Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

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namanda
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Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von namanda »

Hallo Forum,

viele von euch sowie auch ich selbst haben schon mehrfach über das Thema der nicht existierenden körperlichen und verbalen Zuneigung geschrieben.
Mich würde allerdings interessieren ob ihr dieses Thema auch offen mit euren Partner kommunizieren würdet bzw. könnt. Und wenn ja, wie? Oder hat das jemand schon? Wie ging es aus?

Bei uns fehlt die körperliche Zuneigung komplett. Und mich macht das auch ziemlich wahnsinnig, weil ich ein Mensch bin, der diese Nähe (vorallem in einer Beziehung) einfach braucht. Bzw. ist es sehr schwer für mich aktuell diese Veränderung hinzunehmen, da es 5 Jahre lang quasi normal war, dass man sich umarmt, küsst, kuschelt usw. Ich hab momentan das Gefühl, wenn ich ihm sage, wie sehr mich das belastet, ich ihn unter Druck setze und die Sache eigentlich noch schlimmer mache. Damit würde ich ihm ja noch mehr Schuldgefühle geben. Ich würde ihm gerne all das sagen, aber hab das Gefühl ich fahr damit gegen eine Wand und im Nachhinein geht es mir selbst vielleicht noch schlechter.
mandy24
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von mandy24 »

Liebe namanda,
mir geht es genauso, ich vermisse auch so sehr das umarmen,küssen etc.Während der depressiven Episode, aber auch jetzt unter dem Einfluss der AD kommt da nichts, obwohl er mir als ich ihm letztens sagte das ich das brauche er nur sagte ich hab dich ja auch lieb, dann musst du mich in den Arm nehmen.Ja ich versuche meist 1x am tag Arm nehmen Küsschen etc., er lässt es auch zu, erwiedert auch kurz.Aber dann käme tagelang wieder nichts von ihm.Und dann warte ich auch mal ein paar Tage, aber nix als bräuchte er es nicht.
Da er abends immer viel später als ich ins Bett geht, hab ich mal geäussert wie schön ich es fände mal wieder in seinem Arm einzuschlafen.Es kam daraufhin ein gefühlloses ja kann man ja mal machen...
Jedoch abends, selbst wenn ich später ins Bett gehe, sagt er nur stumpf, muss ich mitkommen?
Natürlich sagt man dann nicht ja du musst, sondern nein du musst nicht.
Als er dann mal einen abend gemeinsam sich mit mir hinlegte, und ich auf die Umarmung hoffte kam ein Gute Nacht Kuss und er drehte mir den Rücken zu.
Mich verletzt das alles sehr. Da ich in 2 Wochen in eine psychosomatische Reha fahre, hoffe ich dort Tips und Ratschläge zu bekommrn.Denn ich hab auch wie du Angst ihn unter Druck zu setzen, wenn ich zu sehr fordere.Man möchte ja auch nicht in den Arm genommen werden, weil man dazu auffordert, sondern wünscht sich das der Partner ebenfalls das verlangen hat.
Nimmt dein Partner AD ?
Viel Kraft und Zuversicht das es besser wird
Mandy
namanda
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von namanda »

mandy24 hat geschrieben: 17. Jun 2024, 17:37 Liebe namanda,
mir geht es genauso, ich vermisse auch so sehr das umarmen,küssen etc.Während der depressiven Episode, aber auch jetzt unter dem Einfluss der AD kommt da nichts, obwohl er mir als ich ihm letztens sagte das ich das brauche er nur sagte ich hab dich ja auch lieb, dann musst du mich in den Arm nehmen.Ja ich versuche meist 1x am tag Arm nehmen Küsschen etc., er lässt es auch zu, erwiedert auch kurz.Aber dann käme tagelang wieder nichts von ihm.Und dann warte ich auch mal ein paar Tage, aber nix als bräuchte er es nicht.
Da er abends immer viel später als ich ins Bett geht, hab ich mal geäussert wie schön ich es fände mal wieder in seinem Arm einzuschlafen.Es kam daraufhin ein gefühlloses ja kann man ja mal machen...
Jedoch abends, selbst wenn ich später ins Bett gehe, sagt er nur stumpf, muss ich mitkommen?
Natürlich sagt man dann nicht ja du musst, sondern nein du musst nicht.
Als er dann mal einen abend gemeinsam sich mit mir hinlegte, und ich auf die Umarmung hoffte kam ein Gute Nacht Kuss und er drehte mir den Rücken zu.
Mich verletzt das alles sehr. Da ich in 2 Wochen in eine psychosomatische Reha fahre, hoffe ich dort Tips und Ratschläge zu bekommrn.Denn ich hab auch wie du Angst ihn unter Druck zu setzen, wenn ich zu sehr fordere.Man möchte ja auch nicht in den Arm genommen werden, weil man dazu auffordert, sondern wünscht sich das der Partner ebenfalls das verlangen hat.
Nimmt dein Partner AD ?
Viel Kraft und Zuversicht das es besser wird
Mandy
Hallo Mandy,

danke für deinen Beitrag. Auch wenn alles scheiße ist, ist es schön, dass man sich von anderen verstanden fühlt. Ich hoffe die Reha hilft dir damit umzugehen. Und ja ich seh es genauso, dass man einfach möchte, dass der andere auf einen zugeht. Ich hab es satt um Liebe zu betteln...
Und nein er nimmt keine, er geht jedoch zur Therapie.
Wünsche dir auch alles Gute und Besserung!
mandy24
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von mandy24 »

Danke namanda
Therapie lehnt mein Mann leider ab, er denkt AD reichen, er soll sie 1 Jahr nehmen.Aber was ist dann?
Und 1 weiteres Jahr dieser Zustand?
Ja man will nicht um Liebe betteln, sondern spüren das der andere auch das Verlangen hat.
In der depressiven Episode, wo ich versucht habe ihn nicht zu bedrängen, konnte ich mir bei Streits auch anhören ich wäre Schuld und gefühlskalt.Dabei hab ich auch da immer versucht ihm Aufmerksamkeit zu geben und von ihm kam nichtts.Die Wahrnehmung muss bei den betroffenen Partnern völlig verkehrt sein.
Unter den AD wirkt er ausgeglichen, aber auch so schrecklich monoton un empathielos.
Ich hoffe so sehr, dass er wenn ich in der Reha bin, mich etwas vermisst, aber so recht dran glauben kann ich nicht.
namanda
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von namanda »

Hallo Mandy,

mit AD kenne ich mich leider nicht aus, aber ich kann mir vorstellen dass man zunächst einen Lichtblick hat, dass die Medikamente was bringen und es dann einen wahnsinnig macht wenn es nicht so ist. Bzw. nicht so wie erhofft.
Bei dem anderen stimme ich dir auf jeden Fall zu. Was die Gefühlskälte angeht habe ich es zwar noch nicht vorgeworfen bekommen aber ich weiß, dass ich mich so verhalte. Allerdings kann ich momentan auch nicht anders. Ich kann nicht mehr diese Liebe geben, wenn ich nichts zurück bekomme und ich ihm "gleichgültig" bin. Ich stell mir auch oft die Frage, ob er mich und unsere gemeinsamen Unternehmungen vermisst. Vor knapp 2 Monaten noch war er alleine in unserem Stamm-Biergarten und schreibt mir, dass ich hier fehle. Und jetzt will er nur noch seine Ruhe von mir. Es ist schlimm jemanden zu vermissen, der eigentlich körperlich da ist.
AlexandreCharles
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von AlexandreCharles »

Liebe Namanda,
Liebe mandy24,
Ich bin männlich, 50 Jahre alt, seit Jahren an Depressionen erkrankt - und seit kurzem frisch geschieden, da meine Exfrau nicht mehr mit mir bzw. meiner Erkrankung leben konnte.
Ich bin kein Paartherapeut - aber habt ihr mal über so etwas nachgedacht? Ob krank oder nicht: im Nachhinein denke ich wäre mehr Kommunikation in unserem Fall vielleicht hilfreich gewesen. Es ist sowiessonderbar: wir kommen jetzt besser miteinander aus als vorher. Unser gemeinsamer Nenner sind unsere drei Kinder, die möglichst wenig unter der Situation leiden sollen. Ach, hätten wir doch über uns genauso offen geredet wie heute über unsere Kinder... Aber nun ist der Blick nach vorne zu richten, Vergangenheit bleibt hinter uns.
Meine Idee für euch wäre: reden, reden und noch reden. Wenn nicht möglich, dann mit Unterstützung durch Dritte. Die Krankheit ist aber trotzdem ein riesen Schei..., und ich bin meiner Exfrau auch nicht böse: die Empathielosigkeit zu verstehen (dabei herrscht im Inneren ein Sturm der Gefühle) ist kaum möglich wenn jemand nicht selber erkrankt ist.

Ich wünsche euch nur das Beste, gebt nicht zu schnell auf und versucht das Unmögliche. Es kann klappen, hoffentlich für euch.

Liebe Grüße Alex.
Ich bin zu alt um jung zu sterben.
Pineapple_Pizza
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von Pineapple_Pizza »

Aussprechen würde ich die eigenen Bedürfnisse dennoch. Die Frage ist ja, wie man es sagt. Wenn Du sagst, dass Du es vermisst, ihm nah zu sein, ist das ja keine Forderung und auch keine Anklage. Solange etwas kommt, wenn Du selbst anfängst, würde ich es auch immer wieder versuchen. Wenn das Hirn so lahm gelegt ist, braucht man(n) vielleicht erstmal Starthilfe. Aber solange er das dann auch angenehm findet, ist es zur Überbrückung ja vielleicht ok. Wenn ihr darüber sprecht und er sagt, er mag es, aber denkt selbst nicht dran, wäre ein Abendritual oder kleine Erinnerungen im Handy, die er sich stellen könnte ja vielleicht eine Krücke. Fühlt sich am Anfang vielleicht komisch an, wenn ein Post it oder ähnliches dafür sorgt, dass wer kuscheln kommt, aber das gibt sich.
Beim Matratzensport beiße ich selbst auf Granit. Mittlerweile denken wir über eine Öffnung der Ehe nach, weil einmal im halben Jahr einfach unerträglich wenig ist… Ich hätte dann doch gerne vor den Wechseljahren noch ein bisschen was erlebt. Und immer pünktlich zum Eisprung leide ich höllisch.
namanda
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von namanda »

Hallo Alex,

danke für deinen Beitrag. Es ist wirklich hilfreich es doch mal von der anderen Seite zu hören. Ich versuche immer wieder zu reden, aber entweder endet es im Streit oder er will einfach nur seine Ruhe haben. Ich denke, dass es aktuell nicht möglich ist an ihn ranzukommen und er seine Zeit braucht. Über eine Paartherapie habe ich auch schon nachgedacht aber er meinte selbst, dass er sich gerade nicht auf uns konzentrieren kann sondern erst sich selbst wieder auf die richtige Bahn bringen muss. Was natürlich auch sinnvoll ist.

Ich freu mich dass es bei dir bergauf geht und ihr das zusammen durchsteht. Das gibt auf jeden Fall Hoffnung, danke!
AlexandreCharles
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von AlexandreCharles »

Matratzensport...
Depression legt dieses Thema emotional ziemlich lahm, und Antidepressiva geben einem dann noch körperlich den Rest. Fühlt sich an wie Impotenz. Mental wie psychisch. Ja, ja. Die Depression, so vielseitig und wunderbar 🙄
Ich bin zu alt um jung zu sterben.
namanda
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von namanda »

Pineapple_Pizza hat geschrieben: 17. Jun 2024, 19:24 Aussprechen würde ich die eigenen Bedürfnisse dennoch. Die Frage ist ja, wie man es sagt. Wenn Du sagst, dass Du es vermisst, ihm nah zu sein, ist das ja keine Forderung und auch keine Anklage. Solange etwas kommt, wenn Du selbst anfängst, würde ich es auch immer wieder versuchen. Wenn das Hirn so lahm gelegt ist, braucht man(n) vielleicht erstmal Starthilfe. Aber solange er das dann auch angenehm findet, ist es zur Überbrückung ja vielleicht ok. Wenn ihr darüber sprecht und er sagt, er mag es, aber denkt selbst nicht dran, wäre ein Abendritual oder kleine Erinnerungen im Handy, die er sich stellen könnte ja vielleicht eine Krücke. Fühlt sich am Anfang vielleicht komisch an, wenn ein Post it oder ähnliches dafür sorgt, dass wer kuscheln kommt, aber das gibt sich.
Beim Matratzensport beiße ich selbst auf Granit. Mittlerweile denken wir über eine Öffnung der Ehe nach, weil einmal im halben Jahr einfach unerträglich wenig ist… Ich hätte dann doch gerne vor den Wechseljahren noch ein bisschen was erlebt. Und immer pünktlich zum Eisprung leide ich höllisch.
Danke für den Tipp. Den werde ich mal in Zukunft probieren. Aktuell sagt er selbst, dass er keine körperliche Nähe zulassen kann. Er schläft auch aus dem heiteren Himmel öfters im Wohnzimmer und ihm zu sagen, dass ich ihn jedoch zumindest nachts gerne bei mir hätte, hat nichts gebracht. Deswegen lass ich ihn jetzt einfach in Ruhe und hab aufgehört zu "meckern".
AlexandreCharles
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von AlexandreCharles »

Hallo namanda, Streit ist doch mal eine Basis: immerhin eine Verbindung, wenn auch keine besonders schöne. Ruhe ist da weniger hilfreich, Du bist ja auch noch da, vergiss das nicht. Pineapple_Pizza beschreibt es ziemlich zutreffend. Macht etwas, jetzt. Morgen könnte alles schon wieder ganz anders sein. Ich finde es toll an ihn zu denken, aber in einer Beziehung braucht es zwei. Vergiss deine Bedürfnisse nicht, und spreche es aus, auch ihm gegenüber. Krankheit hin oder her: er wird es verstehen (müssen).
Ich bin zu alt um jung zu sterben.
namanda
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Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von namanda »

Hallo ihr Lieben,

ich hab euren Rat befolgt und hab gestern erstmal angesprochen dass ich möchte, dass er neben mir schläft und nicht auf die Couch geht. Er hat es allerdings runtergespielt, so in der Art "Du genießt es doch auch.", darauf hin hab ich bestimmter gesagt dass ich es scheiße finde alleine in dem riesen Bett zu schlafen. Daraufhin hat er nur gesagt, dass wir doch morgen zusammen frei haben. Was mich zu heute bringt. Ich bin Mittags vom Einkaufen nach Hause gekommen und hab dann etwas im Wohnzimmer gegessen. Dort befindet sich auch sein PC, an dem er war. Nach ca. einer halben Stunde hat er den PC ausgemacht und ist rüber ins Schlafzimmer und hat dort gegessen und Fernseh geschaut. Vorhin lief dann ein Fußballspiel und ich hab ihn gefragt, ob er nicht rüberkommen möchte, damit wir es gemeinsam schauen. Das hat er auch getan. Daraufhin hab ihn darauf angesprochen, warum er wieder den ganzen Tag drüben ist (obwohl "wir ja heute zusammen frei haben" s. oben). Seine Begründung war, dass er nicht meine Serie anschauen wollte - sie lief während ich Mittag gegessen habe und danach war der Fernseher stundenlang aus. Er ist auch öfters vorbei gelaufen um an den Balkon zu gehen, also hat er das auch gesehen. Ich fühl mich mittlerweile wie eine Dumme und Verzweifelte, die sich "einfache" Dinge wünscht aber ihm das komplett egal ist. Wenn das nicht mal klappt, dass wir in einem Raum sein bzw. schlafen können, wie soll ich dann körperliche Nähe "einfordern"? Mein Stolz spielt da dann doch bisschen mit, dass ich nicht ständig jammern will und dann ändert sich nichts. Da wären wir wieder bei dem Thema "um Liebe betteln". Das gestern und heute hat mir wieder so einen leichten Rückschlag in meiner aktuellen Selbstaufarbeitung und auch in meiner emotionalen Unabhängigkeit, die ich in den letzten Wochen zwei Wochen gut aufgebaut habe, gegeben. Ich hoffe, dass es morgen besser ist.
Wildwanderer
Beiträge: 13
Registriert: 19. Apr 2024, 16:45

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von Wildwanderer »

Liebe Namanda, langsam glaube ich, unsere Herren sind Zwillinge…
Alles was du beschreibst, kenne ich nur zu gut. Wir schlafen ja auch auf seinen Wunsch getrennt und jeden Morgen (ich bin meist zuerst auf) ist es erstmal ein Abchecken seiner Stimmung. An guten Tagen versucht er mich einzubeziehen, an schlechten höre ich auch oft „mach nur dein Ding und schau was du willst“, „zeit alleine tut dir doch auch gut“ „man muss ja nicht immer aufeinander hängen“.

Prinzipiell alles richtig in einer normal laufenden Beziehung. So fühlt es sich als Ausrede an um keine Nähe zu riskieren und ist für mich ein stetiges Warten auf Nähe. Ich weiß mittlerweile gar nicht mehr, wie ich körperliche Nähe, selbst nur Kuscheln initiieren soll. Liegen wir mal gemeinsam auf dem Sofa, dann mit ordentlich Abstand. Küsse und Umarmungen nur ganz kurz im Alltag. Ich kann ihn ja nicht fest ketten mich länger zu küssen…

Ich habe es auch schon angesprochen. Da kam zwar die Bestätigung, dass er weiß, was mir fehlt aber er mehr eben gerade nicht kann. Wo lässt das uns Partner? In einer „Friss oder stirb“- Situation.

Für morgen hat er gefragt, ob wir was unternehmen. Ich soll wählen worauf ich Lust habe. Super lieb aber ich fühl mich null danach. Er ist momentan so instabil, dass ich jetzt schon antizipiere, dass er mittendrin keine Lust mehr hat und es in schlechter Stimmung endet. Nur will ich ihm das irgendwie auch nicht vor den Kopf knallen.

Und mal wieder: Auskotzen 1 - Lösung 0
Stummer Schrei
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Registriert: 29. Mär 2024, 10:18

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von Stummer Schrei »

Ich finde es besonders schlimm, das neben dem körperlichen auch keine mündlichen Liebkosungen stattfinden!
Sie hat momentan keine Gefühle mehr für mich, hofft aber, dass sie zurück kommen!
Kann und will sich ihr Leben ohne mich nicht vorstellen!
Ich bin plötzlich nicht mehr „Schatz“ sondern werde wieder beim Vornamen genannt!
Und sie ist nur noch auf Facebook oder Instagram! Gibt lustige Kommentare usw.
Es gibt bessere und schlechtere Tage, heute ist es grad wieder zum kotzen!
Sorry, ist ein bisschen konfus geschrieben, aber musste raus!
mandy24
Beiträge: 17
Registriert: 5. Jan 2024, 09:53

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von mandy24 »

Liebe namanda,Liebe Wildwanderer,
unsere Herren sind Drillinge, ich finde mich so sehr in euren Worten wieder.Auch ich hab es gestern mal wieder vorsichtig in der Ich -Variante ohne Vorwürfe angesprochen.Und hatte doch das Gefühl die Stimmung kippt.Er meinte auch nur morgen wenn die Kids in ihre Studentenbuden fahren haben wir ja Zeit.Er versteht auch nicht das es mir nicht nur um den 1- 2 mal monatlich noch stattfindenden Sex geht, sondern um die kleinen Zärtlichkeiten im Alltag.Hatte danach echt Angst das er wieder ankommt und dann wieder Trennung anspricht.Hab dann erst mal 2 Stunden mich in Hausarbeit verkrochen.Danach war allerdings alles wieder normal, scheinbar bewirken die Antidepressiva da keine emotionalen Veränderungen.
Hab allerdings gemerkt, dass das Ansprechen irgendwie mit Worten von ihm nicht reflektiert werden kann.Hab ihm auch gesagt das ich weiss das er es im Moment weniger braucht, ich aber Bedürfnisse danach habe.Obwohl wir abends zeitgleich ins Bett gingen( zum Glück schlafen wir noch im gleichen Bett) hat er trotzdem mir sofort wieder den Rücken zugedreht.Es ist zwar seine Schlafseite, aber man könnte ja auch evtl.mal die Bettseiten tauschen um den Partner im Arm zu halten.Wie lang hält man diese körperliche Verkümmerung aus?
Ich bin scheinbar jetzt am Anfang meiner Wechseljahre und ich merke das meine Libido dadurch wieder sehr verstärkt ist.Mir ist dann letztens sogar mal rausgerutscht(was ja meistens eher die Männer sagen)ich hab ja noch 2 gesunde Hände.Von dem Spruch hat er sich dann allerdings auch etwas angegriffen gefühlt.Danach hab ich dann allerdings noch geäussert, dass das leider auch langsam nicht mehr klappt.Dachte einmal die Holzhammermethode, damit er es begreift.Sanfte Touren bringen ja auch nichts,habe ja vor Wochen schon angesprochen wie gern ich mal wieder in seinen Armen einschlafen würde, aber er dreht mir den Rücken zu.
Hatte sehr auf meine Reha in 2 Wochen gehofft, die jetzt leider zum 2.mal verschoben wurde.Werde morgen in der Reha anrufen, das ich mit der erneuten Verschiebung nicht einverstanden bin da ich die Reha dringend brauche.
Schön das man sich das hier alles von der Seele schreiben darf
Mandy
Wildwanderer
Beiträge: 13
Registriert: 19. Apr 2024, 16:45

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von Wildwanderer »

Stummer Schrei hat geschrieben: 23. Jun 2024, 13:31 Ich bin plötzlich nicht mehr „Schatz“ sondern werde wieder beim Vornamen genannt!
Und sie ist nur noch auf Facebook oder Instagram! Gibt lustige Kommentare usw.
Es gibt bessere und schlechtere Tage, heute ist es grad wieder zum kotzen!
Diese Phase mit dem Vornamen hatten wir auch mal. Da hab ich allerdings mit „witzigen“ Kommentaren klar gemacht, dass das höchst irritierend ist.

Was ist das mit Social Media? Kann das ein Betroffener vielleicht mal erklären? Macht mein Partner genauso…den ganzen Tag…da wird dann auch gelacht… oder scherzhaft kommentiert…. Flucht aus der Realität und Ablenkung?
mandy24 hat geschrieben: 23. Jun 2024, 13:59 Liebe namanda,Liebe Wildwanderer,
unsere Herren sind Drillinge, ich finde mich so sehr in euren Worten wieder.Auch ich hab es gestern mal wieder vorsichtig in der Ich -Variante ohne Vorwürfe angesprochen.Und hatte doch das Gefühl die Stimmung kippt.

Wie lang hält man diese körperliche Verkümmerung aus?

Mir ist dann letztens sogar mal rausgerutscht(was ja meistens eher die Männer sagen)ich hab ja noch 2 gesunde Hände.Von dem Spruch hat er sich dann allerdings auch etwas angegriffen gefühlt.
Mandy
Liebe Mandy,
willkommen im Club… man weiß ja gar nicht, ob man das gut oder traurig finden soll, dass sich die Geschichten so ähneln.

Dass die Stimmung schnell kippt, das kenne ich auch. Da helfen hier auch keine „ich“- Botschaften. Austeilen kann er sehr gut, nur wenn man es dann umdreht, dann kippt es schnell oder wird abgewiegelt. So flotte Sprüche wir du mit den Händen verkneife ich mir schon direkt.

Wie lange man das aushält? Keine Ahnung…mein Partner liegt mal wieder seit einer Stunde im Bett und vorher auf dem Sofa wurde nur der Hund liebkost.

Kennt ihr das auch, dass man an der Art des Kusses schon weiß, was los ist? An guten Tagen sind die Lippen weich, die Umarmung länger, mal ein Streicheln zwischendurch. An Tagen wie heute sind die Lippen ganz spitz und fest und der Kuss findet quasi nur aus „Pflicht“ statt, habe ich das Gefühl.

In jedem Falle sehr hilfreich dieses Forum zu haben und zu merken, dass man nicht alleine ist.
mandy24
Beiträge: 17
Registriert: 5. Jan 2024, 09:53

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von mandy24 »

Unglaublich, selbst das mit dem spitzen festen Kuss kenn ich.Hab mir darüber bisher nicht allzuviel Gedanken gemacht, aber hat er früher nie gemacht.
Und das Liebkosen des Hundes das alles geht, sehr intensiv und ausdauernd.Auch mehr als vor der Depression.
Aus unserm gemeinsamen Abend ohne Kinder wurde ein Biergartentreffen mit nem Kumpel und mir..und seit wir zu Hause sind übertriebenes Gähnen, was wohl heissen soll jetzt bitte nur noch Ruhe.
Ach mann wie soll das alles weitergehen?
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von DieNeue »

mandy24 hat geschrieben: 23. Jun 2024, 23:05 und seit wir zu Hause sind übertriebenes Gähnen, was wohl heissen soll jetzt bitte nur noch Ruhe.
Häufiges Gähnen kann auch eine Nebenwirkung von Antidepressiva sein. Hatte ich mal ne Zeit lang am Anfang. Hat nicht müde gemacht, aber ich musste ständig gähnen.
namanda
Beiträge: 23
Registriert: 17. Mai 2024, 14:24

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von namanda »

Hallo ihr Lieben,

der Drillings-Vergleich ist zum einen Teil beängstigend aber auch irgendwie beruhigend. Mir hilft das so ungemein, dass ich nicht alleine bin.

Gestern Abend hatten wir ein sehr langes und intensives Gespräch über seine aktuelle Gefühlslage. So lange haben wir schon gefühlt ewig nicht mehr geredet und ich bin positiv überrascht, dass es von ihm aus kam.
Er erzählte mir viel darüber was er gerade mit seinem Therapeuten bespricht. Das hat er noch nie so ausführlich erzählt. Er meinte, dass er gerade weder Selbstwertgefühl noch Selbstbewusstsein hat. Und Bestätigung kann er gerade nur von Fremden annehmen und auch wenn es nur kurz anhält. Weder seine Familie noch ich können ihm gerade "beweisen", dass er gut genug für uns ist. Einfach weil es irgendwie ja selbstverständlich, er aber auch momentan nicht wirklich glauben kann, dass wir ihn alle lieben. Zu dem Thema körperliche Nähe ist er auch von sich aus nochmal gekommen. Er meinte, dass er einfach nichts fühlt und es ihm somit gerade überhaupt nichts bringt, wenn wir und küssen, kuscheln, Sex haben etc. Er meinte auch, dass er deswegen ein schlechtes Gewissen gegenüber mir hat, weil er weiß, dass er mich damit verletzt aber er kann nicht anders. Selbst wenn er jetzt mit mir schlafen würde (und er erwähnte auch, dass er in letzter Zeit oft kurz davor war) dann würde er nichts dabei fühlen und ich das nicht verdient habe, weil er es quasi aus Zwang und nicht wegen der Gefühle macht. Daraufhin hab ich einen Scherz gemacht, dass One Night Stands auch ohne Gefühle heraus bestehen und ich war überrascht, dass er das lustig fand aber dennoch sollte es nach 5 Jahren Beziehung auch einfach nicht so sein. Dass er oft auf der Couch schläft, hat er damit begründet, dass er es gerade nicht fühlt und aber auch nicht verdient gerade neben mir zu liegen, weil er weiß wie traurig er mich momentan macht. Es kamen noch mehr Themen auf aber ich will den Rahmen nicht sprengen. Fazit: Ich habe ihm zum Schluss gesagt, dass ich richtig froh bin, dass er sich mir gerade so öffnet, weil mir das hilft besser mit der Situation klar zukommen. Ich habe auch gesagt, dass ich mich viel mit dem Thema auseinandersetze und ich es nun besser verstehe, was gerade los ist. Und ich trotz allem immer noch bei ihm bin.
Letztenendes ist er sogar ins Bett nachgekommen und wir haben - auch wenn es nur kurz war - Händchen gehalten.

Der nächste Schritt wird trotzdem sein, dass er sich eine eigene Wohnung holt um selbst sein Leben auf die Reihe zu kriegen und er hofft, dass er durch die Therapie und einer evtl. Reha in Zukunft wieder zu sich und letztendlich wieder zu mir findet. Und ich bin damit auch zu 100% einverstanden.

War viel blabla über das eigentliche Thema hinaus, aber ich musste das für mich selbst nochmal alles reflektieren und vielleicht hilft es euch ja auch.
mandy24
Beiträge: 17
Registriert: 5. Jan 2024, 09:53

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von mandy24 »

Liebe namanda,
erst einmal bin ich sehr berührt, dass dein Mann nun so offen gesprochen hat.Das würd ich mir hier auch sehr wünschen.
Mein Mann macht aber auch keine Therapie , sondern verlässt sich auf die Medikamente.Ich denke eine Kombination aus beidem wäre das beste, dann würde mein Mann sich mehr öffnen und dein Mann würde dann vielleicht ohne räumliche Trennung versuchen es zu packen.
Es hört sich jedenfalls sehr positiv bei dir an und er scheint ja auch zu versuchen das ihr wieder eine gemeinsame Zukunft habt.Ich fand es trotzdem schade zu lesen, dass er denkt das ihm eine Zweitwohnung dabei hilft.
Vielen Dank das du das Gespräch mit uns geteilt hast, jede Erklärung von den Erkrankten hilft mir zu verstehen, was bei unsern Liebsten verkehrt läuft.Ich versuche auch viel aus Podcasts etc.zu lernen.u.a.fand ich diesen Beitrag auch gut. Von Torsten Ströter, das gibt Mut das man die Krankheit such überwinden kann und sogar daran wachsen kann.https://youtu.be/v8GQEX9bFwc?si=QN7tixrN3Isu3lKt
namanda
Beiträge: 23
Registriert: 17. Mai 2024, 14:24

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von namanda »

mandy24 hat geschrieben: 25. Jun 2024, 17:49 Liebe namanda,
erst einmal bin ich sehr berührt, dass dein Mann nun so offen gesprochen hat.Das würd ich mir hier auch sehr wünschen.
Mein Mann macht aber auch keine Therapie , sondern verlässt sich auf die Medikamente.Ich denke eine Kombination aus beidem wäre das beste, dann würde mein Mann sich mehr öffnen und dein Mann würde dann vielleicht ohne räumliche Trennung versuchen es zu packen.
Es hört sich jedenfalls sehr positiv bei dir an und er scheint ja auch zu versuchen das ihr wieder eine gemeinsame Zukunft habt.Ich fand es trotzdem schade zu lesen, dass er denkt das ihm eine Zweitwohnung dabei hilft.
Vielen Dank das du das Gespräch mit uns geteilt hast, jede Erklärung von den Erkrankten hilft mir zu verstehen, was bei unsern Liebsten verkehrt läuft.Ich versuche auch viel aus Podcasts etc.zu lernen.u.a.fand ich diesen Beitrag auch gut. Von Torsten Ströter, das gibt Mut das man die Krankheit such überwinden kann und sogar daran wachsen kann.https://youtu.be/v8GQEX9bFwc?si=QN7tixrN3Isu3lKt
Hallo Mandy,

danke für deine lieben Worte. Ich hoffe, dass dein Mann auch irgendwann die Kraft findet einen Therapieplatz zu suchen. Bei meinem hat es 1,5 Jahre gedauert bis es bei ihm Klick gemacht hat. Bezüglich der anderen Wohnung war es für mich auch erst vor paar Wochen ein Schock aber aktuell denke ich so, dass ich dann auch erstmal besser wieder mal auf mich schauen kann und wir dann wieder anfangen aktiv Zeit miteinander zu verbringen und nicht nur nebeneinander herleben. Dieser Weg ist mir lieber als ganz Schluss zu machen. Ich seh es als Resetknopf der Beziehung und bin da mittlerweile optimistisch bzw. seh es auch irgendwie als letzte Chance. Vielleicht hab ich aber auch zu viel Hoffnungen.

Danke für den Podcast Tipp! Ich hör mir jeden Tag Podcasts an, bin richtig süchtig geworden 😀 Ich war früher sehr skeptisch gegenüber Podcasts und jetzt merke ich wie gut mir das tut und wie viel ich lerne.
Meine Favoriten sind aktuell Stefanie Stahl und Lukas Klaschinski.
Wildwanderer
Beiträge: 13
Registriert: 19. Apr 2024, 16:45

Re: Eigene Bedürfnisse mit depressiven Partner teilen?

Beitrag von Wildwanderer »

Liebe Namanda,
Es freut mich wirklich sehr, dass dein Partner sich so geöffnet hat. Mir helfen diese (wenn auch seltenen) Gespräche auch sehr mehr Verständnis zu haben.
Bei allem Ärger dürfen wir ja auch nicht vergessen, dass es sich um eine Krankheit handelt. Fällt immer schwer, da man so wenig differenzieren kann, was nun wirkliches Verhalten ist und was die Erkrankung….

Ich drücke in jedem Fall die Daumen!!

Bezüglich Literatur: das Buch von Kurt Krömer war auch super für mich. Gibts auch als Hörbuch und er gibt tolle Einblicke in die Krankheit und die Therapie.
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