Guten Psychotherapeut finden

Senif
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Senif »

Hallo zusammen,

mich würde interessieren, an welchen Symptomen sich eine hochfunktionale Depression feststellen lässt.

Ich selbst hatte das erste mal massivste Schlafstörungen zur Schulzeit und hab trotzdem mein Abi gemacht. Könnte ja dann vielleicht auch schon eine erste Episode gewesen sein. Und vorher war ich mal verwundert, dass bei mir das Interesse für Dinge des Lebens weg waren. Hab das aber nicht als krankhaft eingestuft gehabt. Auch dass ich mich nicht mehr über Geschenke z.B. freuen konnte. Dachte eher, ich bin ein furchtbarer Mensch. Hab da auch immer Sport gemacht - da weiß ich nicht mehr wie das war mit dem Sport.

Wirklich quälend und das Gefühl schwerst krank zu sein, hatte ich aber wirklich erst später, als die Depression nicht mehr hochfunktional war, sondern ich wirklich nicht mehr lebensfähig war.

:hello: LG Senif
Senif
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Senif »

Der Hausarzt damals mit den Schlafstörungen: sein erster Tipp war Milch mit Honig :lol: :roll: , nach 14 Tagen habe ich Baldrian Dragees bekommen :lol: :roll: und nach über einem halben Jahr hatte ich dann einen Termin bei einem Neurologen, der auch nichts feststellte - EEG war in Ordnung - zack war ich wieder zu Hause ohne Befund. :roll:

Ich glaube, der kranheitsverlauf wäre vielleicht nicht so dramatisch gewesen, wenn damals schon was erkannt worden wäre und man hätte eher gegensteuern können.
Iwnm
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Iwnm »

SonneundDunkenheit hat geschrieben: 27. Jun 2024, 18:16 Menschen mit hochfunktioneller Depression können sich noch sehr lange anpassen. Funktionieren im Job, Zuhause,.... sie laufen noch mehr Gefahr ihre Akkus dauerhaft zu schädigen. Es braucht erfahrene Hausärzte, Psychiater, Therapeuten ..., um die Schwere der Erkrankung zu erkennen...nach Außen wirken sie oft noch "normal", arbeitsfähig,...im Inneren sieht es aber ganz anders aus.
Menschen mit hochfunktionaler Depression sind oft noch lange in der Lage kognitiv gute (durchschnittliche ) Ergebnisse zu produzieren.
Der Vorteil im genauen Hinschauen liegt für mich darin, dass diese an Depressionen erkrankten Menschen zunächst erstmal als solche erkannt werden müssen von Behandlern und Behörden und entsprechend Hilfe bekommen... ernst genommen werden.
Ja, das stimmt natürlich. Ich will als Patient natürlich lieber als Individuum wahrgenommen werden und nicht in standardisierte Programme gepresst werden. Je detaillierter die Diagnose, umso adequater kann die Behandlung sein. Wenn ich das Gefühl habe meine behandelnden Ärzte, Therapeuten schätzen mich richtig ein, ist es mir persönlich egal, wie das detaillierte Label heißt, das sie meinem Zustand verpassen. Wichtiger ist mir, dass ich meinem Zustand entsprechend behandelt werde. Leider fühle ich mich oft falsch eingeschätzt, nämlich überschätzt. Story of my life.
GuntherBandel
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von GuntherBandel »

Iwnm hat geschrieben: 27. Jun 2024, 15:50 Hallo Gunther,
Im Detail kategorisiert hat man meine Depression bisher nicht. Bei meiner ersten Episode, die mich für meine Begriffe funktionsunfähig gemacht hat, hieß die Diagnose mittelschwere Depression und diesmal wieder. Ich würde meine Lage aktuell viel prekärer als damals einstufen. Weiter als im Rahmen dieser Dreistufen Einschätzung gingen meine Diagnosen nie.
So wild bin ich auf ein Label auch gar nicht, solange die mir angebotene Hilfe trotzdem adequat ist.
In Phasen in denen es mir schlecht geht, werde ich oft zum Psycho Hypochonder. Ich befürchtete schon bipolar zu sein, eine Borderline Störung zu haben etc. Aber all meine Befürchtungen wurden von Therapeuten und Psychiatern bisher immer abgewunken.
Wo liegen deiner Meinung nach die Vorteile wenn die Diagnose detaillierter ist als leicht, mittel, schwer depressiv? Hast du ne detailliertere Diagnose?
Hallo,
habe auch nur die Diagnose "schwere Depression". Früher wurde sogar mal Schizophrenie diagnostiziert, das wurde dann aber wieder revidiert.
Ich will meine Therapeutin demnächst mal fragen, ob sie meine aktuelle Diagnose für richtig hält.
Richtig bringen tut es mir denke ich nicht viel, aber ich versuche momentan eher, mit der Therapeutin Schritt für Schritt voranzukommen bei meinen Problemen.

Viele Grüße
G.
Iwnm
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Iwnm »

Senif hat geschrieben: 27. Jun 2024, 22:24 Der Hausarzt damals mit den Schlafstörungen: sein erster Tipp war Milch mit Honig :lol: :roll: , nach 14 Tagen habe ich Baldrian Dragees bekommen :lol: :roll: und nach über einem halben Jahr hatte ich dann einen Termin bei einem Neurologen, der auch nichts feststellte - EEG war in Ordnung - zack war ich wieder zu Hause ohne Befund. :roll:

Ich glaube, der kranheitsverlauf wäre vielleicht nicht so dramatisch gewesen, wenn damals schon was erkannt worden wäre und man hätte eher gegensteuern können.
Hallo Senif, da bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass eine frühe Diagnose mit passender Behandlung die beste Prävention für dramatische Verläufe ist. Das gilt für alle Erkrankungen.
Leider sind wir oft selbst blind für die eigenen Baustellen und wenn wir dann nicht glücklicherweise an gute Mediziner geraten, sondern wie du an einen Imker (Gruß an deinen Honigarzt)...
Schade, dass Ärzte im RL nicht mehr so sind wie Ärzte in Film und Fernsehen. Denen entgeht nix, da operieren auch Hausärzte eben mal nebenbei aufm Radweg am offenen Herz oder Hirn, während sie ihre privaten Beziehungsprobleme jonglieren.
Aber Spaß beiseite, ich frage mich aktuell auch wieder, in welcher Verfassung muss man eigentlich sein, dass man rasch die Hilfe und Unterstützung bekommt, die man bräuchte? Theoretisch und in den Medien wird so getan als tue sich automatisch ein Sprungtuch unter einem auf wenn man selbst die Einsicht hat, dass man Hilfe benötigt und den Mut aufbringt laut danach zu fragen. In Wirklichkeit begegnet man viel Unwissen, Inkompetenz und Ignoranz.
Ich war jetzt zum ersten Mal in einer Selbsthilfegruppe. War eine sehr nette Runde, geh ich auch wieder hin. Aber was ich erschreckend finde, die meisten dort haben das Vertrauen in Ärzte, Therapeuten, Medikation etc. komplett verloren.
SonneundDunkenheit
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Iwnm,

ich werde auch oft überschätzt...zumindest denke ich, dass es Überschätzung ist. Dennoch werde ich ernst genommen.

Ich kann noch immer hochfunktional auf der Sachebene für Momente/ bestimmte Situationen agieren (obwohl ich mittlerweile erwerbsunfähig bin). Zudem bin (war) ich beruflich zum Teil mit dem Gesundheitswesen verbunden und musste aus diesem Blickwinkel heraus mit Institutionen zusammen arbeiten. Das hat super funktioniert (trotz der chronischen Depression), weil es in dem Fall um den Betroffenen ging und nicht um mich.

In Bezug auf meine Depression werden aber ganz andere Persönlichkeitsanteile angesprochen (die Sachebene wird verlassen); die verschütteten, traumatisierten, abgespaltenen Anteile, die sich noch immer versuchen zu schützen. Da lasse ich natürlich nicht "jeden" ran...auch nicht meinen Hausarzt, den ich schon schätze, der mich aber genau deshalb auch sehr lange überschätzt hat. Er hat die Ursachen für geschilderte Symptome zunächst im körperlichen Bereich gesucht.
Seit gut 5 Jahren habe ich das große Glück eine ärztliche - schon sehr erfahrene - Psychotherapeutin (gefunden über die Vermittlung meines Hausarztes, wobei wir wieder beim Thema "guten Psychotherapeuten finden" wären) an meiner Seite zu haben. Ich bin anfangs nur widerwillig hingegangen und eigentlich auch nur, weil mein Hausarzt mit meinen Schlafstörungen nicht weiter wusste. Sie hat sich viel Zeit für mich genommen (erst als Psychiaterin, dann als Therapeutin), genau hingeschaut und nicht locker gelassen. Mittlerweile kann ich mit der Diagnose chronische Depression (wie zu den vielen anderen Diagnosen auch, die ich mit mir rumtrage) ganz gut umgehen. Im Außen wirke ich oftmals taff und wenig eingeschränkt. Keiner (außer meine Familie) weiß, welchen Situationen ich mich gar nicht erst stelle... Für mich ist das ganz okay, weil ich wenig Lust auf "Schubladendenken" habe. Da wo es erforderlich ist, nehme ich mittlerweile ärztliche Befunde mit, die auf Grund des Rentenverfahrens ausreichend vorhanden sind. In der Therapie kommt es auch heute noch vor, dass mich meine Therapeutin "über"schätzt/ mehr will als ich glaube leisten zu können oder unterschätze ich mich??? Wir gleichen von Zeit zu Zeit ab, wer welche Meinung hat und warum. Das hilft mir, um mich zu verorten.


Hallo Senif,

trotz der jahrelangen klaren Symptome einer Depression wie Schlafstörung, Lustlosigkeit, sozialer Rückzug, Einschränkungen in Konzentration, Gedächtnis....war ich leistungsfähig genug, um gut durch den Job zu kommen. Ich habe funktioniert. War auch lange Zeit nicht beim Arzt deswegen. Dachte es ist "Normalität". Bin von Kindheitstagen an eher ein Mensch, der lieber alles selbst mit sich ausmacht, verdrängt, sich in die Arbeit stürzt, sozial eher wenig kompartibel ist bzw. nur für Menschen, die ich lange kenne und denen ich vertraue/ an mich ran lasse. Ich glaube mal gehört zu haben, dass Menschen mit einer hohen Intelligenz und in stabilen Umfeldern mehr "Kapazitäten/ Möglichkeiten" haben, um noch eine Zeitlang zu kompensieren. Natürlich nicht zum Nulltarif, die Endrechnung kommt spätestens dann, wenn die Akkus dauerhaft entladen sind.

@Gunther: Meine Psychiaterin, die ja auch meine Psychotherapeutin ist, hält nicht viel von Diagnosen im Therapiezimmer. Ihr geht es um den Menschen und seinen Schwierigkeiten und deren Umgang im Alltag. Diagnosen wurden wichtig in ihrer Funktion als Ärztin im Zuge von Krankschreibungen, Verordnungen... und später im Rentenverfahren.

Mit gewittrigen Grüßen
Iwnm
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Iwnm »

Hallo SonneundDunkenheit,
da klingt mir vieles bekannt und vertraut in deiner Geschichte. Ich funktioniere übrigens am besten wenn ich etwas für andere tun soll. Sicher auch keine Seltenheit unter Depressiven.
Ich denke es macht auch einen großen Unterschied, wie ein Mensch vor der depressiven Erkrankung agiert hat und welche Leistung er im gesunden Zustand erbringt.
Als Beispiel nehme ich wieder den Kognitionstest den ich schon öfter in Diagnosegesprächen machen musste. 5 Begriffe über die Dauer eines Gesprächs merken und in 7 Schritten von 100 rückwärts zählen.
Ohne jetzt elitär oder böse klingen zu wollen, ich kenne genug Leute, die damit schon im gesunden Zustand Probleme hätten. (Was ich nicht werte oder verurteile). Wenn so jemand dann im depressiven Zustand gar nix mehr zustande bringt, ist das in etwa genauso wie wenn jemand für den das normal keine Herausforderung darstellt, in der Depression vielleicht etwas länger braucht, die Aufgabe aber immer noch lösen kann.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das Berücksichtigung findet.
Ich gratuliere dir zu deinem Fund. Ein gutes Verhältnis zum Therapeuten muss sich natürlich auch erst entwickeln. Logisch muss jeder im Endeffekt selbst an sich arbeiten, aber die Unterstützung qualifizierter Fachleute ist in meinen Augen nicht zu unterschätzen.
Spannend finde ich auch deine Frage: Unterschätze ich mich oder werde ich von außen überschätzt? Die stell ich mir auch oft. Und dann kommt noch die Frage: Überschätze ich mich gerade selbst? dazu. Das passiert mir nämlich auch nicht selten, weil ich so wenig Gespür für meine Grenzen habe. Das kennst du vielleicht auch, gerade wenn es darum geht für andere zu funktionieren. Das Problem mit dem nicht "Nein" sagen können.
Du beschreibst dich in vielen Punkten wie ich mich selbst auch beschreiben würde. Alles mit sich selbst ausmachen, Leistungsorientierung im Beruf, eher erstmal distanziert.
Wenn ich dir eine Frage zu deiner sozialen Kompatibilität stellen darf, wie genau meinst du das? Eckst du bei anderen Menschen oft an und begegnest Ablehnung, oder ist es eher so, dass du dich selbst nicht schnell irgendwo dazugehörig fühlst?
Senif
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Senif »

sondern wie du an einen Imker
:lol: :lol: :lol:

Habe herzlich gelacht bei deinem Beitrag Iwnm, danke :D

:hello: LG Senif
SonneundDunkenheit
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Iwmn,
meine soziale Kompatibilität ist sehr abhängig vom Kontext. Dazu muss ich anmerken, dass ich neben der Depression, eine atypische ADHS und eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung mit mir rumtrage.
Im Job war ich sehr sehr strukturiert, hab mich zielorientiert verhalten und hab von anderen erwartet, dass sie ihre Aufgaben gemäß ihrer Rolle im Team erledigen. Ich habe gefordert, aber auch zuverlässig gegeben. Das macht einen nicht immer sympathisch. Zudem war ich mit Kritik und der Offenlegung von unsinnigen Entscheidungen auch sehr direkt. Ich mag keine Spielchen. Da ich sehr lange auf meiner Stelle saß, hatte ich "meinen Ruf". Ich bin bei den einem angeeckt, andere haben sehr gerne mit mir zusammen gearbeitet, weil alles transparent war. Ohne diese klare Arbeitsweise wäre ich schnell sozial überfordert gewesen.
Ablehnung ist ein Thema für sich. Ich mag Teile meiner Biographie/ Erfahrungen nicht, kann mich in verschiedenen Situationen selbst nicht leiden. Warum sollten mich andere mögen? Ich fühle mich sehr oft nicht zugehörig, obwohl ich wahrscheinlich in der Wahrnehmung des Gegenüber dazu gehöre. Auf Grund sehr schlechter sozialer Erfahrungen in der Kindheit und Jugend habe ich sehr große Probleme mit Nähe, rutsche schnell in die Dissoziation oder setze mir eine Maske auf.
Die Therapie hilft mir mich und meine Mechanismen zu verstehen und mich zu mögen wie ich bin mit allen Ecken und Kanten.
Zum Thema kognitive Fähigkeiten. Ich bin seit ca. 7 Jahren in einer Studie in der hiesigen Uniklinik zum Thema Gedächtnis und Konzentration. Jedes Jahr muss ich zum Test. Diese sind inhaltlich schon recht umfangreich und die Ergebnisse werden mit meiner Bildungsnorm (nicht nur dem Altersdurchschnitt) verglichen. Ich bin mittlerweile in allen Bereichen unter dem was möglich sein sollte. Eingeordnet werden die Ergebnisse als Traumafolgestörungen. Trotzdem kann ich mich im Alltag angepasst verhalten wenn ich mich denn der Situation stelle.
Iwnm
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Iwnm »

Danke SonneundDunkelheit für deine Offenheit.
Bei einer Studie wird gewiss mehr berücksichtigt und genauer hingeschaut. Im Alltag geht der differenzierte Blick leider oft flöten. So entsteht sicher auch die große Diskrepanz die ich zwischen Fach-und wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Alltagserfahrungen im Umgang mit psychischen Erkrankungen erlebe.
Senif
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Senif »

Hallo SonneundDunkelheit,
Natürlich nicht zum Nulltarif, die Endrechnung kommt spätestens dann, wenn die Akkus dauerhaft entladen sind.
Ja, 20 Jahre war ich im psychischen Film, eine erste Diagnose bekam ich schon 2002 - aber auch da erstmal nicht die richtige. Bis zu meinem Totalzusammenbruch vergingen da nochmal 7 Jahre. Ich war aber bis dato zumindest noch rehafähig. Nach 2009 war nichts mehr wie vorher. Und trotzdem habe ich dann nochmal eine Umschulung gemacht (auf dem Zahnfleisch) mit dem Ergebnis danach berentet zu werden. Ein völlig sinnloser Weg gewesen und v.a. ein Aufbäumen an Kraft, die am Ende ins Leere ging sozusagen. Es folgte betreutes stationäres Wohnen.

Es schien als wäre da nichts mehr zu machen. Die Akkus nicht mehr zu gebrauchen. Aber dem war nicht so. Es gibt die reelle Chance wieder Akkus zu laden, es braucht nur unendlich viel Zeit. 2022 im Frühjahr ging es mir besser, ich wurde hypomansich (also abgeschwächt) - das fühlte sich genial an. 20 Jahre hatte ich das nicht gehabt. Mein Arzt meinte so eine Hochphase nach der Depression kommt häufig vor. Gehört wohl dazu.

Aber meine Geschichte ist der Beweis, dass man nicht ganz unten bleiben muss, und dass es wieder aufwärts gehen kann, auch nach so langer Zeit. Nichts ist in Stein gemeißelt.

:hello: LG Senif
Daydreamer0201
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Daydreamer0201 »

Hallo iwnm.
Ich hatte dir schon vor ein paar Tagen geantwortet, aber aus irgendeinem Grund ist meine Antwort hier nicht erschienen.
Jedenfalls hoffe ich dass dein erster Tag in der Selbsthilfegruppe erfolgreich war.
Du sprichst zwei Punkte in deiner Antwort auf meinen Beitrag an, in denen ich dir voll und ganz zustimme.
Erstens, mit unseren mentalen Problemen hat man solche und solche Tage. Bei mir mit meinem Borderline solche und solche Stunden. Und dazu gehört dass ich oft während der Therapie in einer besseren Verfassung bin als vielleicht 10 Minuten später. Eben weil ich gerade mit jemanden über meine Probleme reden kann. In mir kämpft dann der Engel mit dem Teufel, weil ich mich fühle wie ein Schauspieler der seine Rolle spielt.
Und meine ist in diesem Fall die des Depressiven Problembehafteten. Und dieses Schauspiel habe ich im Laufe der Jahrzehnte perfektioniert. Aber es ist bloß die Maske die ich trage.
Der zweite Punkt den du ansprichst ist die Frage nach dem WARUM. Wenn ich zum Beispiel in der Verhaltenstherapie wissen will, warum ich in dieser Situation denke dass ich falsche Gedanken habe. Bekomme ich als Antwort "Na wie hast du dich in der Situation gefühlt? Schlecht? Also weißt du es doch selbst dass deine Gedanken verkehrt waren."
Die Frage warum ich so fühle wird nicht erläutert.
Und gerade als Borderliner sehe ich mich eh in der Rolle des Opfers meiner Psyche. Und nichts ist durch eigene Anstrengung schwerer aufzugeben als die Rolle des Opfers.
Ich werde angehalten den Blick auf mich und meine Gefühlswelt zu richten. Aber ich verachte mich selbst und sehe nur Leere. Und suche Hilfe in anderen Menschen.
Ich hätte noch eine Frage. Ich würde gern ein Fitnessstudio besuchen und habe versucht von der AOK einen finanziellen Beitrag zu erhalten.
OHNE Erfolg. In dem Fitnessstudio könnte ich regelmäßig Sport treiben und auch meine Rückenprobleme lindern, die ich durch mein Alter und meine Arbeit habe.
Außerdem ist Sport ohnehin die beste Medizin.
Kann mir jemand einen Tipp geben wie ich von der AOK doch noch einen Beitrag zu den erheblichen Kosten eines Fitnessstudios erhalten kann?
Es grüßt Daydreamer
(Ps: Dankeschön Schlumpffine für den Link zur Verhaltenstherapie.)
Iwnm
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Iwnm »

Daydreamer0201 hat geschrieben: 29. Jun 2024, 12:53 Wenn ich zum Beispiel in der Verhaltenstherapie wissen will, warum ich in dieser Situation denke dass ich falsche Gedanken habe. Bekomme ich als Antwort "Na wie hast du dich in der Situation gefühlt? Schlecht? Also weißt du es doch selbst dass deine Gedanken verkehrt waren."
Die Frage warum ich so fühle wird nicht erläutert.
Hallo Daydreamer,
Da wurde deine Frage wohl nicht verstanden. Ich würde in so einer Situation nochmal nachhaken. Traust du dich dann nicht zu sagen, dass es dir um etwas anderes ging und die Antwort deine eigentliche Frage nicht beantwortet, oder du es zumindest nicht verstehst? Es passiert uns allen ja in Gesprächen immer mal wieder, dass man aneinander vorbei redet, das Gegenüber nicht auf Anhieb versteht was man meint, oder man sich selbst misverständlich ausgedrückt hat.
Vielleicht hat dein Verhaltenstherapeut eine strikte Haltung gegen Warum Fragen und will ausschlieslich daran arbeiten wie du aktuell etwas änderst. Das wäre sehr konform der Ausrichtung einer Verhaltenstherapie. Wenn er Scheuklappen aufhat, die ihm verbieten auch mal nach rechts oder links zu sehen und dir das so gar nicht hilft, passt ihr vielleicht nicht zusammen.
In meiner Verhaltenstherapie wurde damals nicht stur darauf beharrt nie nach Ursachen zu fragen. Der Schwerpunkt lag schon auf der Bewältigung aktueller Situationen, aber Ursachenforschung wurde nicht komplett außen vor gelassen. Das hätte ich auch sehr problematisch gefunden.
Was ist denn so generell dein Eindruck von der Therapie und dem Therapeuten? Situationen in denen man mal irritiert oder genervt ist, wird es immer geben. Aber was ist dein Grundeindruck und Gefühl. Fühlst du dich gut aufgehoben?
Mit der AOK habe ich auch zum Großteil nur schlechte Erfahrungen. Im Endeffekt kannst du nur Anträge einreichen und bei Absage einen Widerspruch einlegen.
Ich weiß gar nicht, ob die grundsätzlich zu prophylaktischen Maßnahmen zusteuern. Lass dir doch vom Hausarzt eine Überweisung zur Physiotherapie geben, falls der Notwendigkeit dafür sieht. Vielleicht kannst du dann irgendwann so argumentieren, dass Prophylaxe besser ist als Schadensbekämpfung. Ob das Fitness Studio dazu zählt, weiß ich nicht.
Ich habe aber mal einen Fitness Raum der AOK gesehen. Also quasi Fitness Studio in klein, von der AOK betrieben. Wer und wie man den nutzen darf, weiß ich leider nicht. Sprich die doch mal darauf an. Ich will nix Falsches sagen, aber ich glaube das nennt sich Aok Fitness Lounge. Falls ich da nochmal vorbei komme, guck ich genauer hin.
LG
Iwnm
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Iwnm »

Daydreamer,
Welche Schritte hadt du denn bei der Aok unternommen? Hab nämlich eben mal auf der Webseite nachgesehen und die werben ja richtig damit, dass sie anteilig Kosten für Fitnesskurse etc anbieten.
Verlass dich nie auf telefonische Aussagen. Reich am besten gleich einen Antrag ein. Die gibt's online oder per Aok app.
P
SonneundDunkenheit
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Für 2 Fitnesskurse im Jahr, die zertifiziert sind, bekommt man von der KK Zuschüsse.
Für eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio ist die Krankenkasse allerdings - meiner Meinung nach - nicht zuständig. Meine Krankenkasse zahlt jedes Jahr einen Bonus für die Mitgliedschaft im Fitnessstudio oder Sportverein. Das ist jetzt keine riesige Summe, gemessen an dem Jahresbeitrag, aber besser als nichts.
Sport könnte man ja theoretisch auch außerhalb eines (teuren) Studios machen.
Schlumpffine
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Horizont24 ,
du stellst die Frage "Was soll ich mit einem Psychotherapeuten besprechen"? und welche Diagnose wird er stellen.
Wenn ich dir mit meiner Antwort zu nahe treten sollte, bitte ich schon jetzt um Entschuldigung.
Aus deinen Post geht eindeutig hervor, das du dich selbst schützen möchtest und dich "verteidigst" um nicht weiter verletzt zu werden, die sogenannte" Bully Attack".
Das ist aufgrund deiner Vita nachvollziehbar, bringt aber auch eine Einschränkung-bewußt oder nicht-der Lebensqualität mit sich.
Es gibt verschiedene Therapeutische Ansätze, diese Schemata und Modusmodelle anzusprechen und zu verändern.
Am Ende steht mehr Lebensqualität.
Hier ist ein Link zur Schematherapie, die vielleicht(?) für dich geeignet ist.https://www.ellen-gross.de/Modusmodell.php Bitte alle Seiten mal anschauen.
Hier wird ein möglicher Ansatz beschrieben, der zielführend sein könnte und mit dem du dich vielleicht identifizieren kannst.
Bedenke bitte, auch wenn vieles alleine und gut gemanagt hast,bedeutet das nicht, das alles optimal und gut gelaufen ist und man doch nicht ein bißchen Ünterstützung benötigst.

Gruß
Schlu
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
Schlumpffine
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Horizont24,
vielleicht hilft Dir auch mein Post aus in einem anderen Thread.

deine Frage ist nicht pauschal zu beantworten, da es immer individuelle Faktoren gibt, die die "Therapie" beinflussen.
So gibt es "die" Psychotherapie ( Richtlinienverfahren) als Alleinstellungsmerkmal nicht.
Als Beispiel - nicht abschließend-möchte ich hier die Therapieverfahren nach Marsha Linehan, VT,TEK-Verfahren und die CBASP Therapie nennen.
Jede Psychotherapie ist wirksam- mal mehr mal weniger- je nach individueller Einsicht in die Erkrankung.
Nur wer bereit ist, an sich zu arbeiten, seine Bewertungen und Ansichten zu hinterfragen und zu verändern , wird stark von der Psychotherapie profitieren.
Alle anderen laborieren an den Symptomen herum und machen kaum Fortschritte in der individuellen Entwicklung.
Psychotherapie ist ein Mittel zur Selbsthilfe.
Für Hintergrundinfo:https://www.google.com/url?sa=t&source= ... 3BDDEyGaDa
Hier findest du die Empfehlungen des GBA zur Psychotherapie.
In jedem Verfahren wird ein sogenannter "Werkzeugkasten,Notfallkoffer" empfohlen, dieser enthält z.Bsp Skills zur Stressbewältigung,Achtsamkeit und Therapieansätze wie etwa 4 Ohren-Prinzip,Kommunikationsquadrat,Inneres Team,Abc-Methode.
All diese "Werkzeuge" sind extrem wirksam, sofern man bereit ist, sie zu erlernen, zu üben ,zu reflektieren und sich damit "weiter" zu entwickeln.
Wieviel "Therapie" benötigt wird ist immer individuell. Manche stehen nach 300 Stunden noch nahe dem Anfang während andere nach 60 Stunden stark profitiert haben.
gruß
Schlu
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Schlumpffine
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Schlumpffine »

Halo Horizont24,
danke für Deine Antwort, da wird einiges klarer.
Auch wenn es sich blöd anhört, die Vergangenheit ist vergangen. Niemand kann sie wieder "hervorkramen" und sie verändern. Auch wenn in der Vergangenheit etwas "schief" gelaufen ist, gehört sie zu Deiner Person.
Akzeptiere die Vergangenheit, reflektiere sie und verändere im hier und jetzt dein Verhalten.
Bewertungen- die "anderen" sind schuld" - sind da nicht zieführend und hinern dich eigenlich daran, die Ängste und Erwartungen ins positive zu drehen. Das geht leider nur in kleinen Schritten.
Ängste und Befürchtungen gehören zum Leben- allein der Umgang damit - positiv oder negativ- verändert die Welt.
Vielleicht kanst du dich für einen stationären Aufenthalt in einer guten Fachklinik begeistern?
Gruß
Schlu
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Iwnm
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Re: Guten Psychotherapeut finden

Beitrag von Iwnm »

Hallo Horizont24,
Verzeih mir bitte, ich bin nicht sicher, ob ich dein Anliegen verstehe. Berichtige mich bitte wenn ich dich falsch verstehe.
Erstmal gratuliere ich dir zur Einsicht, dass du Hilfe in Anspruch nehmen darfst. Du hast ein klares Ziel und wünschst dir Unterstützung, dieses Ziel zu erreichen . Das finde ich großartig.
Und dann musst du mir bitte helfen, da mir nicht klar ist wie deine Frage lautet.
Weißt du nicht wie du die Suche nach einem Psychotherapieplatz angehen sollst? Oder fragst du was dich in einer Therapie erwartet und wie du dich in der Therapie verhalten sollst?
Fragst du welche Diagnose ein Fachmann (Psychiater, Psychologe, Therapeut) bei dir feststellen wird und zu welcher Therapie er dir raten wird?
Antworten zu deiner Diagnose und der für dich geeigneten Therapieform innerhalb dieses Forums finde ich höchst unseriös. Lass die Diagnose bitte vor Ort von Fachleuten abklären, die beraten dich auch bei der Therapiewahl.
Erste Anlaufstellen für die Diagnostik können eine Psychiatrische Institutsambulanz sein oder ein Erstgespräch bei einem Psychiater, Psychologen, Therapeuten. Unter der Nummer 116117 werden solche Termine zur Diagnostik vergeben, ebenso online bei der Kassenärtzlichen Vereinigung.
Was dich in deinen Therapiesitzungen dann tatsächlich erwartet und wie du damit umgehst, wird sich zeigen. Darüber würde ich mir im Vorfeld nicht den Kopf zerbrechen. Da spielen so viele verschiedene Faktoren ineinander. Therapie verläuft so individuell wie wir Menschen nunmal sind. Lass dich einfach darauf ein.
Was lässt dich denn in der Luft hängen? Wo haderst du noch mit dir?
Alles Gute für dich,
Iwnm
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