuviel.
Suchende2 hat geschrieben: 13. Okt 2024, 15:51 Meine Psychiaterin hat mich sehr gut begleitet und bei den Medikamenten ist sie viel besser informiert (auch mit Wechselwirkungen),
Jetzt rein medikamentös oder auch mit Gesprächen?
Suchende2 hat geschrieben: 13. Okt 2024, 15:51 Alles Gute,
Danke. Dir auch.
Suchende2
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Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Malschauen,

ich bin zwar Norddeutsche, aber mir wurden damals tatsächlich nur Therapeuten aus meiner Stadt angezeigt.
Ich hatte noch während ich arbeitete angefangen nach einem Therapeuten zu suchen.
Wenn ich es nochmal während der Arbeitszeit machen würde, würde ich etwas anders vorgehen.
Etwas so:
Mir klarwerden, welche Therapieart ich benötige
Passende Therapeuten heraussuchen, samt Kontaktdaten
Diese kontaktieren (höre den AB mit den Anrufzeiten ab) und die Anrufzeiten in meine Excel-Liste eintragen (Für jeden Wochentag eine eigene Spalte in welche ich die Zeiten schreibe).
Falls ich welche per Mail anschreiben kann, auch dieses machen.
1 - 2 Wochen krankschreiben lassen und jeden Tag diszipliniert die Liste abarbeiten.
Ich hatte insgesamt 6 Erstgespräche, da müßte man dann schauen, ob es während der Arbeit funktioniert.

Das verstehe ich, ich hatte zuerst auch mit ausgedruckte Listen (bevor ich den Tipp mit Psych-Info erhalten habe) gearbeitet. Das wurde dann schnell unübersichtlich, vor allem, wenn man noch einen Tipp bekam, wo man es noch versuchen kann. Deshalb bin ich dann auf Excel gewechselt. Die Eingangsarbeit war viel, aber danach hat es sich rentiert.

Nein, sie hat mich nicht nur medikamentös begleitet. Sie hat zum Beispiel eine bestimmte Tagesklinik vorgeschlagen, die zu dem Zeitpunkt genau das richtige für mich war. Sie hat mit mir zusammen überlegt, was mir helfen könnte, was zur Zeit wichtig ist (als ich eine sehr schwere Zeit auf der Arbeit hatte), also auch durch Gespräche. Diese waren natürlich deutlich kürzer und auch anders, als ein Gespräch bei meiner Therapeutin, aber hilfreich. Sie nimmt sich für jeden Patienten die Zeit, die dieser benötigt. Das bedeutet aber auch, daß man trotz Termin meistens über 1 Stunde wartet.
Malschauen
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Registriert: 6. Okt 2024, 16:34

Re: Ab wann Medikamente?

Beitrag von Malschauen »

Das ist ja gut, wenn sie auch mit Dir geredet hat. Ich finde nicht viele Psychiaterinnen mit guten Bewertungen auf Google-Maps und die 2, die ich bisher angerufen habe, hatten Aufnahmestopp.
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