Schamgefühl

[Muli07]

Hallo ihr Lieben,

nach langer Zeit nutze ich mal wieder das Forum.
Ich habe heute eigentlich ziemlich gute Nachrichten bekommen. Über Connections bekomme ich einen Termin bei einer Psychiaterin.
Ich versuche seit Wochen mir einen Termin zu organisieren, aber ich stecke aktuell extrem Tief in meiner Depression und Angststörung, dass ich es einfach nicht schaffe.
Jetzt kam heute die helfende Hand und ich hab die Hilfe angenommen. Erst setzte auch die Freude ein und die extreme Dankbarkeit. Nur kurze Zeit später sitze ich hier und versinke im Schamgefühl, dass ich es alleine nicht schaffe mir einen Termin zu besorgen und ich auf die Hilfe anderer angewiesen bin.

Versteht mich nicht falsch, ich bin immer noch absolut dankbar, aber die Schamgefühle verschlucken mich gerade.

Wie geht ihr mit Scham um?

Ich wünsche allen einen sonnigen Tag
Muli07

[Bibutz]

Hallo Muli07,

Ich persönlich finde nicht, dass du dich Schämen müsstest. Ich finde dich sehr mutig, jemanden in dieser Situation um Hilfe bitten zu können und tatsächlich auch zu erhalten. Ich habe das auch einmal versucht, als nicht mal mehr fähig war ein Telefon in die Hand zu nehmen und habe als Reaktion nur ein : „stell dich nicht so an!“ erhalten. Da habe ich mich sehr geschämt. Daher würde ich für mich diesen Weg nicht mehr gehen.
Wenn ich ein Freund von dir wäre, wäre ich Stolz auf dich. Es gibt bestimmt einige Menschen, die froh sind helfen zu können. So müssen diese nicht tatenlos zusehen und nimmt ihnen ein Stück Hilflosigkeit dir gegenüber.
Das Gefühl auszublenden finde ich auch schwierig, ich versuche dann meistens den Blickwinkel zu ändern. Versuche mir selbst zuergründen, ob ich mir wirklich sicher bin, mich Schämen zu müssen.

LG Bibutz

[ardFR62]

Schämen ist - zumindest für mich - das falsche Wort,
da ich wirklich nicht wüsste wofür ich mich schämen sollte denn schließlich habe ich mir diese Krankheit nicht ausgesucht...
Und wenn ich um Hilfe bitten oder sie auch ungefragt bekommen würde, wäre ich glücklich...
Und wenn irgendwer sagt: Hab dich doch nicht so....oder so ähnlich) dann wäre ich wütend...
Doch die Scharm wegen dieser Krankheit kann ich bei mir nicht entdecken - auch wenn das vielleicht ungewöhnlich sein mag....

[MaWe]

Vielleicht hilft es dir, dir so gut es geht klarzumachen, dass dieses sehr starke Schamgefühl auch Teil deiner Erkrankung ist. Die Depression pumpt ja gewissermaßen alle negativen Gefühle, also auch Scham, ins Riesenhafte auf, während sie alle positiven Gefühle zu Zwergengröße schrumpfen lässt.

[Suchende2]

Hallo Muli,

hast Du das ganze schon mal umgedreht?
Wenn ein guter Freund oder Freundin von Dir so schwer erkrankt, daß er es nicht mehr schafft, sich alleine um die notwendige medizinische Hilfe zu kümmern, würdest Du ihn dann nicht (im Rahmen Deiner Möglichkeiten) unterstützen?
Und fändest Du dann, daß sich diese Person schämen müßte?
Oder wäre es für Dich selbstverständlich jemanden zu helfen, der es im moment nicht kann?

Nun zu Deiner Frage, wie ich mit Scham umgehe (ich schäme mich sehr oft!).
Mit meiner Therapeutin habe ich gerade neulich darüber gesprochen. Dabei hat sie mir den Unterschied zwischen beschämt werden und sich schämen erklärt und wir haben festgestellt, daß ich in meinem Leben sehr oft beschämt wurde und es wohl daher kommt, daß ich mich so schnell schäme.
Jetzt versuche ich bei jeder Situation herauszufinden, ob es wirklich einen Grund zum schämen gibt und versuche dann, daß mein Verstand und mein Gefühl sich auf eine gemeinsame Richtung einigen.

Alles Gute,
Suchende

[Deheteleef]

Hallo Muli,

schaue dir bitte diese Sendung an (Arte Mediathek). Sie bringt erstaunliche Erkenntnisse.

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