Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Letitia
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Registriert: 29. Mai 2024, 10:27

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von Letitia »

Hallo ihr,

Das Gespräch ist zu interessant, als dass ich eine Antwort wieder einem Alltag mit Kleinkind zum Opfer fallen lassen könnte.
Tatsächlich war ich mal wieder hier online, um mir die Bestärkung zu suchen, dass mein Mann mich noch liebt und es eben nur nicht zeigen kann.
Kann ich das Thema verbale und körperliche Zuneigung offen kommunizieren? Jein, kommt auf die Phase und den Tag drauf an. Also bei egal welchem Thema dann auch. Oft genug bereue ich es sehr, etwas offen angesprochen zu haben. Teilweise "bestraft" er mich regelrecht im Anschluss. Dann zieht er sich komplett zurück, antwortet nicht auf Textnachrichten und wenn überhaupt kommt er mir nur ärgerlich zur Hilfe mit unserem Kind, wenn ich ihn ausdrücklich darum bitte. Manchmal fällt er auch in eine Opferrolle.

In einem Bett schlafen wir seit ca 3 Jahren schon micht mehr. Umarmungen und Küsse gibt es eigentlich täglich, aber es fühlt sich viel mehr freundschaftlich als romantisch an. Leider. Neulich hatten wir einen guten Moment und haben rumgeknutscht. Ich weiß nicht mal mehr, wann das letzte mal davor war. Sehr sicher mehr als ein Jahr. Auf jeden Fall hat das nicht so ganz geklappt, weil ich ständig nervös kichern musste. Es hat sich einfach derart fremd angefühlt. Optisch fühle ich mich eigentlich noch mehr zu ihm hingezogen als früher, durch Gewichtszunahme hat er tolle breite Schultern bekommen... Außerdem bin ich ein absoluter Kuschler!
Verbal schwankt er zwischen Überschüttung mit Liebesbekundungen und Versprechungen (die ich lächelnd hinnehme, wissend dass sie größtenteils im Sand verlaufen) und richtiger Grausamkeit. Ich sei Schuld an diesem und jenem, ich sei eine schlechte Mutter, würde jeder meiner kleinen Aggressionen an ihm rauslassen und was sonst noch. Und die Stimmung bleibt dann so kalt, bis ich angekrochen komme und mich entschuldige und/oder ihn mit Essen und Liebe besteche.

Auch ich schließe mich euch an und versuche so geduldig zu sein wie möglich, um ihn nicht unter Druck zu setzen (so oft es klappt, bin auch nur ein Mensch). Dann suche ich hier oft nach Leuten, die auch elend einsam in ihrer Beziehung sind und trotzdem wie bescheuert daran festhalten. Wie namanda treffend sagte: "Es ist schlimm jemanden zu vermissen, der eigentlich körperlich da ist." Das fühle ich so so sehr. Dank kleinem Kind und "kaum vorhandenem" Partner habe ich auch leider nicht die Zeit für mich selbst, die ich eigentlich bräuchte, um in mir selbst irgendeine Ruhe zu bewahren.
Es tröstet irgendwie, nicht ganz allein damit zu sein.

Grüße

Letitia

PS: Er nimmt seit kurzem Antidepressiva und ist seither auch in Therapie. Nach so wenigen Wochen kann natürlich noch keine Besserung vorhanden sein, aber es schürt eine fast schmerzhafte Hoffnung darauf, meinen liebevollen und aufmerksamen Ehemann vielleicht bald wieder zu sehen...
SGE-1402
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von SGE-1402 »

Hallo zusammen, mir kommt das alles sehr vertraut vor und es tut gut zu lesen, dass ich nicht alleine so fühle.
Bei meiner Partnerin und mir ist es so, dass der große Teil der Umarmungen, Küsse kuscheln usw von mir aus geht. Ich weiß auch, dass ich nichts erwarten darf, kann mich aber im Alltag damit arrangieren.
Allerdings knabbere ich am einem anderen Thema. Aktuell sind Ferien und ich habe meine Tochter bei mir. Ich wohne mit meiner Freundin noch nicht zusammen und daher bin ich mit meiner Tochter in meiner Wohnung. Seit diesem Montag. Seit dem zieht sich meine Freundin immer mehr zurück. Sind wir zusammen kommen zwischendrin mal Nachrichten, jetzt nix. Telefonieren mag sie auch nicht, bzw. ist sie sehr wortkarg. Gestern hatte sie ein Gespräch mit der Psychologin, darüber wollte sie nicht mit mir reden. Dabei reden wir immer über ihre Termine. Irgendwie bekommt ihr die räumliche Trennung nicht gut. Ich selbst knabbere auch an der Situation, wenn von ihr nix kommt.
SGE-1402
Beiträge: 9
Registriert: 15. Apr 2024, 15:59

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von SGE-1402 »

Noch eine Ergänzung zu meinem Post.
Wenn ich bei mir war haben wir Abends immer nochmal telefoniert. Jetzt habe ich sie gerade angeschrieben und gefragt ob wir nochmal telefonieren wollen. Als Antwort kam, 'Ne ich habe Grade geduscht und mir nen Film angemacht '.

Ich bin tierisch enttäuscht, Versuche mich ja immer selbst zu regulieren indem ich mir sagen, dass ist die Depression, es ist eine Krankheit, ihr geht's selbst schlecht. Trotzdem tut's echt weh.
namanda
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von namanda »

Hallo ihr Lieben,

ich kann mit den letzten Posts sehr mitfühlen. Es kann so schmerzhaft sein, wenn die Person, die man so liebt, sich zurückzieht. Ich hatte vorhin wieder ein sehr ehrliches Gespräch mit meinem Partner und vielleicht hilft es euch auch irgendwie alles nachzuvollziehen. Er hat damit angefangen zu sagen dass er gerade nicht sagen kann ob er jemanden an seiner Seite braucht oder ob er einfach alleine sein will. Da ich angefangen habe solche Aussagen direkt und hartnäckig zu hinterfragen bevor ich mir selbst irgendwelche Dinge zusammen spinne, wollte ich mehr Details hören. Er meinte, dass er im Moment seine eigenen Emotionen nicht fühlen kann, er kann mir nicht sagen, was er will weil er es selbst nicht weiß. Ich versuche bei solchen Gesprächen immer so neutral wie möglich zu sein obwohl mir oft einfach nur nach Heulen ist. Er hat mir viel über seine Gedanken erzählt, dass er sie selbst nicht zuordnen kann und viel Selbstzweifel hat und auch dass er wünschte er könnte gerade Klartext reden aber er kann einfach nicht kann. Er wünschte er könnte, aber er ist oft im "Fluchtmodus" und weiß selbst nicht was er will. Ich habe ihm dann daraufhin mal ganz ehrlich gesagt, dass ich so viele Fragen habe und auch so viele Sachen denke und fühle, die ich einfach mitteilen möchte aber das Gefühl habe dass es einerseits nicht fair wäre und auch dass ich keine eindeutige Antwort bekommen würde. Daraufhin kam von ihm "Ist eine Frage ob ich noch mit dir zusammen sein will?" Ich war richtig im Tunnelblick und auch stolz dass ich nicht direkt in Tränen ausgebrochen bin und dies bejaht. Er meinte wieder, dass er es nicht weiß. Er kann weder Ja noch Nein sagen. Es hat gesagt, dass die Entscheidung bei mir liegt, ob ich das alles noch durchmachen kann weil er nicht sagen kann wie lange er braucht um sich selbst zu finden. Er sagte, dass er sich nicht umbringen würde oder sonst was antun würde wenn ich einen Schlussstrich ziehen würde aber dass ich es entscheiden müsse. Und da wären wir an dem Punkt an dem ich mich frage: Was ist wenn ich gerade so viel Hoffnung und Kraft reinstecke und zum Schluss sagt er selbst dass er seinen eigenen Weg gehen möchte? Meine Hoffnung ist so wahnsinnig groß. Soll ich aufhören zu hoffen? Weder er noch ich können vorhersagen wie die Zukunft ist. Ich habe solche Angst mich an etwas zu klammern was nie wieder so sein wird wie früher und andererseits habe ich Angst zu früh aufzugeben und ich krieg wieder das Beste was mir je erlebt ist wieder zurück. Ich denke solche Gedanken haben viele von uns. Ich habe ihn auch direkt gesagt, dass ich dass ich seine Taten oft persönlich nehme und ich deswegen immer gerne solche Gespräche führe damit ich weiß dass es nicht an mir liegt. Das hat er auch eingesehen und meinte er kann es verstehen dass ich so denke, er das auch weiß und auch oft Schuldgefühle deswegen hat. Ich meinte dass er sich nicht in Schuldgefühlen plagen soll aber einfach mit mir reden sollte. Je mehr er mir erzählt desto besser. Trotzdem war ich nach dem Gespräch ziemlich still. Einfach weil mir diese ganzen Gedanken durch den Kopf gegangen sind und er hat mich dann gefragt ob alles okay ist. Ich hab nur gesagt "Ich denke gerade einfach nach aber alles gut. Schön dass wir dieses Gespräch hatten." Theoretisch ist ja nichts gut aber was hätte es gebracht zu sagen was ich denke. Er kann ja grad selber nicht sagen was er will. Wie soll er dann auf meine Sorgen eingehen. Ich versuche es einfach zu akzeptieren und daran zu denke, dass er ja mehr durch macht als ich mir vorstellen könnte.
Morgen haben wir Jahrestag bzw. mittlerweile schon jetzt und heute. Und ich klammer mich schon wieder an eine Hoffnung, dass er daran denkt. Vorwerfen dass er es vergessen hat, kann ich ja auch nicht. Wie auch: optisch gesehen sind wir nicht mal mehr ein Paar. Wobei ich ja selbst - das erste Mal überhaupt - nichts gekauft oder organisiert habe. Das macht mich selbst irgendwie richtig traurig.

Genug ausgekotzt für heute.
Gute Nacht Ihr Lieben.
Wildwanderer
Beiträge: 16
Registriert: 19. Apr 2024, 16:45

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von Wildwanderer »

Hallo zusammen,

ich dachte, ich gebe auch mal ein Update, vor allem weil es mir gut tut auch eure Geschichten zu lesen und zu merken, dass man nicht alleine steht.
Auch ich kann dieses Gefühl der Enttäuschung nur zu gut nachvollziehen. Ich denke generell, dass wir angehörigen uns nicht für unsere Gefühle schämen sollten. Es ist nunmal keine "normale" einfache Beziehung und es fällt trotz des Wissens um die Krankheit schwer Dinge nachzuvollziehen und in dem Moment richtig einzuordnen. Und egal wie oft ich mir sage es ist die Krankheit und für die kann er ja nunmal nichts, kommt doch immer mal wieder dieses komische Gefühl hoch. Es fällt mir schwer zu beschreiben aber vielleicht kennt ihr es auch: so eine Mischung aus Traurigkeit, Enttäuschung, Neid, Hilflosigkeit.

Namanda hatte glaub in einem anderen Strang erzählt, wie sie versucht mehr für sich zu tun und sich dadurch etwas abzugrenzen. Genau das versuche ich auch, mal mit mehr mal mit weniger Erfolg. Es ist nunmal hart, wenn der Partner sich den ganzen Tag einschließt und man keinen Ansatz hat zu helfen. Aber ich versuche auch immer wieder Gespräche zu führen (tendenziell wenn ich glaube er ist in einer besseren Phase) und auch meine Ängste und Gefühle mitzuteilen. Ich denke, auch der kranke Partner verdient diese Offenheit und kann vielleicht doch etwas drauf eingehen, aber manchmal habe ich doch ein schlechtes Gewissen, ob das dann nicht zu viel Druck aufbaut und alles verschlimmert.

Nunja hier ist es ein Auf und Ab zwischen abkapseln und dann doch immer mal wieder Äußerungen wie "Ich sage es nicht oft, aber ich schätze dich sehr und deine Unterstützung und ich liebe dich." Dies bestätigt natürlich meine Hoffnung, dass irgendwo ein bisschen Licht am Ende des Tunnels wartet.
Tantan
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Registriert: 23. Jun 2024, 07:52

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von Tantan »

Hallo zusammen,
Ich habe die letzte Zeit still mitgelesen. Es tat verdammt gut zu sehen, dass ich nicht allein so da stehe und die Geschichten sich ähneln.
Wir sind nach 1,5 Jahren Traumbeziehung von heute auf morgen in dieses Loch gefallen. Er hatte immer gesagt er hat Depressionen, ich habe mich drauf eingelassen. Er hat aber nie gesagt, was darf, soll, kann ich tun... Oder eben lassen.Inzwischen sind wir in Monat 5. Als Paar seh uns eigentlich nicht mehr, selbst seine Arbeitskollegen wissen mehr als ich, die wissen nämlich zumindest wie er arbeiten muss.
Er war die ganze Zeit vorher immer bei mir. Jetzt ist er seit Monaten in seiner Wohnung und kommt wenn er sich nach fühlt mal vorbei.
Kontakt gibt es nur wenn ich anfange zu schreiben.
Ich hatte ihn drum gebeten, mir zumindest zu sagen ob er vorbei kommt oder nich. Mir hilft es extrem. Ich habe inzwischen Angst nach hause zu fahren, weil ich nicht weiß ob er da ist oder nicht und wie soll ich dann mit ihm umgehen. Welche Themen darf ich ansprechen, darf ich überhaupt was ansprechen. Ich will halt auch nicht immer die sein, die n Problem hat wenn er mal da ist oder etwas klären will. Beim ersten Mal hat das auch 3 Wochen am Stück geklappt. Dann hat es sich eingeschlichen, dass er nicht geschrieben hat und einfach da war...
Letzten Mittwoch hatte er Frühschicht und ich spät. Er wartete aber bei mir. Ich wurde mit den Worten, ich dachte du hast früh begrüßt... Heisst im Umkehrschluss, er hätte den ganzen Nachmittag im wachen Zustand mit mir verbringen müssen. Dies hat er schon ewig nicht mehr, er kam immer so, dass ich sicher geschlafen habe. Vermutlich damit er nicht reden muss.
Dann kam letzten Samstag wohl ein Totalabsturz bei ihm. Das hat er mal wieder per WhatsApp mitgeteilt, als ich ihn gebeten habe mir zu erklären warum ich nicht existent bin an den Wochenenden...
Da habe ich nochmal gesagt, es ist mir wichtig, dass ich Weiss ob er kommt. Er sagte es tut ihm Leid und er muss das besser machen. Seit Dienstag jetzt wieder gar nichts mehr.
Am Sonntag ist eigentlich ein Konzertbesuch geplant gewesen, mit seinem besten Kumpel zusammen. Keine Ahnung ob es überhaupt los geht. Ob ich das aushalten wenn er was trinkt und dann plötzlich wieder Körperkontakt sucht und am nächsten Tag gibt's mich wieder nicht mehr.
In meinem Kopf drehen sich so viele Fragen, die eig nur er beantworten kann. Es aber für ihn irgendwie egal scheint.
Allein seine letzte Aussage auf mein eig sind wir nicht mehr zusammen. War :"doch."
Ich hatte aufgrund der Situation leider keine Zeit zu fragen wo er uns noch als Paar sieht...
Einfach auch um für mich mal einzuschätzen wie weit weg ist er von der Realität. Oder halt auch was sind für ihn aktuell Zeichen für eine Partnerschaft oder reicht es ihm das keiner gesagt ist, es ist vorbei?
Ich versuch mich ja an jedes Stück Hoffnung zu klammern was es gibt, der in den ich mich verliebt habe muss da ja irgendwo drin sein...
Aber aktuell kommt da so gar nichts mehr.
Woher nehmt ihr eure Kraft? Um einfach mein Ding zu machen, so wie er es tut, ist mein Kopf nicht bereit. Es könnte ja sein das er doch reden will oder so...

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende euch allen.
Wildwanderer
Beiträge: 16
Registriert: 19. Apr 2024, 16:45

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von Wildwanderer »

Wildwanderer hat geschrieben: 23. Jul 2024, 09:31 Ich versuch mich ja an jedes Stück Hoffnung zu klammern was es gibt, der in den ich mich verliebt habe muss da ja irgendwo drin sein...
Aber aktuell kommt da so gar nichts mehr.
Woher nehmt ihr eure Kraft? Um einfach mein Ding zu machen, so wie er es tut, ist mein Kopf nicht bereit. Es könnte ja sein das er doch reden will oder so...
Ich verstehe dich sehr gut, da ich das alles kenne und dann gibt es sie ja immer wieder.....diese Lichtblicke....Und die geben dann wieder Kraft und Hoffnung. Einfach mein Ding machen, bekomme ich auch nicht hin, auch wenn dies wohl der goldene Schlüssel ist, wie ich hier aus vielen Berichten lese.

Die letzten 2 Tage waren super, wie haben viel geredet und gelacht und er kam auch selbst oft für einen Kuss oder eine Umarmung. Wir waren sogar gemeinsam auf einem Event in der Stadt. Nicht lange aber es war so toll! Und heute Zack...Absturz...kaum ein Wort, keine richtige Begrüßung am Morgen, aus der gemeinsam geplanten Aktivität heute wurde ein "ich mache dies und das", zurückgezogen im Zimmer. Mein Versuch die Aktivität doch gemeinsam anzugehen wenn ich mit der Arbeit fertig bin, wurde mit "nein keine Eile, mach du dein Ding".....Manche Tage stecke ich es einfach so weg aber heute macht es mich einfach unendlich traurig.

Kann ich das kommunizieren? Will ich das kommunizieren? Und wie ohne Vorwürfe und Druck?

Allen ein schönes und hoffentlich weniger ratloses Wochenende als hier bei mir.
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