Durchhalten oder Flucht?

hornbahn
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Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Durchhalten und Fluchtgedanken

Nach langem Lesen hier heute nacht, trau ich mich doch und schreib Euch in Kürze  um was es bei mir geht.
Ich habe mich sehr lange Zeit für meinen Beruf aufgeopfert und war allen Herausforderungen gewachsen, was mich immer mit Stolz und Freude erfüllt hat. Während privater Krisen (Scheidung) war mir mein Job ein Halt und eine Stütze. Seit ca. einem Jahr wurden die beruflichen Anforderungen immer stärker, der Betrieb steht wirtschaftlich schlecht da und die Mitarbeiter werden als zu teuer und nicht mehr effizient eingestuft.
Aufgrund von Stress leide ich seit ca. 6 Monaten an einer Depression. Die Kolleginnen, meine Freundinnen haben sich deshalb bereits total zurückgezogen, da ich dabei auch immer sehr aggressiv bin und nur noch vom Job rede. Mein Freund bemüht sich ohne Ende mir zu helfen, allerdings habe ich den Eindruck, dass ich ihn bald mit meiner Situation total verprelle. Heute konnte er mich nicht mal mehr in den Arm nehmen, da ich ihn den ganzen Tag total beschimpft habe (wen wundert das denn eigentlich?).
Die ganze Woche habe ich den Eindruck, dass ich keinen Tag in diesem Betrieb mehr durchhalten kann, schleppe mich irgendwie zum Wochenende und dann ruiniere ich dieses von vorne bis hinten!!!
Nächste Woche habe ich einen Termin zur Therapie, aber noch keine Ahnung wie ich mich bis dahin so aushalten soll. Ich kann mich selbst nicht mehr ertragen und würde am liebsten vor mir und meinen Problemen davonlaufen. Einfach nicht mehr auf Arbeit gehen oder am besten gleich mit dem Auto gegen die Wand fahren.
Vermutlich habe ich mich auch mit diesem Job total überidentifiziert. Bei mir wird gerade versucht, mich total inkompetent aussehen zu lassen. Vielleicht wird man mich auf diese Weise schneller los?

Weiß mir keinen Rat, wie ich sinnvoll bis zur therapie mit der Situation umgehen soll und hoffe auf eine Reaktion/eine Hilfestellung von Euch.
Habt Dank fürs Lesen.
Jeanne
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von Jeanne »

Hallo Sonnenschein!
Also das mit dem Auto vergiss mal gleich wieder, das ist auf keinen Fall die Lösung! Bevor du das tust, gehe bitte zu einem der Krisenzentren!!
Wie durchhalten bis zur Therapie? Weiß dein Freund, was mit dir los ist? Wie er dein Schimpfen zu verstehn hat? Was würdest du dir von ihm wünschen um die Zeit überstehen zu können?
Heute scheint die SOnne, geh raus, mach einen kleinen Spaziergang. Und sag dir jeden Abend ein Lob wie z. b das du eben wieder einen Tag geschafft hast ohne aufzugeben!
Man kann so viel aushalten. Du schaffst das auch.Die Zeit scheint ewig, ich weiß, aber sie geht auch vorbei! Und wenn gar nichts mehr geht... siehe oben!
Lieben Gruß, Jeanne
hornbahn
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Vielen Dank für Deine Antwort- den gestrigen Tag habe ich geschafft- heute ist ein neuer Tag- ich versuchs auf ein Neues...
hornbahn
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Vielen Dank für Deine Antwort- den gestrigen Tag habe ich geschafft- heute ist ein neuer Tag- ich versuchs auf ein Neues...
hornbahn
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Vielen Dank für Deine Antwort- den gestrigen Tag habe ich geschafft- heute ist ein neuer Tag- ich versuchs auf ein Neues...
Savannah
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von Savannah »

Hallo, liebe Sonnenschein!
Gerade hatte ich Dir eine längere Antwort geschrieben, weil ich Deine Situation so gut kenne...- und irgendwie hat die Übertragung nicht geklappt...

...leider hab' ich im Moment keine Zeit mehr, möchte Dir aber trotzdem wenigstens ein paar ganz liebe Grüße schicken...

...ich versuch's nachher nochmals...

Ein lieber Morgengruß,
Savannah
hornbahn
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Sorry- in der Hektik heute morgen habe ich da wohl irgendwie zu oft gepostet. Aber da ich gerade sowieso neben mir stehe, wundert mich das gar nicht. Vielen Dank für Deinen Morgengruß Savannah- es tut schon gut zu hören, daß man nicht alleine ist..denn zur Zeit denke ich wirklich, daß ich total am Durchdrehen bin und die Angst, daß dies jemand im Betrieb merkt, ist grausam. Wenn Du Lust und Zeit hast, dann schreib mal wie es Dir so geht. Würde mich freuen.
LG Sonnenschein
Savannah
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von Savannah »

Hallo, liebe Sonnenschein!
Also, erst einmal würde ich gern etwas zu Deinen beiden Mottos (oder heißt es "Motti" ?) etwas sagen:"Durchhalten oder Flucht".
Ich kann mir vorstellen, daß Du bislang immer "durchgehalten" hast, "ausgehalten"..., oder? Und "Flucht" ist wahrscheinlich eigentlich gar nicht Dein Ding...?!
Ich glaube, es ist keines von Beiden, weder Flucht noch Durchhalten, wenn Du nun (Schritt für Schritt) lernen kannst, auf Dich Acht zu geben... - hört sich jetzt super belehrend an, gell? Soll es natürlich gar nicht sein!
Ich weiß nun nicht, ob Du in fester Anstellung bist, hört sich so an. Und insofern stehen die Chancen gar nicht so übel (bei den ganzen Sparzwängen und Mobbingversuchen, die bei Dir ja scheinbar nun auch stattfinden), Dich bis zu Deiner Therapie erst einmal krank schreiben zu lassen.
Denn - so, wie Du es schilderst - bist Du krank.

Das sich selbst einzugestehen ist schon mal super schwer, finde ich. Das nächste ist dann die Angst darum, daß man dadurch erst Recht den Job verliert, oder?

Bei mir war die Situation letztes Jahr die, daß ich - befristet angestellt - gerade in einer Phase war, als über Vertragsverlängerungen verhandelt wurde. Und ausgerechnet da bin ich in ein super Loch gefallen.
Ich, die doch sonst immer super gern arbeitete, hatte keine Lust mehr. Hab' angefangen, mich zu verweigern im Job. Nur in geringem Rahmen, aber für mich (mit meinen hohen Ansprüchen) war das schon ein starkes Stück, daß ich so ablehnend gegenüber dem Job war.
Nachdem ich im Job dann nur noch heulen konnte (ich heule eher als daß ich aggressiv werde, obwohl ich durchaus auch Aggressionen habe!), hat mir meine (superliebe) Kollegin gesagt: "Laß Dich krankschreiben, denn Du bist krank. Geh' das Ganze mal grundlegend an."
Ich war dann bei meinem Hausarzt und habe ihm gesagt, daß ich eine stationäre Psychotherapie durchführen möchte und habe mir im Internet dann auch gleich mal ein paar Kliniken "angeschaut". Es war eine Woche Kampf, das alles bei Krankenkasse etc. durchzusetzen, aber dann konnte ich sogar ganz schnell dort hin (innerhalb weiterer 1 1/2 Wochen). Zu meinem Hausarzt hatte ich gesagt: "Muß ich mich erst umbringen, daß etwas passiert!?" ...und hatte es auch so gemeint. So weit war ich.
Ich hätte mich NICHT umgebracht, da ich einen Sohn habe und ihm dies nicht antun wollte - hätte es ihn nicht gegeben..., ich weiß nicht, ob ich's geschafft hätte...

Letztlich dachte ich mir, daß ich ohnehin keinen wirklichen Beitrag mehr im Job bringen konnte (und wollte) und somit die Einbuße einer Krankschreibung von mehr als 8 Wochen langfristig wohl besser ist als dauernd in Löcher zu fallen (das war nämlich nicht das erste Mal gewesen, nur das tiefste...).

Bist Du denn überhaupt noch wirklich "leistungsfähig"?
Wegen einer Krankschreibung darf man nicht direkt gekündigt werden (ich glaube, das darf man nur, wenn man dauerhaft krankgeschrieben ist, und das benötigt dann auch erst eine Prüfung).

So, und nun zu Deinem Freund:
Klar, ist es für ihn nicht leicht, das merkst Du ja selber (und hast deswegen auch ein schlechtes Gewissen...). Inwieweit weiß er denn, daß Du Depressionen hast? Inwieweit weiß er, daß Du tatsächlich unter dieser Krankheit leidest?
Hat er sich vielleicht irgendwo anders schon mal Rat besorgt? Wie wär's hier über das Forum?
Bist Du denn glücklich in dieser Beziehung? Oder was möchtest Du von ihm konkret? ...mehr Gespräche, mehr Abstand, mehr Nähe...? Könntest Du es ihm sagen?

...puh, das mal so ziemlich durcheinander... - ich hoffe, Du verstehst ein bißchen davon...

Bitte nicht "fliehen" und bitte nicht "durchhalten": nimm' Dich ernst und mach' eine Pause, wenn es geht!

Liebe Grüße an Dich,
Savannah
hornbahn
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Liebe Savannah, Deine lange Antwort hat mir sehr Mut gemacht. Ein großes Dankeschön dafür:)
Die ganze Zeit dachte ich, daß ich keinesfalls im Job fehlen könnte, aber das ist ja auch kein Zustand mehr, den ich noch viel länger aushalten kann. Das mit der Pause ist sicher sinnvoll- leider war mir der Job bisher so wichtig, aber alles verliert an Bedeutung, wenn es tatsächlich an die "Substanz"- sprich Gesundheit geht. Zudem häufen sich im Moment schon die Fehler und meine Leistung ist sozusagen auf dem "Nullpunkt", um Deine Frage ganz ehrlich zu beantworten. Leider führt das dazu, daß ich mich noch mehr als Versager und "Verrückte" fühle und das Gefühl habe, daß ich da alleine nicht mehr rauskomme. Also ist professionelle Hilfe gefragt- allerdings hatte ich schon eine schlechte Erfahrung bei einer Psychotherapeutin. Und vor allem die Angst um den Arbeitsplatzverlust finde ich persönlich am schlimmsten. Bei meinem Arbeitgeber werden bei Krankheiten regelrechte Spitzeleien durch den Chef betrieben, das familiäre Umfeld und Freunde durchleuchtet...da ist guter Rat teuer- wie kann ich damit umgehen?
Fragen über Fragen.. jetzt erstmal aber Schluss für heute. Guten Nacht an alle und vielen Dank fürs Lesen- bin für jede gute Idee und Anregung dankbar.
Jeanne
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von Jeanne »

Liebe Sonnenschein
Was ist verückt?? ver "ückt"! Es ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten, verückt worden! Mehr nicht!!
Bespizelung vom Chef? Wie habe ich das zu verstehn? Er kann dir nur dann etwas anhaben, wenn du trotztdem du krankgeschrieben bist dein Haus renovierst oder ähnliches. An welcher Krankheit du leidest muss er doch gar nicht zwangsläufig erfahren, oder? Wie will er dich also bespizeln? Wovor hast du Angst? Das er dich entläßt? Soweit ich weiß geht das nicht sooo einfach, ohne Grund der auch vor dem Gesetz bestand hat.
Du hast schon Recht, wenn es an die Substanz geht,werden andere Dinge wichtiger! Wie wäre es, wenn du dich darauf konzentrierst? Wie schwer das ist weiß ich selbst sehr gut, kannst du auch in meinem Thread nachlesen!Ich wünsch dir viel Kraft!
Alles Liebe,Jeanne
deep
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von deep »

Liebe Sonnenschein,

vielleicht beruhigt das ein Bisschen, was den Job angeht:

Ganz so einfach geht das nicht, es müssen ganz massive Gründe vorliegen, wenn man krankheitsbedingt gekündigt werden soll, also z.B. 2 Jahre dauerkrank oder in den letzten 2 Jahren mehrmals mehr als 6 Wochen wegen der selben Krankheit usw.
Wenn Du Angst wegen der Leistungsverschlechterung hast, dass man darüber eine Kündigung versucht, ist das auch nicht ganz so einfach, wie sich das die meisten Arbeitgeber vorstellen.

Mich hat damals in dieser Situation ein Gespräch mit einer auf Arbeitsrecht spezialisierten Anwältin sehr geholfen, zu der mich mein Mann geschleppt hat. Da geht viel mehr, als man in dem Moment glauben mag und es ist gut, wenn man dass auch mal von einer Fachfrau hört.

Grüße
Karin
hornbahn
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Liebe Karin, liebe Jeanne,

vielen Dank für die Beruhigung, daß es doch nicht so leicht mit dem Kündigen ist. Trtozdem muß ich ja nach Ende der Krankschreibung ja wieder hin und der Gedanke bringt mich heute schon fast um. Habt Ihr damit Erfahrung? Mein Arzt meinte, daß der Druck eben immer mehr steigt, je länger man AU ist...
Sonnenschein
Savannah
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von Savannah »

Hallo, liebe Sonnenschein!
...oh, ja, das kenne ich gut, dieses Gefühl der Abwehr, der Panik bei dem Gedanken, krankgeschrieben zu sein, aber dann irgendwann wieder hinzuwollen!!

Bei mir war's ja so, daß ich echt - wie man so schön sagt - "innerlich gekündigt" hatte und anfing, mich in Details zu verweigern. Gut, es fiel noch nicht so arg auf, weil ich ja immer noch gut funktionierte und den hauptsächlichen und wichtigen Anforderungen gerecht wurde.
Aber ich wollte innerlich nicht mehr. Ich KONNTE nicht mehr!
Ich war 8 Wochen in der Klinik. Zunächst echt auch mit der Angst, daß sich das negativ auf meine Weiterbeschäftigung auswirken würde. Am ersten Tag, bei der Aufnahme, hatte ich dann meinen für mich zuständigen Bezugstherapeuten auch direkt gefragt, wie lange er wohl meine, daß ich bleiben solle... - und ich fiel fast um, als er sagte, er rechne so mit 8 - 12 Wochen...!! ...ich war nämlich von so 4 Wochen ausgegangen, und danach "geheilt" und "fertig, wieder alles startklar"... - so geht's jedoch nicht. Jedenfalls auch nicht, wenn man schon lange an Depressionen leidet (seit meiner Jugend). Erst letzte Woche (!) habe ich nun RICHTIG kapiert, daß es eine KRANKHEIT ist, die mich mein Leben lang begleiten wird... - ich hatte es selbst nach der Klinik noch nicht akzeptiert und mich nicht wichtig genommen mit meinen Gefühlen...

So, kurz und gut:
Ich war 8 Wochen dort. Ich hatte Panik bei dem Gedanken wieder dorthin zu müssen - aber es ging!! - Es war fast sogar so, daß ich mich etwas gefreut hatte... - ich hatte nämlich die Chance dort in der Klinik, einen Aspekt meiner jobbezogenen Anteile meiner Depression (die Beziehung zu meiner direkten Kollegin) zu verstehen und meine Einstellung zu ändern (näheres auszuführen, würde hier den Rahmen sprengen, kann ich Dir aber gern ein anderes mal erzählen, wenn Du willst...).

Es ging also. Die PANIK war einer verständlichen Unsicherheit gewichen. Mir geht's nun dort besser - weil ich mich ernst nehme!

Übrigens, was mein Bezugstherapeut erwiderte, als ich ihm meine Angst, an die 12 Wochen dort zu bleiben mitteilte: "Was meinen Sie, ist schlimmer: einmal eine etwas längere Zeit abwesend zu sein, oder immer und immer wieder für kürzere Zeit arbeitsunfähig zu sein, sich krankschreiben lassen zu müssen...- welcher Eindruck ist bei einem Arbeitgeber wichtiger: daß man deutlich für sich etwas tut und an einer Änderung arbeitet oder daß man mal "funktioniert" und dann mal nicht mehr - und damit auch irgendwie unzuverlässig wird...?!"

So, liebe Sonnenschein..., irgendwie schreibe ich immer Romane..., sorry!

Achte auf DICH!

Lieber Gruß,
Savannah
Savannah
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von Savannah »

Hallo, liebe Sonnenschein!
...oh, ja, das kenne ich gut, dieses Gefühl der Abwehr, der Panik bei dem Gedanken, krankgeschrieben zu sein, aber dann irgendwann wieder hinzuwollen!!

Bei mir war's ja so, daß ich echt - wie man so schön sagt - "innerlich gekündigt" hatte und anfing, mich in Details zu verweigern. Gut, es fiel noch nicht so arg auf, weil ich ja immer noch gut funktionierte und den hauptsächlichen und wichtigen Anforderungen gerecht wurde.
Aber ich wollte innerlich nicht mehr. Ich KONNTE nicht mehr!
Ich war 8 Wochen in der Klinik. Zunächst echt auch mit der Angst, daß sich das negativ auf meine Weiterbeschäftigung auswirken würde. Am ersten Tag, bei der Aufnahme, hatte ich dann meinen für mich zuständigen Bezugstherapeuten auch direkt gefragt, wie lange er wohl meine, daß ich bleiben solle... - und ich fiel fast um, als er sagte, er rechne so mit 8 - 12 Wochen...!! ...ich war nämlich von so 4 Wochen ausgegangen, und danach "geheilt" und "fertig, wieder alles startklar"... - so geht's jedoch nicht. Jedenfalls auch nicht, wenn man schon lange an Depressionen leidet (seit meiner Jugend). Erst letzte Woche (!) habe ich nun RICHTIG kapiert, daß es eine KRANKHEIT ist, die mich mein Leben lang begleiten wird... - ich hatte es selbst nach der Klinik noch nicht akzeptiert und mich nicht wichtig genommen mit meinen Gefühlen...

So, kurz und gut:
Ich war 8 Wochen dort. Ich hatte Panik bei dem Gedanken wieder dorthin zu müssen - aber es ging!! - Es war fast sogar so, daß ich mich etwas gefreut hatte... - ich hatte nämlich die Chance dort in der Klinik, einen Aspekt meiner jobbezogenen Anteile meiner Depression (die Beziehung zu meiner direkten Kollegin) zu verstehen und meine Einstellung zu ändern (näheres auszuführen, würde hier den Rahmen sprengen, kann ich Dir aber gern ein anderes mal erzählen, wenn Du willst...).

Es ging also. Die PANIK war einer verständlichen Unsicherheit gewichen. Mir geht's nun dort besser - weil ich mich ernst nehme!

Übrigens, was mein Bezugstherapeut erwiderte, als ich ihm meine Angst, an die 12 Wochen dort zu bleiben mitteilte: "Was meinen Sie, ist schlimmer: einmal eine etwas längere Zeit abwesend zu sein, oder immer und immer wieder für kürzere Zeit arbeitsunfähig zu sein, sich krankschreiben lassen zu müssen...- welcher Eindruck ist bei einem Arbeitgeber wichtiger: daß man deutlich für sich etwas tut und an einer Änderung arbeitet oder daß man mal "funktioniert" und dann mal nicht mehr - und damit auch irgendwie unzuverlässig wird...?!"

So, liebe Sonnenschein..., irgendwie schreibe ich immer Romane..., sorry!

Achte auf DICH!

Lieber Gruß,
Savannah
hornbahn
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Liebe Savannah,

merci für die lange Antwort.. was Du so beschreibst, das könnte ich sein... die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, ich darf keinen Tag im Betrieb fehlen, bzw. wenn ich mal krank war, dann habe ich von daheim auch noch per Telefon Kontakt zu den Kollegen gehalten. Leider hat sich das Ganze jetzt so umgekehrt, daß ich den Namen meiner Firma und alles was damit zu tun hat nicht mehr ertragen kann und der Gdanke, daß ich dort wieder hin soll versetzt mich in Panik. Habe heute Nacht furchtbare Alpträume von der Arbeit gehabt, war total schweißgebadet. Mein Arzt meint Medikamente würden mir helfen, aber da ich sehr ablehnend auf Medikamente reagiert habe, will er dies mit mir nochmal in Ruhe durchsprechen.

Liebe Savannah, das mit deiner Kollegin würde mich interessieren- denn ich habe auch so eine Panik-Kollegin - Vielleicht hängt es auch damit zusammen? Jetzt aber mal vieln Dank für Deine Unterstützung- es tut gut, daß man nicht so allein ist.
Gruß Sonnenschein
Savannah
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von Savannah »

Hallo, liebe Sonnenschein!
...ja, die Kollegin...:
Meine Kollegin war schon hier als ich "hinzu" kam. Das heißt, Ihr Arbeitsfeld wurde erweitert, ich sollte den gleichen Bereich bearbeiten. Das war auch ihr Wunsch.
Bekannt war ich schon bei ihr, weil ich sie als Expertin für meine Diplomarbeit 2 Jahre zuvor befragt hatte.
Wir haben uns auch gleich gut verstanden. Und wir mögen uns auch.
...und das machte die Sache für mich umso schwerer...
Wir neigen beide zur Perfektion, obwohl ich - beruflich gesehen - mittlerweile auch schon Abstriche machen kann, Dinge mal nur zu 80 % perfekt zu machen.
Sie ist in meinen Augen z.T. fast schon manchmal etwas zwanghaft: alle Infos müssen gesammelt werden (könnte man ja mal gebrauchen), für alle Besprechungen muss sie sich super vorbereiten, anstatt auf ihr enormes Wissen zu vertrauen...!
Dabei ist sie mir gegenüber immer super nett. Sie war es auch, die mich - wirklich von Herzen - darauf hinwies, daß ich "krank" bin mit meinen Depressionen (ich dachte immer, ich müsse mich nur zusammenreissen). Sie hat einen Witz, der mir gefällt, sie hat Geschmack und sie kann sich sprachlich immer super ausdrücken.
Ich hab' sie bewundert und tu' es in gesundem Maß immer noch.
Gleichzeitig hatte ich immer das Gefühl, ich solle von der Art so arbeiten, wie sie das tat: korrekt, immer bis ins Detail vorbereitet, hochkonzentriert und superdiszipliniert.
Das sind ja natürlich tolle Arbeitnehmereigenschaften, bei ihr führt es jedoch dazu, daß sie sich fast immer in ihr Zimmer zurückzieht und fast keine (zwischenmenschlichen) Kontakte zu den anderen KollegInnen hat. Was ich immer schade fand, bei dem Witz den sie hat!
Ich dagegen bin ein sehr offener Mensch, gehe auf andere Menschen zu, interessiere mich auch für den Mensch selber, nicht nur für dessen Arbeit.
Mir wurde mittlerweile mehrfach bescheinigt, daß durch mein Wesen eine Menschlichkeit in diese Etage gekommen sei, die vorher nicht da war... - freut mich natürlich
Sie dagegen hat einen ziemlich schweren Stand hier, menschlich gesehen. Fachlich wird sie von allen hoch geachtet.
Trotzdem hatte ich immer das Gefühl, "nicht zu genügen"... - und letztendlich echt angefangen mich auch von ihr zu distanzieren und z.T. innerlich (offen hätte ich mich das nie getraut, denn ich hätte Angst vor ihrer verbalen Überlegenheit gehabt!) gegen sie rebelliert.
Ich habe immer wieder gedacht "warum läßt sie mich nicht in Ruhe", "warum läßt sie mich nicht die Dinge so machen, wie ich sie machen will?", "warum läßt sie mich nicht los und vertraut mir?"...

Ja, und in der Klinik dann - bei einer ganz bestimmten Therapiesitzung (Training sozialer Kompetenzen) - ist es mir dann wie Schuppen von den Augen gefallen:
Nicht sie muss mich loslassen..., ICH musste SIE loslassen!!!
ICH mußte mich emanzipieren, ICH mußte an MICH glauben - unabhängig von ihrer Bewertung! Unabhängig davon, ob es in ihren Augen richtig war oder nicht, was ich getan habe!
Ich mußte lernen dazu zu stehen, daß ich die Dinge anders angehe, daß diese aber deswegen nicht schlechter sind. Daß ich o.k. bin, so wie ich bin: sprachlich weniger perfekt, stilistisch weniger perfekt, fachlich weniger perfekt... - aber dafür flexibler, menschlicher und offener... - und keinesfalls langsamer (eher im Gegenteil!).

Also, die Quintessenz war:
Nicht andere mußten sich verändern, sondern ich mich - um eine Veränderung herbei zu führen.

Zwischenzeitlich haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit. Ich kann zu mir stehen, denke weniger darüber nach, was sie über mich denkt, oder ob ich in ihren Augen nun richtig gehandelt habe - und ich kann sie so lassen, wie sie nun einmal ist!

Jau, das war nun wieder viel - ich hoffe, die anderen, die hier das lesen, können den Bezug zum Thema noch sehen...

Liebe Grüße an Dich,
liebe Grüße ins Forum,
Savannah
hornbahn
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Liebe savannah, danke für deine Beschreibungen zu Deiner Kollegin, toll wie Du dich da rausgeholt hast aus diesem ewigen Vergleichen und dem Perfektionismus. Du klingst sehr zufrieden mit Deiner Situation und ich freue mich für Dich, denn das ist ein echt hartes Stück Arbeit. Bei mir ist der Fall doch noch ein wenig anders ..aber das ist auch nicht so wichtig. Ich wollte Dich einfach nochmal danach fragen, wie Du gemerkt hast, daß Du einen stationären Aufenthalt in einer Klinik brauchst- ich bin mir sehr unsicher, ob nicht auch Medikamente und eine begleitende ambulante Therapie bei mir helfen könnten. Bzw. wenn Klinik, wie hast Du denn eine für Dich passende Klinik übers Internet gefunden, dh. auf was muß ich bei der Suche achten?

Viele Grüße
Sonnenschein
Savannah
Beiträge: 36
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von Savannah »

Hallo, liebe Sonnenschein!
...wie ich gemerkt hatte, daß ein Klinikaufenthalt nun "d'ran" ist? ...hm, ich konnte nicht mehr. Ich hab' mich verweigert, ich war aggressiv und lustlos...und: ich hatte nun schon jahrelang ambulante Therapie hinter mir! Ich wollte einfach mal aus diesem für mich krankmachenden System heraus, wollte eine Auszeit - und diese Möglichkeit sah ich nicht mehr anders.

Bei der Suche war ich so vorgegangen, daß ich zu meiner Krankenkasse hingegangen bin, um zu fragen, bei welchen Kliniken sie die Kosten für eine stationäre Psychotherapie übernehmen würde. So habe ich 5 oder 6 Kliniken genannt bekommen (u.a. die Klinik in Rinteln).
Hierauf habe ich mir bei allen Kliniken die Therapiekonzepte im Internet angeguckt. Auch den Eindruck, den die Klinik über ihren Internetauftritt auf mich gemacht hat.
Manchmal gab's überhaupt keine Infos zum Therapiekonzept - die sind dann gleich herausgefallen.
...und das Konzept, so wie sie es auf der Internet-Seite der Burghof-Klinik in Rintel beschrieben hatten - sprach mich einfach an...
Und mit der Info bin ich dann zu meinem Hausarzt, der dann Kontakt zur Burghof-Klinik aufgenommen hat (und wohl auch die Dringlichkeit beschrieben hatte) - und dann konnte ich innerhalb von nicht einmal 2 Wochen dort hin...
Die meisten Kliniken bieten ja auch so "offene Tage" an, wo man sich vor Ort vom Konzept überzeugen kann. Das hatte ich nicht genutzt, weil ich dazu nicht die Kraft hatte.

Ich hoffe, dies hilft Dir ein wenig...


Lieber Gruß,
Susanne
deep
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von deep »

Hallo Sonnenschein,

bitte entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde.

Nach meiner letzten Krankschreibung ging es mir genauso, auch bei mir sind Arbeit und Kollegen ganz wichtige und große Bereiche, die auch in meine Depression hineinreichen (bei der letzten Phase sogar Auslöser waren und ich meine das ohne Schuldzuweisung).
Bei mir ist es einerseits mein (Noch)Chef, der einen hohen Anspruch und keinerlei menschlichen Kompetenzen in Sachen Mitarbeiterführung hat und andererseits eine direkte Kollegin, die eifersüchtig ist/war, weil unser Chef anfangs von mir mehr hielt und sie nicht mag. Das Ganze geht noch tiefer, aber es ist so komplex, ich habe es selbst noch nicht wirklich ganz kapiert, welche und wie viele Spielchen hier laufen. Deshalb nur die Kurzform, es ist ein absolut abendfüllendes Thema...

Kurz und gut, ich habe versucht, es beiden Seiten Recht zu machen, was aber gar nicht klappen konnte...

Nach meiner vorletzten Krankschreibung hatte ich auch panische Angst, wiederzukommen. Und ich habe mich danach geoutet (ohne den Einfluß der Arbeit zu nennen, was trotzdem zu üblen Konsequenzen mir gegenüber führte. Ich habe dann den Wunsch geäußert, wechseln zu wollen, was dann in dem Versuch, mich zu einem Aufhebungsvertrag zu zwingen, mündete. Das Mobbing wurde (noch) schlimmer und ein paar Wochen später war ich prompt wieder krank... wen wundert's...

Ich hatte panische Angst, danach wieder arbeiten zu gehen, zumal es während meiner Krankschreibung weiterging, meine Familie wurde angerufen (weil ich bin ja nicht ganz dicht), der Schreibtisch wurde durchsucht und nochein paar Dinge mehr...klssische Mobversuche halt, verbrämt mit "wir wollen ja nur helfen"... zum Kotzen.

Irgendwann habe ich für mich kapiert, dass es nicht daran liegt, wie die beiden sind, sondern wie ich damit umgehe und das ich daran arbeiten muss. Also ich muss nicht mehr perfekt sein (zur Not habe ich ja die Krankheit, hinter die ich mich zurückziehen könnte ), 80% reichen, nicht mehr 120%.
Seither geht es mir besser, auch wenn sich die Situation zunächst nicht entspannte. Aber nachdem man merkte, dass mir vieles plötzlich am A.... vorbeigeht, wird der Druck weniger - ich habe ihnen den Spaß verdorben.

Es war dann eine superschwere Zeit und ich hatte das Glück, einen tollen Arzt, eine supertolle Therapeutin, eine versierte Anwältin und vor Allem den für mich besten Mann der Welt an meiner Seite zu haben. Sonst hätte ich das nie ausgehalten, 8 Stunden am Tag in dieser Hölle...

Ich hatte mir während der letzten Krankschreibung massive Verstärkung gesucht, sie gefunden und, mal militärisch ausgedrückt, meine Truppen aufgestellt. Allein das Wissen darum, im Zweifelsfall nicht allein zu sein und professionelle Hilfe zu haben, hat mir über die oft sehr schlimmen Zeiten hinweggeholfen. Und ich habe gelernt, ohne diese Hilfe geht es nicht. Ohne diese Unterstützung hätte ich mich wahrscheinlich gar nicht wieder hingetraut.

In einer Klinik war ich nicht, das wäre vielleicht auch eine Möglichkeit gewesen, aber das wollte ich nicht.

Übrigens hat mir mein offensiver Umgang mit der Krankheit auch plötzlich Helfer beschert, mit denen ich nie gerechnet hätte, Kollegen, die sich auf einmal auch outen oder einen Depri in der Familie haben - das war und ist schon spannend, was hier auf einmal so abgeht....

Das war mein Weg, der sicher nicht für jeden gut und richtig ist, ganz sicher nicht. War ziemlich hardcore.

Liebe Grüße
Karin
deep
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von deep »

Uuhps, war das lang, aber eins noch:

Ich wollte erst auch keine Meidkamente nehmen, habe es dann aber doch getan, weil alle auf mich einredeten...
Heute bin ich froh darüber, dass ich die Medis genommen habe, sie haben mir geholfen, Distanz zu bekommen und mich bewußt für meinen Weg zu entscheiden.

Liebe Grüße
Karin
Savannah
Beiträge: 36
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von Savannah »

Hallo Sonnenschein!
...auch von mir nochmals ein kurzer Nachtrag, weil Karin das "eben" noch erwähnte...:
Auch für mich war früher immer KLAR gewesen, keine Medikamente zu nehmen. Nachdem ich aber in den ersten 4 Wochen nur rotiert habe, hat mein dortiger Therapeut ganz behutsam mit mir das Thema nahegebracht.
Und was dann passierte, war auch irgendwie spannend: mit der ersten Tablette ging's so sehr viel besser! ...ich glaube, das lag an der Erleichterung darüber, daß diese Leute dort meine Befindlichkeiten wirklich ernst nahmen, daß sie mich so einstuften, daß ich mich "doch einfach nur zusammennehmen müßte"... - im Gegenteil, gerade "zusammen-reissen" sollte ich mich eben nicht mehr..., ich sollte behutsam mit mir umgehen... - das waren also Leute, die SAHEN, daß es mir nicht gut ging... - es war so eine Erleichterung, weil damit war es ja quasi "amtlich" und ich mußte mich nicht mehr so zermartern, um herauszukriegen, was mit mir nicht stimmt...

Auch bei mir verhalf mir das Medikament zu mehr Distanz...

Lieber Gruß,
Savannah
hornbahn
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Liebe Savannah, liebe Karin

erstmal muß ich mich ganz doll bei Euch bedanken- die letzten Tage waren schwierig für mich, aber es hat mir wahnsinnig gut getan, dass ich immer wieder etwas von Euch hier lesen konnte. Ein riesiges Dankeschön an Euch

Eure Erfahrungen helfen mir die Lage ein bisschen besser einzuschätzen. Wo ich doch die ganze Zeit dachte, dass ich langsam nur noch am Durchdrehen und am „Rotieren“ bin (sehr treffend beschrieben)- eben wie ein Brummkreisel durch die Gegend renne….und nichts tun kann….

Habe mir überlegt, dass ich jetzt auch meine „Truppen“ aufstellen werde- am Freitag war ich bei meiner Therapeutin in der ersten Sitzung und sie war total klasse – die hat in einer Stunde so viel aus mir rausgeholt und mir sind sozusagen wie beim Puppentheater die Vorhänge aufgezogen worden. Gleichzeitig habe ich nächste Woche noch mal einen Termin zwecks Medikamente. Ja, da ist irgendwie noch eine große Sperre, weil ich totale Angst vor einer Medikamentenabhängigkeit habe und auch nicht hinter einer Glaswand oder Wolke verschwinden will (hatte eine schlechte Erfahrung mit einer Psychotherapeutin, welche mir Tavor verabreicht hatte, was mich total platt gemacht hatte -vielleicht lag`s auch an der Menge?). Wie lange habt Ihr denn Medikamente genommen, welche und wie viel? Ich sträub mich eigentlich immer noch total dagegen, aber meine Weinanfälle und Kopfschmerzen werden immer häufiger und schlimmer- da fragt sich schon was besser ist?!

Liebe Grüße an Euch unbekannterweise- so ein Forum ist doch ein Segen
Sonnenschein
deep
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Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von deep »

Hallo Sonnenschein und guten Morgen,

schön, dass es Dir ein wenig besser geht.

Das Wichtigste vorneweg:

AD's machen nicht abhängig!

Ich selbst habe rund 10 Monate Anafranil genommen.
Das wurde ganz langsam eingeschlichen, ich habe rund 4 Wochen gebraucht, um auf "meine" Dosis zu kommen. In den ersten 2 Wochen war ich krank geschrieben, weil ich sehr stark reagiert habe, ich war am Anfang schon nach Einnahme von 10mg nach 30 Minuten im Tiefschlaf. Aber zu der Zeit war schlafen können (mehr als 2 Stunden) schon ein Luxus und dass die Alpträume weg waren noch mehr.

Als ich dann auf meiner Dosis war, hatte ich zwar noch mit Mundtrockenheit und heftigem Schwitzen zu kämpfen, aber das war harmlos. Lieber das, als Depressionen.

Ein bißchen blöd war, dass ich kräftig zugenommen habe, zumal ich so schon sehr starkes Übergewicht hatte (habe), aber auch das konnte ich in den Griff bekommen.

Als es mir dann wieder besser ging, habe ich das Medikament genauso langsam wieder ausgeschlichen.

Anfangs hatte ich auch sehr viel Angst, durch das Medikament die Kontrolle zu verlieren, zumal das Einschlafen so schnell, sozusagen auf Knopfdruck ging, aber Tatsache war bei mir, dass ich, je länger ich das Medikament genommen habe, immer mehr die Kontrolle wieder zurückerlangte und nicht länger Spielball war.

Liebe Grüße
Karin
Savannah
Beiträge: 36
Registriert: 30. Sep 2004, 20:44

Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von Savannah »

Hallo, liebe Sonnenschein,
ich bin noch dabei, ein AD zu nehmen. Dies hatte ich in der Klinik in Minimaldosis (Zoloft; 50 mg)bekommen und erst jetzt (mir geht's ja momentan leider auch wieder schlechter) auf Normaldosis hochgesetzt bekommen.
Ich habe Zoloft von Anfang an gut vertragen, ein kleines bißchen unwohl war es mir am ersten/zweiten Tag, das war alles...
(Zoloft gehört zu den sog. Serotonin-Wiederaufnahmehemmern). Ich habe NICHT zugenommen, das wäre - ehrlich gesagt - für mich auch ziemlich der Horror gewesen, wenn es ein Zunehmen verursacht hätte (neige etwas zu Magersucht, hab's aber im Griff).

Natürlich war und bin ich auch immer noch manchmal am Überlegen, inwieweit das "richtig" ist, ein AD längere Zeit zu nehmen... - aber nach allem, was ich hier auch in anderen Foren von einigen wohl recht kundigen TeilnehmerInnen so gelesen habe, bin ich nun schon beruhigter und werde mir einfach Zeit lassen.
Mein Neurologie hier hat mir auch gesagt, daß es nicht sinnvoll wäre, das Medikament abzusetzen, wenn ich nicht für alle wichtigen Lebensbereiche sagen könnte: "ja, es geht mir gut"... - und das kann ich momentan in fast keinem Bereich (Job, Sohn, Partner, Freunde...).

...insofern denke ich, daß irgendwann auch für mich die Zeit kommen wird, das Medikament wieder abzusetzen..., jetzt eben noch nicht. In dieses extreme Rotieren möchte ich jedenfalls auch nie wieder kommen. Und das ist nun eben weg dank des AD...

Lieber Gruß,
Sav'
hornbahn
Beiträge: 34
Registriert: 23. Mai 2004, 11:30

Re: Durchhalten oder Flucht?

Beitrag von hornbahn »

Hi Savannah, hi Karin

wie Ihr beschreibt, haben die Medikamente Euch beiden geholfen. Ich habe diese Woche wieder einen Arzttermin und werde das mit ihm besprechen. Allerdings fühle ich mich im Moment total unfähig zu arbeiten. Hab`s gerade mal heute geschafft eine Waschmachine zu waschen und das war`s - bin so unfähig etwas zu tun- außer schlafen, schlafen, schlafen- dabei bin ich sonst Mrs. Aktiv schlechthin. Wie lange dauert es denn, bis die Medikamente Wirkung zeigen?
Viele Grüße und erstmal danke fürs Zuhören und die vielen Infos.
Sonnenschein
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