Depression, Trennung steht im Raum

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Yazhara
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Registriert: 7. Jan 2022, 11:18

Depression, Trennung steht im Raum

Beitrag von Yazhara »

Hallo zusammen,
ich muss mich an euch wenden und hoffe auf eure Meinung, Feedback etc.
Folgende Situation (Kurzfassung): Ich bin seit ca. 1,5 Jahren mit Depression diagnostiziert (mittelgradige Episode) und habe bis vor ca. 8 Wochen auch Medikamente genommen (Escitalopram), mit dem Therapeuten (Gesprächstherapie) bin ich nicht gut klargekommen und so lange ich die Medis genommen hatte, ging es mir auch einigermaßen, aber was mich immer gestört hat, war das "Abflachen" jeglicher Gefühle, nicht nur der negativen. Alles plätscherte nur so dahin, eine gewisse "Egal-Stimmung" stellt sich ein. Als ich Ende Mai mit einer Freundin im Kurzurlaub war und gemerkt habe, dass ich alles nur rational schön fand, aber nichts gespürt habe, habe ich beschlossen, die Medis abzusetzen. Ich hatte vorher schon reduziert (von 10 auf 5 mg) und mit dem Arzt war das abgesprochen, dass ich es versuche.

Zunächst ging auch alles gut. Die guten Gefühle kamen wieder, die Laune schon fast euphorisch, z.T. Ich war so froh, die Medis nicht mehr zu brauchen!!!
Ich hatte wieder Energie, Projekte anzugehen und habe mir einen alten Wohnwagen gekauft, mit dem ich (und mein 9jähriger Sohn) auch ein paar Tage in den Urlaub gefahren bin und den ich jetzt etwas "aufhübsche".

Ich bin verheiratet, bin Lehrerin und habe daher mehr Ferien als mein Mann, der campen nicht mag. Daher der Urlaub ohne ihn.
Im Urlaub habe ich dann aber gemerkt, dass mir die ständige Verantwortung für meinen Sohn zu viel wurde. Er ist nicht derjenige, der schnell Freunde findet und deshalb war ich als Mrs. Entertainer schon ständig gefragt. Der Urlaub fühlte sich so nicht wie einer an.

Vor den Medis war es schon so, dass ich einfach das Gefühl hatte, mir fehlt etwas. Ich habe alles angezweifelt, meinen Beruf, meine Beziehung, meine Wohnsituation. Auch Suizidgedanken waren dabei. Durch die Medis konnte ich etwas klarer sehen: Meinen Beruf mag ich eigentlich weiter machen (Schattenseiten gibt es immer), und meine Wohnsituation (Dorfleben, wenig soziale Kontakte außerhalb der Familie) ist für meinen Sohn gut, da stelle ich mich hintenan. Ein Hobby habe ich wieder entdeckt und kann es 2x wöchentlich machen, auch das macht mich zufriedener.

Jetzt nach Absetzen der Medis habe ich dieses Gefühl wieder. Es fehlt etwas, etwas stimmt nicht. Da rational betrachtet (s.o) alles andere ausgeschlossen wurde, bleibt die Beziehung.

1. Ich habe das Gefühl, dass mein Mann nicht gut mit meiner Krankheit umgehen kann. Wenn ich schlechte Laune habe, macht er mir das zum Vorwurf, zwar nicht explizit, aber meine Intuition reicht mir.
2. Er kann mich nicht auffangen. Ich brauche manchmal jemanden, der mich mitzieht, der sich für etwas begeistern kann. Leider arbeitet er als Handwerker körperlich recht hart, so dass er abends / nachmittags keine Lust mehr auf Unternehmungen hat. Ich bin da ruheloser, gerade jetzt in den Sommerferien möchte ich etwas unternehmen (reisen geht aus finanziellen Gründen nicht so gut und aus den oben genannten nicht). Mir würde ja schon eine Fahrradtour oder kleine WAnderung reichen, aber darauf haben meine beiden Männer so gut wie nie Lust.
3. So lange ich alleine / mit meinem Sohn zusammen bin, bin ich okay drauf. Sobald mein Mann heim kommt, habe ich sofort ein schlechtes Gewissen, weil vielleicht die Wäsche noch nicht fertig ist oder ich vergessen habe, zu staubsaugen oder nicht "das Richtige" gekocht habe. Das schlechte Gewissen äußert sich sofort in schlechter Stimmung. Mein Mann sagt zwar nie etwas, aber ich habe trotzdem das schlechte Gewissen.
4. Es fehlt an Zuneigungsbekundungen, und das beiderseits. Ein Mini-Kuss vor'm Schlafengehen, das war's. Über Gefühle reden ist auch schwierig, mein Mann hat das nie so richtig gelernt.

So, und nun kommt ihr ins Spiel. Ich habe keine Ahnung, ob ich meine Depressionen vielleicht nur auf die Beziehung projiziere, nach dem Motto: irgendwas stimmt nicht, es muss an der Beziehung liegen (und ich habe ja die Medis abgesetzt) oder ob ich wirklich über eine Trennung ernsthaft nachdenken sollte. Mein Therapeut sagte in meiner schlimmen Phase, dass ich keine großen Entscheidungen treffen soll, so lange die Episode anhält. Aber es wird ja auch nicht besser, wenn ich nichts tue.

Könnt ihr mir einen Rat geben?
Liebe Grüße
Mariesa
Beiträge: 28
Registriert: 21. Apr 2024, 23:28

Re: Depression, Trennung steht im Raum

Beitrag von Mariesa »

Liebe Yazhara,
ich verstehe Dich so gut. Ich gebe aber Deiner Therapeutin recht. Keine wichtigen Entscheidungen in so einer Phase. Dazu später aus eigener Erfahrung mehr.
Was weißt Du denn über Depressionen ? Denn Deine Intuition täuscht Dich sehr gern mal bei dieser Krankheit 😉 Und auch ein schlechtes Gewissen ist oft im Spiel. Das Krankheitsbild ist eben vielseitig und nicht so leicht zu durchschauen.
Männer reden doch eh nicht oft über Gefühle, da würde ich nicht drauf hoffen. Ist doch auch nicht schlimm. Viel wichtiger ist in meinen Augen, was macht er. Und wenn er nicht viel macht, dann magst Du vielleicht auf ihn zugehen ? Behutsam ?
Auch für Deinen Mann ist es schwer, glaub mir. Er ist nicht Du, hm vielleicht verstehst Du wie ich es meine.
Nun noch meine eigene Erfahrung. Ich habe mich in einer schweren Episode getrennt. Mir wurde alles zu viel. Ich bereue es bis zum heutigen Tag. Zwar haben wir ein normales Verhältnis, sprechen hin und wieder und trinken einen Kaffee zusammen. Er hatte relativ schnell eine neue Freundin, obwohl wir sehr lang zusammen waren. Ob zum Trost oder aus welchen Gründen, das geht mich nichts an. Aber es tat unheimlich weh, immer noch. Bist Du bereit, evtl. auch damit zu leben ?
Vielleicht kannst Du das Thema Beziehung nochmal ansprechen bei Deiner Therapie.
Ich wünsche Dir alles Gute, viel Kraft.
LG Mariesa
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