Die Depression ist wieder da

Franz_B
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Die Depression ist wieder da

Beitrag von Franz_B »

Hallo,

ich lese seit längerem immer mal wieder Beiträge in diesem Forum, um mir etwas Mut zu machen. Ich bin 37 Jahre alt und befinde mich seit Juni wieder in einer schweren Depression. Die letzte Depression ist 6 Jahre her, hab aber die Medikamente (Venlafaxin und Quetiapin) in einer geringen Dosis bis heute weitergenommen. Ich dachte ich hätte die Krankheit besiegt. Leider hatte ich durch sehr viel Stress im Beruf im Juni einen Burnout, der nun in eine schwere Depression übergegangen ist. Eine Erhöhung der Medikation hat bisher nicht geholfen, weshalb ich seit vorgestern zusätzlich 25 mg Amitriptylin nehme. Als Notfallmedikament habe ich Tavor 0,5 mg.

Ich habe manchmal gute Tage, Stunden oder Minuten, doch falle immer wieder in ein tiefes Loch. Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen, habe Panik und Zukunftsängste, Schweißausbrüche und sehe absolut keinen Sinn mehr irgendwas zu tun. Selbst Kleinigkeiten wie Kochen, Einkaufen oder mit meinem Sohn spielen machen mir wahnsinnige Angst und kosten mich sehr viel Kraft. Nichts macht mir noch Freude und ich habe nur destruktive Gedanken. Ich stehe permanent unter Spannung. Manchmal verschwinden die Symptome einfach so und ich fühle mich nahezu normal, dann kommen sie wieder. Das wiederholt sich manchmal mehrmals pro Tag. Hat oder hatte hier noch jemand so einen stark wellenförmigen Verlauf der Symptome?

Aktuell befinde ich mich allerdings schon länger in einem Loch und habe panische Angst, nie wieder rauszukommen. Das Tavor hilft mir zwar etwas, ist aber natürlich keine Dauerlösung. Ich hoffe, dass das Amitriptylin bei mir eine Wirkung zeigt, doch das werde ich erst in ein paar Wochen wissen. Da ich auch ohne Depression ein sehr ungeduldiger Mensch bin, ist das Warten für mich sehr schwierig. Dazu kommt noch, dass es ja auch keineswegs sicher ist, das es wirkt.

Wie schafft ihr es durch den Tag? Ich habe kaum noch Kraft zu kämpfen und dabei habe ich soviel für das es sich lohnen würde. Ich empfinde alles als Last, sogar schöne Dinge.
Anna72
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Anna72 »

Hallo Franz_B,

mir geht es ähnlich wie dir. Seit Mitte Mai stecke ich wieder in einer Depression, die mich manchmal verzweifeln lässt. Ich kenne diese Schwankungen auch im Tagesverlauf sehr gut. Man fühlt sich für Stunden völlig normal und dann kippt die Stimmung und die Angst, die Anspannung, und die Hoffnungslosigkeit ist wieder da.
Ich nehme durchgehend seit Jahren Medikamente, Escitalopram und Mirtazipin in mittlerer Dosierung und trotzdem ist es zu einem Rückfall gekommen.
Der Auslöser für die aktuelle Episode war bei mir auch enormer beruflicher Streß, den ich nicht kompensieren konnte.
Ich weiß aus Erfahrung, dass es irgendwann wieder besser wird, und die Depression endet, denn das war bisher immer so, aber bis dahin diesen Zustand auszuhalten ist so schwer. Ich versuche mir immer wieder gut zuzureden, möglichst viel draußen zu sein und eine alltägliche Routine aufrecht zu erhalten. Am Abend wird es fast immer besser, so dass mir die Aussicht darauf hilft über den Tag zu kommen. Ich schätze wir müssen einfach durchhalten und Schritt für Schritt weitergehen. Ich weiß, es lohnt sich.
Nixe02
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Nixe02 »

Hallo Franz_B,

mal 'ne ganz einfache Frage: was betrübt dich?
Schweissausbrüche, Panik, Angst sind ja "nur" die Folge.

Bei mir war es der Stress auf der Arbeit ... immer weiter machen, immer funktionieren müssen, niemals NEIN sagen können/wollen. Das übertrug sich dann auch auf's Private, ich wurde immer ungeduldiger, wollte immer perfek sein, wurde auch immer unaufmerksamer, manchmal auch unfairer, das führte wiederum dazu, das ich immer unsicherer wurde und versuchte es mit "Perfektion" auszugleichen = das ging gehörig in die Hose!!!

Medikamente können kleine Helferlein sein, doch niemals die Lösung des Problems.

Versuche herauszubekommen, was dich stresst/betrübt - kannst du da etwas verändern?
GuntherBandel
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Franz,

mir geht es ähnlich. An manchen Tagen geht mir
jegliche Hoffnung aus. Ich habe drei wunderbare Kinder.
Manchmal schafft es die Kleine auch, mich etwas
aus dem Tief zu holen.
Ich habe Venlafaxin ganz langsam abgesetzt im Rücksprache mit meiner Therapeutin. Als Bedarf habe ich Pipamperon.
Ich fürchte, dass ich bald wieder mit einem AD
anfangen muss, da es ohne scheinbar auch nicht
wirklich geht.
Meine Ehe steht vor dem Aus.
Ich bin es aber leid, immer der ungenügende Part
zu sein. Das halte ich nicht aus auf Dauer.

VG und alles Gute.
G.
Franz_B
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Franz_B »

Anna72 hat geschrieben: 7. Sep 2024, 11:52 Hallo Franz_B,

mir geht es ähnlich wie dir. Seit Mitte Mai stecke ich wieder in einer Depression, die mich manchmal verzweifeln lässt. Ich kenne diese Schwankungen auch im Tagesverlauf sehr gut. Man fühlt sich für Stunden völlig normal und dann kippt die Stimmung und die Angst, die Anspannung, und die Hoffnungslosigkeit ist wieder da.
Ich nehme durchgehend seit Jahren Medikamente, Escitalopram und Mirtazipin in mittlerer Dosierung und trotzdem ist es zu einem Rückfall gekommen.
Der Auslöser für die aktuelle Episode war bei mir auch enormer beruflicher Streß, den ich nicht kompensieren konnte.
Ich weiß aus Erfahrung, dass es irgendwann wieder besser wird, und die Depression endet, denn das war bisher immer so, aber bis dahin diesen Zustand auszuhalten ist so schwer. Ich versuche mir immer wieder gut zuzureden, möglichst viel draußen zu sein und eine alltägliche Routine aufrecht zu erhalten. Am Abend wird es fast immer besser, so dass mir die Aussicht darauf hilft über den Tag zu kommen. Ich schätze wir müssen einfach durchhalten und Schritt für Schritt weitergehen. Ich weiß, es lohnt sich.
Hallo Anna72,

tut mir leid zu hören, dass du dich auch gerade in so einer Phase befindest. Wie lange ist denn deine letzte Depression her? Ich versuche mir auch immer wieder zu sagen, dass die Depression endet, aber irgendwie glaube ich nicht daran. Es kommen dann so Gedanken wie "vielleicht ging es mir ja noch nie gut", "ich muss irgendwas grundlegendes ändern, damit es mir besser geht". Aber eigentlich mag ich mein Leben.

Bei mir ist es auch oft am Abend besser, wobei dann manchmal auch die Angst vor dem nächsten Tag kommt.

Es ist so verdammt schwierig und meine ganze Familie leidet unter meiner Krankheit.
Franz_B
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Franz_B »

Nixe02 hat geschrieben: 7. Sep 2024, 12:17 Hallo Franz_B,

mal 'ne ganz einfache Frage: was betrübt dich?
Schweissausbrüche, Panik, Angst sind ja "nur" die Folge.

Bei mir war es der Stress auf der Arbeit ... immer weiter machen, immer funktionieren müssen, niemals NEIN sagen können/wollen. Das übertrug sich dann auch auf's Private, ich wurde immer ungeduldiger, wollte immer perfek sein, wurde auch immer unaufmerksamer, manchmal auch unfairer, das führte wiederum dazu, das ich immer unsicherer wurde und versuchte es mit "Perfektion" auszugleichen = das ging gehörig in die Hose!!!

Medikamente können kleine Helferlein sein, doch niemals die Lösung des Problems.

Versuche herauszubekommen, was dich stresst/betrübt - kannst du da etwas verändern?
Hallo Nixe02,

die Frage, was mich betrübt, kann ich nicht beantworten. Ich habe Angst davor Angst zu haben, ich habe Panik wenn ich daran denke, dass es mir nicht mehr besser geht. Meine gesamten Gedanken drehen sich um Depression und meinen Gemütszustand. Die Arbeit stresst natürlich momentan sehr und ich werde mich wohl wieder krankschreiben lassen müssen, da ich einfach nichts auf die Reihe bekomme. Ich arbeite an der Hochschule und aktuell kann ich die "Gehirnleistung" kaum erbringen.
Franz_B
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Franz_B »

GuntherBandel hat geschrieben: 7. Sep 2024, 12:39 Hallo Franz,

mir geht es ähnlich. An manchen Tagen geht mir
jegliche Hoffnung aus. Ich habe drei wunderbare Kinder.
Manchmal schafft es die Kleine auch, mich etwas
aus dem Tief zu holen.
Ich habe Venlafaxin ganz langsam abgesetzt im Rücksprache mit meiner Therapeutin. Als Bedarf habe ich Pipamperon.
Ich fürchte, dass ich bald wieder mit einem AD
anfangen muss, da es ohne scheinbar auch nicht
wirklich geht.
Meine Ehe steht vor dem Aus.
Ich bin es aber leid, immer der ungenügende Part
zu sein. Das halte ich nicht aus auf Dauer.

VG und alles Gute.
G.
Hallo GuntherBandel,

wie alt sind denn deine Kinder? Mein Sohn ist 3 Jahre alt und ich liebe ihn über alles. Trotzdem fällt es mir sehr schwer, diese Gefühle zuzulassen, weil die Depression alles überschattet. Meine Ehe leidet auch sehr, doch noch steht meine Frau zu mir. Ich kann manchmal gar nicht verstehen warum eigentlich. Ich rede nur über mich und wie schlecht es mir doch geht.
Nixe02
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Nixe02 »

Franz_B hat geschrieben: 7. Sep 2024, 13:55 . Ich habe Angst davor Angst zu haben, ich habe Panik ...
... und die Angst isst langsam die Seele auf.
Das Selbstbewusstsein schwindet, die Unsicherheit bestimmt das Handeln oder verhindert es, gänzlich!

Was kann dir passieren, wirklich?

Angst ... worin/wodurch besteht eine reale Gefahr, könnte sie entstehen? Jeder hat Fehler, alle kochen nur mit Wasser, auch du!
Machst du zu viel, glaubst du mehr tun zu müssen?

Ein kleines Kind zu Haus, eine mächtige Herausforderung, auch jede Menge Stress. Ich weiß, nicht alles ist soooo schön, manchmal sogar echt nervig. Doch nun hast du dem Wurm an der Backe :mrgreen: und das wird noch lange, lange so bleiben - mach' das Beste 'draus.

Was macht dir Angst, ganz konkret? Versuche die Ursache zufinden.
Anna72
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Anna72 »

Franz_B hat geschrieben: 7. Sep 2024, 13:48
Anna72 hat geschrieben: 7. Sep 2024, 11:52 Hallo Franz_B,

mir geht es ähnlich wie dir. Seit Mitte Mai stecke ich wieder in einer Depression, die mich manchmal verzweifeln lässt. Ich kenne diese Schwankungen auch im Tagesverlauf sehr gut. Man fühlt sich für Stunden völlig normal und dann kippt die Stimmung und die Angst, die Anspannung, und die Hoffnungslosigkeit ist wieder da.
Ich nehme durchgehend seit Jahren Medikamente, Escitalopram und Mirtazipin in mittlerer Dosierung und trotzdem ist es zu einem Rückfall gekommen.
Der Auslöser für die aktuelle Episode war bei mir auch enormer beruflicher Streß, den ich nicht kompensieren konnte.
Ich weiß aus Erfahrung, dass es irgendwann wieder besser wird, und die Depression endet, denn das war bisher immer so, aber bis dahin diesen Zustand auszuhalten ist so schwer. Ich versuche mir immer wieder gut zuzureden, möglichst viel draußen zu sein und eine alltägliche Routine aufrecht zu erhalten. Am Abend wird es fast immer besser, so dass mir die Aussicht darauf hilft über den Tag zu kommen. Ich schätze wir müssen einfach durchhalten und Schritt für Schritt weitergehen. Ich weiß, es lohnt sich.
Hallo Anna72,

tut mir leid zu hören, dass du dich auch gerade in so einer Phase befindest. Wie lange ist denn deine letzte Depression her? Ich versuche mir auch immer wieder zu sagen, dass die Depression endet, aber irgendwie glaube ich nicht daran. Es kommen dann so Gedanken wie "vielleicht ging es mir ja noch nie gut", "ich muss irgendwas grundlegendes ändern, damit es mir besser geht". Aber eigentlich mag ich mein Leben.

Bei mir ist es auch oft am Abend besser, wobei dann manchmal auch die Angst vor dem nächsten Tag kommt.

Es ist so verdammt schwierig und meine ganze Familie leidet unter meiner Krankheit.
Hallo Franz,

Meine letzte Depression ist 2 1/2 Jahre her und hat etwa 6 Monate gedauert. Wobei die guten Tage immer mehr und die schlechten Tage immer weniger geworden sind. Es ist eben ein Prozess mit Höhen und Tiefen. Mein Psychater sagt, ein wellenförmiger Verlauf ist die Regel.
Wenn wie heute wieder ein absolut mieser Tag ist, denkte ich auch, es hört nie wieder auf. Die Stimme im Kopf sagt: Das schaffst du nicht noch mal. Mein Mann wird mich verlassen. Ich kann nicht wieder arbeiten. Ich bin eine Last für Freunde und Familie.
Dann hilft mir ein Realitätscheck. Wo ist der Beweis, dass es wirklich so ist? Ich sage mir dann, du kannst aktuell nicht richtig fühlen und urteilen. Warte ab, bis es dir wieder besser geht. Dann sieht die Welt ganz anders aus. Du musst jetzt keine lebensverändernden Entscheidungen treffen. Das hat Zeit, bis du dich wieder erholt hast. So mache ich es jedenfalls.
Franz_B
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Franz_B »

Nixe02 hat geschrieben: 7. Sep 2024, 14:52
Franz_B hat geschrieben: 7. Sep 2024, 13:55 . Ich habe Angst davor Angst zu haben, ich habe Panik ...
... und die Angst isst langsam die Seele auf.
Das Selbstbewusstsein schwindet, die Unsicherheit bestimmt das Handeln oder verhindert es, gänzlich!

Was kann dir passieren, wirklich?

Angst ... worin/wodurch besteht eine reale Gefahr, könnte sie entstehen? Jeder hat Fehler, alle kochen nur mit Wasser, auch du!
Machst du zu viel, glaubst du mehr tun zu müssen?

Ein kleines Kind zu Haus, eine mächtige Herausforderung, auch jede Menge Stress. Ich weiß, nicht alles ist soooo schön, manchmal sogar echt nervig. Doch nun hast du dem Wurm an der Backe :mrgreen: und das wird noch lange, lange so bleiben - mach' das Beste 'draus.

Was macht dir Angst, ganz konkret? Versuche die Ursache zufinden.
Natürlich passiert erstmal nichts aber die Angst fühlt sich verdammt real an. Ganz konkret macht mir Angst, dass ich die Depression nicht besiege, obwohl ich dies schonmal geschafft habe. Das ich jeden Tag kämpfen muss. Dass mein Leben in einer grausamen Langsamkeit an mir vorbeizieht.

Ich weiß, dass ich mir da nur selber raushelfen kann, aber ich habe keine Kraft mehr, zumindest meistens. Daher hoffe ich darauf, dass die Medikamente mich zumindest dabei unterstützen.
Franz_B
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Franz_B »

Anna72 hat geschrieben: 7. Sep 2024, 15:09
Hallo Franz,

Meine letzte Depression ist 2 1/2 Jahre her und hat etwa 6 Monate gedauert. Wobei die guten Tage immer mehr und die schlechten Tage immer weniger geworden sind. Es ist eben ein Prozess mit Höhen und Tiefen. Mein Psychater sagt, ein wellenförmiger Verlauf ist die Regel.
Wenn wie heute wieder ein absolut mieser Tag ist, denkte ich auch, es hört nie wieder auf. Die Stimme im Kopf sagt: Das schaffst du nicht noch mal. Mein Mann wird mich verlassen. Ich kann nicht wieder arbeiten. Ich bin eine Last für Freunde und Familie.
Dann hilft mir ein Realitätscheck. Wo ist der Beweis, dass es wirklich so ist? Ich sage mir dann, du kannst aktuell nicht richtig fühlen und urteilen. Warte ab, bis es dir wieder besser geht. Dann sieht die Welt ganz anders aus. Du musst jetzt keine lebensverändernden Entscheidungen treffen. Das hat Zeit, bis du dich wieder erholt hast. So mache ich es jedenfalls.
Ich habe bei mir aktuell das Gefühl, nur schlechte Tage zu haben. Daher ist es echt hart, daran zu glauben, dass auch wieder ein guter Tag kommt. Das was du so schreibst, hört sich genau nachdem an, was ich auch gerade durchmachen. Es tut gut zu hören, das ich nicht alleine bin. Vor allem dieser wellenförmigen Verlauf verunsichert mich total, da ich immer dachte, es müsse doch bei einer Besserung weiter bergauf gehen.
Nixe02
Beiträge: 70
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Nixe02 »

Natürlich passiert erstmal nichts

aber die Angst fühlt sich verdammt real an.
Angst ist immer real! Egal, ob vor Spinnen, vor Kankheiten oder sonst was. Doch wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist das, das es auch eintritt, wovor ich mich fürchte?
Erhalte ich die Angst am Leben oder entziehe ich der Angst die Nahrung?
Hier im Forum liest man leider sehr selten von Erfolgsgeschichten, doch es gibt sie, sogar zu Tausenden.
Leider nehmen wir Menschen zu gern an, das es nur noch schlimmer werden kann und das macht noch mehr Angst.

Du hängst gerade mächtig in einem Tief - warum soll das so bleiben? Tabletten, Gespräche helfen, lenken ab, bringen dich auf andere Gedanken.
Die Angst wohnt doch in deinen Gedanken. Du hast doch kein körperliches Defizit oder eine reale Bedrohung.

Bei mir war es der anstrengende Job, der machte mich krank und da ich alles exzellent verdrängte, blieb das auch lange so, bis gar nichts mehr ging.
Ich kommunizierte nicht bis wenig, ich fraß alles in mich hinein, das machte mich krank.
GuntherBandel
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von GuntherBandel »

Franz_B hat geschrieben: 7. Sep 2024, 14:02
GuntherBandel hat geschrieben: 7. Sep 2024, 12:39 Hallo Franz,

mir geht es ähnlich. An manchen Tagen geht mir
jegliche Hoffnung aus. Ich habe drei wunderbare Kinder.
Manchmal schafft es die Kleine auch, mich etwas
aus dem Tief zu holen.
Ich habe Venlafaxin ganz langsam abgesetzt im Rücksprache mit meiner Therapeutin. Als Bedarf habe ich Pipamperon.
Ich fürchte, dass ich bald wieder mit einem AD
anfangen muss, da es ohne scheinbar auch nicht
wirklich geht.
Meine Ehe steht vor dem Aus.
Ich bin es aber leid, immer der ungenügende Part
zu sein. Das halte ich nicht aus auf Dauer.

VG und alles Gute.
G.
Hallo GuntherBandel,

wie alt sind denn deine Kinder? Mein Sohn ist 3 Jahre alt und ich liebe ihn über alles. Trotzdem fällt es mir sehr schwer, diese Gefühle zuzulassen, weil die Depression alles überschattet. Meine Ehe leidet auch sehr, doch noch steht meine Frau zu mir. Ich kann manchmal gar nicht verstehen warum eigentlich. Ich rede nur über mich und wie schlecht es mir doch geht.
Hallo Franz,

meine Kinder sind 5w,12w und 15m

Viele Grüße
G.
Mario81
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Mario81 »

Hallo Franz.

Dieses Auf und Ab ist leider völlig normal...
An guten Tagen dachte ich, ich bin wieder gesund. Alles super. An schlechten Tagen dachte ich komme da nie raus und konnte mich nicht an die guten Tage erinnern, obwohl es gestern war...

Ich hab es dann aufgegeben, nach dem Grund zu suchen, warum es heute gut und gestern schlecht war. Ich hab nichts anders gemacht... es ist einfach so... Den Grund zu suchen kostet sinnlos Kraft... akzeptieren hat mir am besten geholfen. Was an den schlechten Tagen natürlich nicht immer funktioniert...

Alles Gute für dich.

Liebe Grüße Mario
"Egoismus besteht nicht darin, zu leben, wie man möchte; sondern darin, von anderen zu verlangen dass sie leben, wie man es möchte"

Oscar Wilde
Franz_B
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Franz_B »

Nixe02 hat geschrieben: 7. Sep 2024, 19:10
Bei mir war es der anstrengende Job, der machte mich krank und da ich alles exzellent verdrängte, blieb das auch lange so, bis gar nichts mehr ging.
Ich kommunizierte nicht bis wenig, ich fraß alles in mich hinein, das machte mich krank.
Auslöser der aktuellen Depression war bei mir auch ziemlich sicher der Job. Hab eine Arbeitsgruppenleitung übernommen, meine Doktorarbeit fertig gemacht, diverse Projektanträge geschrieben und an einer wissenschaftlichen Fachpublikation gearbeitet. Und das alles gleichzeitig und noch dazu mit einem Kleinkind. Aktuell arbeite ich auf Sparflamme, die Doktorarbeit ist geschafft und die Publikation kurz vor der Veröffentlichung. Ich war drei Wochen krankgeschrieben und hatte danach drei Wochen Urlaub. Besser geht es mir dadurch leider nicht. Jede E-Mail, jedes Meeting und jede Arbeitsaufgabe schaffe ich nur unter größter Anstrengung und das, obwohl ich von Zuhause aus arbeite. Ich mache nur das Nötigste und arbeite maximal 2 bis 3 Stunden am Tag, doch selbst das schaffe ich kaum. Und dann ist da noch die Kinderbetreuung und der Haushalt, welche eigentlich kein Problem sind, wenn ich gesund bin. Doch in der Depression ist einfach alles zu viel.
Nixe02
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Registriert: 6. Jun 2024, 14:59

Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Nixe02 »

Hallo Dr. Franz_B, :mrgreen:

der Job + Kind + Haushalt + auch noch Zuhause - verzeih' meine Offenheit: doch da wunderst du dich, dass die Luft 'raus ist?
Was kannst du tun? Kannst du etwas tun, etwas verändern?

Ich ignorierte alle Warnsignale, ich schaffte das, ich war stark, ich funktionierte ... bis gar nichts mehr ging und ich völlig neben der Spur war und zwar richtig!!!
Marielouise
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Marielouise »

Hallo Franz_B

Ich kann Deinen aktuellen Zustand ziemlich gut nachvollziehen. Mir geht es seit Ende Juli ähnlich wie Dir. Bei mir sind die Angstzustände + Hoffnungslosigkeit morgens (ca. ab 7/8 Uhr) extrem schlimm. Erst zum Abend hin (21/22 Uhr) wird alles etwas erträglicher. Man nennt das wohl auch "Morgentief". Bei vielen Depressiven ist es wohl morgens am Schlimmsten und nimmt im Verlauf des Tages dann ab. Bei mir dauert es leider bis zum späten Abend 😏 So ein "wellenförmiger" Zustand/Verlauf scheint tatsächlich sehr oft vorzukommen.

Für mich ist es aktuell die zweite heftige Depression. Die Erste hatte ich 2017 und es dauerte 2 Jahre, bis es mir konstant besser ging. Bei mir ist der Auslöser ein schlimmer Tinnitus, der mich seit 2010 begleitet, immer heftiger wird & gegen den es leider überhaupt keine kausale Therapie gibt. Man kann ihn weder lindern oder gar heilen, noch findet sich irgendeine zu behandelnde Ursache. Als er kam, war ich 27 Jahre jung, hatte mein Leben vor mir - alles kam durch ihn anders und ich bin frustriert und wütend darüber, mein Leben eigentlich nicht wirklich leben zu können.

Morgen geht es zum HA und dann schaue ich mal, wie es ggf. mit Medikamenten aussieht.
Franz_B
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Registriert: 6. Sep 2024, 09:57

Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Franz_B »

Mario81 hat geschrieben: 7. Sep 2024, 20:09 Hallo Franz.

Dieses Auf und Ab ist leider völlig normal...
An guten Tagen dachte ich, ich bin wieder gesund. Alles super. An schlechten Tagen dachte ich komme da nie raus und konnte mich nicht an die guten Tage erinnern, obwohl es gestern war...

Ich hab es dann aufgegeben, nach dem Grund zu suchen, warum es heute gut und gestern schlecht war. Ich hab nichts anders gemacht... es ist einfach so... Den Grund zu suchen kostet sinnlos Kraft... akzeptieren hat mir am besten geholfen. Was an den schlechten Tagen natürlich nicht immer funktioniert...

Alles Gute für dich.

Liebe Grüße Mario
Hallo Mario,

danke für deine Antwort. Bei mir ist es ganz genauso - ich kann mich an schlechten Tagen nicht mehr an die guten Tage erinnern. Selbst wenn ich es mir aufschreibe, glaube ich mir nicht.

Wie sieht dieses akzeptieren bei dir aus? Ich kann die Depression irgendwie nicht akzeptieren.
Franz_B
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Franz_B »

Nixe02 hat geschrieben: 7. Sep 2024, 23:47 Hallo Dr. Franz_B, :mrgreen:

der Job + Kind + Haushalt + auch noch Zuhause - verzeih' meine Offenheit: doch da wunderst du dich, dass die Luft 'raus ist?
Was kannst du tun? Kannst du etwas tun, etwas verändern?

Ich ignorierte alle Warnsignale, ich schaffte das, ich war stark, ich funktionierte ... bis gar nichts mehr ging und ich völlig neben der Spur war und zwar richtig!!!
Natürlich wundere ich mich nicht. Ich weiß, dass es viel zu viel war. Ich kenne dadurch zwar den Auslöser der erneuten Phase, aber das hilft mir irgendwie nicht. Aktuell habe ich wirklich wenig Stress und trotzdem geht es eher bergab als bergauf. Das einzige was mir einfällt, ist mich wieder krankschreiben zu lassen und zwar nicht nur drei Wochen sondern länger. Mein Plan ist jetzt, dass ich versuche wieder Sport zu machen, mich abzulenken und meinem Tag irgendwie Struktur zu verschaffen. Auch werde ich mich bei einer Selbsthilfegruppe anmelden. Zudem hoffe ich, dass das Amitriptylin bald eine zumindest kleine Wirkung zeigt. Ob ich das tatsächlich alles durchziehen kann, weiß ich nicht. Ich gebe mir jetzt noch eine Chance, das ganze von Zuhause aus in den Griff zu bekommen. Der nächste Schritt ist ein teilstationärer Aufenthalt in der Klinik.
Mario81
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Mario81 »

Hallo Franz.

Wie das Akzeptieren aussieht... hab lange dafür gebraucht.
Da ich es nicht ändern kann... was bleibt mir übrig? Ich versuche das Beste draus zu machen.
Ich hatte Verhaltenstherapie, war in der Tagesklinik, war zur Reha und mache gerade Tiefenpsychologie... mir geht's insgesamt besser. Es hat mich auch alles weiter gebracht. Aber trotzdem ist die Depression allgegenwärtig. Es gibt immer noch schlechte Tage und ich weiß nicht warum. Ich wache früh auf uns es ist einfach so.
Mein größtes Problem ist die Gefühlslosigkeit. Ich meine ... es ist so... ich bin anwesend, aber irgendwie bekomme ich nichts mit. Ich kann lachen, reden,... aber am nächsten Tag... ich kann mich kaum erinnern was den Tag vorher war. Emotionen? Was ist das? Traurigkeit kenne ich und Verzweiflung, aber die "positiven" Emotionen... Fehlanzeige.
Ich nutze immer die Skala bis 10, wo die 10 Spitzenmäßig ist. Ich schwanke meist zwischen 4-5. Selten eine 3, selten eine 6...
So kann ich die Stimmung noch am besten beschreiben. Weil ich sonst keine Ahnung hab, wie es mir geht...
Im Endeffekt nehme ich es hin. Es ist aushaltbar... ich weiß das es mir schon wesentlich schlechter ging. Deswegen ist es derzeit ok. Gut kann ich nicht sagen...
Vielleicht erwarte ich auch zuviel... keine Ahnung.

Ich hoffe ich konnte bissl helfen.

Liebe Grüße Mario
"Egoismus besteht nicht darin, zu leben, wie man möchte; sondern darin, von anderen zu verlangen dass sie leben, wie man es möchte"

Oscar Wilde
Aurelia Belinda
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallöchen zusammen...

Die Akzeptanz ist m. E. nach ein wichtiger Bestandteil. Ähnlich wie Mario es beschreibt, ergeht es mir auch, an "guten" Tagen, kann man sich kaum vorstellen, das es wieder total abrutscht, versteht all die Gedanken und das Empfinden der schlechten Phasen nicht mehr.
Wenn ich von guten Tagen rede, spreche ich von einer Rarität. Weshalb die Akzeptanz die einzige Rettung war.

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Nixe02
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Nixe02 »

Akzeptieren... heißt doch nicht nur erkennen, dass es so ist, wie es momentan ist, sondern auch auch etwas ändern, den Druck 'rausnehmen ... wieder 'runterzukommen, sich von seinem panikartigen Zustand lösen, sich bewusst machen, dass man es schafft, wenn's geht ohne ständigen Kampf gegen sich selbst, einfach gesagt, es gelassener zu nehmen, meinetwegen auch hinzunehmen, dass es so ist.
"Beruhigungsmittel" helfen da sicherlich, doch wenn ich mein Denken, meine Ansprüche, Anforderungen, Maßstäbe nicht ändere, ggf. Abstriche mache, wird sich nur tempörar etwas ändern und dann immer wiederkommen, vielleicht auch wellenförmig.

Wie wird man gelassener? Nimmt sich nicht alles sooo zu Herzen, so ernst? ... Kind, Arbeit, Partnerschaft, Haushalt - allem will man gerecht werden, das geht aber nicht, bzw. schafft es nicht, so wie man es sich das vorstellt.
Selbst wenn man drei Wochen sich kankscheiben lässt oder sechs, wenn man anschließend wieder so weiter macht wie bisher, wird es auch wieder wie bisher.
Was kann man also ändern?
Nixe02
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Registriert: 6. Jun 2024, 14:59

Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Nixe02 »

Gelassener bleiben ... das schaffe ich auch selten. Zwar nehme ich mir das immer wieder vor ... aber!
Ich mache mir immer selbst Stress, völlig unnötig, werde dann ungeduldig, das verursacht noch mehr Stress, daraus folgt, ich werde immer unruhiger und schaffe noch weniger bis gar nichts, das wiederum hebt nicht gerade meine Stimmung.
Ich mache mir oft einen Plan, versuche eine Struktur zu schaffen, doch beim kleinsten Stressanzeichen werde
ich unaufmerksam, schusselig und bringe meine Stuktur völlig durcheinander.
Aurelia Belinda
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Aurelia Belinda »

Akzeptieren, heißt für mich zuerst mal, den Ist - Zustand annehmen mit all seinen Unannehmlichkeiten.
Ohne ständig zu hadern.
Das für sich alleine, ist ja oft schon eine Herausforderungen für manch einen.
Da, geht's ja dann um Akzeptanz der geringen Leistungsfähigkeit. Solange es "nur" um diese geht, das ist die eine Geschichte. Schwierig wird's dann, wenn es um soziale Kontakte z. B. geht, wenn hierfür die Kapazitäten nicht mehr ausreichend sind, nichts mehr schönes möglich ist, sei es Treffen mit Menschen, Unternehmungen, Abwechslung eben...
Gelassenheit sich antrainieren ist möglich, so meine Erfahrung, es bedarf hierfür immer wieder den Blick auf das wesentliche, fernab vom Trubel der Weltgeschichte...
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Franz_B
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Re: Die Depression ist wieder da

Beitrag von Franz_B »

Danke euch allen für die Antworten. Ich werde versuchen die Depression bzw. die schlechten Phasen mehr zu akzeptieren. Ob ich das schaffe, kann ich aktuell nicht sagen. Es ist schwer einen Zustand der Sinnlosigkeit und der Hoffnungslosigkeit hinzunehmen, doch es wird bestimmt irgendwann besser werden. Ich habe es schon mal geschafft, ich weiß nur nicht mehr wie.

Heute habe ich mich seit langem wieder mal aufgerafft und mich beschäftigt. Habe einiges im Haushalt erledigt und war mit meiner Frau den Wocheneinkauf erledigen. Danach habe ich mich etwas ausgeruht und auf einmal ging es mir tatsächlich seit einer gefühlten Ewigkeit wieder besser. Ich hatte mindestens drei gute Stunden mit meiner Familie und das ganz ohne Beruhigungsmittel. Ich hoffe, ich finde auch morgen wieder die Kraft zu kämpfen.
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