Heftige Absetzsymptome nach vergessener Tabletteneinnahme (Venlafaxin)

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SariLu
Beiträge: 4
Registriert: 10. Mär 2024, 17:14

Heftige Absetzsymptome nach vergessener Tabletteneinnahme (Venlafaxin)

Beitrag von SariLu »

Hallo zusammen,

ich nehme seit Januar 2018 Venlafaxin in der Dosierung von 150mg. Ich war fast 6 Jahre super stabil, bis im November durch familiäre Ereignisse ein Einbruch kam. Von da bis Februar habe ich etwa drei depressive Schübe bekommen, die ich aber nach ein paar Wochen wieder überstanden hatte. Nun ging es mir seit circa zwei Monaten wieder sehr gut und ich habe mich total stabil gefühlt - bis Dienstag, wo ich plötzlich sehr weinerlich war. Gestern kam dann der totale Einbruch, morgens war noch alles super, dann habe ich regelrechte Angstzustände, Zittern, starke depressive Gedanken bekommen, ich hatte kaum mehr Appetit und komplett verwirrt. Beim Schlafengehen ist mir aufgefallen, dass ich meine Venlafaxin nicht genommen hatte, aber ich wollte sie dann auch nicht nachnehmen, weil ich zur Nacht schon Trazodon nehme. Auch die Nacht war furchtbar mit heftigen Träumen und starkem Schwitzen. Heute morgen habe ich kaum mein Frühstück runterbekommen, stark gezittert, hohen Puls und Verdauungsprobleme gepaart mit Verwirrtheit und depressiven/angstvollen Gedanken. Ich habe meiner Psychiaterin eine Mail deshalb geschrieben und sie sagte, dass das beim plötzlichen "Absetzen" von Venlafaxin vorkommen kann. Ich finde das ziemlich heftig, denn bisher hatte ich hauptsächlich mit Brainzaps zu kämpfen, wenn ich die Einnahme mal vergessen hatte. Aber einen so heftigen Einbruch, auch psychisch, habe ich noch nie erlebt.

Hat jemand von euch schon mal Erfahrung damit gemacht?
Ephemera
Beiträge: 107
Registriert: 10. Jan 2022, 19:31

Re: Heftige Absetzsymptome nach vergessener Tabletteneinnahme (Venlafaxin)

Beitrag von Ephemera »

Hallo,

ich hoffe, es hat sich nach der Einnahme der nächsten Tablette schon wieder weitgehend beruhigt?

Ich habe das Venlafaxin (225 mg) einmal morgens vergessen. Also an dem Tag habe ich einfach alle Tabletten vergessen, auch Schilddrüsenhormone…

Ich war ab Mittags zu nichts mehr zu gebrauchen, extrem unruhig… eine Flut negativer Gedanken… ein merkwürdiges konstantes Gefühl von Depersonalisstion/Derealisation.
Mir ist es auch erst abends beim Einnehmen der Medikamente aufgefallen, dass die für den Morgen noch friedlich im Behälter lagen. Und ich war sehr froh, eine Erklärung für den Verlauf des Tages gefunden zu haben. Habe dann eine 150 mg (hatte ich noch da) abends noch genommen und am nächsten Morgen wieder regulär weiter. Dann war alles wieder „wie üblich“.

Das war sicher keine schöne Erfahrung für Dich.
Ich habe seitdem zur Sicherheit eine „Portion“ Morgendmedikamente immer bei mir, falls mir tagsüber auffallen sollte, dass ich es am Morgen vergessen habe.
Und anfangs sogar ein Armband mit der Beschriftung „Medikamente genommen?“ weil ich das nicht nochmal erleben wollte.
SariLu
Beiträge: 4
Registriert: 10. Mär 2024, 17:14

Re: Heftige Absetzsymptome nach vergessener Tabletteneinnahme (Venlafaxin)

Beitrag von SariLu »

Vielen lieben Dank für deine Antwort, Ephemera. Körperlich ist es inzwischen schon besser geworden, psychisch…nicht besonders. Ich fühl mich depressiv und ängstlich, voll von Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen. Ich hab so Angst, dass jetzt schon wieder alles von vorn losgeht. Ich bin einfach so erschöpft.

Normalerweise habe ich auch meine Tablettenbox, sie war aber aufgrund einiger Tage voller Terminen von mir vernachlässigt worden und dementsprechend leer. Vielleicht muss ich mir jetzt auch mal einen Wecker oder so etwas stellen.
lt.cable
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Re: Heftige Absetzsymptome nach vergessener Tabletteneinnahme (Venlafaxin)

Beitrag von lt.cable »

Kenne ich auch. War dann immer seltsam fahrig und im Kopf sehr unsortiert unterwegs. Mittlerweile ist mein individuelles Vorgehen so, dass ich eine für mich kleine Dosierung (ca. 75 mg) nachnehme, sobald mir der Fehler auffällt und es möglich ist. Damit komme ich dem Mirtazapin zur Nacht nicht so sehr in die Quere (wie mit der vollen Dosis) und vermeide doch eine sehr unangenehme Nacht. Schadensbegrenzung, denn merken werde ich das dann immer.

Beste Lösung: Durch möglichst ritualisierte Abläufe zu den Einnahmezeiten (bei mir z. B. in Vorbereitung und Durchführung des Frühstücks) und einen relativ festen Platz der Medikamenteneinnahme im Prozedere ein Vergessen so unwahrscheinlich wie möglich machen.
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
niri76
Beiträge: 103
Registriert: 26. Aug 2022, 10:06

Re: Heftige Absetzsymptome nach vergessener Tabletteneinnahme (Venlafaxin)

Beitrag von niri76 »

Hallo!

Mir ging es mit Prometazin ähnlich.
An einem Mittag vergessen und ab dem Nachmittag war ich nicht mehr zu gebrauchen. Starke Unruhe. Zittrig.
Habe sie auch nicht nachgenommen. Da ich am Abend auch noch Quetipain und Trimipamin nehme.
War aber echt ehrlich geschockt, wie sich das ausgewirkt hat.

Grüße
niri76
Nairobi33
Beiträge: 2
Registriert: 24. Jul 2024, 20:41

Re: Heftige Absetzsymptome nach vergessener Tabletteneinnahme (Venlafaxin)

Beitrag von Nairobi33 »

Hallo,
Ich bin neu hier im Forum und würde mich gerne direkt mal einklinken, denn ich hab dieses Jahr schon 2 Absetzversuche mit Venlafaxin 150mg hinter mir, die beide mit einer Katastrophe Gescheitert sind, bin jetzt wieder auf 150mg...
Die Absetzsymptome sind der Horror, ich hatte such diese extreme Panik, von dem Moment an wo ich aufgestanden bin bis spät abends. Diese Panik war schlimmer als alle depressiven Episoden zusammen und 5 Panikattacken hintereinander wären mir lieber als DAS! Dazu kamen dann noch die üblichen Absetzsymptome wie Apettitlosigkeit, Bauchschmerzen, extreme Kreislaufprobleme, Verwirrtheit, Wahrnehmungsstörungen (Ich habe DP/DR), Schlaflosigkeit, Schüttelfrost, Albträume und schlimme Suizidgedanken. Ich kann mit allem umgehen, aber nicht mit dieser Panik... fast 2 Wochen hab ich genraucht um meine Symtome richtig zu erkennen und zu deuten...2 Wochen lang fast anhaltende Panik. mein nächster Versuch wird noch langsamer angegangen. In einer 150mg Kapsel sind 12 Kügelchen drin und ich nehme alle 4 Wochen eine Kugel weg, heisst also 12 Monate absetzen... dazu informiere ich nich gerade über cbd, cbn und cbg, da ich in Kanada lebe und es hier schon länger bei diversen Krankheiten genutzt wird. Leider kann man die Ärzte hier aber genauso vergessen wie in Deutschland... also selbst informieren... ich werde mir ätherische Öle holen und alles was nur helfen kann... ich wünsche allen die Venlafaxin absetzen nur das Beste und wenig Symptome, bitte informiert euch BEVOR ihr absetzt, selber genau um alles, natürlich sollte das ein Arzt trotzdem begleiten, aber holt euch Infos selber ein, wie hier ❤️
mime
Beiträge: 1315
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Heftige Absetzsymptome nach vergessener Tabletteneinnahme (Venlafaxin)

Beitrag von mime »

Hallo zusammen,

bei mir hatte das einmalige Vergessen von Venlafaxin (ich war auch beim 225 mg) keinerlei Auswirkungen. Beim Einschleichen (also beim langsamen Hochdosieren des Medikaments) hatte ich mit Verdauungsproblemen zu kämpfen, die sich aber bald wieder gelegt haben.

Beim (langsamen) Ausschleichen, also Absetzen von Venlafaxin, habe ich kaum Nebenwirkungen gehabt (eine Zeitlang Sehstörungen, also zuckende Bilder). Ich bin alle 14 Tage um 25 mg runtergegangen, so dass ich mir ca. 3 Monate Zeit gelassen habe, das Venlafaxin komplett abzusetzen.

Wichtig: alles natürlich in Ab- und Rücksprache mit meinem mich medikamentös behandelnden Facharzt.

Das nur mal als Rückmeldung, weil es immer wieder negative Beispiele von Medikamentenreduktionen gibt (was ich durchaus nicht kleinreden will, denn so etwas gibt es durchaus) - bei mir war es fast problemlos. Vielleicht lag es auch daran, dass bei mir Venlafaxin nach ca. 2 Jahren Einnahmedauer kaum (mehr) Wirkung hatte, keine Ahnung.

Jedenfalls: wer ans Absetzen von einem Medikament denkt, immer schön langsam und in Absprache mit dem Arzt (so machen es ja viele hier).

Viele Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
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