Erwischt?

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Theo_dora
Beiträge: 4
Registriert: 25. Aug 2024, 18:14

Erwischt?

Beitrag von Theo_dora »

Hallo Alle,
ich habe mich angemeldet und bin hier. Was ich jetzt schreiben soll weiß ich gerade nicht.
Bis vor 6 Monaten ca. dachte ich noch dass das Thema Depression in meinem Leben nicht vorkommt.
Betroffen ist mein Schwiegersohn, ich habe das jedoch nicht gewusst weil meine Tochter nichts sagte.
Hätte ich etwas merken müssen? Mich begleitet gerade eine Unsicherheit, die ich bisher auch noch nie kennengelernt hatte.

Grüße Thea
mime
Beiträge: 1315
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Erwischt?

Beitrag von mime »

Hallo Theo_dora,

was genau verunsichert dich denn gerade?

Dass du von der Depression deines Schwiegersohns bisher nichts gemerkt hast, ist in meinen Augen nichts Ungewöhnliches (zumal du von deiner Tochter nicht informiert wurdest). Die Depression kann "viele Gesichter haben", manche sind extrem Traurig, bei anderen können schnelle Gereiztheit / Aggression ein Thema sein, Unkonzentriertheit, Schlafstörungen, Pessimismus können beispielhafte Begleiterscheinungen sein.

Außerdem: nicht jedem/jeder merkt man die Depressionserkrankung an; man merkt höchstens im öfteren, direkten Kontakt, dass etwas anders ist als vorher; weil derjenige z. B. mehr zurückgezogen ist als früher, oder unkonzentrierter (am Arbeitsplatz können solche Dinge eher auffallen als im Privaten) etc.

Wie hast du denn letztendlich von der Erkrankung deines Schwiegersohns erfahren?

Bist du ggf. verunsichert, wie du mit deinem Schwiegersohn umgehen sollst?

Kannst du mit deiner Tochter darüber reden?

Manche Betroffene wollen nicht, dass ihre Depression bekannt wird. Sollte das der Fall sein, ist es natürlich nicht so einfach, weil man nicht offen über alles sprechen kann.

LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Theo_dora
Beiträge: 4
Registriert: 25. Aug 2024, 18:14

Re: Erwischt?

Beitrag von Theo_dora »

Mein Schwiegersohn hat sich quasi über Nacht zurückgezogen, kam nicht mehr zu gemeinsamen Essen, Geburtstagen usw. Ich dachte dass evtl. etwas vorgefallen ist was ihn verärgert hat. Wenn er kam dann war er abwesend, hat sich nicht unterhalten und sie sind auch meist schnell wieder gegangen. Ich muss leider zugeben, dass ich das als Laune von ihm abgetan habe. Meine Tochter entschuldigte es mit Stress, große Verantwortung, Auslandsaufenthalte, usw. Ich konnte das auch nachvollziehen, da beide einen Beruf haben der mit sehr viel Verantwortung verbunden ist. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll und nein mit meiner Tochter kann ich nicht darüber reden, sie spricht darüber mit mir nicht.
Suchende2
Beiträge: 1373
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Erwischt?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Theo_dora,

Du hattest keinen Grund an den Angaben Deiner Tochter zu zweifeln. Deshalb konntest Du nichts merken.
Und Deine Tochter hat anscheinend den Wunsch Deines Schwiegersohns respektiert, nicht sofort seine Gesundheitsdaten weiterzugeben.

Frage doch einfach Deine Tochter, wie Du sie und Deinen Schwiegersohn unterstützen kannst.
Habe ein offenes Ohr für sie, wenn sie es braucht.

Alles Gute,
Suchende
Theo_dora
Beiträge: 4
Registriert: 25. Aug 2024, 18:14

Re: Erwischt?

Beitrag von Theo_dora »

Das ist richtig, damals konnte ich vielleicht nichts merken. Vielleicht hätte ich aber etwas merken können? Über Nacht hat er sich verändert, meine Tochter auch und gemerkt habe ich nichts. Ich habe sie gefragt. Es kam aber keine Antwort.
Nixe02
Beiträge: 62
Registriert: 6. Jun 2024, 14:59

Re: Erwischt?

Beitrag von Nixe02 »

Mit meiner Mutter sprach ich die letzten Jahre auch kaum noch. Ich wollte es nicht.

Es ist nichts (Besonderes) vorgefallen, es ist über die Jahre gewachsen, ich versuchte immer ein freundschaftliches, ebenbürtiges Verhältnis zu ihr aufzubauen, es gelang mir nicht.

Immer wurde ich wie ein Kind behandelt, kein großes! Es waren die vielen Kleinigkeiten, die vielen kleinen Missachtungen, die Ignoranz meiner Wünsche nach Akzeptanz ... eigentlich waren es oft/immer Nichtigkeiten, jedoch über die Jahre wurde ich, nur meiner Mutter gegenüber, immer verschlossener, ich verlor die Achtung, ich mied sie regelrecht - das gebot mir die/meine Freundlichkeit.
Sul
Beiträge: 444
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Erwischt?

Beitrag von Sul »

Theo_dora hat geschrieben: 27. Aug 2024, 20:46 Das ist richtig, damals konnte ich vielleicht nichts merken. Vielleicht hätte ich aber etwas merken können? Über Nacht hat er sich verändert, meine Tochter auch und gemerkt habe ich nichts. Ich habe sie gefragt. Es kam aber keine Antwort.
Hallo Theo_dora,

willkommen im Forum!

Was wäre denn anders, wenn du es (früher) gemerkt hättest?

Die Diagnose "Depression" ist für die meisten erst einmal ein Schock, aber Depressionen sind gut behandelbar. Hab Vertrauen in deine Tochter und in deinen Schwiegersohn.

Viele Grüße, Sul
Franzi_2
Beiträge: 29
Registriert: 8. Jan 2024, 22:21

Re: Erwischt?

Beitrag von Franzi_2 »

Hallo Theo_dora,
plagt dich gerade das schlechte Gewissen?
Oder plagt es, dass du das Gefühl hast, dass deine Tochter dir nicht vertraut?
Was erwartest du von diesem Forum?

Schlechtes Gewissen: Du hast es gemerkt. Du hast gemerkt, dass etwas anders ist. Du hast nachgefragt. Mehr kannst du nicht machen. Mehr liegt nicht in deiner Macht.

Vertrauen: Es kann viele Gründe haben, warum deine Tochter bei deinen Nachfragen „gelogen“ hat. Zum einen sind die genannten Gründe nicht unbedingt falsch, sondern eben nur die halbe Wahrheit. Vlt wollte dein Schwiegersohn einfach nicht, dass andere von der Krankheit erfahren. Und deine Tochter hat sich daran gehalten. Vlt vermutet deine Tochter, dass du mit dem Thema Depression nicht gut umgehen kannst. Vlt ist deine Tochter gerade selbst überfordert und versucht zurecht zu kommen und kann den zusätzlichen familiären Druck nicht auch noch brauchen. Oder ein ganz anderer Grund.

Erwartung: Diese Frage ist ernst gemeint. Möchtest du dich über Depression informieren? Über den Umgang mit Menschen mit Depressionen? Warum hast du dich hier angemeldet? Wir können wir dir helfen?

Ich kann total verstehen, dass es dich verunsichert, dass deine Tochter so wenig Vertrauen hat. Ich denke, meiner Mutter geht es ähnlich. Sie sagte auch am Anfang, als ich es ihr erzählt habe, dass sie so wenig von uns mitbekommt und es nicht gemerkt hat. Meine Mutter fragt mich aber auch jetzt nie, wie es mit geht, wie es mit der Arbeit läuft etc.
Ich persönlich würde mir wünschen, dass sie von sich aus nachfragt. Natürlich erzähle ich trotzdem nur so viel, wie icu in dem Moment kann. Aber durch das häufigere Nachfragen würde sie mit der Zeit ein Bild bekommen. Du darfst deiner Tochter auch ruhig sagen, dass du denkst, dass sie dir nicht vertraut oder warum sie es nicht gesagt hat. Fragen sind erlaubt. Deiner Tochter ist es dennoch erlaubt, auf die Fragen nicht zu antworten.

Rein aus Neugier: Wie hast du denn von der Depression erfahren?

Liebe Grüße
Franzi
Theo_dora
Beiträge: 4
Registriert: 25. Aug 2024, 18:14

Re: Erwischt?

Beitrag von Theo_dora »

Hallo Franzi,
ich bin ehrlich. Ja, ich möchte mich über Depression informieren und auch über den Umgang mit Menschen mit Depressionen. Kann man das überhaupt? Ich stehe ganz am Anfang, da ich (wie bereits zu Beginn geschrieben) dachte, Depression kommt in meinem Leben nicht vor. Punkt. Das mag sehr hart klingen, aber so war das. Es hat mich überrollt, über Nacht. Manchmal denke ich mir boaaahhhh eyyyy klar, wieso hast du das nicht gemerkt? Klar ist aber nichts. Gestern Abend habe ich mit meiner Tochter telefoniert. Sie hat mich darum gebeten ihr Zeit zu geben. Ich hätte das immer verstanden und jetzt baut sie darauf. Zeit wofür? Warum ihr? Er ist krank. Seit gestern hat sich etwas verändert bei mir. Mein Schwiegersohn ist schuld. Man kann es sich so einfach machen.
Davon erfahren habe ich mehr oder weniger zufällig. Das ist eine lange Geschichte, die aber erst vor kurzem bei mir angekommen ist.
Franzi_2
Beiträge: 29
Registriert: 8. Jan 2024, 22:21

Re: Erwischt?

Beitrag von Franzi_2 »

Hallo Theo-dora,
wie oben schon erwähnt: Du hast es gemerkt. Man hat dir nur nicht die Chance gegeben es zu verstehen. Man merkt eine Depression nicht à la: der hat eine Depression, sondern eben die von dir und anderen genannten Anzeichen können eine Depression vermuten.

Woran ist dein Schwiegersohn schuld? Was meinst du mit: Man kann es sich so leicht machen?
Niemand, der eine akute Depression hat, macht es sich in irgendeiner Weise leicht. Ganz im Gegenteil. Man macht sich schwere Vorwürfe, hat kein Selbstbewusstsein mehr, hat kein Vertrauen mehr in sich selbst, hinterfragt ALLES, kann keine Entscheidungen mehr rational treffen. Es ist einfach elendig. Wenn einem nicht geholfen wird, dann kann das durchaus im Suizid enden. Und ich denke nicht, dass das ein „sich leicht machen“ ist. (Ok, vlt triggert mich die Aussage zu arg als Betroffene und ich bin hier nicht der richtige Ansprechpartner.)

Erst einmal ist es völlig egal, wofür deine Tochter Zeit braucht. Sie baut darauf, dass du ihr die Zeit gibst.
Sie muss nun auch erst mal mit der Situation klar kommen. Sie hat schließlich ggf „über Nacht“ einen schwerkranken Ehemann zu Hause. Hätte Krebs, würdest du vermutlich verstehen, warum sie gerade Zeit braucht. Es bleibt viel Alltägliches an ihr hängen, das er nicht mehr erledigen kann, zusätzlich braucht er ihre mentale Unterstützung, vlt hilft sie ihm dabei einen Therapeuten, Psychiater oder Klinikplatz zu besorgen. Alles Dinge, die man in einer akuten Phase nur schwer alleine bewältigen kann. Deine Tochter wird grad sehr gefordert. Gibt es Kinder? Frag sie, ob du sie irgendwo entlasten kannst. Einkäufe, Wäsche, Kinderbetreuung, Dinge regeln (keine Ahnung, TÜV, sonstiger Papierkram), vlt kommen finanzielle Sorgen dazu, wenn der Partner nur noch Krankengeld erhält und und und. Frag sie einfach alle paar Wochen, wo du ggf unterstützen kannst und wenns nur das offene Ohr ist.

Vlt bist du auch im Angehörigen-Forum besser aufgehoben. Ich zb kann nur bedingt nachempfinden, wie es meinem Mann mit meiner Krankheit geht.

Viele Grüße Franzi
DieNeue
Beiträge: 5796
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Erwischt?

Beitrag von DieNeue »

Theo_dora hat geschrieben: 29. Aug 2024, 22:46 Sie hat mich darum gebeten ihr Zeit zu geben. Ich hätte das immer verstanden und jetzt baut sie darauf. Zeit wofür? Warum ihr? Er ist krank.
Ich verstehe nicht, warum du dich fragst, weshalb du ausgerechnet ihr Zeit geben sollst. Wenn dich die Information, dass dein Schwiegersohn Depressionen hat, schon so aus der Bahn haut, was denkst du, wie es deiner Tochter damit geht? Sie muss ja auch erstmal damit zurechtkommen und sie ist noch wesentlich näher dran als du.
mime
Beiträge: 1315
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Erwischt?

Beitrag von mime »

Hallo Theo-dora,

ich bin auch über den Satz, dass dein Schwiegersohn schuld sein soll (woran?) gestolpert. Ist das deine Meinung oder die deiner Tochter?

Wenn du dich über Depressionen informieren möchtest und den Umgang mit erkrankten Personen ist das löblich, mit Schuldvorwürfen und "es sich einfach machen" wäre ich aber vorsichtig. Vielleicht liegt es an der Knappheit deiner Sätze, ich werde nicht so ganz schlau aus deiner Geschichte...

Wenn deine Tochter dich um Zeit bittet, würde ich sie ihr gewähren, auch wenn ich dich verstehen kann, dass dir die Thematik, wenn sie neu auf den Tisch kommt, unter den Nägeln brennt. Deine Tochter lebt mit deinem Schwiegersohn zusammen, sie muss sich mit der Krankheit ihres Partners auseinandersetzen und mit ihm, der sich vermutlich krankheitsbedingt verändert hat. Vielleicht braucht sie deswegen Zeit.

Du kannst dich im Internet oder auch bei der Deutschen Depressionsliga (ohne zu Chatten) informieren, wenn du zur Zeit keine Infos über deine Tochter bekommst.

VG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Nixe02
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Registriert: 6. Jun 2024, 14:59

Re: Erwischt?

Beitrag von Nixe02 »

Theo_dora hat geschrieben: 29. Aug 2024, 22:46 ... wieso hast du das nicht gemerkt? Klar ist aber nichts. Gestern Abend habe ich mit meiner Tochter telefoniert. Sie hat mich darum gebeten ihr Zeit zu geben. Ich hätte das immer verstanden und jetzt baut sie darauf. Zeit wofür? Warum ihr? Er ist krank.
Wem denn sonst, Zeit geben? Der Betoffene (deine Tochter) hat mit ihrem Liebsten ein Problem.
Meine Mama wollte sich auch immer einmischen, alles wissen und hielt mit ihren Anmerkungen nicht hintern Berg.
Ich, erwachsenes Kind, wollte das alles nicht - nun musste ich mich auch noch vor meiner Mama rechtfertigen, ihr alles erkären = damit war ich völlig überfordert! Hätte ich doch blos nichts gesagt, aus der erhofften Hilfe wurde eine zusätzliche Belastung.

Man kann es zwar gut meinen, doch wenn man nur Gegenteiliges erreicht - hilft das dann?
Suchende2
Beiträge: 1373
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Erwischt?

Beitrag von Suchende2 »

Theo_dora hat geschrieben: 29. Aug 2024, 22:46 Sie hat mich darum gebeten ihr Zeit zu geben. Ich hätte das immer verstanden und jetzt baut sie darauf. Zeit wofür? Warum ihr? Er ist krank. Seit gestern hat sich etwas verändert bei mir. Mein Schwiegersohn ist schuld. Man kann es sich so einfach machen.
Hallo Theo_dora,

Jeder Mensch hat einen anderen Umgang mit Krankheit. Und Du hast anscheinend einen anderen als Dein Schwiegersohn. Das ist o.k.
Wie sollen Dir Deine Tochter und Schwiegersohn etwas erklären, Dir Deine Bedürfnisse erfüllen, wenn sie selbst zur Zeit in einer Unsicherheit sind und sich erst langsam an die aktuelle Situation herantasten müssen. Für die Beiden ist es noch viel schwerer, als für Dich. Bitte respektiere deren Weg. Das ist für die Beiden zur Zeit der für sie beste Weg. Den müssen sie zur Zeit gehen.

Ich lese im folgenden Satz Deiner Tochter ein Vertrauen in Dich: Ich hätte das immer verstanden und jetzt baut sie darauf.

Wieso und woran ist Dein Schwiegersohn schuld?
Daran, daß er krank geworden ist? Daran, daß Deine Tochter um Zeit bittet?

Ich bin zwar im Familien- und Freundeskreis relativ schnell offen mit meiner Erkrankung umgegangen, aber nur da, wo ich davon ausging, daß ich Verständnis erhalte. Trotzdem habe ich Reaktionen wie "Du mußt nur positiv denken, dann bist Du nicht mehr krank" erhalten. Das war etwas, was ich zu dem Zeitpunkt definitiv nicht gebrauchen konnte! Und ein Teil meiner Familie ist aus gutem Grund bis heute nicht informiert.

Alles Gute,
Suchende
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