Frage zu Abschieden bei Gruppentherapien

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agentcooper
Beiträge: 131
Registriert: 9. Apr 2020, 14:07

Frage zu Abschieden bei Gruppentherapien

Beitrag von agentcooper »

Hi ihr,

in meiner Gruppentherapie gehen zwei (für mich) wichtige Leute, die von Anfang an dabei waren. Nun ist es so, dass leider schon 1 Woche vor deren Abschied jemand Neues dazustößt, was mir Bauchschmerzen bereitet. Ich fühle mich unwohl dabei, insbesondere an den Gedanken, dass das bei mir genauso ablaufen würde (ersetzt zu werden einen Termin vor dem "Finale" oder vllt. am Abschiedstag selber).

Ist das überhaupt üblich so, dass schon jemand Neues da ist, bevor die "alten Hasen" weg sind?

Das sensible Thema Abschied (ist hinlänglich der Thera bekannt) ist derart getriggert bei mir, dass ich mich schwertue, zur nächsten Gruppensitzung zu gehen (dann mit Begrüßung des Neuen, während die beiden anderen ihren vorletzten Termin haben). Leider hat die Therapeutin keine Zeit für ein Einzelgespräch vorher, obwohl es mir mieser wie fast nie zuvor geht. Ich habe Freitag einen Einzeltermin angefragt und heute die Antwort bekommen, dass nichts frei ist - das finde ich enttäuschend. Das Thema in der Gruppe ansprechen wäre halt auch blöd für den Neuen dann - der kann ja nix dafür, dass die Situation so ist. Und es soll zudem Platz für einen vernünftigen Abschied der beiden bleiben.

Den anderen Teilnehmern scheint es nichts auszumachen ...

Ich hab das Gefühl, ich werde - wie immer - wenn es darauf ankommt, fallen gelassen. Es ist schlicht keine Zeit für mich da.

So bleibt das große Thema erstmal unbearbeitet bis mind. nächsten Monat nach der Sommerpause ...

Was sagt ihr dazu? Ist das einigermaßen nachvollziehbar?
DieNeue
Beiträge: 5783
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Frage zu Abschieden bei Gruppentherapien

Beitrag von DieNeue »

Hallo agentcooper,

ich hatte noch nie eine ambulante Gruppentherapie, kenne das nur aus den Kliniken. Dort war es ganz normal, dass immer wieder Leute dazukamen oder entlassen wurden. Die Abschieds- und Begrüßungs"rituale" fanden allerdings in der gesamten Stationsgruppe statt, nicht in den kleineren Therapiegruppen.
Ich habe das nie so empfunden, dass jemand "ersetzt" wurde. Es kam einfach jemand zur Gruppe dazu und andere gingen. Die hatten für mich nichts miteinander zu tun.
Natürlich war es schade, wenn jemand ging, den man mochte oder mit dem die Gruppe gut lief. Aber ich hatte da irgendwie nie die Gedanken "Jetzt sitzt eine neue Person auf dem Platz, wo er/sie immer saß, die Person ist ganz anders als die andere, mit dem anderen war es besser... "
Es wird jetzt halt anders, weil es eine neue Person ist, die man auch kennenlernen kann und mit der man auch lehrreiche Erfahrungen machen kann. Eventuell kann man ja auch mit Leuten, die gehen, Kontakt halten.

Wenn du gehst, wirst du dort auch nicht "ersetzt", denn dich kann niemand ersetzen. Dich gibt es nur einmal und keiner wird in der Gruppe so sein, so reden und sich so verhalten wie du. Du wirst nicht aus der Gruppe entlassen, weil du es nicht mehr bringst oder weil es jemand besseren gibt, sondern weil du soweit bist, es alleine zu schaffen. Für den nächsten, der neu dazukommt, beginnt damit ein neuer Weg.
Der nächste ist dein Nachfolger, nicht dein Ersatz. Der Neue wird ganz anders auf dich blicken, denn für die Person wirst du derjenige sein, der schon so viel geschafft hat, und sie selber steht noch am Anfang. Ich denke nicht, dass dann jemand auf dich herabsieht o.ä.

Ich glaube, wenn ich so einen Abschied hätte und ich den/die Neuen noch kennenlernen würde, würde ich ihm vielleicht eine nette Karte schreiben und ihm alles Gute für die Zeit in der Gruppe wünschen. Mich quasi aktiv auch von ihm verabschieden.
Vielleicht kannst du die Therapeutin bitten, dass es bei dir anders gemacht wird und du nicht mehr mitbekommst, wenn jemand Neues nachkommt.

Dass deine Therapeutin keinen Termin mehr für dich frei hat, ist schade. In der Gruppe würde ich es, glaube ich, auch nicht ansprechen. Vielleicht könntest du versuchen, es auch als Herausforderung zu sehen, damit alleine klarzukommen? Was hat dir bisher in solchen Situationrn geholfen?
Du könntest alles aufschreiben, was dir zu dem Thema im Kopf herumgeht, um das dann nach der Sommerpause mit der Therapeutin zu besprechen. Dann ist es aus dem Kopf, geht aber auch nicht mehr verloren.
Hast du auch außerhalb der Therapiezeit Kontakt zu den anderen Teilnehmern? Da könntest du eventuell mal nachfragen, ob und warum es den anderen nicht so viel ausmacht. Vielleicht haben die Gedankenanregungen, die dir helfen.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Schlumpffine
Beiträge: 468
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Frage zu Abschieden bei Gruppentherapien

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo agentcooper,
jede Therapie(form) hat ein zeitliches und inhaltliches Limit. Das hat nichts mit den erreichen bzw. nicht erreichen von Therapiezielen zu tun, sondern ist eine reine Kostenfrage der jeweiligen Träger.
Die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Teilnehmer treten dabei in den Hintergrund.
Gruß
Schlu
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
agentcooper
Beiträge: 131
Registriert: 9. Apr 2020, 14:07

Re: Frage zu Abschieden bei Gruppentherapien

Beitrag von agentcooper »

Danke für eure Antworten. Ich habe kurzfristig zum Glück doch noch einen Termin bekommen und das Gespräch hat mir sehr geholfen. Auch während der Urlaubszeit gibt es Möglichkeiten, dass ich mit einer Kollegin sprechen könnte, was mir auch schon sehr hilft als Angebot. Es ist also nicht so schlimm gekommen, wie ich es mir wieder ausgemalt habe.

Ich denke, dann kann ich auch mit einem besseren Gefühl in die nächste Gruppensitzung gehen, auch wenn das Oberthema Abschied mich weiterhin begeleitet bzw. gerade sehr zum Vorschein kommt. Ich finde Abschiede nicht leicht. Mein eigener rückt ja auch näher ...
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