Angst „nicht krank genug“ zu sein

Antworten
Der Glückspilz
Beiträge: 2
Registriert: 27. Aug 2024, 16:33

Angst „nicht krank genug“ zu sein

Beitrag von Der Glückspilz »

Hallo!

Ich (33, w.) bin ganz neu hier und wurde erst kürzlich mit einer mittelgradigen depressiven Episode und einer undifferenzierten Somatisierungsstörung diagnostiziert. Mir geht es im Moment ganz in Ordnung, bin zwar krankgeschrieben aber schaffe es mich um meine beiden Kleinkinder (3,4 J.) zu kümmern und mir etwas zu essen zu machen. Das sah vor zwei Wochen noch anders aus. Letzte Woche hatte ich eine Art Rückfall und bin wieder in diese Panik verfallen und war wieder sicher schwer an einer körperlichen Erkrankung erkrankt zu sein. Da ging es mir ziemlich mies. Da ich an dem Tag darauf aber meine erste Therapiesitzung hatte, war ich gezwungen mich aufzuraffen und überraschenderweise ging es mir danach schon besser, weil ich wusste, dass es „weitergeht“. Die Therapeutin hatte angeregt, dass ich über eine stationäre Behandlung in einer psychosomatischen Reha oder Klinik nachdenken soll. Da liegt nun aber das Problem: Bin ich wirklich krank genug für eine stationäre Behandlung? Es geht mir nicht dauerhaft super schlecht, wenn mein Mann und meine Kinder da sind, funktioniere ich gut. Ich hatte sogar Momente, wo ich nicht unglücklich und desinteressiert war, hatte sogar teilweise Appetit. Die Probleme tauchen erst auf wenn ich alleine bin, dann bin ich dermaßen antriebslos, nichts macht mir Freude und alles erscheint schwer und sinnlos.

Bin ich wirklich psychisch krank oder ist das nur eine der vielen „Erkrankungen“, die ich mir einrede? Ist es normal manchmal zu denken man würde alle täuschen und es würde einem doch gar nicht so schlecht gehen? Ich fühle mich schuldig weil sich alle so viele Gedanken um mich machen und ich nicht 24/7 stark depressiv im Bett liege. „Darf“ ich überhaupt gute Laune haben? Ist das normal, das man sich nicht krank genug fühlt? War es nur ein „kleiner“ Zusammenbruch und ich bemühe ein System, dass sich um schwerere Fälle kümmern sollte?

Ich hoffe das war jetzt nicht ganz so wirr wie es sich in meinem Kopf anfühlt.

Beste Grüße
curly2
Beiträge: 10
Registriert: 14. Okt 2022, 07:02

Re: Angst „nicht krank genug“ zu sein

Beitrag von curly2 »

Liebe Glückspilz,
willkommen im Forum.
Ich lese hier meistens eher nur mit, aber ich wollte dir kurz schreiben, dass ich die Gedanken, nicht krank genug zu sein, sehr gut kenne.
Mittlerweile glaube ich, dass es in der Depression 'normal' ist, so zu denken.
Du hast eine ärztliche Diagnose bekommen und darauf darfst du schon vertrauen.
Sicherlich bekommst du bald noch mehr Antworten hier.
LG Curly
Mariesa
Beiträge: 32
Registriert: 21. Apr 2024, 23:28

Re: Angst „nicht krank genug“ zu sein

Beitrag von Mariesa »

Liebe Glückspilz,
ich habe eine rezidivierende Depression verbunden mit Angststörungen.
Aufgrund der Angst habe ich auch mal den Notarzt rufen müssen. Darüber habe ich in der Klinik mit meiner Ärztin gesprochen. Denn ich habe mich geschämt und war der Meinung, ich habe richtigen Notfällen den Arzt sozusagen weggenommen. Sie hat mich lange angeschaut und mir dann gesagt, das eine Depression eine schwere Krankheit ist. Und ob ich der Meinung bin, das andere Menschen mit einer schweren Krankheit den Arzt nicht verdient haben. Also so sinngemäß, ich bekomme es nicht mehr ganz zusammen. Jedenfalls bin ich ins Grübeln gekommen und zu dem Entschluss, klar habe ich jedes Recht auf einen Arzt. Denn auch ich habe eine schwere Krankheit.
Ich liege auch nicht den ganzen Tag, manchmal komme ich schwer aus dem Bett aber ich bin noch relativ gut dabei bei Hausarbeit usw. Trotz schwerer Episode. Und ich lache so furchtbar gern. Ich wünschte, ich könnte mehr lachen. Aber die Leute trauen sich nicht bei mir. Außer meine beste Freundin, zum Glück. Also wenn Du lachen kannst, dann freu Dich drüber und lass es zu.
In der Psychiatrie habe ich übrigens anfangs gedacht, ich bin nicht so krank wie die anderen Leute dort und ich gehöre dort nicht hin. Die Krankheit überlistet einen gern und oft.
Deshalb habe Vertrauen zu den Ärzten 😊
Ich wünsche Dir alles Gute.
Mariesa
Franzi_2
Beiträge: 29
Registriert: 8. Jan 2024, 22:21

Re: Angst „nicht krank genug“ zu sein

Beitrag von Franzi_2 »

Liebe Glückspilz,
mir ging es haargenau so wie dir. Ich habe funktioniert und zwischendurch ging es mir auch mal besser. Ich war auch lange der Meinung, dass ich kein Recht auf Therapie habe, weil ich sonst jemand „richtig“ krankem den Platz weg nehme. Wie Mariesa schreibt, habe auch ich in der Klinik gedacht, dass ich nicht so krank bin wie die anderen. Hatte ständig Angst, dass sie mich nach Hause schicken, weil ich nicht krank genug für eine Klinik bin. Obwohl mir das im Vorfeld verschiedene Ärzte empfohlen haben. Und auch die Therapeutin in der Klinik hat versucht mir klarzumachen, dass sie mich nicht aufgenommen hätten, wäre es nicht notwendig.
Auch jetzt ein Jahr nach der Klinik zweifle ich noch oft, ob die Krankschreibung, die Therapie überhaupt notwendig sind. Oder ob ich übertreibe. Sprich mit deinem Therapeut offen darüber. Vlt kann er dir die Angst etwas nehmen.
Irgendwo hatte ich mal von nem Therapeuten gelesen: Ich brauche auch die „leichten“ Fälle. Ich kann mich nicht den ganzen Tag nur mit besonders schweren Fällen beschäftigen.
Ich bin dann vlt einer dieser weniger schweren Fälle, der dem Therapeuten mal ne Verschnaufpause verschafft.

Nimm die Angebote trotz Zweifel war. Ich fühle mich oft immer noch wie ein Hypochonder, aber die Klinik und die Therapie haben schon sehr viel Verbesserung in mein Leben gebracht. Und das ist das Wichtigste.
Schattenspieler62
Beiträge: 8
Registriert: 9. Aug 2024, 14:54

Re: Angst „nicht krank genug“ zu sein

Beitrag von Schattenspieler62 »

Hallo (Mein erster Kommentar!),

interessant finde ich an Deiner Erzählung, dass Du immer dann ins mentale Schwanken kommst wenn Dein Mann nicht da ist. (Wenn ich das richtig verstanden habe). So ist es doch gut, dass Du bereits eine Therapie begonnen hast. Vielleicht kannst Du das Thema da vertiefen? Was sind die tieferen Ursachen für solche Stimmungsschwankungen?
Allegretto
Beiträge: 209
Registriert: 5. Nov 2019, 18:15

Re: Angst „nicht krank genug“ zu sein

Beitrag von Allegretto »

Mühe umsonst-hat nicht interessiert. Deswegen gelöscht.
Zuletzt geändert von Allegretto am 5. Sep 2024, 21:56, insgesamt 1-mal geändert.
Nixe02
Beiträge: 62
Registriert: 6. Jun 2024, 14:59

Re: Angst „nicht krank genug“ zu sein

Beitrag von Nixe02 »


Nimm die Angebote trotz Zweifel war.
Hallo Glückspilz,

nimm' alle Angebote wahr!!!
Ob du Hypochonder oder einfach nur k.o. bist, sei dahingestellt - Dir geht es nicht gut, nimm' jede Hilfe die du bekommen kannst!

Psychisch krank - wo fängt das an, wo hört das auf?

Ich kenne diese Überlegungen von mir selbst, auch die Scham und Unsicherheit die damit verbunden ist ... oder soooo schlimm ist's ja nun doch wieder nicht.

Egal! Gehe zum Arzt und bilde dir selbst eine Meinung.

Tu's für Dich oder deine Kinder!
Antworten