Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

DieNeue
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

Hallo Henni,

ich denke nicht, dass diese ganzen Fragen als Provokation gemeint sind, aber wenn jemand schon sagt, dass es ihn nervt, finde ich, sollte man denjenigen auch darüber aufklären, warum man das macht. Da dann einfach mit einem Verhalten weiterzumachen, wo man ganz genau weiß, dass es nervt, finde ich nicht zielführend. Wenn man als Therapeutin nur so arbeiten will, muss man das dem Klienten sagen und nicht einfach weitermachen mit etwas, was denjenigen nervt. Dass das dann als Provokation aufgefasst wird und sich das ganze dann hochschaukelt, ist für mich eine logische Folge und sollte einem Therapeuten eigentlich klar sein. Das lernt man ja eigentlich schon im Kindergarten, dass es eskaliert, wenn man immer weitermacht, obwohl der andere etwas nicht will.
Für mich klingt es auch immer nicht so zielgerichtet, wenn jeder Satz hinterfragt wird und als ob die Person nicht unterscheiden kann, was wichtig ist und was nicht. Bei mir könnte es dann echt passieren, dass ich mich irgendwann gar nichts mehr sagen traue, weil scheinbar alles falsch ist, was ich sage. Und ich hätte gern jemanden, der weiß, was wichtig und was nicht so wichtig ist. Das kann ich nämlich nicht gut und wenn dann die ganze Therapiestunde nur von dem abhängt, was ich sage, dann geht das womöglich in eine Richtung, die nicht viel bringt.
Schon kompliziert, jemand passenden zu finden, wenn jeder irgendwas anderes braucht und jeder Therapeut anders ist.

Liebe Grüße,
DieNeue
Senif
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Senif »

Hallo DieNeue,

hast du deiner Thera mal gesagt, dass du denkst, du machst alles falsch - bzw. dass du denkst, dass sie das denkt ?
Wäre doch mal spannend, was sie dazu sagt.
In der Depression konnte ich teilweise nur schwer reden. Oft hab ich auch gleich Panikgefühle gehabt, wenn ich was sagen wollte. Nach und nach begann ich jedoch öfter das Gespräch, weil es war ja meine Therapie. Die Therapeutin sagt bei mir am Anfang auch nichts, jetzt so braucht sie das auch nicht mehr.

Aus meiner Sicht geht es nicht um richtig und falsch. Sondern darum, Glaubenssätze, die früher vielleicht mal hilfreich waren, aber jetzt echt gesundheitsgefährdend sind aufzulösen und dadurch eine andere Sicht auf die Dinge zu entwickeln - eben auch weg, von diesem negativ eingefärbten hin zu positiveren Sichtweisen. Denn das erzeugt auch positive Gefühle.
Ich glaube nicht, dass die Therapeutin denkt, dass du alles falsch siehst. Eher eine negativ eingefärbte Brille. Hatte ich auch früher, hab sie aber absetzen können :D - na ja, manchmal kurz hab ich sie noch auf, dann will ich sie aber auch gleich wieder los werden. :lol:

@Mayana das ist auch extrem anstrengend. Hab das damals auch als Schwerstarbeit empfunden. Wobei eine kurze Pause zwischendrin schon drin war.

:hello: LG Senif
DieNeue
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

Hallo zusammen,

ich wollte mal noch auf eure anderen Beiträge von neulich eingehen.

@ SonneundDunkelheit: Es hört sich gut an, wie deine Therapeutin mit deiner Wut umgeht. Was sagt deine Therapeutin denn dazu, wenn du sagst, dass du dich in der Therapiestunde nicht anpassen und verstellen willst? Ich möchte das auch nicht, aber das heißt halt dann auch, dass ich wütend oder gereizt bin.
Ich bin auch manchmal genau und "kleinlich", wenn jemand was zu mir sagt. Wenn ich etwas als abwertend empfinde, schaue ich dann aber auch mal im Duden nach, ob das Wort tatsächlich abwertend verwendet wird oder ob ich mir das nur "einbilde" oder zu empfindlich bin. Zweimal war es tatsächlich abwertend, aber wenn ich das dann anbringe, dass es eben nicht nur ich bin, die was in den falschen Hals bekommen habe, sondern es tatsächlich ein abwertendes Wort ist, dann kam trotzdem keine Entschuldigung oder irgendein Einsehen. Ich diskutiere dann mittlerweile auch über solche Sachen, weil ich nicht möchte, dass man mich abwertet. Es gibt auch Wörter, über die lässt sich streiten, da bin ich auch nicht so, aber wenn man mich nicht mal ernst nimmt, wenn man es sogar im Duden nachlesen kann, dann versteh ich das nicht mehr. Das ergibt dann meist nur eine Diskussion, wo es nur darum geht, wer jetzt Recht hat - und das bin dann selten ich. Für mich machen solche Sachen aber einfach einen Unterschied. Wenn ich damit rechnen muss, dass man mich in solchen Terminen abwertet, dann bin ich in den Gesprächen irgendwann vorsichtiger, verliere das Vertrauen und bin noch schneller gereizt, weil ich dann erst recht Sachen anders deute oder anzweifle, dass die Person etwas auch wirklich positiv meint.

Ich dachte eigentlich auch, dass die Beziehung zu meiner Beraterin auch mal Wut aushält. Wenn ich mir da nicht sicher gewesen wäre, wäre ich auch nicht so zu ihr gegangen. Wenn ich mir nicht sicher bin, dass eine Beziehung oder der andere das aushält, dann versuche ich das viel diplomatischer zu lösen, dabei nicht anzufangen zu weinen usw. Aber mein Problem war, dass ich überhaupt nicht klargekommen bin mit dem, was im Termin vorher war, und ich das auch so schlecht in Worte fassen konnte. Deshalb habe ich mir gesagt, dass es ja eigentlich egal ist, wie ich es ihr sage, was mich stört, denn bis jetzt kam sie auch immer mit meinen Emotionen klar und hat mir geholfen, damit zurechtzukommen. Ich bin dann auch schon halb heulend bei ihr angekommen und es ist alles (wahrscheinlich chaotisch) aus mir rausgekommen. Und dann hat sie so reagiert, wie sie noch nie reagiert hat.
Ich finde, es ist irgendwie auch eine besondere Situation, wenn man auf einen Therapeuten/Berater sauer ist. Denn sie sind diejenigen, auf die man sauer ist, und gleichzeitig sind sie diejenigen, die einem helfen sollen, damit klarzukommen. Auf der einen Seite soll man möglichst sachlich den Konflikt klären, aber auf der anderen Seite sollen sie einem helfen mit den Emotionen klarzukommen. Schwierig so einen Spagat zu schaffen.
DieNeue
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

@ Schnuckerzecke:
Schnuckerzecke hat geschrieben: 6. Jul 2024, 18:47 Ich lese heraus, dass du mit dem was du wahrnimmst, interpretierst, bewertest usw. gesehen und ernstgenommen werden möchtest. Dass du in deinem ganzen Sein und Fühlen wahrgenommen werden willst und es auch OK ist, wenn du deine Gefühle authentisch zeigst und ein Verhalten dich wütend macht.
Ja, genau, das trifft es ziemlich gut.
Schnuckerzecke hat geschrieben: 6. Jul 2024, 18:47 Ich denke, es ist wichtig, genau das zu kommunizieren.

Oft ist es nicht, WAS der andere sagt sondern die Message, die vermittelt wird.
Z.B. könnte dann bei mir ankommen
- mir wird nicht zugehört
- ich fühle mich nicht ernstgenommen
- es wird nichts angeboten, wie ich mich regulieren kann und aus dem Zustand wieder herauskomme
- dann bin ich wohl nicht wichtig...
- ich fühle mich alleingelassen
- niemand ist für mich da, um mir zu helfen
- ich fühle mich angefriffen, ohnmächtig
Danke, das ist echt ein guter Hinweis. Ich diskutiere dann tatsächlich mehr auf der Sachebene, als dass ich sage, was bei mir ankommt. Allerdings hat auch noch keiner danach gefragt, was bei mir ankommt.

Wobei es manchmal auch tatsächlich darum geht, der Therapeutin/der Beraterin klarzumachen, was meine Sicht der Dinge ist. Manchmal wurde bei mir schon Sachen in Verhalten reininterpretiert, die einfach nicht stimmen, weil die Leute nicht in der Situation dabei waren und sich dann halt ihren Teil denken. Da will ich das dann schon klarstellen und mir nicht irgendwas unterstellen lassen - auch weil sonst die Therapie in eine falsche Richtung läuft. Aber manchmal komme ich dann mit einer Klarstellung nicht durch, weil die Beraterin stur auf ihrer Meinung beharrt. Das finde ich dann echt grenzwertig.
Konkret ging es z.B. mal um eine Situation, in der ich eine Versicherung abschließen wollte und mich da sehr genau damit beschäftigt habe. Dies deutete die Beraterin als eventuelles Zeichen für eine andere Diagnose. Allerdings war sie in der Situation nicht dabei, hat davon nur die Kurzversion gehört und mich dann die ganze Zeit davon überzeugen wollen, dass ihre Meinung stimmt. Sie dachte, ich hätte die Entscheidung für die Versicherung nur auf Grund von Fakten getroffen, die ich übertrieben bis ins kleinste Detail analysiert habe. Das habe ich allerdings nicht. Ich wollte die Versicherung von Anfang an, hatte dabei ein wirklich gutes Bauchgefühl, nur ergaben sich dann im Gespräch mit dem Makler Widersprüche und ich habe bei einigen Klauseln immer wieder genauer nachgehakt und im Internet recherchiert, bis ich endlich die richtigen Fakten und die Bestätigung hatte, dass es doch so ist, wie ich es mir von Anfang an gedacht hatte. Erst dann habe ich den Vertrag abgeschlossen.
Ich war dann tatsächlich gegen Ende etwas überfordert von den ganzen Klauseln, weil ich einfach auch davon ausging, dass ein Makler sich besser mit der Versicherung auskennt als ein potenzieller Kunde. Mich hat das auch sehr gestresst.
Für mich war das dann aber eher ein Erfolgserlebnis, dass mich mein Gefühl nicht getrogen hat. Ich habe dann x-mal versucht ihr zu erklären, dass ich nicht nur nach dem Kopf entschieden habe, aber das kam irgendwie nicht bei ihr an.
Sie hat immer wieder den Vergleich gezogen zu ihrer Art, wie sie so eine Versicherung abschließt und meine als "krank" und als Hinweis für die andere Diagnose hingestellt und ihre als "normal" bzw. so wie die meisten es machen würden. Sie schloss eine ähnliche Versicherung schneller ab, hat nicht alles im Detail angesehen und hinterfragt, hat dadurch weniger Stress bei der Entscheidung - aber auch eine wesentlich schlechtere Versicherung, wo sie sich dann teilweise wundert, warum die Versicherung dieses und jenes nicht bezahlt. Da komme ich mir dann manchmal vor wie im falschen Film. Da weiß ich dann manchmal nicht mehr, was ich noch sagen soll.
Ich habe meiner Betreuerin die Situation mit der Versicherung auch nochmal aus meiner Sicht erklärt (sie hat sich damals auch mit mir zusammen um die Versicherung gekümmert) und obwohl sie vorher den gleichen Eindruck hatte wie die Beraterin, schätzt sie die Situation jetzt anders ein.

Danke für deine konkreten Beispiele, wie man darauf aufmerksam machen kann, dass gerade etwas in einem los ist, was man nicht benennen kann.
Kannst du mittlerweile schneller Grenzen setzen? Mir fällt das auch schwer, weil ich auch spüre, es passiert grade irgendwas, was mir nicht gefällt, aber ich kann nicht genau sagen, was mich konkret daran stört.
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

@ Senif:
Senif hat geschrieben: 10. Jul 2024, 22:39 hast du deiner Thera mal gesagt, dass du denkst, du machst alles falsch - bzw. dass du denkst, dass sie das denkt ?
Ich bin mir nicht sicher. In der Klinik wahrscheinlich nicht, weil ich erst in letzter Zeit darauf gekommen bin, dass ich immer wieder am Ende bei dem Gedanken "Ich mache immer alles falsch" lande.
Senif hat geschrieben: 10. Jul 2024, 22:39 Aus meiner Sicht geht es nicht um richtig und falsch. Sondern darum, Glaubenssätze, die früher vielleicht mal hilfreich waren, aber jetzt echt gesundheitsgefährdend sind aufzulösen und dadurch eine andere Sicht auf die Dinge zu entwickeln
Das weiß ich vom Kopf her auch. Aber wenn dein Glaubenssatz ist, dass du immer alles falsch machst, dann triggert jede Diskussion über diesen Satz den Glaubensatz und ist wieder ein "Beweis" dafür, dass man alles falsch macht. "Solche Glaubenssätze zu glauben, ist falsch und deshalb kann man ja nur alles falsch machen" - so in der Art. Da beißt sich irgendwie die Katze in den Schwanz.
Weiß nicht, wie man daran arbeiten soll, wenn jede Aussage von Therapeuten darüber wieder alles triggert. Da wird dann halt alles, was die Therapeutin dazu sagt, als vernichtendes Urteil aufgefasst, als demütigend und Bestätigung, dass es stimmt.
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

@ Suchende: Ja, in der Klinik konnte man sich den Therapeuten nicht aussuchen. Beim SpDi gäbe es noch andere Mitarbeiter, aber ich wollte zu meiner Beraterin, weil sie früher meine Betreuerin war, bevor sie die Stelle gewechselt hat, und sie mich deshalb gut kennt. Ich bin auch immer super mit ihr klargekommen. Vielleicht ist auch einfach der Abstand zwischen den Terminen zu groß (war nur alle vier Wochen bei ihr). Da schleppt man dann Konflikte auch recht lange mit sich rum, bis man es klären kann.

In der ambulanten Therapie hatte ich sowas noch nicht. Damals hatte ich aber auch null Gespür dafür, wie es mir geht. Da musste ich erst lernen, wie sich Wut und andere Gefühle überhaupt anfühlen.

@ alle: Ich schaffe es leider nicht, auf alle Beiträge einzeln einzugehen. Aber alle eure Beiträge haben mir sehr geholfen und ich bin dadurch weitergekommen. Ich denke, ich werde die Therapeutinnen nicht provozieren ;) Ich denke, dass ich das Thema aber ansprechen werde und sage, dass es da immer wieder zu Problemen kommt und wie sie damit umgehen würden. Und dass ich eben auch Hilfe brauche, wie ich damit umgehen kann.
Vielleicht schreibe ich der Beraterin auch mal noch eine Email, aber das muss ich mir noch überlegen. Egal, was dann dabei rauskommt, ob ich wieder hingehe oder nicht, es würde mich einfach interessieren, was da los war und was ich mache, dass Leute immer wieder so auf mich reagieren.

Vielen Dank für eure Gedanken dazu!

Liebe Grüße,
DieNeue
Senif
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Senif »

Hallo DieNeue,

vielleicht ist die Herangehensweise für dich nicht geeignet, die Glaubenssätze zu hinterfragen.

Die Frage, die ich mir dazu stellen, wie würde es für dich funktionieren, wenn du daran arbeitest, wohlwollender mit Dir zu sein ? Nicht so streng. Jeder hat "falsche" Glaubenssätze, aber das ist ja auch nicht so schlimm, sondern ok. Das nimmt vielleicht ein bisschen den Druck raus. Und dann kann man vielleicht auch besser daran arbeiten, eine neue Perspektive einzunehmen.

Nur so als Idee.

LG Senif :hello:
DieNeue
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

Hi Senif,

ja, ist wahrscheinlich dann nicht die beste Herangehensweise für mich. Mir hilft es meistens zu verstehen, woher etwas kommt. Das wäre dann für mich ein besserer Ansatz. Ich bin dem auch schon selber auf der Spur und weiß mittlerweile die grobe Richtung.

Mit mir selber wohlwollender und weniger streng umzugehen, wurde mir von allen Therapeuten geraten. Bei der ersten ambulanten Therapie war das noch okay, aber die anderen haben mir immer geraten, mit mir selber wohlwollend und sanfter umzugehen, waren zu mir aber oft alles andere als nett. Drum bin ich da mittlerweile etwas allergisch, wenn ein Therapeut mir damit kommt. (Aber schon okay, wenn du das sagst.) Das ist dann wieder eher so eine Situation, bei der ich wütend werde ;) Womit wir dann wieder beim Anfang sind.

Liebe Grüße,
DieNeue
Senif
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Senif »

DieNeue hat geschrieben: 11. Jul 2024, 19:03 Hi Senif,

ja, ist wahrscheinlich dann nicht die beste Herangehensweise für mich. Mir hilft es meistens zu verstehen, woher etwas kommt. Das wäre dann für mich ein besserer Ansatz. Ich bin dem auch schon selber auf der Spur und weiß mittlerweile die grobe Richtung.

Mit mir selber wohlwollender und weniger streng umzugehen, wurde mir von allen Therapeuten geraten. Bei der ersten ambulanten Therapie war das noch okay, aber die anderen haben mir immer geraten, mit mir selber wohlwollend und sanfter umzugehen, waren zu mir aber oft alles andere als nett. Drum bin ich da mittlerweile etwas allergisch, wenn ein Therapeut mir damit kommt. (Aber schon okay, wenn du das sagst.) Das ist dann wieder eher so eine Situation, bei der ich wütend werde ;) Womit wir dann wieder beim Anfang sind.

Liebe Grüße,
DieNeue
Ich kann das schon verstehen, aber finde es trotzdem schade, dass sich da so eine Wut bei Dir zeigt. Weil bei mir hat das wohlwollende Betrachten meiner "Fehler" ganz viel gelöst. Das war einer der Meilensteine auf meinem Weg.

LG Senif :hello:
DieNeue
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

Klar ist es schade. Aber deshalb will ich das in einer Therapie auch alles nochmal angehen. Nur brauche ich da eben auch jemanden, der das versteht und damit umgehen kann.
Mayana
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Mayana »

Hallo DieNeue und Senif,

Ja, es war auch jedes Mal total anstrengend bei dieser Therapeutin und es hat längst nicht bei allen Problemen geholfen, ich musste mich danach meistens erstmal für ein, zwei Stunden hinlegen.
Gartenkobold
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo DieNeue,

mich erinnert das an diesen Beitrag https://www.dis-sos.com/reinszenierung- ... verhalten/) und ich finde das Beispiel mit der Puppe, in die Schrauben bei "falschem Verhalten" hineingedreht werden und der dadurch Schmerzen bereitet werden, sehr eindrücklich. Es bestätigt meine Erfahrung mit VT, dbt und Schematherapie. Für mich war das nichts und ich hatte immer das Gefühl für "falsches Verhalten" bestraft und für "richtiges Verhalten" gelobt zu werden, wie ein Roboter der umprogrammiert wird. Wie soll ich lernen fürsorglicher und wohlwollender mit mir umzugehen, wenn ich in der Therapie bestraft werde. Also habe ich wohl Strafe verdient, denn ich (mein Verhalten) ist ja falsch, genau das wurde mir von Ts vermittelt. Es hat nicht zu mehr Wohlwollen mir gegenüber geführt, sondern dazu, dass es mir wesentlich schlechter ging.
Es gibt Ts, die anders und mit anderen Verfahren arbeiten, wo es genau nicht um "richtig" oder "falsch" geht. Gib nicht auf und lass Dir genau erklären wie der Therapeut oder die Therapeutin arbeitet und was Du brauchst. Ob es ein "richtig" oder "falsch" Dir hilft, ob es fließende Übergänge gibt und Experimente erlaubt sind.

LG Gartenkobold
belladonna_
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von belladonna_ »

Ich stimme Gartenkobold zu, es hängt oft auch vom Menschenbild der PT ab.

Wer auf Instagram ist, minu_and_the_mind (selbst PT), hat heute einen Beitrag dazu veröffentlicht.
SonneundDunkenheit
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Die Neue,

@ SonneundDunkelheit: Es hört sich gut an, wie deine Therapeutin mit deiner Wut umgeht. Was sagt deine Therapeutin denn dazu, wenn du sagst, dass du dich in der Therapiestunde nicht anpassen und verstellen willst? Ich möchte das auch nicht, aber das heißt halt dann auch, dass ich wütend oder gereizt bin.
Ich bin auch manchmal genau und "kleinlich", wenn jemand was zu mir sagt. Wenn ich etwas als abwertend empfinde, schaue ich dann aber auch mal im Duden nach, ob das Wort tatsächlich abwertend verwendet wird oder ob ich mir das nur "einbilde" oder zu empfindlich bin.


Also ich schaue auch oft im Duden nach, ob ich Begriffe/ Aussagen im richtigen Kontext wahrgenommen habe...nicht nur, wenn ich mich kritisiert oder unverstanden gefühlt habe...und ich kann auch sehr diskutierfreudig sein, wenn ich das Gefühl habe ungerecht behandelt worden zu sein.
"Kleinlich" kann mann auch als "sehr genau" oder auch als "Unsicherheit" sehen.
Ich bin in mir drin alles andere als sicher, stelle vieles in Frage, kann nicht "blind" vertrauen. Deshalb brauche ich die Sicherheit im Außen in Form von verlässlichen Regeln, von der gleichen gemeinten Bedeutung des Wortes,...
Wenn ich mir im Rahmen der Therapie über einen Sachverhalt Gedanken machen soll (mündlich oder schriftlich), dann schaue ich mir immer zunächst die Bedeutung des Wortes an (z.B. verzeihen) und stelle in der Stunde zunächst sicher, meine Lesart der Bedeutung darzulegen.

Ich kenne meine Therapeutin schon einige Jahre und bin eher über einen Zufall in die Therapie gekommen. Mein Hausarzt hatte mich in einer psychischen Notsituation zu ihr überwiesen (sie hat auch einen Kassensitz als Psychiaterin und zusätzlich als Therapeutin). Sie hat offensichtlich meine Not erkannt und mir sehr schnell einen Therapieplatz angeboten, obwohl ich in den ersten Zusammentreffen alles andere als zugänglich war, sehr viel auf der abstrakten Ebene diskutiert habe. Trotzdem wollte sie mit mir arbeiten und ich es mit ihr versuchen. Anfangs spielte Wut keine Bedeutung in der Therapie. Ich hatte gar keine Energie für solch einen Gefühlszustand. Es gab aber zunehmend Stunden, wo ich mich sehr zurückgezogen habe,Dinge unausgesprochen im Kopf behalten habe, weil ich nicht vertraut habe, keinesfalls die Kontrolle abgeben wollte und Angst vor meinen Gefühlen hatte. Mit der Zeit wurde es besser, die Therapie gewann an Tiefe und ich wurde "verletzlicher" oder "mutiger" je nachdem wie man es betrachtet. In meiner Verletzlichkeit habe ich Vieles als Angriff gewertet und zurückgeschossen. In solchen Stunden konnte ich mein Verhalten nicht aus der "Erwachsenenebene" heraus steuern. Ich bin verbal nicht ausfallend geworden, sondern habe ich mich kindlich trotzig gewehrt. Da wir im Vorfeld schon eine halbwegs stabile Beziehung aufgebaut hatten, konnten wir im Nachgang stets die Situation noch einmal aus meiner Sicht, aber auch aus ihrer Sicht beleuchten. Sie hat erklärt, was sie mit ihren Aussagen/Reaktionen beabsichtigt hat und ich was ich wahrgenommen und interpretiert habe. Viele "Unstimmigkeiten" konnten sich dadurch "klären". Oft sind es Projektionen oder Übertragungen,die da ablaufen und zwar auf beiden Seiten. Ich konnte mich entschuldigen, wenn ich mal wieder "unausstehlich" war, sie konnte es auch, wenn ihr eine Äußerung im Nachgang "leid" tat. Nicht immer finden wir einen Konsens, aber das muss es ja auch nicht. Wichtig ist, dass wir uns gegenseitig respektieren so wir sind und aufeinander vertrauen können (das fällt mir noch immer schwer, wenn ich angespannt bin und das Gefühl habe, nicht zu bekommen was ich mir in dem Moment erhofft habe).
Ich bin die Patientin und die Therapeutin die "Professionelle", die ihren Job macht. Klingt jetzt vielleicht abstrakt, aber letztlich ist es für mich so. Ihr Job ist es, mit meinen Gefühlen (und dazu gehört auch die Wut) umzugehen und mir dennoch eine gewisse Sicherheit und ein gewisses Verständnis entgegenzubringen vorausgesetzt ich halte die üblichen Umgangsregeln ein. Der Therapieraum mit all seinen ausgesprochenen und unausgesprochenen Regeln ist für mich ein Bunker, wo ich mich "im Kampf mit mir selbst" sicher und angenommen fühle möchte und dazu gehört für mich eine Therapeutin, die ihrer Rolle gerecht wird. Sie ist für mich im Therapieprozess die "verlässlich Starke", die auch meine kindlichen Anteile aushalten muss. Ich weiß, wie schwer das ist, da ich früher im Arbeitsprozess auch auf der helfenden Seite saß. Wenn es mal wieder brenzlig war, dann sage ich genau das. Nicht immer will sie diese Rolle zugeschoben bekommen. Gleichzeitig muss ich natürlich auch akzeptieren, dass da eine Person (die Therapeutin) im Raum ist, die ihre eigenen Befindlichkeiten nicht immer wegdrücken kann/ oder will; die gute und weniger gute Tage hat. Das fällt mir manchmal sehr schwer, aber es wird besser. Ich habe nach hochemotionalen Stunden oft Angst gehabt, dass sie die Therapie beendet, weil ich zu schwierig bin. Hat sie aber nicht. Die Angst haben wir auch hin und wieder thematisiert und auch die Gefahr von "Abhängigkeiten" und "Macht" innerhalb von Therapieprozessen.

Ich weiß nicht, was genau in dem Zusammentreffen mit deiner Beraterin passiert ist. Wenn du da nicht mehr hingehen möchtest, weil du kein Vetrauen mehr hast/ dich nicht gesehen fühlst/ Worte gefallen sind, die besser nicht gesagt worden wären, dann ist das sicherlich sehr schmerzhaft und dir ist eine Säule der Hilfe weggebrochen. Das tut weh und lässt Zweifel und eine Menge Wut zurück. Ich bräuchte, glaube ich für mich ein klärenden Gespräch (auch mit der Gefahr, dass es noch einmal schmerzhaft wird), um mit der Situation abschließen zu können/ mit mir im Reinen zu sein. Wenn ich mit Wut aus der Stunde gehe und diese Wut anhält, dann setze ich mich an den Rechner und fange an zu schreiben...schreibe, was ich wahrgenommen habe, was ich verstanden habe, was mich verletzt hat. Das lasse ich dann eins, zwei Tage liegen und wenn das Geschriebene sich für mich dann immer noch stimmig anfühlt, dann schicke ich es per Mail an die Therapeutin. Wir reden dann zu Beginn der Folgestunde darüber.

Wie du eine Therapeutin findest, die mit deinen Eigenschaften "zurecht kommt", weiß ich nicht. Sicher wird es in jeder Therapie zu Dissonanzen kommen, aber das ist im "echten" Leben ja auch so und damit muss man lernen umzugehen (ohne immer einzustecken/ auf der "Verliererseite" zu stehen), sonst wird es um einen herum sehr einsam.

Sorry für die lange Antwort, aber ich habe es nicht Kürzer hinbekommen.

Alles Gute für Dich
Christopher
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Christopher »

Guten Abend,

ich möchte hier gerne zum Eröffnungsthreat schreiben, was mir dazu als eigene Reflexion dazu einfällt wenn ich darüber nachdenke.

"Wie findet man eine Therapeutin, die mit sowas vernünftig umgehen kann?"

Diese Frage hat mich sehr getroffen, da ich eine völlig andere Sicht auf die Therapeuten bei mir bemerke. Ich möchte an dieser Stelle davon berichten.
Und zwar nur von MIR.

Ich bin krank. Der Therapeut ist gesund. Und dazu noch Profi, was meine Beschwerden angeht. Meine Idee von dieser Zeit, die ich mit einem studierten, von der KK bezahltem Menschen verbringen darf, ist ein Geschenk. Welcher Mensch auf der Welt bekommt diese Möglichkeit? Ich vermute: nicht so viele global gesehen. In den Staaten sind das locker 250 USD pro Stunde. Nun ja, ich bekomme das 24 x in der ersten Runde für genau 0,00 Euro.
Dafür bezahle ich ja die KK Beiträge, um da abgesichert zu sein. Natürlich kann ich das auch privat entrichten. Aber damit befasse ich mich nicht weiter, soll heißen: Mir ist bewußt, das ich ein Privileg geniesse. So gehe ich zu jeder Stunde mit Dankbarkeit und in Demut. Das ist meine Haltung, so trete ich in diese Situation ein. Ich bin 20 Minuten eher da, um anzukommen. Zur Ruhe zu kommen, um aufnahmebereit zu sein, ohne Daddeln am Handy, Ablenkung oder Lesen. Ich bin bei mir,- und leise. Nun habe ich Ruhe und die Sinne sind geschärft, so wie es mein persönlicher Zustand in diesem Moment hergibt. Ich tue alles, damit ich einen so gut wie möglichen Arbeitszustand erreiche. Das gebietet schon die Höflichkeit und den Respekt vor dem Fachmann, dem ich jetzt gegenüber sitzen darf. So beginnt die Arbeit, meine Arbeit beim Therapeuten.

Danach dann:
Dafür bedanke ich mich, egal wie die Stunde war, AUSDRÜCKLICH und bewußt bei meinem Therapeuten,- dem ich unterstelle, nicht morgens aufgestanden zu sein, um mir Schaden zuzufügen. Die Grundidee ist,- so glaube ich das dort ein Mensch sitzt, der mir helfen möchte. Wie jeder Arzt, jeder Polizist, jeder Hausmeister in seinem Job im weitesten Sinne, gutes tun möchte.

Was erwarte ich? Diese Frage stelle ich mir VOR jeder Stunde. Und die Antwort mag erschrecken, und hat 2 Teile. Ich erwarte nichts. Ich gehe nicht hinein um eine Lösung zu bekommen. Ich bin Ergebnisoffen, so möchte ich es einmal formulieren. Wie sollte ein Therapeut 57 Lebensjahre umkonditionierten, in 50 Minuten? Auch in 24 mal 50 Minuten wird das nicht gelingen.

Und da komme ich zum zweiten Teil meiner Antwort: ICH,- und nur ich kann hier MAXIMAL eine Art Anleitung bekommen vom Profi, wie ich mir neue Wege erarbeiten kann,- um mein Leben so zu gestalten, das es besser wird als es im Moment ist; dass ich mir das Handwerkszeug mit dem Profi erarbeite, um meine tiefen eingespurten Wege zu verlassen. Lösen wird der Therapeut gar keines meiner Probleme, das darf ich mit dem von ihm zur Verfügung gestellten Werkzeugen SELBER tun.

Das dann zu tun, und nicht die alten,- gespurten Wege zu benutzen, das ich ja reflexhaft über Jahrzehnte geübt habe,- das kann nur ICH alleine ändern. Niemand hat Schuld, niemand wird für mein Leben die Verantwortung übernehmen können oder wollen. Ich bin selber verantwortlich.

Ich kann den Freund nicht ändern, ich kann den Chef nicht ändern, ich kann meinen Partner nicht ändern, nicht mal den Therapeuten kann ich in 50 Stunden ändern. Ich kann nur MICH SELBER ändern. Eine heftige Erkenntnis. Jahre habe ich alleine dafür gebraucht. Viele Jahre.

Ein Einschub:
(Ich bin trockener Alkoholiker, 25 Jahre, so genau weiß ich es nicht mehr, habe ich gebraucht um die Gründe MEINES Trinkens NICHT mehr bei
anderen zu suchen, um das Trinken zu LEGITIMIEREN: Der Chef war heute stressig, immer ein Grund abends hinzulangen, die Kunden waren heute die Hölle, trinken um runterzufahren, um hochzufahren, wenn ich sauer auf den Partner war, wenn es was zum Feiern gab... es ist nie vollständig für mich diese Aufzählung, nur einen Punkt habe ich NIE wahrhaben wollen: Das ICH Alkoholsüchtig war, und auch heute noch bin. Ich mache,- das ist MEIN Satz den ich mir dann sage,- nur gerade davon keinen Gebrauch an diesem, heutigen Tage. Was morgen kommt weiß ich nicht, aber heute, -das kann ich glaube ich vorsichtig behaupten, werde ich nichts trinken.) Abschließend dazu: Wenn ich trinken wollte, dann trinke ich. Wenn ich das nicht mehr will, dann gibt es die Möglichkeit jemanden zu fragen ob er dabei helfen kann, mit der Sucht umzugehen. Das da dann Dinge zu Rede kommen die mir nicht gefallen, ist natürlich auch so eine Sache, die ich dann aushalten und bearbeiten MUß, jedoch: NICHT ALLEINE, und das ist der springende Punkt für mich.

Ich habe jetzt etwas ausschweifend erzählt, wie gesagt, ich denke über mein Leben nach, da kommen solche Gedanken dann hoch.

Die Idee dahinter ist: NUR ICH KANN ETWAS ÄNDERN UND BEWEGEN IN MEINEM LEBEN: ICH TRAGE DIE VERANTWORTUNG DAFÜR UND WERDE DIE SCHULD NICHT WEITERGEBEN KÖNNEN. Selbst wenn dort jemand wär der sagt." Ja, ich bin schuld das Dein Leben so ist, das DU sogar einen Therapeuten und Tabletten brauchst. Es ist alles meine Schuld. Ich übernehme das!"
Was wäre denn dann mit diesem Gedankenspiel? Ich wäre immer noch da wo ich bin, in einer unbefriedigenden Situation. So schließt sich für mich auch der Kreis von der Idee, dass NUR ICH ETWAS ÄNDERN KANN. Das ist die unbequemste Erkenntnis überhaupt für mich.

Dazu gibt es für mich nur zwei Antriebe, die mein gesamtes Dasein bestimmen. Der eine ist: Handeln um Schmerzen zu vermeiden im weitesten Sinne:

Ich muß Tanken um keinen Stress auf der Autobahn zu bekommen, ich muß einkaufen um nicht Hunger zu schieben und so fort.

Das andere Thema ist: Freude! Ich handele um Freude zu haben, Spaß, Lust, alles was damit im weitesten Sinne zu tun hat.
Ich mache Sport um Freude am Fit- sein zu haben. Ich fahre Rad, weil es schön ist, in der Natur zu sein, ich koche gerne, weil es eine Freude ist ein tolles Essen selber zuzubereiten,- und so fort.

Der Therapeut wird nicht im Alltag da sein, um mir das zu erledigen, was mir nicht passt. Oder für mich tanken, kochen, oder für mich Sport machen. Oh, das ist alles harte Arbeit,- und alleine meinem wollen geschuldet, das alles anzugehen.

Ein aktuelles Praxisbeispiel von mir: Ich habe kein Selbstwertgefühl. Gar keines. So bin ich gezwungen, aus einem inneren Zwang heraus der 50 Jahre alt und manifestiert ist, Anerkennung über Leistung zu bekommen. In einem Verein dem ich angehöre ist IMMER etwas zu tun, ich gehe dort hin um mit dem was ich dort LEISTE, Anerkennung zu bekommen. Ein grausamer Mechanismus, wer so etwas kennt, kann es nachvollziehen,- es endet in chronischer Erschöpfung, Depression, Arbeitssucht und vielen anderen Leiden. Weil das ganze Leben drüber konditioniert und bewertet ist,- bei MIR, wohlgemerkt und noch mal zur Erinnerung.

Nun Die Aufgabe für mich, in der letzten Woche vom Therapeuten gestellt: "Fahre in den Club, und mache nichts, nur klönen, am Wasser sitzen, und das was dann passiert, - aushalten."

Ich war völlig entrüstet, und doch habe ich es getan. Das Ergebnis ist dann MEINE ARBEIT und das WERKZEUG ist vom Therapeuten geliefert worden, das Handeln kann nur von mir übernommen werden. In sofern ist das vernünftige Umgehen mit alle dem, um zur Ausgangsfrage zurückzukehren,- alleine meine Sache.


"Wie gehen eure Therapeuten mit euch um, wenn ihr richtig wütend auf sie seid?"

Ich wünsche mir und hoffe, das ich nie in die Situation komme die Schuld beim Therapeuten zu suchen, oder gar wütend auf ihn zu sein,- und nicht bei mir zu gucken. Es wäre für mich ein falscher Weg, der zu nichts führt. Ich gehe nicht zur Therapie, um denjenigen anzuwüten, der mir helfen möchte, und Werkzeuge liefern kann.

"Oder wie sollten sie eurer Meinung nach am besten reagieren? "

Das alles ist keine nette Klönrunde, in der ich mir wünsche wie es denn am nettesten für mich ausgeht. Wenn es nett ist, wirkt es nicht. Dann kann ich auch übers Wetter reden oder sogar darüber streiten. Ich erwarte professionelle Unterstützung. Wie die aussieht weiß der Fachmann. Also: ich möchte gerne schwimmen lernen, aber mach mich nicht nass,- funktioniert nicht. Das ist meine alleinige Erkenntnis nach der ich agiere, die aber wirklich niemand teilen muß.

Oder bei den AA sagt man auch: Wenn Du das Schnitzel nur angschaust, wird Dein Hunger nicht vergehen, es möchte schon gegessen werden. Es ist der berühmte Trockenschwimmer, der weiß belehrend wie es geht, und ist nie auch nur eine Bahn selber geschwommen.

"Und was geht eurer Meinung nach überhaupt nicht?"

Alles geht, und alles muß auf den Tisch.Nochmal: ich glaube nicht das ein Therapeut morgens aufsteht um Menschen die krank sind zu beleidigen, oder irgendetwas in der Art zu leisten was mich beleidigen könnte. Ein Profi wird das nicht tun, allein schon, weil es zu nichts führt.

Ich habe mich mit den vier Seiten einer Nachricht (Schulz von Thun) befassen dürfen. Das Werkzeug kam von einem der es studiert hat. Das klärt Missverständnisse in der Kommunikation.

Ja, es kostet Zeit, es kostet Kraft, es dauert Jahre, und ist nie abgeschlossen dieser Prozess, es ist eher eine Haltung die mein Leben heute bestimmt, es ist die Möglichkeit die gewaltfreie Kommunikation zu üben, in der schriftlichen als auch in der gesprochenen Form. Ein weites Feld, was sich weit von dem entfernt bewegt, was heute so üblich ist. Diese krank machende ÜBLICHKEIT ist nicht mehr das, was ich mitmache. Es ist natürlich auch ein anstrengender Weg, hat mit dauernder Selbstreflexion zu tun, mit dem Haushalten der zur Verfügung stehenden Kräften, Pausen, Geduld und Nachsicht sich selber gegenüber zu tun. Wut auf andere ist heute fast nicht mehr vorhanden. Aber nicht weil ich dauernd Duftkerzen anmache, sondern durch harte Arbeit. Ich arbeite hart, um mit mir im Reinen zu sein. Ohne Wut, ohne Anklage, ohne Vorwürfe, ohne Schuldzuweisung. MIT meinem Therapeuten.

Es ist das Abschied nehmen von dem Gedanken, das andere Schuld sind. Es ist eine Abkehr von alten Gewohnheiten, die ich nur mit professioneller Hilfe überhaupt als Gewohnheit erkennen lerne. Das es mit Einsicht, der wohlwollenden Erkenntnis zu tun hat, vielleicht nicht mit jeder seiner Gewohnheiten im Leben richtig gelegen zu haben,- puh, da ist Nachsicht und freundlicher Umgang mit sich selber und sich selbst gegenüber gefragt. Auch dabei unterstützen Profis, zum Beispiel statt Wut andere Wege zu finden. Da es oftmals bei mir auch eine Wut gegen mich selbst gerichtet war und noch ist, die mich in den kranken Zustand gebracht hat. (Vorsicht Trigger: Thema Selbstverletzung.)

All das ist heute, mit 57 der Beginn meines Daseins mit neuen Möglichkeiten. DAS ist das eigentliche Geschenk. Ich lebe seit 2011 trocken, ohne Nikotin, versuche mich gut zu ernähren. Nun beginne ich seit 10 Wochen mit einem Profi, meine Major Depression und die Diagnose stiller Borderliner zu bearbeiten. Ich sage all das in Dankbarkeit und mit Demut. Es ist keine Anbiederung an das Leben, all das ist hart erarbeitet, darauf bin ich nicht stolz, ich hätte gerne auf das eine oder andere verzichtet. Heute,- trotz alledem etwas Glück zu empfinden, das ist der Verdienst der Menschen die mir geholfen haben, das ICH selber dahin gekommen bin MIT DEREN HILFE.

Dafür sage ich einfach DANKE, das mein nüchternes Leben mich jetzt all das tun lässt, damit es mir langsam aber sicher beginnt besser zu gehen.

Es ist für mich kein Weg mehr, mich mit Fragen zu befassen, die das Ziel haben, die Schuld für was auch immer, bei anderen zu suchen.

All das geschriebene ist keine Diskussionsgrundlage, es ist aus meinem Leben geschildert. Wer jemand daraus etwas für sich gewinnen kann, freut es mich. Es ist MEIN Weg den ich für mich gefunden habe, und der noch lange nicht zu Ende ist. Niemand muß diesen Weg, meine Sichtweisen oder Gedankenwelt gut finden oder versuchen alle dem zu folgen. Es ist so individuell wie ein jedes Leben individuell ist, und eine Wertung würde hier nur störend sein.

Christopher
Christopher
Schlosser.
Andere sagen ich sei krank.
Ich sage: Ich bin genau richtig wie ich bin.
Und:
Ich mache das es geht.
Warum?
Weil ich es kann.
Henni
Beiträge: 37
Registriert: 5. Jul 2024, 21:10

Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Henni »

Christopher hat geschrieben: 12. Jul 2024, 00:42
Ich bin krank. Der Therapeut ist gesund. Und dazu noch Profi, was meine Beschwerden angeht.

Nun ja, ich bekomme das 24 x in der ersten Runde für genau 0,00 Euro.

Mir ist bewußt, das ich ein Privileg geniesse. So gehe ich zu jeder Stunde mit Dankbarkeit und in Demut.

Dafür bedanke ich mich, egal wie die Stunde war, AUSDRÜCKLICH und bewußt bei meinem Therapeuten,- dem ich unterstelle, nicht morgens aufgestanden zu sein, um mir Schaden zuzufügen. Die Grundidee ist,- so glaube ich das dort ein Mensch sitzt, der mir helfen möchte. Wie jeder Arzt, jeder Polizist, jeder Hausmeister in seinem Job im weitesten Sinne, gutes tun möchte.

Ich habe kein Selbstwertgefühl. Gar keines. So bin ich gezwungen, aus einem inneren Zwang heraus der 50 Jahre alt und manifestiert ist, Anerkennung über Leistung zu bekommen.

...ich glaube nicht das ein Therapeut morgens aufsteht um Menschen die krank sind zu beleidigen, oder irgendetwas in der Art zu leisten was mich beleidigen könnte. Ein Profi wird das nicht tun, allein schon, weil es zu nichts führt.

All das geschriebene ist keine Diskussionsgrundlage, es ist aus meinem Leben geschildert. Wer jemand daraus etwas für sich gewinnen kann, freut es mich. Es ist MEIN Weg den ich für mich gefunden habe, und der noch lange nicht zu Ende ist. Niemand muß diesen Weg, meine Sichtweisen oder Gedankenwelt gut finden oder versuchen alle dem zu folgen. Es ist so individuell wie ein jedes Leben individuell ist, und eine Wertung würde hier nur störend sein.

Christopher
Hallo Christoph,
Da hast du Recht niemand muss deinen Weg gehen. Wer will kann aber schreiben ob er deine Sichtweisen teilt. Ich tu es nicht. Mein Mann ist selbständiger Handwerker. Er darf oft reparieren was andere verpfuscht haben. Das ist gut für sein Geschäft aber für die Kunden ist das ärgerlich und teuer. In jedem Berufsfeld gibt es welche die ihre Arbeit nicht richtig machen. Daran ist nicht der Kunde Schuld und der muss auch nicht demütig alles runterschlucken. Du kannst das so sehen wie du willst ich will dich nicht überzeugen ich sage nur meine Meinung. Unser System ist besser als in anderen Ländern aber kostenlos ist die Gesundheitsversorgung auch in Deutschland für keinen und du hast zwar nicht bar beim Therapeuten bezahlt aber 0 Euro waren die ersten 24 Stunden für dich trotzdem nicht. Vielleicht hast du Glück und immer sehr gute Leistung bekommen oder vielleicht gibst du dich einfach nur zufrieden. Vielleicht liegt das auch am Selbstwertgefühl. Wer sich nichts wert ist kann nicht gut für sich einstehen. Um Anerkennung zu bekommen nickt er jeden Misstand demütig ab. Das kann auch ein Versuch sein Anerkennung zu bekommen weil man lieb und brav ist. Wie das bei dir auch immer ist - es gibt sehr viele die an Kurpfuscher geraten und das nicht demütig oke finden und sich dagegen wehren und das finde ich richtig.
Gruß Henni
momadome
Beiträge: 614
Registriert: 2. Aug 2009, 15:03

Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von momadome »

@christopher,
danke für deine Gedankengänge, denen ich mich voll umfänglich anschließen möchte. Genauso so sehe ich den Weg der Therapie auch, bin ihn so gegangen und habe davon sehr profitiert.

Was für mich noch eine fundamentale Vorraussetzung ist: Therapeut und Patient müssen grundsätzlich miteinander können, sich sympathisch sein. Auch wenn der Therapeut ein Profi ist....wenn mir der Mensch gegenüber einfach persönlich unsympathisch ist, kann keine therapeutische Beziehung wachsen. Meinungsverschiedenheiten, Kommunikationsprobleme, emotionale Ausnahmesituationen....an all dem kann man miteinander arbeiten, kann es sogar als Übungsfeld betrachten, aber ohne die grundsätzliche Sympathie wird es nicht klappen.

Liebe Grüße, jojoma
GuntherBandel
Beiträge: 158
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von GuntherBandel »

Henni hat geschrieben: 12. Jul 2024, 10:42
Christopher hat geschrieben: 12. Jul 2024, 00:42
Ich bin krank. Der Therapeut ist gesund. Und dazu noch Profi, was meine Beschwerden angeht.

Nun ja, ich bekomme das 24 x in der ersten Runde für genau 0,00 Euro.

Mir ist bewußt, das ich ein Privileg geniesse. So gehe ich zu jeder Stunde mit Dankbarkeit und in Demut.

Dafür bedanke ich mich, egal wie die Stunde war, AUSDRÜCKLICH und bewußt bei meinem Therapeuten,- dem ich unterstelle, nicht morgens aufgestanden zu sein, um mir Schaden zuzufügen. Die Grundidee ist,- so glaube ich das dort ein Mensch sitzt, der mir helfen möchte. Wie jeder Arzt, jeder Polizist, jeder Hausmeister in seinem Job im weitesten Sinne, gutes tun möchte.

Ich habe kein Selbstwertgefühl. Gar keines. So bin ich gezwungen, aus einem inneren Zwang heraus der 50 Jahre alt und manifestiert ist, Anerkennung über Leistung zu bekommen.

...ich glaube nicht das ein Therapeut morgens aufsteht um Menschen die krank sind zu beleidigen, oder irgendetwas in der Art zu leisten was mich beleidigen könnte. Ein Profi wird das nicht tun, allein schon, weil es zu nichts führt.

All das geschriebene ist keine Diskussionsgrundlage, es ist aus meinem Leben geschildert. Wer jemand daraus etwas für sich gewinnen kann, freut es mich. Es ist MEIN Weg den ich für mich gefunden habe, und der noch lange nicht zu Ende ist. Niemand muß diesen Weg, meine Sichtweisen oder Gedankenwelt gut finden oder versuchen alle dem zu folgen. Es ist so individuell wie ein jedes Leben individuell ist, und eine Wertung würde hier nur störend sein.

Christopher
Hallo Christoph,
Da hast du Recht niemand muss deinen Weg gehen. Wer will kann aber schreiben ob er deine Sichtweisen teilt. Ich tu es nicht. Mein Mann ist selbständiger Handwerker. Er darf oft reparieren was andere verpfuscht haben. Das ist gut für sein Geschäft aber für die Kunden ist das ärgerlich und teuer. In jedem Berufsfeld gibt es welche die ihre Arbeit nicht richtig machen. Daran ist nicht der Kunde Schuld und der muss auch nicht demütig alles runterschlucken. Du kannst das so sehen wie du willst ich will dich nicht überzeugen ich sage nur meine Meinung. Unser System ist besser als in anderen Ländern aber kostenlos ist die Gesundheitsversorgung auch in Deutschland für keinen und du hast zwar nicht bar beim Therapeuten bezahlt aber 0 Euro waren die ersten 24 Stunden für dich trotzdem nicht. Vielleicht hast du Glück und immer sehr gute Leistung bekommen oder vielleicht gibst du dich einfach nur zufrieden. Vielleicht liegt das auch am Selbstwertgefühl. Wer sich nichts wert ist kann nicht gut für sich einstehen. Um Anerkennung zu bekommen nickt er jeden Misstand demütig ab. Das kann auch ein Versuch sein Anerkennung zu bekommen weil man lieb und brav ist. Wie das bei dir auch immer ist - es gibt sehr viele die an Kurpfuscher geraten und das nicht demütig oke finden und sich dagegen wehren und das finde ich richtig.
Gruß Henni
Hallo Henni,

klar gibt es überall schwarze Schafe und man kann sich wehren, wenn man etwas nicht gut findet, aber Christopher hat doch auch nicht geschrieben,
dass er nicht zufrieden mit seinem Therapeuten ist, oder?
Ich glaube, es ist schwierig, Handwerk mit Psychotherapie zu vergleichen. Bei Handwerkern sieht man im Normalfall Ergebnisse ihrer Tätigkeiten
und wenn es funktioniert und einem gefällt, ist man zufrieden mit der Arbeit. Wenn nicht, kann man Nachbesserungen fordern.
In der Psychotherapie ist es denke ich noch viel komplexer. Zum Einen sollte zwischen Therapeut und Patient ein gewisses Vertrauensverhältnis entstehen, damit man auch Ergebnisse erzielen kann, indem man offen sprechen kann über Probleme.
Psychotherapie lässt sich aus meiner Sicht schwerer an Ergebnissen messen als Handwerk.
Wenn man erwartet, dass es einem durch Psychotherapie durchweg besser geht, kann man natürlich sagen, wenn es einem nicht besser geht, dann stimmt vielleicht irgendetwas nicht in der Therapie.
So einfach ist es denke ich nicht.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in der Therapie sehr wichtig ist, ein gewisses Vertrauen aufzubauen.
Und die Therapie ist immer nur ein Teil eines Weges oder einer Genesung.
Den Weg muss man selbst gehen.

Viele Grüße
G.
Senif
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Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Senif »

Hallo Christopher,

dem möchte ich voll umfänglich anschließen. Das hast du echt gut beschrieben und ich bin einen ähnlichen Weg gegangen. Und das Ergebnis ist heute, wieder Freude und Glück empfinden zu können. Und der daraus resultierende Antrieb lässt mich wieder am Leben teilhaben.
Selbstwert ist bei vielen psychischen Erkrankungen ein zentrales Thema. Aber unseren Wert bestimmen wir selbst, nicht andere.

:hello: LG Senif
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

Hallo zusammen,

@ Christopher: Ich war früher auch eher so wie du, dass ich mir gedacht habe, Therapie ist ein Privileg und ich bin sehr dankbar dafür. Ich finde es auch immer noch toll, wenn ich jemanden habe, der mir hilft, an mir zu arbeiten und weiterzukommen, und ich bin dankbar dafür.
Allerdings habe ich im Lauf der Zeit auch sehr schlechte Erfahrungen mit Therapeuten gemacht und festgestellt, dass auch Therapeuten nicht immer gut handeln. Es wurde mir auch von Fachleuten bestätigt, dass manches, was Therapeuten in der Klinik gemacht haben, nicht in Ordnung war. Von daher gehe ich nicht grundsätzlich mit der Einstellung in die Therapie, dass der Therapeut immer Recht hat, völlig fehlerfrei ist und ich immer demütig sein müsste. Ich will nicht blind jemandem hinterherlaufen.
Ich glaube nicht, dass Therapeuten einem grundsätzlich schaden wollen und das habe ich auch noch keinem Therapeuten unterstellt. Oft ist es gut gemeint, aber schadet trotzdem. Therapeuten sind keine Heilige, sie haben auch ihre Schwächen und Grenzen und können nicht mit allem richtig umgehen.

Ich persönlich habe nicht das Problem, dass ich die Schuld ständig bei anderen suchen würde. Ich denke mir meistens eher, dass ich alles falsch mache und selber Schuld bin und alle anderen haben Recht. Aber mittlerweile weiß ich, dass auch Therapeuten Dinge falsch einschätzen und mit ihrer Therapie mehr Schaden anrichten können als dass es hilft. Von daher sage ich mittlerweile auch mal was, wenn ich etwas nicht gut finde.
Wenn dann das Argument kommt, ich würde immer nur die Schuld auf andere schieben, finde ich das bei mir etwas weit hergeholt. Das kann man bei Leuten sagen, bei denen es tatsächlich so ist, aber wenn Leute nur ab und zu Kritik an anderen äußern, sollte man das lieber ernstnehmen und sie nicht in eine Schublade werfen mit den anderen Leuten, die ständig nur über andere Leute meckern und nie bei sich gucken.

Natürlich verdient ein Therapeut Respekt. Ich verdiene allerdings auch Respekt. Manche Therapeuten haben mich jedoch z.B. behandelt wie ein kleines Kind und tatsächlich manchmal wie in Babysprache mit mir geredet. Das ist für mich nicht respektvoll (und die Erfahrung haben mehrere Leute in der Klinik gemacht und fanden es nicht gut) und ich rede auch nicht so mit einem Therapeuten. Sowas darf man dann auch kritisieren und der Therapeut sollte sich auch überlegen, ob sein Verhalten wirklich angemessen war.
Ich denke, man kann schon zur Therapie gehen und alles tun und glauben, was der Therapeut sagt. Das funktioniert meines Erachtens aber nur, solange alles in Ordnung ist und der Therapeut alles richtig macht.

Dass ich nicht andere verändern kann, sondern nur mich selbst, ist mir klar. Sonst würde ich nicht in eine Therapie gehen, sondern die anderen hinschicken. Ich würde auch gerne lernen mit meiner Wut umzugehen, aber dafür brauche ich erstmal einen Therapeuten, der damit umgehen kann.

@ GuntherBandel:
"Bei Handwerkern sieht man im Normalfall Ergebnisse ihrer Tätigkeiten
und wenn es funktioniert und einem gefällt, ist man zufrieden mit der Arbeit. Wenn nicht, kann man Nachbesserungen fordern.
In der Psychotherapie ist es denke ich noch viel komplexer."
Ja, es ist natürlich komplexer, denn es ist ja nur ein Vergleich. Wenn man aber einen Schaden durch eine Therapie erlitten hat, merkt man den sehr deutlich. Und dann sucht man sich seinen nächsten Therapeuten nicht mehr ganz so naiv aus wie vorher und vertraut auch nicht mehr einfach jedem fremden Menschen. Wenn man sich denn überhaupt noch traut sich auf einen neuen Therapeuten einzulassen.

@ alle: Ich möchte hier im Thread bitte keine Grundsatzdiskussionen darüber, dass man nur an sich selbst arbeiten kann, nicht an anderen und dass der Therapeut nicht die ganze Arbeit für einen macht und man schon auch selbst was machen muss u.ä.
Diese Dinge sind für mich klar und darum geht es hier nicht.
Es geht hier darum, wie man einen Therapeuten findet, der auch mit Wut und Kritik umgehen kann, und wie Therapeuten damit konstruktiv umgehen - eben damit man was lernen kann!

Liebe Grüße,
DieNeue
Henni
Beiträge: 37
Registriert: 5. Jul 2024, 21:10

Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Henni »

GuntherBandel hat geschrieben: 12. Jul 2024, 11:08 Hallo Henni,
klar gibt es überall schwarze Schafe und man kann sich wehren, wenn man etwas nicht gut findet, aber Christopher hat doch auch nicht geschrieben,
dass er nicht zufrieden mit seinem Therapeuten ist, oder?
Ich glaube, es ist schwierig, Handwerk mit Psychotherapie zu vergleichen. Bei Handwerkern sieht man im Normalfall Ergebnisse ihrer Tätigkeiten
und wenn es funktioniert und einem gefällt, ist man zufrieden mit der Arbeit. Wenn nicht, kann man Nachbesserungen fordern.
In der Psychotherapie ist es denke ich noch viel komplexer. Zum Einen sollte zwischen Therapeut und Patient ein gewisses Vertrauensverhältnis entstehen, damit man auch Ergebnisse erzielen kann, indem man offen sprechen kann über Probleme.
Psychotherapie lässt sich aus meiner Sicht schwerer an Ergebnissen messen als Handwerk.
Wenn man erwartet, dass es einem durch Psychotherapie durchweg besser geht, kann man natürlich sagen, wenn es einem nicht besser geht, dann stimmt vielleicht irgendetwas nicht in der Therapie.
So einfach ist es denke ich nicht.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in der Therapie sehr wichtig ist, ein gewisses Vertrauen aufzubauen.
Und die Therapie ist immer nur ein Teil eines Weges oder einer Genesung.
Den Weg muss man selbst gehen.

Viele Grüße
G.
Hallo G,
Stimmt das hat Christopher nicht geschrieben das er nicht zufrieden mit seinem Therapeut ist. Hab ich gesagt das er das geschrieben hat? Er hat geschrieben das er dankbar und demütig ist. So habe ich das verstanden. Vielleicht hat er wirklich gute Leistung bekommen - das weiß ich nicht. Er scheint jedenfalls nicht unzufrieden zu sein. Aber manche bekommen keine gute Leistung egal ob vom Handwerker/ Arzt oder Therapeut und die sind unzufrieden und dann haben sie für mich das Recht das zu sagen. Das es immer nur am Kunden/Patient liegt finde ich nicht richtig. Natürlich kann jeder die Meinung haben wie er will. Ich versuche sie niemand auszureden ich sage nur meine Meinung ist es nicht. Ja die Ergebnisse in der Therapie kann man nicht so messen wie ob verlegte Kabel oder Rohre richtig funktionieren. Aber so wie jemand sagen kann das ihm eine Therapie irgendwie hilft kann doch auch jemand beurteilen ob sie ihm nicht hilft. Ich gehe seit Monaten mit sehr schlechten Gefühlen in den Termin und komme mit noch schlechteren Gefühlen wieder raus und komme zu dem Urteil das mir diese Therapie nur mehr Kummer und Sorgen bereitet. Ich habe kein Vertrauen zu der Therapeutin und ich kann auch nicht offen mit ihr sprechen. Von mir aus kann jeder dem sowas auch passiert die Verantwortung alleine bei sich suchen und denken ein studierter Therapeut meint es immer gut, weiß alles besser, macht alles richtig und man selbst ist wertlos und es liegt nur an einem selbst wenn die Therapie schlecht ist. Meine Meinung ist das nicht. Ich finde meine Therapeutin macht nicht alles richtig und ich werde mir nicht aus Demut und Dankbarkeit weil jemand der studiert hat so gnädig ist und mit mir Therapie macht die ich nicht bar bezahlen muss alles gefallen lassen. Wenn ich gute Leistung bekomme bin ich auch zufrieden und dankbar und wenn nicht sage ich das es mir nicht passt. So mach ich das. Zum Glück kann jeder das so machen wie es für ihn passt.
Gruß Henni
Henni
Beiträge: 37
Registriert: 5. Jul 2024, 21:10

Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Henni »

DieNeue hat geschrieben: 12. Jul 2024, 12:28 @ alle: Ich möchte hier im Thread bitte keine Grundsatzdiskussionen darüber, dass man nur an sich selbst arbeiten kann, nicht an anderen und dass der Therapeut nicht die ganze Arbeit für einen macht und man schon auch selbst was machen muss u.ä.
Diese Dinge sind für mich klar und darum geht es hier nicht.
Es geht hier darum, wie man einen Therapeuten findet, der auch mit Wut und Kritik umgehen kann, und wie Therapeuten damit konstruktiv umgehen - eben damit man was lernen kann!

Liebe Grüße,
DieNeue
Hallo DieNeue,
Ich bin ganz deiner Meinung bei allem was du geschrieben hast. Ganz besonders hebe ich dein eines Zitat hervor. Sehr oft wenn sich jemand traut und im Forum von seinem Problem erzählt schreiben andere das er nur an sich selbst arbeiten soll und das das nicht andere oder die Therapeuten machen.
Das kommt von vielen die meinen nicht mehr depressiv zu sein sich aber immer noch im Forum für Depressive tummeln. Das unterstellt irgendwie das der mit dem Problem das so macht - nicht an sich arbeiten und von anderen verlangen sie sollen die Arbeit für einen machen. Das finde ich unfair und voreingenommen. Man sitzt ja nicht alleine in der Therapie und wenn man alles eh alleine macht braucht man da auch gar nicht hingehen. Wenn ich aber in Therapie gehe und bereit bin meinen Teil zu machen darf ich doch erwarten das die Therapeuten auch ihren Teil dazu geben. Und wenn manche Therapeuten keine gute Arbeit machen liegt das nicht immer nur am Patient. Aber hier im Forum wird man von manchen sofort in so eine Schublade gesteckt. Ich kann dein Anliegen gut verstehen.
Gruß Henni
GuntherBandel
Beiträge: 158
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von GuntherBandel »

Henni hat geschrieben: 12. Jul 2024, 12:49
GuntherBandel hat geschrieben: 12. Jul 2024, 11:08 Hallo Henni,
klar gibt es überall schwarze Schafe und man kann sich wehren, wenn man etwas nicht gut findet, aber Christopher hat doch auch nicht geschrieben,
dass er nicht zufrieden mit seinem Therapeuten ist, oder?
Ich glaube, es ist schwierig, Handwerk mit Psychotherapie zu vergleichen. Bei Handwerkern sieht man im Normalfall Ergebnisse ihrer Tätigkeiten
und wenn es funktioniert und einem gefällt, ist man zufrieden mit der Arbeit. Wenn nicht, kann man Nachbesserungen fordern.
In der Psychotherapie ist es denke ich noch viel komplexer. Zum Einen sollte zwischen Therapeut und Patient ein gewisses Vertrauensverhältnis entstehen, damit man auch Ergebnisse erzielen kann, indem man offen sprechen kann über Probleme.
Psychotherapie lässt sich aus meiner Sicht schwerer an Ergebnissen messen als Handwerk.
Wenn man erwartet, dass es einem durch Psychotherapie durchweg besser geht, kann man natürlich sagen, wenn es einem nicht besser geht, dann stimmt vielleicht irgendetwas nicht in der Therapie.
So einfach ist es denke ich nicht.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in der Therapie sehr wichtig ist, ein gewisses Vertrauen aufzubauen.
Und die Therapie ist immer nur ein Teil eines Weges oder einer Genesung.
Den Weg muss man selbst gehen.

Viele Grüße
G.
Hallo G,
Stimmt das hat Christopher nicht geschrieben das er nicht zufrieden mit seinem Therapeut ist. Hab ich gesagt das er das geschrieben hat? Er hat geschrieben das er dankbar und demütig ist. So habe ich das verstanden. Vielleicht hat er wirklich gute Leistung bekommen - das weiß ich nicht. Er scheint jedenfalls nicht unzufrieden zu sein. Aber manche bekommen keine gute Leistung egal ob vom Handwerker/ Arzt oder Therapeut und die sind unzufrieden und dann haben sie für mich das Recht das zu sagen. Das es immer nur am Kunden/Patient liegt finde ich nicht richtig. Natürlich kann jeder die Meinung haben wie er will. Ich versuche sie niemand auszureden ich sage nur meine Meinung ist es nicht. Ja die Ergebnisse in der Therapie kann man nicht so messen wie ob verlegte Kabel oder Rohre richtig funktionieren. Aber so wie jemand sagen kann das ihm eine Therapie irgendwie hilft kann doch auch jemand beurteilen ob sie ihm nicht hilft. Ich gehe seit Monaten mit sehr schlechten Gefühlen in den Termin und komme mit noch schlechteren Gefühlen wieder raus und komme zu dem Urteil das mir diese Therapie nur mehr Kummer und Sorgen bereitet. Ich habe kein Vertrauen zu der Therapeutin und ich kann auch nicht offen mit ihr sprechen. Von mir aus kann jeder dem sowas auch passiert die Verantwortung alleine bei sich suchen und denken ein studierter Therapeut meint es immer gut, weiß alles besser, macht alles richtig und man selbst ist wertlos und es liegt nur an einem selbst wenn die Therapie schlecht ist. Meine Meinung ist das nicht. Ich finde meine Therapeutin macht nicht alles richtig und ich werde mir nicht aus Demut und Dankbarkeit weil jemand der studiert hat so gnädig ist und mit mir Therapie macht die ich nicht bar bezahlen muss alles gefallen lassen. Wenn ich gute Leistung bekomme bin ich auch zufrieden und dankbar und wenn nicht sage ich das es mir nicht passt. So mach ich das. Zum Glück kann jeder das so machen wie es für ihn passt.
Gruß Henni
Hallo Henni,

das stimmt, ja. Sicherlich ist auch nicht jeder Therapeut gesund, egal in welche Richtung.

Viele Grüße
G.
Senif
Beiträge: 1828
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Senif »

Hallo Horizont,

ich wünsche Dir alles Gute. Ich bin sicher, du wirst deinen Weg finden.
Früher konnte ich nicht so gut authentisch sein, jetzt schon. Ich bin sehr zufrieden damit.
Selbstschutz schreibe ich bei mir auch sehr groß, auch das ist eine gute Strategie, um mit sich selbst gut umzugehen.

Alles Gute auf Deinem Weg.

LG Senif :hello:
Henni
Beiträge: 37
Registriert: 5. Jul 2024, 21:10

Re: Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie

Beitrag von Henni »

Horizont24 hat geschrieben: 12. Jul 2024, 20:47 Guten Abend dieNeue, guten Abend Henni,
die Kritik ist bei mir angekommen. Ich entschuldige mich nicht, denn zu meiner Persönlichkeit gehört es authentisch zu sein. Es liegt mir fern Menschen zu verurteilen. Die Frage, ob eine Person hier im Forum richtig oder falsch am Platz ist, stelle ich mir nicht. Ich habe mir heute lange überlegt, welche Konsequenzen ich daraus ziehe. Zuerst die Einsicht, daß das Thema Umgang mit Kritik und Aggression in der Therapie war und mein Beitrag nicht so gut gepasst hat, war in meinem Kopf nicht korrekt abgespeichert. Zweitens meine Erfahrung zumThema Selbstschutz, ich trenne mich von Personen, die mir nicht gut tun.
Das war mein letzter Beitrag hier und ich verabschiede mich aus dem Forum.
Horizont24
Hallo Horizont24,
Welche Kritik? Du hast doch gar nichts geschrieben wofür du dich entschuldigen musst und ich lese auch keine Kritik an dem was du geschrieben hast und das hat auch gepasst. Aber wenn du denkst du musst dich verabschieden aus Selbstschutz dann mach das. Das kann ich nur empfehlen. Ich wünsche dir viel Glück.
Gruß Henni
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