Woran merkt ihr, dass ein Medikament wirkt?

[Franz_B]

Hallo in die Runde,

woran merkt ihr, dass die Medikamente wirken. Ich nehme seit zwei Wochen ein neues Antidepressivum (Amitriptylin 75 mg) und seit kurzem merke ich folgendes:

Das Morgentief ist nicht mehr so schlimm wie es schonmal war. Ich erledige wieder Sachen im Haushalt, muss mich aber sehr überwinden. Ich habe kleine Glücksmomente während des Tages, insgesamt ist meine Stimmung aber eher schlecht. Ich komme wieder ohne ein Notfallmedikament durch den Tag. Da ich die Medikamente erst seit zwei Wochen nehme, hoffe ich, dass sich meine Stimmung noch mehr stabilisiert.

Wie sind eure Erfahrungen mit dem Wirkungseintritt von Antidepressiva?

[Bittermandel]

Hallo Franz B

Normalerweise braucht ein Antidepressivum ungefähr zwei Wochen bis eine Wirkung eintritt. Wenn das Morgentief besser geworden ist, dann ist das ein gutes Zeichen. Aber auf Knopfdruck wird ein Mensch nicht fröhlich oder positiv. Vielleicht ist es dir bald möglich Dinge zu tun die dir gut tun. Eine Depression braucht viel Geduld und manchmal gibt es Rückschritte dann musst du gucken ob du was verändern musst damit es dir gut geht.
Aber ich denke du bist auf dem richtigen Weg.

Liebe Grüße Bittermandel

[Mayana]

Ich merke, dass ein Medikament wirkt, wenn ich wieder Gefühle habe. Die Suizidgedankwn gehen zurück und ich schaffe wieder aufzustehen und alltägliche Dinge zu erledigen. Psychotherapien sind dann möglich, ich kann etwas bewirken.

[Franz_B]

Danke für eure Antworten,

nachdem ich gedacht habe, es geht aufwärts, habe ich heute wieder starke Depressionen. Ich zweifle gerade wieder daran, dass es mir jemals wieder besser gehen wird und dass mir die Medikamente helfen. Mit diesen Rückschritten umzugehen fällt mir extrem schwer.

[Suchende2]

Hallo Franz,

Ich habe auch unter Medikamenten Rückschritte gehabt. Aber im Rückblick kann ich sagen, daß es mit Medikamenten und Therapien in Wellen stetig bergauf geht / ging.
Ohne Medikamente sind meine Tiefs tiefer und länger.

Alles Gute,
Suchende

[GuntherBandel]

Danke für eure Antworten,

nachdem ich gedacht habe, es geht aufwärts, habe ich heute wieder starke Depressionen. Ich zweifle gerade wieder daran, dass es mir jemals wieder besser gehen wird und dass mir die Medikamente helfen. Mit diesen Rückschritten umzugehen fällt mir extrem schwer.

Hallo Franz,

wie hat sich das geäußert? War das Morgentief wieder stärker?
Versuche evtl., auch wenn es schwer erscheint, Dir jetzt erstmal noch Zeit zu geben, wenn Du erst kürzlich die Medikamente geändert hast.

Viele Grüße
G.

[Franz_B]

Hallo Franz,

wie hat sich das geäußert? War das Morgentief wieder stärker?
Versuche evtl., auch wenn es schwer erscheint, Dir jetzt erstmal noch Zeit zu geben, wenn Du erst kürzlich die Medikamente geändert hast.

Viele Grüße
G.

Hallo GuntherBandel,

das fing schon damit an, dass ich schlecht geschlafen habe. Das Morgentief war deutlich zu spüren, aber schlimmer wurde es so zwei Stunden nach dem Aufstehen. Hatte Gedankenkreisen, Schweißausbrüche und konnte mich zu nichts überwinden. Ich habe dann eine Tavor genommen und nach einer Stunde ging es dann wieder.

Ich gebe mir Zeit, aber es ist verdammt schwierig.

Viele Grüße
Franz

[Franz_B]

Ich habe gestern von meiner Psychiaterin aufgrund meiner Unruhe Olanzapin 2,5-0-2,5 verschrieben bekommen. Zusätzlich nehme ich seit drei Wochen Amitriptylin 25-0-75. Außerdem schleiche ich gerade Venlafaxin (bin bei 112,5 mg) und Quetiapin (bin bei 100mg Retard am Morgen und 25 mg unretadiert vorm Schlafen) aus, da diese Medikamente scheinbar keine Wirkung mehr besitzen.

Hat jemand Erfahrung mit Olanzapin?

Ich werde hier einfach ab und zu berichten was die Medikamente bewirken und wie das Absetzen klappt, um es einfach schriftlich für mich festzuhalten und falls sich jemand in Zukunft über die Medikamente informieren will.

Bisher spüre ich kaum Nebenwirkungen, bis auf einen trockenen Mund. Über die Wirkung kann ich noch nicht viel schreiben, außer dass ich das Gefühl habe, dass das Amitriptylin schon etwas wirkt. Heute war ich sogar schon eine halbe Stunde Joggen und mein Morgentief war kaum vorhanden.

[bee18]

Ich würde mich auch noch über ein paar Erfahrungsberichte freuen.
Ich nehme Mirtazapin 30mg am Abend. Vorher habe ich mehrere Wochen nur 15mg genommen, sodass ich keinen Effekt gespürt hatte außer Müdigkeit. Ich habe dann erhöht und merke „nur“ die extreme Müdigkeit, die den Tag über anhält. Zwar habe ich etwas mehr Antrieb als vorher, aber ich glaube nicht, dass es am AD liegt.
Ich habe vorgestern mit dem Ausschleichen begonnen und bin doch etwas schockiert, dass eine lange Ausschleichphase empfohlen wird.
Ich soll erst eine Woche komplett ohne AD sein, bevor mir mein Hausarzt Sertralin verschreibt.

[SonneundDunkenheit]

Hallo bee 18,

ich habe Sertralin und Mirtazapin als Kombi genommen. Sertralin habe ich von heute auf morgen weggelassen (ja, soll man nicht machen). Es gab aber keinerlei Veränderung mit oder ohne Sertralin... also wirkungslos
Mirtazapin habe ich am Ende 45 mg genommen... ohne große positive Wirkung, aber mit totaler Müdigkeit am Tag ohne wirklich schlafen zu können. Mirtazapin habe ich in enger Absprache mit der Psychiaterin langsam ausgeschlichen. Das war nicht ganz so einfach.
Alles Gute für dich

[Mountainbiker]

Mir stellt sich eine ganz andere Frage, wenn ich diese Beiträge hier lese. Und ich wüsste gern, wie es euch da so geht oder ginge.

Bei mir gab es mit und ohne Medikamente immer Momente, bei denen ich absolut glücklich und zufrieden war, oft ohne es zu wissen. Wenn ich mich dazu durchringen konnte, mich aufs Mountainbike zu setzen, haben ich nach ein paar Km alles vergessen. Es war als würde ich alles hinter mir lassen. Da waren nur ich, mein Bike, das immer wunderbar funktionierte, weil ich es immer pflegte. Der Fahrtwind, die Natur und Gerüche und der Wechsel von warmer und kühler Luft.
Oder wenn ich in meiner Holzwerkstatt stand und werkelte. Dort war ich wie in einer Blase, wie in einer anderen Welt. Als ich zu Hause ausgezogen bin, war die Holzwerkstatt Geschichte. Noch heute hadere ich damit und gebe meiner Frau die Schuld daran, dass ich sie nicht mehr habe, die Holzwerkstatt. Natürlich ist das Unsinn, aber mein Ventil.

Meine Frage daher, warum gibt es diese überaus glücklichen Momente und was bringt unsere Gedanken dazu, uns nicht glücklich sein zu lassen. Sind wir es womöglich selbst und sind Medikamente vielleicht gar keine so große Hilfe? Ich nehme seit Monaten nichts mehr und klar fühle ich mich hin und wieder total beschissen. Doch ich will da nicht hin, will da nicht bleiben und so schaffe ich es da immer wieder raus. Das wird auch so bleiben, weil ich das so will.

Bin gespannt auf euer Urteil

[SonneundDunkenheit]

Hallo Mountainbiker,

dass Freiheitsgefühl auf dem Fahrrad kenne ich gut. Vor allem in meinen schlechten Phasen (die auch von einer enormen Unruhe begleitet waren) habe ich mich aufs Rad gesetzt und bin 60 - 100 km meist ohne große Pausen in hoher Geschwindigkeit gefahren. Da waren mein Kopf und mein Körper beschäftigt und ich habe mich gut gefühlt. Die Gedankenkreise kamen aber nachts zurück. Mittlerweile kann ich auch gemütlich Fahrrad fahren und mich mit 50 km begnügen und einer Eispause belohnen.

Diesen Sommer habe ich drei sehr alte Holzbänke aufgearbeitet (ganz ohne Holzwerkstadt). Auch bei dieser Tätigkeit ruhte ich in mir. Das Werkeln hat Spaß gemacht und die Besitzer der Bänke können sich noch lange dran erfreuen.

Medikamente nehme ich momentan nur zum Schlafen. Bei den klassischen AD's habe ich nicht wirklich eine Besserung feststellen können, also lasse ich sie weg.

Struktur im Alltag hilft mir mehr, ins Tun kommen, sehen was ich vollbracht habe (ohne den Anspruch an Perfektion), helfen mir zufrieden zu sein.

Es gibt immer noch beschissene Zeiten, aber eben auch die Phasen von Zufriedenheit...das Wissen darum hilft mir mich immer wieder aufzurappeln. Wer, wenn nicht wir selbst, soll es denn "richten"?

Allen einen schönen Tag

[Franz_B]

Hallo Mountainbiker,

ich kenne dieses Gefühl auch. Wenn ich beispielsweise etwas baute, reparierte oder Joggen ging, war ich oft in einer anderen Welt und glücklich. Aktuell kann ich mich entweder nicht dazu aufraffen oder es bereitet mir keine Freude.

Was mich betrifft, so denke ich, dass es ohne Medikamente nicht gehen wird. Sie können mich natürlich nicht komplett heilen, aber einige Symptome deutlich verbessern. Das konnte ich in der Vergangenheit immer wieder feststellen. Für mich waren Medikamente immer eine große Hilfe. Ich hoffe, dass mir die richtigen Medikament auch in der aktuellen Depressionsphase helfen. Natürlich ist mir auch bewusst, dass ich selber an mir arbeiten muss. Daher mache ich eine Verhaltenstherapie.

Ich wünsche allen einen schönen Tag.

[hannah_bih]

Hallo Franz, bei mir hat Citalopram ca. 6 Wochen gebraucht, um seine Wirkung voll zu entfalten. Nach 1-2 Wochen habe ich die ersten Verbesserungen gespürt. Vom Gefühl her war es so, als hätte jemand diese Trauernebelverzweiflungshaube entfernt, die ich vorher aufhatte. Berichte gerne von Deinen Erfahrungen. Dein Medikament kenne ich nicht.

[Muschelsammlerin]

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Alle AD´s waren bei mir stets nur eine Krücke auf Zeit....es ging mir nie wirklich gut damit, nur die schlimmsten Tiefs wurden etwas abgefedert und ich war wieder halbwegs "funktionstüchtig". Meiner Meinung nach wird man durch ADs kein glücklicher Mensch.
Man muss sein Denken verändern, -dauerhaft!- und gesund leben mit guter Ernährung , Aktivität und Geselligkeit.
Mir persönlich helfen Nahrungsergänzungsmittel, gesundes Essen, Bewegung und der Austausch mit Menschen, denen es ähnlich ergangen ist, wesentlich mehr und dauerhafter, als jedes Medikament (habe 5 verschiedene ausprobiert).

[Franz_B]

Ich denke, bei jedem Menschen ist die Wirkung bzw. der Effekt von Medikamenten unterschiedlich. Ein glücklicher Mensch wird man dadurch natürlich nicht. Mich macht es glücklich, wenn ich Zeit mit meiner Familie verbringe. Das geht allerdings nur, wenn ich nicht ständig grüble, Panikattacken, Angst und innere Unruhe habe. Hierfür helfen mir im Normalfall die Medikamente sehr.

Ich hatte jetzt fünf Tage, an denen ich fast vollständig ohne Depressionen war. Von daher denke ich, die Medikamente zeigen Wirkung. Heute geht es mir leider wieder etwas schlechter. Diese ständigen Rückschläge und das Auf und Ab machen mir sehr zu schaffen. Immer wenn ich denke, ich habe es geschafft, kommt irgendwann die Depression zurück und belehrt mich eines Besseren. Trotzdem glaube und hoffe ich, dass es insgesamt bergauf geht.

[monimoni]

Ich nehme Sertralin 50 mg und Pipamperon 20 mg zur Nacht.
Vor knapp vier Wochen hatte ich uA noch extreme Existenzängste, Das ging soweit, dass selbst meine Therapeutin mich kaum beruhigen konnte. Ich habe kaum geschlafen und hatte keinen Appetit.
Das ist alles Stück für Stück besser geworden unter der Medikation. Wie schon gesagt wurde, die Medikamente bewirken nicht , dass alles plötzlich super ist, aber sie nehmen die Spitzen weg. Das merke ich eindeutig… Ich kann schon wieder viel besser denken. es geht aber nicht nur bergauf. Ist wellenförmig.

[Franz_B]

Ich nehme das Amitriptylin nun etwa fünf Wochen und ich denke, es wird immer besser. Ich hatte wieder mehrere Tage am Stück, an denen es mir gut ging, gestern und heute wieder schlechter. Trotzdem kann ich was im Haushalt machen, gehe Joggen und ich schaffe es mich zeitweise abzulenken. Das wäre vor fünf Wochen nicht möglich gewesen. Ich versuche die schlechten Tage einfach irgendwie zu überstehen. Die Hoffnung darauf, dass auch wieder gute Tage kommen und meine Familie geben mir Kraft.