Brauche dringend Rat

[Nico7]

Ich habe in einem anderen Post schon mal ausführlich unsere Situation dargelegt, daher hier noch mal in Kürze:
Nachdem ich durch einen Burnout gegangen und mich zurück ins Leben gekämpft habe steckt mein Mann nun in einer tiefen Depression. Während unseres letzten Urlaubes hatte ich einen Unfall der in einem Krankenhaus Aufenthalt endete. Dies alles war für meinen Mann sehr stressig. Seitdem ich wieder zuhause bin ist alles komisch. Davor war mein Mann der liebevolle Mann den ich kenne und hat mir stets viel Zuneigung gezeigt. Jetzt ist alles anders. Er ist sehr distanziert. Ausser einen Kuss passiert nichts mehr (kuscheln nur wenn ich ihn "zwinge" , kein sex oder ähnliches mehr. Im Gegenteil schreckt er zurück wenn ich mich ihm in der Form nähere) er sagte mir vor 3 Monaten das er glaubt das er mich nicht mehr liebt. Er verspürt momentan für niemanden mehr Zuneigung, er ist von allen nur genervt und alles ist ihm zuviel. Egal was ich ihn Frage ist die Antwort eigentlich immer nur "ich weiß es nicht" . Mit seinen Kollegen unternimmt er viel. Mit mir gefühlt eher ungern. Jetzt sind wir gerade 3 Tage zusammen am Meer und seine Kälte frisst mich auf. Ich habe ihn gefragt ob er noch Hoffnung für uns hat. Seine Antwort war er wisse es nicht. Er fragt sich ständig ob er mich verlassen soll oder ob er bleiben soll da er weiß das ich ein guter Mensch bin, mich immer um ihn gekümmert und ihm geholfen habe (seine Worte) . Vielleicht liebt er mich ja auch noch wenn seine Gefühle zurück kommen... er weiß es nicht. Auf der anderen Seite weiß ich das unsere Beziehung einen Teil seines Gedankenkarusels ausmacht. In die tage hier haben wir viel Hoffnung gelegt aber irgendwie krieselt es die ganze zeit nur... Die nächste Woche möchte er seine Schwester besuchen und ich überlege ob es sinnvoll wäre in der zeit einfach garkeinen kontakt zu haben... auf der anderen seite möchte ich ihm nicht das gefühl geben ihn im Stich zu lassen. Ich habe ihm versprochen für ihn da zu sein bis er seine Gefühle wieder gefunden hat
... hat jemand erfahrungen? Einen Rat? Ich verzweifel langsam ..

[DieNeue]

auf der anderen seite möchte ich ihm nicht das gefühl geben ihn im Stich zu lassen. Ich habe ihm versprochen für ihn da zu sein bis er seine Gefühle wieder gefunden hat

Für jemanden da sein, heißt ja nicht, dass man sich 24/7 um jemanden kümmern muss. Wenn ihm alles zu viel ist, könnte Abstand vielleicht schon gut tun. Ich würde mit ihm drüber reden und wenn er wieder sagt, er weiß nicht, was er will, machen, was du für richtig hältst. Wenn er Kontakt haben will, kann er sich ja melden.
Wenn ihr mal keinen Kontakt habt, hättest du auch mal bisschen den Kopf frei.
Die Antwort "ich weiß es nicht" kenne ich von mir und meinem Vater (hat auch Depressionen) zur Genüge. Meistens ist es die pure Überforderung mit der Frage. Man hat einfach nicht den Nerv sich auch noch damit zu beschäftigen, man fühlt nichts oder hat Watte im Kopf und kann dann nichts mehr entscheiden. Vor allem, wenn Leute vor einem stehen und dann sofort eine Antwort wollen. Meine Mutter hat, wenn es um irgendwelche Freizeitaktivitäten ging, irgendwann einfach gesagt, sie macht jetzt XY, wenn er will, kann er mit, wenn nicht, dann macht sie das alleine. Vorher wurde ewig rumüberlegt, weil er nicht wusste, was er will, und manchmal wurde dann gar nichts mehr draus.

Wenn er für nichts und niemanden Zuneigung empfindet, würde ich versuchen, das nicht persönlich zu nehmen, auch wenn das sehr schwer ist und da möglichst den Druck rausnehmen. Durch Druck treibst du ihn nur weg von dir.

Wenn er schon keine Paartherapie macht, macht er dann wenigstens überhaupt eine Therapie oder geht zu einer Beratungsstelle/Arzt?

Da du selber einen Burnout hattest, fällt es dir eigentlich dadurch leichter ihn zu verstehen oder hilft diese Erfahrung im Umgang damit nicht wirklich? Ich habe selber auch Depressionen und frage mich manchmal, ob ich mit einem depressiven Partner klarkommen würde. Aber ich fürchte, ich hätte da manchmal gar nicht die Geduld, trotz allem Verständnis.

[Nico7]

Hi, danke für deine Antwort.
Ähnlich habe ich es mir irgendwie auch gedacht. Es fällt mir aber manchmal wirklich schwer, zum einen zu wissen was nun das beste in der Situation ist und zum anderen auch damit in meiner eigenen gefühlswelt klar zu kommen ... das wissen aus der Depression hilft zum teil da ich die gefühlslosigkeit kenne... wobei ich meinem Mann nie gesagt habe das ich gerade nichts mehr für ihn empfinde ... zum Glück, denn es war nur die olle Krankheit und nicht ich. ... ich merke wie sehr es mich schmerzt das mein mann sagt er empfindet momentan nichts für mich. Er sagt auch er hat eine unglaubliche Wut auf mich selbst wenn ich gar nichts gemacht habe. So empfindet er auch für seine mutter und eigentlich alle die ihm nah stehen ... wenn er das sagt gehen mir gedanken durch den kopf wie sinnvoll es ist zu bleiben ... was die Depression mir auf jeden fall gelernt hat : ich weiß das dies nicht unbedingt gleich ein grund ist die Flinte ins korn zu werfen und das die Krankheit, welche nun auch immer, einen Dinge denken läßt die man eigentlich nicht so meint bzw die man später ganz anders sieht und eventuell auch bereut ... ob mir das hilft bis zum ende durch zu halten ? Ich weiß nicht. Es sind nun 4 Monate ohne ein nettes Wort oder nähe ... es ist definitiv auch für mich nicht leicht ... aber für ihn wahrscheinlich noch viel härter ...

[SugarLea]

Ich kann das gut nachempfinden was du schreibst. Ich stecke in der selben Situation. Seit Monaten nur noch neutrale Gespräche wie unter Freunden, keine Gefühlsbekundungen, keine Kuss Smilies. Kein "Wir" Gefühl mehr, kein Zusammengehörigkeitsgefühl mehr. Körperliche Nähe? Was ist das? Wenn ich ihn mal dazu kriege, dass wir was unternehmen, ist es als wäre ich mit meinem Kumpel unterwegs. Da gibt es kein "Hand in Hand", mal eine Umarmung. Der Kuss zur Begrüßung ist keine 2 Sekunden lang, ebenso die Umarmung. Ohnehin meidet er Treffen, sehen uns eh kaum noch...
Er wird auch immer desinteressierter an meinem Alltag, meinem Erleben. Fühle mich gerade wie ein Single...

Ich weiß glaube ich nur zu gut, wie du dich fühlst und stelle mir die selben Fragen. Ob es nicht Sinn macht, einfach mal den Kontakt ein paar Wochen komplett auf Eis zu legen. Schon alleine deswegen weil ich langsam keine Kraft mehr habe mit diesen ständigen Zurückweisungen und Rückzügen klarzukommen, ohne diese auf mich zu beziehen...

[DieNeue]

Er sagt auch er hat eine unglaubliche Wut auf mich selbst wenn ich gar nichts gemacht habe. So empfindet er auch für seine mutter und eigentlich alle die ihm nah stehen ...

Probleme mit Wut kenne ich auch. Da macht sich das Hirn teilweise echt selbstständig. Bei mir bezieht sich die Wut z.B. oft auf meine Freundin und ich muss da echt aufpassen, mich nicht in Sachen reinzusteigern, die eigentlich nie stattgefunden haben. Bei Männern soll sich eine Depression ja auch eher durch Wut äußern als bei Frauen.
Ich verstehe es auch nicht, warum man so grundlos wütend ist auf Leute. Bei mir hab ich das Gefühl, es ist schon dauernd eine gewisse Grundwut da, und wenn dann noch was dazukommt, summiert sich das schnell und man ist dann natürlich schneller auf 180 als wenn man von Haus aus eher entspannt ist.
Vielleicht ist es auch so, weil Wut ein sehr intensives Gefühl ist und man das noch leichter spürt als irgendwas anderes. Und man steht natürlich ständig unter Spannung, wenn man weiß, es stimmt was nicht, aber man weiß nicht, was man dagegen tun kann. Aber das sind alles nur Vermutungen. Ich denke, bei dir kommt halt noch dazu, dass bei dir auch gleich dann die Frage nach der Beziehung wie ein Damoklesschwert über euch schwebt. Das kann natürlich auch ganz schön stressen. Hast du ihm denn im Nachhinein erzählt, dass du bei deinem Burnout auch mal nichts mehr für ihn empfunden hast? Wenn ja, wie hat er reagiert?

Ich finde es schon krass, dass man nicht einfach sagen kann, wenn man die Krankheit selber schon mal hatte, kann man automatisch damit auch bei anderen gut umgehen. Als Angehörige ist das ganze dann wieder auf eine andere Art schwierig.

[Nico7]

Er sagt auch er hat eine unglaubliche Wut auf mich selbst wenn ich gar nichts gemacht habe. So empfindet er auch für seine mutter und eigentlich alle die ihm nah stehen ...

Probleme mit Wut kenne ich auch. Da macht sich das Hirn teilweise echt selbstständig. Bei mir bezieht sich die Wut z.B. oft auf meine Freundin und ich muss da echt aufpassen, mich nicht in Sachen reinzusteigern, die eigentlich nie stattgefunden haben. Bei Männern soll sich eine Depression ja auch eher durch Wut äußern als bei Frauen.
Ich verstehe es auch nicht, warum man so grundlos wütend ist auf Leute. Bei mir hab ich das Gefühl, es ist schon dauernd eine gewisse Grundwut da, und wenn dann noch was dazukommt, summiert sich das schnell und man ist dann natürlich schneller auf 180 als wenn man von Haus aus eher entspannt ist.
Vielleicht ist es auch so, weil Wut ein sehr intensives Gefühl ist und man das noch leichter spürt als irgendwas anderes. Und man steht natürlich ständig unter Spannung, wenn man weiß, es stimmt was nicht, aber man weiß nicht, was man dagegen tun kann. Aber das sind alles nur Vermutungen. Ich denke, bei dir kommt halt noch dazu, dass bei dir auch gleich dann die Frage nach der Beziehung wie ein Damoklesschwert über euch schwebt. Das kann natürlich auch ganz schön stressen. Hast du ihm denn im Nachhinein erzählt, dass du bei deinem Burnout auch mal nichts mehr für ihn empfunden hast? Wenn ja, wie hat er reagiert?

Ich finde es schon krass, dass man nicht einfach sagen kann, wenn man die Krankheit selber schon mal hatte, kann man automatisch damit auch bei anderen gut umgehen. Als Angehörige ist das ganze dann wieder auf eine andere Art schwierig.

Ja ich habe ihm davon erzählt wie es mir damals ging auch mit meinen Gefühlen ihn bezüglich... eine wirkliche Reaktion gab es nicht... das er mir seine hassgsfühle gebeichtet hat ist auch noch nicht lange her und kam auch ein wenig auf mein drängen hin weil ich wissen wollte was ihn denn an mir so stresst. Ich habe mich danach bei ihm bedankt das er es mit nur geteilt hat und ich habe ihn in den arm genommen und ihm gesagt das ich ihn liebe... kurz hatte ich das gefühl das ihn das berührt ...
Ich denke auch wenn man es selbst durchlebt hat kommen immer die eigenen Ängste dazu ... ich bin Anfang 40 und weiß der Verlauf kann dauern ... und wenn ich Pech habe stehe ich zu meinem Lebensabend auf einmal alleine da ... das nagt auch an mir ...

[Nico7]

Ich kann das gut nachempfinden was du schreibst. Ich stecke in der selben Situation. Seit Monaten nur noch neutrale Gespräche wie unter Freunden, keine Gefühlsbekundungen, keine Kuss Smilies. Kein "Wir" Gefühl mehr, kein Zusammengehörigkeitsgefühl mehr. Körperliche Nähe? Was ist das? Wenn ich ihn mal dazu kriege, dass wir was unternehmen, ist es als wäre ich mit meinem Kumpel unterwegs. Da gibt es kein "Hand in Hand", mal eine Umarmung. Der Kuss zur Begrüßung ist keine 2 Sekunden lang, ebenso die Umarmung. Ohnehin meidet er Treffen, sehen uns eh kaum noch...
Er wird auch immer desinteressierter an meinem Alltag, meinem Erleben. Fühle mich gerade wie ein Single...

Ich weiß glaube ich nur zu gut, wie du dich fühlst und stelle mir die selben Fragen. Ob es nicht Sinn macht, einfach mal den Kontakt ein paar Wochen komplett auf Eis zu legen. Schon alleine deswegen weil ich langsam keine Kraft mehr habe mit diesen ständigen Zurückweisungen und Rückzügen klarzukommen, ohne diese auf mich zu beziehen...

Hi, das klingt so als würdet ihr nicht zusammen leben ? Ich glaube dann hätte ich ihm den "Freiraum" auf jeden Fall schon mal gegeben, auch um mich selbst zu schützen... wir sind seit 9 Jahren zusammen, seid 4 jahren vergeuratet und teilen uns eine Wohnung... das macht es zusätzlich schwer sich mal aus dem Weg zu gehen... ich war auch nach dem Krankenhaus Aufenthalt lange zuhause, also quasi immer da, was das Leben für ihn sicher nicht leichter gemacht hat ...

[SugarLea]

Nein wir leben nicht zusammen. Wir sind auch noch nicht lange zusammen, bei ihm ging es so richtig los im zweiten Monat unserer Beziehung und scheint gerade ihren Höhepunkt zu haben

Ich gebe ihm sehr viel Freiraum. Von 4-5 Mal sehen die Woche auf meistens einmal oder auch mal gar nicht. Im Prinzip entscheidet es ohnehin er, ob er sich in der Lage fühlt oder nicht. Kontakt geht jeden Morgen von ihm aus. Aber ist halt bei weitem nicht mehr so wie ich das kannte und wie es zwischen einem Paar üblich wäre...

Ich bin sehr froh, dass wir nicht zusammen leben, er spricht dauernd von "Ruhe". Er will auch seit Monaten alleine schlafen. Die Vorstellung dass wir uns in der Wohnung nicht aus dem Weg gehen könnten, finde ich ganz gruslig. Wie hälst du das aus? Wie kannst du da mit deinen eigenen Emotionen umgehen?

[Nico7]

Nein wir leben nicht zusammen. Wir sind auch noch nicht lange zusammen, bei ihm ging es so richtig los im zweiten Monat unserer Beziehung und scheint gerade ihren Höhepunkt zu haben

Ich gebe ihm sehr viel Freiraum. Von 4-5 Mal sehen die Woche auf meistens einmal oder auch mal gar nicht. Im Prinzip entscheidet es ohnehin er, ob er sich in der Lage fühlt oder nicht. Kontakt geht jeden Morgen von ihm aus. Aber ist halt bei weitem nicht mehr so wie ich das kannte und wie es zwischen einem Paar üblich wäre...

Ich bin sehr froh, dass wir nicht zusammen leben, er spricht dauernd von "Ruhe". Er will auch seit Monaten alleine schlafen. Die Vorstellung dass wir uns in der Wohnung nicht aus dem Weg gehen könnten, finde ich ganz gruslig. Wie hälst du das aus? Wie kannst du da mit deinen eigenen Emotionen umgehen?

Respekt davor das du das durchziehst auch wenn ihr noch nicht so lange zusammen seid...
Zu der Frage wie ich damit umgehe : nicht sehr gesund muss ich leider sagen. Ein großer Teil ist Verdrängung... da es aber keinen Raum gibt in dem ich auch mal los lassen kann merke ich wie mein nerven kostüm zunehmend dünner wird und das auch zum Teil ihn trifft ... was langfristig sicher nicht hilft oder irgendwas besser macht

[Nico7]

Generell muss ich sagen das es sich oft anfühlt als würde ich mit einem Kind reden. Bloß nichts sagen was als Vorwurf geltend gemacht werden könnte, bloß niemals äußern das man eigene Bedürfnisse hat die eventuell nicht erfüllt worden, am besten keine eigenen Bedürfnisse haben und immer Verständnis zeigen ...

[Nico7]

Unsere Lage hat sich irgendwie noch weiter verschlechtert... mittlerweile zieht er sich nur noch zurück. Im Bett liegt er ganz aussen und von mir weg gedreht. Wenn ich ihn in den arm nehme merke ich wie er sich verkrampft und sein Atmung hektisch und panisch wird. Auf die Frage ob ich ihn stresst sagte er "manchmal schon" allerdings ist die Reaktion seitdem er vor zwei wochen für eine Woche bei seiner Schwester war immer so. Seitdem ist kuscheln auch überhaupt nicht mehr möglich, Gespräche nur noch einsilbig und per WhatsApp bekomme ich jeden Tag den gleichen Standart Text geschickt "ich wünsche dir einen schönen Tag ich hoffe das du Spaß hast" . Bin ich vielleicht sein Problem? Würde es ihm besser gehen wenn ich weg bin ? Quäle ich ihn vielleicht nur damit das ich ihn und unsere Ehe nicht aufgeben möchte? Er sagt ja selbst das er nicht weiß ob er mich noch liebt ... darüber reden kann er leder nicht. Sobald ich einen Frage in die Richtung stelle macht er komplett dicht und schweigt nur noch. Selbst wenn ich das Thema Wechsel und sage es ist alles gut schweigt er nur noch und ignoriert mich... seine Tabletten nimmt er leider auch noch immer nicht... ich weiß nicht weiter

[Wildwanderer]

Hallo Nico7,

wenn ich Beiträge wie deine lese, weiß ich manchmal nicht, ob ich lachen oder weinen soll....es kommt mir so vieles bekannt vor.

Die Fragen, welche du dir stellst, stelle auch ich mir....bin ich das Problem? Wäre eine Trennung besser? Und dann kommt doch immer irgendwas, was einen wieder hoffen lässt.
Ich habe meinen Partner gestern zu einem Gespräch "gezwungen" (wie er sagt), denn wie soll eine Partnerschaft funktionieren, wenn man nicht mehr kommuniziert. Sonst kommt von ihm nur "es ist alles ok", "nein du bist nicht das Problem" aber man spürt ja, dass etwas nicht stimmt und ich habe auch zufällig ein Gespräch mit seiner Mutter mitgehört, wo er meine ich "nerve ihn"....
Wir müssen aktuell eigentlich ein paar richtungsweisende Entscheidungen für unsere Zukunft treffen und ich weiß nichtmal mehr, ob wir noch ein richtiges Paar sind.
Ich habe auch versucht ihm zu verdeutlichen, dass ich nicht riechen kann, wie es ihm geht, sondern er mir dann eben kommunizieren muss, wenn ich ihn mehr in Ruhe lassen soll um nicht zu nerven....Keine Ahnung, ob das angekommen ist. Funktioniert eine solche Kommunikation bei euch?

Als "Dankeschön" für das Gespräch, das wie ich finde sehr wichtig war, bekomme ich heute komplett die kalte Schulter. Wie machst du das dann mit dem Verdrängen, Nico? Ich ziehe mich dann auch zurück von ihm und das macht mich noch trauriger.

Liebe Grüße von einer Leidensgenossin.

[SugarLea]

Das Schlimme daran ist, dass man selbst weiß, dass es die Depression ist, die den Partner so verändert aber man ist dennoch so hilf,- und machtlos dagegen. Bei meinem geht das jetzt auch schon bald drei Monate so, dass ich eigentlich keine Partnerschaft mehr habe. An manchen Tagen ist er total offen, da sucht er meine Nähe und zwei Tage später ist es schon wieder das komplette Gegenteil, wo es dann nicht mal einen Kuss gibt, wenn ich ihn besuche. Treffen gehen ohnehin nur noch spontan. Verbindlichkeiten so gut wie keine mehr....

Unsere Kommunikation ist seit Monaten nur noch neutral und irgendwie auf das "Nötigste" beschränkt. Da gibt es keine Gefühlsbekundungen oder dergleichen.

Ich kann das so gut nachfühlen wie ihr euch fühlt. Erst gestern war bei uns den ganzen Tag Funkstille. Erst heute Nachmittag hat er sich wieder gemeldet und gemeint es wäre ihm die letzten Tage gar nicht gut gegangen und er hätte ständig Kopfweh gehabt. Ist mir ein Rätsel, warum er das nicht einfach kommunizieren kann, dann bräuchte ich mir keine Sorgen machen warum von ihm nichts kommt. Ihm seinen Raum zu geben fällt mir dann total schwer...

Ich habe für mich auch den Weg gewählt, ihn auf mich zukommen zu lassen. Wenn er mich sehen will, dann sagt er das schon. Wenn nicht, dann halt nicht. Ist schwer auszuhalten diese passive Rolle aber ich denke persönlich für mich ist es am besten, wenn ich ihm den Druck jetzt erst Mal komplett rausnehme eine klassische Beziehung führen zu müssen, solange er in seinen Gefühlen permanent so schwankt.

[Wildwanderer]

@sugarlea: Da triffst du es genau auf den Punkt! Wieso sagen die Partner nicht einfach „Hey, schlechte Tag heute, wunder dich nicht, wenn ich Abstand brauche“. Ich habe ihm das auch schon mehrfach gesagt, da wir zwar zusammen wohnen aber ich ja trotzdem keine Gedanken lesen kann.

Was mich auch sehr irritiert, ist dass andere Interaktionen mit Kollegen oder auf Social Media gehen… vor allem Social Media stundenlang…sogar eigene Videos posten…

Ich dachte auch immer, dass Depressionen in längeren Phasen auftreten, aber das tageweise schwanken, was du beschreibst, kenne ich auch und es bringt mich an meine Grenzen.

[Mario81]

@Wildwanderer.

Ich kann es dir nur aus meiner Sicht versuchen zu erklären. Ich selbst habe Depressionen.

Warum ich es nicht immer sagte... klingt jetzt nicht logisch, aber das ist die Depression auch nicht. An besseren Tagen, weiß man das die Gedanken bescheuert sind. An schlechten Tagen sind sie Realität.
Also ich sagte es nicht immer,weil:
1. Man muss es mir doch ansehen, sie ist meine Partnerin, sie muss das doch sehen.
2. Ich wollte es nicht ständig sagen, es mir auch selbst nicht eingestehen. Ausserdem nervte es, es ständig erklären zu müssen.

Warum es bei anderen geht.... ganz einfach... es darf doch niemand bemerken das es mir so schlecht geht. Sie würden mich für einen Simulanten halten, da man es eben niemandem ansieht.
Die Maske muss sitzen, keine Schwäche zeigen.
Zu Hause kann ich sein wie ich bin, das ist der "sichere" Ort. Es bleibt in der Familie. Die werden es nicht erzählen. Man kann es auch als Verzrauensbeweis verstehen. Ich muss mich nicht verstellen, weil sie mich akzeptieren wie ich bin.

Das mit den Phasen ist sehr unterschiedlich. Am Anfang ging es mir wochenlang besch... Da gab es keine guten Tage.
Mittlerweile wechselt es,manchmal auch am Tag...

Ich hoffe ich konnte es etwas erklären. Zumindest war es bei mir so.

Liebe Grüße Mario

[Wildwanderer]

@mario:

Vielen vielen Dank, dass du so offen von deinen Erfahrungen und Gefühlen berichtest.
Sicherlich gibt es immer Unterschiede aber deine Erklärungen machen doch Sinn und ich erkenne auch meinen Partner darin wieder.

Ging/ geht es dir auch so, dass dich dann die Familie am Meisten „genervt“ und „belastet“ hat, obwohl es ja eigentlich der sichere Ort ohne Maske ist?

Am Ende bleibt für Angehörige wie mich wohl nur Verständnis, eigene Grenzen und die Einsicht, dass man einfach nichts unbedingt ändern kann, so gern man auch helfen möchte. Ich habe nur Angst, dass er aus der Depression heraus Entscheidungen trifft, die er an guten Tagen oder ohne die Depression so nicht treffen würde.

[Mario81]

@ Wildwanderer

Ja... irgendwie war die Familie die größte Belastung.
Auf der einen Seite die Erwartungen... also wo ich denke was sie erwarten...
Dann möchte man ja niemanden belasten und tut es doch.
Ich wollte auch nicht das meine Familie unter mir leidet. Und wahrscheinlich war ich deswegen so gereizt.

Ausserdem war es sehr anstrengend die Maske aufrecht zu halten. Deswegen war ich zu Hause völlig fertig. Es war da alles zuviel. Ich wollte nur Ruhe.
Die ersten drei Monate ging Nähe gar nicht... warum kann ich dir heute noch nicht sagen. Vielleicht wieder die Erwartungen. Vielleicht auch weil ich mir wie ein Lügner vorgenommen wäre, ich fühlte es ja nicht...

Du darfst es nicht persönlich nehmen hab ich zu meiner Frau gesagt. Ich hätte mich bei jedem so verhalten... das ist natürlich nicht einfach.
Sie wollte mir immer helfen, dss löste Druck aus, das ich schnell gesund werden muss...
Ich sagte ihr, das sie mir nicht helfen kann. Sie hat mir den Rücken freigehalten und mich immer unterstützt. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Man sollte keine schwerwiegenden Entscheidungen während einer Depression treffen. Aber es kommen eben immer Gedanken die es logisch erscheinen lassen, die Beziehung zu beenden.
Z.B. ohne mich sind sie besser dran, ich bin doch nur eine Belastung, ich halte mich ja selbst nicht aus ...