Tipps zur Selbstakzeptanz

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Kaffeeschlürfer
Beiträge: 3
Registriert: 10. Jun 2024, 23:24

Tipps zur Selbstakzeptanz

Beitrag von Kaffeeschlürfer »

Hallo zusammen,

in letzter Zeit zerbreche ich (m, 27) mir sehr häufig den Kopf darüber wie ich nach außen auf andere Menschen wirke. Es fällt mir schwer mich zu akzeptieren wie ich bin, insbesondere mein Äußeres wurde in meinem Leben immer wieder von anderen verspottet. Irgendwie raubt mir das gerade sämtliche Kraft und führt dazu, dass ich mich irgendwie von allem abschotten möchte. Neulich hat im Supermarkt ein Mädel auf mich gezeigt und meinte zu einem ihrer Freunde: "Guck mal der sieht aus wie ... nur in alt und hässlich". Ich wusste irgendwie überhaupt nicht wie ich mit der Situation umgehen sollte und bin dann schnell zur Kasse gegangen und wollte echt nur noch weg. Im Auto hatte ich dann irgendwie komplett Panik, weil mich das komplett aus der Bahn geworfen hat. Seit dem kommen irgendwie auch immer wieder andere schlimme Dinge hoch, die Leute in meiner Vergangenheit zu mir gesagt haben. Irgendwie schäme ich mich gerade überall in der Öffentlichkeit für mich selbst und würde am liebsten gar nicht das Haus verlassen. In manchen Nächten sind Gedanken über Suizid sehr präsent, in anderen Nächten geht es mir eigentlich ganz ok.

Ich habe leider niemanden in meinem Leben, mit dem ich über so etwas sprechen kann. Meine besten Freunde wohnen alle über Deutschland verteilt und sind total im Stress und haben nichtmal die Zeit um wenigstens mal am Telefon zu quatschen. Wenn ich mich mit meinem früher besten Freund zum telefonieren verabrede, geht der zur vereinbarten Zeit nicht hin oder schreibt mir wochenlang nicht zurück.

Ich habe Angst davor mir professionelle Hilfe zu suchen und weiß grade einfach nicht mehr so richtig weiter.
Habt ihr irgendwelche Tipps, die mir dabei helfen könnten mich selbst besser zu akzeptieren?

VG
AlexandreCharles
Beiträge: 61
Registriert: 17. Jun 2024, 06:11
Wohnort: Emmendingen

Re: Tipps zur Selbstakzeptanz

Beitrag von AlexandreCharles »

Hallo Kaffeeschlürfer,

Ich finde es schwer Dir in einem Forum Tipps an die Hand zu geben, um Dich selber besser zu akzeptieren. Als Betroffener kann ich nicht in Dich hineinsehen, ich kann lediglich von meinen eigenen Erfahrungen berichten - ob das hilft wirst Du sehen.

Zunächst einmal ist es nicht ungewöhnlich, was Du geschrieben hast. Ausgeprägte Sensibilität ist bei mir genauso vorhanden, in akuten Episoden noch mehr als sonst. Und mir fällt es schwer, mich ausreichend von Anderen abzugrenzen. Dabei musste ich lernen, keine Verantwortung für alles auf dieser Welt übernehmen zu müssen. Leider gibt es viel Oberflächlichkeit in unserer Gesellschaft. Das Aussehen: angeblich soooo wichtig - aber warum eigentlich? Ich gehe zum Beispiel ins Fitnessstudio. Nicht um schön zu sein oder abzunehmen, sondern schlicht meinen Rücken zu stärken. In der Pflege als mein Beruf ist die körperliche Belastung nicht zu unterschätzen, und da ich meinen Beruf liebe möchte ich diesen gerne so lange wie möglich ausüben. Das Ergebnis: soziale Kontakte haben sich bisher im Fitnessstudio nicht ergeben, jeder ist dort mit sich beschäftigt und macht Bilder mit dem Handy, um die dann auf Instagram hochzuladen.

Welche Interessen hast Du? Vielleicht solltest Du über ein neues Hobby nachdenken, oder ein altes reaktivieren. Ich zum Beispiel fahre seit neuestem wieder Motorrad - das war eine richtig gute Idee und bereitet mir viel Freude. Und es ergeben sich soziale Kontakte - wenn ich diese bewusst suche. In Foren z.B. für Motorradfahrer. Und von dort an wohltätige Organisationen: am Samstag findet ein größeres Treffen in Stuttgart statt (fellowsride.com). Über diese Schiene könnten sich dann auch neue Kontakte ergeben - ich weiß es noch nicht, es ist mein erstes Treffen.

Und wie geht es Dir beruflich? Macht es Dir Spaß? Gehst Du gerne hin oder quälst Du Dich um Geld zu verdienen? Eventuell gibt es hier Möglichkeiten etwas anzupassen oder zu verändern, wobei der finanzielle Aspekt leider nicht ganz vernachlässigt werden kann. Ich habe es aber riskiert und keine Sekunde bereut: ursprünglich ein Bürotiger mit Diplomabschluss bin ich seit 01.06.2024 in der mobilen Pflege unterwegs. Diese Tätigkeit hat mich schon als Zivildienstleistender fasziniert, des Geldes wegen hatte ich dann aber einen völlig anderen Weg eingeschlagen. Es hat mich am Ende krank gemacht - und trotzdem möchte ich die Erfahrung aus jener Zeit nicht vermissen, ich habe so unglaublich viel aus dieser Zeit gelernt was mir bis heute unglaublich nützlich ist.

Lass mich Dir folgendes mit auf den Weg geben, ohne das ich Dir zu nahe treten möchte: ein guter Therapieplatz wäre eine Empfehlung meinerseits. Ja, schwer zu finden, schon gar nicht auf die schnelle. Aber mit Geduld geht das. Die angesprochenen Themen könntet ihr dort besprechen. Nichts gegen dieses Forum, es ist hervorragend zum Gedankenaustausch. Aber professionelle Unterstützung wäre bei Dir sicherlich kein Fehler. Den ein Punkt besorgt mich doch sehr - dein Zitat: "In manchen Nächten sind Gedanken an Suizid sehr präsent..."

Hast Du einen Arzt an deiner Seite? Medikamentöse Unterstützung könnte Dich entlassten. Ich verspreche keine Wunder, aber als Baustein einer Therapie machen Arzneimittel durchaus Sinn - vielleicht sogar zeitlich begrenzt, wenn es Dich stören sollte, Chemie zu schlucken, da kann man immer mit Ärzten reden. Aber sei bitte vorsichtig: schnell machen depressive Menschen Dinge, die absolut nicht sein müssen , da alles ausweglos erscheint. Ich weiß genau wovon ich spreche, ich habe Dinge gemacht auf die ich heute absolut nicht stolz bin, aber zu jenem Zeitpunkt erschien es mir als die einzige Lösung. Details lasse ich hier bewusst weg, ich möchte keinesfalls zur Nachahmung animieren.

Vielleicht kannst Du die Ideen annehmen und Dir überlegen ob Therapie und Arztbesuch nicht eine Möglichkeit für Dich wären. Beeinflussen kann ich Dich ja nicht - aber meine Gedanken und Erfahrungen schildern.

Verspreche mir bitte Hilfe zu suchen wenn die negativen Gedanken irgendwann zum Himmel schreien sollten: auch Kliniken bieten Hilfe, ich kenne eine ganze Auswahl davon persönlich und bin froh das es so etwas gibt.

Ich bin gespannt auf weitere Ausführungen von anderen Betroffenen - jeder ist etwas anders und sucht nach seiner persönlichen Lösung. Und ruhig nachfragen, wenn Dir etwas unklar erscheint, dafür ist dieses Forum ja da ❤

Viele liebe Grüße, Alex.
Ich bin zu alt um jung zu sterben.
Katerle
Beiträge: 11363
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Tipps zur Selbstakzeptanz

Beitrag von Katerle »

Hallo Kaffeeschlürfer,

verständlich, dass dir das alles Kraft raubt, besonders wenn du verspottest wurdest...

Hör auf, dir nen Kopf darüber zu machen, wie du auf andere wirken könntest und geh bitte den Weg, dir professionelle Hilfe zu suchen, überwinde deine Angst... und versuche dich so anzunehmen, wie du bist, mit all deinen Problemen und Schwächen.

Alles Gute
Katerle
Iwnm
Beiträge: 126
Registriert: 26. Jun 2023, 14:03

Re: Tipps zur Selbstakzeptanz

Beitrag von Iwnm »

Hallo Kaffeeschlürfer,
Erstmal: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Das Benehmen anderer dir gegenüber ist das Problem, nicht dein Aussehen. Auf das Verhalten anderer hast du aber wenig Einfluss. Du kannst nur an dir arbeiten. Und da stimme ich Alex und Katerle absolut zu, eine Therapie kann dir dabei super hilfreich und nützlich sein. Therapie ist kein Strandurlaub, aber auch nichts, wovor man Angst haben muss. Im Gegenteil. Therapie kann so viel Gutes bewirken.
Vielleicht magst du uns deine Ängste genauer beschreiben, so dass wir versuchen können sie etwas aus dem Weg zu räumen, indem wir unsere Therapie Erfahrungen mit dir teilen.
Schau mal, dir geht's ja offensichtlich nicht gut. Suizidgedanken lassen einen hohen Leidensdruck vermuten. Da muss man nicht groß um den heißen Brei reden: du brauchst Hilfe. Du hast es verdient Hilfe zu bekommen. Und dafür sind Ärzte, Therapeuten, Kliniken etc. da. Selbst ein top engagierter Freundeskreis, den du offensichtlich nicht hast, kann gute professionelle Hilfe nicht komplett ersetzen. Ich möchte dich daher auch ermutigen, dich zuerst an den Hausarzt zu wenden und dort die Schritte Richtung Therapie zu besprechen. Bei Fragen und Tipps auf dem Weg, stehe auch ich hier gerne zur Verfügung. Du bist wichtig. Du hast es verdient, dass es dir gut geht.
MySun
Beiträge: 632
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Tipps zur Selbstakzeptanz

Beitrag von MySun »

Kaffeeschlürfer hat geschrieben: 27. Jun 2024, 02:34 Ich habe Angst davor mir professionelle Hilfe zu suchen und weiß grade einfach nicht mehr so richtig weiter.
Habt ihr irgendwelche Tipps, die mir dabei helfen könnten mich selbst besser zu akzeptieren?
Hallo und ein herzliches willkommen hier im Forum!
Ich habe leider keinen Tipp für dich, wie du dein Selbstwertgefühl stärken könntest.
Ich selbst bin keine Betroffene, ich bin Angehörige von zwei lieben Menschen mit Depression.

Ich habe schon seit einigen Jahrzehnten versucht, die Depression zu verstehen,
und verstanden habe ich, dass es keine schnellen und guten Tipps gibt :( , aber es gibt Therapien. :D

Du bist noch sehr jung, und du wünschst dir sicher noch einiges mehr in deinem Leben, anstatt immer wieder neu zu versuchen deine Angst in Schach zu halten, darum versuche deine Angst ein wenig zu beruhigen, und melde dich (zügig) für eine Probesitzung (probatorischen) Sitzung für eine Psychotherapie an.

https://www.barmer.de/gesundheit-verste ... ng-1058622

Ich wünsche dir alles Gute
LG MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Suchende2
Beiträge: 1363
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Tipps zur Selbstakzeptanz

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Kaffeeschlürfer,

willkommen im Forum.
Ein erster Weg zur Selbstakzeptanz ist, Dir einzugestehen, daß Du Hilfe brauchst und sie annehmen darfst.
Wovor hast Du Angst bei professioneller Hilfe?

Kennst Du den Unterschied zwischen Beschämt werden und sich schämen?
Es gibt keinen Grund, Dich in der Öffentlichkeit zu schämen, dafür, daß Du so bist, wie Du bist.
Was allerdings nicht in Ordnung ist, ist wenn andere Dich beschämen wollen.

Ich hoffe hier noch von Dir zu lesen.

Alles Gute,
Suchende
Kaffeeschlürfer
Beiträge: 3
Registriert: 10. Jun 2024, 23:24

Re: Tipps zur Selbstakzeptanz

Beitrag von Kaffeeschlürfer »

Hi,
danke euch. Mir fällt es einfach schon sehr schwer beim Arzt anzurufen. Ich hatte damals in der Pandemie krasse Probleme nachts zu schlafen und habe vielleicht 3 Nächte pro Woche überhaupt geschlafen. Als ich dann beim Arzt war wurde ich dann an der Rezeption nur blöd angegrinst und konnte dann auch irgendwie beim Arzt auch nicht drüber reden. Damals gab es bei mir in der Gegend leider überhaupt keine Möglichkeiten für irgendeine psychische Betreuung außer direkt komplett in Vollzeitbetreuung zu gehen, was ich nicht wollte. Für mich war da ne Mail hinzuschreiben schon irgendwie eine riesige Überwindung.
Ich hatte als ich 18 war schon einmal eine schlimmere Phase und habe damals Opipram verschrieben bekommen, aber den Arzt ist vor einigen Jahren in den Ruhestand gegangen. Irgendwie habe ich Angst von irgendwelchen Medikamenten abhängig zu werden und dann irgendwie durchzudrehen. Die Mutter eines Freundes von mir hat letztes Jahr einfach ihre Medikamente abgesetzt und sich dann in einer Psychose das Leben genommen. Irgendwie macht mir das alles Angst und ich bin mir nicht so sicher, ob ich da großes Vertrauen habe.
Ich habe leider nicht besonders viele oder gute soziale Kontakte und die meisten meiner Freunde sind sehr mit ihrem Studium/Doktor/etc. beschäftigt. Bin gerade leider nicht sonderlich motiviert auf neue Leute zuzugehen. Wahrscheinlich wegen mangelndem Selbstbewusstsein und irgendwie haben mich da meine Erfahrungen aus den letzten Jahren ziemlich mitgenommen. Auch was Dating oder so angeht will ich gerade in Phasen wo es mir eh schlecht geht irgendwie Abstand halten. Auch damit habe ich leider in den letzten Jahren einfach schlechte Erfahrungen gemacht und irgendwie schlägt das auch auf's Selbstbewusstsein wenn man mehrfach geghosted wird oder sich Leute aufgrund einer Hautkrankheit die ich habe fast schon vor einem ekeln. So richtig überwinden kann ich mich was das angeht auch einfach irgendwie nicht, obwohl ich weiß, dass es auch vollkommen okay ist nicht mit jedem Menschen klar zu kommen oder akzeptiert zu werden und natürlich bei mehr Versuchen die Chancen besser stehen neue Kontakte aufzubauen.

Trotzdem danke nochmal für eure Worte
Liebe Grüße
Suchende2
Beiträge: 1363
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Tipps zur Selbstakzeptanz

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Kaffeeschlürfer,

das Grinsen muß nicht unbedingt etwas mit Dir zu tun gehabt zu haben.
Hole Dir einen Termin beim Arzt und wenn Du Befürchtungen hast, wieder nicht darüber reden zu können, dann drucke Deine Beiträge aus diesem Thread aus oder schreibe vorab etwas auf, daß Du ihm dann übergeben kannst.

Damit so etwas wirklich tragisches, wie der Mutter Deines Freundes, nicht passiert, sollte man nie die Medikamente ohne Absprache einfach so absetzen. Es ist bekannt, daß Psychopharmaka ausgeschlichen werden sollen. Mit einem guten Arzt an Deiner Seite wird auch das Ausschleichen begleitet.

Wenn Dir zur Zeit nicht danach ist, musst Du keine neuen Kontakte knüpfen. Nutze die Zeit, um dich um Dich zu kümmern. Suche Dir Hilfe, schaue zum Beispiel ob Du beim sozialpsychiatrischen Dienst einen Termin bekommen kannst. Hole Dir alle Unterstützung, die Du bekommen kannst. Halte Kontakt zu Deinen vorhandenen Freunden. Erzähle denen, daß es Dir zur Zeit nicht gut geht und was Du brauchst.
Ich habe zum Beispiel meinen Freunden gesagt, daß ich eine Depression habe und zu dem Zeitpunkt schlecht Kontakt halten konnte. Da haben die meisten für mich vorübergehend den Kontakt gehalten. Inzwischen ist es wieder ausgeglichen.

Alles Gute,
Suchende
Kaffeeschlürfer
Beiträge: 3
Registriert: 10. Jun 2024, 23:24

Re: Tipps zur Selbstakzeptanz

Beitrag von Kaffeeschlürfer »

Hi,
ich habe mal bei einem Therapeuten in meiner Gegend einen Termin angefragt und werde es damit mal versuchen. Ich denke aber bis man irgendwo einen Termin bekommt wird einiges an Zeit vergehen. Für mich ist es irgendwie schwer darüber mit Freunden zu reden, weil sich auch irgendwie gar keine Situationen ergeben und ich auch manchmal ganz froh bin den Kopf irgendwie frei zu bekommen. Auch denke ich jedes mal wenn man mir einfach wochenlang nicht zurückschreibt viel darüber nach, ob das an mir liegt und bin dann was Leute einzeln anschreiben angeht auch sehr zögerlich. Ich werd's trotzdem mal versuchen und gebe euch dann gerne ein Update.
Viele Grüße
Mingo11
Beiträge: 22
Registriert: 2. Apr 2024, 11:21

Re: Tipps zur Selbstakzeptanz

Beitrag von Mingo11 »

Hallo Kaffeeschlürfer,

wie ist es dir ergangen?
Ich wollte dir noch sagen, dass es für den Übergang auch Apps wie Selfapy oder Deprexis gibt, die helfen können.

Lieben Gruß
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