Ich weiß nicht mehr weiter seit der Trennung...

[Annabelle17]

Ich (55 Jahre) weiß wirklich nicht mehr weiter. Es geht mir so furchtbar schlecht seit sich mein Ex vor 1 Jahr und 5 Monaten (mal wieder) von mir getrennt hat. Wir waren 14 Jahre zusammen: er absolut pathologisch vermeidend bindungsgestört, ich der ängstliche Part. Er hat eine dreijährige Therapie zu diesem Thema hinter sich, vorbildlich....aber hat wenig gebracht. Ich bin seit vielen Jahren in unterschiedlichen Therapien. Jetzt auch.
Er hat sich in all den 14 Jahren ca 1 Mal pro Jahr getrennt, kam dann wieder und verstand seine "Weglaufgründe" oft selbst nicht mehr anschließend. Wenn der gefühlte Einengungsdruck einer jeden Beziehung anstieg über die Monate, dann trennte er sich (er wurde NIE von einer Frau eingeengt, das Druckgefhl entstand einfach aus der Tatsache des in einer Bezhung Seins heraus). Er trennte sich oft abrupt, wenn die Beziehung enger, schöner wurde....auch als wir eine Wohnung gekauft hatten. Die Trennungen kamen aus dem Nichts heraus und haben mir den Boden unter den Füßen weggerissen jedesmal. Ich dachte immer, ich müsse nur noch cooler, abenteuerlustiger, dünner, wiziger, partymachender, etc werden, DANN endlich würde er bleiben. Aber er blieb auch bei den vorherigen Partnerinnen nicht (er, auch 55, hatte wenige Freundinnen vor mit, immer nur kurze Beziehungen, zwischen 20 und 30 gar keine Beziehung, was ich extrem eigenartig fand....) Er ist auch bei Frauen nicht geblieben, die biertrinkender, parytmachender, motorradfahrender waren als ich. Irgendwie waren das scheinbar bei Trennungen von mir nur etwas vorgeschobenende Gründe.

Er war auch nie verheiratet, wollte nie Kinder, ein lonenly wolf....hatte oft Depressionen, Antriebslosigkeit, Zweifel seinem Job gegenüber (Schaupspieler). Er hat auch noch nie mit einer Frau zusammengewohnt, das konnte und wollte er nie. Hat seine unguten Dynamiken oft ertränkt in Alkohol, Eskapismus (viel und weit und spartanisch Verreisen durch slums und arme Länder), alles musste immer spartanisch, ärmlich sein, damit er sich "fühlt". Er konnte bei Reisen auch nie an nur einem Ort verweilen, es trieb in immer weiter und weiter.

Nun ist er mal wieder gegangen vor über einem Jahr. Er war schon mal über ein Jahr weg, aber da hatte er damals in der Trennungszeit mir regelmässig alle paar Wochen mails und handgeschriebene Briefe geschickt....diesmal nichts.

Ich bin am Ende meiner Kräfte. Mein Leben fühlt sich seitdem wirklich so dunkel und schwarz und sinnlos an. Ich bin eine 55 jährige Frau, ohne Kinder (ich wollte nie Kinder, der Wunsch ist nie entstanden in mir). Ich habe zwar eine schöne Arbeit, habe viele, gute Freunde und gottseidank noch meine Eltern. Aber meine Eltern werden älter und auch das macht mir enorme Angst und Panik. Ich war seit jeher viel zu eng und symbiotisch mit meiner extrem krankhaft-narzisstischen Mutter, wenn sie jetzt auch irgendwann "weg bricht" in meinem Leben, dann weiß ich echt nicht mehr weiter!!!

Ich bin trotz gutem, engem Freundeskreis oft gefühlt so einsam und verlassen in dieser Welt: ich will oft nicht mehr leben. Meine Therapie hilft mir nicht (habe schon umgeschwenkt auf Verhaltenstherapie etc). Medikamente habe ich noch nie genommen: nur ca einmal im MOnat nehme ich Tavor (Benzodiazepin), wenn es gar nicht mehr anders geht. Um einfach mal 24 Std Ruhe in meinem Kopf haben zu dürfen.Ich weiß um die Gefahr bei Benzos, habe diese noch nie öfter als einmal im Monat (oder noch seltener) genommen.

Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben (obwohl ich weiterhin viele Hobbies habe: Theater, moderne Kunst, Sport, Hörbücher und Lesen, insektenfreundliches Gärtnern, Backen und Kochen, mit Freunden treffen etc) Ich zwinge mich zu all diesen Dingen, mein Lebenswillen schwindet massiv. Ich kann nicht mehr: ich hatte bisher IMMER einen Partner. Ich weiß, man muss auch alleine im Leben klar kommen, aber ich bin eine totale Beziehungsperson, ich bin gerne in einer Partnerschaft. Mir machen Reisen, Unternehmungen, Einkaufen etc nur in Partnerschaften Freude. Ich finde das Leben alleine so angstmachend und einsam.


Ich habe solche furchtbare Panik, dass ich nie wieder einen Mann kennenlerne.

[niri76]

Liebe Annabelle17!

Jetzt erstmal durchatmen.

Ich schreibe Dir mal meine Gedanken dazu:
Wie ich es herauslese war es eine sehr toxische Beziehung zwischen Dir und Deinen Partner. Daher denke ich, dass eine Trennung für Dich besser ist. Wie sollst Du Dich jemals wieder auf ihn verlassen können, wenn er sich ständig trennt. Außerdem muss Du nicht irgendwer sein, um ihn zu gefallen. Du bist schon jemand. Und Du bist völlig okay wie Du bist.
Du hast gerade eine schwere Zeit. Aber ich kann Dir versprechen. Es wird auch wieder anders. Du wirst wieder Freude empfinden können. Auch, wenn Du Dir das gerade nicht vorstellen kannst. Vielleicht solltest Du Dir überlgen, es doch mal mit Antidepressiva zu versuchen. Mich haben diese erst in die Lage gebracht eine Therapie erfolgreich abzuschließen. Es gibt ja auch andere und es müssen nicht gleich Benzos sein.

Und wenn Du es willst, wirst Du auch wieder einen anderen Mann kennenlernen, der dann besser zu Dir passt und auf den Du Dich auch verlassen kannst.

Es ist super, dass Du es geschafft hast, Dir Hilfe zu suchen. Auch hierfür benötigt man erstmal die Kraft.

Fühl Dich gedrückt.

Grüße
niri76

[Annabelle17]

Danke, liebe Niri76. Ja, es war eine extrem txpische toxische Beziehung.
Aber nach einem Jahr MÜSSTE es mir doch besser langsam gehen. So lange leidet doch niemand nach einer Trennung.Ich bin mir daher nicht mehr sicher, dass es irgendwann wieder bergauf geht, wie Du schreibst. Wieso bist Du sicher, dass diese schwere Zeit irgendwann endet???

[niri76]

Ich hatte auch schon viele schwere Episoden. Manche auch sehr lange. Aber irgendwann ging es wieder besser.
Das ist ja das tügische an den Depressionen. Sie lassen einen glauben, dass es nie mehr besser wird.
Aber alles ist im Wandel und nichts bleibt so wie es ist. Das ist das Leben.

Grüße
niri76

[Annabelle17]

Hattest Du denn schon mal eine schlimme Trennung, über die Du merh als ein Jahr nicht hinweg gekommen bist??

[niri76]

Es gab schon schmerzhafte Trennungen. Ich hatte dann meistens das Problem loszulassen.
Leidest Du denn unter der Trennung oder unter dem Alleinsein?

[Mariesa]

Liebe Annabelle 17,
es gibt meines Erachtens keine bestimmte Zeitspanne, wie lang man nach einer Trennung leidet. Da spielen doch viele Faktoren eine Rolle. Und Menschen sind keine Maschinen
Meine Trennung ist fast zwei Jahre her und ich habe es noch nicht überwunden. Es ist zwar nicht mehr so furchtbar schlimm wie am Anfang, aber immer noch schlimm genug. Ich setze mich deshalb aber nicht mehr unter Druck. Es ist mein Tempo und mein Leben. Es dauert so lang wie es dauert.
Ich wünsche Dir alles Gute.
LG Mariesa