Leben auf Pause gestellt

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Saden
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Registriert: 5. Aug 2022, 19:05

Leben auf Pause gestellt

Beitrag von Saden »

Hallo zusammen,

Ich hatte vor ein paar Wochen erzählt, wie groß meine Ängste vor der TK sind und dass ich nicht weiß, wie ich durch dieses Chaos kommen soll...

Ich fühle mich an sich gut aufgehoben und die Gespräche mit anderen sind sehr schön und intensiv. Manchmal ist mir alles zuviel Trubel, weil auch im Ruheraum alles zu hören ist, vor allem das Tischtennisspielen.

Ich habe hier meine Erstdiagnose rezidivierende Depression mit schwerer Episode bekommen und nehme seit 4 Wochen Duloxetin. Mein wöchentlicher Therapietermin fiel leider zweimal aus und ich wünschte mir mehr Gelegenheiten.

Nun habe ich noch 2 Wochen vor mir und das Gefühl, gar nicht vorangekommen zu sein, was meine Themen betrifft. Ich hab irre Angst vor der Wiedereingliederung.

Durch das Duloxetin hatte ich übliche Nebenwirkungen und täglich Übelkeit und extreme Müdikeit (konnt garnicht mehr aufhören zu gähnen). Ich schlafe aber viel besser und das Grübeln ist so einer komischen Leere gewichen. Flache Gefühle. Das positive ist, alles fühlt sich undramatisch an. Das negative, dass ich aber auch kaum Freude empfinde an Dingen, die mich sobst sehr berühren.

Bei der Visite habe ich gesagt, dass mein Kopf nicht mehr funktioniert. Bewusste Überlegungen sind anstrengend. Ich weiß nicht, was ich fühle. Hab mich noch nie so gefühlt...ist das einfach die Abwesenheit des ständig ratternden Gehirns frage ich mich? Bin ich bloß die Stille nicht gewohnt? Es fühlt sich an als fehle ein Teil von mir und ich bin nicht sicher, was ich mit dem, was übrigbleibt, anfangen soll. Ich will gar nichts. Das Gefühl mangelnder Verbundenheit mit der Welt und den Menschen bleibt komischerweise. Bin das jetzt ich? War ich schon immer so? War das bloß überlagert? Ich weiß grad gar nicht mehr, wer oder wie ich eigentlich bin.

Seit ein paar Tagen schaffe ich nach der TK endlich wieder was und liege nicht nur herum. Das fühlt sich schön an, dass meine Wohnung wieder übersichtlicher ist. Ich weiß nicht, wie ich bald schon wieder leisten soll. Der Gedanke schnürt mir den Hals

Auch wenn ich ein bisschen kritisch gegenüber meiner derzeitigen Stumpfheit bin, empfinde ich diese Verfassung irgendwie auch als erholsam. Ich denke fast, ich war noch nie vorher entspannt. Diese Ganzkörperschmerzen sind endlich weg und ich kann nicht anders als langsam. In meinem ambulanten Job stratze ich immer durch die Stadt; undenkbar für mich dieses Tempo bald wieder aufnehmen zu müssen! Aber der Kopf kann auch keinen Jobwechsel planen.

Der Oberarzt meinte, ich solle Geduld mit mir haben, ich sei noch nicht so weit. Ich hatte geweint und gesagt, dass ich irgendwie gehofft habe dass dieser kleine Kitzel Energie wiederkommt. Ich hab eigentlich immer so viele Ideen...
Und das mit der Geduld...irgendwie muss es ja bald weitergehen? Fühlt sich an als sei mein Leben auf Pause gestellt...
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