Depression - anderer Mensch

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_Sunny_
Beiträge: 2
Registriert: 17. Jul 2024, 14:51

Depression - anderer Mensch

Beitrag von _Sunny_ »

Hallo zusammen,

Ich weiß nicht mehr weiter… ich erkenne den Menschen, mit dem ich 20 Jahre befreundet war und zuletzt zwei Jahre zusammen war, nicht mehr wieder.

Bis vor 1,5 Monaten waren wir noch in einer Beziehung. Er hat die Beziehung gar nicht beendet. Ich hab über soziale Medien erfahren, dass er eine neue Frau kennengelernt hat und mit dieser schon was Neues eingegangen ist. Laut ihm „ist es einfach passiert“ er wüsste selbst nicht wie - er dachte bei allen, er würde einfach nichts mehr fühlen. Dennoch seine Aussage: ich bedeute ihm dennoch etwas.

Ich habe Geduld gezeigt, es auf die Depression geschoben (er befindet sich in Behandlung). Wir haben uns dann immer wieder mal geschrieben - er schrieb auch, dass er sich freuen würde, wenn wir den Kontakt halten.

Vor zwei Wochen dann die Nachricht: sie wüsste von uns und er finde es ihr gegenüber nur fair, wenn er den Kontakt abbricht. Dann wurde ich überall blockiert.

Ich habe das Gespräch per Telefon gesucht: bei meiner Frage nach dem warum, sagte er „er liebe sie nunmal und würde alles für sie tun“ auch unsere Freundschaft etc. komplett wegwerfen.

Ich erkenne diesen Menschen nicht mehr. Ich habe immer alles für ihn gegeben und er wirft alles weg, als wäre ich eine flüchtige Bekannte. Er schuldet mir sogar noch eine ordentliche Summe Geld, die er mir derzeit nicht zurück zahlen kann und behandelt mich dann so.

Bin ich einfach so naiv und gutherzig oder verändern sich depressive Menschen so extrem ?
Lucien
Beiträge: 54
Registriert: 5. Dez 2019, 10:43

Re: Depression - anderer Mensch

Beitrag von Lucien »

Hallo _sunny_

Mein Ex hat fast das gleiche mit mir abgezogen. Er hat von heute von morgen nicht mehr richtig mit mir gesprochen. Er hatte vorher schon zwei mal für ca 1 Woche so eine Phase, dass er mir auf einmal nur noch kurze Nachrichten wie "gute Nacht" mit Küsschen geschickt hat. Bis Tag x tat er noch so, wie wenn er sein Leben mit mir verbringen wollte. Erst dachte ich, dass das wieder so eine Phase ist, da es bei ihm zu der Zeit beruflich ziemlich reingehauen hat. Anfangs hatte ich es auf seine Situation und seine "Winterdepressionen" geschoben und wie empfohlen, Kontakt gehalten, immer mal wieder Treffen und Gespräche vorgeschlagen, ihm seine Lieblingsschokolade geschickt...

Nach ein paar Monaten fing er dann an, wieder gesprächiger zu werden, schrieb mir, wie sehr er mich und unsere Nähe vermissen würde, von einer Fortführung der Beziehung,... Dann krachte es beruflich so richtig bei ihm (der Job birgt gewisse Risiken, und wenn sich diese verwirklichen, kann es existenziell werden) und ein paar Tage später teilte er mir mit, dass er sich an "eine Freundin, die er erst vor kurzem kennengelernt hätte" geklammert hätte und es würde ihm gut tun, mit ihr zu sprechen. Im Laufe des Schriftwechsels (alles per whatsapp, Gespräche waren ja schon lange nicht mehr möglich) klang es zwischen den Zeilen so, wie wenn er mit ihr eine Beziehung starten, und mich als gute Freundin behalten möchte. Aber er würde mich immer noch toll und für etwas besonderes halten und ich wäre ihm unglaublich wichtig. Hatte ihm dann geschrieben, dass das so nicht funktionieren wird und er sich entscheiden muss. Ich hatte ihm eine Bedenkzeit eingeräumt und auch geschrieben, wenn er sich für die andere entscheidet, braucht er sich nie wieder bei mir zu melden.

Einige Zeit später meldete er sich wieder und tat dann ein dreiviertel Jahr mir gegenüber so, wie wenn das mit der anderen erledigt wäre und wie wenn er die Beziehung mit mir fortführen wollte (mal mehr mal weniger flirty, küsschen und Herzchen geschickt, etc.), aber ein Treffen mit mir war trotzdem aus diversen Gründen nicht möglich (zu heiß, zu kalt, zu nass, zu kaputt, zu was auch immer...). Irgendwann wollte ich dann Klarheit haben und daraufhin schrieb er mir, er hätte mir ja erzählt, dass er eine andere kennengelernt hätte und er wüsste noch nicht, was das mit ihr wäre, daher könnte er sich nicht entscheiden, aber es würde sich wie ein Neuanfang im Leben anfühlen und eine Fortführung der Beziehung mit mir wäre ein Rückschritt in die alte schlechte Zeit. Aber ihm würde sehr viel an mir liegen und er findet es sehr schön, dass wir Kontakt haben. Das war dann der Punkt, an dem ich mich von ihm verabschiedet habe. Er denkt wahrscheinlich bis heute, dass er immer gut und fair mit mir umgegangen ist und ich ihn in seinen schlechtesten Zeiten hängen gelassen habe, ihm keine gute Freundin gewesen bin...

Wir waren vorher einige Jahre befreundet. Und das ist wie bei deinem Ex halt auch einfach so passiert. Wie auch du, habe ich sehr viel für ihn getan. Wir hatten den selben Beruf und ich habe ihn auf Anfrage immer wieder sehr unterstützt, oft bis mitten in die Nacht noch seine Fragen beantwortet usw. Nachdem ich mich von ihm verabschiedet habe, habe ich nie wieder von ihm gehört. Das ist inzwischen ein paar Jahre her. Keine Erklärung, schon gar nicht eine wie auch immer geartete Entschuldigung. Und so ist für mich letzten Endes übrig geblieben, dass seine ganzen schönen Worte einfach nur fake waren und er mich benutzt, belogen, betrogen und hintergangen hat. Er mich entsorgt hat wie den letzten Dreck. Für mich ist er auch von heute auf morgen ein anderer Mensch geworden, aber wahrscheinlich ist er für sich einfach nur zu dem Ergebnis gekommen, dass er für mich keine weitere Verwendung hat und ihm die andere nützlicher sein kann. Es ist nun mal so, dass man einen Menschen nicht bei der ersten Begegnung kennenlernt, sondern bei der letzten.

Wenn ich nicht von seinen gravierenden Problemen gewusst hätte und ich im Normalfall nie Partner oder Freunde in Notsituationen im Stich lassen würde, hätte ich das nie so lange mitgemacht. Ob sein Verhalten situations-/krankheitsbedingt ist, kann ich nicht sagen. Denke aber, dass vieles eine Charaktersache ist. Jeder Mensch hat seinen eigenen moralischen Kompass, man geht oft zu sehr von sich selber aus, wie man sich verhalten oder nicht verhalten würde und neigt dazu, unschöne Verhaltensweisen mit Krankheiten zu entschuldigen.

LG
Freiwasser
Beiträge: 90
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Depression - anderer Mensch

Beitrag von Freiwasser »

Liebe Sunny,

Dein (Ex) Freund behandelt Dich schlecht. Es ist letztlich egal, welche Rolle seine Erkrankung dabei spielt. Für Dich ist es am Besten, Du hakst das Kapitel so schnell wie möglich ab. Das ist ungeheuer schwer, wenn man so verletzt wurde und keine Antworten bekommt. Und wenn man eine lange Vergangenheit miteinander hat und viel gegeben hat. Aber zeig mir eine einzige Geschichte, wo einer, der in dem Ausmaß Mist gemacht hat, es später erklärt und sich um Wiedergutmachung bemüht.
Alles Gute,
Freiwasser
o_Tara_o
Beiträge: 10
Registriert: 5. Aug 2023, 08:19

Re: Depression - anderer Mensch

Beitrag von o_Tara_o »

Freiwasser hat geschrieben: 24. Aug 2024, 01:17 Liebe Sunny,

Dein (Ex) Freund behandelt Dich schlecht. Es ist letztlich egal, welche Rolle seine Erkrankung dabei spielt. Für Dich ist es am Besten, Du hakst das Kapitel so schnell wie möglich ab. Das ist ungeheuer schwer, wenn man so verletzt wurde und keine Antworten bekommt. Und wenn man eine lange Vergangenheit miteinander hat und viel gegeben hat. Aber zeig mir eine einzige Geschichte, wo einer, der in dem Ausmaß Mist gemacht hat, es später erklärt und sich um Wiedergutmachung bemüht.
Alles Gute,
Freiwasser
Hallo Freiwasser,
als ich deine Worte eben gelesen habe, fühlte sich das an, wie ein Schlag in die Magengrube. Genau so denke ich auch über meinen Noch-Partner. Aber ich "entschuldige" das natürlich immer mit seiner Erkrankung, die ja heilbar ist und irgendwann vorbeigeht... jedenfalls glaube ICH das. Er sagt immer, dass sich nichts ändern wird. Sein Leben ist vorbei, er wartet nur noch auf den Tod.
Ich weiss nur noch nicht, wie lange ich das aushalten kann....
Nachdenkliche Grüsse, Tara
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