Eltern junger Erwachsener - Austausch

Hannah2024
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Hannah2024 »

Liebe Constanze,

vielen Dank für deine ausführliche Nachricht. Es tut so gut zu wissen, dass man nicht alleine ist.
Den Kontakt zur Familie abzubrechen ist ein schwerer Schritt. Ich und auch die anderen Familienmitglieder blenden das Thema weitgehend aus, wodurch eine unnatürliche Distanz gewachsen ist. Ich vermute, dass auch die anderen mit Schuld- und Schamgefühlen kämpfen, denn es ist ja schließlich auch ihre Familie. Dann ist es oftmals leichter zu verurteilen, als den Dingen empathisch auf den Grund zu gehen und dann womöglich an Tabuthemen zu stoßen.
Von mir würde ich behaupten, dass ich eine Löwen-Mutter (sagte man das noch?) bin und meine Kinder niemals im Stich lassen würde. Im Falle meines Sohnes hat die Depression auch ängstlich vermeidende Anteile. Im Alltag bedeutet dies, dass ich ihm sehr viele Kontakte abnehme. Das wiederum führt zu einer negativ Spirale in Bezug auf seine soziale Ängste und ich glaube er könnte mehr selber regeln, wenn ich es nicht für ihn tue . Das lässt sich aber nur sehr schwer realisieren und ich suche noch einem Weg damit umzugehen. Wenn er die Dinge nämlich einfach nicht regelt, muss ich auch unter den Konsequenzen leiden. Momentan versuche ich ihn durch Unterstützung auch noch so kleiner Schritte zu ermutigen. Ich wünschte er würde sich für eine andere Umgebung wie Reha oder ähnliches entscheiden, um wieder seine Kraft spüren zu können.
Mir noch einmal professionelle Hilfe zu holen, ist eine Überlegung. Das habe ich in der Vergangenheit auch schon genutzt, vielleicht ist es jetzt wieder an der Zeit. Wir haben prinzipiell einen guten Kontakt, allerdings spricht er überhaupt nicht über seine Gefühle. Die sind, so sehe ich es, im Tresor fest verschlossen. Das macht alles so schwer…
Mir macht Mut, wie deine Tochter sich entwickelt hat. Ich gebe die Hoffnung nicht auf und werde den Weg mit meinem Sohn weiter gehen, bis er auf eigenen Beinen steht.
wirschaffendas
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von wirschaffendas »

Hallo...

ich kann leider gerade nicht auf die letzten Beiträge antworten, weil wir hier mit einem blöden Rückfall zu tun haben und mich das Selbstmitleid und die Selbstzweifel echt im Griff haben. Mein Sohn, der Anfang des Jahre aus der Tagesklinik entlassen wurde und seither in meinen Augen gute Fortschritte gemacht hatte, hat mir heute Abend eröffnet, dass er eines seiner beiden Medikamente nicht mehr nimmt. Ich hatte ihn in seiner Wohnung besucht, weil ich ihn am Telefon irgendwie verändert fand, distanzierter, unkonzentrierter....und dann rückte er mit dieser "News" heraus und mit Gedankenschleifen, von denen ich dachte, er hätte sie längst hinter sich....er könne sich erst dann mit einer Ausbildung oder einem neuen Studium auseinandersetzen, wenn er seinen Kern wiedergefunden hätte...im Moment wäre er nicht er selber....er hätte vor vier Jahren, als er sein Studium begonnen hat, angefangen, sich selbst zu belügen und uns (also Eltern, seinen Bruder, Freunde etc.) etwas vorzuspielen. Die ganze Zeit lang hätte er sein wahres Ich verdrängt, jetzt wüsste er nicht mehr, wie er es wiederfinden sollte.......Ganz ehrlich: Ich mag das nicht mehr hören! Ich bin genervt, sauer auf seine Psychiaterin, die ihm wohl geraten hat, er solle mal ausprobieren, das Medikament abzusetzen, enttäuscht von meinem Sohn, von mir, weil ich ihn nicht erreichen und aus dieser Gedankenwelt herausholen konnte....Ich glaube, ich brauche Urlaub.....Könnt Ihr das verstehen?
P.S.: Heute Nachmittag hatte ich nach längerer Zeit mit seinem Vater telefoniert, der mich auch nur bombardiert mit negativen Erwartungen, so nach dem Motto "aus dem Bengel wird eh nichts"... UNFASSBAR!!!!!
Ja, ich muss definitiv raus aus der Gemengelage, die mich nur nach unten zieht und mir Energie raubt - keinen Bock mehr darauf!
Danke Euch fürs Lesen.....!
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

Hallo wirschaffendas, hallo alle in diesem Forum,

Es ist schön wieder von dir zu hören. Gleichzeitig fühle ich mit dir, und es tut mir leid, dass dein Sohn diesen Rückfall hat.
Ich kann dich so gut verstehen, dass du „keinen Bock mehr darauf“ hast - mir geht es ganz genauso.
Mittlerer ist es bei mir so, dass ich trotz aller Selbstfürsorge das Gefühl habe, ich bekomme selber eine Depression, so zieht mich das runter:(
Bei uns ist die aktuelle Situation die, dass mein Sohn eine Wohnung gefunden und auch schon angemietet hat. Er hat auch schon zweimal dort geschlafen und auch schon fleißig renoviert.
Die andere Seite der Medaille ist, dass er sagt, er fühle sich eigentlich überfordert damit und möchte hier nicht wirklich sein Zimmer aufgeben, er fühle sich nach wie vor kraft- und lustlos und wisse eigentlich immer noch nicht, wie es weitergehen soll.Wenn ich versuche ihm Möglichkeiten aufzuzeigen, sagt er er könne mir nicht zuhören und würde nichts aufnehmen können. Das lässt ihn verzweifeln und er igelt sich wieder ein und verbringt viel Zeit allein.
Ich halte das nicht mehr aus! Kann es ihm nicht bitte endlich wieder besser gehen? Das ist nicht zum Mitansehen! Hilfe!!
Von daher fühle ich sehr mit dem was du schreibst, wirschaffendas. Und kann allerdings nicht wirklich helfen, nur meine Situation aufschreiben.
Ich bin so froh, mich hier mit euch austauschen zu können und das mal loswerden zu können! Außerdem möchte ich mich bei allen bedanken, die versucht haben, mir nach meinem letzten Post zu helfen.
Ganz liebe Grüße an alle
Yumyum
wirschaffendas
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von wirschaffendas »

Liebe yumyum und liebe alle, wenn Ihr das jetzt lest,


wie geht es Dir inzwischen? Und natürlich Deinem Sohn? Ich kann das total gut verstehen, was Du schreibst.....und wahrscheinlich - vielleicht - ist es das einzige, was man und frau tun kann: den anderen mit seiner Situation annehmen, mit seinen Gefühlen, Ängsten und Sorgen. Wichtig ist allerdings für einen selber, dass man immer wieder zu sich selbst zurückkehrt°! DIESEN Kontakt sollte man nicht verlieren - ist jedenfalls für mich ein ganz wichtiger Satz! Ich war gestern bei der Frauenberatung, um mir seelisch-moralische Unterstützung zu holen. Ein gutes Gespräch, mit einer ganzen Reihe von Hinweisen und Erklärungsansätzen. Die Beraterin meinte, eventuell ist mein Sohn innerhalb unseres Familiensystems quasi der Symptomträger für etwas, das ganz grundsätzlich nicht in Ordnung ist.....mein jüngerer Sohn "funktioniert", folgt den Spielregeln sozusagen. Aber mein Ältester rebelliert, nicht offen, sondern durch Verweigerung......ach ja, da könnte etwas dran sein.....wobei ich nicht weiß, was ich jetzt mit dieser "Diagnose" machen soll.
Hat jemand, der das jetzt hier liest, vielleicht eine Idee?
Ich beschäftige mich ja schon länger damit, mein Familiensystem zu betrachten und zu verstehen. Einmal die Rolle, die ich in meiner Herkunftsfamilie hatte: Da war ich die stille Perfektionisten - war zwar mit meinem Vater quasi permanent "im Clinch", habe mich gegen seine autoritäre Art aufgelehnt, aber trotzdem Leistung gebracht, weil mir das Spaß gemacht hat..... Und dann meine Rolle in meiner Ehe bzw. die Art, wie ich meine Mutterrolle gelebt habe bzw. immer noch lebe......da habe ich das Gefühl, ich müsste gegenüber meinen Kindern gut machen, dass unsere Ehe gescheitert ist, sie keinen Vater hatten, der für sie da war....und möchte gleichzeitig schon seit Langem wieder mein eigenes Leben führen, nur mir selbst gegenüber verantwortlich sein und nicht die unermüdliche Energiequelle, die ich versucht habe zu sein......Was für eine Überschätzung!!!

Liebe Yumyum, ich hoffe wirklich, dass Dein Sohn inzwischen in seiner Wohnung angekommen ist und Du wieder mehr Luft für Dich selbst hast.

Ganz liebe Grüße und vielen Dank fürs Lesen an alle! Schönes Wochenende! :hello:
mh-bodensee
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von mh-bodensee »

Hookfield22 hallo, ich lebe in ganz ähnlicher Situation. Nicht zutreffend hier sind Diebstahl von meinem Sohn. es gibt keine finanziellen Unterstützungen von Seiten des Staats. Ich übernehme alle Kosten und arbeite bis zu 10 Stunden, um die Situationen zu halten. Liebevoller Umgang. Aber Ablehnung jeglicher Therapie von seitens der Psychotherapie. Medikamente nimmt er. Zumeist regelmäßig. Ich selbst muss langsam aufpassen dass ich nicht aus blute. Dass ich nicht selber depressiv werde. Er wohnt alleine und das wird auch so bleiben (müssen). Seine Wohnung ist quasi zusammengebrochen. Er hat mich nun gebeten die Wohnung wieder herzustellen, zwei drittel ist bereits erledigt. Er hat Berufsziele, die ich unterstütze. Nun hat er aber wieder ein Jahr davon Abstand genommen für die Zukunft. Auch dies kann ich akzeptieren. Jedoch steht sein Ziel fest. Ich bin über das Krankheitsbild Depression sehr gut unterrichtet. Dennoch fällt es mir schwer, mich immer am Riemen reisen zu müssen und manchmal fällt auch ein sehr ungünstiger Satz. Aber er kann darüber hinweg gehen mittlerweile. Das Allerschlimmste für mich ist diese Zähigkeit Seines Tuns. Diese Schwerfälligkeit, Entscheidungen zu treffen und dann auch durchzuhalten. Des Weiteren: Abbuchung vom Abitur, Verlust vom Führerschein (Cannabis) und dadurch enorme Einschränkung seiner Mobilität. Ich habe ihm ein E-Bike gekauft, um wenigstens Die Mobilität Für ihn zu gewährleisten. Meine Kraft geht langsam aus, meine Zeit fehlt an allen Ecken und Enden. Ich befinde mich nun in einem Hamsterrad. Naja, vielleicht hat irgendjemand eine Idee dazu oder zumindest ermunterte Worte, Danke und viele Grüße an alle
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

Liebe wirschaffendas,

Ich habe mich sehr über deine Nachricht gefreut! Hier war mal wieder so viel, dass ich es aus den Augen verloren habe zu antworten.
Ich erkenne mich in vielem was du schreibst wieder und finde den Aspekt des Symptomträgers auch sehr interessant - könnte bei unserem Familiensystem tatsächlich auch zutreffen. Seine jüngere Schwester „funktioniert“ auch; ich habe ein permanentes schlechtes Gewissen, weil ich mich damals vom Vater der beiden getrennt habe…
Nur, wie du schon schreibst- was macht man mit dieser Aussage?
Ich habe mir gestern auch professionelle Hilfe geholt beim Krisendienst, um mit jemandem über die Situation zu sprechen, das tat wirklich gut und kann ich nur empfehlen - vielleicht wär das auch etwas für dich @hookfield22?

Denn die können einem wirklich den Rücken stärken und auch entlasten, was das schlechte Gewissen betrifft und ähnliches. Meine Erkenntnis gestern (wieder mal) war, dass eben nicht alles an mir hängt, dass ich loslassen muss und das wichtigste: dass es richtig war, meinen Sohn zum ausziehen zu bewegen, obwohl ich grad gar nicht damit klarkomme, dass er sich zurückzieht und ich nicht weiß wie es ihm da alleine in der Wohnung geht.

Ich denke, dass es eigentlich keinen Sinn mehr für mich macht ständig in der Vergangenheit nach meinen Fehlern zu suchen. Ich habe damals versucht, das Beste zu geben, auch wenn ich es aus heutiger Sicht nicht mehr so bewerten würde. Aber damals war es so und deshalb muss ich mehr auf das, was jetzt ist, schauen, und mir weniger ein schlechtes Gewissen machen, denn das macht mich fertig.
Habe auch deshalb nicht geschrieben, weil ich so unendlich erschöpft bin und ständig körperlich irgendwas ist.

Vielleicht ist auf Kur gehen auch eine Möglichkeit für die eine oder andere hier?

Bin jedenfalls sehr froh über den Austausch - der tut gut :)

Liebe Grüße
Yumyum

wirschaffendas hat geschrieben: 13. Jul 2024, 12:37 Liebe yumyum und liebe alle, wenn Ihr das jetzt lest,


wie geht es Dir inzwischen? Und natürlich Deinem Sohn? Ich kann das total gut verstehen, was Du schreibst.....und wahrscheinlich - vielleicht - ist es das einzige, was man und frau tun kann: den anderen mit seiner Situation annehmen, mit seinen Gefühlen, Ängsten und Sorgen. Wichtig ist allerdings für einen selber, dass man immer wieder zu sich selbst zurückkehrt°! DIESEN Kontakt sollte man nicht verlieren - ist jedenfalls für mich ein ganz wichtiger Satz! Ich war gestern bei der Frauenberatung, um mir seelisch-moralische Unterstützung zu holen. Ein gutes Gespräch, mit einer ganzen Reihe von Hinweisen und Erklärungsansätzen. Die Beraterin meinte, eventuell ist mein Sohn innerhalb unseres Familiensystems quasi der Symptomträger für etwas, das ganz grundsätzlich nicht in Ordnung ist.....mein jüngerer Sohn "funktioniert", folgt den Spielregeln sozusagen. Aber mein Ältester rebelliert, nicht offen, sondern durch Verweigerung......ach ja, da könnte etwas dran sein.....wobei ich nicht weiß, was ich jetzt mit dieser "Diagnose" machen soll.
Hat jemand, der das jetzt hier liest, vielleicht eine Idee?
Ich beschäftige mich ja schon länger damit, mein Familiensystem zu betrachten und zu verstehen. Einmal die Rolle, die ich in meiner Herkunftsfamilie hatte: Da war ich die stille Perfektionisten - war zwar mit meinem Vater quasi permanent "im Clinch", habe mich gegen seine autoritäre Art aufgelehnt, aber trotzdem Leistung gebracht, weil mir das Spaß gemacht hat..... Und dann meine Rolle in meiner Ehe bzw. die Art, wie ich meine Mutterrolle gelebt habe bzw. immer noch lebe......da habe ich das Gefühl, ich müsste gegenüber meinen Kindern gut machen, dass unsere Ehe gescheitert ist, sie keinen Vater hatten, der für sie da war....und möchte gleichzeitig schon seit Langem wieder mein eigenes Leben führen, nur mir selbst gegenüber verantwortlich sein und nicht die unermüdliche Energiequelle, die ich versucht habe zu sein......Was für eine Überschätzung!!!

Liebe Yumyum, ich hoffe wirklich, dass Dein Sohn inzwischen in seiner Wohnung angekommen ist und Du wieder mehr Luft für Dich selbst hast.

Ganz liebe Grüße und vielen Dank fürs Lesen an alle! Schönes Wochenende! :hello:
Lady-ds
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Registriert: 11. Jan 2024, 10:04

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Lady-ds »

ninnananna hat geschrieben: 27. Mär 2024, 19:16
Lady-ds hat geschrieben: 19. Feb 2024, 11:00 Hallo,
ich bin neu hier und fühle mich gerade ziemlich hilflos. Seit 6 Wochen hat mein Sohn (18) die Diagnose Depression. Ich vermute, dass er aber schon länger damit kämpft. Schon vor 2 Jahren hatte er immer wieder Phasen, in der er nicht zu Schule ist. Sein Hausarzt stellt ihn gerade auf Escitalopram ein. Letzte Woche wurde die Dosierung erhöht, aber ich habe das Gefühl, es tut sich nichts.
Er hat letztes Jahr eine Ausbildung zum Steuerfachberater angefangen. Die Ausbildung ist bei einer Freundin in der Kanzlei und ein echter Glücksgriff. Die sind alle, gerade jetzt, sehr lieb und verständnißvoll und halten ihm den Rücken frei. Ich hab das Gefühl er weis das nicht zu schätzen. Er ist jetzt die 7.Woche daheim. Letzte Woche hat er noch gesagt, er würde es heute mal für ein paar Stunden versuchen mit dem arbeiten und heute Nacht hat er mir dann geschrieben, dass er es noch nicht kann. Mich macht das so fertig.
Ich habe ihm jetzt mal wieder seine PS5 abgenommen. Ich hab einfach das Gefühl dieses Zocken tut ihm nicht gut. Die nächsten Tage werden jetzt erstmal wieder schlimmer werden, da er jetzt bestimmt gar nicht mehr mit mir redet. Er sagt, er kann nur so mit seinem Freunden kommunizieren. Wobei das meines Erachtens auch über Whatsapp geht.
Aber ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Einen Psychologen lehnt er strikt ab.
Liebe Grüße
Wie geht es dir bzw euch mittlerweile?

Lg
Hallo,
ich war länger nicht hier.
habe versucht vor Ort Hilfe zu bekommen. Ich stehe seit Februar auf der Warteliste beim Psychologen. Zwischendurch war ich privat bei einer Psychologin/system. Beratung, aber auf Dauer kostet das zu viel.
Gerade heute habe ich wieder das Gefühl, ich schaffe das nicht länger.
Mein Sohn hat heute mal wieder den Arztbesuch verweigert. Sein Medikamentenspiegel ist viel zu niedrig und er sollte evtl. auf ein anderes Medi umgestellt werden.
Er ist weiterhin krank geschrieben. Es tut sich einfach nichts und das ist langsam nicht mehr zu ertragen.
Gestern war er mit seinem Vater im Kino (wir sind getrennt)und da wäre er so gut drauf gewesen und hätte auch von dem Arzttermin erzählt und heute morgen um 5 Uhr schreibt er mir, er hätte schlecht geschlafen, ich soll ihn nicht wecken, er geht nicht zum Arzt. Würde jetzt auf ein paar Wochen nicht ankommen bis zum nächsten Termin.

Seine Oma (meine Mutter) hat ihn natürlich gleich konfrontiert. Warum er nicht zu Arzt geht und das wir uns doch alle große Sorgen um ihn machen.
Darauf hat er geantwortet:" wenn ihr selber dran kaputt geht, dann sorgt euch nicht um, ganz einfach. Mich hat vorher auch keiner gefragt bevor ich in die Welt gesetzt wurde."
Das macht mir Angst.... Und ich weiß gerade nicht weiter
DieNeue
Beiträge: 5811
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von DieNeue »

Hallo Lady-ds,
Lady-ds hat geschrieben: 30. Jul 2024, 11:48 Darauf hat er geantwortet:" wenn ihr selber dran kaputt geht, dann sorgt euch nicht um, ganz einfach. Mich hat vorher auch keiner gefragt bevor ich in die Welt gesetzt wurde."
Das macht mir Angst.... Und ich weiß gerade nicht weiter
Warum macht dir das Angst? Ich finde, dass er recht hat. Ich bin selber betroffen und mich regt dieses ständige Sich-Sorgen-Machen von meiner Familie und der Verwandtschaft echt auf. Man kann nichts mehr machen, ohne dass jemand irgendwas befürchtet, mitbibbert, sich reinstresst, obwohl es nichts zum reinstressen gibt. Vor allem, wenn dann auch noch die halbe Verwandtschaft bei meiner Gesundheit mitreden muss, geht mir das zu weit. Ich habe keinen Nerv, jedesmal, wenn ich irgendwas entscheide, auch noch meine Familie beruhigen zu müssen. Mittlerweile erzähle ich manches schöne gar nicht mehr, weil andere dann gleich wieder sich Sorgen machen oder ängstliche Kommentare dazu kommen.
Es ist hart, aber wenn ihr euch Sorgen macht und daran kaputtgeht, ist das tatsächlich eure Sache. Es ist eure Aufgabe zu lernen, euch nicht mehr so viele Sorgen machen. Ich muss auch lernen, mir weniger Sorgen um meine Eltern zu machen und ihnen mehr zuzutrauen.
Warum freust du dich denn nicht darüber, dass dein Sohn endlich mal wieder einen tollen Tag hatte? Das ist doch super. Dann soll er halt mal ausschlafen. Wenn er sowieso bald einen neuen Arzttermin hat, finde ich das nicht so wild.
Wenn ihr euch auf alles stürzt, was er anscheinend nicht richtig macht und deswegen Stress macht, könnt ihr auch was kaputt machen. Alles dreht sich nur noch um die Krankheit, dass es ihm gut geht wird nicht mehr gesehen, und scheinbar auch nicht wirklich gegönnt, sondern wieder gleich mit Sorgen übertüncht. Mir hat man mit so einem Verhalten schon so manches schöne Erlebnis kaputtgemacht und wenn ich daran denke, denke ich nicht mehr hauptsächlich dran, wie schön es war, sondern an den Stress, den meine Familie gemacht und mit dem sie mir das schöne Erlebnis verdorben hat. Gerade bei Depressionen ist es aber wichtig, schöne Erlebnisse zu sammeln und abzuspeichern.

Versuch wirklich dir weniger Sorgen zu machen und ihm mehr zuzutrauen. Ich weiß, das ist nicht leicht, aber anders geht es meiner Meinung nach nicht. Das Thema Arzttermin kann man auch mal in einer ruhigen Minute ansprechen. Aber ich würde das nicht gleich machen, nachdem er mal nen richtig guten Tag hatte. Sonst hat man irgendwann das Gefühl, es interessiert die anderen gar nicht, wie es einem geht, sondern es geht nur drum, dass man macht, was sie wollen. Er ist ja schon volljährig, da ist es auch seine Entscheidung, wann er zum Arzt geht. Da birgt es immer Konflikte, wenn man anderen zu sehr reinredet.

Liebe Grüße,
DieNeue
Yumyum
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Registriert: 22. Sep 2023, 08:26

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

Liebe DieNeue,

habe eure Konversation gerade mitgelesen und muss sagen, dass ich das so aus Sicht einer Betroffenen noch nicht gehört habe, danke dafür.

Mein Sohn hat mit auch schon öfter mal gesagt, man, Mama, können wir auch mal über was anderes reden als Medikamente, ob ich schon beim Arzt war usw, und ich muss sagen, es ist superschwer, das nicht zu machen.
Aber ich werde über deine Worte mal nachdenken.
Liebe Grüße
Yumyum
SonneundDunkenheit
Beiträge: 806
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von SonneundDunkenheit »

@ die Neue:
Ich sehe es etwas anders als du. Du scheinst viele eigene Erfahrungen zu übertragen. Sollte ich mich irren, dann entschuldige ich mich.

Mit 18 Jahren ist man zwar volljährig, aber erwachsen nicht unbedingt. Und der Spruch vom Sohn naja eher pupertär.

Es geht doch nicht darum, dass der junge Mann Freude am Kino hatte, sondern dass er einen Arzttermin "in den Sand gesetzt hat". Würde er sich erwachsen/ reif verhalten, wäre er hingegangen. Der nächste ist erst in einigen Wochen.... kostbare Zeit gerade innerhalb einer Ausbildung.

@Lady-ds
Ihr habt euren Sohn eine Ausbildung verschafft und sorgt auch noch dafür, dass er sehr lange krankgeschrieben bleibt ohne dass ihm diesbezüglich Nachteile in der Ausbildung erwarten. Das kann Druck rausnehmen oder aber auch eine trügerische Sicherheit vermitteln. Wollte euren Sohn Steuerfachangestellter werden (ist ja schon ein Beruf mit hohem Anspruch sowohl in der Praxis wie in der Berufsschule)? Und wenn ja, das in einer Kanzlei wo er dem Grunde nach immer unter Aufsicht/ Kontrolle steht?

Das Eltern sich Sorgen und Gedanken um ihre Kinder machen, die mit 18 eben noch nicht unbedingt in der Lage sind, tragfähige Entscheidungen zu treffen, ist doch völlig legitim. Letztlich ist es eine Frage der Kommunikation wie Ängste, Sorgen, Erwartungshaltungen aneinander herangebracht werden. Beide Seiten müssen lernen loszulassen. Eltern müssen akzeptieren, dass Kinder nicht dauerhaft beschützt werden können. Dazu gehört für mich in der Konsequenz, dass Kinder auch Erfahrungen machen, die nachhaltig negativ sein können. Das Auszuhalten ist alles andere als einfach.

Würde hier ein 18 jähriger schreiben, dass sich seine Eltern nicht für seine Zukunft/ seine Erkrankung interessieren, wäre der Aufschrei in die andere Richtung wohl auch vorprogrammiert.

Ich hoffe du bekommst bald den erhofften Platz beim Psychologen. Lehnt dein Sohn Therapie noch immer ab?

Wenn ich es richtig verstanden habe, wohnt euer Sohn noch nicht allein. Ich denke, egal ob er bei dir oder seinem Vater ist, sollte er seinen Anteil leisten damit er aus der Depression kommt/ besser mit der Erkrankung umgehen lernt und dazu gehören -aus meiner persönlichen Sicht - neben wichtigen positiven Erlebnissen eben auch die Wahrnehmung von Arztterminen.
Wenn dein Sohn jetzt schon so lange AU ist, wird er wohl das Ausbildungsjahr wiederholen müssen, oder?

Liebe Grüße
ninnananna
Beiträge: 13
Registriert: 3. Okt 2023, 20:58

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von ninnananna »

Ich melde mich auch nach langer Zeit wieder..

Kurz zum Thema Kindergeld:

Wir haben Einspruch erhoben, aber mit Hilfe meiner Freundin, die Rechtsanwältin ist.
Es ist tatsächlich so, dass quasi eine Behinderung vorliegt und diese mit einem Vordruck der Familienkasse durch den Arzt bescheinigt werden muss.
Jede Erkrankung, die länger als 6 Monate anhält.. Es war wirklich furchtbar anstrengend und tausend Unterlagen, die man einreichen musste etc..
Letztendlich hat es sich gelohnt, zumal wir auch wirklich auf das Geld angewiesen sind.

Neues Thema :
Mein Sohn(mittlerweile 20 Jahre alt) hat sich entschlossen, sich in der Tagesklinik anzumelden, er hatte es letztes Jahr schon einmal versucht, es aber dann doch nicht durchgezogen.
Jetzt, also fast ein Jahr später war er dazu bereit und es hat tatsächlich sehr schnell geklappt. Die Tagesklinik ist für junge Menschen bis 24 Jahre ausgerichtet.
Er geht nun seit einer Woche hin, bemängelte aber von Anfang an, dass es für seinen Geschmack zu wenig Tagesstruktur sei, zu viel "Leerlauf".
Im Einzelgespräch hat er ua auch zur Sprache gebracht, dass er manchmal wünschte, morgens nicht mehr aufzuwachen oder dass er irgendwann den Mut habe, sich tatsächlich etwas anzutun. Er empfindet keine Freude mehr.
Er war ehrlich und konnte somit auch nicht zu 100% zusagen, dass er sich von Suizidalität glaubhaft distanzieren könne.
Natürlich klingt das erst mal weniger gut, aber er meinte zu mir, "ich war ehrlich"
Im Vorgespräch war das übrigens auch schon kurz Thema, trotzdem entschied man sich von Seiten der Klinik für eine Aufnahme.

Heute wurde ihm (nach nur einer Woche in der Tagesklinik) eröffnet, man könne ihm nicht helfen und er würde am Freitag entlassen werden.
Morgen hat er ein Gespräch, wie es für ihn weitergehen könnte, man versucht ihn zu unterstützen und ich habe auch noch ein Gespräch, allerdings habe ich erst Donnerstag Zeit.
Mein Sohn war den Tränen nahe und hat das auch so kommuniziert.
Ich bin ehrlich gesagt etwas geschockt und frage mich, was jetzt kommt.
Er hat seinen Mut zusammen genommen und den Schritt der Tagesklinik gewagt und nun das.

Was wird denn jetzt aus ihm? Wie soll es weiter gehen? Kann man wirklich nach einer Woche beurteilen, dass ihm 3 Monate Tagesklinik nicht helfen können? Ich habe seiner ambulant behandelnden Ärztin erstmal eine Nachricht auf den AB mit Bitte um Rückruf hinterlassen (er hat sie von der Schweigepflicht entbunden)

Ich kann bald wirklich nicht mehr..
DieNeue
Beiträge: 5811
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von DieNeue »

Hallo ninnananna,

ich kann mir vorstellen, dass die Entlassung aus der Tagesklinik wie ein Schlag in die Magengrube war. Man setzt ja seine Hoffnung auf so einen Aufenthalt und dann das. Zum Glück versuchen sie wenigstens Unterstützungsmöglichkeiten zu finden.
Dass die Tagesklinik sagt, sie könne ihm nicht helfen, heißt nicht, dass es gar keine Möglichkeiten mehr gibt ihm zu helfen. Vielleicht ist die Tagesklinik aufgrund des vielen Leerlaufs auch tatsächlich nicht das richtige für deinen Sohn. Er hat das ja selber auch schon bemängelt. Vielleicht wäre er auch bereit stationär in eine Klinik zu gehen, die mehr Therapieangebote hat, und wo er auch mit seinen lebensmüden Gedanken besser aufgehoben ist. Es ist schade, dass sie ihm erst sagen, er wird entlassen und dann muss er warten, bis man ihm sagt, wie es weitergehen kann. Das ist eine unnötige Unsicherheit, die man nicht brauchen kann.

Ich weiß, dass es in der Situation echt überfordernd ist, mit sowas konfrontiert zu werden. Man hat seine ganze Hoffnung auf die Klinik gesetzt, man hat wieder ein bisschen Boden unter den Füßen bekommen und dann kommt der nächste Hammer. Man weiß wieder nicht, wie es weitergehen soll. Ich kann dir nur Mut machen, immer einen Schritt nach dem anderen zu gehen und die Hoffnung nicht zu verlieren.
Ich war vor einigen Jahren auch stationär in der Klinik und mir wurde nach dem halben Aufenthalt auch nahegelegt, eine Langzeitreha von ca. einem Jahr zu machen. Ich dachte, ich spinne. Ich war in der Klinik, damit ich danach so fit bin, um weiterstudieren zu können, nicht um zu erfahren, dass die mir auch nicht wirklich helfen können. Ich hatte die Hoffnung auf das Falsche gesetzt. Ich war in dem Jahr damals für eine Probewoche in einer Rehaeinrichtung gewesen, die mir sagte, ich wäre nicht geeignet, denn ich wäre so krank, dass ich in eine Klinik gehöre. In der Klinik, in der ich danach war, sagte man mir, ich müsste in eine Langzeit-Rehaeinrichtung. In der zweiten Rehaeinrichtung nach der Klinik, wo ich auch für eine Probewoche war, sagte man mir, dass ich dafür auch nicht geeignet bin, da es mir zu schlecht ging. Keiner wusste, wohin mit mir. Das ging das ganze Jahr so, eine Unsicherheit nach der nächsten.
Letztenendes bin ich dann für ein Jahr zu meinen Eltern gezogen und danach mit Hilfe des Ambulant Betreuten Wohnens in eine eigene Wohnung. Das war nicht ohne, aber viel besser für mich als ein streng getaktetes Programm einer Langzeitreha. Ich kann zwar nicht mehr arbeiten, aber es geht mir auch nicht extrem schlecht. Was ich damit sagen will: Manchmal sieht es total hoffnungslos aus und auch der letzte Strohhalm erweist sich wieder nur als Strohhalm. Aber es wird weitergehen und ich bin mir sicher, ihr findet eine Lösung für euren Sohn. Ich weiß, es fühlt sich an wie ein Marsch durch die Wüste ohne Wasser, aber ihr schafft das. Ich würde jetzt erstmal abwarten, was die Gespräche ergeben, dann könnt ihr in Ruhe überlegen, was ihr macht.

Ich weiß nicht, wie die Tagesklinik so schnell entscheiden kann, ob sie ihm helfen kann oder nicht. Eventuell spielen seine Äußerungen über seine lebensmüden Gedanken eine Rolle, aber das ist nur eine Vermutung. Bei mir damals mussten Leute in der Tagesklinik wieder zurück in die stationäre Klinik, wenn sie z.B. suizidal waren, wieder Stimmen hörten oder es ihnen so schlecht ging, dass die Tagesklinik für sie zu viel war (waren alles Erwachsene, die zuhause auch Verantwortung hatten).
Ich denke nicht, dass sie ihn entlassen, weil er ein hoffnungsvoller Fall wäre.

Ich wünsche euch alles Gute und ganz viel Kraft und Zuversicht.

Liebe Grüße,
DieNeue
ninnananna
Beiträge: 13
Registriert: 3. Okt 2023, 20:58

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von ninnananna »

Liebe DieNeue,

Vielen Dank für deine Antwort.
Ich glaube, seine Kinder und Jugendpsychiaterin hatte genauso hohe Erwartungen wie er in die Tagesklinik, ich habe gerade nochmals den Arztbrief an die Klinik gelesen.
Es sollte die Medikation ggf geändert werden, er sollte auch bzgl seiner vielen Nahrungsmittelallergien, die ihn im Alltag teilweise massiv einschränken, untersucht werden und seine Alltagsstruktur wiederhergestellt werden.
Das waren alles die Wünsche der Ärztin und meines Sohnes.
Die Tagesstruktur ist ihm zu wenig, auf seine Nahrungsmittelallergien wird eingeschränkt Rücksicht genommen, er muss z. B. sein Frühstück selbst mitbringen.
Er mag die Musiktherapie sehr, mit der Kunsttherapie kann er nicht so viel anfangen, er darf aber nicht mehr Musik machen.
Es gibt dauernd Ruhezeiten, in denen er dann liest.
Gruppentherapie helfe ihm nicht, er habe schon viele Gespräche mit Betroffenen geführt, das "in einem Boot sitzen" fördere aber nicht seine Genesung.
Das äußert er auch alles sehr deutlich, so ist er halt. Er möchte sich nicht verstellen, was ich einerseits auch gut finde, denn es bringt ja niemanden etwas, anderseits scheint er dann ja irgendwie nicht in dieses Schema zu passen..

Ob man das tatsächlich alles schon nach einer einzigen Woche sagen kann?

Wahrscheinlich haben sie ihre Erfahrungswerte..
Die körperlichen Beschwerden werden wir jetzt ambulant abklären, das geht ja auch.
Zum Glück ist das Gespräch erst übermorgen, so kann ich meine Wut etwas runterbringen und versuche ruhig und sachlich meinen Unmut zu äußern und meine Enttäuschung kundzutun.

Vielleicht hat es nicht sollen sein, wer weiß wozu es gut war?
Ich war einfach erstmal froh, dass er "aufgeräumt" ist, dass er überhaupt morgens früh aufsteht und sich auf alles einlässt. Selbst das ist eigentlich schon ein Fortschritt, ich hoffe, wir können dieses "Hoch" etwas halten.
Ich glaube trotzdem, dass die Struktur ihm gut tut.
Ja, ich bin enttäuscht über das Verhalten der Klinik, ich hätte mir tatsächlich nehr Professionalität erhofft.
Ich hoffe, seine Ärztin ruft mich morgen zurück und dass ihm morgen sinnvolle Vorschläge gemacht werden. Das wünsche ich mir für ihn.
Yumyum
Beiträge: 30
Registriert: 22. Sep 2023, 08:26

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

Oh man ihr Lieben, was sind das für Geschichten!
Ich fühle mit dir, ninnananna. Der Fachkräftemangel, von dem man liest, ist auch in den Kliniken angekommen. Mein Sohn war stationär 8Wochen in einer Klinik und hat auch erzählt dass es aufgrund von fehlendem Personal weniger Angebote und viel Leerlauf gab. Leerlauf hatte er zuhause aber genug, darum ging es ja gerade.
Zur Zeit ist die Situation so, dass er sich selber in die Klinik einweisen wollte, er aber von diensthabenden Arzt abgewiesen wurde, mit dem Rat, sich in der Tagesklinik anzumelden. Das hat er gemacht, wartet aber immer noch auf einen Platz (Warteliste).
Das nun schon seit mehreren Wochen. Warten.

In der Zwischenzeit ist er bei mir ausgezogen, in eine schöne 1-Zimmer-Wohnung, wohnt alleine. Er wollte es so. Also alleine wohnen, nicht bei mir ausziehen, das wollte er nicht. Aber ich. So sehr. Und gleichzeitig für mich eine Riesenumstellung! Anfangs hatten wir noch viel Kontakt, seit zwei Wochen aber macht er sich rar, geht nicht ans Telefon, schreibt nur kurze SMS, ich komme nicht an ihn ran.

Hat jmd von euch einen Tipp, wie ich damit umgehen soll? Vorbeifahren und klingeln? Oder ist das übergriffig?

Liebe Grüße an euch alle
Yumyum
Timo Ziel
Beiträge: 2
Registriert: 3. Aug 2024, 22:06

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Timo Ziel »

Hallo zusammen,
Ich bin neu hier und suche einfach mal Rat/ Austausch. Mein Sohn 23 J. wohnt noch bei mir. Er hat jura studiert und mit der Anmeldung zum ersten Staatsexamen fing alles an, das war im Januar. In der Nacht vor der Prüfung habe ich einen Abschiedsbrief gefunden, mein Sohn war durch die Haustür... ich bin sofort los ihn zu suchen, mein älterer Sohn rief die Polizei. Zum Glück ist er wieder nach Hause gekommen, die Polizei hat ihn in die Psychiatrie gebracht (schwere Depression) wo er morgens wieder entlassen wurde, er hat ja versprochen sich nichts anzutun....das ganze jetzt nochmal im April (ohne Polizei und Klinik) war die ganze Nacht bei ihm ...er sagte nur immer wieder 'das er nicht mehr kann und will" ... das ganze abbrechen, ist für ihn keine Option, was anderes machen auch nicht .... jetzt ist er den ganzen Tag zu Hause, sagt ständig das er nicht mehr 'hier' sein möchte, hat ja eh alles keinen Sinn ...Klinik, Therapie, Medikamente...alles lehnt er ab ... immer wenn er mal abends laufen geht, hoffe ich, dass er wieder nach Hause kommt ... ist einfach unsagbar schwer auszuhalten ....von der Krisenhilfe kam der Ratschlag loszulassen, ich kann ja "eh nichts machen" ... leichter gesagt als getan ....
Liebe Grüße TimoZiel
ninnananna
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von ninnananna »

Timo Ziel hat geschrieben: 7. Aug 2024, 20:27 Hallo zusammen,
Ich bin neu hier und suche einfach mal Rat/ Austausch. Mein Sohn 23 J. wohnt noch bei mir. Er hat jura studiert und mit der Anmeldung zum ersten Staatsexamen fing alles an, das war im Januar. In der Nacht vor der Prüfung habe ich einen Abschiedsbrief gefunden, mein Sohn war durch die Haustür... ich bin sofort los ihn zu suchen, mein älterer Sohn rief die Polizei. Zum Glück ist er wieder nach Hause gekommen, die Polizei hat ihn in die Psychiatrie gebracht (schwere Depression) wo er morgens wieder entlassen wurde, er hat ja versprochen sich nichts anzutun....das ganze jetzt nochmal im April (ohne Polizei und Klinik) war die ganze Nacht bei ihm ...er sagte nur immer wieder 'das er nicht mehr kann und will" ... das ganze abbrechen, ist für ihn keine Option, was anderes machen auch nicht .... jetzt ist er den ganzen Tag zu Hause, sagt ständig das er nicht mehr 'hier' sein möchte, hat ja eh alles keinen Sinn ...Klinik, Therapie, Medikamente...alles lehnt er ab ... immer wenn er mal abends laufen geht, hoffe ich, dass er wieder nach Hause kommt ... ist einfach unsagbar schwer auszuhalten ....von der Krisenhilfe kam der Ratschlag loszulassen, ich kann ja "eh nichts machen" ... leichter gesagt als getan ....
Liebe Grüße TimoZiel
Lieber TimoZiel,

Oh je, ich fühle mich 2 Jahre zurück versetzt...
Bei meinem Sohn verlief es ähnlich, allerdings war es kurz vor seinem mündlichen Abitur.
Ich habe keine Nacht mehr ruhig geschlafen, es war furchtbar.
Dieses "am besten wache ich morgens nicht mehr auf" oder "hoffentlich finde ich den Mut, meinem Leben endlich ein Ende zu setzen" sind in schweren Phasen immer seine Äußerungen und auch momentan, wo er endlich den Mut hatte, in die Tagesklinik zu gehen.
Heute wurde ihm definitiv gesagt, er kann nicht mehr bleiben.
Er wohnt auch noch bei uns und nein, ich kann nicht loslassen, zumindest jetzt nicht, wo es ihm nicht so gut geht. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, ich merke mittlerweile sehr schnell, wenn er wieder zuviel grübelt.
Wir brauchen dringend eine Lösung, damit es endlich aufwärts geht.

Ich würde einen Psychiater und einen Psychotherapeuten suchen, das dauert eh ein wenig. Auch wenn er jetzt noch nicht bereit ist, wenn du einen Termin hast, kannst du ihn ja ggf. begleiten. Er "verpflichtet" sich ja erstmal nicht.
Vielleicht kann ihm der Arzt auch überzeugen, was jetzt wichtig wäre?
Manche Neurologen sind auch Psychotherapeuten, vielleicht geht es dort schneller mit einem Termin?
Bei der KV kann man auch ein Vorgespräch für einen Psychotherapeuten ausmachen, der schreibt dann einen Konsiliarbericht, ob er eine Psychotherapie für sinnvoll erachtet.
Meistens kann man bei dem Therapeuten dann zwar nicht bleiben , aber das Erstgespräch ist schon einmal erfolgt.
Ich würde ihn fragen, ob du ihn begleiten kannst, das hilft am Anfang oft.

Loslassen würde ich ihn auf keinen Fall, er ist trotzdem noch dein Kind!
Gibt es bei euch vor Ort noch Beratungsstellen, ggf auch für dich?

Es ist wirklich schwer auszuhalten, wenn dein Kind so leidet..

ninnananna
Timo Ziel
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Registriert: 3. Aug 2024, 22:06

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Timo Ziel »

Vielen Dank ninnananna!
Ich bin zwischendurch bei der Krisenhilfe, wo wir immer an den Punkt kommen, ich gebe mein Leben auf, alles dreht sich immer um die Angst um meinen Sohn und ich kann nicht loslassen.... Mein Sohn ist noch nicht mal mehr bereit zu seinem Hausarzt zu gehen.... er traut niemanden mehr ....
Zu seiner schweren Depression kommt auch noch ein Augen Leiden dazu, sodass er ein Nacht Fahrverbot hat ...somit sieht er seine Berufs Perspektive gleich null, weil er nicht flexibel ist .... egal was ich sage, es wird alles ins negative gesetzt ....und Schuld bin ich sowieso, ich habe ihn schließlich in diese Welt gebracht ... körperlich und psychisch ein Wrack.... es tut weh zu sehen, dass alles um ihn herum nur "schwarz" ist und er keine Freude mehr empfindet ...
TimoZiel
DieNeue
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von DieNeue »

Hallo zusammen,

@ ninnananna: Haben die in der Klinik deinem Sohn denn heute genau gesagt, warum er nicht bleiben kann? Was haben sie ihm denn als Alternative vorgeschlagen?

@ alle: Ich habe jetzt nicht alle eure Geschichten im Kopf, aber es sind ja einige dabei, wo auch die Ablösung vom Elternhaus immer wieder mal Thema ist. Mir hat beim Auszug zuhause das Ambulant betreute Wohnen sehr geholfen und ich kann es nur empfehlen. Es hat auch der Beziehung zwischen meinen Eltern und mir sehr gut getan. Ich war nicht komplett auf mich gestellt, aber auch nicht mehr so abhängig von meinen Eltern, und meine Eltern waren beruhigt, weil jemand da war, der sich um mich gekümmert hat. Ich finde es gut, dass ihr eure Kinder unterstützt.

Liebe Grüße,
DieNeue
ninnananna
Beiträge: 13
Registriert: 3. Okt 2023, 20:58

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von ninnananna »

DieNeue hat geschrieben: 7. Aug 2024, 22:39 Hallo zusammen,

@ ninnananna: Haben die in der Klinik deinem Sohn denn heute genau gesagt, warum er nicht bleiben kann? Was haben sie ihm denn als Alternative vorgeschlagen?

@ alle: Ich habe jetzt nicht alle eure Geschichten im Kopf, aber es sind ja einige dabei, wo auch die Ablösung vom Elternhaus immer wieder mal Thema ist. Mir hat beim Auszug zuhause das Ambulant betreute Wohnen sehr geholfen und ich kann es nur empfehlen. Es hat auch der Beziehung zwischen meinen Eltern und mir sehr gut getan. Ich war nicht komplett auf mich gestellt, aber auch nicht mehr so abhängig von meinen Eltern, und meine Eltern waren beruhigt, weil jemand da war, der sich um mich gekümmert hat. Ich finde es gut, dass ihr eure Kinder unterstützt.

Liebe Grüße,
DieNeue
Sie meinten, weil er gesagt hätte, dass ihm die Gruppentherapie (momentan) nichts bringen würde und Kunsttherapie auch nicht.
Sie könnten das angeblich nach einer Woche beurteilen. Mein Sohn hat sich an sich in der Gruppe (alles Junge Menschen in seinem Alter)sehr wohl gefühlt und war total integriert. Er hat heute sehr schöne positive Rückmeldungen von seinen Mitpatienten in Briefform bekommen, das war wirklich toll!
Er hat mir gerade noch gesagt, dass er gerne noch geblieben wäre. Das tut mir so leid, ich war so stolz auf ihn, dass er es durchgezogen hat und nun das..
Warum hat man es nicht wenigstens noch ne Woche probieren können?

Die Klinik hat momentan keine Alternative, sie könnten in stationär aufnehmen, aber momentan steht er auf der Warteliste.
Ich bin enttäuscht und hab das heute im Anschlussgespräch auch gesagt.
Die fanden das dann doof, dass ich verärgert war🙄.
Wie im Kindergarten.

Aber mein Sohn war heute zumindest guter Dinge, mit ihm sind noch 3 andere Patienten gegangen, es war ein schöner Tag,sagte er.
Umso mehr tut es mir leid.
Ich hoffe, er bleibt stabil und fällt nun nicht in ein Loch..
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